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Königin Anne Boleyn

Königin Anne Boleyn

weiblich 1507 - 1536  (29 Jahre)

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Generation: 1

  1. 1.  Königin Anne BoleynKönigin Anne Boleyn wurde geboren am 1501 od 1507 in Blickling Hall Norfolk ? (Tochter von Thomas Boleyn und Elizabeth Howard); gestorben am 19 Mai 1536 in London, England.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel (genauer): Pembroke Castle, Wales; Marquess of Pembroke (Marchioness of Pembroke)
    • Titel (genauer): 1533 bis 1536, England; Königin von England

    Notizen:

    Kinder mit Heinrich VIII.

    • Elisabeth I. (* 7. September 1533; † 24. März 1603)
    • Henry (*/† 1534); Historiker sind sich unsicher, ob dieses Kind tot geboren wurde oder kurz nach der Geburt starb. Die Geburt selbst und das Geschlecht des Kindes sind nicht sicher belegt.
    • Edward (*/† 29. Januar 1536)

    https://de.wikipedia.org/wiki/Anne_Boleyn

    Anne Boleyn[1] [ˈbʊlɪn, bʊˈlɪn], 1. Marquess of Pembroke (* 1501[2] oder 1507,[3] wahrscheinlich in Blickling Hall (Norfolk); † 19. Mai 1536 in London) war die zweite der sechs Ehefrauen Heinrichs VIII. und von 1533 bis 1536 Königin von England.
    Ihre Weigerung, sich dem König als Mätresse hinzugeben, führte zu dessen Scheidung von Katharina von Aragon und war einer der Auslöser für die Entstehung der Anglikanischen Kirche durch Trennung der Kirche Englands von Rom. Doch wie auch Katharina schenkte sie Heinrich VIII. nicht den erhofften männlichen Erben. Anne Boleyn fiel in Ungnade und wurde wegen vorgeblichen Ehebruchs und Hochverrats am 19. Mai 1536 enthauptet. Ihre Tochter Elisabeth I. wurde später indessen eine der bedeutendsten und am längsten regierenden Königinnen Englands.
    Annes Cousine Catherine Howard wurde vier Jahre nach ihrem Tod Heinrichs fünfte Ehefrau und 1542 wegen Ehebruchs enthauptet.

    Historische Bedeutung
    Da der Papst ihm keine Annullierung seiner Ehe mit Katharina von Aragon gewähren wollte, wandte sich Heinrich VIII. von der römisch-katholischen Kirche ab, indem er die anglikanische Kirche mit sich als Oberhaupt abspaltete, um eine Heirat mit Anne Boleyn zu ermöglichen. Die Scheidung des Königs von Katharina von Aragón – gegen die päpstliche Dispens und gegen das Urteil des Papstes – stellen den Beginn der englischen Reformation dar, die Abspaltung der Anglikanischen (englischen) Landeskirche und das Ende des alleinigen Einflusses des Papstes auf königliche Ehen und Scheidungen innerhalb der Anglikanischen Landeskirche, die seit dem 6. Jahrhundert bestand. Heinrich wurde später auch das Oberhaupt der englischen Kirche, das allein über religiöse Fragen entscheiden konnte. Daher stellt die Heirat mit Anne Boleyn nicht nur eine Abspaltung in religiöser Hinsicht, sondern auch eine Abspaltung des Landes England von der römisch-katholischen Kirche dar (Siehe hierzu: Geschichte der anglikanischen Kirche).[4] Anne wurde später als Märtyrerin der englischen Protestanten gefeiert (vor allem in den Werken von John Foxe).[5] Anne Boleyn ist die bekannteste der sechs Frauen König Heinrichs VIII. von England. Ihr Aufsttieg zur Favoritin des Königs und schließlich zur englischen Königin geschah ebenso schnell wie später ihr Niedergang. Sie wird von der heutigen Geschichtsschreibung wegen ihres Ehrgeizes und Machtwillens zumeist recht negativ beschrieben.[6] Bis heute ist sie, aufgrund der ambivalenten historischen und neueren Darstellung, eine der umstrittensten und faszinierendsten Frauen an der Seite Heinrichs VIII.

    Leben
    Jugend
    Anne Boleyns Geburtsdatum ist umstritten. In einer 1614 erschienenen Biographie über ihre Tochter Königin Elisabeth I. wird es mit 1507 angegeben. Neuere Forschungen lassen jedoch das Jahr 1501 als glaubhafter erscheinen. Ein von Anne Boleyn iim Jahre 1514 verfasstes Schreiben ist eher einem 14 Jahre alten Mädchen zuzutrauen als einer Siebenjährigen. Wäre Anne 1501 geboren, wäre sie bei der Geburt ihrer Tochter Elisabeth bereits 32 Jahre alt gewesen, also aus damaliger Sicht recht alt für die Geburt eines ersten Kindes und etwa so alt wie Katharina von Aragón bei ihrem letzten Kind (Totgeburt 1518).
    Auch Anne Boleyns Geburtsort ist unbekannt. Wahrscheinlich kam sie in Hever Castle oder Blickling zur Welt. Anne Boleyn entstammte väterlicherseits dem niederen Adel, mütterlicherseits der englischen Hocharistokratie. Ihr Vater war Thomas Boleyn, der als Diplomat Karriere am Hof König Heinrichs VII. machte. Ihre Mutter, Elizabeth Howard, war die Tochter des 2. Herzogs von Norfolk. Anne hatte zwei Geschwister, Mary und George. Als Botschafter bei Margarete von Österreich, der habsburgischen Statthalterin der Niederlande, gelang es Thomas Boleyn im Jahre 1513, seinen Töchtern als Hofdamen an Margaretes Residenz in Mechelen den Einstieg in die Adelskreise zu sichern. Beide verbrachten zwei Jahre in Flandern und anschließend am ffranzösischen Königshof, wo Anne Hofdame von Claude de France und Renée de France war. Sie erwarb sich dort, als Mitglied des königlichen Haushaltes, eine ausgezeichnete Bildung und vermittelte später europäische Einflüsse in Kleidung und Kultur am englischen Hof. Auch soll ihr musikalisches Talent am Hof von Margarete von Österreich erkannt und gefördert worden sein, der zur damaligen Zeit die bekanntesten Musiker Europas anzog. Das Lied O Death, Rock Me Asleepe soll von Anne komponiert worden sein, was von heutigen Historikern allerdings in Frage gestellt wird.[7] Zwar werden Anne von vielen Biografen Eigenkompositionen zugeschrieben, aber bei keinem dieser Lieder und Gedichte ist die Urheberschaft zweifelsfrei nachgewiesen.

    Rückkehr nach England
    Ein Jahr nach Mary Boleyn kehrte 1521 auch Anne nach England zurück, wo sie, wie zuvor ihre Schwester, zur Hofdame Katharinas von Aragón ernannt wurde, der ersten Gemahlin Heinrichs VIII. Der Grund für ihre Rückkehr nach England war der Plan ihres Vaters, Anne zu verheiraten. Mit Unterstützung Heinrichs VIII. sollte sie James Butler, den vermögenden Erben eines Grafentitels ehelichen. Ihr Debüt am Hof gab sie bei einem Maskenball im März 1522, wo sie mit der Schwester des Königs und ihrer eigenen Schwester Mary Boleyn einen kunstvollen Tanz vorführte. Anne Boleyn wurde schnell als die eleganteste und vollendetste Frau am Hof bekannt.[8] Ihre Kleidung wählte sie nach der Mode des französischen Hofes und fiel mit ausgeschnittenen Roben und französischen Hauben auf, die mehr Haar zeigten als die normalen Hauben der englischen Damen. Anne fiel nicht nur durch ihre äußere Erscheinung auf, die durch einen dunklen Teint, sehr dunkle Haare und einen langen, schmalen Hals beeindruckte, sondern auch durch ihren Witz, ihre außergewöhnliche Bildung und Schlagfertigkeit.[9] All das waren Eigenschaften, die im 16. Jahrhundert auf viele Männer besonders herausfordernd wirkten, da sich die meisten Damen gemäß der zeitgenössischen Sitte still, unterwürfig und demütig verhielten.
    Eine Romanze mit Henry Percy, 6. Earl of Northumberland, einem reichen Junggesellen, wurde auf Befehl des Königs beendet. Einige Biografen behaupten, die Heiratspläne hätten sich zerschlagen, als Kardinal Thomas Wolsey von der Beziehung der beiden in Kenntnis gesetzt wurde. Genaueres über das Ende der Liaison ist nicht bekannt, und auch die anerkannten Biografen von Anne und Heinrich sind sich unsicher, was der genaue Grund war.[10]
    Obwohl ihr der englische Dichter Thomas Wyatt – der bereits verheiratet war – mehrere Gedichte widmete, war er nur ein Verehrer von Anne. Erst später wurde beiden eine Affäre nachgesagt, um Anne als notorische Ehebrecherin zu brandmarken.[11] Wyatt wurde 1527 von Heinrich auf eine diplomatische Mission nach Rom geschickt. 1536 wurde er angeklagt, eine geschlechtliche Beziehung zu Anne gehabt zu haben, aber die Klage wurde fallen gelassen. Er wurde 1537 als englischer Botschafter nach Spanien geschickt.
    Gedicht von Sir Thomas Wyatt Whoso List to Hunt, I Know Where Is An Hind[12] In diesem Gedicht nimmt Sir Wyatt schon Bezug auf das Interesse des Königs an Anne.
    Wer da zu jagen wünscht, ich weiß ein Wild,
    Nicht mir bestimmt, ach, ich vermag’s nicht mehr:
    Ermüdet von vergeblicher Beschwer …
    Wer da zu jagen wünscht …
    Wie ich gar leicht verschwendet er die Zeit,
    Graviert in Diamant und aufgereiht
    Um ihren hübschen Hals man lesen kann:
    Noli me tangere, Caesar bin ich geweiht,
    Die zahm erscheint, doch wild die Fessel scheut.

    Anne und Heinrich
    Der König unterhielt zu dieser Zeit noch eine Liebesbeziehung zu Mary Boleyn, die er jedoch 1525 beendete. Ein Jahr, nachdem Mary aus Frankreich zurückgekehrt war (1519), heiratete sie am 4. Februar 1520 Sir William Carey, einen reichen und guut situierten Höfling. Heinrich VIII. war als Gast zur Hochzeit eingeladen, und die Biografen Heinrichs wie auch Anne Boleyns vermuten, dass der König die Braut schon kurz nach der Hochzeit zu seiner Mätresse machte. Die Beziehung zwischen beiden dauerte zwei Jahre und wurde nicht öffentlich gemacht, so dass Mary aus ihrem Status keine Vorteile ziehen konnte, wie beispielsweise die Mätressen der französischen Könige es taten.[13] Kurz nach Beendigung der Affäre mit dem König brachte sie ihr zweites Kind auf die Welt – einen Sohn, den sie Henry nannte. Ihr erstes Kind, eine Tochter, wurde auf den Namen Catherine Carey (1524–1568) getauft.
    Da Heinrich die Boleyn-Familie auf seinen Reisen besuchte, traf er möglicherweise bei diesen Gelegenheiten schon auf Anne und wurde so auf sie aufmerksam. Spätestens seit Ende 1526 war Heinrich VIII. in Anne Boleyn verliebt. Das bekannte engliscche Volkslied Greensleeves habe der König, wofür allerdings keine Beweise vorliegen, als Mittel seines Brautwerbens komponiert. Aus den Jahren 1527 und 1528 sind 17 Liebesbriefe des Königs an sie erhalten geblieben. Als Anne einige Tage nicht bei Hofe sein konnte, verfasste der König folgenden Brief an sie:
    „Meine Herrin und Freundin, ich und mein Herz geben sich in Eure Hände und bitten Euch, uns Eurer Gunst zu empfehlen und in Eurer Zuneigung zu uns nicht durch die Trennung nachzulassen. Es wäre zu grausam, unseren Kummer noch zu vergrößern, da Eure Abwesenheit uns schon genug bereitet […]. Da ich nicht selbst bei Euch sein kann, sende ich Euch, was meiner Person am nächsten kommt, mein Bild, in ein Armband gefasst […] und wünsche mich an seine Stelle, wann es Euch gefallen mag. Dies von der Hand Eures ergebenen Dieners und Freundes; H. R.“
    – nach Thoma[14]
    Anne war das Schicksal abgelegter oder in Ungnade gefallener Mätressen durch ihren Aufenthalt in den Niederlanden, Frankreich, Österreich und durch das Beispiel ihrer eigenen Schwester bekannt. Die Geliebten des Königs konnten zwar am französischen Hof zu Macht, Reichtum und Einfluss gelangen, doch war ihr hoher Status immer von den Launen ihrer königlichen Liebhaber abhängig. Entzog der König seiner Mätresse die Aufmerksamkeit, fiel sie auch bei Hofe in Ungnade und wurde sogar von Dienern missachtet. Eine Absicherung mit Titeln, Gütern und Einnahmen war das Wichtigste, um sich ein späteres Leben in relativer Unabhängigkeit als ehemalige Geliebte zu sichern.
    Ihr Beharren auf einer gültigen Ehe ist nicht nur ein Zeichen für ein großes Selbstbewusstsein Annes, sondern sie wollte für sich, ihre Familie und ihre zukünftigen Kinder die größtmögliche Sicherheit haben, die Heinrich ihr bieten konnte: eine offiziell und gültig geschlossene Ehe. Ferner wird Anne als stolze Frau beschrieben, die sich mit einer zweiten Position hinter der Königin nicht zufriedengegeben hätte, auch nicht mit einem Ausschluss ihrer Kinder mit Heinrich aus der Thronfolge. Für ihre Familie bedeutete ihr offizieller Status als Königin von England eine gesellschaftliche Aufwertung. Viele Historiker schreiben dieses Streben nach Absicherung einem maßlosen Ehrgeiz und eiskaltem Kalkül Anne Boleyns zu oder behaupten, dass Anne Heinrich systematisch verführte – einzig mit dem Ziel, englische Königin zu werden.[15][16] Ohne Mitleid schickte selbst Heinrich VIII. seine näheren Verwandten, Mitglieder der Familien Courtenay und Pole, wegen angeblicher Verschwörungen aufs Schafott, weil sie seinen eigenen Thronansprüchen (genauer gesagt, denen seiner Kinder)[17] im Weg standen.[18]

