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4551 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Opfikon "1390 und 1411 amtete Heinrich Biberli als Vogt in Opfikon, und die Vogtei ging danach an die Familie seines Schwiegersohns über. Biberlis Tochter Anna war mit Peter Kilchmatter verheiratet, der Sohn von Rudolf II. Kilchmatter («der Jüngere»); in jener Zeit der reichste Bürger der Stadt Zürich, Besitzer der Eisenbergwerke in Flums und von 1393 bis 1413 wie Biberli Ratsherr der Constaffel." | Kilchmatter, Ratsherr Rudolf der Jüngere (I5984)
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4552 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Palladius_(Caesar) Palladius (* um 420; † wohl Anfang Juni 455) war im Frühjahr 455 Mitregent des weströmischen Kaisers Petronius Maximus. Die einzige zeitgenössische Quelle, die über Palladius berichtet, ist die Chronik des Hydatius von Aquae Flaviae.[1] Ihm zufolge war der Mitkaiser ein Sohn des Petronius Maximus aus einer früheren Ehe. In der zweiten Hälfte der 430er-Jahre könnte er die Praetur bekleidet haben.[2] Nach der Übernahme der Herrschaft am 17. März 455 ernannte ihn sein Vater zum Caesar und vermählte ihn mit einer der beiden Töchter des Vorgängers Valentinian III. Meist nimmt man eine Heirat mit der älteren Tochter Eudocia an, Dirk Henning vermutet jedoch, die jüngere Tochter Placidia könnte zur Frau des Palladius geworden sein.[3] Weil Eudocia jedoch bereits mit dem Vandalen Hunerich verlobt war, nahm dessen Vater Geiserich die erzwungene Heirat zum Anlass, Rom anzugreifen und zu plündern. Petronius Maximus wurde am 31. Mai 455 auf der Flucht getötet, wobei er je nach Quelle von burgundischen foederati oder der plebs urbana (dem Volk von Rom) gesteinigt oder von einem römischen Soldaten namens Ursus erschlagen wurde. Danach verliert sich auch die Spur des Palladius, der aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls den Tod fand. | (Römer), Caesar Palladius (I24201)
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4553 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Patricius_(Caesar) Flavius Patricius[1] (auch Patriciolus, altgriechisch Πατρίκιος; † wohl 471 in Konstantinopel) war Unterkaiser (Caesar) des oströmischen Kaisers Leo I. von 469/470 bis 471. Leben Patricius war der zweite Sohn des mächtigen alanischen Heermeisters Aspar, der Leo 457 zur Kaiserwürde verholfen hatte. Im Gegenzug erhielt Patricius das Konsulat des Jahres 459, das er – bei wechselseitiger Nichtanerkennung – zusammen mit dem weströmischen Machthaber Ricimer bekleidete. Als Arianer für das Kaisertum disqualifiziert, versuchte Aspar in der Folge, seine Söhne durch Einheirat in die kaiserliche Familie als mögliche Thronfolger aufzubauen. Patricius war mit Leos jüngerer Tochter Leontia verlobt. Er stand damit in direkter Konkurrenz zum späteren Kaiser Zenon, der 467 die ältere Schwester Ariadne zur Frau bekommen hatte. Im Jahr 469 oder (wahrscheinlicher) 470 wurde Patricius auf Druck Aspars von Leo zum Caesar ernannt. Als es darüber zu Aufruhr im orthodoxen Klerus und den Zirkusparteien kam, wurde Patricius dazu verpflichtet, als Voraussetzung für die Nachfolge Leos und die Eheschließung mit der Kaisertochter das arianische Bekenntnis abzulegen. Seine einzige bekannte Amtshandlung war eine Reise nach Alexandria, wo er mit allen einem Caesar zustehenden Ehren empfangen wurde. Doch 471 wurde Aspar von der isaurischen Fraktion am Hof entmachtet und auf Geheiß des Kaisers im Palast von Konstantinopel überfallen und ermordet. In dem Massaker fanden nach Ausweis der meisten Quellen auch Patricius und sein älterer Bruder Ardabur den Tod – wenngleich etwa Candidus andeutet, Patricius könnte schwer verletzt überlebt haben; der jüngere Bruder Ermenerich blieb verschont. Danach verschwindet Patricius aus der Überlieferung. Er ist nicht identisch mit dem magister officiorum Patricius, der 475 als Liebhaber von Leos Witwe Verina an der Entmachtung Kaiser Zenons beteiligt war. Leontia wurde noch 471 mit Flavius Marcianus, dem Sohn des weströmischen Kaisers Anthemius, verheiratet. Der Caesartitel ging auf Zenons Sohn Leo über. Von Patricius sind keine Münzen bekannt.[2] | (Römer), Caesar Patricius (I24235)
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4554 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Petronius_Maximus Flavius (Iulius)[1] Petronius Maximus (* 396; † 31. Mai 455) war vom 17. März 455 bis zu seinem Tod weströmischer Kaiser. Petronius Maximus stammte aus der alten und wohlhabenden senatorischen Familie der Anicier. Er selbst war ebenfalls sehr vermögend, bekleidete zweimal die Stadtpräfektur von Rom und amtierte zweimal als Prätorianerpräfekt für Italien. In dieser Funktion war er wichtigster Zivilbeamter des weströmischen Kaisers. Zudem war er zweimal (433 und 443) Konsul – eine höchst seltene Ehre – und erhielt den hohen Ehrentitel patricius. Er regierte vom 17. März bis 31. Mai 455 als weströmischer Kaiser und war Nachfolger des letzten Mitglieds der theodosianischen Dynastie, Valentinian III. Laut Prokopios von Caesarea und Johannes von Antiochia, deren Berichte vermutlich auf Priskos zurückgehen, war er sowohl in dessen Ermordung (am 16. März 455) als auch zuvor in die des einflussreichen magister militum Aëtius (September 454) verstrickt. Ob diese Vorwürfe zutreffen, kann kaum entschieden werden. Es spricht aber wenig für eine Verwicklung in die Ermordung des Aëtius durch Valentinian, während es als wahrscheinlich gelten kann, dass Petronius vom Anschlag auf Valentinian III. zumindest gewusst hatte. Hierfür spricht, dass die Mörder des Kaisers dessen Insignien sofort zu Petronius brachten, der mit ihnen öffentlich Freundschaft schloss. Offensichtlich galt er als treuer Parteigänger des toten Aëtius, weil die beiden Mörder ja dessen Gefolgsleute waren. Gut vorstellbar ist, dass er als altadliger und hochangesehener Senator den Anhängern des ermordeten Reichsfeldherrn als Galionsfigur für ihr eigenes Regime dienen sollte, um die Autorität des Kaisertums äußerlich zu erhalten (so Börm 2013). Zwar versuchte Valentinians Witwe Eudoxia vergeblich, den treuen Gardekommandeur Majorian zum neuen Kaiser ausrufen zu lassen, doch setzte sich stattdessen die Parteiung des Petronius durch. Dieser zwang nun Eudoxia zur Ehe mit ihm. Ihre Tochter Eudocia vermählte er mit seinem zum Caesar (Unterkaiser) ernannten Sohn Palladius. Eudocia war jedoch bereits mit dem Sohn des Vandalenkönigs Geiserich verlobt gewesen; ihre Heirat mit Palladius diente diesem als Vorwand für einen Angriff auf Italien. Die Quellen berichten überdies, die Kaiserfrauen hätten die Vandalen gegen Petronius Maximus zu Hilfe gerufen (Johannes Malalas 14,26). Maximus, der nur ein schwacher Kaiser war, da es ihm als Zivilisten an militärischen Erfolgen und einer Gefolgschaft im Heer mangelte, konnte sich nicht durchsetzen. Er verdankte den Thron dem Machtvakuum, das nach dem Tod von Aëtius und Valentinian entstanden war, das er zu seinen Gunsten nutzen konnte, und war bestrebt, sich durch ein Bündnis mit den Westgoten abzusichern. Da Valentinian III. bei der stadtrömischen Bevölkerung sehr beliebt gewesen war, gelang es Petronius Maximus aber offensichtlich nicht, die Unterstützung der Bevölkerung zu gewinnen. Gut zwei Monate nach seinem Herrschaftsantritt versuchte er nach der überraschenden Landung der vandalischen Flotte unter Geiserich aus Rom zu fliehen und wurde dabei (wahrscheinlich von der aufgebrachten Bevölkerung) am 31. Mai 455 getötet; laut Jordanes wurde er von einem römischen Legionär namens Ursus erschlagen. Sidonius Apollinaris deutet an, Maximus sei von einem Burgunder verraten worden, ohne aber Details zu nennen. Die Leiche des Kaisers wurde in den Tiber geworfen, während das Schicksal seines Sohnes unbekannt ist. (Es spricht allerdings alles dafür, dass auch Palladius den Tod fand.) Tage nach seinem Tod kam es zur zweiten Plünderung Roms durch die Vandalen, die vom 2. bis 16. Juni 455 dauerte und 45 Jahre nach der ersten durch Alarich (vom 24. bis 26. Juli 410) stattfand (siehe Völkerwanderung). Zudem begann mit seiner Herrschaft eine Periode nur noch kurzfristig regierender Kaiser, die der schwierigen äußeren wie inneren Lage im westlichen Teil des Römischen Reiches nicht mehr Herr werden konnten: In dieser Zeit besaß der Reichsfeldherr oder Heermeister mit dem Titel comes et magister utriusque militiae et patricius in der Regel faktisch mehr Macht als die Kaiser und setzte diese teils nach Gutdünken ein und wieder ab (siehe besonders Ricimer). | (Römer), Kaiser Petronius Maximus (I24200)
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4555 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Placidia Placidia (* um 435; † nach 480) war eine Tochter des römischen Kaisers Valentinian III., Enkelin von Galla Placidia, Frau des Kaisers Olybrius und als solche Regentin des weströmischen Reiches. Ihr vollständiger Name ist unsicher, möglicherweise Galla Placidia Valentiniana oder Galla Placidia die jüngere [1]. Placidia war die zweite Tochter von Valentinian III. und Licinia Eudoxia. Ihre ältere Schwester war Eudocia, Frau von Hunerich, ihre väterlichen Großeltern waren Constantius III. und Galla Placidia, ihre mütterlichen Großeltern Theodosius II. und Aelia Eudocia; Galla Placidia und Theodosius II. waren Mitglieder der theodosianischen Dynastie. Theodosianische Dynastie Im Jahre 454 verlobte Aetius seinen Sohn Gaudentius, den ihm seine zweite Gattin Pelagia, die Witwe des Bonifatius, geboren hatte, mit Placidia, der jüngeren Kaisertochter, jedoch stimmte Kaiser Valentinian III. nur widerwillig zu. Nach dem Tod Valentinians III. im Jahre 455 wurde seine Gemahlin Licinia Eudoxia zur Ehe mit dem Senator und Usurpator Petronius Maximus in Rom gezwungen, der die Verlobung Placidias zugunsten seines Sohnes Palladius auflöste[2]. Kurz darauf überfielen aber die Vandalen unter König Geiserich die Stadt und verschleppten Licinia Eudoxia und ihre beiden Töchter, Eudocia (* 439; † 471/72) und Placidia und ihren Verlobten Gaudentius als Geiseln nach Karthago. In Karthago verbrachten sie die nächsten Jahre im Hausarrest, zweimal sandte der oströmische Kaiser Markian Boten zu Geiserich, um ihn zur Freigabe der Frauen zu bewegen, Geiserich lehnte jedoch ab, er verheiratete nun seinen Sohn Hunerich mit Placidias Schwester Eudocia. Placidia heiratete 455 in Karthago den hochadligen und führenden Senator Roms Flavius Anicius Olybrius, den späteren Kaiser des Weströmischen Reiches, den Geiserich ebenfalls als Geisel mit nach Karthago gebracht hatte. Durch diese Heirat war nun Olybrius mit Geiserich verwandt, erst eine erneut vom oströmischen Kaiser Leo bei Geiserich vorgetragene Bitte um Freilassung der Geiseln hatte im Jahr 461 Erfolg, der Vandalenkönig sandte Placidia mit ihrer Mutter, der Kaiserin-Witwe Licinia Eudoxia nach Konstantinopel, die Schwester Eudocia dagegen musste noch im Vandalenreich bleiben. Placidia gebar ihrem Mann Olybrius im Jahr 462 in Konstantinopel die Tochter Anicia Juliana, ihr Gatte Flavius Anicius Olybrius wurde von Ricimer im Frühjahr 472 zum weströmischen Kaiser erhoben; nach einer Herrschaft von nur 6 Monaten starb der kränkliche Kaiser an Wassersucht. Ihre Tochter Anicia Juliana sollte in den folgenden Jahrzehnten allerdings eine der einflussreichsten Personen in Ost- und Westrom sein. | (Römerin), Placidia (I24199)
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4556 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Radegunde Radegunde (Radegund, Radegundis, frz. Radegonde; * um 520; † 13. August 587 in Poitiers) war die Ehefrau des fränkischen Königs Chlothar I. und Tochter König Berthachars von Thüringen. Radegunde wird in der römisch-katholischen Kirche als Heilige verehrt. Sie ist die Schutzpatronin der Weber und Töpfer und der Stadt Poitiers. Ihr katholischer und evangelischer Gedenktag ist der 13. August. Die Thüringer Prinzessin Radegunde Ihre Mutter ist nicht bekannt. Nachdem Radegunde schon vor 531 Vollwaise gewesen sein muss, wurde sie, mit mindestens zwei Brüdern, am Hof des Thüringer Königs Herminafried, ihrem Onkel, erzogen. Alles Weitere, ob Herminafried ihre Eltern töten ließ oder ähnliches, ist Spekulation und durch keine Quelle belegt. Sie dürfte am Königshof eine sehr gute Ausbildung erhalten haben. Radegunde im Fränkischen Reich 531 wurden Radegunde und ihr Bruder nach der Schlacht an der Unstrut, die die Thüringer gegen den Frankenkönig Chlothar I. verloren, nach Neustrien in die königliche villa Athies bei Péronne an der Somme verschleppt. Hier wurde Radegunde christlich erzogen, lernte die lateinische Sprache, las die Schriften der Kirchenväter und Dichter und nahm sich der Pflege, Ernährung und Unterweisung armer Kinder an. Königin der Franken Um 540 erzwang König Chlothar gegen ihren Willen die Heirat mit Radegunde. Er hatte zuvor zwei der drei hinterlassenen minderjährigen Söhne seines Bruders Chlodomer eigenhändig umgebracht; auch hatte er bereits vier Frauen gehabt. Radegunde floh, wurde aber ergriffen und zurückgebracht. Die Hochzeit fand in Vitry (Artois) statt, die Ehe blieb kinderlos. Das Paar adoptierte jedoch ein Mädchen namens Agnes und zog es auf. Als Königin lebte Radegunde am Hof in Soissons, laut ihren Vitae, sehr asketisch. Sie beschenkte die Kirche; bei Tisch ließ sie die Fleischschüsseln vorübergehen und sättigte sich mit Bohnen oder Linsen. Die Hofleute spotteten, der König habe eine Nonne zur Frau genommen. Sie bat den König auch um Begnadigung für zum Tode Verurteilte und widmete sich der Krankenpflege. Um 550 ließ Chlothar vermutlich Radegundes Bruder als Vergeltung für einen Aufstand der Sachsen und Thüringer ermorden. Das traf Radegunde so tief, dass sie sich schließlich von Chlothar trennte. Eine Scheidung der Ehe ist nicht belegt. Leben als Wohltäterin und Nonne Sie floh nach Noyon, wo sie von Bischof Medardus von Noyon zur Diakonin geweiht wurde. Sie überließ ihr königliches Gewand der Kirche zu Noyon und verschenkte ihren weiteren Besitz an die Armen. Anschließend setzte sie ihre Flucht nach Saix und dann nach Poitiers fort. Der Bischof Germanus von Paris bat den König, die Verfolgung aufzugeben. Chlothar schickte den Bischof zu ihr, um sie um Verzeihung zu bitten und ließ ihr sagen, dass er ihren Plan einer Klostergründung unterstützen werde. 558 gründete Radegunde mit Unterstützung Chlothars, der bereits vergeblich erneut Radegunde gebeten hatte, zu ihm zurückzukehren, das Kloster Sainte-Marie-hors-les-Murs, die spätere Abtei vom Heiligen Kreuz in Poitiers, deren Nonnen nach der Ordensregel des heiligen Caesarius von Arles lebten. Die Abtei vom Heiligen Kreuz war das erste Frauenkloster Europas. Chlothar stellte es dauerhaft unter seinen Schutz. Zweihundert junge Mädchen folgten Radegundes Aufforderung zum Eintritt. Sie setzte ihre Ziehtochter und Freundin Agnes zur Äbtissin ein. Radegunde soll sich der Überlieferung zufolge im Kloster oft die niedrigsten Dienste ausgesucht haben. Sie übernahm auch die Krankenpflege. An zwei Tagen der Woche versammelte sie Arme und Kranke im Badehaus des Klosters; auch Aussätzige wusch sie selbst. Radegunde gilt als Schutzheilige[1] gegen die Krätze. Das Kloster war in dieser Zeit das bedeutendste Frauenkloster des Frankenreiches. Radegunde stand auch in Verbindung mit dem Bischof Gregor von Tours. Mit dem Tod Chlothars um 561 wurde das Frankenreich unter seinen vier Söhnen aufgeteilt, von denen sich Radegunde den weiteren Fortbestand des Klosters rechtlich absichern ließ. Schutz und Beistand für ihr Lebenswerk erbat sie auch von den Bischöfen Galliens, die ihr diesen Schutz um 575 zusicherten. 565 reiste der Schriftsteller, Dichter und Priester Venantius Fortunatus nach Gallien und blieb in Poitiers. Zwanzig Jahre lang lebte er hier als Radegundes vertrauter Freund. Durch Briefe und Reisen nahm er gegenüber Königen und Würdenträgern die Interessen des Klosters wahr. 569 sandte der byzantinische Kaiser Justin II. auf Radegundes Bitte einen Splitter vom Heiligen Kreuz an das Kloster. Radegunde benannte hierauf das Kloster in Abtei vom Heiligen Kreuz um. Venantius Fortunatus verfasste zum Dank ein langes Lobgedicht an das Kaiserpaar. Am 13. August 587 starb Radegunde und wurde auf ihren Wunsch in der Klosterkirche bestattet, die ihr geweiht wurde. Verehrung Bald nach dem Tode Radegundes verfasste Venantius Fortunatus eine erste Lebensgeschichte, die eine wichtige Quelle ist. Eine weitere Vita entstand um 600 und wurde von der Nonne Baudonivia der Abtei vom Heiligen Kreuz verfasst. Nach ihrem Tod verbreitete sich ihr Ruf als Heilige rasch im ganzen Reich. Nach ihrer Heiligsprechung im 9. Jahrhundert wurden ihr in Frankreich etwa 150 Kirchen geweiht, später auch in England, Österreich, Belgien, Italien, Kanada und im Kongo. In ihrer Heimat gab es nur drei Kirchen oder Kapellen mit dem Patrozinium der hl. Radegundis, so z. B. bei der Mühlburg im thüringischen Mühlberg. In Niedersachsen weihte im Jahre 1057 Adalbert von Bremen die Wiefelsteder Kirche Johannes dem Täufer sowie der Radegunde.[2] Im Mai 1562 schändeten Hugenotten das Grab Radegundes. Sie sprengten den Sargdeckel und verbrannten einen Teil der Gebeine. Ein Teil der Reliquien wurde gerettet und wieder in den Sarkophag eingeschlossen. Bis heute ist ihre Grabstätte ein Wallfahrtsort. Anlässlich des 1300. Todestages Radegundes im Jahre 1887 stiftete Papst Leo XIII. eine goldene, mit Edelsteinen geschmückte Krone, die der Statue der Heiligen im Dom von Poitiers aufgesetzt wurde. An der Kapelle an der Mühlburg wurde zu ihrem 1400. Todestag ein Gedenkstein errichtet. Radegunde ist Patronin des Jesus College in Cambridge. | Radegundis (I24038)
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4557 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Rodelinde Rodelinde oder Rodelinda (* um 510) war die erste Frau des Langobardenkönigs Audoin. Dieser Ehe entstammte der spätere Langobardenkönig Alboin. Der oströmische Kaiser Justinian bot den Langobarden unter Audoin die Stadt Noricum und Gebiete südlich der Donau zur Besiedlung an. Darüber hinaus bot er dem König die Tochter Amalabergas, einer, wie Prokop meint, Amalerin und ehemaligen Thüringerkönigin, zur Ehe an. Diese war, zusammen mit zahlreichen Ostgoten, nach Konstantinopel deportiert werden. Diese das Königtum Ardoins aufwertende Eheverbindung führte dazu, so wurde geschlussfolgert, dass der König seine bisherige Ehefrau Rodelinde verstieß, um aus besagten politischen Gründen die neue Ehe einzugehen. Allerdings wird dies weder in der Origo gentis noch von Paulus Diaconus erwähnt; letzterer schreibt nur: „Audoin … Rodelindam in matrimonium habuit; quae ei Alboin, virum bellis aptum et per omnia strenuum, peperit“.[1] Andererseits, wie eine Reihe von Historikern einwarf, kann es sich bei Rodelinde wegen des Namens nicht um eine Amalerin gehandelt haben, was wiederum Prokop behauptet. Um diesen Widerspruch zwischen dem Namen und der Abstammung von den Amalern aufzulösen, wurde also eine Verstoßung der dementsprechend ersten Ehefrau konstruiert. | Rodelinde (I24087)
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4558 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Rosamunde_(Gepiden) Rosamunde (auch Rosemunda, Rosimunda; * um 540; † August 572/573 in Ravenna) war die Tochter des Gepidenkönigs Kunimund († 567) und die zweite Frau des Langobardenkönigs Alboin, den sie am 28. Juni 572 oder 573 ermorden ließ. Leben und langobardische Sage Leben und Sage sind untrennbar miteinander verwoben. Die zeitgenössischen Quellen erwähnen sie nur mit wenigen Sätzen,[1] zum Teil wird sie nicht einmal namentlich genannt[2] Zwei Jahrhunderte nach ihrem Tod beschrieb Paulus Diaconus ihr Leben ausführlicher, aber schon stark legendenhaft ausgeschmückt. Heirat und Mord an Alboin Alboin schlug 567 an der Spitze der Langobarden die Gepiden, deren König Kunimund er tötete und köpfte. Aus dessen Hirnschale wurde angeblich eine scala (Schale, Trinkgefäß) gearbeitet. Alboin machte außerdem Kunimunds Tochter Rosamunde zu seiner Frau.[3][4] Über die Ermordung Alboins gibt es verschiedene Überlieferungen: Nach dem Zeitgenossen Gregor von Tours (539–594) hat Rosamunde Alboin, den sie als den Mörder ihres Vaters Kunimund hasste, mit ihrem namentlich nicht genannten Geliebten (angeblich einem Sklaven) vergiftet.[2] Der ebenfalls zeitgenössische Chronist Johannes von Biclaro schrieb, dass Alboin nachts von seinen Gefolgsleuten in Verona auf Betreiben seiner Frau ermordet wurde.[5] Marius von Avenches fügte hinzu, dass Hilmaegis den Mord ausführte.[6] Die Origo Gentis Langobardorum (aus dem 7. Jahrhundert) berichtet, dass Alboin in seinem Palast in Verona von Hilmichis und Rosamunde auf den Rat des Peritheus hin getötet wurde.[4] Durch Paulus Diaconus ist die ausführlichste, aber auch schon stark legendenhaft ausgestaltete Erzählung überliefert: Alboin habe Rosamunde zutiefst gekränkt, als er ihr bei einem Gelage in seinem Palast in Verona den Pokal, der aus ihres Vaters Schädel gemacht war, gereicht und sie aufgefordert habe, fröhlich mit ihrem Vater zu trinken. Rosamunde beschließt, ihren Vater zu rächen. Sie verbündet sich mit Helmichis, dem scilpor ("Waffenträger", Knappe) und conlactaneus ("Milchbruder", Ziehbruder) Alboins, der ihr rät, Peredeus in das Attentat einzubeziehen. Als dieser sich weigert, verführt und erpresst Rosamunde ihn, "aut tu Alboin interficies, aut ipse te suo gladio extinguet" (entweder tötest du Alboin, oder du wirst selbst durch sein Schwert gerichtet). Peredeus rät, das Schwert Alboins in der Scheide festzuklemmen und den König im Schlaf zu erschlagen. Ob Helmichis oder Peredeus den Mord verüben, als Alboin seinen Mittagsschlaf hält, wird in den Manuskripten unterschiedlich wiedergegeben.[7] Flucht und Tod Rosamunde heiratete Helmichis, der versuchte, die Königswürde zu usurpieren, sich aber nicht durchsetzen konnte. Beide flohen mit Albsuinda, Alboins Tochter aus erster Ehe, einem Teil des Heeres[6] und dem langobardischen Königsschatz zum byzantinischen Präfekten Longinus nach Ravenna. Longinus drängte Rosamunde, ihn zu heiraten und ihren Komplizen und Geliebten Helmichis aus dem Weg zu räumen. Rosamunde sah sich schon als domina (Herrin) Ravennas, als sie Helmichis einen vergifteten Trank gab. Dieser merkte, dass er seinen mortis poculum "Todesbecher" getrunken hatte und zwang sie, selbst den Rest des Giftes zu trinken, woran beide starben.[8] Die sich ihr angeschlossenen Gepiden und Langobarden wurden von Byzanz als Truppenverstärkung nach Syrien geschickt.[9] Neuzeitliche Rezeption Die Sage von Rosamunde inspirierte bis in unsere Zeit immer wieder Dichter, Dramatiker und Maler. Auch in Oper, Film und Roman wurde ihr Leben zum Thema gemacht. Die nachfolgende Liste zeigt nur einen unvollständigen Ausschnitt der Rezeption durch die Jahrhunderte. - Hans Sachs (1494–1576), Vittorio Alfieri (1749–1803), und Friedrich de la Motte Fouqué (1777–1843) erwähnen sie in ihrer Dichtung. - 1823: Das Schauspiel Rosamunde von Helmina von Chézy mit der Bühnenmusik Franz Schuberts geht sehr frei mit dem Stoff um. - 1824 wurde in Wien das Streichquartett Nr. 13 Rosamunde in a-Moll op. 29 D 804 von Franz Schubert aufgeführt, dessen zweiter Satz eine Melodie aus Schuberts gleichnamiger Schauspielmusik variiert. - 1830 verfasste der Dichter Peter Friedrich von Uechtritz (1800–1875) das Trauerspiel „Rosamunde“[10] -1835: Karl Borromäus von Miltitz komponierte die romantische Oper „Alboin und Rosamunde“[11] -1860: Dichter Algernon Swinburne schrieb sein Werk Rosamond. -1869: Der Dramatiker Josef Weil von Weilen behandelt die Alboinsage in seinem Werk „Rosamunde“ in freier Ausgestaltung.[12] -1959 erschien Gertrud Bäumers Roman Der Berg des Königs – Das Epos des langobardischen Volkes, Wunderlich, Tübingen, in dem u. a. die Sage von Alboin und Rosamunde erzählt wird. -1962: Carlo Campogallianis Verfilmung unter dem Titel Alboin, König der Langobarden (im Original Rosmunda e Alboino) konzentriert sich auf die Auseinandersetzungen Alboins mit den Gepiden und stellt die Beziehung zu Rosamunde in den Mittelpunkt. Als Schauspieler sieht man Jack Palance, Eleonora Rossi Drago, Guy Madison und Mirella d'Angelo.[13] | (Gepiden), Rosamunde (I24100)
