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Herzog Oldřich (Ulrich) von Böhmen (Přemysliden)

Herzog Oldřich (Ulrich) von Böhmen (Přemysliden)

männlich - 1034

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Generation: 1

  1. 1.  Herzog Oldřich (Ulrich) von Böhmen (Přemysliden)Herzog Oldřich (Ulrich) von Böhmen (Přemysliden) (Sohn von Herzog Boleslaw II. von Böhmen (Přemysliden) und Hemma); gestorben am 9 Nov 1034.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel (genauer): 1012 bis 1034, Fürstentum, Herzogtum, Königreich Böhmen; Herzog von Böhmen

    Notizen:

    Zitat aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Oldřich (Apr 2018)

    Oldřich (deutsch auch Udalrich) († 9. November 1034) war von 1012 bis 1034 Herzog von Böhmen aus der Dynastie der Přemysliden. Unter seiner Herrschaft kam es nach dem Niedergang Böhmens um die Jahrtausendwende zu einer ersten Konsolidierung des Landes und zu einer Rückeroberung Mährens aus polnischer Besetzung.

    Oldřich (deutsch auch Udalrich) († 9. November 1034) war von 1012 bis 1034 Herzog von Böhmen aus der Dynastie der Přemysliden. Unter seiner Herrschaft kam es nach dem Niedergang Böhmens um die Jahrtausendwende zu einer ersten Konsolidierung des Landes und zu einer Rückeroberung Mährens aus polnischer Besetzung.

    Leben
    Oldřich war der dritte Sohn von Boleslav II. und seiner Frau Hemma. Vor seinem Bruder Boleslav III. floh er um 1001 mit seiner Mutter und dem zweiten Bruder Jaromír nach Regensburg und kehrte 1004 mit diesem nach Böhmen zurück.
    Am 12. Mai 1012 setzte er im Einvernehmen mit König Heinrich II. seinen Bruder als Herzog ab. Er akzeptierte zunächst den römisch-deutschen König bzw. Kaiser als Lehnsherr über Böhmen, versuchte aber später mehrfach, sich aus der Abhängigkeit vom Kaiser zu lösen. In diese Herrschaftsphase fiel eine leichte Konsolidierung des von Unruhen erschütterten Böhmen. Oldřich beseitigte 1014 die adlige Opposition im Land. Dem Gewaltakt fielen vor allem Angehörige der Vršovci zum Opfer, Hauptkonknkurrenten der Přemysliden-Dynastie. 1019 eroberte er Mähren, das unter polnischer Vorherrschaft stand. Die Herrschaft in dem eroberten Gebiet übertrug er seinem Sohn Břetislav I. Der Anschluss Mährens trug zu einer Stabilisierung der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse bei. Oldřichs Großvater Boleslav I. hatte im 10. Jahrhundert große Gebiete im Norden und Osten erobert, die aber bis zur Jahrtausendwende verloren gegangen waren. Ein solcher Expansionskurs war gegenüber den eerstarkten Nachbarländern Polen und Ungarn zu Beginn des 11. Jahrhunderts nicht mehr durchführbar. Oldřich entsandte die „überflüssigen“ Krieger und Beamten nach Mähren und begann so mit einer Umgestaltung des mittelalterlichen böhmischen Staates hin zu einer Organisation, die nicht mehr auf Eroberungen angewiesen war. Die Territorien Böhmens und Mährens blieben seit dieser Zeit miteinander verbunden.

    Im Jahr 1033 wurde der Herzog zum Hoftag in Merseburg vorgeladen, erschien dort aber nicht. Daraufhin nahm ihn der Sohn von Kaiser Konrad II., der spätere Kaiser Heinrich III., gefangen, der Kaiser ließ ihn absetzen und ernannte Jaromír wieder zum Fürsten. Oldřich wurde im folgenden Jahr begnadigt, kehrte nach Böhmen zurück und ließ Jaromír gefangen nehmen und blenden. Auch seinen Sohn Břetislav I., der vom Kaiser mit Mähren belehnt worden war, ließ er vertreiben. Er starb aber schon kurze Zeit später, am 9. November 1034.

    Rezeption
    Die romantische Geschichte von Herzog Oldřich und der schönen Wäscherin Božena war seit dem Mittelalter ein beliebtes Motiv in Literatur, Kunst und Musik. Zu den Werken, die sich des Motivs bedienten, zählen z. B.:
    • Die Chronik des Dalimil, 14. Jahrhundert
    • Oldřich a Božena. – populäres Gedicht von Josef Jungmann, 1806 (Volltext auf Wikisource)
    • Oldřich a Božena. – Oper von František Škroup, uraufgeführt 1828.
    • Oldřich a Božena. – Ouvertüre zu einem Marionettenspiel von Bedřich Smetana, 1863.
    • Oldřich a Božena. – Monumentalgemälde von František Ženíšek, 1884, das auch als farbige Reproduktion verbreitet war.
    • Oldřich a Božena. – Film von Otakar Vávra, 1984.


    Titel (genauer):
    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_böhmischen_Herrscher

    Das Königreich Böhmen (tschechisch České království, lateinisch Regnum Bohemiae) war eine Monarchie auf dem heute tschechischen Gebiet der historischen Region Böhmen in Mitteleuropa und bildete das Kerngebiet der ihm zugehörigen Länder der Böhmischen Krone. Diese Länder bildeten ab 1526 den nordwestlichen Teil der Habsburgermonarchie und hatten Prag als königliche Hauptstadt.
    Das Königreich entstand im Jahr 1198 und war von seiner Gründung bis 1806 ein Teil des Heiligen Römischen Reiches. 1804 wurde es im Kaisertum Österreich zu einem Kronland erhoben, das wie schon zuvor von der Dynastie des Hauses Habsburg regiert wurde. Am Ende des Ersten Weltkriegs und dem darauffolgenden Zerfall Österreich-Ungarns ging das Gebiet am 31. Oktober 1918 in der neu gegründeten Tschechoslowakei auf.
    Zitat aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Böhmen (Aug 2023)

    Familie/Ehepartner: Božena (Beatrice). Božena gestorben in 1052. [Familienblatt] [Familientafel]

    Notizen:

    Verheiratet:
    Oldřich war verheiratet, der Name seiner Frau ist unbekannt. Die Ehe blieb kinderlos.

    Für den Fortbestand der Dynastie sorgte er mit Hilfe seiner zweiten Frau Božena, der Mutter Břetislavs I. Diese war nach einer Erzählung des Chronisten Cosmas von Prag die Tochter eines Bauern, die der Herzog auf der Rückkehr von der Jagd beim Wäschewaschen angetroffen und geheiratet hatte, ohne seine erste Ehe aufzulösen.

    Kinder:
    1. Herzog Břetislav I. von Böhmen (Přemysliden) gestorben am 10 Jan 1055 in Chrudim; wurde beigesetzt in Veitsdom, Prag.

Generation: 2

  1. 2.  Herzog Boleslaw II. von Böhmen (Přemysliden)Herzog Boleslaw II. von Böhmen (Přemysliden) (Sohn von Herzog Boleslaw I. von Böhmen (Přemysliden) und Biagota); gestorben am 7 Feb 999.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel (genauer): 967 bis 999, Fürstentum, Herzogtum, Königreich Böhmen; Herzog von Böhmen über die zentrale Region um Prag, das dominierende Territorium Böhmens

    Notizen:

    Zitat aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Boleslav_II._(Böhmen) (Okt 2017)

    Boleslav II. († 7. Februar 999), auch Boleslav der Fromme (tsch. Boleslav II. Pobožný), war ein böhmischer Fürst aus dem Geschlecht der Přemysliden. Er herrschte als Herzog von Böhmen von 967 bis 999 über die zentrale Region um Prag, das dominierende Territorium Böhmens.