    Anne Boleyn ließ sich durch das beharrliche Werben des Königs nicht beeindrucken. Ihre geschickte Taktik des Sich-Verweigerns entfachte umso größere Sehnsucht im König, von Anne endlich erhört zu werden. Unermüdlich bettelte Heinrich um Annes Liebe und Aufmerksamkeit. Es sind keine Briefe von Anne an den König überliefert, doch ließ sie ihn offenbar oft auf eine Antwort warten, denn in seinen Briefen beklagt er sich:
    „Obwohl es Euch, meiner Herrin, nicht gefallen hat, Euch an das Versprechen zu erinnern, welches Ihr mir bei unserer letzten Begegnung gegeben, dass ich nämlich von Euch Neuigkeiten erfahren und eine Antwort auf meinen letzten Brief erhalten sollle, denke ich doch, es zieme sich für einen treuen Diener (da er doch anders nichts erfahren kann), sich nach dem Befinden seiner Herrin zu erkundigen. Um der Pflicht des treuen Dieners zu genügen, sende ich Euch diesen Brief und bitte Euch, mir über Euer Befinden Bericht zu geben […] und damit Ihr öfter an mich denkt, lasse ich Euch durch diesen Boten einen Rehbock schicken, den ich gestern Abend mit eigener Hand erlegt, in der Hoffnung, dass Ihr öfter an mich denkt, wenn Ihr ihn verspeist.“
    – Heinrich VIII.[14]

    Ab dem Frühling 1527 scheint Heinrich immer stärker mit dem Gedanken beschäftigt gewesen zu sein, wie er seine Ehe mit Katharina beenden könnte, da Anne sich von ihm nicht zu einer königlichen Mätresse machen ließ. Nichtvollzug der Ehe schied als Grund für eine Annullierung der Ehe aus, da er nachweislich nicht bestand. Heinrich griff dann auf ein Argument des kirchlichen Eherechts zurück, das bei der Schließung der Ehe zunächst im Wege gestanden und nur durch eine päpstliche Dispens hatte ausgeräumt werden können:
    „Wenn jemand die Frau seines Bruders nimmt, so ist das eine abscheuliche Tat. Sie sollen ohne Kinder sein, denn er hat damit seinen Bruder geschändet.“
    – 3 Mos 20,21 LUT
    Da Katharina von Aragón ihrem Mann nicht den ersehnten männlichen Thronfolger geboren hatte, wollte Heinrich aufgrund dieser Bibelstelle, die eine Heirat mit der Witwe des eigenen Bruders untersagte, seine Ehe annullieren lassen - völlig unberührt von der päpstlichen Dispens aus dem Jahre 1503. Papst Clemens VII. zeigte kein Interesse, die Dispens seines Vorgängers Julius II. aufzuheben, der die frühere Ehe mit Heinrichs Bruder annulliert hatte.[19]
    Zudem hatte Papst Clemens VII. zu dieser Zeit dringendere Probleme, als die Ehe von Heinrich VIII. mit Katharina von Aragón zu scheiden. Er hatte seine Annäherung an Karl V. aufgegeben und erlebte im Mai 1527 den Sacco di Roma, die Plünderung Roms durch deutsche Landsknechte und spanische Söldner.[20]
    Katharina, der Heinrichs Pläne nicht verborgen blieben, hielt an der Rechtmäßigkeit ihrer Ehe unerschütterlich fest. Im Mai 1529 entsandte Clemens VII. einen Vertreter, der gemeinsam mit Kardinal Thomas Wolsey den Vorsitz einer Kommission führeren sollte, die mit der Untersuchung der Scheidungsfrage betraut war, bis Papst Clemens VII. anordnete, den Fall in Rom zu verhandeln. Der Zorn des Königs über diese päpstliche Entscheidung entlud sich über Kardinal Wolsey, der seiner Hinrichtung nur deswegen entging, weil er am 28. November 1530 starb.[21]
    Während dieser Zeit erfüllte Anne dem König noch immer nicht seinen Wunsch nach einer sexuellen Beziehung. Heinrich behandelte Anne bei Hofe bereits als seine Ehefrau. So soll er sie vor aller Augen geküsst und sie mit Geschenken überschüttet haaben. Bei Festen am Hof hatte sie den Vortritt vor den Schwestern von Heinrich, und ihr Vater wurde als Viscount Rochford in den gehoben Adelsstand der Lords aufgenommen. Die erste Stellung bei Hofe hatte neben dem König nur die Königin. Wenn der König eine andere Frau wie seine Ehefrau behandelte, beleidigte er öffentlich ihr Ansehen, ihre Familie und ihren Status. Der Skandal in Heinrichs Verhalten lag vor allem darin, dass er Anne zwar als Königin behandelte, aber weder von Katharina geschieden noch mit Anne offiziell verheiratet war.
    Bis Juni 1531 hielt Heinrich das Bild der problemlosen Ehe mit Katharina für das englische Volk aufrecht. Offizielle Auftritte wurden von König und Königin absolviert. Ab Juli 1531 übernahm Anne für alle sichtbar die Rolle der Königin. Im Oktober 1532 begleitete sie Heinrich zu einem Treffen mit Franz I. nach Calais. Kurz vor dieser Reise ernannte Heinrich sie am 1. September 1532 zum Marquess of Pembroke. Während der gängige Höflichkeitstitel Marchioness die Gattin des jeweiligen Marquess bezeichnete, verlieh Heinrich VIII. Anne den Titel aus eigenem Recht, so dass sie sich selbst mit der männlichen Form Marquess bezeichnen durfte. Es war der erste erbliche Titel in der Peerage of England, der an eine Frau verliehen wurde. Katharina musste für diese Reise ihre Kronjuwelen an Anne herausgeben, welche sie bei offiziellen Empfängen und auf Festen für alle sichtbar trug.
    Wahrscheinlich gab Anne kurz nach ihrer Rückkehr aus Frankreich Heinrichs Werben endlich nach. Ende Dezember 1532 muss sie Heinrich mitgeteilt haben, dass sie schwanger sei. Heinrich musste nun schnell handeln, damit sein Kind legitim geboren würde. Am 25. Januar 1533 heiratete er Anne Boleyn in einer stillen Zeremonie in einer Kapelle in der Nähe des Greenwich-Palastes. Die Ehe wurde zunächst geheim gehalten, da Heinrich noch nicht geschieden war und somit in Bigamie lebte.
    Thomas Cromwell und der von Heinrich neu ernannte Erzbischof von Canterbury Thomas Cranmer wurden von Heinrich beauftragt, seine Ehe mit Katharina nun endlich – mit dem Anstrich der kirchenrechtlichen Korrektheit – scheiden zu lassen. Thomas Cranmer wurde am 30. März 1533 zum Erzbischof von Canterbury geweiht, da sich Heinrich von Cranmer Unterstützung für seine Scheidung von Katharina versprach. Außerdem war Cranmer der Familienkaplan der Boleyns, so dass seine Unterstützung für die BBeseitigung der Hindernisse, eine Heirat zwischen Anne und Heinrich möglich zu machen, für Heinrich sehr naheliegend waren. Cranmer erklärte die im Januar 1533 geschlossene Ehe Heinrichs VIII. mit Anne Boleyn für gültig. Damit zog er den Zorn dedes Vatikans auf sich, der mit einer päpstlichen Bannandrohung und ein Jahr später mit Bann antwortete. Heinrich VIII. erklärte daraufhin die Loslösung der englischen Kirche von Rom und sich selbst zu ihrem Oberhaupt. Am 23. Mai 1533 erklärte ein Scheidungsgericht der englischen Kirche die Ehe mit Katharina von Aragón für ungültig. Mit diesem ohne Zustimmung des Papstes vollzogenen Akt war der erste Schritt zum Bruch mit der römisch-katholischen Kirche und zur Errichtung der anglikanischen Staatskirche getan.

    Ehe mit Heinrich VIII.
    Schon als Geliebte des Königs hatte sich Anne nicht viele Freunde gemacht, und es gelang ihr auch als Ehefrau von Heinrich nicht, Verbündete zu gewinnen. So soll sich Anne bereits früh herrisch aufgeführt haben und Höflingen gegenüber hochfahrennd und zornig aufgetreten sein. Da Anne einen zuweilen zynischen und sarkastischen Humor hatte, können ihre Worte schon damals oft fehlinterpretiert oder missverstanden worden sein. Ein Beispiel ihres sehr eigenen Humors war ihre Reaktion auf die Proteste, als sie Königin von England wurde. Für eine kurze Zeit wählte sie ein Motto, das sinngemäß bedeutete: Murrt, wie ihr wollt. So und nicht anders wird es sein.[22] Auch vom englischen Volk, das weiterhin Katharina von Aragón bewunderte, wurde sie nur akzeptiert, nicht angenommen.[23] So soll während einer feierlichen Prozession am 31. Mai 1533 durch die Straßen von London zwar die ganze Stadt Anne in ihrer geschmückten Sänfte bewundert haben, aber nur ganz selten sollen Hochrhrufe zu hören gewesen sein. Die Londoner machten sich sogar lustig über die verschlungenen Initialen des Königs und der neuen Königin, H und A, und riefen – anstatt zu jubeln: HA! HA! HA!. Am 1. Juni 1533 fand Anne Boleyns Krönung zur englischen Königin statt, als sie bereits deutlich sichtbar schwanger war.
    Zwei Wochen vor dem Geburtstermin zog sich Anne in ihr Wöchnerinnengemach nach Greenwich zurück. Am 7. September 1533 wurde sie von einem gesunden Mädchen entbunden, das den Namen Elizabeth – nach Heinrichs Mutter – erhielt. Der König zeigte sicich enttäuscht, dass ihm wieder kein Sohn geboren wurde. Ein für die Tauffeier geplantes Turnier wurde von ihm abgesagt. Elisabeth wurde als erstes legitimes Kind von Heinrich ausgegeben und die inzwischen siebzehnjährige Prinzessin Maria - seine Tochter aus der Ehe mit Katharina von Aragón - zum Bastard erklärt.
    Schon bald nach der Taufe von Elisabeth, die Heinrich nicht besuchte, schrieb er seiner Tochter Maria, dass sie den Titel Fürstin von Wales an seine Tochter mit Anne Boleyn abgeben müsse, da Elisabeth nun vor ihr in der Thronfolge rangiere. Er vverlangte von Maria weiter, dass sie die Gültigkeit seiner Ehe mit Anne anerkennen müsse, ebenso die Legitimität ihrer Halbschwester, was Maria ablehnte. Erzürnt wegen ihrer Weigerung veranlasste Heinrich, dass sie ihr Haus „Beaulieu“ räumen unund nach Hatfield House ziehen musste. Auch soll Maria auf die Anordnung, ihrer kleinen Schwester Elisabeth die Aufwartung als Prinzessin von England zu machen, mit den Worten reagiert haben, sie kenne keine andere Prinzessin von England als sich selbst.[24] 1536 schrieb Maria den von Heinrich geforderten Brief, in dem sie die Annullierung der Ehe ihrer Eltern, ihre eigene Illegitimität und Heinrich als Oberhaupt der englischen Kirche akzeptierte.[25]
    Anne bemühte sich trotzdem um eine Annäherung zu Maria, unter der Bedingung, dass Maria sie als Königin akzeptiere. Maria reagierte mit einer kränkenden Antwort auf Annes Einladung, sie bei Hofe zu empfangen.
    “I know no Queen in England but my mother. But if you, Madam, as my father’s mistress, will intercede for me with him, I should be grateful.”
    „Ich kenne keine Königin von England außer meiner Mutter. Aber wenn Sie, Madam, als meines Vaters Geliebte zwischen meinem Vater und mir vermitteln wollen, wäre ich dankbar.“
    – Maria Tudor[24]
    Anne wiederholte ihre Einladung an Maria, die wieder ablehnte. Nach dieser Absage von Maria bemühte sich Anne nie wieder um die Freundschaft ihrer Stieftochter.
    Anne und Heinrich führten zunächst eine harmonische Ehe. Heinrich kümmerte sich weiterhin liebevoll um Anne und auch um seine jüngste Tochter Elisabeth, die er oft mit sich herumtrug und mit der er spielte, wenn er sie in ihrem Haushalt besuchte.[26] In dieser Zeit war Anne vermutlich zweimal schwanger. 1534 endete eine Schwangerschaft der Königin mit einer Totgeburt im achten Monat. Andere Versionen berichten, dass sie die Schwangerschaft nur vorgetäuscht habe oder so verzweifelt gewewesen sei, dass sie sich eine Schwangerschaft einbildete. Sicher ist, dass Anne Boleyn im Jahre 1534 und 1536 eine Fehlgeburt (einen Sohn) hatte. Anne brach nervlich völlig zusammen und soll auf die zweite Totgeburt hysterisch reagiert haben. Sie muss damals schon geahnt haben, dass Heinrich ihr langsam entglitt und dass ihr Temperament, ihr Witz, ihre Diskutierfreudigkeit, die ihn vor Jahren fasziniert hatten, Heinrich nun zunehmend von ihr entfernten. Im Sommer schrieb der venezianische Gesandte, der König von England sei „dieser neuen Königin schon müde bis zum Überdruss“.[27] Anders als Königin Katharina von Aragón sah Anne nicht über Heinrichs Seitensprünge hinweg. Auch aus Angst vor Konkurrenz beobachtete sie eifersüchthtig ihre Hofdamen und machte dem König Vorwürfe, er würde sie vernachlässigen, wenn er seine Aufmerksamkeit anderen Personen widmete. Das Verhalten der Königin zeigt sehr stark ihre Angst. Solange sie Heinrich keinen Sohn geboren hatte, war ihre Position angreifbar und schwach. Solange Katharina von Aragón am Leben war, war Anne nicht die einzige Königin in England, und solange Maria lebte, war Elisabeth nicht die einzige potenzielle Thronerbin.
    Auch das Urteil von Papst Clemens VII. beunruhigte Anne zusätzlich. Dieser hatte sich im März 1534 zu Gunsten Katharinas für die Rechtmäßigkeit ihrer Ehe mit Heinrich entschieden. Umgehend wurde vom englischen Parlament die Suprematsakte verabschiedet, welche den englischen König zum Oberhaupt der Kirche Englands erklärte. Ein Nachfolgegesetz bestätigte außerdem die Gültigkeit der Ehe mit Anne Boleyn. Damit war im Januar 1535 der endgültige Bruch mit der römisch-katholischen Kirche vollzogen.