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4559 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Rothari Rothari (auch Chrothar, Chrothachar; * um 606; † 652) war König der Langobarden in den Jahren 636–652. Familie Rothari stammte aus dem langobardischen Geschlecht des Arodus (ex genere arodus).[1][2] Einige Manuscripte der Origo Gentis Langobardorum nennen ihn Rothari rex filius Nanding ex genere Arodus (König Rothari, Sohn des Nanding aus dem Geschlecht des Arodus) und führen einen legendenhaften Stammbaum an: Danach war Rothari ein Nachfahre des Nanding, Noco, Alamund, Alamand, Ilzoni, Veilo, Weo, Faccho, Mammo und Utfora.[3] Im Edictum Rothari gab Rothari seine Vorfahren mit Nanding, Noctzo, Adhamund, Alaman, Hiltzo, Wehilo, Weo, Fronchono, Faccho, Mammo und Ustbora an,[4] doch sind solche frühmittelalterlichen Stammbäume (fast) immer fiktiv. Über Rotharis erste Frau ist nur bekannt, dass sie die Mutter seines Sohnes Rodoald war und 636 verstoßen[5] wurde. Der Sage nach soll Gundeperga, die verwitwete Königin, Rothari nach Brescia gerufen haben. Sie forderte ihn auf seine Frau zu verstoßen, sie zu heiraten und als König zu herrschen. Rothari willigte ein und wurde vom langobardischen Adel zum König gewählt.[5] Leben Rothari war langobardischer Herzog von Brescia. Er wurde, gut dreißigjährig, 636 als Nachfolger von Arioald zum König der Langobarden gewählt. Zur weiteren Legitimation heiratete er die Witwe Arioalds, Gundeperga, die er, wie bereits der erste Mann, fünf[5] Jahre in Haft hielt. Eine Rolle spielte dabei sicher, dass Rothari, wie Arioald, Arianer war, Gundeperga aber Katholikin. Erst als Chlodwigs II. Gesandter Aubedo 641 intervenierte, konnte Gundeperga sich wieder frei im Palast und der Stadt bewegen.[6] Zu Beginn seiner Herrschaft ließ Rothari viele vornehme Langobarden töten, die ihm Widerstand leisteten.[5] Zur inneren Sicherung des Reiches erließ er am 22. November 643, nach eingeholter Zustimmung des Adels, das Edictum Rothari, eine 388 Kapitel umfassende schriftliche Gesetzessammlung des langobardischen Volksrechts in lateinischer Sprache mit einigen langobardischen Erläuterungen.[4] (siehe Hauptartikel ⇒ Edictum Rothari) Außenpolitisch setzte er auf Expansion. Um 640[4] gelang ihm die Gewinnung Liguriens mit der wichtigen Hafenstadt Genua und Luna (Luni) von den Byzantinern; das eroberte Gebiet schlug er der Krondomäne zu. Aber auch an anderen Grenzabschnitten blieb er erfolgreich. Im Jahr 643 nutzte er die Schwächung des byzantinischen Reiches durch die Invasion der Araber in Syrien und in Palästina und führte einen Feldzug gegen den Exarchat Ravenna:[7] Die Stadt Opitergium wurde von seinen Truppen zerstört und vor Ravenna fielen 8.000 byzantinische Kämpfer unter dem Exarch Isaacius[4] oder dessen Nachfolger Theodorus Calliopas[8] am Fluss Scultenna (Panaro) gegen sein Heer[9] und auch in Süditalien war er offensiv. Er eroberte Albinganum (Albenga), Varicotti (Varigotti, frazione von Finale Ligure) und Saona (Savona) von den Byzantinern, plünderte die Städte und verschleppte die Einwohner.[6] Die Byzantiner mussten schließlich, nicht lange vor seinem Tod, um einen Waffenstillstand bitten. Rothari starb 652 nach einer Regierungszeit von 16 Jahren und 4 Monaten und wurde neben der Kirche Johannes des Täufers (iuxta basilicam beati Iohannes baptistæ) in Monza oder Pavia beerdigt.[10] Andere Quellen nennen eine Regierungszeit von 16[11] oder 17[1] Jahren. Auf Rothari folgte sein Sohn Rodoald als König. Die Nachfolge ist ein Indiz für Rotharis starke und anerkannte Autorität, da bei den Langobarden ein Erbkönigtum unüblich war.[7] | König Rothari (I24065)
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4560 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Rüdiger_Manesse_der_Ältere Rüdiger Manesse der Ältere (* vor 1252; † 5. September 1304 in Zürich) war ein Sammler von Minneliedern. Der einem Zürcher Adelsgeschlecht entstammende Manesse war seit 1264 als Bürger, seit 1268 als Ritter Mitglied des Sommerrats und stand von 1278 bis 1302 dem Herbstrat vor. Er zählte zu den einflussreichsten Ratsmitgliedern Zürichs, wirkte an zahlreichen Schiedsgerichten mit, übernahm Bürgschaften und war Zeuge bei Rechtsgeschäften, die in der Stadt Zürich getätigt wurden. Daneben gilt Manesse als bedeutender Förderer des Minnesangs im Zürcher Kreis und machte sich als Sammler von Minneliedern verdient. Zusammen mit seinem Sohn Johannes vereinigte er alle Liedertexte zu einer umfassenden Sammlung von Liederbüchern. Damit hängt die Anlage der Heidelberger Liederhandschrift zusammen, auch Manessesche Liederhandschrift genannt, der umfangreichsten Sammlung deutschsprachiger Liedkunst vom Hochmittelalter bis zum beginnenden 14. Jahrhundert, die in ihrem Grundstock kurz nach 1300 in Zürich entstand. Welchen Anteil Manesse daran nahm, ist ungeklärt. | Manesse, Rüdiger II. der Ältere (I5324)
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4561 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Scharnachthal_(Adelsgeschlecht) Scharnachthal (Adelsgeschlecht) Von Scharnachthal war der Name eines alemannischen Adelsgeschlechts. Die Herren von Scharnachthal waren eine Ministerialenfamilie und standen im Dienst der Freiherren von Wädenswil. Der Familienname leitet sich vom Dorf Scharnachtal in der Gemeinde Reichenbach im Kandertal im Berner Oberland in der Schweiz ab. Geschichte Ab dem 13. Jahrhundert werden einzelne Familienmitglieder urkundlich erwähnt. Die Besitzungen der Familie befanden sich mehrheitlich im Berner Oberland. Ende des 15. Jahrhunderts starb der ältere Familienzweig mit dem Tod von Hans Wilhelm von Scharnachthal aus. Der jüngere Familienzweig unter Kaspar von Scharnachthal gehörte zur gleichen Zeit zu den reichsten Berner Familien. Unter Hans Rudolf von Scharnachthal verschlechterte sich die finanzielle Lage der Familie. Hans Beat von Scharnachthal verkaufte oder verpfändete Teile des Familienbesitzes. 1590 starb die Familie mit dem Tod von Niklaus von Scharnachthal im Mannesstamm aus. Personen Burkard von Scharnachthal, 1300 Burgrecht von Bern Niklaus von Scharnachthal († 1413/14), 1395 Heirat mit Antonia von Seftigen, 1398 kauft Twingherrschaft Schloss Oberhofen. Heinzmann von Scharnachthal († 1470) Franz von Scharnachthal († 1439), 1423 bis 1426 Schultheiss von Thun, 1427 Kleinrat und Tagsatzungsgesandter Conrad von Scharnachthal († 1472), Reisender Wilhelm von Scharnachthal († 1466), Herr zu Unspunnen und Rued, 1455 bis 1457 Vogt zu Bipp, 1458 bis 1460 Vogt zu Bechburg, 1463 Vogt zu Aarburg. Hans Wilhelm von Scharnachthal, Herr zu Unspunnen und Rued, 1488 Schultheiss von Büren Kaspar von Scharnachthal (1416–1473), 1450 bis 1454 Schultheiss von Thun, 1455 eidgenössischer Vogt zu Baden Niklaus von Scharnachthal (1419–1489), 1446 Grosser Rat von Bern, 1451 Kleiner Rat von Bern, 1458 Schultheiss von Thun, 1463 bis 1472 Schultheiss von Bern Barbara von Scharnachthal († 1510), Erbin der Herrschaft Brandis, Ehefrau zweier bernischer Schultheissen Hans Rudolf von Scharnachthal († 1512), 1486 Grosser Rat, 1488 Kleiner Rat, 1507 bis 1512 alternierend Schultheiss von Bern, 1496 Ritterschlag.[1] Hans Beat von Scharnachthal († 1541) Niklaus von Scharnachthal († 1590), Ultimus. Mehr unter dem Link oben.. | von Scharnachtal (Scharnachthal), Küngold (I12710)
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4562 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Sichildis Sichildis, auch Sichilde, Sichilda oder Sigihild, (* um 590; † 28. September 629 in Clichy) war eine Königin der Franken unter der Herrschaft der Merowinger. Die Herkunft von Sichildis gab seit dem Hochmittelalter Anlass für Spekulationen – so gingen Gelehrte wie Jacques de Guyse davon aus, dass sie dem Geschlecht der salfränkischen Ardennengrafen mit Chlodio als Stammvater entstammte; diese Annahme ist jedoch durch die moderne Quellenforschung widerlegt und wird daher nicht weiterverfolgt. Sichildis wurde um das Jahr 590 geboren und hatte mit Gomatrud sowie Brodulf noch mindestens zwei Geschwister. Im Alter von 15 Jahren nahm sie der fränkische König Chlothar II. zu einer seiner Konkubinen – vermutlich im Rahmen einer während der merowingischen Herrschaft häufig genutzten Friedelehe. Um 614 schließlich gebar sie Chlothar II. den Sohn Charibert II. und wurde nach dem Tod Chlothars zweiter Gemahlin, Bertetrud, im Jahr 618 von diesem zu seiner Ehefrau und Königin der Franken erhoben. Sichildis übte in den folgenden Jahren einen nicht geringen Einfluss auf die königliche Politik aus; so sieht die Forschung in ihr die treibende Kraft hinter Chlothars Anordnung an dessen ältesten Sohn und späteren Nachfolger, Dagobert I., die Schwester seiner Stiefmutter, Gomatrud, zur Frau zu nehmen. Im Jahr 626 wurde Sichildis von Chlothar des Ehebruchs mit einem jungen Adligen aus dem Pagus Étampes, Boso, bezichtigt. Es lässt sich nicht mehr feststellen, ob sie das Delikt tatsächlich begangen hatte oder nur das Opfer einer rufschädigenden Kampagne ihrer politischer Gegner wurde – letztendlich veranlasste Chlothar II. die Ermordung Bosos durch einen seiner engsten Vertrauten, den Dux von Neustroburgund, Arnebert. | Königin Sigihild (I23998)
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4563 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Sigibert_I. Sigibert I. (auch Sigebert und Siegbert; * um 535[1]; † November/Dezember 575 in Vitry-en-Artois) war ein Frankenkönig aus dem Haus der Merowinger. Er herrschte 561 bis 575 im Teilreich Austrasien. Sigibert war der fünfte und jüngste Sohn aus der ersten Ehe des Königs Chlothar I. mit der Königin Ingund(e). Er hatte auch einen Halbbruder, Chilperich I., aus der späteren Ehe Chlothars mit Ingunds Schwester Arnegunde. Chilperich war etwas älter als Sigibert, da Chlothar nach seiner Heirat mit Chilperichs Mutter Arnegunde seine bisherige Verbindung mit Sigiberts Mutter Ingund nicht aufgab.[2] Als Chlothar 561 starb, waren die beiden ältesten Söhne aus seiner Ehe mit Ingund bereits gestorben; am Leben waren neben Chilperich noch drei Söhne Ingunds: Charibert I., Guntram I. (Gunthchramn) und Sigibert. Chilperich bemächtigte sich sogleich nach Chlothars Begräbnis der Stadt Paris und des Thronschatzes, um seine Halbbrüder zu übervorteilen. Die drei Söhne Ingunds vertrieben ihn jedoch aus Paris und erzwangen eine „legitime“, also merowingischem Brauch entsprechende Aufteilung des Reichs in vier Teile, wobei Chilperich den geringsten Teil erhielt. Sigibert bekam den nordöstlichen Reichsteil mit dem Königssitz Reims; dazu gehörten außer der Champagne (einschließlich Laon) alle fränkischen Gebiete östlich des Rheins und südlich der Donau. Für diesen Reichsteil kam in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts die Bezeichnung Austrasien auf. Ferner gehörten zu Sigiberts Anteil im Süden die Auvergne und ein Teil der Provence mit Marseille.[3] Chilperich, der von Chlothar I. als Lieblingssohn bevorzugt worden war, war mit dieser für ihn ungünstigen Aufteilung nicht zufrieden. Als Sigibert mit einem Feldzug gegen die Awaren im Osten beschäftigt war, griff Chilperich Austrasien an, verwüstete das Land und nahm einige Städte ein. Sigibert konnte jedoch, nachdem er die Awaren besiegt hatte, bei einem Gegenangriff nicht nur seine Gebiete zurückerobern, sondern sogar Chilperichs Hauptstadt Soissons einnehmen und dauerhaft in seinem Besitz behalten.[4] Wenige Jahre später – wohl 566 – griffen die Awaren allerdings erneut an. Diesmal erlitt Sigibert eine schwere Niederlage, und ihm drohte die Gefangennahme; es gelang ihm jedoch, mit „Geschenken“ freien Abzug und eine dauerhafte Friedensvereinbarung mit den Awaren zu erkaufen.[5] Als Charibert I., der als ältester der Brüder Paris erhalten hatte, 567 ohne männliche Nachkommen starb, teilten die drei überlebenden Brüder seinen Reichsteil untereinander auf, wobei jeder sowohl im Norden als auch im Süden Gebietsteile erhielt. Zu Sigiberts Neuerwerbungen gehörten im Norden (Francia) die Städte Meaux, Avranches, Châteaudun, Vendôme und Tours, im Süden Poitiers, Albi, Aire, Couserans und Bayonne. Für Paris und seine Umgebung wurde eine gemeinsame Verwaltung vereinbart.[6] Wiederum war Chilperich mit seinem Anteil nicht zufrieden. Die fortdauernde Spannung und Rivalität zwischen ihm und Sigibert wurde nun durch heiratspolitische Entwicklungen drastisch verschärft. Sigibert verfolgte eine gotenfreundliche Politik und heiratete 566 Brunichild, eine Tochter des Westgotenkönigs Athanagild. Darauf wollte Chilperich ebenfalls eine Königstochter heiraten und bat Athanagild um die Hand von Brunichilds älterer Schwester Gailswintha. 567 wurde die Ehe Chilperichs mit Gailswintha geschlossen, doch trennte sich Chilperich nicht von seiner Konkubine Fredegunde. Um 570 ließ er Gailswintha ermorden und heiratete Fredegunde. Daraus resultierte eine dauerhafte Feindschaft zwischen Chilperich und Brunichild, die zum politischen Gegensatz zwischen Chilperich und Sigibert wegen der Gebietsaufteilung hinzukam. Chilperich begann den Krieg gegen Sigibert mit der Besetzung von Tours und Poitiers; damit wollte er eine Verbindung zwischen seinen nördlichen Kerngebieten und seinem Besitz im Süden schaffen. Sigibert bat Guntram um Hilfe, worauf ein Heer Guntrams unter dem fähigen Feldherrn Mummolus Chilperichs Truppen zum Rückzug zwang. Als es aber 573 zum Bruch zwischen Sigibert und Guntram kam, nutzte Chilperich diese Gelegenheit zu neuen Angriffen auf Sigiberts Gebiet; sein Heer richtete in den Gegenden von Tours, Poitiers, Limoges und Cahors schwere Verwüstungen an. Chilperich verbündete sich mit Guntram, der aber vor dem Kampf gegen das überlegene Heer Sigiberts zurückschreckte und seinen Verbündeten im Stich ließ, worauf Chilperich um Frieden bitten musste. Im folgenden Jahr (575) begann Sigibert mit überlegenen Kräften eine Offensive; einen wesentlichen Teil seines Heeres bildeten neben den Franken auch Sachsen, Schwaben, Thüringer und Angehörige anderer östlich des Rheins lebender Stämme.[7] Er besetzte Paris sowie große Teile von Chilperichs Reich, wobei er bis nach Rouen vordrang. Viele Große aus Chilperichs Reich wechselten die Front. Chilperich verschanzte sich in Tournai und geriet in eine aussichtslose Lage.[8] Sigibert entsandte einen Heeresteil, um ihn dort zu belagern. Als Sigibert im November oder Dezember 575[10] in Vitry-en-Artois von den dort versammelten bisherigen Kämpfern Chilperichs zu deren König erhoben wurde, was nach fränkischem Brauch mit einer Schilderhebung verbunden war, wurde er von zwei Mördern im Auftrage Fredegundes mit vergifteten Messern oder Dolchen (Skramasax) erstochen. Da sein Sohn und Nachfolger Childebert II. noch unmündig war, führte sein Tod zu einer Wende im Kriegsverlauf. Chilperich war durch das Eingreifen Fredegundes gerettet; er konnte die verlorenen Gebiete zurückerobern und darüber hinaus auch den ganzen Teil des ehemaligen Reichs Chariberts, der 567 Sigibert zugefallen war, in seinen Besitz bringen. Sigibert wurde auf Anweisung Chilperichs zunächst in dem Dorf Lambres begraben; später wurde er – wohl auf Veranlassung seines Sohnes Childebert – in der Kirche von Saint-Médard in Soissons beigesetzt, wo auch sein Vater bestattet war. Unter Sigibert gewann Metz als zusätzlicher Königssitz neben Reims an Bedeutung. Zu seinen Leistungen gehört die Befriedung der Ostgrenze nach den Kämpfen gegen die Awaren. Sigibert hatte mit Brunichild drei Kinder, den Thronfolger Childebert und zwei Töchter, Ingund und Chlodoswinth. Ingund wurde mit Hermenegild verheiratet, dem älteren der beiden Söhne des Westgotenkönigs Leovigild. | (Merowinger), König Sigibert I. (I24013)
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4564 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Sigibert_II. Sigibert II. (* 602; † 613) war der älteste Sohn des Frankenkönigs Theuderich II. Sigiberts Vater Theuderich II. war, nachdem er seinen Bruder Theudebert II. besiegt und getötet hatte, zum alleinigen Herrscher von Austrasien geworden. Er starb aber völlig überraschend, nur 25-jährig, in seiner Residenz Metz im Jahr nach seinem Sieg (613). Sigibert wurde daraufhin von seiner Urgroßmutter Brunichild auf den Thron gehoben. Brunichild gelang es jedoch nicht, sich mit diesem Schritt gegen die aufkeimende austrasische Adelsopposition durchzusetzen. Sie wurde gefangen genommen und an Chlothar II. ausgeliefert, der in Neustrien herrschte. Chlothar ließ sie, Sigibert und seinen Bruder Corbus töten, nur den jüngsten Bruder Merowech verschonte er, da er sein Patenkind war, Childebert, dem vierten der Brüder, gelang die Flucht. Chlothar II. übernahm anschließend die Herrschaft auch im Rest des Frankenreichs. | (Merowinger), Sigibert II. (I24116)
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4565 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Sigismund_(Burgund) Sigismund oder Sigmund († 1. Mai 523/24 Saint-Peravy-la-Colombe) war ein Sohn des Burgundenkönigs Gundobad und wurde im Jahr 516 dessen Nachfolger. Seine Mutter war vermutlich Caretene. Er wird von der katholischen Kirche als Heiliger verehrt. Leben Während Gundobad Arianer war, ließ sich Sigismund 497 – gegen den Willen seines Vaters – vom Bischof Avitus von Vienne katholisch taufen. Im Jahr 501, nachdem Gundobad seinen Bruder Godegisel, den Teilkönig in Genf, hatte ermorden lassen, setzte er dort Sigismund als dessen Nachfolger ein. Von seinem Vater übernahm Sigismund den Amtstitel magister militum, anlässlich seiner Herrschaftsübernahme 516 verlieh ihm der oströmische Kaiser Anastasios I. zudem offenbar den Ehrentitel patricius. Um das Jahr 517 verheiratete Sigismund seine Tochter mit dem Frankenkönig Theuderich I. († 533); in einigen Quellen wird der Name dieser Tochter mit Suavegotta angegeben, in anderen Quellen gilt Suavegotta als Name von Theuderichs vorheriger Ehefrau. Im Jahr 523 ließ Sigismund seinen Sohn Sigerich erdrosseln, da er ihn verdächtigte, sich gegen ihn verschworen zu haben. Dieser Mord löste eine Krise zwischen den Ostgoten und den Burgundern aus, was die Franken, insbesondere Theuderichs Halbbrüder unter Führung Chlodomers, nicht aber Theuderich selbst, ausnutzten, um das nun allein stehende Burgundenreich anzugreifen. Sigismund unterlag in einer Schlacht den Franken, er, seine Frau und seine zwei Söhne gerieten durch Verrat in die Gefangenschaft der Franken (siehe Burgundenkrieg). Sigismunds Bruder und Nachfolger Godomar II. gelang es, das Blatt zu wenden. Mit Unterstützung der Ostgoten setzte er 524 zum Gegenangriff an, woraufhin Chlodomer den Befehl gab, Sigismund und seine Familie zu töten. Das geschah am 1. Mai 523/524, indem man sie kopfüber in einen Brunnen stürzte; seitdem gilt Sigismund als christlicher Märtyrer. Am 21. Juni 524 erreichte Godomar in der Schlacht bei Vézeronce einen Sieg über die Franken, bei dem Chlodomer selbst fiel. Die Franken zogen sich danach zurück und gaben den Kampf vorläufig auf. Drei Jahre nach seinem Tod wurde Sigismunds Leichnam geborgen und anschließend in der Johannes-Kapelle in der Abtei Saint-Maurice (St. Maurice, Wallis), dem Kloster, das er 515 selbst gestiftet und in das er sich danach einige Zeit zurückgezogen hatte, beigesetzt. Seine Gebeine kamen teilweise als Reliquien nach Prag und im 14. Jahrhundert nach Freising, wo die Übertragung seiner Gebeine jährlich am 5. September gefeiert wird. Sigismund ist der Patron der Stadt Cremona sowie Namensgeber der Orte namens Saint-Sigismond, ihm sind eine Anzahl von Sigismundkirchen gewidmet. Er wird gegen Sumpffieber und Bruchleiden angerufen. Sein Gedenktag ist der 1. Mai. Im Erzbistum München-Freising wird sein Gedenktag am 2. Mai begangen. Darstellung Sigismund von Burgund wird oft in königlicher Kleidung und auf einem Thron sitzend mit Zepter und Reichsapfel dargestellt. In einigen Fällen ist das Zepter durch ein Schwert ersetzt, da es auch die Überlieferung gibt, dass er und seine Familie, bevor sie in den Brunnen geworfen wurden, enthauptet worden sind.[1] Ein Bild aus einer Handschrift der Grandes Chroniques de France aus dem 15. Jahrhundert zeigt, wie Chlodomer die Hinrichtung des mit verbundenen Augen vor ihm knienden Sigismund befiehlt, dahinter der Scharfrichter mit erhobenem Beil.[2] | (Burgunden), Sigismund (I24145)