    Leben
    Boleslav II. war ein Sohn Boleslavs I. des Grausamen. Sein Geburtsdatum ist unbekannt; Schätzungen verlegen es meist in die 930er bis 940er Jahre. In den Quellen wird er erstmals aus Anlass seines Regierungsantritts 972 genannt. Widukind von Corvey erwähnt zwar einen Sohn Boleslavs I., der 950 seinen Vater im Kampf gegen Otto I. unterstützte; dieser namenlose Sohn war aber nach Meinung der meisten Historiker nicht mit Boleslav II. identisch und im Jahr 972 möglicherweise bereits verstorben. Auch die anderen Nachkommen Boleslavs I. kamen für die Thronfolge nicht in Frage: Doubravka war mit dem polnischen Herzog verheiratet, die jüngeren Kinder Strachkvas und Mlada für den geistlichen Stand bestimmt.[1]

    Böhmische Innenpolitik
    Boleslav II. trat nach dem Tod seines Vaters ein schweres Erbe an. Böhmen stand unter Druck von außen, aber auch durch Machtansprüche seitens der böhmischen Fürsten aus dem Geschlecht der Slavnikiden, durch deren Territorium in Nordostböhmen der wichtige Handelsweg von Spanien über Prag und Kiew bis nach China führte. Nach dem Tod von Slavník, des Anführers des Hauses, 981, begann dessen Sohn Soběslav die Unabhängigkeit seines Territoriums anzustreben und lehnte sich an Polen und Sachsen an. Wegen schwerer Auseinandersetzungen mit Boleslav musste Soběslav in den folgenden Jahren das Land zweimal verlassen. Als 983 der erste Prager Bischof Thietmar starb, wurde Adalbert von Prag, ein Bruder Soběslavs, sein Nachfolger. Damit wurde die Macht der Slavnikiden weiter gestärkt. 995, während eines Feldzugs Ottos III. gegen die Lutizen, an dem Boleslav teilnahm, überfielen von Boleslav dem Frommen gesendete Truppen die Burg Soběslavs und ermordeten einen Großteil seiner Familienmitglieder, wodurch die Opposition zusammenbrach und die Slavnikiden nach dem Tod des nach Polen geflüchteten Soběslav ausstarben[2]. Diese Ausrottung wird in der tschechischen Geschichtsschreibung als entscheidendes Ereignis bei der endgültigen Einigung Böhmens gewertet. Sie führte aber auch zur weiteren Destabilisierung des Landes, die bei Boleslavs II. Tod 999 ihren Höhepunkt erreichte und rund 30 Jahre andauerte [3].

    Bündnispolitik
    Zusammen mit dem polnischen Fürsten Mieszko I. und dessen Sohn Bolesław Chrobry gehörte Boleslav zu den wichtigsten Bundesgenossen des aufrührerischen Herzogs von Bayern, Heinrichs des Zänkers. Anfangs errangen die böhmischen Kämpfer, die auch nördlich des Erzgebirges agierten, einige Erfolge, letztlich behielt Kaiser Otto II. die Oberhand. 976 floh der Zänker zu Boleslav. Militärisch konnte Otto den böhmischen Herzog trotz zweier Feldzüge nach Prag nicht bezwingen. Dennoch unterwarf sich Boleslav 977 Otto und wurde 978 anlässlich des Osterfestes in Quedlinburg von diesem feierlich in seine Gnade aufgenommen.
    Diese Annäherung an Otto ging mit einem grundlegenden Politikwechsel Boleslavs einher: Er wandte sich gegen den einstigen Verbündeten Polen. Die dauerhafte Konkurrenz zwischen den beiden Reichen sollte über Jahrhunderte die Entwicklung Ostmitteleuropas bestimmen. Auch der kurzzeitige erneute Bedeutungsgewinn Heinrichs des Zänkers nach dem Tod Ottos II. konnte diese Neuausrichtung nicht mehr umkehren, obwohl Mieszko und Boleslav 984 Heinrich gemeinsam als König anerkannten. Während Mieszkos Sohn Bolesław eine Tochter des Markgrafen von Meißen heiratete, nahm Boleslav II. mit dem Einverständnis des Zänkers die Burg Meißen selbst in Besitz und ließ den Meißener Bischof Volkold vertreiben. Bolesław von Polen löste daraufhin die für ihn wertlos gewordene Ehe mit der Markgrafentochter auf und heiratete eine ungarische Fürstentochter aus dem Geschlecht der Arpaden. Damit entstand für Böhmen die Gefahr einer Umschließung durch Polen und Ungarn.
    In der Folgezeit band sich Boleslav stärker an Heinrich, während Mieszko frühzeitig erkannt hatte, dass die Partei um den noch unmündigen Otto III. sich durchsetzen würde und sich auf deren Seite schlug. Auch nachdem Heinrich seinerseits Otto III. anerkannt und sich mit der Herzogswürde in Bayern begnügt hatte, hielt Boleslav an der direkten Gefolgschaft zu Heinrich fest. Am Ende dieses Prozesses standen Polen und Ungarn, beide in der Gunst der Reichsregierung befindlich, gegen das bayerisch-böhmische Bündnis. Boleslav besaß in diesem Konfliktfeld eine vergleichsweise schwache Stellung: Er musste 987 die Burg Meißen wieder räumen, 990 brach ein Krieg um Schlesien und Kleinpolen offen aus. In dieser Phase erwies sich zudem Boleslavs Bündnis mit dem heidnischen Lutizenbund als politisch nachteilig, weil die Lutizen drohten, Vermittlungsversuche des Magdeburger Erzbischofs zwischen Böhmen und Polen zu vereiteln. 992 ließ er darum diese Allianz fallen und beteiligte sich an einem Feldzug gegen die Lutizen. In diesem Feldzug bekam er einen Schlaganfall und war eine Zeit lang regierungsunfähig. Mit der Zeit besserte sich sein Gesundheitszustand, völlig gesund wurde er jedoch nicht mehr.
    Auch in seinen letzten Lebensjahren versuchte er die ungünstige politische Lage zu ändern. Damit er jedoch kein Land verlor, musste er sein Heer vergrößern. Dazu benötigte er Geld, das er sich durch die Prägung weiterer Münzen und Sklavenhandel besorgte. Im Gegensatz zu seinem Vater, der nur mit sogenannten Heiden handelte, war sein Sohn gezwungen, auch Bewohner von Böhmen und Mähren, auch diejenigen, die sich zum Christentum bekannten, zu verkaufen.

    Kirchenpolitik
    Auf kirchlicher Ebene versuchte Boleslav eine eigenständige, von der Reichskirche weitgehend unabhängige Landeskirche ins Leben zu rufen. Auch hier geriet er in Konflikt mit Otto II., der 973 durch die Gründung des Bistums Prag unter dem Erzbistum Mainz und die Besetzung des Bischofsstuhls mit dem Sachsen Thietmar Boleslavs Bemühungen erfolgreich entgegenwirkte. 999 stiftete er das Benediktinerkloster Ostrov.