    Anne fällt in Ungnade
    Mit der zweiten Fehlgeburt verschlechterte sich das Verhältnis zwischen Heinrich und Anne. Sie hatte die Hoffnungen des Königs zum zweiten Mal enttäuscht und war bei Hofe umgeben von Menschen, die auf jedes Zeichen warteten, dass das Interesse des Königs an Anne nachlassen würde. Selbst die königlichen Botschafter aus Frankreich hofierten Maria und Anne, wobei sie Maria als inoffizielle Prinzessin vorzogen, zuerst besuchten und Königin Anne damit offen düpierten.[24] Die einzigen Menschen, denen Anne vertraute, waren ihre engste Freundin und Hofdame Lady Margaret Lee, die Schwester Thomas Wyatts, und ihr Bruder George Boleyn. Dessen Frau, Lady Jane Rochford, machte später während ihres Verhörs eine Aussage, die Anne und George schwer belastete. Lady Rochford sagte allerdings nicht im Prozess gegen ihren Ehemann und ihre Schwägerin aus.
    Mit Jane Seymour hatte Heinrich zu dieser Zeit bereits die nächste Ehekandidatin ins Auge gefasst. Ironischerweise war Annes größter Schutz, dass Katharina von Aragón noch lebte, denn Heinrich befürchtete, wenn er die Ehe mit Anne für ungültig erklären würde, wäre die Ehe mit Katharina automatisch wieder gültig. Daher wurde durch den Tod Katharinas von Aragón im Januar 1536 Annes Schicksal besiegelt. Annes Fehlgeburt ereignete sich einige Tage vor Katharinas Tod.
    Der König fühlte sich durch Annes Totgeburten von ihr betrogen und verfiel in Selbstmitleid. Wie bei Katharina versuchte er sich herauszureden, er sei von Anne verhext worden. Dies sei auch der Grund, wieso ihm Gott einen Sohn versagte. Heinrich versuchte Argumente gegen Anne zu finden, die ihn normalerweise zu seiner Frau Katharina (hätte sie weiter gelebt) zurückgeführt hätten.
    Der oft vorgebrachte Gedanke, dass eine Syphiliserkrankung des Königs die Ursache für die Fehl- und Totgeburten seiner Frauen sein könnte, gilt unter Historikern als sehr unwahrscheinlich, da keines seiner überlebenden Kinder Symptome der Krankheit zeigte und der König selbst sich nie der damals üblichen sechswöchigen Behandlung mit Quecksilber unterzog.[28] Eine andere Hypothese für die vielen Fehlgeburten lautet, dass bei Anne und Heinrich eine Rhesus-Inkompatibilität vorlag. Bei solchen Paaren verläuft zwar die erste Geburt komplikationslos, alle nachfolgenden Schwangerschaften aber führen durch die Antikörper im Blut der Mutter zu Fehl- und Frühgeburten.
    Der englische Hof reagierte schnell auf das nachlassende Interesse an Anne und den steigenden Stern von Jane Seymour. Die genauen Gründe für eine Intrige gegen Anne bei Hofe lassen sich heute nicht mehr genau nachvollziehen und überprüfen. Daher wird von einigen Historikern vermutet, dass die ehrgeizigen Brüder von Jane Seymour zusammen mit Thomas Cromwell schon länger die Absetzung und Anklage von Anne planten und gezielt Gerüchte und Verdächtigungen gegen Anne streuten, sie habe seit längerem Affären mit anderen Männern, zu denen auch ihr eigener Bruder gehöre.[24]
    Am 1. Mai 1536 begleitete Anne den König zu einem Turnier in Greenwich. In der Pause zwischen den Kämpfen wurde dem König eine dringende Nachricht überbracht, deren Inhalt bis heute unbekannt ist. Daraufhin verließ Heinrich das Turnier. Anne sah ihren Mann nie wieder. Einen Tag später wurde sie in Greenwich verhaftet und vor eine Kommission unter dem Vorsitz ihres Onkels – des Herzogs von Norfolk – gebracht.
    Prozess und Hinrichtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
    Nach dem Tod von Katharina von Aragón stand der Ehe mit Jane Seymour nur noch Anne im Weg. Da Heinrich durch die vom englischen Parlament verabschiedete Suprematsakte an eine gültige Ehe mit Anne gebunden war, musste ein anderer Weg gefunden werrden, Anne von ihm zu trennen. Hätte Heinrich der Suprematsakte offen widersprochen und seine Ehe annullieren lassen, wäre sein Ruf in ganz Europa gefährdet gewesen. Daher blieb ihm für die Trennung von Anne nur ein Weg: eine Anklage, auf die der Tod stand, und ein Prozess, der sicher mit dem Todesurteil enden würde.
    Anne Boleyn wurde am 2. Mai 1536 wegen mehrfachen Ehebruchs, inzestuöser Beziehungen zu ihrem Bruder und des Plans, den König umzubringen, angeklagt. Obwohl diese Anschuldigungen unbewiesen blieben, wurde sie wegen Hochverrats zum Tode verurteilt.
    Am 6. Mai 1536 schrieb Anne einen Brief an Heinrich:
    „Sire, das Missfallen Euer Gnaden und meine Einkerkerung sind für mich so seltsame Dinge, dass ich gar nicht weiß, was ich schreiben und wofür ich mich entschuldigen soll. […] Kein Fürst hat je eine treuere Gattin in aller Pflicht und Zuneigung gehabt, als Ihr in Anne Boleyn gefunden habt. […] Lasst mich verhören, guter König, aber gebt mir ein gerechtes Gerichtsverfahren, und lasst nicht meine geschworenen Feinde als meine Ankläger und Richter über mich zu Gericht sitzen. Ja, gebt mmir ein öffentliches Gerichtsverfahren, denn meine Wahrheit wird keine öffentliche Schande zu fürchten haben. Dann werdet Ihr entweder meine Unschuld gereinigt, Euren Argwohn und Euer Gewissen zufriedengestellt, die Bosheit und Verleumdungen der Welt zum Schweigen gebracht oder meine Schuld öffentlich erklärt sehen, sodass, was auch immer Gott und Ihr über mich beschließen mögen, Euer Gnaden von einer öffentlichen Kritik befreit sein werden, und wenn meine Schuld dann gesetzlich erwiesen ist, wird Euer Gnaden sowohl vor Gott wie vor den Menschen freistehen, nicht alleine gesetzliche Strafe an mir als einer ungetreuen Gattin zu vollziehen, sondern auch Eurer Neigung, die bereits feststeht, zu folgen, um derentwillen ich da bin, wo ich jetzt bin […] Meine letzte und einzige Bitte sei, dass ich allein das Gewicht von Euer Gnaden Missfallen zu tragen habe und dass es nicht die unschuldigen Seelen der armen Edelleute treffen möge, die, wie ich höre, ebenfalls in strengem Gewahrsam sind um meinetwillen […] aus meinem kummervollen Gefängnis im Tower an diesem 6. Mai 1536, Eure allergetreuste und stets ergebene Gattin Anne Boleyn.“
    – nach Thoma[29]

    Einen Tag nach Anne wurden ihre angeblichen Liebhaber verhaftet. Hierzu gehörten der Schatzmeister der königlichen Privatschatulle, Henry Norris, die Kammerherren Francis Weston und William Brereton sowie der Musiker Mark Smeaton und Annes Bruder, George Boleyn, Lord Rochford. Mit Ausnahme von Smeaton wiesen alle Männer die Vorwürfe zurück. Der Historiker Eric Ives vermutet, dass Smeaton versuchte, einem grässlichen Tod zu entgehen. Er war der einzige, der in Ketten vor das Gericht gefführt wurde und hatte als einziger unter den Angeklagten keinen Anspruch auf eine schnelle Hinrichtung durch Enthauptung. Seine einzige Rettung vor dem Tod durch Hängen, Ausweiden und Vierteilen war ein Geständnis. Nach gängigem Gesetz konnte deder Angeklagte in einem Verräterprozess nur dann auf Begnadigung hoffen, wenn er sich schuldig bekannte und sich völlig dem Urteil des Königs überließ. Im Falle einer Verurteilung konnte der Angeklagte durch ein Geständnis bewirken, dass er einen weniger grausamen Tod erleiden musste.[30]
    Der Satz „[…] wenn dem König etwas zustieße, würdet ihr mich haben wollen.“, den Anne unbedacht zu Sir Norris sagte, wurde ihr im Prozess als Mordplan gegen den König ausgelegt. Der gesamte Prozess gegen Anne beruhte auf Erzählungen und Aussagegen von Zeugen, die entweder vorbereitet wurden oder der Königin gegenüber schon lange feindlich gesinnt waren. So sagte Lady Rochford – ihre eigene Schwägerin – aus, Anne habe ihr einmal gesagt, „[…] dass der König unfähig sei, mit seiner Gattin zu schlafen, und weder Geschick noch Manneskraft besäße.“ (nach Helga Thoma[31])
    Sir Henry Norris, Sir Francis Weston, William Brereton und Mark Smeaton wurden am 12. Mai 1536 in Westminster Hall zum Tode verurteilt. Anne und ihr Bruder George Boleyn mussten am 15. Mai vor das Tribunal, um sich der Anklage des Inzests zu stellen. Auch hier sagte Lady Rochford (die Frau von George und Schwägerin von Anne) aus, dass es zwischen den Geschwistern zu „ungehörigen Vertraulichkeiten“ gekommen sei. Weder Annes Onkel Thomas Howard, 3. Duke of Norfolk, der den Vorsitz führte, noch Thomas Boleyn, der Vater von Anne und George, versuchten, den beiden zu helfen. Die Anschuldigungen gegen die Geschwister Boleyn wurden bereits von Zeitgenossen in Zweifel gezogen. Doch sie enthielten auch eine religiöse Komponente. Da George Boleyn bekennender Protestant war, wurde er von konservativen katholischen Kreisen noch lange Zeit als Verbrecher betrachtet. Als seine Witwe Jane Parker (Lady Rochford) im Jahre 1542 selbst hingerichtet werden sollte, bekannte sie einer Legende zufolge, dass sie im Fall ihres Ehemanns gelogen habe:
    “God has permitted me to suffer this shameful doom as punishment for having contributed to my husband’s death. I falsely accused him of loving in an incestuous manner, his sister, Queen Anne Boleyn. For this I deserve to die.”
    „Gott hat mir dieses beschämende Schicksal auferlegt, weil ich zum Tod meines Ehemannes beigetragen habe. Ich habe ihn falsch beschuldigt, seine Schwester Königin Anne Boleyn in Blutschande geliebt zu haben. Dafür habe ich den Tod verdient.“
    In der modernen Geschichtsschreibung gilt jedoch als gesichert, dass dieses Zitat erfunden wurde.[32]
    Am 17. Mai 1536 wurden die fünf verurteilten Männer auf dem Tower Hill hingerichtet. Annes Hinrichtung wurde um zwei Tage verschoben, denn vorher erklärte Thomas Cranmer ihre Ehe mit Heinrich für ungültig und die Tochter Elisabeth zum Bastard.
    Heinrich ließ zur Hinrichtung seiner Ehefrau am 19. Mai 1536 den Henker Jean Rombaud aus Saint-Omer (Region Calais) kommen, der für seine Fähigkeiten bei der Enthauptung mit dem Schwert bekannt war.[33][34] Eine Gruppe von Beamten hatte sich im Tower versammelt, um der Hinrichtung beizuwohnen.

    Sie gestand ihre Schuld nicht, vermied es aber auch, den König anzugreifen. Anne Boleyn wurde kniend, mit verbundenen Augen und erhobenem Kopf hingerichtet. Bereits elf Tage nach Annes Tod, am 30. Mai 1536, heiratete Heinrich seine dritte Frau, Jane Seymour.
    An der Hinrichtungsstätte im Tower of London befindet sich eine Gedenktafel. Ihr Leichnam wurde ohne Erinnerungstafel unter dem Kirchenschiff der Kapelle des Towers St. Peter ad Vincula begraben. 1876 wurden die sterblichen Überreste der dort liegenden Personen in die Gruft der Kapelle überführt.