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4566 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Stilicho Flavius Stilicho (* um 362; † 22. August 408 in Ravenna) war ein römischer Heermeister (magister utriusque militiae) und Politiker. Aufstieg Stilicho wurde im Imperium Romanum als Sohn eines romanisierten Vandalen und einer Römerin geboren. Bereits sein Vater hatte unter Valens im römischen Heer gedient und das römische Bürgerrecht besessen; Stilicho war also ungeachtet der Herkunft seines Vaters viel eher Römer als Germane. Er trat als sehr junger Mann in das römische Heer ein und machte in verschiedenen Funktionen im (ost-)römischen Staatsdienst unter Kaiser Theodosius I. (379 bis 395) schnell Karriere, unter anderem wohl als Kommandeur der Leibgarde (comes domesticorum). Im Jahr 383 nahm er bereits an einer römischen Gesandtschaft an den Hof des persischen Großkönigs Schapur III. teil. Aufgrund seiner guten Dienste erhielt Stilicho den Titel eines comes, stieg innerhalb von zwei Jahren zum magister militum auf und kämpfte offenbar erfolgreich gegen Bastarner und rebellische westgotische Söldner. 384 durfte er Serena, die Nichte und Pflegetochter des Kaisers Theodosius, heiraten, mit der er drei Kinder hatte, Eucherius, Maria und Thermantia. Als der weströmische Kaiser Valentinian II. 392 unter rätselhaften Umständen (wahrscheinlich Selbstmord) starb und Theodosius die Ernennung eines Nachfolgers monatelang verzögerte, ließ der magister militum per Gallias Arbogast schließlich den Hofbeamten Eugenius durch das Heer zum Augustus des Westens ausrufen. Theodosius war aber nicht bereit, den dynastiefremden Kaiser anzuerkennen, sondern führte ihm 394 ein Heer entgegen, zu dem auch ein großes Kontingent westgotischer foederati (unter Alarich?) gehörte, das Arbogast und Eugenius im September 394 in der Schlacht am Frigidus besiegte. Die Elite der weströmischen Armee wurde dabei vernichtet, ebenso viele westgotische Söldner. Stilicho gehörte während der Schlacht zu den Feldherren des Theodosius. Nach der Schlacht am Frigidus befanden sich die beiden Reichsteile zum letzten Mal faktisch in einer Hand. Theodosius hatte den 10-jährigen Honorius bereits zuvor zum Augustus des römischen Westens ernannt und setzte nun seinen jungen, aber bewährten magister militum Stilicho zum obersten Heermeister des geschlagenen Heeres des Westreiches ein. Seine Wahl fiel wohl deshalb auf Stilicho, weil dieser ihm erstens durch Heirat verwandt war und zweitens keinerlei Verbindungen zur fränkischen Führungsschicht des Westheeres besaß. Honorius wurde an den kaiserlichen Hof nach Mailand geholt, wo sein Vater fortan zu residieren gedachte. Als Theodosius aber bereits Tage nach der Ankunft seines Sohnes überraschend starb, war die neue Verwaltung noch nicht konstituiert. Stilicho musste schnell handeln und die Regentschaft auch ohne Zustimmung des nunmehrigen senior Augustus und Kaisers des römischen Ostens Arcadius und dessen mächtigen praefectus praetorio Rufinus an sich nehmen, um seine Machtstellung zu stabilisieren und vielleicht auch zu verhindern, dass das Heer einen eigenen Kandidaten aufstellte. Gegenüber dem Ostreich berief er sich dabei auf Theodosius’ angeblichen letzten Willen, der ihm beide Kaiser anvertraut habe. Es ist allerdings umstritten und unwahrscheinlich, dass Theodosius wirklich Stilicho mit der Vormundschaft über beide Söhne betraute, wie Stilichos Hofdichter Claudian erstmals im Januar 396 behauptete.[2] In der Leichenrede, in der der Bischof Ambrosius das Heer zur Treue gegen den Kindkaiser aufrief, wird Stilichos Name jedenfalls nicht genannt.[3] Höchstwahrscheinlich war der Anspruch Stilichos, Vormund auch des erwachsenen senior Augustus in Konstantinopel zu sein, eine bloße Fiktion, die dazu dienen sollte, einen Vorrang des westlichen Kaiserhofes im Gesamtreich zu begründen.[4] Regent des Westreiches Nach Theodosius’ Tod im Januar 395 beanspruchte Stilicho also die Stellung eines Vormunds und Reichsverwesers für dessen damals knapp elfjährigen Sohn Honorius, dem nach der faktischen Reichsteilung die westliche Reichshälfte zufiel. Auch Theodosius’ Tochter Galla Placidia stand unter seiner Obhut. Von Anfang an war seine Regentschaft durch zwei Faktoren geprägt: Zum einen die Rivalität zwischen den beiden Kaiserhöfen in West und Ost, zum anderen die militärische Bedrohung durch die aufständischen foederati unter Alarich und einfallende barbarische Verbände. Stilicho, der eine illegitime Stellung beanspruchte, musste zudem versuchen, seine Position zu stabilisieren. 395–398: Militärische Siege und Spannungen mit Konstantinopel Nach Übernahme der faktischen Macht im Westreich sicherte Stilicho demonstrativ die römische Rheingrenze und entließ die überwiegend westgotischen Krieger, die gerade in Niedermösien standen, ohne sie angemessen zu entlohnen. Dort aber meuterten die Krieger, die sich um ihren Lohn für die Beteiligung am Sieg über Eugenius betrogen fühlten, unter ihrem Anführer Alarich, den sie vielleicht zu ihrem rex ausriefen, und wandten sich gegen ihre ehemaligen Verbündeten und Arbeitgeber. Stilicho sah sich gezwungen, seine beiden Heere gegen die aufständischen Westgoten in Mösien und Makedonien einzusetzen. Der oströmische Hof um Arcadius und Rufinus war jedoch nicht gewillt, Stilicho als Regenten auch des Ostens anzuerkennen; daher sah man es als Bedrohung an, als Stilicho im Herbst 395 im Kampf gegen Alarichs Goten, die Konstantinopel belagerten, mit den vereinigten Heeren in das zur Osthälfte gehörende Illyricum einrückte, und forderte die Rückgabe des Ostheeres und Stilichos Abzug aus Illyrien. Stilicho musste schließlich nachgeben und die oströmischen Legionen, die besten Einheiten seines Heeres, abgeben. Alarich nutzte dieses Machtvakuum und verwüstete Griechenland. Rufinus wurde, mutmaßlich im Auftrag von Stilicho, von Gainas, dem Anführer der entlassenen oströmischen Truppen, in Konstantinopel ermordet.[5] Laut Claudian, von dem ein Schmähgedicht gegen Rufinus stammt, das er am westlichen Hof vortrug, war der Mord hingegen eine Reaktion der Truppen darauf, dass Rufinus selbst Barbaren ins Land gerufen habe.[6] Am Hof in Konstantinopel übernahm Eutropius dessen Macht und Einfluss. Nach dem Abzug der oströmischen Truppen mangelte es dem weströmischen Heer, das im Bürgerkrieg 394, wie erwähnt, einen hohen Blutzoll entrichtet hatte, an Männern. Die spätrömischen Rekrutierungsmechanismen waren nicht geeignet, schnell größere Lücken zu füllen. Stilicho musste daher verstärkt auf reichsfremde foederati setzen, um die Schlagkraft seines Heeres zu verbessern. Im folgenden Jahr führte er eine Expedition gegen aufständische Stämme am Rhein durch. Mit den Römern befreundeten Kriegergruppen (gentes), wie den bereits weitgehend christianisierten Markomannen, schloss er Bündnisverträge (foedera) und rekrutierte unter ihnen Soldaten zur Sicherung der von allen Seiten gefährdeten Grenze. 397 führte er einen zweiten Feldzug gegen die rebellischen Westgoten in Illyrien durch, ließ sie aber absichtlich (?) auf das Gebiet des Ostreiches entkommen, was Zweifel daran aufkommen ließ, ob es ihm wirklich um Unterstützung des Ostreiches ging.[7] Arcadius und Eutropius reagierten auf die Bedrohung durch Stilicho, indem man Alarich als magister militum von Illyrien (erneut) in die (ost-)römische Militärhierarchie aufnahm. Gleichzeitig erklärten sie Stilicho zum Staatsfeind (hostis publicus), und Eutropius überredete den römischen Statthalter Gildo in Africa zum Abfall, vermutlich um die vom nordafrikanischen Getreide abhängigen stadtrömischen Bevölkerung zum Aufstand gegen Stilicho zu bewegen.[8] Stilicho konnte den Aufstand aber 398 niederwerfen. Bei der anschließenden erfolgreichen Vermittlung mit dem Ostreich spielte der römische Senator Symmachus eine wichtige Rolle. 398–401: Ruhe vor dem Sturm Nachdem Stilicho 398/99 erfolgreich einen Angriff der Pikten auf das römische Britannien zurückgeschlagen hatte,[9] verliefen die folgenden drei Jahre recht friedlich. In dieser Zeit erließ die Regierung des Honorius unter Stilicho etliche Gesetze, die im Codex Theodosianus verzeichnet sind. Um die römische Senatsaristokratie vor allem finanziell in den Staat zu reintegrieren, knüpfte er dabei an Traditionen der Republik an und steigerte so das Ansehen der Stadt Rom, die schon seit 312 nicht mehr Kaiserresidenz war. Die Korruption und die Macht der Hofbeamten schränkte er ein. Kastelle am Donau-Iller-Rhein-Limes wurden neu befestigt. Außerdem wurde in Rom die Ausübung von unter Honorius’ Vorgängern bereits verbotenen heidnischen Kulten geduldet. Angeblich ließ Stilicho sogar den Victoriaaltar, den Gratian 382 aus der Kurie hatte entfernen lassen, wieder aufrichten.[10] In mehreren Provinzen dagegen wurden das Heidentum und von der römischen Kirche abweichende christliche Gruppen wie die Donatisten verfolgt. Auch die Armee wurde reformiert. Die Initiative zu diesen Gesetzen und ihre Durchsetzung scheint auf Stilicho zurückzugehen, der sich damit als einziger Vertreter des kaiserlichen Willens gab.[11] Für das Jahr 400 wurde Stilicho in Rom zum consul ordinarius ernannt und hatte damit den Höhepunkt seines Ansehens erreicht. Sein Gegner im Ostreich, Eutropius, war 399 von Gainas gestürzt worden, was zu einer zwischenzeitlichen Wiederannäherung des Westreichs an Konstantinopel führte. Gainas scheiterte aber letztlich mit dem Versuch, am östlichen Hof eine ähnlich dominante Stellung zu erreichen wie Stilicho im Westen, und fand Ende 400 den Tod. Stilicho strebte unterdessen danach, sich durch Einheirat in das Kaiserhaus unangreifbar zu machen. Bereits 398 verheiratete Stilicho seine noch minderjährige Tochter Maria mit Kaiser Honorius. Später, 405, im Jahr von Stilichos zweitem Consulat, sollte Eucherius dann mit Galla Placidia verlobt werden. 401–406: Destabilisierung von Reich und Gesellschaft Weshalb die westgotischen foederati unter Alarich 401 Illyrien verließen und nach Italien zogen, ist nicht ganz geklärt. Janßen lehnt mit guten Gründen die These ab, sie seien von der Regierung in Konstantinopel dazu angestachelt worden.[12] Vielmehr habe sie Eutropius’ Sturz ihres Fürsprechers in Konstantinopel beraubt, weshalb sie sich zur erneuten Meuterei gezwungen gesehen hätten. Zudem habe Gainas, der selbst gotischer Herkunft gewesen war, laut Janßen mit seinem demonstrativen Arianismus den Widerwillen der orthodoxen Konstantinopolitaner gegen die foederati geweckt. Nach seinem Sturz im Jahr 400 hätten sich diese daher bedroht gefühlt. Stilicho sah sich jedenfalls gezwungen, in großem Umfang Truppen von den Grenzen in Gallien und Britannien abzuziehen, um Alarich in Italien entgegenzutreten. Anschließend wehrte er den Einfall in Norditalien am Ostermontag 402 in der Schlacht bei Pollentia erfolgreich ab, auch wenn Alarich mit seiner Reiterei entkommen konnte. Stilicho setzte den Flüchtenden nach und besiegte sie im Hochsommer desselben Jahres in der Schlacht bei Verona ein weiteres Mal, ließ Alarich aber wieder entkommen. Dieser ließ sich mit seinen Männern vorläufig wieder in Illyrien nieder, dessen Besitz nach wie vor zwischen dem West- und Ostreich umstritten war, was ihm Handlungsspielraum verschaffte. Der weströmische Hof siedelte derweil Ende 402 von Mailand ins sicherere Ravenna über. Dass Stilicho die Westgoten unbehelligt nach Noricum abziehen ließ, erweckte besonders im Ostreich Misstrauen. In Italien hatte der Goteneinfall zu neuem Streit zwischen Christen und Heiden geführt, der sich besonders an einer Weissagung der Sibyllinischen Bücher festmachte, wonach die Feinde nur bis zu einem bestimmten Ort vordringen würden. Die Heiden sahen nun in Stilichos Sieg über die Goten die Erfüllung dieser Prophetie, was die Christen mit Sorge über eine Zunahme heidnischer Praktiken erfüllte. 404 erschütterte zudem der Streit um die sehr reiche und sehr fromme Senatorentochter Melania das Verhältnis zwischen Christen und Heiden in Rom. Die noch sehr junge, nicht geschäftsfähige Frau und ihr ebenfalls erst minderjähriger Ehemann wollten mit dem biblischen Gebot (Mt 19,21 LUT) ernstmachen; sie verkauften den riesigen Familienbesitz und ließen die Sklaven frei. Weil ihre Verwandten versuchten, sie mit juristischen Mitteln daran zu hindern, wandte Melania sich an Stilichos Frau Serena. Diese, eine fromme Christin, bat den Kaiser, zugunsten von Melania einzugreifen. Tatsächlich erließ Honorius in Stilichos Abwesenheit ein Dekret, das die gesetzliche Vormundschaft für das minderjährige Paar aufhob und die Abgabe des Besitzes an die Kirche erlaubte.[13] Damit vertiefte sich eine Spaltung zwischen dem christlichen Kaiserhof und dem noch immer teilweise heidnischen Senat, der die in den vorangegangenen Jahren von Stilicho erwirkten Kompromisse zunichtemachte. In der Folge wurden nur noch Christen für Hofämter ernannt. Für Stilicho bedeutete Honorius’ eigenmächtiges Handeln, dass seine Regentschaft nicht mehr unumstritten war. Auch außenpolitisch handelten Honorius und Serena Stilichos Absichten zuwider. 404 nahmen sie gegen Arcadius und dessen Frau Eudoxia Stellung für den in Ungnade gefallenen Erzbischof von Konstantinopel, Johannes Chrysostomos, was zur erneuten Verschlechterung des Verhältnisses zwischen West- und Ostrom führte. In diesem Zusammenhang kam auch die ungeklärte Lage in Illyrien wieder zur Sprache, denn vermutlich im selben Jahr fielen hunnische Truppen unter Uldin, dem Großvater (?) Attilas, in Thrakien ein.[14] Stilicho fürchtete, vom Ostreich keine Unterstützung zur Sicherung der gefährdeten Grenzregion zu erhalten, und forderte auch den östlichen Teil des umstrittenen Gebiets für das Westreich. Dabei ging es wohl vor allem darum, dass diese Region eine sehr bedeutende Rolle als Rekrutierungsraum von Truppen spielte; Stilicho wollte offenbar durch die Einbeziehung dieses Raumes in das Westreich dessen Wehrkraft gegen die Alanen und andere Stämme stärken. Möglicherweise um dieses Ziel durchzusetzen, suchte er die militärische Unterstützung der Westgoten und schloss dafür 405 einen Vertrag mit Alarich, in dem er ihm Unterstützung und den Rang eines magister militum von Illyrien zusprach. Auch mit Uldin schloss er einen Vertrag. Um die Annexion des Ostens von Illyrien zu legitimieren, wies er nicht nur auf dessen angebliche Vernachlässigung durch das Ostreich hin, sondern förderte auch den kirchenpolitischen Streit um Chrysostomos, der nach Eudoxias Tod am 6. Oktober 404 eskaliert war. Ehe es zu einer Lösung auf dem Balkan kam, fiel 405/406 überraschend ein im Kern gotischer Stammesverband, dem sich auch andere Gruppen angeschlossen hatten, unter dem Ostgoten Radagaisus in Norditalien ein. Während sich das Heer der Invasoren auf der Suche nach Beute aufsplitterte, sammelte und rekrutierte Stilicho seine Truppen, indem er erneut starke Verbände aus Gallien abzog. Im August 406 gelang es ihm mit Hilfe hunnischer Reiterei, die Goten in der Schlacht bei Faesulae vernichtend zu schlagen. 12.000 der geschlagenen Krieger wurden der römischen Armee einverleibt, die übrigen in die Sklaverei verkauft, was den Preis für Sklaven kurzfristig erheblich fallen ließ.[15] Für diesen Sieg feierte Honorius den vorletzten je in Rom abgehaltenen Triumph. Ähnlich wie nach dem Sieg über Alarich vier Jahre zuvor wurde auch dieser Sieg religiös gedeutet. Wie damals erbaten heidnische Senatoren Einsicht in die Sibyllinischen Bücher, die Stilicho ihnen nun, da der Kaiser sich so deutlich auf die Seite der Christen gestellt hatte, jedoch verweigerte. Stattdessen ließ er sie als dem Christentum feindlich verbrennen.[16] Zur Finanzierung der Kriege ließ er Götterstatuen und die letzten verbliebenen Tempelschätze einschmelzen. Das trug ihm den Hass vieler römischer Senatoren ein. Den Christen dagegen erschien Stilicho als Werkzeug des göttlichen Beistandes für den Kaiser.[17] Niedergang und Sturz Den wenige Monate später stattfindenden Einfall mehrerer großer germanischer Kriegergruppen an der entblößten römischen Rheingrenze in der Neujahrsnacht 406/407 konnte Stilicho nicht verhindern. Um Gallien zu halten, musste er Truppen aus anderen Regionen abziehen, was aber kaum möglich war. Ende 406 oder Anfang 407 erhoben die Legionen in Britannien den Gegenkaiser Konstantin (III.). Dieser überquerte den Ärmelkanal und setzte sich in Gallien fest, wo sich ihm übrig gebliebene römische Truppen anschlossen, die sich von Stilicho im Stich gelassen fühlten. Es gelang ihm ein Sieg über germanische Invasoren und die Reorganisation der Rheingrenze, die offizielle Anerkennung als Mitkaiser durch Honorius blieb ihm aber versagt. Stattdessen sandte der Kaiser Stilicho, der sich gerade auf die Invasion Illyriens vorbereitet hatte und Alarich bereits angreifen ließ, nach Gallien. Doch ihm und seinem Feldherrn Sarus gelang es im Herbst 407 nicht, Konstantin davon abzuhalten, das bis dahin loyal zu Honorius stehende Hispanien durch seinen Feldherrn Gerontius zu attackieren. Angesichts der Notlage brach man den Bürgerkrieg gegen Ostrom ab und versöhnte sich mit Arcadius. Zwischen 404 und 407 war Stilichos älteste Tochter Maria, die mit Honorius verheiratet gewesen war, kinderlos gestorben. Serena drängte auf eine neue Ehe des Kaisers mit der jüngeren Tochter Thermantia, wohl auch um die Gerüchte, dass Honorius dank eines von seinen Schwiegereltern verabreichten Gifts impotent geworden sei, zu widerlegen. Vor allem aber ging es Stilicho fraglos darum, durch die Verbindung mit dem Kaiserhaus seine eigene Stellung abzusichern. Dass Stilicho trotz des Wunsches des Kaisers versuchte, die Hochzeit aufzuschieben, deutet möglicherweise auf die Absicht hin, seinen Sohn Eucherius auf den Thron zu heben.[18] Dagegen spricht, dass Stilicho seinem Sohn zu keinerlei höheren Ämtern verholfen hatte und auch dessen Heirat mit Galla Placidia nicht förderte, obwohl beide längst das heiratsfähige Alter erreicht hatten. Im Frühjahr 408 erhoben sich die föderierten westgotischen Krieger erneut, da sie sich nach dem Abbruch des Angriffs auf den Osten von Stilicho im Stich gelassen fühlten. Alarich verzichtete jedoch darauf, den Vertrag durch Vorrücken auf italisches Gebiet offen zu brechen, sondern schickte einen Boten zu Stilicho, um den ausbleibenden Sold, der ihm für den Einfall ins zum Ostreich gehörige Epirus versprochen worden war, zu erpressen. In dieser Situation überzeugte Stilicho den Senat (angeblich unter Androhung von Gewalt), Alarich die entsprechenden Gelder zur Verfügung zu stellen, um die gotischen Krieger nun statt gegen Arcadius gegen Konstantin (III.) einsetzen zu können. Kaum hatte Stilicho diese Frage – an Honorius und Serena vorbei – geklärt, als die Botschaft von Arcadius’ Tod eintraf. Die nur mit Schwierigkeiten aufrechterhaltene Stabilität des Reiches war erneut in Gefahr. Honorius, als nunmehr dienstältester Kaiser für seinen Kollegen verantwortlich, wollte zunächst selbst nach Konstantinopel reisen, um die Nachfolge seines erst siebenjährigen Neffen Theodosius II. zu beaufsichtigen und seine Vormundschaft zu übernehmen. Stilicho hingegen verwies darauf, dass der Kaiser angesichts der gefährlichen Lage im Westen gebraucht werde, und konnte sich zunächst durchsetzen: Im August 408 begab Stilicho sich zu den Truppen in Ticinum, um sich selbst auf die Reise nach Konstantinopel vorzubereiten. Alarich wurde von ihm damit beauftragt, den Feldzug gegen den Gegenkaiser Konstantin (III.) in Gallien zu unterstützen. Am 13. August 408 traf Honorius ebenfalls in Ticinum ein, angeblich um den Truppen Mut für den Feldzug gegen Konstantin (III.) zuzusprechen. Dabei kam es, wohl angeregt von durch Olympius ausgestreute Gerüchte über einen angeblich von Stilicho geplanten Staatsstreich, zu einer Meuterei, bei der fast alle anwesenden hohen Amtsträger aus dem Umfeld Stilichos umkamen. Stilicho erhielt vom weströmischen Kaiserhof keine Unterstützung, entweder weil Honorius den Gerüchten glaubte, die Stilicho des Paktierens mit dem Westgoten Alarich und damit des Hochverrats verdächtigten, oder weil er sie selbst hatte ausstreuen lassen. Man fürchtete am Hof angeblich, Stilicho erstrebe für seinen Sohn, den mit der Kaisertochter und -schwester Galla Placidia verlobten Eucherius, die Kaiserkrone des Ostreiches. Hintergrund des Geschehens war offenbar der Umstand, dass der westliche Hof, der 13 Jahre lang die Dominanz Stilichos ertragen hatte, glaubte, den mächtigen Heermeister nun, da Honorius selbst der senior Augustus im Gesamtreich war, nicht mehr zu benötigen: Der Anspruch Stilichos, Vormund auch des Ostkaisers zu sein, war mit dem Tod des Arcadius wertlos geworden.[19] Stilicho und Eucherius zogen sich nach Ravenna zurück und suchten Asyl in einer Kirche. Doch Soldaten, die ihn in Honorius’ Auftrag festnehmen sollten, folgten ihm und seinem Sohn. Während es Eucherius gelang, vorerst zu entkommen, wurde Stilicho am 22. August 408 durch Heraclianus das Todesurteil vorgetragen und sofort vollstreckt.[20] In der Folge kam es zu wilden Ausschreitungen gegen Stilichos Anhänger, die sich bis Anfang 409 hinzogen und denen viele germanische Söldner und deren in Italien lebende Familien zum Opfer fielen. Auch Eucherius wurde umgebracht. Über die Hintergründe dieser Tat geben die Quellen wenig Aufschluss. Zosimos stellt den Höfling Olympius als treibende Kraft und Profiteur sowohl des Massakers als auch der Verleumdung des Stilicho dar. Dass Olympius eine wichtige Rolle spielte, ist in der Tat wahrscheinlich. Es werden aber außer Stilichos Mörder Heraclianus auch weitere Offiziere und Hofbeamte beteiligt gewesen sein.[21] Stilichos Gefolgsmann Flavius Constantius rächte den Heermeister später, indem er 410 zunächst Olympius totprügeln und 413 dann auch Heraclianus töten ließ. Serena, die sich zum Zeitpunkt des Mordes an ihrem Mann in Rom befand, wurde während der Belagerung der Stadt durch die Westgoten Ende 408 als eines der letzten Opfer vom römischen Senat wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. Das Gemetzel an den germanischen foederati hatte zur Folge, dass viele von ihnen zu den Westgoten überliefen. Das foedus, das diese mit Stilicho geschlossen hatten, wurde für nichtig erklärt, was zur Folge hatte, dass Alarich nicht gegen Konstantin (III.) zog, sondern in das nach Stilichos Tod militärisch geschwächte Italien einfiel und 410 schließlich Rom plünderte. Beurteilung Stilichos Beurteilung durch Zeitgenossen ist zwiespältig. Der Senator Symmachus und der Hofdichter Claudian priesen Stilicho zu seinen Lebzeiten als denjenigen, der die niederliegende römische Zivilisation gerettet und wiederhergestellt habe.[22] Beide erlebten jedoch vermutlich Stilichos Niedergang nach 404 nicht mehr. Nach seinem Fall dagegen folgten die römischen Historiker und Schriftsteller überwiegend den Gerüchten über seinen angeblichen Verrat. Nun wurde die germanische Herkunft seines Vaters betont, um Stilicho als Barbar zu verunglimpfen. Da er sich mit einer vorwiegend gotischen Leibwache zu umgeben pflegte, war der Vorwurf, dass er sich der Westgoten zur Sicherung seiner Machtposition bediente und nur zu diesem Zweck Verträge mit Alarich geschlossen habe, weitverbreitet. Der Zeitgenosse Orosius, ein christlicher Priester, nahm auch an, dass Stilicho seinen Sohn zum Kaiser machen wollte, hielt ihn aber zusätzlich für einen Christenverfolger.[23] Auch heidnische Historiker beurteilten Stilicho nach seinem Sturz sehr negativ. So bezeichnete ihn Rutilius Namatianus, ein Symmachus nahestehender Beamter am kaiserlichen Hof, 416 als eigentlichen weströmischen Herrscher, nannte ihn aber mit Berufung auf die Verbrennung der Sibyllinischen Bücher einen Verräter am römischen Volk und an dessen (heidnischen) Traditionen. Sozomenos, der eine Generation später lebte, widmete ihm in seiner Kirchengeschichte nur einen kurzen Abschnitt, in dem er ihn des Hochverrats mit Alarich anklagte.[24] Zosimos, die ausführlichste Quelle, bezichtigte in seiner fast hundert Jahre später verfassten Neuen Geschichte Stilicho (und Rufinus) einerseits, sich auf Kosten der Einwohner bereichert und über die Köpfe der jungen Kaiser hinweg regiert zu haben.[25] Auf der anderen Seite würdigte er Stilichos Leistung und schrieb ihm selbstloses Wirken zugunsten des Reiches zu. Die Ansicht, dass Stilicho einen Staatsstreich beabsichtigte, teilte er nicht. Wurde Stilicho damals oft eher negativ gesehen, überwiegt heute die Ansicht, es habe sich bei ihm um einen loyalen Diener von Kaiser und Reich gehandelt.[26] Andere Forscher halten die Frage, ob der Heermeister nun ein „Barbar“ oder ein „Diener Roms“ gewesen sei, für ohnehin falsch gestellt und sehen in Stilicho schlicht einen machthungrigen Militär, der darum bemüht war, seine letztlich prekäre und illegitime Stellung durch Erfolge und eine Anknüpfung an die Dynastie abzusichern.[27] Sein Tod stellte für das weströmische Reich in militärischer Hinsicht in jedem Fall einen herben Verlust dar. Stilicho hatte das Amt des Heermeisters politisch derart aufgewertet, dass fortan die weströmischen Heermeister am Kaiserhof in Ravenna eine zentrale Rolle spielten und somit die jeweilige Besetzung dieses Postens entscheidend für die kaiserliche Politik war. Zwei Jahre lang versuchte der Hof zu verhindern, dass ein anderer General die Lücke ausfüllen konnte, die Stilicho hinterlassen hatte, doch 410 begab man sich angesichts schwerer militärischer Rückschläge notgedrungen wieder in die Hand eines mächtigen Heerführers: Stilichos einstiger Gefolgsmann Flavius Constantius stieg binnen kurzer Zeit zum eigentlichen Machthaber des Westens auf und erzwang zuletzt sogar seine Kaisererhebung.[28] | (Vandalen) (Römer), Heermeister Flavius Stilicho (I24269)