    Rezeptionsgeschichte
    Beide Namenszusätze, „der Fromme“ für Boleslav und „der Grausame“ für seinen Vater, stammen von dem Chronisten Cosmas von Prag, der im Vater den Brudermörder und blutigen Krieger sah, während er seinen Sohn als den edlen, christlichen Herrscher betrachtete. („...der christlichste Mann, der an die allgemeine Kirche glaubt, Vater der Waisen, Beschützer der Witwen, Tröster der Betrübten...“).

    Titel (genauer):
    Das Herzogtum Böhmen, Ducatus Bohemiæ oder České knížectví, später auch als tschechisches Herzogtum bezeichnet[1][2], war eine Monarchie und ein Fürstentum des Heiligen Römischen Reiches in Mitteleuropa während des frühen und hohen Mittelalters. Es wurde um 870 von Tschechen als Teil des Großmährischen Reiches gebildet. Böhmen trennte sich vom zerfallenden Mähren, nachdem Herzog Spytihněv 895 dem ostfränkischen König Arnulf die Treue geschworen hatte. Während die böhmischen Herzöge der Přemysliden, die zunächst auf der Prager Burg und Levý Hradec regierten, weitere Güter unter ihre Kontrolle brachten, wurde die von den Heiligen Kyrill und Method eingeleitete Christianisierung von den fränkischen Bischöfen von Regensburg und Passau fortgesetzt. Im Jahr 973 wurde das Bistum Prag durch die gemeinsamen Bemühungen von Herzog Boleslaus II. und Kaiser Otto I. gegründet.[3] Der verstorbene Herzog Wenzel I. von Böhmen, der 935 von seinem jüngeren Bruder Boleslaus getötet wurde, wurde zum Schutzpatron des Landes.
    Zitat aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Herzogtum_Böhmen (Aug 2023)

    Boleslaw + Hemma. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 3.  Hemma

    Notizen:

    Vier von seinen Söhnen sind namentlich bekannt:
    - Boleslav III.
    - Václav
    - Jaromír
    - Oldřich.


    Verheiratet:
    Boleslav II. war mit Emma verheiratet, hatte aber möglicherweise zuvor oder auch zugleich weitere Ehefrauen.

    Kinder:
    1. 1. Herzog Oldřich (Ulrich) von Böhmen (Přemysliden) gestorben am 9 Nov 1034.


Generation: 3

  1. 4.  Herzog Boleslaw I. von Böhmen (Přemysliden)Herzog Boleslaw I. von Böhmen (Přemysliden) (Sohn von Herzog Vratislaw I. von Böhmen (Přemysliden) und Drahomíra von Stodor); gestorben in 15 Jul 967 oder 972.

    Notizen:

    Zitat aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Boleslav_I._(Böhmen) (Okt 2017)

    Boleslav I. (* um 915; † 967 oder 972) wurde auch Boleslav der Grausame genannt und war ein böhmischer Fürst und Sohn der Drahomíra von Stodor und Vratislavs I.

    Boleslav entstammte dem Geschlecht der Přemysliden. Er wurde nach dem 28. September 935 [1], nachdem er seinen Bruder Wenzel von Böhmen hatte ermorden lassen, Herrscher des in Böhmen dominierenden Fürstentums um Prag. Ein Grund für den Mord an sseinem Bruder dürfte Boleslavs Widerstand gegen die von Wenzel vertretene Anerkennung der Oberhoheit des Königs des Ostfrankenreiches gewesen sein. So stieß Otto I. auch auf Boleslavs massiven Widerstand, als er die Erfolge seines Vaters Heinrich I. in Osteuropa ausbauen und die dortigen Gebiete in das Reich eingliedern wollte.
    Im Gegensatz zu seinen Vorgängern verfolgte Boleslav eindeutig die Expansion seines Landes. Sein Problem war jedoch zunächst, dass er kein ausgebildetes Heer hatte, eine Folge der geringen Bevölkerung Böhmens, die damals etwa eine halbe Million Einwohner zählte, und der fehlenden Finanzmittel. [2]

    Schon kurz nach dem Tod Wenzels gelang es Boleslav offenbar, bis 965 [3] seine Hegemonie über die umliegenden Gebiete, insbesondere die strategisch wichtige Stadt Krakau, durch Liquidierung ihm nicht wohlgesinnter Fürsten auszudehnen und dadurch das Fürstentum Prag endgültig zur bestimmenden Macht Böhmens zu machen. Im Verlauf dieses Prozesses erlangte er auch die Kontrolle über einen wichtigen Handelsweg zwischen Mitteleuropa und dem slawischen Osten, denn Boleslav war jedoch nicht nur ein erfolgreicher Kriegsherr, sondern auch Händler. Prag war zu seiner Zeit Metropole des Sklavenhandels im Gebiet nördlich der Alpen. Die Sklaven waren zu Beginn der Expansion Heiden, meist Gefangene aus den besetzten östlichen slawischen Gebieten. [4] Sie wurden über den damaligen Handelsweg transportiert, der im arabischen Gebiet Spaniens begann und über Frankreich und Süddeutschland, Regensburg und Prag nach Krakau und Kiew und von dort aus weiter nach China führte. Etwa eintaususend Kilometer dieses Weges führte damals durch das Reich des Přemysliden, der ihn mit seinen Burgen schützte [5] und so zusätzliche Einnahmen für sein Heer sicherte.[6] Seine Gefolgschaft wuchs zu einer bedeutenden Streitmacht an, die Kontrolle der Handelswege zog erhebliche Einnahmen nach sich.

    Unter seiner Herrschaft wurden 955 die ersten böhmischen Denare geprägt.
    Ebenfalls zu Beginn seiner Herrschaft unternahm Boleslav 936 Kriegszüge gegen benachbarte thüringische Stämme, die sich unter den Schutz des Sachsen Otto I. stellten. Ein anfänglicher Sieg des Böhmen über ein sächsisches Heer bildete den Anlasass für direkte Auseinandersetzungen zwischen dem deutschen König und Boleslav, in deren Verlauf Otto I. nach zähen Kämpfen schließlich die Oberhand gewann. 946 musste Boleslav erstmals Geiseln stellen. Im Sommer 950 war er schließlich gezwungenn, sich endgültig der Oberhoheit Ottos I. zu unterwerfen. Er befreite sich für kurze Zeit, wurde aber 954 wieder zur Huldigung Ottos gezwungen, blieb nun dem Kaiser wie dem Christentum treu und kämpfte in der Schlacht auf dem Lechfeld (955) gegen die Magyaren mit. Sein Kontingent von rund tausend Mann kämpfte vor allem gegen die Hilfstruppen des Gegners. Unmittelbar danach beteiligte er sich an einem Feldzug Ottos gegen die Elbslawen und kämpfte in der Schlacht an der Raxa.[7] Eine andere Version der Geschichtsschreibung, geht davon aus, dass Otto den Přemysliden zu Gunsten der Slawnikiden schwächen wollte, damit diese schließlich zwei Drittel von Böhmen beherrschten. [8]

    Mit dem Herzog der Polanen Mieszko I. befand sich Boleslav im Konflikt um verschiedene kleinpolnische Territorien, der jedoch durch die Verheiratung Boleslavs Tochter Dubrawka mit Mieszko 963 oder 964 entschärft wurde. Kurz darauf beteiligten sich sogar böhmische Kämpfer an Feldzügen Mieszkos gegen den sächsischen Grafen Wichmann II. den Jüngeren. Auch mit den Ungarn soll er bis 955 größtenteils in Frieden gelebt haben. [9]
    Allerdings verlor er in seinem großen Reich die Übersicht aber auch die Einflussnahme. Teile wurden daher an seine Anhänger oder Anhänger zur Verwaltung anvertraut. [10]