    Verhältnis zu Elisabeth
    Von Elisabeth heißt es, sie habe in ihrem späteren Leben praktisch nie von ihrer Mutter gesprochen. Erinnerungen an ihre Mutter wird sie allerdings auch kaum gehabt haben, da sie bei Anne Boleyns Tod erst zwei Jahre und acht Monate alt war und zudem seit ihrem dritten Lebensmonat in eigener Hofhaltung lebte.[36] Obwohl Elisabeth sich in der Öffentlichkeit stets mit ihrem Vater identifizierte und oft betonte, die Tochter Heinrichs VIII. zu sein, scheint sie privat auch das Andenken an ihre Mutter wachgehalten zu haben.[37] Auch nahm sie den Kaplan ihrer Mutter, Bischof Matthew Parker, in ihre Dienste. Darüber hinaus protegierte Elisabeth die Verwandten ihrer Mutter und übernahm Anne Boleyns Badge (eine heraldisch anmutende Bilddevise, aber nicht zu verwechseln mit einem Wappen). Die einzige Veränderung am Badge ihrer Mutter war, dass bei Elisabeth Blumen aus dem Baumstumpf sprossen.
    Kinder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Kinder mit Heinrich VIII.
    Heirat am 25. Januar 1533, die Ehe wurde 1536 annulliert
    • Elisabeth I. (* 7. September 1533; † 24. März 1603)
    • Henry (*/† 1534); Historiker sind sich unsicher, ob dieses Kind tot geboren wurde oder kurz nach der Geburt starb. Die Geburt selbst und das Geschlecht des Kindes sind nicht sicher belegt.
    • Edward (*/† 29. Januar 1536)


    Rezeption
    Stimmen der Zeitgenossen: Legende und Mythos
    Einer Legende nach soll Anne Boleyn einen Ring, der das Porträt von ihr und Elisabeth zeigt, kurz vor ihrem Tod Elisabeth als Andenken übergeben haben. Der Ring wurde nach Elisabeths Tod 1603 von ihrem Finger entfernt und Jakob VI. von Schottland gegeben, um ihm den Tod Elisabeths zu beweisen. Der Ring befindet sich heute neben vielen weiteren Ausstellungsstücken im Museum by The Chequers Trust.
    Nach 1558 wurde Annes Schicksal von John Foxe – einem sehr konservativen Protestanten – aufgegriffen, der sie zur Schutzheiligen des englischen Protestantismus machte. Er behauptete, dass Gott ihre Unschuld und Tugend bewiesen habe, da später Elisabeth I. den englischen Thron erbte.
    Das 1585 in Köln veröffentlichte prokatholische Werk „De origine ac progressu schismatis Anglicani“ des aus England geflüchteten Jesuitenpriesters Nicholas Sanders bringt verschiedene Anschuldigungen gegen Anne Boleyn. So behauptete er, Anne sei eine illegitime Tochter Heinrichs VII. gewesen. Bei der Beschreibung ihres Äußeren gibt er an, sie habe an der rechten Hand sechs Finger (Polydaktylie) gehabt.[38]
    Moderne Rezeption
    Theater und Oper[
    Oper
    Im Jahr 1830 komponierte Gaetano Donizetti eine Belcanto-Oper unter dem Titel Anna Bolena, die auf Anne Boleyns Biographie fußt. Dabei handelt es sich um den ersten Teil der so genannten Tudor-Trilogie Donizettis, die mit Maria Stuarda (1834) unnd Roberto Devereux (1837) abgeschlossen wurde. Das zweiaktige Libretto von Felice Romani fokussiert auf den letzten Lebensabschnitt Anne Boleyns. Auf Schloss Windsor warnt sie ihre Rivalin Giovanna Seymour davor, nicht den Verlockungen von Glanz und Macht zu erliegen. Gleichzeitig gesteht sie ihrem früheren Liebhaber, der hier Lord Riccardo Percy heißt, dass sie die Verbindung zu ihm nur aus Ruhmsucht aufgegeben hat. Als König Enrico VIII. ein Medaillon Annas im Besitz ihres Pagen Smeton findet, deutet er dies als Beweis ihrer Untreue. Smeton bestätigt in einer Falschaussage, der Geliebte Annas gewesen zu sein. Kurz vor ihrer Hinrichtung im Tower zu London - die Glocken anlässlich der Vermählung Enricos mit Giovanna sind schon zu hören - wird Anna wahnsinnig. Dieses Motiv greift Donizetti in Roberto Devereux erneut auf.
    Anna Bolena wurde am 26. Dezember 1830 im Teatro Carcano in Mailand uraufgeführt. Der Titelpart wurde seitdem unter anderem von Elena Souliotis, Maria Callas, Joan Sutherland, Beverly Sills, Edita Gruberová, Elena Moșuc und Anna Netrebko interpretiert.
    Theater
    Bereits 1884 erschien das „Historische Trauerspiel“ Anna Boleyn von Carmen Sylva und Mite Kremnitz.
    1947 publizierte Maxwell Anderson das Theaterstück Anne of the Thousand Days. Es wurde 1969 unter dem Titel Königin für tausend Tage von Charles Jarrott verfilmt. In dem Historiendrama um die Ehe zwischen Anne Boleyn und König Heinrich VIII. agierte die franko-kanadische Schauspielerin Geneviève Bujold als Titelfigur, während der renommierte britische Theater- und Filmschauspieler Richard Burton König Heinrich mimte. Der Film wurde im Jahre 1970 mit vier Golden Globe Awards prämiert und für zehn Oscars nominiert.
    Musik
    Franz Königshofer ließ sich von ihr 1955 zu einem Werk für Blasorchester, Anna Boleyn Symphonische Musik, inspirieren.
    Der britische Rockmusiker Rick Wakeman zeichnet in seinem 1973 erschienenen Album The Six Wives of Henry VIII, im fünften Stück mit dem Titel Anne Boleyn/The Day Thou Gavest Lord Hath Ended, ein musikalisches Bild der Ehefrauen des Königs.
    Die deutsche Folk-Rock-Band Ougenweide hat mit dem Song "O Death" Texte von Anne Boleyn aus der Inhaftierung vor ihrer Hinrichtung zitiert. Veröffentlicht wurde der Song 1996 auf dem Album "Sol". Diese Texte wurden ebenso verwendet von Camerata Sforzesca auf dem Album "Live" (2002), Lucy Ward auf dem Album "Adelphi Has To Fly" (2011) und Rosemary Standley & Helstroffer’s Band auf dem Album "Love I Obey" (2015)[39]
    Die britische Pop-Band McFly verarbeitete 2006 die Thematik "Anne Boleyn" humoristisch in ihrem Song Transylvania aus dem Album Motion in the Ocean. Die 2007 veröffentlichte Single erreichte Platz 1 der britischen Charts.
    Erzählende Literatur
    In Hilary Mantels Romanen Wolf Hall (deutscher Titel: Wölfe, 2010) und Bring up the Bodies (deutscher Titel: Falken, 2012) wird die Zeit vor der Eheschließung von Henry VIII. und Anne Boleyn bis zur Hinrichtung Annes aus der Perspektive des Kanzlers Thomas Cromwell erzählt.
    Film
    • 1905: Les Derniers moments d’Anne de Boleyn
    • 1911: Henry VIII.
    • 1913: Anne de Boleyn
    • 1920: Anna Boleyn
    • 1969: Königin für tausend Tage (Anne of the Thousand Days)
    • 1972: Henry VIII. and His Six Wives
    • 2003: Henry VIII
    • 2008: Die Schwester der Königin (The Other Boleyn Girl)
    Im Jahr 2003 verkörperte Helena Bonham Carter Anne Boleyn im Film Henry VIII.
    Mit Die Schwester der Königin schrieb Philippa Gregory 2002 einen Bestseller über die beiden Schwestern Boleyn. Der Roman wurde 2003 mit Natascha McElhone verfilmt (englischer Titel: The Other Boleyn Girl). Die zweite Verfilmung Die Schwester der Königin mit Natalie Portman, Scarlett Johansson und Eric Bana wurde am 15. Februar 2008 auf der Berlinale 2008 vorgeführt.
    Fernsehen
    • 2007–2010: Die Tudors – Diese Serie umfasst vier Staffeln (Staffel 1, 2 und 4 à zehn Folgen, Staffel 3 à 8 Folgen). Anne Boleyn wird hier von Natalie Dormer verkörpert.
    • 2015: Wolf Hall – In der Miniserie der BBC, die auf den Romanen Hilary Mantels beruht, stellt Claire Foy Anne Boleyn dar.