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4567 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Suavegotta Suavegotta (Namensvarianten Suavegotha, Suavegotho; * nach 495; † nach 549[1]) war wahrscheinlich der Name einer Gattin des fränkischen Königs Theuderich I. Laut dem Zeugnis des Bischofs und Geschichtsschreibers Gregor von Tours (gestorben vermutlich 594) ging Theuderich I. eine Ehe mit der Tochter des burgundischen Königs Sigismund ein, ohne aber ihren Namen anzugeben.[2] Häufig wird diese Gemahlin Theuderichs mit der vom erst im 10. Jahrhundert schreibenden westfränkischen Chronisten Flodoard von Reims[3] erwähnten Königin Suavegotta identifiziert,[4] die der Kirche von Reims während der Amtszeit des Bischofs Mapinius (etwa 549 bis 573) testamentarisch ein Drittel der „ville Virisiaci“ hinterließ. Nach Flodoard hatte Suavegotta eine Tochter namens Theudechild. Die Gleichsetzung von Suavegotta mit der Gattin Theuderichs I. ist aber nicht völlig gesichert. Eugen Ewig stellte die These auf, dass Suavegotta die erste Ehefrau Theuderichs gewesen sei. Dieser habe danach die Tochter Sigismunds zur zweiten Gattin genommen, deren Name somit unbekannt bliebe.[5] | Suavegotta (I24143)
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4568 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Suinthila Suinthila bewährte sich unter König Sisebut als Heerführer. Als nach dem Tod Sisebuts (Februar 621) auch dessen Sohn und Nachfolger Rekkared II. nach einer Regierung von nur wenigen Tagen starb, wurde Suinthila zum König erhoben. Suinthila vertrieb die Byzantiner um 625 aus ihrem letzten spanischen Stützpunkt in Cartagena (byzantinische Provinz Spania), womit das Westgotenreich wieder die gesamte Iberische Halbinsel umfasste. Ceuta und die Balearen blieben allerdings byzantinisch. 631 bildete sich eine Adelsverschwörung gegen Suinthila, der sich offenbar durch eine antiaristokratische Politik unbeliebt gemacht hatte. Die Rebellen wandten sich an den Frankenkönig Dagobert I., der zu ihrer Unterstützung ein Heer entsandte. Bevor es zur Schlacht kam, wurde Suinthila bei Saragossa von seinen Anhängern – darunter auch seinem Bruder Geila – verlassen. Er musste abdanken, und der Anführer der Rebellen, Sisenand, wurde zum neuen König gewählt. Das von Sisenand einberufene 4. Konzil von Toledo (633) rechtfertigte den Thronwechsel mit angeblichen Übeltaten Suinthilas.[1] Für die Behauptung, dass Suinthila ein Schwiegersohn Sisebuts war, gibt es keinen Beleg. Suinthila hatte einen anscheinend noch jugendlichen Sohn namens Ricimer (Riccimirus), den er zum Mitregenten erhob; auf den Münzen Suinthilas erscheint Ricimers Name jedoch nicht. Eine goldene Weihekrone Suinthilas wurde in Guarrazar (Provinz Toledo) gefunden. | (Westgoten), König Suinthila (I24157)
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4569 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Tassilo_I. Tassilo I. († 610) war Herzog der Bajuwaren in Baiern. Er regierte in den Jahren von 591 bis 610 n. Chr. Herzog Tassilo I. stammt aus der Dynastie der Agilolfinger. Tassilo war der Sohn des ersten namentlich bekannten bairischen Herzogs Garibald I. und folgte diesem im Amt. Über seine Mutter Walderada, eine Tochter König Wachos, war er mit den Langobarden verwandt. Im Jahr 591 wurde Tassilo vom Frankenkönig Childebert über Baiern als rex (König) eingesetzt (Paulus Diaconus). Er führte kurz nach seiner Amtseinsetzung sowie Mitte der 590er Jahre Feldzüge gegen die Slawen, die in diesen Jahren aus ihrer östlichen Heimat westwärts gewandert und Nachbarn der Baiern geworden waren (Karantanen, Tschechen). Paul Diaconus beschreibt den ersten Feldzug mit folgendem Satz: Er (Tassilo I.) zog alsbald mit Herresmacht ins Land der Slawen und kehrte siegreich und mit großer Beute wieder in sein eigenes Land zurück. Nach seinem siegreichen Feldzug gegen die vordringenden Slawen im Alpenraum machte Tassilo I. um 595 erneut einen Einfall in das Land der Slawen. Dieser Feldzug endete mit einer Niederlage, da den Slawen die Awaren zu Hilfe kamen. Herzog Tassilo I. verlor bei diesem Feldzug etwa 2000 Krieger. Tassilo I. konnte in rund 20 Jahren seine Herrschaft im Alpenvorland festigen. Die Berichte über die Slawenkämpfe sind allerdings für längere Zeit die letzten schriftlichen Quellen, die über die Baiern und das bairische Herzogtum berichten. Nachfolger Tassilos I. wurde sein Sohn Garibald II. | (Agilolfinger), Herzog Tassilo I. (I24069)
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4570 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Tato_(Langobarde) Tato ist ein historisch nicht belegter Herzog oder König der Langobarden, der von 490 bis 510 geherrscht haben soll. Tato war der Sohn des Claffo aus dem Geschlecht der Lithingi. Seine Kinder waren die Tochter Rumetruda und der Sohn Ildichis Wacho, der ihm in der Herrschaft nachfolgte, war sein Neffe. Über seine Kindheit und Jugend ist nichts bekannt. Nach dem Tod seines Vaters Claffo gelangte Tato um das Jahr 490 an die Macht. Unter seiner Führung verließen die Langobarden Rugiland (Niederösterreich) und gingen drei Jahre auf Wanderschaf in das Gebiet zwischen Theiss und Donau. Rudolf, der dux (Herzog) der Heruler, griff die Langobarden an (zwischen 505 und 508), angeblich weil Rumetruda seinen Bruder, der als Gesandter bei den Langobarden gewesen war, ermordet hatte. Nach anderer Quelle drängten die Heruler Rudolf zu einem grundlosen Krieg. Dreimal schickte Tato Gesandte zu den Herulern und bot an, den Tribut zu erhöhen, um den Frieden zu sichern. Als Rudolf in der Schlacht fiel, flohen die Heruler und gaben sogar ihre Wohnsitze auf, wodurch die Langobarden zum dominierenden Stamm an der mittleren Donau wurden. Im Jahr 510 wurde Tato von seinem Neffen Wacho ermordet. Sein Sohn Ildichis musste zu den Gepiden fliehen und starb dort im Exil. | (Langobarde), König Tato (I24077)
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4571 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Theoderich_der_Große Theoderich der Große (Flavius Theodericus Rex; * 451/56 in Pannonien; † 30. August 526 in Ravenna) war ein König des Ostgotenreichs aus dem Geschlecht der Amaler. Theoderich, der als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der spätantiken Völkerwanderungszeit gilt, herrschte nach seinem Sieg über Odoaker in Italien und fungierte zeitweise auch als Herrscher des Westgotenreichs. Seine Rechtsstellung, ob er im Namen des oströmischen Kaisers über das Weströmische Reich herrschte oder als Herrscher nur über die Ostgoten anzusehen ist, ist umstritten. Theoderich gilt als das historische Vorbild für Dietrich von Bern („Theoderich von Verona“) in der germanisch-mittelalterlichen Heldendichtung. Jugend und die Eroberung Italiens Über Theoderichs Jugendzeit liegen kaum zuverlässige Informationen vor, auch das Geburtsjahr wird in der Forschung unterschiedlich angesetzt (zwischen 451 und 456).[1] Sein Vater war Thiudimir, ein Anführer gotischer foederati. Theoderich war in seiner Jugend Geisel am Hof des oströmischen Kaisers Leo I. in Konstantinopel (wohl von ca. 459 bis 469),[2] wo er vermutlich rudimentäre Kenntnisse der römischen Verwaltungs- und Herrschaftspraxis erhielt. In dieser Zeit wurde der oströmische Hof von dem magister militum (Heermeister) Aspar dominiert, auf dessen Vorbild sich Theoderich später berufen haben soll, als es um die Frage ging, wieso er nicht selbst Kaiser werden wolle.[3] Er kehrte etwa 469 nach Pannonien zurück und übernahm die Führung einer der dort operierenden gotischen Kriegergruppen.[4] Nachdem er wohl schon 471 als Heerkönig erhoben wurde, folgte er 474 seinem Vater Thiudimir als rex des Gotenverbandes nach, der sein Föderatenreich von Pannonien nach Makedonien verlegt hatte. 476 verlegte Theoderich den Sitz der gotischen foederati wieder an die Donau und diente später in der kaiserlichen oströmischen Armee als hoher Offizier auf dem Balkan. Theoderich wurde 481, nach dem Tod seines Konkurrenten und möglicherweise Verwandten Theoderich Strabo, dessen Gefolgschaft nun zu ihm überging, vom Kaiser zum magister militum ernannt und bekleidete 484 auch das Konsulat – eine der höchsten Würden im Römischen Reich. Dennoch blieben starke Spannungen zwischen Theoderich und dem nunmehrigen Kaiser Zenon bestehen, 486/87 kam es auch zu Kämpfen. Ende 488 wurde Theoderich dann von Zenon als magister militum bestätigt, zum patricius ernannt und mit einem Feldzug gegen Odoaker in Italien beauftragt. Ob Theoderich aus eigenem Entschluss oder auf Druck des Kaisers nach Italien ging, ist in der Forschung umstritten, doch war das Bündnis (foedus) für beide Seiten von Vorteil: Theoderich konnte ein eigenes Reich gewinnen (wenngleich Zenon Theoderich formal nur als seinen Stellvertreter entsandte),[5] während Zenon den unbequemen Heerführer loswurde, dessen Goten in gefährlicher Nähe zu Konstantinopel agierten, und zugleich den rebellischen Odoaker bekämpfen konnte. Theoderich zog im Jahre 489 mit ca. 20.000 Kriegern und deren Familien nach Italien.[6] So kamen zu den etwa 20.000 überwiegend gotischen foederati noch ca. 80.000 weitere Personen hinzu, so dass von einem Gesamttross von etwa 100.000 Menschen ausgegangen werden kann. Auch Römer und Vandalen waren auf beiden Seiten in den anschließenden Konflikt verwickelt, der vor allem in Norditalien für Verwüstungen sorgte. Nach zunächst wechselhaftem Kriegsverlauf konnte Theoderich im Sommer 490 zunächst bei Verona und anschließend nochmals am Fluss Adda zwei entscheidende Siege erringen und kontrollierte 491, als Zenon starb, den Großteil Italiens. Insbesondere die blutige Schlacht bei Verona scheint auf die Zeitgenossen großen Eindruck gemacht und Theoderichs Ruhm gemehrt zu haben. Er belagerte anschließend zwei Jahre lang das als uneinnehmbar geltende Ravenna, konnte die Residenzstadt aber auch nach der Rabenschlacht 493 nicht erobern und stimmte daher einer Verständigung mit Odoaker zu. Nur wenige Tage später ließ er seinen Kontrahenten aus machtpolitischen Gründen (und weniger aus Rache für die Ermordung der rugischen Königsfamilie, wie Theoderich später behauptete) bei einem Festmahl samt dessen im Saal anwesender Gefolgschaft töten. Dabei soll Theoderich Odoaker eigenhändig erschlagen haben. Anschließend ließ er zahlreiche weitere Männer töten, die als Anhänger seines Rivalen galten. Die „guten“ Jahre In der Forschung ist umstritten, auf welcher Grundlage Theoderich fortan herrschte. Er nahm aber nach der Ermordung Odoakers eine Stellung ein, die ihn in Italien faktisch so gut wie unabhängig machte. Dennoch betonte er seine untergeordnete Stellung zum Herrscher in Konstantinopel, da er die Sicherung seiner Macht durch Vermeidung von Konflikten anstrebte. Diese Strategie führte er selbst nach der Anerkennung von Kaiser Anastasius 497/498 weiter. Von dem Zeitpunkt an war Theoderich nun nicht nur der Anführer seiner gotischen Krieger, sondern zugleich auch das Haupt der weströmischen Regierung.[7] Er galt den Römern als vom Kaiser eingesetzter Verwalter Italiens, während er zugleich rex bzw. König der Ostgoten blieb; seine offizielle Selbstbezeichnung war Flavius Theodericus rex. Der ihm von Zenon verliehene Rang eines patricius markierte in Verbindung mit der Position als magister militum in Westrom (nicht aber im Osten) zudem seit Jahrzehnten den faktischen Regierungschef, und die von Theoderich geführten gotischen Krieger standen aus kaiserlicher Sicht als foederati in römischen Diensten. Zugleich übersandte Anastasius Theoderich die ornamenta palatii, also die Insignien des westlichen Kaisertums, die Odoaker 476 nach Konstantinopel geschickt hatte: Möglicherweise war dies eine Aufforderung an den Goten, einen neuen Augustus für Italien zu erheben. Wenn dem so gewesen sein sollte, so kam Theoderich diesem Wunsch aber nicht nach.[8] Einen lange anhaltenden Frieden im Inneren erreichte der arianische Ostgote durch gleichwertige, aber getrennte Behandlung römisch-italischer (nizänischer Christen) und germanischer (arianischer Christen) Gefolgsleute und Beamter. Diese Politik wurde durch das damalige akakianische Schisma zwischen der westlichen und östlichen Christenheit erleichtert, da sich weder die arianischen Krieger noch die katholischen Zivilisten Italiens in Kommunion mit dem orthodoxen Kaiser befanden. Der oströmische Geschichtsschreiber Prokopios von Caesarea lobte den rex später als einen gerechten und starken Herrscher, der in allem außer dem Titel ein wahrer Kaiser gewesen sei. Auch der Anonymus Valesianus lobte Theoderich in den höchsten Tönen. Die Ansiedlung der Goten in Italien erreichte Theoderich ohne eine größere Konfrontation mit den Italikern. Der Widerstand war sogar so gering, dass manche Forscher – wie etwa der US-amerikanische Mediävist Walter A. Goffart[9] – davon ausgehen, dass es keine Enteignungen der Römer gegeben habe, sondern dass die Goten nur brachliegendes Land sowie einen Anteil an den Steuern erhalten hätten. Trifft dies zu, so wäre damit eine Erklärung für die weitgehend friedliche Koexistenz zwischen der noch immer reichen italischen Senatsaristokratie und den ostgotischen foederati gefunden – wobei diese These nicht unumstritten und die diesbezügliche Diskussion noch nicht abgeschlossen ist. Vielleicht erhielten die Goten auch einfach herrenloses Land, das zuvor Odoakers Anhängern gehört hatte. In jedem Fall lässt sich festhalten, dass der patricius Liberius, der im Auftrag des Goten als Prätorianerpräfekt die Ansiedlung bzw. Unterbringung der germanischen Krieger vornahm, diese Aufgabe in sehr kurzer Zeit erfüllte und vielfach für sein Vorgehen gelobt wurde – gerade von Seiten der römischen Grundbesitzer. Womöglich nahmen Theoderichs Krieger auch einfach die Stelle ein, die zuvor die Männer Odoakers besetzt hatten, die ihrerseits 476 das reguläre weströmische Heer (exercitus Romanus) beerbt hatten, sodass sich keine wesentliche Veränderung ergab. Theoderich stellte sich in die Tradition von Männern wie Ricimer, gab sich also einerseits als Anführer seiner gotischen Krieger und andererseits als weströmischer „Regierungschef“. Er ließ zahlreiche Bauten errichten bzw. erneuern; zu erwähnen ist besonders die weitere Ausgestaltung Ravennas. Auch in Rom wurden noch einmal umfangreiche Erneuerungen an den antiken Bauwerken vorgenommen. In der Verwaltung knüpfte Theoderich weitgehend nahtlos an die spätrömische Praxis an. Der weströmische Senat wurde von ihm ehrenvoll behandelt, und zahlreiche Römer – wie zum Beispiel Boethius und Cassiodor, die als Theoderichs magister officiorum fungierten – dienten dem König in hohen Verwaltungsämtern, vereinzelt auch als Feldherren. Ebenso ernannte er weiterhin Konsuln, die bald auch von Ostrom anerkannt wurden, und ließ zahlreiche Geldspenden anlässlich seiner Jubiläen verteilen sowie Circusspiele veranstalten; auch Statuen von ihm wurden errichtet, und die Römer bezeichneten ihn vereinzelt sogar als Augustus.[10] Ein Beispiel für die Rechtspraxis Theoderichs ist das so genannte Edictum Theoderici. Die spätantike Kultur in Italien, die auch unter Odoaker keinen Einbruch erlebt hatte, blühte auch unter der Gotenherrschaft weiter. Der hochgebildete Philosoph Boethius, der griechische Texte ins Lateinische übersetzte, fungierte als hoher Staatsbeamter, während sein Schwiegervater Quintus Aurelius Memmius Symmachus eine (heute bis auf ein Fragment verlorene) Historia Romana verfasste.[11] In Religionsfragen zeigte sich der Arianer Theoderich tolerant und um Ausgleich bemüht. In einem Brief an die Juden ließ er wissen: „Religion können wir nicht anbefehlen, da es niemandem in den Sinn kommen wird, dass er gegen seinen Willen glaubt“.[12] Er entschied 498 eine strittige Papstwahl zwischen Laurentius und Symmachus zugunsten des letzteren. Es kam dadurch zum sogenannten Laurentianischen Schisma. Symmachus konnte sich erst 506 durchsetzen. Während der Herrschaft Theoderichs gab es keine religiösen Verfolgungen (etwa gegen Katholiken oder Juden). Auch im akakianischen Schisma, das zwischenzeitlich (bis 519) ost- und weströmische Kirche in der Frage des Umgangs mit den monophysitischen Christen entfremdete, agierte Theoderich vorsichtig, obwohl ihm die Entfremdung sowohl als Arianer als auch politisch durchaus entgegenkam. Zugleich förderte er aber, wo es ihm möglich war, das arianische Bekenntnis und ließ arianische Kirchen errichten bzw. ausbauen. Der prächtige Codex Argenteus, eine kostbare Handschrift der gotischen Bibelübersetzung, wurde in seiner Regierungszeit in Italien gefertigt. Hartnäckigster Konkurrent war bis zu dessen Tod der Franke Chlodwig I., der Theoderichs Bündnispolitik, die auf die Einbindung der germanischen Reiche abzielte (vgl. Völkerwanderung), nach Kräften bekämpfte und sich um 507 wohl mit Anastasius gegen die West- und Ostgoten verbündet hatte. Daran änderte auch der Umstand nichts, dass Theoderich im Rahmen seiner gegen Ostrom gerichteten Heirats- und Bündnispolitik 493 die fränkische Merowingerin Audofleda – Tochter Childerichs I. und Schwester Chlodwigs – geheiratet hatte. In diesen Jahren übte Theoderich als Nachfolger der weströmischen Regierung de facto eine Hegemonie über die foederati des Westens aus, wenngleich er selbst die zumindest nominelle Oberhoheit des Kaisers anerkannte. Theoderichs „Außenpolitik“ war anfangs zwar sehr erfolgreich und sicherte die Grenzen seines italischen Reiches, doch hatte sie letztendlich keinen Erfolg: Als Chlodwig den Westgotenkönig Alarich II. 507 besiegte und tötete, griff Theoderich erst nach einigem Zögern (er war auf dem Balkan gebunden, wo es damals zu Kämpfen mit Ostrom kam) ein; der gallische Teil des Westgotenreichs fiel größtenteils an die Franken. Nach einem innergotischen Krieg (bis 511) wurde er als Vormund des noch unmündigen neuen rex der Westgoten (seines Enkels Amalarich) auch deren Herrscher. 515 verheiratete er seine Tochter Amalasuntha mit dem westgotischen Amaler Eutharich, allerdings starb dieser nur wenig später (ca. 523), so dass die dynastische Verbindung zwischen dem west- und ostgotischen Reich nur eine Episode blieb. Theoderich konnte auch nicht verhindern, dass die mit ihm verbündeten Heruler auf dem Balkan von den Langobarden geschlagen wurden. Tod und Ausblick Wie bereits beschrieben, erlebte die römische Kultur der Spätantike unter Theoderich eine bemerkenswerte Nachblüte, und mehrere Forscher zählen die ostgotische Zeit Italiens aufgrund zahlreicher Kontinuitäten noch zur weströmischen Geschichte.[13] Der gute Eindruck wurde in den letzten Regierungsjahren Theoderichs allerdings getrübt. Hintergrund der Ereignisse waren Parteikämpfe am Hof von Ravenna zwischen der pro-(ost)römischen und der antikaiserlichen Fraktion sowie zwischen verschiedenen Gruppierungen innerhalb des Senats. Der Senator Boethius, magister officiorum und ein bedeutender Gelehrter, hatte sich schützend vor den Senator Flavius Albinus iunior gestellt, der in einem kompromittierenden Briefverkehr mit Konstantinopel gestanden hatte und deshalb vom Hofbeamten Cyprianus und anderen, gotenfreundlichen Senatoren des Hochverrats bezichtigt wurde. Offenbar hatte Boethius jedoch recht ungeschickt agiert, die Folge war, dass auch gegen ihn selbst Anklage erhoben wurde und er einige Zeit später (noch 524 oder erst 526) hingerichtet wurde. Das Urteil sprach dabei nicht etwa Theoderich, sondern ein Senatsgericht. Auch der Schwiegervater des Boethius, der prominente Senator Symmachus, wurde schließlich von seinen Standesgenossen verurteilt und hingerichtet – ob sich Theoderich in diesen Fällen aber wirklich einmischte und inkorrekt verhielt, wird heute oft bezweifelt: Sowohl Anklage als auch Verurteilung gingen ja auf römische Senatoren zurück. In spätantiken Quellen (Anonymus Valesianus, Prokopios) wird der Gote für sein Vorgehen allerdings kritisiert, weil er die gegebene Möglichkeit zur Verhinderung der Hinrichtungen nicht genutzt hatte. Ostrom zeigte seit 518 wieder vermehrtes Interesse an den Vorgängen im Westen, und seit 519 bestand auch wieder eine Kirchenunion zwischen dem Kaiser und den katholischen Christen Italiens. Theoderich fühlte sich – vielleicht mit Grund – bedroht und reagierte offenbar empfindlich. Erstmals kam es nun zu religionspolitischen Maßnahmen gegen Katholiken, die er verdächtigte, mit Ostrom zu konspirieren. Sein Plan eines germanischen Bündnissystems (mit den Burgunden und Westgoten) war gescheitert. Ebenso hatte seine Ehe- und Nachfolgepolitik keinen nachhaltigen Erfolg. Theoderich hatte keinen Sohn. Doch noch 519 gelang es ihm, seinen Schwiegersohn Eutharich vom neuen oströmischen Kaiser Justin I. als Waffensohn annehmen zu lassen (adoptio ad armas), was als kaiserliche Garantieerklärung für die Herrschaft der Amaler verstanden werden konnte. Der frühe Tod des präsumtiven Nachfolgers machte diese Hoffnung zwar zunichte, doch betrachtete der Kaiser immerhin auch Eutharichs kleinen Sohn Athalarich als legitim. Der Tod Theoderichs leitete das Ende der ostgotischen Herrschaft über Italien ein, da es bald zu Thronstreitigkeiten kam. Theoderichs Nachfolger wurde sein unmündiger Enkel Athalarich, der schon 534 starb und für den ohnehin dessen Mutter Amalasuntha, eine Tochter Theoderichs (eine weitere Tochter namens Thiudigotho war um 494 mit dem Westgotenkönig verheiratet worden), die Regierungsgeschäfte geführt hatte. Diese wurde von ihrem Verwandten Theodahad von der Macht verdrängt. Kaiser Justinian, in dessen Augen offenbar nur direkte Nachfahren Theoderichs das Recht besaßen, in kaiserlichem Namen Italien zu beherrschen, ergriff die Gelegenheit und ließ das alte Kernland Westroms durch seine Generäle Belisar und Narses erobern (535 bis ca. 552). Vor allem die letzte Phase dieses Krieges fügte der italischen Ökonomie derart schwere Schäden zu, dass viele antike Traditionen abbrachen. Theoderichs monumentales Grabmal in Ravenna, eines der originellsten Bauwerke der Spätantike, ist heute leer. Ein zeitgenössisches Porträt Theoderichs ist auf dem Goldmedaillon aus Senigallia erhalten geblieben, das sich jetzt im Museo Nazionale Romano befindet.[14] Rezeption Theoderich der Große gehört wie Attila, Gunther und Ermanarich zu den wenigen Figuren der Völkerwanderungszeit, deren Andenken noch jahrhundertelang in der mündlichen heroischen Epik lebendig blieb. Als Dietrich von Bern – also „Theoderich von Verona“ – spielt er in der deutschen Heldensage eine bedeutende Rolle (Dietrichepik) und erscheint auch in der Nibelungensage. Die Sagenbildung stellt dabei die historischen Tatsachen geradezu auf den Kopf: Dietrich wird in der Sage aus seinem Erbreich Italien vertrieben, muss lange Jahre im Exil bei dem Hunnen Etzel/Attila verbringen und bei seiner Rückkehr gewaltige Schlachten um Verona (das im Mittelalter Bern genannt wurde) und Ravenna („Rabenschlacht“) bestehen. Eine Gedenktafel für ihn fand Aufnahme in die Walhalla bei Regensburg. Quellen Wichtige Quellen stellen unter anderem der Anonymus Valesianus (2. Teil), das Geschichtswerk des Malchus von Philadelphia (nur fragmentarisch erhalten) sowie einige Passagen im Werk des Prokopios von Caesarea (vor allem Bella, 5. Buch) dar. Auch Magnus Felix Ennodius und Jordanes (wenngleich dieser nicht immer zuverlässig ist) bieten nützliche Informationen, wie auch die diversen Gesetzeserlasse. Von großer Bedeutung sind die Variae Cassiodors, gesammelte Urkunden und Aktenstücke der ostgotischen Kanzlei, die einen recht detaillierten Einblick in die innere Struktur des Ostgotenreiches erlauben. Erhalten ist auch Cassiodors knappe Chronik, wohingegen seine Gotengeschichte verloren gegangen ist; sie wurde aber von Jordanes benutzt (in welchem Umfang ist unklar).[15] | Amaler (Ostgoten), König Theoderich der Grosse (I24169)