    Am Ende seines Lebens bemühte er sich um die religiöse Selbständigkeit des Landes. Die Gründung des Prager Bistum erlebte er jedoch nicht mehr. Cosmas von Prag nennt als Todesdatum Boleslavs I. den 15. Juli 967. Die neuere Forschung lehnt diesese Datierung als offensichtliche Fehlinformation ab, entstanden aus der Absicht des Chronisten, die Verdienste um das Bistum nicht dem Brudermörder Boleslav I., sondern seinem Sohn und Nachfolger Boleslav II. zuschreiben zu können. Nach späteren und glaubwürdigeren Quellen starb Boleslav I. 972, als die Verhandlungen mit der Kurie bereits abgeschlossen waren. Das eigenständige Bistum für Böhmen und Mähren wurde ein Jahr nach seinem Tod gegründet.

    Boleslaw + Biagota. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 5.  Biagota

    Notizen:

    Mit seiner Frau Biagota hatte er vier Kinder:
    - Doubravka (Dobrava, Bonna)
    - Boleslav II.
    - Strachkvas (Kristián)
    - Mlada

    Kinder:
    1. Herzogin Dubrawka von Böhmen gestorben in 977.
    2. 2. Herzog Boleslaw II. von Böhmen (Přemysliden) gestorben am 7 Feb 999.


Generation: 4

  1. 8.  Herzog Vratislaw I. von Böhmen (Přemysliden)Herzog Vratislaw I. von Böhmen (Přemysliden) wurde geboren in cir 888 (Sohn von Fürst Bořivoj I. von Böhmen (Přemysliden) und Ludmilla von Böhmen); gestorben am 13 Feb 921; wurde beigesetzt in St. Georgs-Basilika, Prager Burg.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel (genauer): Fürstentum, Herzogtum, Königreich Böhmen; Herzog von Böhmen

    Notizen:

    Zitat aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Vratislav_I. (Jul 2017)

    Vratislav I. (* um 888; † 13. Februar 921) war ein böhmischer Herzog von aus dem Geschlecht der Přemysliden und Vater des Heiligen Wenzel.

    Vratislav war der Sohn von Herzog Bořivoj I. und dessen Gattin Ludmilla. Seit etwa 906 war er mit Drahomíra aus dem westslawischen Stamm der Heveller verheiratet. Aus dieser Ehe entstammten unter anderem der Heilige Wenzel, Boleslav I. und vermutlich ein weiterer Sohn namens Spytihněv sowie vier Töchter.

    915 übernahm er nach dem Tod seines Bruders Spytihněv I. die Herrschaft über die zentralbömische Region um Prag, die er bis zu seinem Tod 921 ausübte. Außenpolitisch gehörte Böhmen in seiner Regierungszeit in den Einflussbereich des bayerischen Herzogs Arnulf I. Um sich gegen die wachsende Bedrohung durch die sächsischen Herzöge zu schützen, schloss Böhmen weitere Bündnisse. Die Heirat Vratislavs mit Drahomíra verband das Land mit dem damals mächtigsten elbslawischen Stamm. Den magyarischen Kriegern, die seit Beginn des 10. Jahrhunderts im Westen einfielen, gewährte er freien Durchzug durch Böhmen, und 915 beteiligten sich böhmische Krieger an einem ungarischen Überfall in Sachsen.
    Im Inneren stärkten die Söhne des ersten christlichen böhmischen Herzogs Bořivoj die dominierende Rolle der Přemysliden-Dynastie. Sie bauten neue Burgen an den Grenzen ihres Machtbereiches und drängten den Einfluss anderer böhmischer Fürsten zurrück. Die wenigen schriftlichen und archäologischen Quellen lassen es nicht zu, die Bedeutung beider Brüder in dem Prozess der Staatsbildung genauer voneinander abzugrenzen. Sicher ist, dass 897 zuletzt mehrere Fürsten in Regensburg als Vertreter Böhmens auftraten. Vratislavs Sohn Wenzel ist 929 dagegen bereits unbestritten Herrscher des ganzen Landes, auch wenn die lokalen Fürstentümer fortbestanden. Während der etwa 20-jährigen Regierung Spytihněvs und der anschließenden etwa 6-jährigen Herrschaft Vratislavs setzte sich demnach die Dynastie der Přemysliden endgültig durch.

    Vratislav starb im Alter von 33 Jahren. Sein Grab soll sich in der St. Georgs-Basilika in der Prager Burg befinden.

    Titel (genauer):
    Bořivoj I. († um 888) gilt als erster christlicher Herzog, der noch unter mährischer Oberhoheit die Landeseinigung vorantrieb. Seine Söhne Spytihněv I. und Vratislav I. befreiten sich vom mährischen Einfluss. 895 unterwarf sich Spytihněv I. zusammen mit Vitislav und weiteren böhmischen Großen in Regensburg dem König des Ostfrankenreichs, Arnulf von Kärnten. Die landbesitzenden Großen hatten in Böhmen einen weiterreichenden Einfluss auf die Landesherrschaft als in vielen anderen europäischen Territorien. So wurde die Inthronisierung auf dem Fürstenstuhl in der Prager Burg, die durch die Großen vorgenommen wurde, der entscheidende Akt für die Erlangung der böhmischen Fürstenwürde.
    Zitat aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Böhmens (Aug 2023)

    Vratislaw + Drahomíra von Stodor. Drahomíra wurde geboren in cir 890; gestorben in nach 934. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 9.  Drahomíra von StodorDrahomíra von Stodor wurde geboren in cir 890; gestorben in nach 934.

    Notizen:

    Drahomíra hatte mit Vratislav I. vier Töchter und vermutlich drei Söhne.
    Drahomíra führte nach dem Tod ihres Gemahls die Regierung in Böhmen.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Drahom%C3%ADra

    Drahomíra von Stodor (* um 890, nach anderer Angabe 877; † nach 934, andere Angabe: 936) war eine böhmische Fürstin. Sie war die Ehefrau von Vratislav I. und Mutter des Heiligen Wenzel. 921 übernahm sie für etwa vier bis fünf Jahre die Regentschaft des Přemysliden-Fürstentums in Mittelböhmen. Bekannt wurde Drahomíra als Urheberin des Attentats auf ihre Schwiegermutter, die später heiliggesprochene Ludmilla von Böhmen.