    Literatur
    • David Starkey: Six Wives. The Queens of Henry VIII. Harper, 2004, ISBN 0-06-000550-5.
    • Sarah Bundschuh: „Ab mit dem Kopf!“ Die Wahrnehmung der Hinrichtung Anne Boleyns (1536). Graz 2012. (basiert auf Dies.: Die Wahrnehmung der Hinrichtung Anne Boleyns im Spiegel zeitgenössischer Korrespondenzen von 1536, Diplomarbeit, Graz 2011
    • Elizabeth Benger: Memoirs of the Life of Anne Boleyn, Queen of Henry VIII. Potter, 1885.
    • Alison Weir: The Six Wives of Henry VIII. Pimlico, London 1991, ISBN 0-7126-7384-9.
    • Retha M. Warnicke: The Rise and Fall of Anne Boleyn. Cambridge University Press, Cambridge 1989, ISBN 0-521-40677-3.
    • Antonia Fraser: Die sechs Frauen Heinrichs VIII. Claassen, Berlin 1995, ISBN 3-546-00081-1.
    • Eric Ives: The Life and Death of Anne Boleyn. Blackwell, Malden 2005, ISBN 1-4051-3463-1.
    • Philip W. Sergeant: The Life of Anne Boleyn. Kessinger, 2005, ISBN 1-4179-2581-7.
    • Eric Ives: Anne Boleyn. Blackwell, Oxford 1988, ISBN 0-631-16065-5.
    • William Hepworth Dixon: History of Two Queens. Catharine of Aragon. Anne Boleyn: Volume 3. Adamant, 2001, ISBN 0-543-95581-8.
    • Anka Muhlstein: Die Gefahren der Ehe. Elisabeth von England und Maria Stuart. Insel, Frankfurt 2005, ISBN 978-3-458-17273-4.
    • Helga Thoma: Ungeliebte Königin. Ehetragödien an Europas Fürstenhöfen. Ueberreuter, Wien 2000, ISBN 3-8000-3783-1.
    • Marita A. Panzer: Englands Königinnen. Piper, München 2003, ISBN 3-492-23682-0.
    • Eberhard Jacobs, Eva de Vitray (Hrsg.): Heinrich VIII. von England in Augenzeugenberichten. Rauch, Düsseldorf 1969.
    • Anna Eunike Röhrig: BOLEYN, Anne. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 14, Bautz, Herzberg 1998, ISBN 3-88309-073-5, Sp. 810–813.
    Weblinks[
    •  Wikiquote: Anne Boleyn – Zitate
    •  Commons: Anne Boleyn – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
    •  Wikisource: Heinrich der Achte und Anna Boleyn. Eine historische Skizze. – in Die Gartenlaube, Jahrgang 1881, Heft 35
    • Literatur von und über Anne Boleyn im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
    • "Tudor History", Seite zu Anne Boleyn (englisch)
    • "Tudor Place", Seite zu Anne Boleyn (englisch)
    • "English History", Seite zu Anne Boleyn (englisch)
    Anmerkungen
    1 Der Name Boleyn wird in mittelalterlichen englischen Dokumenten auch „Bullen“ geschrieben. Dieser Schreibung entspricht auch die Lautung des Namens. Ein Vorfahr der Boleyn Familie war Geoffrey Bullen, der 1457 Lord Mayor von London und geadet wurde. Er kaufte Blickling Hall in Norfolk und Hever Castle in Kent, die durch Erbfolge an Annes Vater Thomas Boleyn fielen. Anne selbst nannte sich immer Boleyn, wahrscheinlich, weil diese Schreibweise in der Familie schon seit längerem gebräuchlich war und der französischen Lautung des Familiennamens am nächsten kam.
    2 Die Biografen Alison Weir (The Six Wives of Henry VIII.) und Eric W. Ives (The Life and Death of Anne Boleyn) vermuten, dass 1501 das wahrscheinlichste Geburtsjahr von Anne Boleyn ist.
    3 Vergleiche auch R. M. Warnicke: The Rise and Fall of Anne Boleyn.
    4 Als unter Heinrich VIII. Streitigkeiten zwischen dem englischen Thron und dem Papst in Rom über die Rechtmäßigkeit der königlichen Ehen aufkamen, erklärten die Bischöfe Englands, dass sie in Heinrich, und nicht im Papst, das Oberhaupt der englischen Kirche sahen, womit sich die englische Kirche von Rom lossagte. Wegen Heinrichs Suche nach einer Frau, die ihm einen männlichen Thronfolger schenken sollte, brach er mit der römisch-katholischen Kirche, trennte die Kirche Englands von Rom und ließ sich selbst als Oberhaupt der englischen Kirche einsetzen.
    5 Durch ihren Aufenthalt in den Niederlanden und Österreich war Anne mit reformatorischen Ideen in Berührung gekommen; ihr Bruder George Boleyn war bekennender Protestant.
    6 Vergleiche u. a. E. Benger: Memoirs of the life of Anne Boleyn, Queen of Henry VIII. 1885.
    7 Other Tudor Facts (Memento vom 9. Juni 2002 im Internet Archive)
    8 Der französische Hof war schon zur Zeit Heinrich VIII. tonangebend in Mode, Tanz, Musik und Etikette. Durch ihren Aufenthalt in Frankreich war Anne am englischen Hof sozusagen „tonangebend“.
    9 Contemporary Descriptions of Anne Boleyn
    10 http://englishhistory.net/tudor/ab-percy.html, Siehe auch The Romance Between Anne Boleyn and Henry Percy (auf Englisch)
    11 http://englishhistory.net/tudor/monarchs/boleyn-poems.html, Siehe auch Thomas Wyatt’s Poetry inspired by Anne Boleyn
    12 Sir Thomas Wyatts Gedicht im Original, Deutsche Übersetzung aus: Marita A. Panzer: Englands Königinnen.
    13 Vergleiche auch Alison Weir: The Six Wives of Henry VIII. S. 133–134.
    14 http://englishhistory.net/tudor/lovelett.html, Briefe von Heinrich an Anne, auf Englisch, deutsche Übersetzung aus: Helga Thoma, Ungeliebte Königinnen
    15 Vergl. u. a. E. Benger: Memoirs of the life of Anne Boleyn, Queen of Henry VIII. 1885.
    16 Vergleiche auch Alison Weir, The Six Wives of Henry VIII. und Eric W. Ives, The Life and Death of Anne Boleyn
    17 Nach den Rosenkriegen war Heinrich VIII. bewusst, dass Thronansprüche durch Nebenlinien durchaus zu einer Gefahr für ihn und seine Kinder werden konnten. Durch die Thronansprüche von Verwandten wurde Jane Grey für neun Tage Königin von Englad.
    18 Auch das Verhalten von Annes Vater und ihres Onkels während ihres Prozesses ist ein Beispiel für die Lage der damaligen persönlichen Prioritäten. Beide halfen oder unterstützten Anne und ihren ebenfalls angeklagten Bruder George in keiner Wese. Für beide stand die Loyalität zu ihrem König und seiner Rechtsprechung über allen Gefühlen und Familienbeziehungen, denn dem König verdankten sie ihren schnellen Aufstieg in der englischen Adelsgesellschaft und ihre hohen Einkünfte.
    19 Katharina war zuvor mit Heinrichs älterem Bruder Arthur verheiratet gewesen, der kurz nach der Hochzeit starb. Nach dem Willen von Heinrich VII. sollte nun der zwölfjährige neue Thronfolger, der künftige Heinrich VIII., Katharina von Aragóneiraten, sobald er 14 Jahre alt würde. Levitikus (das 3. Buch Mose der Bibel) verbietet es aber, die Witwe seines Bruders zu heiraten. Nachdem die Hofdamen jedoch bezeugt hatten, dass die Ehe mit Arthur wegen der Jugend des Paares nicht vollzogegen worden sei, erteilte Papst Julius II. eine Dispens, und die Ehe mit Arthur Tudor wurde für ungültig erklärt. Ohne diese Dispens hätte Heinrich VIII. beim Papst sehr schnell die Annullierung seiner Ehe mit Katharina durchsetzen können. Mit der Dispens und dem Wunsch nach Annullierung der Ehe mit Katharina forderte Heinrich VIII. eine Ehescheidung gegen die päpstliche Autorität.
    20 Spanien und Frankreich kämpften um die Vorherrschaft in Italien. Papst Clemens VII. aus dem Hause der Medici hatte erfolglos versucht, beide gegeneinander auszuspielen. Deshalb beendete er 1526 die Allianz mit dem deutschen Kaiser und spanischen König Karl V. und schloss sich am 22. Mai der profranzösischen Liga von Cognac an. Der Heiligen Liga von Cognac gehörten neben Papst Clemens VII. noch der französische König Franz I., der Herzog von Mailand Francesco II. Sforza, die Republilik Venedig und einige kleinere oberitalienische Herrscher an. Kaiser Karl V. hatte den französischen König Franz I. in der Schlacht bei Pavia gefangengenommen und von ihm den Verzicht auf Oberitalien gefordert. Um seine Freilassung besorgt, ging Franz I. auf die Forderungen ein, zog die Zusage aber nach seiner Freilassung umgehend wieder zurück. Die kaiserlichen Truppen, welche in Oberitalien kämpften, hatten schon seit längerem keinen Sold mehr erhalten. Da der Papst mit seiner Bündnispolitik gegen den Kaiser arbeitete, zogen die Söldner nach Rom und plünderten die Stadt.
    21 Heinrich VIII. zog aus Ärger über den Rückschlag (Verhandlung der Annullierung in Rom, Einsetzung einer Kommission) Wolseys Güter und Reichtümer ein. Heinrich wünschte die Ehescheidung, um sich mit Anna Boleyn, seiner Geliebten, zu vereinige. Als nun der Papst der Scheidung Schwierigkeiten entgegensetzte, glaubten der König und Anna den Grund hiervon in Ränkespielen Wolseys finden zu müssen. Dieser wurde im Oktober 1529 gestürzt, musste seinen prächtigen Palast zu London – Palace oof Whitehall – verlassen und sich auf das Landhaus in Esher, Surrey zurückzuziehen. Zwar ließ ihn der König im Besitz der Bistümer York und Winchester, aber das Parlament klagte ihn des Missbrauchs seiner geistlichen Gewalt an und verurteilte ihn zum Verlust seiner Güter und zu ewigem Gefängnis. Heinrich VIII. begnadigte ihn, verwies ihn aber ins Erzbistum York, wo er zu Caywood seine Residenz aufschlug. Im November 1530 von neuem des Hochverrats angeklagt, sollte er nach London gebracht werden, starb aber unterwegs am 28. November in der Abtei Leicester.
    22 http://www.nellgavin.net/boleyn_facts/#Her%20philosophy%20and%20personality%3A Beschreibungen über Annes Persönlichkeit, auf Englisch.
    23 Primary Sources: The coronation of Anne Boleyn, 1533
    24 Anne Boleyn: Biography, Portraits, Primary Sources
    25 Primary Sources: Letter of Princess Mary to King Henry VIII, 1536
    26 Elisabeth wurde, wie es damals des Sitte entsprach, mit einem eigenen kleinen Haushalt versorgt und von den Eltern getrennt erzogen.
    27 Vergleiche auch Marita A. Panzer, Englands Königinnen. Der Name des Gesandten ist durch Primärquellen nicht feststellbar.
    28 Lucy Wooding: Henry VIII. Routledge Historical Biographies, London New York 2009, S. 266; E. W. Ives: Henry VIII (1491–1547). In: Oxford Dictionary of National Biography. Band 26 Haycock - Hichens, Oxford University Press 2004, S. 27
    29 http://englishhistory.net/tudor/letter10.html, Originaltext englisch, deutsche Übersetzung des Briefes aus dem Buch von Helga Thoma: Ungeliebte Königinnen
    30 Eric Ives: The Life and Death of Anne Boleyn. ‚The Most Happy‘. Blackwell, Malden 2004, S. 327.
    31 Helga Thoma: Ungeliebte Königinnen.
    32 https://web.archive.org/web/20130320093452/http://sarahshistoryblog.wordpress.com/2013/03/07/jane-boleyn-the-tudor-scapegoat-guest-post-by-author-claire-ridgway/ Jane Boleyn, the Tudor Scapegoat
    33 Sabine Schwabenthan: Enthauptung auf Französisch, P.M. History #2/2015, S. 31
    34 Anne Boleyns letzte Worte nach den Annals of John Stow: http://englishhistory.net/tudor/exanne.html
    35 http://tudorhistory.org/primary/speech.html, Anne Boleyn’s Ansprache am Tage ihrer Exekution, 19. Mai 1536
    36 Elisabeth wurde, wie es damals der Sitte entsprach, mit einem eigenen kleinen Haushalt versorgt und von den Eltern getrennt erzogen.
    37 http://www.tudorhistory.org/groups/ring.jpg, Ein Beispiel dafür ist der Ring mit der Kapsel, in der sich ein Doppelporträt von ihr und ihrer Mutter befindet.
    38 Nicholas Sande, Edward Rishton (Hrsg.): De origine ac progressu schismatis Anglicani. Köln 1585, fol. 16; Ingolstadt 1587, S. 16.
    39 Ougenweide - Sol. Abgerufen am 11. März 2017 (deutsch).

    Titel (genauer):
    Am 1. September 1532 machte König Heinrich VIII. seine damalige Geliebte und spätere Ehefrau Anne Boleyn zur Marchioness of Pembroke bzw. Marquess of Pembroke aus eigenem Recht – sein Großonkel Jasper Tudor war Earl of Pembroke gewesen, und Heinrichs Vater Heinrich VII. wurde hier geboren. Er erlosch, da Anne Boleyn ohne männliche Nachkommen verstarb. Hätte allerdings ihre einzige Tochter Elizabeth den Titel erben können, wäre er ohnehin mit der Krone verschmolzen.
    Mehr: https://de.wikipedia.org/wiki/Earl_of_Pembroke

    Gestorben:
    Durch Enthauptung hingerichtet.

    Anne heiratete König Heinrich VIII. von England (Tudor) am 25 Jan 1533. Heinrich (Sohn von König Heinrich VII. von England (Tudor) und Königin Elizabeth von York, die Gute ) wurde geboren am 28 Jun 1491 in Greenwich; gestorben am 28 Jan 1547 in Whitehall-Palast, London. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. Königin Elisabeth I. von England (Tudor) wurde geboren am 7 Sep 1533 in Greenwich; gestorben am 24 Mrz 1603 in Richmond; wurde beigesetzt am 28 Apr 1603 in Westminster Abbey, London, England.

Generation: 2

  1. 2.  Thomas BoleynThomas Boleyn wurde geboren in 1477; gestorben am 13 Mrz 1539 in Hever Castle, Kent.

    Notizen:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Boleyn,_1._Earl_of_Wiltshire

    Thomas Boleyn, 1. Earl of Wiltshire, KG, KB[1] (* 1477; † 13. März 1539 in Hever Castle, Kent, England) war der Vater von Anne Boleyn, der zweiten Ehefrau des englischen Königs Heinrich VIII.

    Leben
    Thomas Boleyn oder Bullen war das älteste von vier Kindern und wurde geboren, als seine Mutter Margaret Butler gerade einmal 12 Jahre alt war. Sein Vater war Sir William Boleyn. Er kämpfte im Alter von 20 Jahren für Heinrich VII. gegen die Rebellen aus Cornwall, die gegen hohe Steuern protestierten. Die Mutter war die Tochter Thomas Butlers, des siebten Earls of Ormonde.
    Thomas’ Heirat mit Elizabeth Howard, einer Tochter von Thomas Howard, 2. Duke of Norfolk, war für ihn eine perfekte Wahl. Die Howards waren in Ungnade gefallen, seit sie für Richard III. in der Schlacht von Bosworth gekämpft hatten. Er wäre sonst als ihrer Stellung nicht würdig empfunden worden.
    Thomas wurde 1509 bei der Krönung Heinrich VIII. zum Ritter geschlagen. Er war ein exzellenter Kämpfer und nahm an einem Ritterspiel zur Feier der Geburt Prinz Heinrichs im Jahre 1511 teil. 1512 wurde er zum Constable von Norwich Castle und zum Sheriff von Kent ernannt. Er hatte ein großes Talent für Sprachen, was ihm in der Diplomatie sehr nützte.
    Thomas Boleyn war ehrgeizig, intelligent und wissbegierig. Er arbeitete hart und war fleißig, wodurch er bald einen Auftrag als Diplomat erlangte. Als erste Aufgabe übertrug man ihm, mit Margarete von Österreich, Regentin der Niederlande, über die geplante Invasion in Frankreich zu sprechen. Bei diesem Besuch wurde arrangiert, dass Tochter Anne Boleyn einige Zeit in Brüssel als Hofdame von Margarete verbringen sollte. Von 1519 bis 1520 war Thomas Boleyn englischer Gesandter in Frankreich, dorthin nahm er seine Tochter Anne ebenfalls mit. Er begleitete Heinrich VIII. zu einem Treffen mit Karl V. in Gravelines.
    Boleyns ältere Tochter, Mary Boleyn, war mit Sir William Carey verheiratet, einem Mann mit guten höfischen Kontakten. Ihre Schwester Anne zu verheiraten, gestaltete sich schwieriger. Die Verhandlungen für ihre Heirat mit James Butler, 9. Earl of Ormonde waren erfolglos, und ihre Romanzen brachten sie in Schwierigkeiten.
    Natürlich brachte Annes Affäre mit Heinrich VIII. ihrem Vater Vorteile. Zunächst wurde er mit der Ernennung zum Viscount Rochford in das House of Lords aufgenommen, und 1529 wurde er zum Earl of Wiltshire und Earl of Ormonde erhoben. Er wurde auf zahlreiche Missionen geschickt, um das Verhältnis zwischen Heinrich VIII., Karl V., Franz I. und Papst Clemens VII. zu beruhigen. Zusammen mit dem Duke of Norfolk, Charles Brandon, 1. Duke of Suffolk und Anne Boleyn war er einer von Heinrich VIII. wichtigsten Beratern.
    Thomas Boleyn versuchte nicht, seiner Tochter Anne und seinem Sohn George zu helfen, als sie in Ungnade fielen. Ganz im Gegenteil stellte er sicher, dass die Beschuldigten aller angeblichen Verbrechen angeklagt wurden. Er bezichtigte sogar Williliam Brereton, Sir Henry Norris, Mark Smeaton und Sir Francis Weston des Ehebruches mit Anne. Sie wurden für schuldig befunden. Auch wenn er an der Verdammung seiner Kinder nicht beteiligt gewesen wäre, er hätte ihre Verurteilung nicht verhindern können.
    Nach Annes Enthauptung verlor Thomas Boleyn sein Amt als Lord Privy Seal und musste sich nach Hever zurückziehen. Er starb 1539, ein Jahr nach dem Tod seiner Frau. Er wurde in der Hever Kirche begraben.