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4572 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Theodosius_I. Theodosius I. (griechisch Θεοδόσιος Αʹ, eigentlich Flavius Theodosius; * 11. Januar 347 in Cauca, Spanien; † 17. Januar 395 in Mediolanum), auch bekannt als Theodosius der Große (lateinisch Theodosius Magnus), war von 379 bis 394 Kaiser im Osten des Römischen Reiches und ab September 394 de facto für einige Monate letzter Alleinherrscher des Gesamtreiches. Die Regierungszeit des Theodosius war verbunden mit einschneidenden Veränderungen für das Imperium Romanum. So wurde 382 erstmals eine große Gruppe von Germanen (die Goten) als autonomer Verband unter eigenen Herrschern als Föderaten auf dem Boden des Reiches angesiedelt, während Theodosius im Inneren das Christentum faktisch zur alleinigen Staatsreligion erhob und Gesetze gegen das Heidentum und insbesondere gegen christliche Häresien erließ. Nach einem Bürgerkrieg verwirklichte Theodosius für kurze Zeit ein letztes Mal die Einheit des Imperiums. Nach seinem Tod 395 führte die damit verbundene Aufteilung des Reiches in zwei Herrschaftsbereiche unter seinen beiden Söhnen jedoch letztlich zur faktisch endgültigen Trennung in ein Weströmisches und ein Oströmisches Reich, wenngleich diese von den Zeitgenossen nicht als solche wahrgenommen wurde und das Imperium Romanum staatsrechtlich als Einheit fortbestand. Leben Die frühen Jahre Flavius Theodosius wurde am 11. Januar 347 in Cauca, dem heutigen Coca, geboren, einer Kleinstadt in der nordwestlichen hispanischen Provinz Gallaecia. Sein Vater, der ebenfalls Flavius Theodosius hieß und unter Kaiser Valentinian I. ein erfolgreicher Militär war, besaß hier größere Besitzungen. Seine Großeltern väterlicherseits, Honorius und Thermantia, waren wohl schon nicaenische Christen, genauso wie sein Vater und er selbst. Theodosius hatte einen Bruder, Honorius, dessen Tochter Serena er später adoptierte. Diese sollte durch die Heirat mit dem Heermeister Stilicho noch großen Einfluss erreichen. Der junge Theodosius verbrachte die Kindheit in seiner hispanischen Heimat. Über seinen Bildungsweg ist kaum etwas bekannt, außer dass er Interesse an geschichtlichen Studien zeigte und auch sonst sehr aufgeschlossen gewesen sein soll. Aufgrund seiner gehobenen Herkunft dürfte er eine standesgemäße Erziehung erhalten haben. Ab 368 ist er im Gefolge seines Vaters bezeugt. Dort schlug er eine militärische Laufbahn ein und nahm mit ihm zusammen an den Feldzügen in Britannien 368/369, an dem Feldzug gegen die Alamannen 370 am Rhein (sein Vater hatte zu diesem Zeitpunkt bereits den Rang eines magister equitum praesentalis inne, war also Kommandeur der Reiterei der Hofarmee) und gegen die Sarmaten 372/373 im Donauraum teil. Vermutlich durch den Einfluss des Vaters wurde Theodosius zum dux Moesiae superioris (später: dux Moesiae primae) befördert, womit ihm eine eigene Militärprovinz auf dem Balkan unterstand. Diese Art der Protegierung war damals keineswegs unüblich, und der jüngere Theodosius schien den Aufgaben durchaus gewachsen. Im Jahr 373 wurde der Vater schließlich zur Unterwerfung des Usurpators Firmus nach Africa abberufen, während sein Sohn 374 die Sarmaten, welche die Donau überschritten hatten, in Pannonien (etwa dem heutigen Ungarn) schlug. Somit hatte er sich als Befehlshaber bewiesen und war als Militär durchaus angesehen. Ende 375 starb Valentinian I., und 376 beendete Theodosius plötzlich seine militärische Karriere und zog sich auf seine heimatlichen Besitzungen nach Hispanien zurück. Die Gründe dafür sind äußerst vielschichtig und auch widersprüchlich. Jedenfalls steht der Rückzug offensichtlich in enger Verbindung mit dem Tod seines Vaters, der im Zusammenhang mit dem Aufstand des Firmus und der darauf folgenden Untersuchung gegen den angesehenen afrikanischen Statthalter Romanus (wohl zu Unrecht) des Hochverrats angeklagt und zum Tode verurteilt worden war. Wahrscheinlich wurde er das Opfer eines Machtkampfes um die Kontrolle des jungen Kaisers Gratian. Der jüngere Theodosius heiratete noch im gleichen Jahr Aelia Flaccilla, eine Frau aus dem hispanischen Provinzadel, die 377 seinen ältesten Sohn Arcadius zur Welt brachte. Ansonsten widmete er sich der Verwaltung seiner Güter. Nach Lage der Dinge konnte Theodosius wohl kaum mehr damit rechnen, je wieder im Militärdienst aktiv zu werden. Doch die Sachlage veränderte sich dramatisch, als am 9. August 378 die Schlacht von Adrianopel stattfand. Theodosius’ erste Regierungsjahre im Osten In dieser Schlacht, beim heutigen Edirne, fiel der Augustus des Ostens, Valens, im Kampf gegen einen großen Kriegerverband, den man Goten nannte. Diese waren unter ihrem Anführer Fritigern vor den Hunnen ausgewichen und 376 über die Donau gekommen, nachdem Valens, der ihre Kampfkraft nutzen wollte, ihnen Aufnahme im östlichen Reichsteil gewährt hatte, wo sie jedoch bald darauf wegen schlechter Behandlung durch die lokalen römischen Funktionäre rebellierten. Mit ihnen kämpfte bei Adrianopel auch die so genannte Dreivölker-Konföderation. Sie bestand aus alanischen Kriegern, die vor den Hunnen aus ihrer alten Heimat nördlich des Kaukasus geflohen waren, ferner aus rebellischen Hunnen und aus gotischen Greutungen, die sich ebenfalls dem Zugriff der Hunnen entzogen hatten und eigentlich den Römern dienen wollten. Zwei Drittel des kaiserlichen Bewegungsheeres, also der schlagkräftigen Einsatztruppen im Osten, gingen mit Valens unter. Den Goten stand nun der Balkanraum zur Plünderung offen, auch wenn es Valens’ Witwe Albia Domnica offenbar gelang, mit Hilfe einer eilends in Adrianopel ausgehobenen Bürgermiliz ein Vorrücken des Feindes gegen Konstantinopel zu verhindern. Nach dieser Katastrophe rief der Westkaiser Gratian, der sich außerstande sah, selbst in den Osten zu eilen, Theodosius aus Hispanien zurück. Die Gründe für diese Entscheidung sind in der Forschung umstritten. Am wahrscheinlichsten dürfte aber sein, dass Gratian schlicht einen fähigen General benötigte; sein Mitkaiser Valentinian II. war noch ein Kind. In Sirmium ernannte Gratian Theodosius zunächst zum Heermeister über Illyrien. Theodosius konnte rasch einige Erfolge verbuchen, so in Pannonien, wo er die Sarmaten schlug, die erneut die Donau überquert hatten. Nach Ansicht einiger Forscher ließ er sich bereits jetzt selbst eigenmächtig zum Kaiser ausrufen und war demnach formal ein Usurpator; die genauen Vorgänge jener Wochen sind aber kaum zu rekonstruieren.[1] Es ist aber damit zu rechnen, dass Gratian dem erfolgreichen General angesichts der schwierigen Lage den Purpur nicht verweigern konnte, wollte er einen Bürgerkrieg vermeiden. Am 19. Januar 379 erhob Gratian Theodosius daher zum Augustus, blieb aber selbst als senior Augustus formal höherrangig. Auch Valentinian II. blieb dem neuen Kaiser de iure übergeordnet, da er, obwohl noch ein Kind, ebenfalls dienstälter war. Theodosius wurde von Gratian die Praefectura Orientis zugewiesen, einschließlich der Diözesen Dakien und Makedonien. Damit unterstand Theodosius in etwa der Raum, den bereits Valens regiert hatte und der nach der Reichsteilung 395 dem Ostreich zugeschlagen werden sollte.[2] Die Männer, die für den Tod seines Vaters verantwortlich gewesen waren, waren zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr am Leben. Mit großer Energie kümmerte sich Theodosius in der Folgezeit um die Sicherung seines Herrschaftsbereiches. Als Residenzort hatte er zunächst aus strategischen Gründen Thessaloniki gewählt, von wo aus er nun die Armee (oder besser gesagt: deren Reste) reorganisierte. Im Zuge dieser Reorganisation nahm die Barbarisierung der Truppenteile zu, obwohl sich auch eine ganze Anzahl von römischen Generälen im Stab des Theodosius fand. Theodosius ging zunächst erfolgreich ab 380 gegen die Goten unter Fritigern auf dem Balkan vor, erlitt jedoch schließlich eine Niederlage. Sie zwang ihn, bei Gratian um Hilfe zu bitten, der ihm daraufhin zwei seiner erfahrensten Generäle überließ, Bauto und Arbogast. Gratian erhielt 380 auch die Diözesen Dakien und Makedonien zurückerstattet. Ende desselben Jahres erkrankte Theodosius so schwer, dass er sich daraufhin taufen ließ – es war in der damaligen Zeit nicht üblich, schon als Kind getauft zu werden. Dadurch war Theodosius nun jedoch eventuellen kirchlichen Sanktionen ausgesetzt, die in der Folgezeit auch auf ihn zukamen, so etwa im Konflikt mit dem einflussreichen Bischof von Mailand, Ambrosius (siehe dazu die Religionspolitik des Theodosius). Am 3. Oktober 382 schloss der Heermeister Flavius Saturninus im Auftrag des Kaisers mit den Goten offenbar einen Vertrag ab, in dessen Zusammenhang sie zu so genannten Foederati erhoben wurden. Sie durften nun südlich der unteren Donau siedeln, mussten aber Rom Waffenhilfe leisten. Dieser Gotenvertrag markierte nach Ansicht der meisten Historiker einen Wendepunkt in der römischen Geschichte. Einige andere Gelehrte verweisen allerdings auf die sehr schlechte Quellenlage (Näheres berichtet erst Jordanes, fast 200 Jahre nach den Ereignissen), stellen die angebliche Besonderheit der Abmachungen in Frage und bezweifeln teils sogar, dass überhaupt ein Vertrag geschlossen wurde (z. B. Guy Halsall).[3] Nach traditioneller Ansicht war die besondere Bedeutung des Gotenvertrages die folgende: Bisher waren besiegte Germanen zwar als dediticii (Unterworfene) aufgenommen worden, hatten aber keine Rechte (außer der persönlichen Freiheit). Das foedus von 382 sorgte jedoch dafür, dass die angesiedelten Goten zu Reichsbewohnern wurden, zugleich aber formal nicht zu Römern; sie durften auch keine Ehen mit römischen Bürgern eingehen. Das von ihnen besiedelte Land blieb auch weiterhin römisches Staatsgebiet, doch galten die Goten wohl als autonom. Die Goten mussten dafür den Kaisern als Krieger dienen, allerdings unter eigenen Führern, und wurden vom römischen Staat versorgt; das Oberkommando kam aber römischen Offizieren zu. Trotz großer Zugeständnisse an die Goten stärkte dieser Vertrag die Wehrkraft Roms (worauf es Theodosius in erster Linie ankam), wenn sich auch in den nachfolgenden Jahren zahlreiche Nachteile dieses Vertrags bemerkbar machen sollten. Als ein erster Schritt für den Niedergang und die Auflösung Roms kann dieser Vertrag jedoch nach Ansicht der neueren Forschung sicher nicht gedeutet werden.[4] Zudem erkannte damit Theodosius nur die faktischen Verhältnisse an: Die gotischen Krieger waren kaum wieder aus dem Reich zu drängen. So gesehen war dies eine flexible Maßnahme des Kaisers, der damit wenigstens zeitweise für Ruhe sorgte und nun über zusätzliche Truppen verfügen konnte.[5] Eingreifen im Westen und Konsolidierung des Reiches Im Jahr 383 wurde Magnus Maximus, ein römischer General hispanischer Herkunft, von seinen Truppen in Britannien zum Augustus erhoben. Der Grund war unter anderem die Unzufriedenheit im Militär über das Verhalten Gratians, der sich lieber mit Alanen als mit römischen Offizieren umgab. Gratian zog dem Usurpator entgegen. In der Nähe des heutigen Paris lief der Großteil seines Heeres aber zu Maximus über. Kurz darauf wurde Gratian in Lyon ermordet. Theodosius, der ohnehin nie ein herzliches Verhältnis zu Gratian gepflegt hatte und im Osten gebunden war (er befand sich mitten in den Vorbereitungen für einen möglichen Feldzug gegen die Perser), ließ Maximus vorerst gewähren. Es kam daher zunächst zu einer Reichsteilung, wobei Gratians Halbbruder Valentinian II. nur Italien und Africa erhielt; der Rest des Westens wurde Maximus übertragen. In den folgenden Jahren widmete sich Theodosius der Verwaltung des Ostens. Er ging gegen die fast allgegenwärtige Korruption im Beamtenapparat vor. Allerdings gelangen ihm keine wesentliche Besserung der wirtschaftlichen Lage und auch keine durchschlagenden Reformen im Bereich des Steuerwesens, auch wenn man ihm hier keine Versäumnisse vorwerfen kann. Theodosius hatte es zwar nicht geschafft, den zivilen Verwaltungsapparat lückenlos zu durchdringen, wohl aber erreichte er in Teilen eine Verbesserung der Verwaltungspraxis. Theodosius bevorzugte den Adel, ob christliche oder heidnische Aristokraten war dabei nebensächlich, da er offenbar der Meinung war, dass aus dieser Schicht leichter Männer zu gewinnen waren, die sich für das Wohl des Staates einsetzten. Allerdings übersah der Kaiser dabei wohl, dass Adlige oft eher den eigenen Standesinteressen Rechnung trugen, die sich nicht mit dem Allgemeinwohl deckten. Der heidnische Historiker Zosimos, der um 500 eine Neue Geschichte schrieb, schildert den Christen Theodosius topisch in sehr düsteren Farben. Dabei folgte er zum einen seiner Quelle Eunapios, zum anderen missbilligte Zosimos die Religionspolitik des Kaisers.[6] Zosimos warf Theodosius Nepotismus vor, was in der antiken Gesellschaft jedoch eher die Regel als die Ausnahme war; vor allem habe Theodosius die Zahl der Militärposten erhöht.[7] Negativ ist dieser letzte Schritt aber kaum zu bewerten, denn Theodosius mag damit nur gewisse Wünsche befriedigt und zugleich den Einfluss des Militärs eingedämmt haben. Jedenfalls musste Theodosius sich während seiner gesamten Regierungszeit im Ostreich nie mit rebellischen Militärs auseinandersetzen. Zudem konnte die moderne Forschung nachweisen, dass Zosimos teilweise falsche Angaben machte, denn im Osten hatte es bereits vor Theodosius drei Heermeister gegeben, Theodosius erhöhte diese Anzahl auf fünf, wobei er aber freilich mit dem Illyricum auch zusätzliches Territorium zu verteidigen hatte.[8] Konstantinopel erlebte in der Regierungszeit des Theodosius einen lebhaften Aufschwung und wurde endgültig zum Zentrum des Ostreiches; zuvor hatten Kaiser wie Julian oder Valens noch in anderen Städten Residenz bezogen. Der Festungsring musste erweitert werden, die Paläste und vor allem das Forum Tauri (Forum Theodosii) wurden ausgebaut. Die Bevölkerung der Hauptstadt stieg schließlich auf ca. 250.000 Menschen an. Auch im kulturellen Bereich erlebte der Osten eine neue Blüte in Literatur und Kunst. Die „Hochschule“ der Stadt erreichte Weltrang, zumal zahlreiche Gelehrte in Konstantinopel und am Hof wirkten wie etwa der Heide Themistios. Inwiefern eine zielgerichtete Förderung seitens Theodosius’ erfolgte, ist heute nicht mehr klar zu beantworten. Wenigstens aber behinderte er nicht die Tätigkeit der zahlreichen Heiden, die zu dieser kulturellen Spätblüte beitrugen.[9] Theodosius war kein kriegsbegeisterter Kaiser, was auch darin zum Ausdruck kommt, dass er, völlig unüblich, nie Beinamen wie Gothicus, Persicus oder ähnliches annahm. Die nach dem Gotenvertrag von 382 einsetzende Friedensperiode kam dem Ostreich wenigstens vorläufig zugute. Wahrscheinlich 387 wurde nach jahrelangen Verhandlungen außerdem ein Vertrag mit dem Sassanidenreich geschlossen.[10] Demnach sollte das stets umstrittene Armenien geteilt werden: etwa 1/5 des Landes erhielt Rom, während der Rest von Persien annektiert wurde (sogenanntes Persarmenien). Damit gab Theodosius zwar den jahrhundertealten römischen Anspruch auf ganz Armenien auf. Der Gebietsgewinn war für Rom aber vor allem aus Gründen der Grenzsicherung dennoch von Bedeutung. Damit sorgte Theodosius zugleich für Ruhe an der sonst immer bedrohten Ostgrenze und hatte so einigen Spielraum gewonnen. Im selben Jahr heiratete der Kaiser Galla, die Schwester Valentinians II. 388 zog Theodosius schließlich doch gegen Magnus Maximus in den Krieg. Dieser war in Italien eingefallen, so dass Valentinian II. zu Theodosius fliehen musste, der nun mit einem starken Heer in den Westen zog. Aus dem Konflikt ging Theodosius am Ende siegreich hervor; Maximus wurde in zwei Schlachten geschlagen und wenig später hingerichtet, was auch zeigte, in welchem Maße die Militärpolitik des Theodosius erfolgreich war, trotz der Kritik mancher Historiker hinsichtlich der Verwendung von Foederati. Mit dem Sieg über Maximus hatte Theodosius de facto die gesamte Leitung des Reiches in seinen Händen. Dennoch setzte er den jungen Valentinian II. wieder im Westen ein. Ihm zur Seite stellte Theodosius den fähigen, aber auch ehrgeizigen fränkischen General Arbogast, der Jahre zuvor von Gratian zur Unterstützung des Theodosius in den Osten gegangen war. Wahrscheinlich sollte Arbogast Valentinian in Theodosius’ Auftrag kontrollieren. Am 13. Juni 389 hielt schließlich Theodosius einen triumphalen Einzug in Rom, wo er bemüht war, sich mit den stadtrömisch-senatorischen Kreisen, die immer noch mehrheitlich heidnisch gesinnt waren, zu verständigen; so ernannte er 390 den bekennenden Heiden und hochrangigen Senator Virius Nicomachus Flavianus zum praefectus praetorio und damit zu einem der höchsten Zivilbeamten des Imperiums. Kurz darauf begab er sich nach Mailand, wo es alsbald zum Konflikt mit Ambrosius kam (siehe unten).[11] Theodosius war zunächst relativ tolerant gegenüber den Heiden (gegen die er erst in seinen letzten Regierungsjahren vorging) und den Goten. Aber nachdem 390/91 der Gotenführer Alarich, der politische Gegenspieler seiner letzten Lebensjahre, sich gegen ihn erhoben hatte, verschärfte er seine Politik gegenüber den gotischen foederati. Dabei muss angemerkt werden, dass die Gotenpolitik des Kaisers immer an den Erfordernissen der Realpolitik ausgerichtet war. Theodosius mochte die Goten teils unterstützt haben. Jordanes nannte ihn im 6. Jahrhundert sogar einen „Freund des Friedens und des gotischen Volkes“ (Jord. Getica 29, 146) Dies hinderte ihn jedoch nicht daran, die Goten auch für seine Zwecke verbluten zu lassen, wie die hohen Verluste gotischer Truppen auf seinen Feldzügen zeigen. Dieses Vorgehen, die besten verfügbaren Truppen intensiv zum Einsatz zu bringen, war freilich nicht ungewöhnlich. Ende 391 verließ Theodosius Mailand und begab sich wieder nach Konstantinopel. Doch nur wenige Monate später kam es im Westen zu einer Entwicklung, die das erneute Eingreifen des Kaisers dort notwendig machte. Letzte Regierungsjahre und Tod Am 15. Mai 392 wurde Valentinian II. erhängt in seinem Palast in Vienne aufgefunden. Es ist unklar, ob er von Arbogast ermordet wurde oder aufgrund seiner faktischen Machtlosigkeit durch Suizid starb (was nach Ansicht der meisten Forscher wahrscheinlicher ist). Arbogast bat Theodosius monatelang vergeblich um die Entsendung eines neuen Kaisers, und so wurde schließlich der Hofbeamte und Rhetor Eugenius, der ein gemäßigter Christ war, von Arbogasts Truppen zum Kaiser ausgerufen (21./22. August 392). Bald darauf verständigte sich Eugenius mit den heidnischen Senatoren Italiens, da sich die christlichen Bischöfe unter Führung des Ambrosius von Mailand einer Kooperation mit dem Usurpator entzogen. Auch Theodosius lehnte eine Einigung mit Eugenius nach anfänglichem Zögern strikt ab. Eugenius hingegen bemühte sich seit Regierungsbeginn um seine Anerkennung durch Theodosius, wobei er explizit einen nachgeordneten Rang einnehmen wollte; so wurden von ihm bis 393 weiter Münzen mit dem Bild des Theodosius geprägt. Bei Theodosius’ Weigerung, zu einem modus vivendi zu gelangen, wird neben machtpolitischen Überlegungen vielleicht auch der Umstand eine Nebenrolle gespielt haben, dass die heidnischen Kreise in Rom, zu denen unter anderem die Familien der Symmachi und der Nicomachi (siehe den bereits oben erwähnten Virius Nicomachus Flavianus) gehörten, recht unverblümt auf eine, inzwischen freilich anachronistische, Zurückdrängung der Christen hinarbeiteten. Vor allem Flavianus setzte sich mit Eifer für Eugenius und eine heidnische Restauration ein, während sich sein Freund und Verwandter Quintus Aurelius Symmachus, der sich Jahre zuvor für Magnus Maximus eingesetzt hatte, auffallend zurückhielt. Allerdings sind Äußerungen christlicher Autoren, dass etwa die Heiden planten, Kirchen in Ställe zu verwandeln, mit großer Vorsicht zu genießen. Es dürfte sich dabei wenigstens teilweise um einen Reflex auf die begrenzte Erneuerung der heidnischen Kulte handeln, zumal sich der Christ Eugenius gegenüber der Kirche keineswegs feindlich verhielt, freilich von Ambrosius aber eben auch keine Unterstützung erhielt.