    Drahomíra stammte aus dem westslawischen Stamm der Heveller oder Stodoranen. Sie war wahrscheinlich Schwester oder Tante des Hevellerfürsten Tugumir. 906/907 heiratete sie den böhmischen Herzog Vratislav I.[1] Sie brachte sechs oder sieben Kinder zur Welt. Ihre Söhne waren Wenzel und Boleslav, eine der Wenzelslegenden erwähnt auch einen dritten Sohn namens Spitihněv. Hier handelt es sich aber möglicherweise um eine Verwechslung, denn Spytihněv I. war ein Sohn Ludmillas und Drahomíras Schwager. Von ihren vier Töchtern ist nur Přibislava namentlich bekannt. Sie war nach Wenzels Tod Nonne in Prag.
    Nach dem Tod Vratislavs im Frühjahr 921 übertrug ihr die Stammesversammlung die Regentschaft für ihren minderjährigen Sohn Wenzel. Die Erziehung des Thronfolgers und des jüngeren Boleslav sollte jedoch deren Großmutter Ludmilla übernehmen. Bald kam es zu einem Konflikt zwischen den beiden Frauen. Wenzel sei von Ludmilla und den christlichen Geistlichen verdorben worden, beschwerte sich Drahomira bei den böhmischen Großen. Er solle zu einem Fürsten erzogen werden und gliche stattdessen immer mehr einem Mönch. Sie beauftragte zwei Krieger aus ihrer Gefolgschaft namens Tunna und Gommon, ihre Schwiegermutter zu ermorden. Am 16. September 921 drangen diese in die Burg Tetín ein und erwürgten Ludmilla mit einem Strick. Anschließend verfügte Drahomíra die Vertreibung bayerischer Missionare aus dem Land.
    Die Hintergründe für den Mord werden im politischen und im religiösen Bereich gesucht. Möglicherweise ging es um die Anerkennung der Oberhoheit des ostfränkischen Königs Heinrichs I. über Böhmen. Das Land hatte sich seit 895 mit Bayern verbündet, um Schutz vor den Sachsen zu suchen. Der bayerische Herzog Arnulf hatte sich jedoch 921 Heinrich I. unterworfen und fiel deswegen als Verbündeter gegen die sächsische Expansion aus. Ludmilla soll eine Annäherung an Sachsen befürwortet, Drahomímíra diese abgelehnt haben. Eine Rolle soll im Zuge der beginnenden Christianisierung auch die Auseinandersetzung zwischen Heidentum, vertreten durch Drahomíra, und Christentum, vertreten durch Ludmilla, gespielt haben. Die Angabe, dass Drahomíra Heidin gewesen sei, findet sich in einigen Legenden, die als einzige historische Quellen für die Ereignisse des Jahres 921 in Böhmen zur Verfügung stehen. Die neuere Forschung zweifelt diese Information an und hält sie für einen hagiographischen Topos.
    Ein Jahr später überfiel der bayerische Herzog Arnulf Böhmen, das Ergebnis dieses Feldzuges überliefern die Quellen aber nicht. Fest steht, dass Drahomíra irgendwann zwischen 922 und 925 die Regentschaft abgeben musste, da Wenzel inzwischen volllljährig und regierungsfähig geworden war. Dieser ließ zunächst seine Mutter aus Böhmen vertreiben, holte sie jedoch 925 in allen Ehren wieder zurück. Sie lebte in Prag, hatte jedoch keine politische Macht mehr. Nach der Ermordung von Wenzel (929 oder 935) flüchtete sie zu den Charvaten.


    Literatur
    • Pavla Obrazová, Jan Vlk: Maior Gloria. Svatý kníže Václav, Prag-Paseka-Litomyšl 1994, ISBN 80-85192-94-2.
    • Třeštík, Dušan: Počátky Přemyslovců. Vstup Čechů do dějin (530–935). Praha: Nakladatelství Lidové noviny, 1997. 658 S., ISBN 80-7106-138-7.
    Weblinks
     Commons: Drahomíra von Stodor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    • Literatur von und über Drahomíra im Katalog der Nationalbibliothek der Tschechischen Republik
    • Textauszüge aus drei Quellen zu Drahomira
    Anmerkungen
    1 Jerzy Strzelczyk: Stát Přemyslovců v západoslovanské Evropě. In: Sommer, Petr; Třeštík, Dušan; Žemlička, Josef, et al: Přemyslovci. Budování českého státu. Praha: Nakladatelství Lidové noviny, 2009. ISBN 978-80-7106-352-0, S. 34.

    Kinder:
    1. 4. Herzog Boleslaw I. von Böhmen (Přemysliden) gestorben in 15 Jul 967 oder 972.
    2. Wenzel von Böhmen


Generation: 5

  1. 16.  Fürst Bořivoj I. von Böhmen (Přemysliden)Fürst Bořivoj I. von Böhmen (Přemysliden) wurde geboren in zw 852 und 855; gestorben in zw 888 und 889.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel (genauer): Hherzogtum (Königreich) Böhmen; Fürst von Böhmen

    Notizen:

    Zitat aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Bořivoj_I. (Jul 2017)

    Bořivoj I. (* zwischen 852 und 855; † 888/889) war der erste historisch greifbare böhmische Fürst und der erste bekannte Herrscher aus dem Geschlecht der Přemysliden.

    Sein Sitz war ursprünglich die Burg Levý Hradec nordwestlich des heutigen Prag. Von seinem Rivalen Strojmír ins Mährerreich vertrieben, ordnete er sich der Oberherrschaft des dortigen Königs Svatopluk I. unter und kehrte mit seiner Hilfe nach Böhmen zurück. Dort legte er den Grundstein für die Prager Burg auf dem Berg Hradschin, von der aus er sein Herrschaftsgebiet um Prag regierte. Daraus sollte sich das Herzogtum und spätere Königreich Böhmen entwickeln.

    Obwohl Bořivoj oft als erster Herzog von Böhmen bezeichnet wird, kann man von zu diesem Zeitpunkt noch nicht von einem einzigen böhmischen Herrschaftsgebiet sprechen. Dieses entwickelte sich erst unter seinen Nachfolgern, wobei die damals stattfindende Christianisierung eine große Rolle spielte. Der Überlieferung nach wurde Bořivoj zusammen mit seiner Frau, der später heiliggesprochenen Ludmilla, um das Jahr 880 herum von Erzbischof Method von Saloniki getauft. Mit Ludmilla hatte er zwei namentlich bekannte Söhne, Spytihněv I. und Vratislav I., die nacheinander Herzog wurden. Letzterer ist der Vater des Heiligen Wenzel von Böhmen, der gemeinsam mit Ludmilla zu den Landespatronen Böhmens gehört.

    Titel (genauer):
    Bořivoj I. († um 888) gilt als erster christlicher Herzog, der noch unter mährischer Oberhoheit die Landeseinigung vorantrieb. Seine Söhne Spytihněv I. und Vratislav I. befreiten sich vom mährischen Einfluss. 895 unterwarf sich Spytihněv I. zusammen mit Vitislav und weiteren böhmischen Großen in Regensburg dem König des Ostfrankenreichs, Arnulf von Kärnten.[16] Die landbesitzenden Großen hatten in Böhmen einen weiterreichenden Einfluss auf die Landesherrschaft als in vielen anderen europäischen Territorien. So wurde die Inthronisierung auf dem Fürstenstuhl in der Prager Burg, die durch die Großen vorgenommen wurde, der entscheidende Akt für die Erlangung der böhmischen Fürstenwürde.
    Zitat aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Böhmens (Aug 2023)

    Bořivoj + Ludmilla von Böhmen. Ludmilla wurde geboren in zw 855 und 860; gestorben am 15 Sep 921 in Tetín. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 17.  Ludmilla von BöhmenLudmilla von Böhmen wurde geboren in zw 855 und 860; gestorben am 15 Sep 921 in Tetín.