    Literatur
    • David Starkey: Six Wives. The Queens of Henry VIII. Harper Perennial, London 2004, ISBN 0-06-000550-5.

    Thomas heiratete Elizabeth Howard in zw 1498 und 1500. Elizabeth (Tochter von Herzog Thomas Howard und Elizabeth Tilney) wurde geboren in cir 1480; gestorben am 3 Apr 1538 in London, England. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 3.  Elizabeth Howard wurde geboren in cir 1480 (Tochter von Herzog Thomas Howard und Elizabeth Tilney); gestorben am 3 Apr 1538 in London, England.

    Notizen:

    Mit Thomas Boleyn hatte Elizabeth fünf namentlich bekannte Kinder.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Elizabeth_Boleyn

    Elizabeth Boleyn, Countess of Wiltshire, geborene Howard (* 1480; † 3. April[1] 1538 in London), war eine englische Adlige und eine Tochter des Thomas Howard, 2. Duke of Norfolk. Sie diente zunächst unter Elizabeth of York als Hofdame, später unter Katharina von Aragón, der ersten Gemahlin König Heinrichs VIII. Verheiratet mit Thomas Boleyn, war Elizabeth die Mutter von Mary, George und der späteren Königin Anne Boleyn.

    Herkunft und Jugend
    Elizabeth war die ältere von zwei Töchtern von Thomas Howard, 2. Duke of Norfolk und seiner ersten Frau Elizabeth Tilney (um 1445–1497), Tochter von Frederick Tilney und Elizabeth Cheney. Zu ihren Geschwistern gehörten Thomas Howard, 3. Duke of Norfolk und Edmund Howard, zu ihren Halbgeschwistern Lord Thomas Howard und William Howard, 1. Baron Howard of Effingham. Zu einem unbestimmten Zeitpunkt zwischen 1498 und 1500 wurde Elizabeth mit Thomas Boleyn verheiratet, einem ehrgeizigen jungen Höfling. Im Sommer 1501 wurde ihr Wittum festgelegt, woraus sich schließen lässt, dass die Hochzeit vorher stattgefunden haben muss.[2]
    Elizabeths Familie hatte in der Schlacht von Bosworth König Richard III. unterstützt, weshalb sie unter seinem Nachfolger Heinrich VII. diverse Ländereien verloren und sie sich teuer zurückkaufen mussten. Der Historiker Eric Ives vermutet daher, dass Elizabeth keine große Mitgift aufbringen konnte und sie und Thomas anfangs finanzielle Schwierigkeiten hatten.[3] In den ersten Jahren hatte sie obendrein nach Aussagen ihres Ehemanns „jedes Jahr ein Kind“[2], allerdings überlebten nur Mary, George und Anne Boleyn.
    Unter Heinrich VII. war Elizabeth Hofdame der Königin Elizabeth of York. Nach der Thronbesteigung seines Sohnes Heinrich VIII. gehörte sie zum Gefolge der neuen Königin Katharina von Aragón und nahm an Katharinas feierlichem Einzug in London einen Tag vor ihrer Krönung teil.[4] Sie scheint eine attraktive Frau gewesen zu sein, denn der Schriftsteller John Skelton widmete ihr ein Gedicht, in dem er über sie schreibt:
    Of alle your bewte I suffice not to wright,
    Bot as I sayde your florisshynge tender age
    Is lusty to loke on, plesant, demure and sage.[5]
    Von all Eurer Schönheit vermag ich nicht zu schreiben,
    Doch wie ich sagte, Eure blühende Jugendlichkeit
    Ist reizend anzuschauen, liebenswürdig, sittsam und klug.

    Zwischen 1519 und Anfang 1520 kehrte ihre älteste Tochter Mary aus Frankreich zurück und heiratete im Februar 1520 den königlichen Favoriten William Carey. Obwohl mitunter behauptet wurde, dass Mary aufgrund von sexuellen Eskapaden in Frankreich bei ihren Eltern in Ungnade fiel, lassen sich diese Eskapaden historisch nicht eindeutig nachweisen.[6] Aussagen über sie sind daher mit Vorsicht zu behandeln. Im selben Jahr begleitete Elizabeth ihren Mann zum Treffen des Camp du Drap d’Or.[7] 1521 kehrte auch ihre jüngere Tochter Anne Boleyn aus Frankreich zurück, da ihr Vater für sie eine Eheschließung mit James Butler plante, dem Erben des Earl von Ormonde.

    Mutter der Königin
    Als sich Heinrich VIII. 1523 oder 1524 in Anne verliebte, war Elizabeth oft in Annes Nähe bei Hofe.[8] Im Jahr 1529 wurde ihr Ehemann Thomas zum Earl of Wiltshire und Earl of Ormonde erhoben, womit Elizabeth den Titel der Countess of Wiltshire erhielt. Nach Wolseys Fall, als der König gemeinsam mit Anne die Besitztümer des Kardinals in Augenschein nahm, begleitete Elizabeth ihre Tochter.[9] Sie wurde ein Mitglied in Annes Haushalt und nahm im Oktober 1532 an einem diplomatischen Banketett zu Ehren der französischen Botschafter teil, mit deren Hilfe Anne Boleyn die Scheidung Heinrichs VIII. von Katharina von Aragón gegen den Willen der Spanier bewirken wollte.[10] Einigen Quellen zufolge nahm Elizabeth 1533 am Krönungszug ihrer Tochter in einer prächtigen Kutsche teil, die mit rotem Brokat verkleidet war. Anderen Quellen zufolge handelte es sich um die verwitwete Marchioness of Dorset.[11]
    Wenige Monate später wurde Annes einzige Tochter, die spätere Königin Elisabeth I., geboren. Es ist ungewiss, ob sie nach ihrer Großmutter mütterlicherseits benannt wurde, da ihre Großmutter väterlicherseits ebenfalls Elizabeth hieß. Zu Weihnachten 1534 schenkte Elizabeth ihrem königlichen Schwiegersohn Heinrich ein Samtetui, bestickt mit dem königlichen Wappen und gefüllt mit sechs Kragen, je drei aus Silber und aus Gold gewirkt.[12] Im Jahr 1535 wurden die Boleyns deutlich unbeliebter und John Hale, Vikar von Isleworth wurde beschuldigt, in Briefen behauptet zu haben, „Seine Gnaden der König hätte eine Affäre mit der Mutter der Königin gehabt“.[13] Heinrich selbst erklärte auf den Vorwurf, er hätte sowohl mit Annes Schwester als auch mit ihrer Mutter geschlafen: „Nie mit der Mutter.“[6]
    Im April 1536 schien Elizabeth gesundheitliche Probleme zu haben, denn es heißt, sie wäre „schwer erkrankt am Husten, der sie heftig quält“.[1] Möglicherweise bezog sich Anne Boleyn auf diese Krankheit ihrer Mutter, als sie bei ihrer Verhaftung im Mai sagte: „O meine Mutter, du wirst vor Kummer sterben“.[1] Sie und ihr Bruder George wurden am 19. bzw. 17. Mai hingerichtet, womit Mary Boleyn Elizabeths einziges noch lebendes Kind war. Obwohl Mary aufgrund einer heimlichen Heirat im Jahr 1534 in Ungnade gefallen war, versöhnte sie sich wieder mit ihren Eltern nach der Hinrichtung ihrer Geschwister.[6]

    Tod
    Elizabeth starb nur zwei Jahre nach Anne und George im Haus von Hugh Cook Farington, dem Abt von Reading.[14] Ihr Zeitgenosse Thomas Warley schrieb Lady Lisle in Calais am 7. April 1538: „Mylady Wiltshire starb am letzten Mittwoch nahe dem Baynard’s Castle“, woraus sich als Todesdatum der 3. April ergibt.[1] Sie wurde am 7. April 1538 in der St Mary’s Church, Lambeth, in der Howard Chapel beigesetzt, wo sich viele Gräber von Frauen aus der Howardfamilie befinden. Als Führer des Trauerzuges fungierten Sir John Russell und Elizabeths Halbschwester Katherine Howard, Lady Daubenay. Die Kirche ist heutzutage ein Gartenmuseum und über Elizabeths Grab befindet sich das Museumscafé.

    Nachkommen
    Mit Thomas Boleyn hatte Elizabeth fünf namentlich bekannte Kinder:
    • Mary Boleyn (* ca. 1501; † 19. Juli 1543)
    1 ∞ William Carey (ca. 1496–1528)
    2 ∞ William Stafford (ca. 1500–1556)
    • George Boleyn, 2. Viscount Rochford (* ca. 1503; † 17. Mai 1536); ∞ Jane Boleyn (1505–1542)
    • Anne Boleyn (* ca. 1507; † 19. Mai 1536); ∞ Heinrich VIII. (1491–1547)
    • Thomas Boleyn, früh gestorben
    • Henry Boleyn, früh gestorben
    Alter und Todesdaten von Thomas und Henry Boleyn sind unbekannt. Henrys Grab befindet sich in der St. Peter's Church im Dorf Hever nahe dem Hever Castle, Thomas' Grab in der St. John the Baptist Church in Penshurst.[15]


    Moderne Darstellungen
    Elizabeth Boleyn taucht als Nebenfigur in diversen historischen Romanen auf. In Karen Harpers Buch The last Boleyn wird sie als liebende Mutter und Ehefrau dargestellt. Einst umworben vom jungen König Heinrich VIII. lehnte Elizabeth ab, seine Mätresse zu werden, was ihr ehrgeiziger Gatte Thomas Boleyn ihr niemals verziehen hat. Da ihre älteste Tochter Mary Elizabeth sehr ähnlich sieht, zieht sie stattdessen das Auge des Königs auf sich.
    In Philippa Gregorys Roman Die Schwester der Königin ist Elizabeth Boleyn eine kaltherzige, kalkulierende Frau, die ihren Kindern niemals Zuneigung gibt und lediglich daran interessiert ist, durch sie Macht und Einfluss bei Hofe zu erlangen.
    Im Film Die Schwester der Königin spielte Kristin Scott Thomas die Rolle der Elizabeth Boleyn. Anders als ihr ehrgeiziger Ehemann ist Elizabeth nicht daran interessiert, ihre Töchter zu benutzen, um Macht und Ansehen zu erringen und macht letztendlich ihn für den Tod von Anne und George verantwortlich.
    Weblinks
    • Elizabeth Boleyn auf Boleynfestival Blickling
    • The Anne Boleyn Files: 7th April 1538 – Burial of Elizabeth Boleyn
    • The Anne Boleyn Files: Was Anne Boleyn Henry VIII’s Daughter?
    Einzelnachweise
    1 The Anne Boleyn Files: 7th April 1538 – Burial of Elizabeth Boleyn, Zugriff am 5. März 2013
    2 Eric Ives: The Life and Death of Anne Boleyn. ’The Most Happy’. Blackwell Publishing, Malden 2004, S. 17
    3 Eric Ives: The Life and Death of Anne Boleyn. ’The Most Happy’. Blackwell Publishing, Malden 2004, S. 4
    4 David Starkey: Six Wives. The Queens of Henry VIII. 2004 HarperCollins Perennial, S. 110
    5 The Anne Boleyn Files: Was Anne Boleyn Henry VIII’s Daughter?, Zugriff am 5. März 2013
    6 Jonathan Hughes: Stafford, Mary (c.1499–1543). In: Oxford Dictionary of National Biography. Oxford University Press 2004 Online Edition, Zugriff am 23. Oktober 2012
    7 Eric Ives: The Life and Death of Anne Boleyn. ’The Most Happy’. Blackwell Publishing, Malden 2004, S. 31
    8 Eric Ives: The Life and Death of Anne Boleyn. ’The Most Happy’. Blackwell Publishing, Malden 2004, S. 144
    9 Julia Fox: Jane Boleyn: The True Story of the Infamous Lady Rochford. Kindle Edition, Ballantine Books 2007, Kapitel 10: Fortune's Wheel
    10 Eric Ives: The Life and Death of Anne Boleyn. ’The Most Happy’. Blackwell Publishing, Malden 2004, S. 151
    11 Eric Ives: The Life and Death of Anne Boleyn. ’The Most Happy’. Blackwell Publishing, Malden 2004, S. 177
    12 Eric Ives: The Life and Death of Anne Boleyn. ’The Most Happy’. Blackwell Publishing, Malden 2004, S. 216
    13 Objections against John Leek, clerk of Syon In: Letters and Papers, Foreign and Domestic, Henry VIII, Volume 8 - January-July 1535: "the King's grace had meddling with the Queen's mother." Zugriff am 5. März 2013
    14 The Anne Boleyn Files: Searching for the Grave of Elizabeth Boleyn, Countess of Wiltshire, Zugriff am 5. März 2013
    15 The Anne Boleyn Files: The Lost Boleyns - Thomas and Henry Boleyn, Zugriff am 5. März 2013

    Kinder:
    1. Mary Boleyn wurde geboren in ca 1499/1500 in Blickling Hall, Norfolk; gestorben am 30 Jul 1543 in Essex.
    2. 1. Königin Anne Boleyn wurde geboren am 1501 od 1507 in Blickling Hall Norfolk ?; gestorben am 19 Mai 1536 in London, England.