[12] Es ist anzunehmen, dass die christliche, pro-theodosianische Überlieferung den Bürgerkrieg absichtlich zu einem Konflikt zwischen dem „rechtgläubigen“ Kaiser und einem vermeintlich christenfeindlichen Herausforderer stilisierte. In Wahrheit standen auf beiden Seiten Christen und Heiden, und Eugenius hat vielleicht nicht mehr als eine sehr begrenzte Toleranz gegenüber den Altgläubigen angestrebt. Theodosius erhob nun neben Arcadius, seit 383 Augustus, seinen jüngeren Sohn Honorius am 23. Januar 393 ebenfalls zum Mitkaiser, und zwar für den Westen. Damit war eine friedliche Einigung mit Eugenius und Arbogast unmöglich geworden. Bald darauf marschierte Theodosius, der den Feldzug sorgfältig vorbereitet hatte, mit einem starken Heer von angeblich etwa 100.000 Mann, zu dem auch gotische Hilfstruppen gehörten, in den Westen ein. An seiner Seite war auch Stilicho, der immer mehr zu einem wichtigen Vertrauten des Kaisers geworden war. Am 5./6. September 394 besiegte man Eugenius und Arbogast in der höchst blutigen Schlacht am Fluvius frigidus im Vipava-Tal im heutigen Grenzgebiet zwischen Italien und Slowenien. Theodosius verbrachte den Vorabend der Schlacht angeblich wachend und betend in der Festung Ad Pirum auf dem Hochplateau des Birnbaumer Waldes. Es war eine der größten Schlachten der römischen Geschichte und galt den Christen im Nachhinein als ein Gottesurteil: das Christentum habe demnach über die alten Götter triumphiert. In Wahrheit hatten allerdings auf beiden Seiten Christen wie Heiden gekämpft. Eugenius wurde gefangen genommen und hingerichtet, Arbogast starb kurz darauf durch Suizid. Die besten Einheiten des weströmischen Heeres fanden in der Schlacht den Tod – ein Verlust, der nie wieder wettgemacht werden konnte. Die altgläubigen Unterstützer des Eugenius kamen zumeist ungeschoren davon, und noch unter Honorius bekleideten Heiden hohe Ämter. Theodosius war mit der Niederwerfung des Eugenius uneingeschränkter Herrscher über beide Reichsteile und verwirklichte, wenn auch nur für sehr kurze Zeit, ein letztes Mal faktisch die Reichseinheit. Dabei ist allerdings zu beachten, dass er auch zu diesem Zeitpunkt lediglich senior Augustus war und nicht der einzige Kaiser im Reich, da Arcadius als iunior Augustus am östlichen Hof residierte. Der Kaiser war bestrebt, die Kluft, die durch den Bürgerkrieg entstanden war, zu überbrücken. So ließ er kurz nach der Schlacht verlautbaren, dass alle Soldaten des Eugenius, die bereit waren, ihm zu dienen, nicht nur begnadigt würden (dies war üblich), sondern auch einen Anteil an der Siegesbeute erhalten sollten. Auch mit stadtrömischen Kreisen verständigte sich der Kaiser; so ernannte er mit Flavius Anicius Hermogenianus Olybrius und Flavius Anicius Probinus Konsuln, die, obwohl Christen, der Senatsaristokratie entstammten. Damit wurde auch die Gruppe, die vorher die heidnische Restaurationspolitik mit am heftigsten unterstützt hatte, vom Kaiser eingebunden. Theodosius plante überdies offensichtlich, seine Hauptresidenz wieder nach Italien zu verlegen, und ließ daher seinen jüngeren Sohn zu sich an den westlichen Hof in Mailand kommen, während Arcadius im Osten blieb. Kaiser Theodosius I. starb überraschend am 17. Januar 395, wahrscheinlich an Wassersucht. Damit rückte Arcadius zum senior Augustus auf, während sich der westliche Hof mit dem iunior Augustus Honorius begnügen musste. Ambrosius, mit dem sich der Kaiser so manchen Streit geliefert hatte, hielt eine bewegende Totenrede, in der er die Person des Theodosius zum Vorbild eines christlichen Kaisers stilisierte: Ich habe den Mann geliebt, der in seinen letzten Augenblicken mit dem letzten Atemzug nach mir verlangt hat. Ich habe den Mann geliebt, der, schon dem Ende nahe, mehr um die Lage der Kirche als um die eigene Gesundheit besorgt war. Ich habe ihn geliebt, ich gestehe es, und darum drang der Schmerz in meine tiefste Seele, und ich glaubte ihn durch den ehrenden Nachruf einer längeren Rede lindern zu sollen. Ich habe ihn geliebt und habe zum Herrn die feste Zuversicht, dass er die Stimme meines Gebetes aufnehme, das ich seiner frommen Seele nachsende. (Ambrosius, De obitu Theodosii, 35) Ambrosius ermahnte Theodosius’ junge Söhne, die Kirche so zu achten, wie es ihr Vater getan habe. Nach einer Trauerzeit wurde der Leichnam auf Druck des Arcadius nach Konstantinopel überführt und dort in der Apostelkirche beigesetzt. Theodosius hinterließ seinen beiden Söhnen Arcadius und Honorius das Reich: Honorius (dem Stilicho zur Seite gestellt wurde; ob dies auf Theodosius zurückgeht, ist umstritten) wurde im Westen, Arcadius im Osten Kaiser. Allerdings ließ niemand am Fortbestand des einen Imperiums Zweifel aufkommen, mochte es auch unter seinen Söhnen in zwei Herrschaftsbereiche aufgeteilt werden (wie schon beispielsweise unter Valentinian I. und Valens), wobei formal die Reichseinheit gewahrt blieb (siehe auch Reichsteilung von 395). Bald jedoch entwickelten sich die beiden Reichsteile langsam, aber doch endgültig auseinander, und nur knapp 80 Jahre später sollte das weströmische Kaisertum untergehen. Keinem Kaiser nach Theodosius sollte es gelingen, die Einheit des Reiches faktisch wiederherzustellen, wenngleich Justinian I. dies noch im 6. Jahrhundert (erkauft unter großen Opfern) mit einigem Erfolg versuchte. Religionspolitik Christlicher Kaiser In den Quellen wird immer wieder die christliche Frömmigkeit des Kaisers betont. Diese kam etwa darin zum Ausdruck, dass er als Kaiser endgültig den Titel Pontifex Maximus ablehnte, da dieser der höchste Titel der heidnisch-altrömischen Religion gewesen war; in der Forschung ist nicht ganz unumstritten, ob dieser Schritt wirklich von Theodosius selbst ausging. Weiterhin zeigte er als Erster seine Ernennung zum Kaiser nicht nur beim Senat in Rom, sondern auch bei dem in Konstantinopel an. Was Theodosius von seinen Vorgängern unterschied, war weniger sein christlicher Glaube als vielmehr seine dezidierte Hervorhebung der Katholizität: Die meisten christlichen Kaiser vor ihm hatten mit dem Arianismus sympathisiert. Theodosius erklärte hingegen 380 in dem berühmten Edikt Cunctos populos (welches an die Bevölkerung Konstantinopels gerichtet war, aber auch die Gesamtbevölkerung des Reiches ansprach) das nicänische Christentum als maßgeblich: als wahrer, katholischer Christ könne nur gelten, wer die Religion bekenne, die der Apostel Petrus den Römern überliefert habe und zu der sich der damalige Papst Damasus sowie der damalige Bischof von Alexandria, Petros, bekennen würden; daher gelte, „dass wir also an die eine Gottheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes bei gleicher Majestät und heiliger Dreifaltigkeit glauben“.[13] Alle anderen sollten als Häretiker gelten. Zusätzlich berief Theodosius, um den seit 325 andauernden Streit und die drohende Glaubensspaltung zwischen Trinitariern und Arianern zu beenden, 381 das 1. Konzil von Konstantinopel (das 2. ökumenische Konzil) ein. Auf diesem Konzil verwarfen 150 Bischöfe nochmals den Arianismus und formulierten die endgültige, bis heute bestehende Fassung des Nicäischen Glaubensbekenntnisses. Theodosius, der zu Beginn seiner Herrschaft nicht gezögert hatte, seinem verstorbenen Vater den traditionellen Titel divus (der Göttliche) zu verleihen,[14] ergriff erst in seinen letzten Regierungsjahren – offenkundig im Zusammenhang mit der Usurpation des Eugenius – energisch Maßnahmen gegen das Heidentum, das er bis dahin toleriert hatte; so waren weiterhin heidnische Beamte und Militärs beschäftigt worden (und sollten es auch weiterhin sein). 391/92 verbot er jedoch schließlich die heidnischen Kulte und ihre Ausübung. Dies war vermutlich eine begrenzte Aktion, die sich wohl ganz konkret gegen die großteils altgläubigen Anhänger des Eugenius richten sollte. 393 wurden auch die Olympischen Spiele verboten, doch erst Theodosius II. setzte ihnen mit der Verbrennung des Zeustempels wirklich ein Ende (obwohl sie noch bis ins 6. Jahrhundert heimlich und in geringerem Umfang stattgefunden haben sollen). Ob die entsprechenden Erlasse des Kaisers, die wohl in einen begrenzten zeitlichen, politischen und lokalen Zusammenhang gehörten, wirklich wörtlich zu nehmen sind, wird von der Forschung inzwischen bezweifelt: Bemerkenswerterweise findet sich weder bei christlichen noch bei heidnischen Autoren des fünften Jahrhunderts ein Hinweis auf ein faktisch wirksames Verbot der paganen Kulte. Wenn die kaiserlichen Gesetze also wirklich reichsweit gelten sollten, so wurden sie offenbar weder wahrgenommen noch durchgesetzt.[15] Heute sind viele Forscher daher der Meinung, erst Kaiser Justinian sei (150 Jahre nach Theodosius) wirklich entschlossen und tatkräftig gegen die letzten Altgläubigen im Imperium vorgegangen; erst dieser ließ die letzten offiziell geduldeten Tempel schließen. Im Jahre 391 kam es zu einem schweren Zwischenfall: In Alexandria war es zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Christen und Heiden gekommen, wohl angeheizt vom Patriarchen Theophilos. Einige Heiden hatten sich im bekannten Serapisheiligtum verschanzt, Christen zum Opfern gezwungen und teils gekreuzigt. Theodosius vergab zwar die Morde, um so die Situation zu beruhigen, ordnete aber die Zerstörung des Heiligtums an, wobei Theophilos auch andere heidnische Heiligtümer zerstörte. Andere Berichte über Tempelzerstörungen sind jedoch sehr problematisch, ihre Richtigkeit ist nicht immer einwandfrei zu klären. Klar ist in jedem Fall, dass Theodosius Tempelzerstörungen nie angeordnet hat und sie vielmehr auf Übergriffe lokaler Statthalter bzw. Bischöfe zurückzuführen sind.[16] Die Auseinandersetzung mit Ambrosius Zwei Beispiele verdeutlichen, wo die Grenzen kaiserlicher Macht im religiösen Bereich lagen. 388 war eine Synagoge in Callinicum, im Osten des Reiches an der Grenze zu Persien, in Flammen aufgegangen, nachdem der örtliche Bischof den christlichen Mob, darunter zahlreiche Mönche, zu einem Pogrom angestachelt hatte. Einen Hintergrund für diesen Akt lieferte möglicherweise die vom Perserkönig Schapur II. mehrere Jahre zuvor initiierte Christenverfolgung, an der auch Juden beteiligt gewesen sein sollen, doch ist dies letztlich eine unbewiesene Vermutung.[17] Fest steht: Theodosius verstand den Gewaltausbruch zunächst einfach als sicherheitspolitisches Problem, als einen Aufruhr, den der römische Staat selbstverständlich nicht dulden könne. Der Kaiser wollte die christlichen Brandstifter daher für ihre Tat zur Verantwortung ziehen und verlangte insbesondere den Wiederaufbau der zerstörten Synagoge. Er wurde aber von Ambrosius, dem Bischof von Mailand, der bereits auf Gratian und Valentinian II. großen Einfluss ausgeübt hatte, davon abgebracht: Ambrosius bestand darauf, es handle sich um einen Konflikt zwischen dem christlichen Glauben und dem Judentum; falls der Kaiser die christlichen Gewalttäter bestrafe, würde er sich damit gegen die einzig wahre Religion wenden. Ambrosius verweigerte Theodosius daher die Kommunion, bis dieser schließlich nachgab und die Schuldigen ungestraft ließ.[18] Ein zweites Beispiel ist das Massaker von Thessaloniki im Jahr 390, in dem angeblich 7.000 Bürger aufgrund der Ermordung des gotischen Generals Butherich von gotischen foederati niedergemetzelt wurden. Es hieß, der Kaiser habe den Hinrichtungsbefehl der Mörder Butherichs nicht mehr rechtzeitig zurücknehmen können, und die gezielte Vergeltungsaktion sei in ein Massaker ausgeartet; es ist aber auch möglich, dass diese Version Theodosius nachträglich exkulpieren sollte. Jedenfalls wurde Theodosius von Ambrosius für die Vorgänge verantwortlich gemacht, nicht zur Messe zugelassen und zu einem Bußakt genötigt, der aber keineswegs die Amtswürde des Kaisers herabsetzte: So wurde dieses Ereignis offenbar auch von Ambrosius nicht aufgefasst; Theodosius hatte so vielmehr die Möglichkeit, sich als demütiger, aber auch tugendhafter Herrscher zu präsentieren und die Schuld an dem Blutbad demonstrativ von sich zu weisen.[19] Dennoch zeigen die Beispiele, dass ein mächtiger und willensstarker kirchlicher Amtsträger dem Kaiser, der für sich in Anspruch nahm, über allen Gesetzen zu stehen, durchaus Konzessionen abringen konnte. Dies war eine direkte Folge der 380 erfolgten Taufe, da der Kaiser nun selbst kirchlichen Sanktionen ausgesetzt war.[20] Bewertung der Religionspolitik Bei der Betrachtung der Religionspolitik des Theodosius muss betont werden, dass manch scharfe Verlautbarung in den Gesetzen eine eher milde Umsetzung in der Praxis fand – wenn überhaupt. Theodosius war offenbar kein „Scharfmacher“; ihm ging es vor allem um das integrierende Element der Religion, um so eine eventuelle von dort ausgehende Bedrohung für die Stabilität des Staates auszuschließen. Vor allem gegen Häretiker, nicht gegen Heiden, sollte vorgegangen werden, und hier zeigen die Aussagen späterer Zeitgenossen wie die des Orosius, aber auch des Augustinus von Hippo, dass gerade die Religionspolitik des Theodosius erheblich dazu beitrug, dass das Römische Reich trotz seiner faktischen Teilung 395 (Reichsteilung von 395) noch einmal eine gewisse innere Einheit erlangte, so brüchig diese auch sein mochte. Die Religionspolitik des Theodosius, die geprägt war vom allgemein anerkannten kaiserlichen Selbstverständnis als Gottes Vizekönig auf Erden, sorgte schließlich für einen deutlichen Schub in der Christianisierung des Imperiums, das nun den Sprung zum wirklichen Imperium Romanum Christianum vollzog, auch wenn das Heidentum noch mindestens 200 Jahre lang fortbestand.[21] Familie Von seiner ersten Frau Aelia Flaccilla († 386) hatte Theodosius drei Kinder: die beiden Söhne Arcadius und Honorius, die später seine Nachfolge übernahmen, und eine Tochter namens Pulcheria († 385). Von seiner zweiten Frau Galla, einer Tochter Valentinians I., hatte er eine Tochter, Galla Placidia, die nach seinem Tod noch eine große politische Rolle spielen sollte, sowie einen Sohn namens Gratian, der allerdings früh verstarb († 394 ?). Rezeption Im Urteil der Zeitgenossen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] Theodosius wurde bereits von Zeitgenossen unterschiedlich beurteilt. Für viele Heiden (wie Themistios und Libanios), aber vor allem für die Kirchenhistoriker (Orosius, Sozomenos, Sokrates) war er ein Vorbild an Herrschertugenden. Der Historiker Zosimos (der sich dabei dem harten Urteil seiner Quelle, dem heidnischen Philosophen Eunapios von Sardes, anschloss) sah dies ganz anders, wobei das Werk des Zosimos (gerade aufgrund von dessen Haltung zum Christentum) in vielerlei Hinsicht problematisch und stark subjektiv gefärbt, teils gar widersprüchlich und fehlerhaft ist. Ähnliche Vorbehalte müssen freilich auch für die Kirchenhistoriker selber gelten, die bemüht waren, den Kaiser im besten Licht darzustellen. In der Forschung In der älteren Forschung war man Theodosius gegenüber teils skeptisch und negativ (wie Otto Seeck und der französische Historiker André Piganiol) oder vollkommen positiv gewogen (Ernst Kornemann). Auch in der modernen Forschung reicht das Spektrum von wohlwollend (Adolf Lippold) bis zu leicht distanziert (Hartmut Leppin, der manche Erfolge des Kaisers auf sein „Glück“ zurückführt und das nicänische Bekenntnis des Kaisers auch unter taktischen Gesichtspunkten zu deuten versucht).[22] Gleichzeitig betont Leppin aber immer wieder auch das umsichtige und auf Integration ausgelegte Handeln des Kaisers sowie den Unterschied zwischen „starken Worten und milden Taten“, etwa in Bezug auf die Religionspolitik. Die Quellen eröffnen aufgrund ihrer Ambivalenz viele Möglichkeiten der Interpretation, ohne dass der Kaiser als Person wirklich fassbar wird. Doch ist man sich in der modernen Forschung weitgehend einig, dass man Theodosius kaum die nachfolgende Entwicklung des Westreiches zum Vorwurf machen kann – denn die römische Politik versagte hinsichtlich der Barbaren erst, als diese bereits nach dem Zusammenbruch der Rheingrenze 406 ins Reich eingebrochen waren (siehe Rheinübergang von 406) und es schließlich keine Möglichkeit mehr gab, ihnen Einhalt zu gebieten. Bewertung Bald nach seinem Tod wurde Theodosius wegen seiner Bemühungen um die Einigung der Kirche „der Große“ genannt. Im Bereich der Religionspolitik ist ihm der wirkliche Durchbruch zum christlichen Imperium gelungen, wobei seine (wenigstens indirekte) Rolle bei der endgültigen Formulierung des Nicäischen Glaubensbekenntnisses, welches bis heute Gültigkeit hat, von Bedeutung ist. Damit wurde zugleich ein wichtiger Schritt zur inneren Stabilisierung des Reiches getan. Allerdings gelang es ihm im militärischen Bereich nicht, das Rekrutierungsproblem dauerhaft zu lösen. Die Barbarisierung des Heeres schritt aufgrund des zunehmenden Einsatzes von Foederati stetig voran, wobei diese Praxis allerdings nur dem damaligen Mangel an verfügbaren Soldaten Rechnung trug. Um dieses Problem, welches vor allem nach dem Debakel von Adrianopel bestand, zu lösen, erschien es Theodosius unerlässlich, mit Hilfe barbarischer Hilfstruppen das Heer aufzustocken. Dies war eine Maßnahme, auf die bereits die Vorgänger des Theodosius zurückgegriffen hatten und die vorläufig Erfolg haben sollte. Eine lückenlose Durchdringung der zivilen Eliten und eine wirksame Lösung der finanziellen Probleme, die teilweise durch die Besoldung der Föderaten herbeigeführt wurden, ist ihm dennoch nicht geglückt. Dafür kam es zu Verbesserungen in der Verwaltungspraxis, während Literatur und Kunst in seiner Regierungszeit noch einmal einen Aufschwung erlebten. Theodosius I. gilt, trotz mancher Einschränkung, als bedeutendster Herrscher in der Zeit zwischen Konstantin dem Großen und Justinian I. Es ist nicht zuletzt den Fähigkeiten und den Maßnahmen des Theodosius zu verdanken gewesen, dass das Ostreich nach Adrianopel wieder stabilisiert und die Gotengefahr wenigstens vorläufig gebannt wurde, zumal Theodosius militärische Abenteuer vermied und eine Dynastie begründete, welche die langlebigste des spätrömischen Reiches sein sollte. Der Kaiser handelte stets mit Bedacht und versuchte integrativ tätig zu sein. Seine sorgfältig vorbereiteten und durchaus erfolgreichen Feldzüge wie die gegen Magnus Maximus und Eugenius zeugen zugleich von seinem militärischen Geschick, wenn er auch kein Eroberer war. Theodosius selbst scheint manchmal wankelmütig gewesen zu sein, war aber ein durchaus fähiger Herrscher, der im Gegensatz zu manchem seiner Vorgänger und Nachfolger durchaus eigenständige Entscheidungen traf, wobei Zeitgenossen vor allem seinen Charakter lobten, zumal er sich gegenüber seinen Feinden milde zeigte.[23] | (Römer), Kaiser Theodosius I. (I24237)
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4573 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Theodosius_II. Theodosius II. (altgriechisch Θεοδόσιος Βʹ; * 10. April 401 in Konstantinopel;[1] † 28. Juli 450), einziger Sohn der Aelia Eudoxia und des Arcadius, war von 408 bis zu seinem Tod oströmischer Kaiser. Im Codex Theodosianus ließ er die Gesetze und Verfügungen der römischen Kaiser seit 312 sammeln. Während Theodosius traditionell als schwacher, uneigenständiger Herrscher gilt, wird in der neueren Forschung vermehrt auf die Erfolge seiner langen Regierungszeit verwiesen, die der Osthälfte des Römischen Reiches zudem Stabilität verlieh. Anfänge bis 414 Nach dem Tod seines Vaters Arcadius wurde der erst siebenjährige Theodosius am 1. Mai 408 zum alleinigen Kaiser des Oströmischen Reiches erhoben, nachdem er nominell bereits im Januar 402, nur wenige Monate alt, als Augustus zum Mitkaiser ernannt worden war. Er trug nun den Titel Imperator Caesar Flavius Theodosius Augustus. Der spätantike Historiker Prokop berichtet in seinen Historien, der sterbende Arcadius habe seinen Sohn nicht schutzlos zurücklassen wollen, weshalb er den Perserkönig Yazdegerd I. schriftlich als epitropos („Vormund“ bzw. „Testamentsvollstrecker“) eingesetzt habe.[2] Dieser soll jeden, der Theodosius anzugreifen wagen sollte, mit Krieg bedroht haben. Laut dem Bericht des mittelbyzantinischen Chronisten Theophanes (um 800) entsandte er zudem einen persischen Eunuchen namens Antiochus, der in seinem Namen als Vormund des jungen Kaisers agiert haben soll. Die Historizität dieser Episode ist in der Forschung sehr umstritten,[3] oft wird aber angenommen, dass es zumindest einen historischen Kern gibt: Um 408 waren die Beziehungen zwischen Römern und Persern so gut wie selten davor oder danach. Die Regierungsgeschäfte führte 408 bis 414 faktisch der energische praefectus praetorio Orientis Anthemius. Dieser hielt Frieden mit Persien, verbesserte die Stellung Ostroms auf dem Balkan und veranlasste insbesondere die Errichtung der berühmten Theodosianischen Mauer, die Konstantinopel schützte und nur zweimal – im vierten Kreuzzug 1204 und bei der Belagerung Konstantinopels 1453 – von Angreifern überwunden wurde. Schwester Pulcheria, Ehefrau Aelia Eudocia, Tochter Licinia Eudoxia und Sohn Arcadius II. Die älteste Schwester des Kaisers, Aelia Pulcheria hielt nach der Entmachtung des Präfekten Anthemius ab Anfang 414 eine Weile als Augusta weitgehend die Fäden der kaiserlichen Macht in der Hand, kontrollierte den Zugang zu ihrem kleinen Bruder und bestimmte so die Politik entscheidend mit. Zugleich gelobte sie ewige Jungfräulichkeit, was sicherlich auch dafür sorgen sollte, dass ehrgeizige Männer nicht hoffen konnten, durch eine Ehe mit ihr an die Macht zu gelangen. Die tatsächlichen Verhältnisse am Herrscherhof entziehen sich allerdings letztlich unserer Kenntnis, da die Quellen in diesem Punkt wenig zuverlässig sind und die Passivität des jungen Kaisers möglicherweise übertreiben. Es ist aber zumindest möglich, dass die überzeugte Christin Pulcheria einen Krieg mit den „ungläubigen“ Persern provozierte (420/21–422), der jedoch mit einem Patt endete (siehe unten). Im Juni 421 heiratete Theodosius dann die Dichterin Athenaïs, die bei ihrer Taufe den Namen Aelia Eudocia annahm. Seine Frau soll ebenfalls Einfluss auf die Regierungsgeschäfte genommen haben, die Theodosius, so die feindseligen Quellen, angeblich zu Gunsten religiöser und philosophischer Fragen vernachlässigte, und trat offenbar zeitweilig in bittere Rivalität zu ihrer Schwägerin Pulcheria und wurde in Machtkämpfe am Hof verwickelt. Als ihr eine Affäre mit dem mächtigen Höfling Paulinus nachgesagt wurde, verlor sie schließlich die Gunst des Kaisers: Paulinus wurde hingerichtet, und Aelia Eudocia begab sich ins Exil im Heiligen Land, wo sie einige Jahre später auch verstarb. Theodosius und Aelia Eudocia hatten drei Töchter, von denen nur Licinia Eudoxia, die 437 mit ihrem Vetter Valentinian III. vermählt wurde, überlebte. Ein verlorenes, durch mittelalterliche Beschreibungen und Abbildungen überliefertes Mosaik in der Kirche San Giovanni Evangelista in Ravenna zeigte neben Eudoxia einen D(ominus) N(oster) Arcadius, der von dem Althistoriker Ralf Scharf mit einem um 435 geborenen, 439 zum Mitkaiser erhobenen und kurz darauf gestorbenen Sohn des Theodosius identifiziert wird,[4] was aber umstritten ist. Religionspolitik Im Jahre 426 wurden auf Veranlassung von Theodosius das Zeusheiligtum in Olympia geschlossen und damit die bereits von seinem Großvater untersagten Olympischen Spiele offiziell eingestellt – sie dürften heimlich jedoch (in bescheidenem Rahmen) noch bis weit ins 6. Jahrhundert hinein praktiziert worden sein: Die Möglichkeiten der spätantiken Kaiser, ihre Gesetze wirklich durchzusetzen, waren oft begrenzt. Theodosius erließ zahlreiche judenfeindliche Gesetze (siehe Antijudaismus), wohl auf Veranlassung seiner Schwester Pulcheria. Er verbot Juden Synagogen zu bauen, setzte 415 den letzten jüdischen Patriarchen, Gamaliel VI., wegen Verstoßes dagegen ab, führte nach dessen Tod die Patriarchensteuer dem kaiserlichen Schatzamt zu und legalisierte 438 die Umwandlung alter Synagogen in Kirchen. Der Kaiser untersagte ferner den Juden, als Richter in Fällen zu amtieren, an denen Christen beteiligt waren, und christliche Sklaven zu halten. Andererseits kann von einem regelrechten „Religionskampf“ nicht die Rede sein, denn ein 423 erlassenes Gesetz verbot Juden oder Heiden Gewalt anzutun, wenn sie in Ruhe lebten und nicht die Ordnung störten oder gegen Gesetze verstießen. Wenn diesbezüglich Unschuldige doch bestohlen würden, sollte ihnen das Dreifache zurückerstattet werden.[5] Nach wie vor war der kaiserlichen Regierung die Aufrechterhaltung der pax Augusta wichtiger als die Durchsetzung religiöser Dogmen. 431 berief Theodosius das Konzil von Ephesos ein, das die heftigen christologischen Auseinandersetzungen dieser Zeit beenden sollte, aber mit der Abspaltung der Nestorianer von der orthodoxen Kirche endete. In seinen letzten Jahren wandte sich der Kaiser dann – angeblich unter dem Einfluss des praepositus Chrysaphius – dem Monophysitismus zu: Ein erneut nach Ephesos einberufenes Konzil wurde 449 derart stark vom alexandrinischen Patriarchen, einem prominenten Vertreter dieser Lehre, dominiert, dass sich viele andere Kirchenführer, darunter der römische Bischof, der die Versammlung als latrocinium (Räubersynode) abtat, weigerten, die Ergebnisse anzuerkennen. Auf diesem Konzil wurde nämlich der Monophysitismus, das heißt die christologische These, Jesus Christus habe nur eine einzige, nämlich göttliche Natur, zum Dogma erklärt. Eine religiöse Einigung seines Reiches erreichte Theodosius II. somit ebenso wenig wie alle seine Vorgänger und Nachfolger. Der Codex Theodosianus und kulturelles Leben 429 berief Theodosius eine Kommission ein, die alle Gesetze sammeln sollte, die seit der Regierung Konstantins I. erlassen wurden, um ein systematisch geordnetes Gesetzeswerk zu schaffen. Dieser Plan blieb unvollendet, aber die Aufgabe einer zweiten Kommission, alle gesetzlichen Erlasse zu sammeln und zu aktualisieren, wurde erfüllt. Diese Sammlung (siehe auch Rechtsschule von Beirut) wurde 438 als Codex Theodosianus veröffentlicht und erst 534 unter Justinian durch den Codex Iustinianus ersetzt. Mit dem in Ravenna residierenden Kaiser Valentinian III. einigte sich Theodosius darauf, dass der Codex auch in der westlichen Reichshälfte gelten solle und dass auch zukünftige Gesetze beider Herrscher im gesamten Imperium Gültigkeit haben sollten. Der Codex war auf Latein abgefasst. Bemerkenswert ist aber, dass Theodosius es nur wenige Jahre nach 438 zuließ, dass erste Schritte eingeleitet wurden, neben Latein auch Griechisch als Gerichts- und Verwaltungssprache zuzulassen. Dass sich Ostrom damit bereits unter Theodosius II. in ein „griechisches Reich“ verwandelte, wie es 2006 Fergus Millar postuliert hat, wird zwar von mehreren Forschern bezweifelt.