    Notizen:

    Zitat aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Ludmilla_von_Böhmen (Jul 2017)

    Heilige Ludmilla von Böhmen (auch Lidmilla, tschechisch Svatá Ludmila beziehungsweise Lidmila, * zwischen 855 und 860; † 15. September 921 in Tetín) war eine böhmische Fürstin. Sie war die erste christliche Herrscherin und ist die erste Heilige des Landes. Während ihrer Lebenszeit wurde der Grundstein für die Christianisierung gelegt und die Machtbasis der Přemysliden-Dynastie geschaffen. Das Leben der Großmutter und Erzieherin des heiligen Wenzel wurde in vielen Legenden beschrieben, die grundlegende Quellen zur Geschichte Böhmens im 9. und 10. Jahrhundert sind.

    Die Hauptquelle für das Leben der heiligen Ludmilla ist die sogenannte Christianslegende, die in den Jahren 992 bis 994, möglicherweise im Kloster Břevnov, entstand.[1] Der Legende wird eine hohe Glaubwürdigkeit zugesprochen. Ihr Verfasser ist wahrscheinlich identisch mit dem Prager Benediktinermönch Strachkvas, einem Angehörigen der regierenden Přemysliden-Dynastie, der als solcher mit der Familiengeschichte vertraut war. Zudem will sie offensichtlich keine Heiligenvita im eigentlichen Sinne sein, sondern ist eher als eine Art Chronik angelegt. Sie verzeichnet als erste den Stoff von Přemysl und Libuše, die Gründungssage des Přemysliden-Hauses, und schildert die Geschichte des Landes von den mythischen Anfängen bis ins 10. Jahrhundert. Außer dem Werk Christians gibt es eine Reihe weiterer Wenzels- und Ludmilla-Legenden, die zum Teil älter sind und Christian als Grundlage gedient haben, zum anderen Teil auf ihm und anderen, verlorenen schriftlichen Überlieferungen aufbauen. Neben lateinischen sind altkirchenslawische Legenden aus der Kiewer Rus und Böhmen erhalten. Die Auswertung von Legenden für historische Zusammenhänge ist schwierig; andere zeitgenössische Quellen sind jedoch nicht vorhanden. In westlichen Quellen wie den Annales Fuldenses wird zwar die Situation in Böhmen geschildert, die Person Ludmillas aber nicht erwähnt.

    Ludmilla wurde zwischen 855 und 860 als Tochter des slawischen Fürsten Slavibor geboren. Wo dessen Herrschaftsgebiet lag, ist umstritten. Zwei Möglichkeiten werden in Betracht gezogen: zum einen die Gegend der heutigen tschechischen Stadt Mělník und zum anderen das Gebiet des sorbischen Stammes der Milzener in der Oberlausitz. Für Mělník spricht die Angabe Christians, Ludmilla stamme:
    „ex provincia Sclavorum, que Psou antiquitus nuncupabatur, nunc a modernis ex civitate noviter constructa Mielnik vocitatur. (aus einer slawischen Provinz, die früher Pšov hieß, heute aber nach der neu erbauten Burg Mělník genannt wird).“[2]
    In der Gegend ist mit Hradsko bei Mšeno eine große befestigte Anlage bekannt, die vermutlich in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts entstand. Einen Beweis für Ludmillas Herkunft gibt es hier indes nicht. Auch für die Abstammung aus dem Gebiet der Sorben, die in der sogenannten Prolog-Legende überliefert ist, gibt es starke Anhaltspunkte. Zwischen Böhmen und den sorbischen Stämmen bestanden im 9. und 10. Jahrhundert intensive Kontakte. Vom Frankenreich und insbesondere von den östlichen Herzogtümern ging für beide Gebiete eine ernsthafte Bedrohung aus, es gab gemeinsame kriegerische Aktivitäten. Eine Heirat zur Bekräftigung eines antifränkischen Bündnisses liegt zumindest im Bereich des Möglichen. Auch Ludmillas Schwiegertochter Drahomíra kam nur wenig später aus dem westslawischen Stamm der Heveller als fürstliche Braut nach Böhmen.

    Wahrscheinlich im Jahr 874 heiratete Ludmilla im Alter von etwa 14 Jahren den böhmischen Fürsten Bořivoj. Ob sie dessen einzige Ehefrau war, ist unbekannt. Beide waren zum Zeitpunkt der Eheschließung noch nicht christianisiert, und die Kirche in Böhmen kämpfte noch im 10. Jahrhundert relativ erfolglos gegen Polygamie in den höheren Schichten. Um 875 wurde der erste Sohn Spytihněv geboren, um 888 Vratislav. Dazwischen bekam das Paar einen weiteren Sohn und drei Töchter, deren Namen nicht überliefert sind.
    Bořivojs damalige Stellung lässt sich nicht genau bestimmen. Er wird zwar einerseits als Landesherr (dux, princeps) bezeichnet, im 9. Jahrhundert ist aber mehrfach das Auftreten mehrerer böhmischer Herzöge belegt.[3] Ob dieser Titel Herrschern üüber eigenständige Stämme zustand oder ob es sich um einen Stamm handelte, der sich über mehrere Siedlungskammern verteilte, bleibt unklar. Festzustehen scheint lediglich, dass Böhmen am Ende des 9. Jahrhunderts keinen Alleinherrscher kannte, diie Herzöge aber nach außen hin geschlossen als Vertreter eines Landes auftraten und einen oder mehrere Hauptvertreter duldeten. Der Alleinvertretungsanspruch der Přemysliden-Dynastie wurde erst zu Beginn des 10. Jahrhunderts von Bořivoj, Ludmilla und ihren direkten Nachkommen durchgesetzt.

    Taufe
    Zwischen 882 und 885 wurde das Fürstenpaar getauft, am wahrscheinlichsten scheint das Datum 883 zu sein. Christian schildert den Übertritt Bořivojs zum christlichen Glauben so: Der Fürst sei „in irgendeiner Angelegenheit, die ihn und sein Volk betraf“, bei dem großmährischen Fürsten Svatopluk vorstellig geworden. Dort durfte er nicht am Tisch Platz nehmen, sondern musste nach heidnischer Sitte auf dem Fußboden sitzen. Der mährische Bischof Methodius konnte ihn daraufhin von den Vorteilen einer Taufe überzeugen:
    „Du wirst der Herr deiner Herren werden und alle deine Feinde werden deiner Macht unterworfen und deine Nachkommenschaft wird täglich wachsen wie ein großer Fluss, darin viele Bäche einströmen.“[4]
    Auch wenn der Legende mit Sicherheit nicht wörtlich Glauben geschenkt werden kann, enthält sie Anhaltspunkte für die mögliche Motivation des böhmischen Fürsten zur Konversion. Böhmen war, vermutlich um 883, unter die Vorherrschaft des großmährischen Reiches geraten. Die Taufe könnte also erzwungen gewesen sein, auf jeden Fall musste Bořivoj Christ sein, um am mährischen Hof als gleichberechtigter Gesprächspartner anerkannt zu werden. Über die Taufe Ludmillas schweigt Christian merkwürdigerweise. Nach den Legenden Diffundente Sole und Tempore Michaelis Imperatoris hat sie erst in Böhmen stattgefunden. Bořivoj habe nach der Rückkehr in seinem Wohnort, der Burg Levý Hradec, eine Kirche gebaut, sie dem heiligen Kliment geweiht und einen Priester namens Kaich eingesetzt, den Sventopluk ihm mitgegeben hatte. Kurze Zeit später habe ihm Methodius dort einen Besuch abgestattet und bei der Gelegenheit Ludmilla zusammen mit vielen anderen getauft.