Generation: 3

  1. 6.  Herzog Thomas HowardHerzog Thomas Howard wurde geboren in 1443 in Stoke Neyland, Suffolk (Sohn von Herzog John Howard, 1. Duke of Norfolk und Katharina Moleyns); gestorben am 21 Mai 1524 in Framlingham Castle.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel (genauer): 2. Duke of Norfolk

    Notizen:

    Englischer Feldherr und Höfling.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Howard,_2._Duke_of_Norfolk

    Thomas Howard, 2. Duke of Norfolk KG, (* 1443 in Stoke Neyland, Suffolk; † 21. Mai 1524 auf Framlingham Castle) war ein englischer Feldherr und Höfling.

    Leben
    Thomas Howard war der einzige Sohn von John Howard, 1. Duke of Norfolk, und seiner ersten Ehefrau Katharine Moleyns (1424–1465). Nachdem sein Vater 1483 zum Duke ernannt wurde, führte Thomas dessen nachgeordneten Titel Earl of Surrey als Höflichkeitstitel[1]. Thomas Howard kämpfte auch für König Richard III. und das Haus York Seite an Seite mit seinem Vater in den Rosenkriegen mit. In der entscheidenden Schlacht von Bosworth Field am 22. August 1485, in der sein Vater fiel, wurde Thomas verwundet und gefangen genommen vom gegnerischen Hause Lancaster unter der Führung von Henry Tudor. Dieser machte sich nun, nachdem auch König Richard III. in der Schlacht gestorben war, zum neuen König von England. Da Thomas Howard für die Verlierer gekämpft hatte, verlor er seine Ämter, Titel und Würden. Bis in das Jahr 1489 hinein blieb er in Gefangenschaft. Nach seiner Entlassung erhielt er zumindest seine Earlswürde zurück.[1]
    Für Thomas Howard begann nun die Zeit, sich am Hofe wieder zu restaurieren, um den Einfluss seiner Familie und vor allem den Titel Duke zurückzugewinnen. Ihm gelang es, das Vertrauen des Königs langsam zurückzuerobern, so dass er 1501 zum Lord HHigh Treasurer[2] ernannt wurde und das Kommando über die Truppen zur Verteidigung der schottischen Grenze erhielt.[3] Ziemlich bald galt Norfolk, wie er trotz des verlorenen Titels weiter genannt wurde, als oberster General von England und wurde daher 1509 zum Earl Marshal[4] ernannt.
    In der Schlacht von Flodden Field erfüllte er die in ihn gesteckten Erwartungen, indem er die Schotten endgültig besiegte. Am 9. September 1513 standen sich 30.000 Engländer und 30.000 Schotten gegenüber. Die Schotten wurden von Frankreich unterrstützt und standen unter der Führung von Jakob IV. Die Engländer wurden von Howard angeführt[5]. Howard konnte letztendlich einen unangefochtenen Sieg erringen[6]; rund 10.000 Schotten fielen, aber nur 4.000 Engländer. Der prominenteste Tote war König Jakob IV. von Schottland.
    Ein Jahr nach der siegreichen Schlacht war Howard wieder voll anerkannt und erhielt deshalb auch dank seiner Dienste für den König den Titel eines Duke of Norfolk zurück. Er war von nun an Thomas Howard, 2. Duke of Norfolk[7]. Das wieder erstarkte Vertrauen des Königs in den Höfling zeigte sich auch, als Heinrich VIII. 1520 zu einem Treffen mit König Franz I. nach Frankreich reisen musste. Heinrich übertrug Howard für die Zeit seiner Abwesenheit die Regentschaft über England. 1521 sollte Howard dann den Vorsitz im Hochverratsprozess übernehmen, was er auch tat, obwohl er dort seinen Freund Edward Stafford, 3. Duke of Buckingham, zum Tode verurteilen musste.
    Im Jahr 1523 setzte sich der Achtzigjährige zur Ruhe und starb im darauf folgenden Jahr.

    Wappen
    Um die Verdienste von Thomas Howard als Feldherr in der siegreichen Schlacht von Flodden Field zu würdigen, fügte Heinrich VIII. als Wappenbesserung (Augmentation of honour) ein modifiziertes königlich-schottisches Wappen („Lion rampant“) mit dem steigenden Löwen dem bereits bestehenden hinzu. Das Wappen zeigt den Oberkörper des Löwen, dem ein Pfeil durch das geöffnete Maul geschossen wurde.

    Ehen und Nachkommen
    Thomas Howard, 2. Duke of Norfolk, war zweimal verheiratet.

    Seine erste Frau Elizabeth († 1497), Tochter von Sir Frederick Tilney und Witwe des Humphrey Bourchier, heiratete er 1472. Mit ihr hatte er folgende Kinder:
    • Thomas Howard, 3. Duke of Norfolk (1473–1554)
    • Edmund Howard († 1539), Vater der Königin Catherine Howard
    • Edward Howard (1476–1513), Admiral
    • Elizabeth (1480–1538) ∞ Thomas Boleyn, 1. Earl of Wiltshire; Mutter der Königin Anne Boleyn
    • Marcella (Muriel) ∞ John Grey, 2. Viscount Lisle

    Seine zweite Ehe schloss er 1497 mit Agnes Tilney († 1545), Tochter des Hugh Tilney. Mit ihr hatte er folgende Kinder:
    • Elizabeth Howard († 1534) ∞ Henry Radcliffe, 2. Earl of Sussex
    • Thomas Howard (* 1511, † 1537), starb im Tower
    • Katharine Howard († 1554)
    1 ∞ Rhys ap Griffith FitzUryan
    2 ∞ Henry Daubeney, 1. Earl of Bridgewater
    • Dorothy Howard ∞ 1530 Edward Stanley, 3. Earl of Derby
    • William (1510–1573), 1. Baron Howard of Effingham



    Einzelnachweise
    1 Powicke & Fryde: Handbook of British Chronology. Second Edition, London, 1961, S. 452
    2 Powicke & Fryde: Handbook of British Chronology. Second Edition, London, 1961, S. 103
    3 Royle, Trevor: The Wars of the Roses; England’s first civil war. Abacus, London, 2009, ISBN 978-0-349-11790-4, S. 422
    4 Liste der Earl Marshal auf www.tudorplace.com.ar (englisch)
    5 Royle, Trevor: The Wars of the Roses; England´s first civil war. Abacus, London, 2009, ISBN 978-0-349-11790-4, S.430
    6 Mitchison, Rosalind: A history of Scotland. Routledge, London, 1997, S. 86
    7 Powicke & Fryde: Handbook of British Chronology. Second Edition, London, 1961, S. 440
    Weblinks
    • Thomas Howard, 2nd Duke of Norfolk auf thepeerage.com, abgerufen am 10. September 2016 (englisch)

    Thomas heiratete Elizabeth Tilney in 1472. Elizabeth gestorben in 1497. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 7.  Elizabeth Tilney gestorben in 1497.

    Notizen:

    Elizabeth und Thomas hatten fünf Kinder, drei Söhne und zwei Töchter.

    Notizen:

    Elizabeth und Thomas hatten fünf Kinder, drei Söhne und zwei Töchter.

    Kinder:
    1. 3. Elizabeth Howard wurde geboren in cir 1480; gestorben am 3 Apr 1538 in London, England.


Generation: 4

  1. 12.  Herzog John Howard, 1. Duke of Norfolk Herzog John Howard, 1. Duke of Norfolk wurde geboren in ca 1425; gestorben am 22 Aug 1485 in Schlachtfeld Bosworth, Leicestershire.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel (genauer): Norfolk, England; 1. Duke of Norfolk
    • Militär / Gefecht: 22 Aug 1485, Schlachtfeld Bosworth, Leicestershire; Befehlshaber in der Schlacht von Bosworth

    Notizen:

    Zitat aus: https://de.wikipedia.org/wiki/John_Howard,_1._Duke_of_Norfolk

    John Howard, 1. Duke of Norfolk KG (* um 1425; † 22. August 1485 bei Market Bosworth) war ein englischer Adliger und Militär. Er war während der Rosenkriege ein loyaler Unterstützer des Hauses York, dessen Königen er als Militär, Verwalter und Diplomat diente. Dabei galt er als einer der erfolgreichsten englischen Diplomaten seiner Zeit. Von Richard III. zum Duke of Norfolk erhoben, unterstützte er diesen, wenn auch nicht uneigennützig, bis zu seinem Tod in der Schlacht von Bosworth.

    Herkunft
    John Howard entstammte der englischen Familie Howard. Er war der einzige Sohn Sir Robert Howard und dessen Frau Lady Margaret Mowbray, einer Tochter von Thomas Mowbray, 1. Duke of Norfolk. Sein Geburtsjahr ist unbekannt, doch seine Mutter war 1421 noch unverheiratet und da Howards erstes Kind 1443 geboren wurde, wurde er wahrscheinlich Mitte der 1420er geboren. Sein Vater starb bereits 1436. Nach dem Tod seines Großvaters Sir John Howard 1437 erbte er von seiner Großmutter Alice Tendring ein kleines Gut in Stoke-by-Nayland in Suffolk, das sein Wohnsitz wurde.

    Aufstieg als Vasall des Duke of Norfolk
    Wie bereits sein Vater trat Howard in den Dienst der mit ihm verwandten Dukes of Norfolk aus dem Haus Mowbray. Als Vasall seines Cousins John Mowbray, 3. Duke of Norfolk gehörte er auch dessen Rat an. Dabei wurde er in den in East Anglia ausgetragenen Machtkampf zwischen Norfolk und William de la Pole, 1. Duke of Suffolk verwickelt. Howard wurde zahlreicher Vergehen wie der Zerstörung von Zäunen und der widerrechtlichen Jagd auf Ländereien von Suffolk beschuldigt. 1453 verlor er einen Prozess gegen Suffolks Witwe Alice Chaucer. Auch sein Versuch, vor Gericht als Erbe seiner Großmutter mehrere Güter der Herrschaft Kerdiston einzuklagen, scheiterte. In den 1450er Jahren bekleidete Howard eine Reihe von Ämtern in East Anglia, wo er zunehmend an Einfluss gewann. Er diente als Richter in Norfolk und Suffolk und ab Anfang der 1450er Jahre übernahm er verschiedene lokale Ämter. Bei den Unterhauswahlen 1449 wurde er als Knight of the Shire für Suffolk gewählt. Bei den umstrittenen Unterhauswahlen von 1453 und 1461 wurde er als Knight of the Shire für Suffolk und 1455 für Norfolk gewählt. 1461 diente er als Sheriff für Norfolk und Suffolk. Nach späteren Angaben nahm er in der Endphase des Hundertjährigen Kriegs am Feldzug von Lord Lisle in die Gascogne teil, die mit der Niederlage in der Schlacht von Castillon am 17. Juli 1453 endete.

    Weiterer Aufstieg im Dienst von Eduard IV.
    Teilnahme an den Kämpfen der Rosenkriege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
    Während der Rosenkriege führte Howard 1461 die Truppen des Dukes of Norfolk, der Eduard, den Thronanwärter des Hauses York unterstützte. Nach dem entscheidenden Sieg in der Schlacht von Towton wurde er bei der Krönung von Eduard zum Ritter geschlagen. Anschließend wurde er zum Sheriff von Norfolk und Suffolk sowie zum Kommandanten von Norwich und Colchester Castle ernannt. Nach dem Tod Er wechselte nun in den königlichen Haushalt, wobei er dem König vor allem als Militär diente. 1462 und 1463 gehörte er dem Belagerungsheer an, das die drei großen Burgen Alnwick, Bamburgh und Dunstanburgh Castle in Northumberland belagerte, die noch in den Händen von Anhängern des Hauses Lancaster waren. 1464 führte er einen Feldzug gegen die Lancastrianer im nordwalisischen Denbighshire. Dabei diente Norfolks Burg Holt Castle, deren Kommandant Howard war, als sein Hauptstützpunkt. Danach führte er noch im selben Jahr eine eigene Streitmacht nach Nordengland, wo er sich dem letzten Feldzug des Königs gegen die Lancastrianer in Nordengland anschloss.

    Tätigkeit als Diplomat und Höfling
    Von November 1467 bis November 1468 diente Howard als Sheriff von Berkshire und Oxfordshire. Im Juni 1467 organisierte er als Stellvertreter seines Cousins Norfolk in Smithfield ein Turnier, das als das prächtigste der damaligen Zeit galt. Howard wendete dafür selbst 300 Mark auf. In dem Turnier tjostierte Anthony, Lord Scales, ein Bruder der Königin gegen Antoine, ein unehelicher Sohn von Herzog Philipp III. von Burgund. Durch seine Dienste für den König stieg Howard vor 1467 zum Knight of the Body des Königs auf. Im selben Jahr wurde er erstmals zum königlichen Gesandten ernannt. Er gehörte der hochrangigen Delegation an, die in Burgund über eine Heirat von Margaret, der Schwester des Königs, mit Herzog Karl dem Kühnen verhandelte. Danach gehörte er einer weit weniger hochrangigen Gesandtschaft nach Frankreich an, wo der französische König Ludwig XI. versuchte, das Bündnis zwischen England und Burgund zu stören. Die Gesandtschaft bestand aus Howard, Sir Richard Tunstall und Thomas Langton. Trotz der erfolglosen Mission beeindruckte die Gesandtschaft sowohl den französischen wie auch den englischen König, und die drei stiegen in der Folge zu den wichtigsten englischen Gesandten der damaligen Zeit auf. Dazu wurde Howard auch Mitglied des königlichen Rates. 1468 gehörte er zur Eskorte, die Prinzessin Margaret zu ihrer Hochzeit nach Burgund geleitete, und im September 1468 wurde er zum Treasurer of the Household ernannt. Zwischen dem 29. Dezember 1469 und dem 12. Februar 1470 wurde er zum Baron Howard erhoben.