[6] Fest steht aber wohl, dass nun eine langfristige Entwicklung einsetzte, die sich unter Justinian (527 bis 565) beschleunigen und schließlich unter Herakleios (610 bis 641) zur vollständigen Ersetzung des Lateinischen durch das Griechische führen sollte. In die Regierungszeit des Theodosius fiel auch die Gründung bzw. die Reorganisation der so genannten Universität von Konstantinopel (425). Überhaupt erlebte das Reich in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts eine kulturelle Blüte; klassische Bildung (Paideia) galt als wichtiges Statusmerkmal der Reichselite. Die Dichtkunst war im Aufschwung, ebenso verfassten in dieser Zeit Eunapios von Sardes und Olympiodoros von Theben (die beide selbst Heiden waren) sowie die Kirchenhistoriker Sokrates Scholastikos, Sozomenos, Philostorgios und Theodoret ihre Werke. Außenpolitik Aufgrund der traditionell als „Völkerwanderung“ bezeichneten Wirren im Westen des römischen Reichs einerseits und angesichts schwerer Kämpfe zwischen den iranischen Hunnen und dem Sassanidenreich anderseits, waren sowohl Römer als auch Perser im 5. Jahrhundert grundsätzlich an einem friedlichen Verhältnis zueinander interessiert. Bald nach dem Sturz des Anthemius (siehe oben) kam es dennoch zu Spannungen mit Persien. Diese entluden sich in zwei kurzen, aber blutigen Kriegen: Ein erster Krieg brach (nachdem es vielleicht bereits 416/7 zu begrenzten Kämpfen gekommen war) bereits Ende 420 aus, noch zu Lebzeiten Yazdegerds I.; dabei spielten religiöse Konflikte eine Rolle. Anfangs wurde in Armenien gekämpft, dann verlagerten sich die Kämpfe bald nach Mesopotamien, wo die Römer in ein oder zwei größeren Schlachten siegten, die wichtige Stadt Nisibis aber vergeblich belagerten. 421 griff der neue Sassanidenkönig Bahram V. persönlich in die Kämpfe ein, entsetzte Nisibis und griff dann die Römer an, die sich aber behaupten konnten. Der anschließende Friedensvertrag von 422 war für die Römer recht günstig, zumal Bahram den vorher verfolgten Christen die freie Religionsausübung in Persien gestattete, während die Römer diese auch den wenigen Zoroastriern im Imperium zustanden und sich vermutlich zu symbolischen Geldzahlungen an die Perser verpflichteten, die als Subsidien verbrämt wurden.[7] 441 brachen erneut Kampfhandlungen aus; offenbar hatte Theodosius den Sassaniden nach dem Tod Bahrams V. die zuvor vereinbarten Zahlungen verweigert. Der neue König Yazdegerd II. drang mit seinem Heer auf römisches Gebiet vor, schloss aber, sobald der Kaiser die Tributzahlungen wieder aufgenommen hatte, bereits nach wenigen Wochen wieder Frieden; dieser sollte bis 502 Bestand haben (siehe auch Römisch-Persische Kriege).[8] Im Westen kam es mit den Hunnen auf dem Balkan zu Kämpfen, obwohl Ostrom den Hunnen vielfach Subsidien zahlte, ohne sie dadurch von Plünderungszügen abhalten zu können. 395, also zur Zeit des Arcadius, war es sogar zu einem Hunneneinbruch im römischen Orient gekommen; die Angreifer passierten damals die Kaukasuspässe, plünderten die sassanidische Provinzen Mesopotamiens und stießen auch auf oströmisches Gebiet vor, bevor sie 397 gestoppt werden konnten.[9] Die Bedrohung durch die Steppenvölker scheint Ostrom und Persien zeitweilig zur Kooperation bewogen zu haben. Im Vertrag von Margus hatten die Oströmer den Hunnen unter Attila und Bleda weitreichende Konzessionen gemacht und Zahlungen geleistet, diese aber später wieder eingestellt, was hunnische Gegenaktionen zur Folge hatte. Insbesondere in den 440er Jahren wurden die Balkanprovinzen von den Hunnen verwüstet, ohne dass es den kaiserlichen Truppen gelang, die Lage zu stabilisieren. 447 erlitten die Römer eine schwere Niederlage und mussten sich zu sehr hohen Tributen verpflichten. Gegen Ende der Herrschaft des Theodosius scheiterte ein Versuch der Oströmer, den Hunnenkönig Attila zu ermorden, siehe den Bericht des Geschichtsschreibers Priskos. Theodosius’ Nachfolger verweigerte (wie bereits Theodosius) den Hunnen wieder die Tribute und hatte diesmal mehr Erfolg, zumal Attila 452 im Westen gebunden war und 453 verstarb. Die Beziehung zu Westrom Nicht zur Außen-, sondern zur Innenpolitik zählten die Beziehungen zwischen Ostrom und der westlichen Reichshälfte, in der zunächst (bis 423) Theodosius’ Onkel Honorius und ab 425 sein Vetter Valentinian III. herrschten.[10] Die Kontakte blieben trotz mancher Spannungen am Anfang des 5. Jahrhunderts und unter Constantius III., der 421 sogar einen Bürgerkrieg gegen Theodosius vorbereitete, eng. Als nach Honorius' Tod der Usurpator Johannes in Ravenna das Kaisertum beanspruchte, schickte Theodosius Anfang 425 Truppen nach Italien, die Johannes besiegten und seinen sechsjährigen Vetter Valentinian im Herbst 425 als neuen Augustus des Westens etablierten. Theodosius, der offenbar vor der Usurpation geplant hatte, den Westen von Konstantinopel aus selbst zu regieren, sandte nun eigens seinen magister officiorum Helio nach Italien, um die Kaiserkrönung vorzunehmen. Valentinian III. wurde einige Jahre später zudem Theodosius' Schwiegersohn und besuchte anlässlich der Heirat mit Licinia Eudoxia 437 persönlich Konstantinopel, um gemeinsam mit Theodosius aufzutreten und die Eintracht beider Reichshälften zu demonstrieren. Bei dieser Gelegenheit gab der Westen auch seine Ansprüche auf das seit Jahrzehnten zwischen den beiden Kaiserhöfen umstrittene Illyricum auf, das damit endgültig an den Osten fiel. Bereits 431 schickte Theodosius Truppen unter seinem Heermeister Aspar in den Westen, um in Nordafrika gegen Geiserich zu kämpfen, und 441 entsandte er eine große Flotte, diesmal, um Westrom auf Sizilien im Kampf gegen die Vandalen beizustehen; man musste die Operation aber abbrechen, als im Orient die Perser angriffen. Insgesamt ist das Bewusstsein, nur zwei Hälften eines einzigen Imperiums darzustellen, unter Theodosius II. noch vielfach greifbar und wurde gezielt gefördert: So erfolgte die Ernennung der wichtigsten Beamten durch die beiden Kaiser normalerweise in gegenseitiger Absprache; man erkannte den Konsul an, der im jeweils anderen Reichsteil ernannt wurde, und datierte nach allen beiden; Gesetze des einen Kaisers galten meist auch im jeweils anderen Reichsteil; in den Senatscurien in Rom und Konstantinopel waren jeweils die Büsten beider Augusti aufgestellt, und auch finanzielle Unterstützung einer Reichshälfte für die andere war keine Seltenheit. Dabei erwies sich der Osten bereits früh als der erfolgreichere und stabilere Reichsteil. Dazu trugen auch die überwiegend friedlichen Beziehungen zu Persien bei, die den römischen Orientprovinzen eine ökonomische Blüte ermöglichten. Der Vorwurf der älteren Forschung, Theodosius II. habe den zunehmend instabilen Westen des Reiches barbarischen Angriffen preisgegeben, um seine Reichshälfte zu schonen, ist sicher ungerechtfertigt. Tod und Nachfolge Theodosius II. starb 450 überraschend an den Folgen eines Reitunfalls: Bei einem Ausritt stürzte er, brach sich offenbar das Rückgrat und starb nach drei Tagen. Sein Nachfolger wurde Markian, der die Schwester seines Vorgängers, Pulcheria, heiratete und so wenigstens formal die theodosianische Dynastie fortführte. Der neue Kaiser wurde von Valentinian III., der vergeblich Mitsprache in der Nachfolgefrage beanspruchte, aber dennoch erst 452 anerkannt. Bewertung Theodosius galt seit Edward Gibbon lange Zeit als ein schwacher, antriebsarmer Herrscher, der während seiner gesamten Regierungszeit nie in größeren Maßen in die (weltlichen) Regierungsgeschäfte eingegriffen habe, sondern ein Spielball von mächtigen Funktionären wie Anthemius, Frauen wie Pulcheria und Eunuchen wie Chrysaphius geblieben sei. In jüngster Zeit haben Althistoriker begonnen, diese Sichtweise zu revidieren. Zunehmend wird Theodosius II. nun als durchaus geschickter und zielstrebiger Augustus betrachtet, der ab etwa 420 sehr wohl selbst die Zügel der Regierung in Händen gehalten habe. Die Rolle der Kaiserfrauen sei in den Quellen aus verschiedenen Gründen überzeichnet worden, und Männer wie Chrysaphius habe der Herrscher bewusst aufgebaut, um sich der Tagespolitik und damit der Kritik zu entheben. Es scheint ihm zudem, anders als den weströmischen Kaisern, gelungen zu sein, den Einfluss der Militärs auf die Geschicke des Reiches nicht zu groß werden zu lassen und den Vorrang der zivilen Verwaltung alles in allem zu behaupten. Theodosius habe zudem, so etwa Giusto Traina, wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung des oströmischen Hofzeremoniells gehabt und damit entscheidende Weichenstellungen auf dem Weg von der römischen zur byzantinischen Monarchie vorgenommen. Ob sich diese Neueinschätzung des Kaisers durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Fergus Millar vertritt die These, unter Theodosius II. sei insgesamt der Wandel der östlichen Hälfte des Römischen Reiches in das griechisch-byzantinische Reich des Mittelalters wesentlich vorangeschritten. Diese These ist von Averil Cameron und anderen angegriffen worden, die betonen, dass römisch-lateinische Traditionen im Osten noch im 6. Jahrhundert lebendig und prägend gewesen seien. | (Römer), Kaiser Theodosius II. (I24212)
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4574 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Thermantia Aemilia Materna Thermantia[1] († 415 in Rom) war die zweite Ehefrau des römischen Kaisers Honorius. Thermantia war eine Tochter des magister militum Stilicho und der Serena. Sie hatte einen Bruder namens Eucherius und eine Schwester namens Maria, die mit Kaiser Honorius, einem Cousin ihrer Mutter, verheiratet war. Nach Marias Tod wurde Thermantia 408 wohl noch im Kindesalter die zweite Ehefrau des Honorius.[2] Nach dem Sturz ihres Vaters im August 408 wurde sie aus dem Kaiserpalast verbannt, ohne dass die Ehe vollzogen worden war, und zu ihrer Mutter nach Rom gebracht.[3] Serena wurde allerdings bereits Ende 408, während der ersten Belagerung Roms durch Alarich, hingerichtet, weil sie der Senat verdächtigte, Alarich herbeigerufen zu haben.[4] Thermantia überlebte die Ermordung ihrer Eltern um einige Jahre; sie starb 415.[5] | Thermantia (I24267)
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4575 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Theudebert_I. Theudebert I. (* wohl zwischen 495 und 500; † Ende 547 oder Anfang 548) war ein merowingischer rex bzw. König der Franken. Er herrschte von 533 bis zu seinem Tod in dem Reichsteil, der später als Austrasien bezeichnet wurde, über die Franken und residierte in Reims. Jugend und Regierungsantritt Theudebert war der einzige Sohn von Theuderich I. Seine Mutter war Theuderichs erste Gemahlin Suavegotta, die wohl gotischer Herkunft war. Theudeberts erste überlieferte Taten waren militärische Aktionen, die er im Auftrag seines Vaters durchführte. Dabei ging es um die Abwehr eines „dänischen“ Flottenangriffs, um Beteiligung an einem Feldzug gegen den Kriegerverband der Thüringer, wobei Theudebert schon eine eigene Streitmacht befehligte, und dann 532 und 533 um die Zurückeroberung von civitates – in der Spätantike waren dies in Gallien teils einfache Siedlungskammern mit einer zentralen Festungsanlage und zugehörigen Siedlungen sowie kleinere Befestigungen, teils aber auch noch römisch geprägte Städte – im Süden Aquitaniens. Diese Siedlungen und ihr Umland hatten die Westgoten nach dem Tod von Theudeberts Großvater Chlodwig I. (511) wieder in ihren Besitz gebracht. An den erfolgreichen Kämpfen gegen die Westgoten war zeitweilig auch Gunthar, ein Sohn von Theuderichs Halbbruder Chlothar I. beteiligt. Theudebert machte bedeutende Eroberungen und brachte damit die fränkische Expansion in Südwestgallien zum Abschluss; fortan blieb die Grenze zum Westgotenreich weitgehend stabil. Als König Theuderich I. im Jahr 533 im Sterben lag, ließ er Theudebert laut Gregor von Tours eilig kommen und warnte ihn, er werde, falls er den Vater nicht mehr lebend antreffe, von seinen Onkeln vom Erbe ausgeschlossen werden. Die Warnung war berechtigt, denn erst neun Jahre zuvor hatten Theuderichs Halbbrüder Childebert I. und Chlothar I. nach dem Tod ihres Bruders Chlodomer dessen unmündige Söhne in ihre Gewalt gebracht und getötet, um die Erbansprüche der Kinder des Verstorbenen auszuschließen. Um diesmal einen solchen Ausgang zu verhindern, wollte Theuderich seinen Sohn zum Nachfolger designieren. Er starb jedoch, bevor Theudebert eintraf. Wie erwartet versuchten Childebert und Chlothar, Theudebert von der Nachfolge auszuschließen.[1] Diesmal scheiterten sie jedoch, weil Theudebert bereits erwachsen war und bei seinen „Leuten“ (fränkisch leodes) Unterstützung fand (a leodibus suis defensatus est). Diese „Leute“, die Theudeberts regnum sicherten und gegen seine Onkel verteidigten, wurden von der Forschung früher als Adlige betrachtet. Das geht jedoch aus den Angaben bei Gregor von Tours nicht hervor. Vielmehr ist davon auszugehen, dass die leodes, durch deren Eingreifen die Krise gemeistert wurde, die freien fränkischen Krieger waren.[2] Regierung Da es König Childebert nicht gelungen war, Theudebert auszuschalten, arrangierte er sich mit ihm. Er soll ihn wie einen Sohn behandelt haben, was vielleicht im Sinne einer förmlichen Adoption nach römischem Muster zu verstehen ist. Childebert hatte nämlich keine Söhne und wollte so seine Nachfolge regeln. Das Bündnis der beiden richtete sich gegen Chlothar. Childebert beteiligte Theudebert an der Aufteilung der im Burgundenkrieg eroberten Gebiete. Gemeinsam gingen die merowingischen Könige dann gegen die Ostgoten vor; diese befanden sich seit 535 im Krieg mit Ostrom und überließen den Merowingern daher freiwillig einige südgallische Gebiete, um nicht an zwei Fronten kämpfen zu müssen. Durch die Annexion der heutigen Provence gewannen die Merowinger erstmals einen direkten Zugang zum Mittelmeer. Doch Theudebert hielt sich nicht an die Vereinbarungen: Im Bündnis mit dem Verband der Langobarden – dazu hatte er Wisigarda geheiratet, die Tochter ihres Anführers – und den Gepiden gewann Theudebert die norischen Provinzen sowie Raetien. Große Teile Venetiens wurden 545 unter Ausnutzung der heftigen Kämpfe zwischen den Ostgoten und dem oströmischen Kaiser Justinian zeitweilig besetzt und geplündert, die Konfrontation mit den Oströmern aber weitgehend vermieden; nur ein einziges größeres Gefecht ist bezeugt. Der oströmische Historiker Prokopios von Caesarea berichtet, dass die fränkischen Truppen zudem bereits 539 barbarisch in Italien gehaust und sogar Menschen dem Flussgott des Po geopfert haben sollen.[3] Die Ostgoten, mit denen die Franken eigentlich verbündet waren, sollten diesen fränkischen Einfall bis zu ihrem Ende nicht vergessen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Merowinger die Oberhoheit des Kaisers akzeptiert und waren formal sogar möglicherweise noch foederati gewesen.[4] Doch nun, als kaiserlicher und fränkischer Machtbereich direkt aneinandergrenzten, änderte sich dies. Theudebert unterstrich sein imperiales Auftreten durch die Annahme kaiserlicher Titel, die Prägung von Goldmünzen mit eigenem Bild (Goldmünzen von Biesenbrow) – ein Privileg, das bislang dem oströmischen Kaiser als dem nominellen Oberherren auch des westlichen Mittelmeerraumes vorbehalten gewesen war – und durch die Ausrichtung von Circusspielen im von ihm eroberten Arles. Damit trat der Frankenkönig selbst wie ein Kaiser auf. Die Bezeichnung dominus noster („Unser Herr“), die er in der Beischrift der Münzen beanspruchte, war in der Tat eigentlich dem Kaiser vorbehalten. Ebenso erklärte er in einem prahlerischen Brief an Justinian, dass er ein Reich beherrsche, welches sich vom Westgotenreich und der Nordsee bis nach Pannonien erstrecke.[5] Inwieweit dies der Realität entsprach, ist strittig. Möglicherweise sollte diese Beschreibung nur die Machtambitionen Theudeberts verdeutlichen, möglicherweise aber ist es ein weiterer Hinweis darauf, dass sich die Sachsen bereits zu dieser Zeit in einem Abhängigkeitsverhältnis zum Frankenreich befanden. Eine direkte militärische Konfrontation mit Kaiser Justinian vermied Theudebert bis zum Schluss, stellte aber gleichzeitig sein Beharren auf eine von Ostrom unabhängige Machtstellung heraus.[6] Als Theudebert Ende 547 oder Anfang 548 starb, wurde sein Sohn Theudebald sein Nachfolger. Familie Theudebert wurde um 531 von seinem Vater mit Wisigarde, einer Tochter des Langobarden Wacho, verlobt. Als er sich jedoch 532 auf dem Feldzug gegen die Westgoten befand, begegnete er Deoteria, einer verheirateten Römerin, die aus einem senatorischen Geschlecht stammte;[7] ihr war die Festung Cabrières anvertraut, die sie Theudebert übergab, nachdem ihr Ehemann nach Béziers geflohen war. Sie wurde Theudeberts Konkubine und Mutter seines einzigen Sohnes Theudebald (Theudowald). Die Verbindung mit Deoteria stieß jedoch auf den Widerstand der Franken, die Theudebert um 537/538 zwangen, Deoteria zu verstoßen und seine Verlobte Wisigard zu heiraten. Bei den Franken, die dem König diese Entscheidung aufzwangen, handelte es sich anscheinend um Krieger, die einen Aufruhr veranstalteten. Unklar ist das Motiv der Franken; möglicherweise handelte es sich um eine ethnisch bedingte Abneigung gegen die Galloromanin.[8] Deoteria hatte aus ihrer ersten Ehe eine erwachsene Tochter, die sie, wie Gregor von Tours berichtet, angeblich ertränkte, weil sie befürchtete, die Tochter könne ihre Rolle als Konkubine Theudeberts übernehmen.[9] Wisigard starb nach kurzer Ehe, und Theudebert schloss eine neue Ehe mit einer unbekannten Frau. Entweder von ihr oder von Wisigard hatte er eine Tochter namens Berthoara. Quellen Die wichtigste Quelle für Theudebert ist das Geschichtswerk Gregors von Tours, die Historiae. Gregor behandelt Theudeberts Herrschaft im dritten Buch (Kapitel 20–37), wobei er die ersten vier Bücher der Historiae wohl um 575 verfasste. Weitere Nachrichten bieten die oströmischen Geschichtsschreiber Prokop (ein Zeitgenosse Theudeberts) und Agathias (um 580). | (Merowinger), König Theudebert I. (I24050)
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4576 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Theudebert_II. Theudebert II. (* 585; † nach Mai 612) war König der Franken und Herrscher über die Franken in Austrasien mit Residenz in Metz. Er war der älteste Sohn des Königs Childebert II. und folgte ihm nach dessen Tod 596. Leben Er wurde bereits 589 von seinem Vater als Regent nach Metz entsandt, während sein jüngerer Bruder Theuderich II. in Chalon-sur-Saône eingesetzt wurde, womit für eine spätere Teilung des Herrschaftsgebietes in Austrasien und Burgund bereits die Weichen gestellt wurden. Nach Childeberts Tod standen beide Brüder wohl erst unter der Regentschaft ihrer Großmutter Brunichilde, deren Macht aber bröckelte, als sie die Abwehr der Awaren, die in Thüringen eingefallen waren, nur mit Geld erkaufen konnte. Die geplante Teilung des Landes wurde vollzogen, die dringend erforderliche Solidarität der beiden austrasischen Brüder blieb jedoch erst einmal erhalten. Im Jahr 600 gelang den Brüdern in der Schlacht von Dormelles ein entscheidender Sieg über ihren Onkel Chlothar II. in Neustrien, der dessen Herrschaftsgebiet auf das Land um Rouen, Beauvais und Amiens begrenzte. Der darauf folgende Feldzug nach Süden gegen die Basken, die in das Land eingefallen waren, endete 602 mit der Errichtung des Grenzherzogtums zwischen Pyrenäen und Garonne, die spätere Gascogne. In der Folge gerieten die Brüder jedoch wegen der vorgenommenen Aufteilung des väterlichen Besitzes in Streit miteinander. Der erste Schritt war, dass Theudebert sich 604 an dem neu ausbrechenden Konflikt mit Chlothar nicht beteiligte. Im Jahr darauf konnte ein Krieg zwischen den Brüdern gerade noch vermieden werden, in der Folgezeit suchte der ältere Verbündete zu gewinnen, was dem jüngeren aber – mit Unterstützung seiner Großmutter – vermutlich besser gelang, da Theudebert sich 611 mit einem erneuten Überfall der Awaren auseinanderzusetzen hatte. Im Jahr zuvor hatte ein Versöhnungsversuch in Selz im Elsass zu den Grenzstreitigkeiten nur deswegen ein Ergebnis gebracht, weil Theudebert mit einem Heer angereist war und seinen Bruder dadurch das Gewünschte abpressen konnte. Nach der (vermuteten) Aufstachelung der Awaren konnte sich Theuderich der Neutralität Chlothars versichern und schließlich im Jahr 612 offensiv werden. Theudebert unterlag seinem Bruder bei Toul und Zülpich, er und seine Söhne gerieten in Gefangenschaft und wurden getötet. Familie Theudebert II. war zwei Mal verheiratet. Seine erste Ehe schloss er 600 mit Bilichildis, die er 610 eigenhändig ermordete, seine zweite Ehe im Jahr des Mordes mit Teudechilde. Mit seinen beiden Frauen hatte er vier Kinder: eine Tochter mit Bilichildis, die 604 erwähnt wird, als sie mit Adaloald verlobt wurde eine Tochter mit Bilichildis, die 612 erwähnt wird Chlothar, wohl auch ein Kind Bilichildis, Merowech, ein Sohn Teudechildes, der 612 geboren wurde und noch als Säugling von den Feinden seines Vaters an einem Felsen zerschmettert wurde. | (Merowinger), König Theudebert II. (I24107)
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4577 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Theudechild_(Tochter_Theuderichs_I.) Theudechild (auch: Théodechilde, Thichilde, Theut-hild; gestorben nach unterschiedlichen Angaben nach 571[1], vor 579[2] oder am 28. Juni 598[3]) war eine fränkische Prinzessin, warnische Königin und Äbtissin. Sie wurde heiliggesprochen.[4] Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] Theudechild war die Tochter des fränkischen Königs Theuderich I. und Enkelin des Chlodwig I. Ihr Leben wurde unter anderem durch Venantius Fortunatus hagiographisch dargestellt. Alle Schriftstücke, die den Namen Theodechilds erwähnen, sind nur als Kopie überliefert. Die Echtheit mehrerer dieser Urkunden wurde durch Historiker bezweifelt; zudem trug etwa auch eine mutmaßliche Schwester Theuderichs denselben Namen.[5] Prokopios von Caesarea berichtete, dass eine namentlich nicht bekannte Schwester Theudeberts I. in erster Ehe mit dem Warnenkönig Hermegisclus sowie in zweiter Ehe mit dessen Sohn Radigis verheiratet wurde und später, nachdem Radigis sich von ihr getrennt hatte, in ihre Heimat zurückkehrte. Aus Theuderichs Ehe mit Suavegotho ist nur ein Sohn und eine Tochter überliefert, sodass Theudechild als diese Schwester angenommen wird. Dies stimmt auch mit der hagiographischen Überlieferung überein, laut welcher Theudechild Enkelin, Tochter, Schwester und Ehefrau von Königen war.[5] Königin Theudechild wurde zudem bekannt durch großzügige Schenkungen an die Kirche von Reims, welche sie mit ihrem Seelenheil begründete. Sie war die (nach kirchlicher Überlieferung jungfräuliche) Gründerin des Benediktinerinnen-Klosters von Saint-Pierre-le-Vif bei Sens, dessen erste Äbtissin sie auch wurde. Auch die Priorei von Mauriac soll durch sie begründet worden sein. Sie starb vor 579 und wurde in der unter ihr errichteten Klosterkirche in Saint-Pierre-le-Vif beerdigt. | (Merowinger), Theudechild (I24144)