    Sicher ist, dass die Taufe eine Verbindung des entstehenden böhmischen Christentums mit der östlichen slawischen Kirche begründete. Methodius hatte mit seinem Bruder Kyrill ab 863 in Mähren missioniert und die bereits vorhandene, auf Regensburg ausgerichtete Kirchenorganisation reformiert. Kyrill übersetzte das Evangelium und entwickelte die altkirchenslawische Schriftsprache, Methodius wurde ab etwa 869 Bischof in Mähren. Die Liturgie konnte sich nach seinem Tod 885 nicht halten, die slawischen Priester wurden aus Mähren vertrieben. In Böhmen fertigten Mönche dagegen noch im 10. Jahrhundert slawische Schriften an, und Ludmillas Enkel Václav wurde sowohl aus slawischen als auch aus lateinischen Büchern unterrichtet.

    In Böhmen selbst hatte der Glaubenswechsel zunächst negative Folgen. Es kam zu einem landesweiten Aufstand, Bořivoj und Ludmilla wurden vertrieben und mussten nach Mähren fliehen. Das Volk wählte einen neuen Herrscher namens Strojmír. Die Empörurung war wohl nicht allein der Taufe geschuldet, denn immerhin hatten sich bereits 845 in Regensburg 14 böhmische Herzöge taufen lassen, wenn auch ohne bleibenden Erfolg.[5] Wichtiger könnte Bořivojs „Alleingang“ und die damit verbundene Stärkung seiner Machtposition gewesen sein. Strojmír konnte sich jedoch nicht lange an der Macht halten, da er die Landessprache nicht beherrschte, und das Fürstenpaar kehrte aus dem Exil zurück. Bořivoj baute nach der Rückkehr eine zweite, der heiligen Maria geweihte Kirche in der Prager Burg. Vermutlich fand bei der Gelegenheit auch ein Wohnortwechsel und damit die Verlagerung des politischen Zentrum des Landes von Levý Hradec nach Prag statt.

    Witwenstand
    Um 889/890 starb Bořivoj und Ludmilla wurde mit etwa 28 Jahren Witwe. Die Primogenitur, also der Anspruch des ältesten Sohnes Spytihněv auf die Nachfolge, kann für diese Zeit nicht zweifelsfrei angenommen werden. Vielmehr konnte die Herrschaft vermutlich noch nach der älteren Tradition auf das älteste Mitglied der Familie oder durch Wahl auf jedes andere erwachsene Familienmitglied übertragen werden. Wie die Erbfolge innerhalb des Landes geregelt wurde, ist unbekannt, Böhmen wurde jedenfalls im März 890 in einer Zusammenkunft des ostfränkischen Königs Arnulf und Sventopluks dem mährischen König zur direkten Herrschaft übergeben.[6] Ludmilla konnte höchstwahrscheinlich weiterhin über das Gefolge und den fürstlichen Besitz verfügen, und die Landesteilung in mehrere Gebiete dauerte fort: Als nach Sventopluks Tod die böhmischen Herzöge im Jahre 895 nach Regensburg kamen, um sich Arnulf von Kärnten zu unterwerfen, werden als ihre Anführer ein nicht weiter bekannter Witizla und Spytihněv, Ludmillas Sohn, genannt.[7]

    In der Folgezeit haben sich die Přemysliden-Herrscher endgültig durchgesetzt. Spytihněvs Herrschaft dauerte etwa 20 Jahre, anschließend regierte weitere fünf bis sechs Jahre sein Bruder Vratislav. Formal gehörte das Land weiterhin in den Einflussbereich des Ostfrankenreichs, das aber durch die Ungarneinfälle geschwächt war. Böhmen war von den Angriffen offenbar weniger betroffen als seine Nachbarn, und die Brüder nutzten die Zeit zum Aufbau eines geschlossenen Herrschaftsbezirks, der sogenannten Přemysliden-Domäne. Deren Hauptorte Prag, Levý Hradec und Budeč wurden von einem Kreis weiterer Befestigungen umgeben: Die Burgen in Tetín, Libušín, Mělník, Stará Boleslav und Lštění sind alle etwa 30 Kilometer Luftlinie von Prag entfernt und liegen an wichtigen Verkehrswegen. Sie wurden mit einer Kirche und einem Palas ausgestattet und dienten wohl oft als Wohnsitz nichtregierender Familienmitglieder.

    Von Ludmilla ist aus dieser Zeit bekannt, dass sie bereits zu Lebzeiten ihres Sohnes Vratislav die Erziehung ihrer Enkel Václav und Boleslav übernahm und diese nach christlichen Grundsätzen ausrichtete. Sie bewohnte ein eigenes Haus in der Prager Burg und verfügte über ein eigenes Gefolge. Die Mutter der Kinder, Vratislavs Ehefrau Drahomíra, war dagegen möglicherweise noch nicht getauft.

    Tod
    921 starb Vratislav, vielleicht am 13. Februar. Sein Sohn Václav war zu diesem Zeitpunkt etwa 13 Jahre, Boleslav etwa 7 bis 8 Jahre alt. Die Großen des Landes ernannten Václav trotz dessen Minderjährigkeit zum Nachfolger seines Vaters, betrauten aber Ludmilla mit der Erziehung der Kinder. Drahomíra musste in diesem Schritt eine entscheidende Schwächung ihrer Machtstellung als faktische Regentin befürchtet haben. Spätestens im Sommer 921 kam es zum offenen Konflikt beider Frauen, in dem Ludmilla unterlag. Sie ließ ihrer Schwiegertochter ausrichten:
    „Ich will nicht über dich herrschen. Nimm deine Söhne, wie es dir beliebt, regiere mit ihnen, gewähre mir aber die Freiheit, dem allmächtigen Christus zu dienen, an einem dir genehmen Ort.“[8]

    Ludmilla übergab die Enkel an deren Mutter und begab sich mit ihrem Gefolge nach Tetín, einer der Přemysliden-Burgen, die auf dem Weg nach Regensburg lag. Sie verließ also die Domäne nicht und stellte damit offenbar weiterhin eine Gefahr für Drahomíra dar. Im September beschloss die Regentin jedenfalls, die Schwiegermutter töten zu lassen, und sandte einen Teil ihres Gefolges unter dem Befehl zweier Männer namens Tunna und Gommon mit einem eindeutigen Auftrag aus.

    Am 15. September trafen die Krieger in Tetín ein. Nach den Worten Christians ahnte Ludmilla, was passieren würde, ließ ihren Priester Pavel eine Messe lesen und legte die Beichte ab. Nach Anbruch der Dunkelheit, nach damaliger Zeitrechnung also bereits am 16. September, brachen die Eindringlinge das Tor auf und einige, darunter Tunna und Gommon, drangen in das Haus ein. Bewaffneten Widerstand gab es nicht, nur die Fürstin versuchte noch, mit ihren Mördern zu reden. Vergeblich: Die Männer rissen sie aus dem Bett, ließen sie ein letztes Gebet sprechen und erwürgten sie mit einem Strick, nach einer anderen Lesart mit einem Schleier. Ludmillas Bitte, mit dem Schwert enthauptet zu werden, wurde verwehrt. Die Todesart galt den Hagiographen als besonders grausam, da sie ohne Blutvergießen stattfand. Dies war aber für einen Märtyrer eine der Voraussetzungen für die Heiligsprechung. Gleichzeitig wird daraus auf die Herkunft Tunna und Gommons geschlossen. Die Erdrosselung uund anschließende Verbrennung von Witwen in der Kiewer Rus beschrieb für den genannten Zeitraum Ahmad Ibn Fadlān, und so wird vermutet, die beiden Männer seien Waräger in böhmischen Diensten gewesen.[9] Gegen diese These gibt es ein gravierendes Gegenargument: Zur Vollziehung einer derartigen Opferhandlung hätte Ludmilla ihrem Tod zustimmen müssen, was sie eindeutig nicht getan hatte. Ebenso möglich ist daher, dass Drahomira die Erdrosselung befohlen hatte, um einen Märtyrerkult um ihre Schwiegermutter zu verhindern.