    Aufbau eines bedeutenden Landbesitzes
    Durch den Dienst für den König war Howard zum reichen Mann geworden. Von seinem Grundbesitz Stoke-by-Nayland aus hatte er einen Besitz aufgebaut, der etwa sechzehn Güter umfasste. Sieben dieser Güter hatte er 1462 vom König erhalten, zwei Güter hielt er als Lehen seines Cousins Norfolk und zwei weitere als Lehen seiner Cousine Elizabeth Howard, Countess of Oxford, der Erbin ihres Großvaters Sir John Howard und dessen ersten Frau Margaret Plaitz. Die restlichen Güter hatte er vermutlich gekauft, möglicherweise zur Zeit seiner Heirat mit Catherine Moleyns zu Beginn der 1440er Jahre. Seine Aufzeichnungen und andere Dokumente belegen, dass Howard sich erheblich um das Tagesgeschäft der Bewirtschaftung seiner Güter kümmerte. Dabei erwies er sich als umsichtiger und effizienter Verwalter. Ab 1463 kaufte oder erhielt er weitere Güter, darunter sechs, die vom Earl of Oxford, dem Sohn seiner Cousine Elizabeth beschlagnahmt wurden. Dadurch war Howard zum wichtigsten Unterstützer von Eduard IV. in East Anglia geworden. Von den anderen vier Magnaten der Region waren der Duke of Norfolk und der Duke of Suffolk politisch unbedeutend, Anthony, Lord Scales hielt sich ständig am Königshof und nicht in East Anglia auf, und der Earl of Oxford war im Exil. Um diese Zeit hatte Howard aus seinen Ländereien jährliche Einkünfte von etwa £ 800, dazu kamen seine Einkünfte aus seinen Ämtern und durch Handel. Vor 1467 war er reich genug geworden, so dass er seinem verarmten Cousin Norfolk £ 1000 leihen konnte.

    Tätigkeit als Schiffseigner und als Admiral
    Anscheinend war Howard bereits früh der Seefahrt verbunden und stieg während seines Lebens zu den größten Schiffseignern des Englands des 15. Jahrhunderts auf. Er gehörte schon vor der Thronbesteigung von Eduard IV. einem Ausschuss an, der sich mit Angelegenheiten der Seefahrt beschäftigte, und vor 1464 wurde er zum stellvertretenden Admiral für Norfolk und Suffolk ernannt. In dem ersten erhaltenen Band seiner Haushaltsbücher sind vor allem Zahlungen für den Bau eines Schiffes in Dunwich enthalten. Die Baukosten für das 80 t große Schiff betrugen zwischen £ 150 und £ 200, wobei Howard vom König mit £ 30 finanziell unterstützt wurde. Mehrere Fahrten des schließlich Edward getauften Schiffes sind belegt. In der Folge ließ Howard weitere Schiffe bauen, und über mehrere Jahre hinweg besaß er zehn, vielleicht sogar zwölf Schiffe, von denen sechs groß genug waren, um Handel mit dem Ausland zu betreiben. Ihre Fahrten können durch Rechnungsbücher und Zollbelege nachvollzogen werden. Howards Schiffe wurden für Handelsfahrten gechartert, wobei sie auch als Geleitschiffe zum Schutz von kleineren Schiffen gegen Angriffe von Piraten dienten. Sie dienten auch dem König als Teil der königlichen Flotte. 1468 war er für die Ausrüstung und Verproviantierung mehrerer Kriegsschiffe von der Ostküste Englands verantwortlich, die von Lord Scales kommandiert wurden. 1470 diente er selbst als Kommandant einer Flotte, die im Ärmelkanal patrouillierte, und am 2. Juli 1470 wurde er zum stellvertretenden Statthalter von Calais, dem englischen Brückenkopf in Frankreich, ernannt.

    Weiterer Dienst für Eduard IV.
    Als Anhänger des Hauses Lancaster im Sommer 1470 Eduard IV. stürzten und wieder Heinrich VI. auf den Thron setzten, verlor Howard seine Ämter. Er folgte Eduard jedoch nicht ins Exil, sondern wurde als neu erhobener Baron im Oktober 1470 von Heinrich VI. zum Parlament geladen. Als im kommenden Jahr Eduard IV. wieder in England landete, stellte Howard zu seiner Unterstützung eine Truppe auf, die für die Yorkisten in der Schlacht von Barnet kämpften. Nach dem Sieg Eduards IV. wurde Howard 1472 in den Hosenbandorden aufgenommen. Dazu erhielt er sein Amt als stellvertretender Statthalter von Calais zurück, weshalb er in den nächsten Jahren viel Zeit in Calais verbrachte. Während des hansisch-englischen Kriegs setzte Howard 1473 wieder einmal mit dem Schiff nach Calais über, von wo er nach Brügge weiterreisen wollte. Ziel seiner Reise war es, die Spannungen in den Handelsbeziehungen mit Burgund auszuräumen, bevor der geplante gemeinsame Angriff von Burgund und England auf Frankreich begann. Bei der Überfahrt aber wurde Howards Schiff von drei hanseatischen Schiffen angegriffen und auf eine Sandbank gedrängt. Sechzehn seiner Diener und Begleiter wurden bei dem Angriff getötet, doch Howard selbst konnte knapp in einem Beiboot entkommen. Als 1475 der geplante englische Angriff auf Frankreich begann, stellte Howard ein Kontingent von 20 Men-at-arms und 200 Bogenschützen. Er spielte jedoch vor allem eine Rolle in den Verhandlungen, die zum Vertrag von Amiens führten, mit dem der Krieg mit Frankreich beendet wurde. Anschließend blieb er als Geisel in Frankreich, während sich die englische Armee über den Ärmelkanal nach England zurückzog. In Frankreich lernte er den französischen Chronisten Philippe de Commynes kennen, der später bemerkte, dass die Engländer ihre Verhandlungen nicht mit der Gerissenheit der Franzosen führten, sondern mit Offenheit und Aufrichtigkeit. Dabei riet er, dass die Engländer nicht brüskiert werden sollten, denn es sei gefährlich, wenn sie sich einmischen würden. Diese allgemeine Charakterisierung deckt sich mit den Eigenschaften, die von Howard bekannt sind. Wie eine Reihe anderer Räte profitierte auch Howard finanziell von dem Frieden. Er erhielt von dem französischen König Ludwig XI. eine Pension von 1200 Écu sowie noch weiteres Geld und Silber. Bis zu Eduards Tod blieb Howard aber einer der vertrautesten Gesandten des englischen Königs. 1481 führte er mit seinen Schiffen einen erfolgreichen Vorstoß nach Schottland, bei dem er im Firth of Forth mehrere schottische Schiffe verbrannte.

    Unterstützer von Richard III. und Erhebung zum Duke of Norfolk
    Als der letzte Duke of Norfolk aus dem Haus Mowbray 1476 starb, wurde sein einziges Kind, seine Tochter Anne, rasch mit Richard of York, dem jüngeren Sohn des Königs verheiratet, doch sie starb 1481 noch als Kind. Die nächsten potentiellen Erben der Ländereien der Familie Mowbray waren über ihre Mütter Howard und sein Cousin William Berkeley, 2. Baron Berkeley. Ihre Erbansprüche wurden aber durch zwei Parlamentsbeschlüsse entkräftet, nach denen das Mowbray-Erbe an Richard of York fiel, der auch zum Duke of Norfolk erhoben worden war. Für den Verlust seines Erbes wurde Berkeley von Eduard IV. reich entschädigt, Howard jedoch nicht. Als Eduard IV. 1483 starb, gehörte Howard nicht zu den erklärten Unterstützern von Königin Elizabeth Woodville und deren Familie. Stattdessen hatte er bereits mehrfach mit Richard, Duke of Gloucester zusammen gearbeitet, dem Bruder des Königs. Gloucester sicherte sich für seinen Griff nach Krone die Unterstützung von Howard, indem er ihn am 28. Juni 1483, zwei Tage, nachdem er sich des Thrones bemächtigt hatte, zum Duke of Norfolk und zum Earl Marshal erhob. Die Erhebung von Howard zum Duke of Norfolk machte das Dukedom von Richard of York und die beiden Parlamentsbeschlüsse ungültig, bevor die Gerüchte aufkamen, dass Richard of York oder sein älterer Bruder, der rechtmäßige Thronerbe Eduard tot sein könnten. Von dem Mowbray-Erbe erhielt Berkeley die Besitzungen in den Midlands und den Titel Earl of Nottingham, während Howard die Besitzungen in East Anglia sowie in Surrey und Sussex erhielt. Richard III. schenkte Howard noch weitere Ländereien, außerdem wurde er am 13. Mai 1483 Verwalter der Ländereien des Duchy of Lancaster südlich des Trent und am 25. Juli 1483 Admiral of England. Damit war Howard zu einem der reichsten Magnaten von England aufgestiegen. Im Gegenzug war Howard ein loyaler Unterstützer von Richard III. Während der Rebellion des Duke of Buckingham sicherte Howard erfolgreich die City of London für den König. 1484 gehörte er zum Gefolge des Königs, als dieser in Nottingham eine schottische Gesandtschaft empfing. Dennoch war Howard trotz seines Titels und seiner Ämter selten am Hof von Richard III., sondern lebte hauptsächlich auf seinen Besitzungen in East Anglia. Als 1485 Henry Tudor in Wales landete, stellte Howard ein 1000 Mann starkes Kontingent auf, das am 22. August 1485 in der Schlacht von Bosworth für Richard III. kämpfte. Obwohl Howard bereits etwa 60 Jahre alt war, kommandierte er in der Schlacht die Vorhut des Königs. Diese Einheit war lange Zeit die einzige Abteilung des königlichen Heeres, das aktiv kämpfte, und kämpfte gegen den Earl of Oxford. Kurz nachdem Richard III. selbst in einem verzweifelten Versuch Henry Tudor angegriffen hatte, wurde Howard getötet. Sein Leichnam wurde nach Thetford Priory überführt, der traditionellen Begräbnisstätte der Dukes of Norfolk. Das erste Parlament des siegreichen Heinrich VII. verhängte postum eine Bill of Attainder gegen ihn, dazu eine gegen seinen Sohn Thomas Howard, Earl of Surrey. Später wurde sein Sohn rehabilitiert und erhielt als zweiter Duke of Norfolk den Titel seines Vaters.

    Titel (genauer):
    Duke of Norfolk (deutsch Herzog von Norfolk) ist ein britischer Adelstitel, der in der Peerage of England einmal als Life Peerage und dreimal als erblicher Titel verliehen wurde.
    Der aktuelle Titel der dritten erblichen Verleihung von 1483 ist das älteste noch bestehende englische Dukedom. Der Titelinhaber ist der höchstrangige Duke Englands und damit der höchstrangige Adlige des gesamten Vereinigten Königreiches außerhalb der königlichen Familie. Bei der Krönung britischer Monarchen vertritt der Duke of Norfolk sämtliche Dukes bei der Huldigung. Er ist außerdem Earl Marshal, erblicher Marschall von England.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Duke_of_Norfolk

    Militär / Gefecht:
    Die Schlacht von Bosworth oder Schlacht von Bosworth Field ist eine der Hauptschlachten der englischen Rosenkriege, in der die Truppen König Richards III. von Heinrich Tudor, Earl of Richmond, besiegt wurden, der danach den englischen Thron als Heinrich VII. bestieg. Die Heere Richards III. und Richmonds stießen am 22. August 1485 bei Bosworth Field aufeinander. Der Kampf endete mit dem Tod Richards III., der als letzter englischer König in einer Schlacht fiel. Die Schlacht wurde dadurch mit entschieden, dass Henry Percy, 4. Earl of Northumberland, sich mit seinen Truppen neutral verhielt und Richards Verbündete Lord Thomas Stanley und Sir William Stanley die Seiten wechselten. Die Schlacht bei Bosworth Field markierte fast das Ende der Rosenkriege; der letzte Widerstand der Gegner Heinrichs VII. wurde mit der Schlacht von Stoke beendet.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Bosworth

    Gestorben:
    Gefallen in der Schlacht von Bosworth

    John heiratete Katharina Moleyns in 1442. Katharina wurde geboren in 1424; gestorben in 1465. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 13.  Katharina Moleyns wurde geboren in 1424; gestorben in 1465.

    Notizen:

    Katharina und John haten sechs Kinder, zwei Söhne und vier Töchter.

    Notizen:

    Das Ehepaar hatte 6 Kinder:
    • Thomas Howard, 2. Duke of Norfolk (1443–21. Mai 1524), verheiratet in erster Ehe 30. April 1472 mit der Witwe Elizabeth Tilney (9 Kinder), in zweiter Ehe 1497 mit Agnes Tilney (8 Kinder)
    • Anne Howard, verheiratet mit Sir Edmund Gorges aus Wraxhall
    • Isabel Howard, verheiratet mit Sir Robert Mortimer
    • Joan Howard († 1508), verheiratet mit Sir John Timperley aus Hintlesham, Suffolk
    • Margaret Howard, verheiratet mit Sir John Wyndham aus Crownthorpe
    • Nicholas Howard

    Über seinen Sohn Thomas war Howard der Urgroßvater von Anne Boleyn und Catherine Howard, der zweiten und der fünften Frau von Heinrich VIII., die beide hingerichtet wurden.

    Kinder:
    1. 6. Herzog Thomas Howard wurde geboren in 1443 in Stoke Neyland, Suffolk; gestorben am 21 Mai 1524 in Framlingham Castle.