    Für Tunna und Gommon hatte sich die Tat nicht ausgezahlt. Sie wurden zwar reich belohnt und stiegen in der Folgezeit zu einer fürstengleichen Stellung auf, doch bald ließ Drahomíra die Täter „bestrafen“: Tunna konnte zwar fliehen, aber Gommon und alle Angehörigen beider Krieger wurden auf Geheiß der Fürstin getötet.

    Kult
    Nach ihrem Tod erhielt Ludmilla ein rasches Begräbnis an der Mauer ihres Hauses in Tetín. Noch in den Jahren 921 bis 924 ließ Drahomíra über dem Grab eine Kirche errichten und dem Erzengel Michael weihen. Dass ausgerechnet die heidnische Fürstin einen Sakralbau befahl, erschien den Legendisten unglaubwürdig. Nach Aussage Christians sollte dadurch die sich bereits abzeichnende Verehrung gestoppt und umgelenkt werden. Kultbauten über den Gräbern Verstorbener sind allerdings keine christtliche Erfindung: Auch andere frühe west- und mitteleuropäische Memorialkirchen weisen Verbindungen zum vorchristlichen Totenkult auf. Die Berichte können somit auf einen alten Brauch hinweisen, der in Drahomíras Zeit noch lebendig und akzeptiert war.[10]

    Ludmillas Tod fiel jedenfalls nicht dem Vergessen anheim: einer der ersten selbständigen Amtshandlungen ihres Enkels Václav nach dem Regierungsantritt war 925 die Übertragung der Gebeine seiner Großmutter nach Prag und ihre Umbettung in die Basilika des heiligen Georg. Mit der feierlichen Translatio war Ludmillas Status als Heilige begründet; eine offizielle Heiligsprechung war im 10. Jahrhundert noch nicht üblich und nötig. Die kirchliche Bestätigung erteilte erst 1143–1144 der päpstliche Legat Guido di Castello während eines Besuches in Prag.
    Der Kult war von Beginn an der einer dynastischen Heiligen und sollte die Macht des Přemysliden-Hauses unterstreichen. Im Gegensatz zum Kult ihres Enkels setzte er sich nur zögerlich durch. Die Verehrung war zunächst auf das Benediktinerinnenkloster beschränkt, dem um 970 die Georgskirche zufiel, und noch zu Beginn des 12. Jahrhunderts lehnten die Prager Bischöfe eine Anerkennung ab. Nach Cosmas von Prag wollte die Äbtissin von St. Georg im Jahr 1100 ein Stück von Ludmillas Schleier bei einer Kirchenweihe als Reliquie verwenden, Bischof Herman war jedoch dagegen. Der Stoff wurde daraufhin einer Feuerprobe unterzogen und bestand, womit die Heiligkeit zweifelsfrei bewiesen war. Den Bericht der Chronik unterstützt ein archäologischer Fund: Als 1981 Ludmillas Grab geöffnet wurde, fand man eine weiße Textilie mit eingewebtem geometrischen Muster, die offenbar von Beginn an dort gelegen hatte.[11]
    Erst am Ende des 12. Jahrhunderts stieg Ludmilla in den Kreis der Schutzpatrone Böhmens auf. In der Prager Kapitular-Handschrift des Augustinus-Werkes De civitate dei, die zwischen 1197 und 1214 entstand, steht sie in einer Reihe neben Václav, Vojtěch und Prokop und ist damit eine der vier Hauptpatrone des Landes.
    Besonderen Aufschwung nahm die Ludmilla-Verehrung, als mit Kunigunde eine Tochter des Königs Ottokar II. Přemysl Äbtissin des Georgs-Klosters wurde (1302–1321). Im Laufe des 14. Jahrhunderts entstanden die wertvollsten Darstellungen der Heiligenen. Theoderich von Prag, Hofmaler Kaiser Karls IV., bildete sie in einigen seiner Fresken in der Kapelle der Burg Karlštejn ab. Bekannt sind die Bilderzyklen zur Wenzels- und Ludmilla-Legende in zwei illustrierten Prachthandschriften, der um 1350 entstandenen Velislaus-Bibel und der lateinischen Übersetzung der Dalimil-Chronik vom Anfang des 14. Jahrhunderts.
    Neben ihrer Funktion als Schutzheilige des Landes und der Přemysliden diente Ludmilla als Patronin der Winzer, der Großmütter, Mütter und der christlichen Erzieher. Die bildlichen Darstellungen zeigen sie im langen Kleid mit einem Schleier oder einer fürstlichen Kopfbedeckung, ihr Attribut ist meist ein Schal oder ein Strick. Oft wird sie mit dem heiligen Wenzel als dessen Lehrerin abgebildet. Als Gedenktage werden der Todestag am 16. September und die Übertragung am 10. November gefeiert.

    Antonín Dvořák schuf 1886 das Oratorium Die Heilige Ludmilla. Die Prager Ludmillakirche wurde 1892 vollendet.

    Auswahl der Legenden
    In den früh- und hochmittelalterlichen Legenden über ihren Enkel Wenzel wird Ludmilla meist nur am Rande erwähnt. Die wichtigsten ihr selbst gewidmeten hagiographischen Zeugnisse sind:
    • Fuit in provincia Boemorum – die älteste erhaltene Ludmilla-Legende, entstanden in Prag kurz nach 975. Herausgegeben von V. Chaloupecký: Prameny 10. století Legendy Kristiánovy o sv. Václavu a sv. Ludmile. Prag 1939. Unter dem Titel Passio. Ludmillae ediert von Oswald Holder-Egger in MGH SS 15,1, Hannover 1887, S. 572–574 (Digitalisat)
    • Legenda Christiani. Vita et passio sancti Wenceslai et sancte Ludmile ave eius. – Christianslegende, entstanden um 992–994. Herausgegeben von Jaroslav Ludvíkovský, Prag 1978. E-Text (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive)
    • Prolog-Legende – kurzer altkirchenslawischer Text, entstanden in Russland, vermutlich Ende des 11. bis Anfang des 13. Jahrhunderts. Herausgegeben von Josef Vajs in: Sborník staroslovanských literárních památek o Sv. Václavu a Sv. Lidmile, Prg 1929. (Lateinische Übersetzung des 19. Jahrhunderts durch A. Brückner)
    • Diffundente sole – entstanden wohl frühestens im 13. Jahrhundert. Herausgegeben von Jaroslav Ludvíkovský in Magnae Moraviae Fontes Historici II, Prag 1967, S. 276–283.

    Notizen:

    Ludmilla hatte mit Bořivoj I. zwei Söhne.

    Kinder:
    1. 8. Herzog Vratislaw I. von Böhmen (Přemysliden) wurde geboren in cir 888; gestorben am 13 Feb 921; wurde beigesetzt in St. Georgs-Basilika, Prager Burg.