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4578 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Theudelinde Theudelinde (* um 570; † 22. Januar 627[1] bei Varenna am Comer See, begraben im Johannes-Dom von Monza; auch genannt: Theodelinde, Theodolinde, Theodelind, vereinzelt auch Theidlindis, Theodelinda, Theolinde) war eine langobardische Königin, die als Selige verehrt wird. Leben Theudelinde war eine Tochter des Herzogs Garibald I. von Bayern und Walderada, der Tochter des Langobardenkönigs Wacho und Witwe des Frankenkönigs Theudebald. Mütterlicherseits war sie somit mit der langobardischen Königsdynastie der Lethinger verwandt. Sie heiratete zwei Langobardenkönige und war deshalb von 589 bis 626 langobardische Königin: 15. Mai 589 mit König Authari September 590 mit König Agilulf Mit letzterem gemeinsam hatte sie zwei Kinder den späteren König Adaloald (602–626) Gundeperga Zunächst hätte sie als etwa Fünfzehnjährige der Heiratspolitik ihres Vaters zufolge den Frankenkönig Childebert II. heiraten sollen. Nach dem Scheitern des Projekts wurde sie mit Authari verlobt, der einer Überlieferung zufolge verkleidet um ihre Hand angehalten haben soll. Sie ging zusammen mit ihrem Bruder Gundoald nach Italien. Gundoald wurde von Authari noch zum Herzog von Asti ernannt. Authari starb aber bereits am 5. September 590. Noch im September, spätestens jedoch November vermählte sich Theudelinde mit Agilulf, Herzog von Turin, der im Mai 591 in Mailand zum neuen Langobardenkönig erhoben wurde. Theudelinde ließ schon bald nach 590 in Monza eine königliche Sommerresidenz und den Johannesdom bauen. Durch die Heirat wurde die Legitimität Agilulfs gestärkt. Theudelinde selbst nahm aber ebenfalls Einfluss auf die Regierungsgeschäfte, vor allem im Bereich der Religionspolitik. Die Nizänin, die im Briefwechsel mit Papst Gregor dem Großen († 604) stand, hatte wohl großen Einfluss auf ihren arianischen Mann, so dass er sich der römischen Kirche annäherte, ihr geraubte Besitzungen zurückgab und einigen vor den Langobarden geflüchteten Bischöfen die Rückkehr in ihre Diözese gestattete. Am 7. April 603 wurde in Monza ihr einziger Sohn Adaloald nizänisch getauft; bereits 604 wurde er, römischem Ritus folgend, zum Mitkönig erhoben. 613 unterstützte sie die Mission des Iren Columban bei der Gründung der Abtei Bobbio mit Landschenkungen. 616 starb Agilulf. Da ihr Sohn Adaloald noch minderjährig war, führte zunächst Theudelinde die Regierungsgeschäfte. Auch nach dessen Volljährigkeit beeinflusste sie ihren Sohn, eine der römischen Kirche und dem byzantinischen Kaiser gegenüber freundliche Politik zu betreiben, was im Reich heftige Reaktionen auslöste, die schließlich 626 zu seinem Sturz und Tod führten. Der neue König Arioald heiratete Theudelindes Tochter Gundeperga, welche später noch König Rothari heiraten sollte.[2] Um 627/628, bald nach dem Tod ihres Sohnes, verstarb auch Theudelinde, wenngleich ihr genaues Todesjahr unbekannt ist. Sie wird von der katholischen Kirche als Selige verehrt, Gedenktag ist der 22. Januar. Mit Aripert I., dem Sohn von Theudelindes Bruder Gundoald, kam 652 wieder ein Mitglied von Theudelindes Familie an die Macht. Als einer ihrer kirchenpolitischen Berater fungierte wahrscheinlich Secundus von Trient, der auch mit Papst Gregor korrespondierte und die Taufe Adaloalds vollzogen hatte. Secundus verfasste ein heute verlorenes Geschichtswerk, in dem Theudelinde wohl sehr positiv dargestellt wurde. Auf dieser Darstellung beruht wahrscheinlich auch die Schilderung bei Paulus Diaconus, der sich für diesen Zeitraum hauptsächlich auf Secundus gestützt haben dürfte. Da das Werk des Secundus 612 abbrach, sind für die folgenden Lebensjahre Theudelindes nur sehr wenige Informationen bei Paulus überliefert, der die Hauptquelle für diese Zeit darstellt. Eine Gedenktafel für sie befindet sich in der Walhalla in Donaustauf. | (Agilolfinger), Königin Theudelinde (I24058)
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4579 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Theuderich_I. Theuderich I. (* vor 484; † 533, franz. Thierry Ier)[1] war von 511 bis 533 fränkischer König im Osten des Reichs – im Reich von Metz, das später als Austrasien bezeichnet wurde. Leben Theuderich war der älteste Sohn des Merowingerkönigs Chlodwig I. Seine Mutter war eine unbekannte Fränkin, die der Geschichtsschreiber Gregor von Tours als Konkubine bezeichnet. Vermutlich gehörte sie zur Sippe der Kölner Könige. Die anderen Kinder Chlodwigs stammten alle aus dessen Ehe mit Chrodechild. Von den Söhnen aus dieser Ehe waren Chlodomer, Childebert I. und Chlothar I. beim Tod Chlodwigs im Jahr 511 noch am Leben. Mit diesen drei Halbbrüdern teilte Theuderich das Frankenreich auf. Er erhielt den östlichen Teil, der die Champagne, die Auvergne, Teile Aquitaniens sowie die rechtsrheinischen Gebiete umfasste. Residenz soll Reims gewesen sein; dies ist allerdings nicht durch Quellenzeugnisse gesichert. Jeder der vier Brüder erhielt einen Teil der Francia (Kerngebiet des Reichs zwischen Rhein und Loire) und einen Teil der von Chlodwig eroberten Gebiete südlich der Loire. Diese komplizierte Teilung basierte auf dem Stammesrecht, der Lex Salica; die darin geregelte gleichberechtigte Erbfolge der Söhne wurde für das Reich übernommen. Diese Erbregelung bestimmte bis ins 10. Jahrhundert die fränkische Geschichte und trug wesentlich zur Ausformung der Reiche des Hochmittelalters bei. Als beim Tod Chlodwigs einziger erwachsener Sohn wurde Theuderich zum Garanten für den Bestand des Reiches in den Grenzen von 511. 531 eroberte er mit Hilfe seines Bruders Chlothar I. das Reich der Thüringer. Zu seinem Halbbruder Childebert I. hatte er ein gespanntes Verhältnis, da dieser im Jahre 531, nach einem Gerücht, Theuderich sei gefallen, dessen Reich einzunehmen versuchte. 532 warf Theuderich einen Aufstand des Munderich nieder, der ebenfalls nach der Königswürde strebte.[2] Theuderich war verheiratet mit Suavegotho, der Tochter des burgundischen Königs Sigismund und dessen Frau Ostrogotho, weswegen er wohl auch an den kriegerischen Aktivitäten seiner Brüder gegen Burgund nicht teilnahm. Theuderich starb wohl gegen Ende des Jahres 533.[3] Nach seinem Tod konnte sein Sohn Theudebert I. (* um 500, † 548) sein Erbe gegen den versuchten Zugriff seiner Onkel verteidigen. Neben diesem Sohn hatte Theuderich noch die Tochter Theudechild, welche den Warnenkönig Hermegisclus und nach dessen Tod dessen Sohn Radigis heiratete. Nach der vom oströmischen Historiker Prokopios von Caesarea stammenden Überlieferung ist zwischen den verfeindeten Völkern auch von Seekriegsandrohungen die Rede, wonach sich seine Erzählung auf einen Bereich im oder am Baltikum beziehen dürfte. Rezeption Nach mehrheitlicher Forschungsauffassung repräsentiert Theuderich, auch im Zusammenwirken mit seinem Sohn Theudebert I., die Vorlagengestalt einer fränkisch-merowingischen Sagengenese der Wolfdietrich-Heldenepik.[4][5] Eine Reihe von Forschungsbeiträgen der älteren deutschen Philologie befürwortet Theuderich auch als rheinfränkischen Protagonisten des Dietrich von Bern/Verona der Thidrekssaga.[6] Kemp Malone weist Identifikationen des Ostgotenkönigs Theoderich (451/56–526) mit dieser Sagenfigur zurück und interpretiert deren Fluchtschemata aus mittelhochdeutscher Heldendichtung anhand von Theuderichs Biografie.[7] | (Merowinger), König Theuderich (I24136)
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4580 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Theuderich_II. Theuderich II. (lat. Theudericus) (* 587; † 613 in Metz) war König der Franken mit Residenz Chalon-sur-Saône, in Burgund. Er war der zweite Sohn des Königs Childebert II. und folgte ihm nach dessen Tod 596. Er wurde bereits 589 von seinem Vater als Regent nach Chalon entsandt, während sein älterer Bruder Theudebert II. in Metz installiert wurde, womit für eine spätere Teilung des Herrschaftsgebietes in Austrasien und Burgund die Weichen gestellt wurden. Nach Childeberts Tod standen beide Brüder wohl erst unter der Regentschaft ihrer Großmutter Brunichilde, deren Macht aber bröckelte, als sie die Abwehr der Awaren, die in Thüringen eingefallen waren, nur mit Geld erkaufen konnte. Die geplante Teilung des Landes wurde vollzogen, die erforderliche Solidarität der beiden austrasischen Brüder blieb jedoch erst einmal erhalten. Im Jahr 600 gelang den Brüdern in der Schlacht von Dormelles ein entscheidender Sieg über ihren Onkel Chlothar II. in Neustrien, der dessen Herrschaftsgebiet auf das Land um Rouen, Beauvais und Amiens begrenzte. Der darauf folgende Feldzug nach Süden gegen die Basken, die in das Land eingefallen waren, endete 602 mit der Errichtung des Grenzherzogtums zwischen Pyrenäen und Garonne, die spätere Gascogne. In der Folge gerieten die Brüder jedoch wegen der vorgenommenen Aufteilung des väterlichen Besitzes in Streit. Der erste Schritt war, dass Theudebert sich 604 an dem neu ausbrechenden Konflikt mit Chlothar nicht beteiligte. Im Jahr darauf konnte ein Krieg zwischen den Brüdern gerade noch vermieden werden, in der Folgezeit suchte der ältere Verbündete zu gewinnen, was dem jüngeren aber – vermutlich mit Unterstützung seiner Großmutter – besser gelang, da Theudebert sich 611 mit einem erneuten Überfall der Awaren auseinanderzusetzen hatte. Im Jahr zuvor hatte ein Versöhnungsversuch in Selz im Elsass zu den Grenzstreitigkeiten nur deswegen ein Ergebnis gebracht, weil Theudebert mit einem Heer angereist war und seinem Bruder dadurch das Gewünschte abpressen konnte. Nach der (vermuteten) Aufstachelung der Awaren konnte sich Theuderich der Neutralität Chlothars versichern und schließlich im Jahr 612 offensiv werden. Theudebert unterlag seinem Bruder bei Toul und Zülpich, Theuderich zog im Triumph in Köln ein. Theudebert und seine Söhne gerieten in Gefangenschaft und wurden getötet. Chlothar forderte nun die Belohnung für seine Neutralität ein, wurde aber von Theuderich abgewiesen, der auf dem Höhepunkt seiner Macht stand. Umso größer war die Überraschung, als er wenig später in seiner neuen Residenzstadt Metz im Alter von 25 Jahren starb. Brunichilde hob ihren Urenkel Sigibert II. schnell auf den Thron, sah sich aber bald einer aristokratischen Opposition in der eigenen Umgebung gegenüber, der sie nicht mehr gewachsen war. Sie wurde festgenommen und an Chlothar ausgeliefert, der sie und zwei ihrer Urenkel noch 613 töten ließ – der jüngste, Merowech, wurde als Patenkind Chlothars verschont, dem zweiten, Childebert, gelang die Flucht; von beiden liegen danach aber keine Nachrichten mehr vor. | (Merowinger), König Theuderich II. (I24108)
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4581 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Theuderich_IV. Er wurde 715 übergangen, stattdessen wurde Chilperich II. zum König über Neustrien ernannt. Im Jahre 716 wurde Theuderich zur Erziehung ins Kloster Chelles überstellt. Als Chilperich II. 721 starb, bestimmte der Hausmeier Karl Martell, der eigentliche Herrscher des Frankenreichs, Theuderich zum König. Quellen über Aktivitäten in seiner Regierungszeit gibt es nicht, jedoch soll die Stadt Château-Thierry nach ihm benannt sein. Der Legende nach soll er dort von Karl gefangen gehalten worden sein. Theuderich starb 737, der Königsthron blieb bis Frühjahr 743 unbesetzt. | Merowinger, König Theuderich IV. (I24182)
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4582 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Thiudimir Thiudimir (griechisch Θεόδεμιρ Theodemir, gotisch wohl Þiudamer Thiudamer; † 474 in Kyrrhos (Makedonien)) war ein König der Greutungen und der Vater Theoderichs des Großen. Er zählte zum Geschlecht der Amaler und hatte einen älteren Bruder namens Valamir und einen jüngeren, der Vidimir hieß. Byzantinische Quellen nennen als Vater Theoderichs fälschlich den bekannteren Valamir, den älteren Bruder Thiudimirs. Der Grund ist wohl, dass dieser relativ lange Herrscher der Greutungen in Pannonien war, während Thiudimir seinem älteren Bruder nur für vier Jahre auf dem Thron folgte und Theoderich zunächst den erbenlosen Valamir in dessen Teilreich beerbte. Richtig ist, dass Thiudimir Theoderichs Vater war. Thiudimir war Arianer, während Theoderichs Mutter Erelieva eine Katholikin war. Sie wird als Thiudimirs „Concubina“ bezeichnet, was möglicherweise den religiösen Unterschied, oder aber auch einen ethnischen Unterschied als Hintergrund haben könnte. Thiudimir übernahm nach dem Tode Valamirs die drei pannonischen Gotenreiche, während Valamirs Teilreich im unteren Slawonien an Theoderich überging. Im Jahr 473 verließen Thiudimir und sein Sohn Theoderich Pannonien und verlegten ihr Reich nach Makedonien, wo Thiudimir im Jahre 474 starb. In der Dietrichepik entspricht Thiudimir dem Dietmar, Vater Dietrichs von Bern. | Amaler (Greutungen) (Ostgoten), König Thiudimir (I24292)
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4583 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Thrasamund Thrasamund war der dritte Sohn Gentos, des vierten Sohns Geiserichs, des Gründers des Vandalenreichs in Nordafrika. Seine Mutter ist unbekannt. Er soll in der Jugend eine klassische Ausbildung in Karthago erhalten haben, die wenigen verfügbaren Quellen schildern ihn jedenfalls als gebildeten Herrscher, der auch an theologischen Fragen interessiert war. Als sein Bruder Gunthamund starb, bestieg er 496 den Thron. Innen- und außenpolitisch sah sich Thrasamund mit einigen Problemen konfrontiert. Gegenüber Ostrom strebte Thrasamund einen Ausgleich an, während er sich ebenfalls um eine Annäherung an Theoderichs Ostgotenreich in Italien bemüht; Theoderich wiederum war daran interessiert, die Vandalen in seine Bündnispolitik einzubinden. Teil dieser Annäherung war die Heirat Thrasamunds mit Theoderichs Schwester Amalafrida im Jahr 500. Theoderich trat den Vandalen den Nordwesten Siziliens ab, doch brachte das Bündnis den Goten nicht den erhoffen Erfolg, da die Vandalen nicht eingriffen, als oströmische Schiffe 508 Süditalien angriffen. Weite Gebiete des heutigen Nordens von Algerien gingen während der Herrschaft Gunthamunds und Thrasamunds an die Berber verloren, die eine ständige Bedrohung für die Vandalen darstellten. Das vandalische Einflussgebiet, wenngleich die vandalische Präsenz im Westen der ehemaligen römischen Gebiete Nordafrikas ohnehin nur schwach ausgeprägt war, schrumpfte beständig. Am Ende seiner Herrschaft erlitten vandalische Truppen gegen Kamelnomaden des Königs Kabaon eine empfindliche Niederlage. Offenbar reichte die vandalische Militärpräsenz nicht aus, um die Grenzgebiete effektiv zu sichern. Erschwert wurde dies aber auch durch innere Streitigkeiten im Vandalenreich, da die einheimischen Katholiken aufgrund von Auseinandersetzungen mit den arianischen Vandalenkönigen diesen oft eher feindselig gegenüberstanden. Thrasamund scheint Kunst und Kultur in seinem Reich zwar nicht explizit gefördert, aber doch begünstigt zu haben. Die Kultur im Vandalenreich blühte in dieser Zeit jedenfalls auf. Mehrere Lobreden sind auf Thrasamund verfasst und der lateinische Dichter Blossius Aemilius Dracontius wirkte in seiner Regierungszeit. Thrasamund beendete zwar die langjährige Verfolgung der Katholiken im Vandalenreich, Spannungen zwischen der romanisch-katholischen Bevölkerungsmehrheit und den arianischen Vandalen blieben aber offenbar bestehen. Katholischen Priestern war die Tätigkeit in bestimmten Gebieten weiterhin verwehrt, ebenso kam es zu zahlreichen Exilierungen. Thrasamund zeigte selbst Interesse an theologischen Fragen, verfasste diesbezügliche Thesen und ließ Religionsgespräche in Karthago zu, an denen auch Fulgentius von Ruspe teilnahm (der kurz darauf ein zweites Mal exiliert wurde), die aber keine Entscheidung brachten. Eine mit ungelenken Buchstaben geschriebene Bauinschrift mit der Nennung des Königs befindet sich im Museum von Sbeitla (Sufetula) in Tunesien. Als Thrasamund nach langer Regierungszeit 523 starb, folgte ihm Hilderich nach. | (Vandalen) (Arianer), König Thrasamund (I24189)
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4584 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Valamir Valamir (gotisch vielleicht Walamer; * um 420; † 468/69) war König des ostgotischen Reichs in Pannonien von 447 n. Chr. bis zu seinem Tod. Valamir war der Sohn des Vandalarius und stammte aus der Familie der Amaler. Sein Vorgänger Thorismund war sein Onkel, den er nach seinem Tode beerbte. Darüber hinaus war er der Onkel des späteren Königs Theoderich. Als Vasall der Hunnen unterstützte Valamir deren König Attila, die weströmischen Provinzen an der Donau 447 zu überfallen. Vier Jahre später befehligte er das ostgotische Kontingent im hunnischen Heer, das damals die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern ausfocht. Jedoch gelang es ihnen nicht, die Römer unter Aetius in dieser Schlacht zu bezwingen. Nach dem Tod Attilas 453 wechselte Valamir die Seiten und kämpfte zwischen 456 und 457 erfolgreich gegen die Hunnen, um die Unabhängigkeit seines Reiches zu erreichen. Doch Valamir geriet auch bald mit den Römern in Konflikt. Sein Stamm durfte auf dem Boden des oströmischen Reiches siedeln, was vertraglich vereinbart wurde, so dass die Goten nun oströmische Foederaten wurden. Allerdings war der Ostgotenkönig mit der Einhaltung der römischen Abgaben nicht zufrieden, was ihn bewegte, sein Heer 459 gegen Konstantinopel zu führen, zunächst ohne Erfolg. Der damalige Kaiser Leo I. war schließlich mit der Forderung, den Ostgoten eine jährliche Abgabe von 300 Goldpfund zu liefern, einverstanden, womit der Konflikt beendet und die Goten wieder Foederaten wurden. Während eines Kampfes mit den Skiren (in der neueren Forschung zumeist auf das Jahr 468 bzw. 469 bezogen) fiel Valamir von seinem Pferd und wurde anschließend getötet, wohingegen die Schlacht für die Goten siegreich endete (Jordanes, Getica 275f.). | Amaler (Greutungen) (Ostgoten), König Valamir (I24294)
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4585 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Valens Flavius Valens (mittelgriechisch Οὐάλης Oualis, * 328 in Cibalae, Pannonia secunda; ⚔ 9. August 378 in der Schlacht von Adrianopel) war römischer Kaiser im Osten in den Jahren 364 bis 378. Familie Valens war der jüngere Bruder Valentinians I., der ihn, kurz nach seiner Thronbesteigung, am 1. März 364 zum tribunus stabuli (Oberstallmeister) ernannte, was ihm einen Posten nahe beim Kaiser verschaffte. Am 28. März desselben Jahres wurde Valens zum iunior Augustus erhoben, und ihm wurde die Regierungsverantwortung über den Osten des Reiches übertragen. Danach sahen sich die Brüder nie wieder. Valens wurde am 17. November 375 Nachfolger Valentinians als senior Augustus des Gesamtreichs. Mit seiner Frau Domnica hatte er die Töchter Anastasia und Carosa sowie den am 18. Januar 366 geborenen, im Jahre 369 zum Konsul ernannten, aber schon wenig später früh verstorbenen Thronfolger Valentinianus Galates. In der damaligen zweiten Reichshauptstadt Konstantinopel kann man noch heute beträchtliche Reste des von ihm errichteten Valens-Aquäduktes sehen. Religionspolitik Während seiner Regierungszeit musste sich Valens mit den theologischen Problemen auseinandersetzen, die in der Regierungszeit seiner Vorgänger aufgekommen waren. Es kam teilweise zu Verfolgungen paganer Philosophen, doch ansonsten verhielt sich Valens den Heiden gegenüber tolerant. Im Streit zwischen den Anhängern des Nicänum und den Anhängern des sogenannten Arianismus (genauer wäre in diesem Kontext die Bezeichnung Homöer) unterstützte Valens Letztere, was ihn äußerst unbeliebt machte, zumal es teils zu harten Ausschreitungen gegenüber den Nicänern kam. Der Religionspolitik des Valens traten unter anderem die Kirchenväter Athanasius und Basilius entgegen. Militärische Operationen Valens schlug die Usurpation des Procopius nieder, eines wohl mütterlichen Verwandten des Kaisers Julian, der am 28. September 365 in Konstantinopel die Thronfolge in Berufung auf seine Verwandtschaft zur konstantinischen Dynastie und angeblicher Nachfolgebestimmung seitens Julians für sich beanspruchte. Valens besiegte am 27. Mai 366 die gegnerische Armee in der Schlacht von Thyatira in Lydien, und Procopius wurde hingerichtet. Neben vielen weiteren Anhängern des Gegenkaisers wurde kurz darauf auch dessen Verwandter Marcellus, der angeblich selbst eine Usurpation plante, umgebracht. 367–369 führte Valens eine nur wenig erfolgreiche Strafexpedition gegen die (terwingischen) Goten durch, die den Aufstand mit Truppen zu unterstützen versucht hatten; der angebliche Erfolg brachte dem Kaiser den Siegerbeinamen Gothicus maximus ein, welcher in der Dedikation des Geschichtswerkes des Eutropius genannt wird. 376 wandten sich drei gotische Kriegerverbände, die vor der im Vorjahr erfolgten Hunneninvasion zurückwichen, nach Süden auf das römische Reichsgebiet zu. Sie baten den Kaiser um Aufnahme. Der Übertritt der von Alaviv und Fritigern geführten Terwingen erfolgte in Absprache mit Valens; beide Heerführer stellten dem Kaiser dafür Hilfstruppen. Die Greutungen unter Alatheus und Safrax sowie die dritte, wohl ebenfalls aus Greutungen und Taifalen bestehende Gruppe unter Farnobius erzwangen sich im folgenden Chaos den Weg über den Donaulimes. Farnobius wurde besiegt und seine Gruppe in Italien angesiedelt. Sowohl die Terwingen als auch die Greutungen von Alatheus und Safrax, zu denen 377 auch Hunnen und Alanen stießen,[1] erhielten Wohnsitze auf dem Gebiet der Provinz Moesia secunda.[2] Der Kaiser hielt sich damals in Antiochia auf, wo er einen Feldzug gegen das neupersische Sassanidenreich plante, den großen Gegner Roms im Osten; Streitpunkt war wie so oft das Königreich Armenien, zudem strebte Valens nach einer Revanche für die Niederlage, die Julian 363 im Osten erlitten hatte. Die Goten sollten im geplanten großen Krieg für den Kaiser kämpfen. Aufgrund von Hintertreibungen ihrer Lebensmittelversorgung durch römische Truppenkommandeure kam es jedoch schließlich 376 zum Aufstand der Goten gegen diese Bevormundung und den Vertragsbruch. Den römischen Truppen an der Donau gelang es nicht, die Rebellion zu unterdrücken. Valens sah sich daher im Sommer 377 gezwungen, gegen die aufständischen Goten militärisch vorzugehen, statt die Perser zu bekämpfen, und schloss einen Friedensvertrag mit den Sassaniden. Tod Als Valens im nächsten Jahr mit seinen Elitetruppen den Donauraum erreicht hatte, entschied er sich, nicht auf seinen Neffen Gratian zu warten, der ihm vom Westen mit einer starken Armee zur Hilfe eilte. Am 9. August 378 kam es zur Schlacht von Adrianopel, in der Valens unter dubiosen Umständen ums Leben kam; wahrscheinlich starb er kämpfend auf dem Schlachtfeld, nachdem die meisten seiner Generäle bereits geflohen waren. Nach anderen Berichten wurde der verwundete Kaiser hingegen lebendigen Leibes verbrannt, als Goten ein Haus anzündeten, in dem er sich mit einigen Getreuen versteckt hatte. Jedenfalls wurde seine Leiche nie gefunden. Zugleich wurde ein großer Teil seines Heeres vernichtet. Die Regierungszeit des Valens ging mit dieser militärischen Katastrophe zu Ende, die der zeitgenössische Geschichtsschreiber Ammianus Marcellinus als bedeutsame Zäsur ansah und die von einigen Menschen als Anfang vom Ende des Römischen Reiches, im Rückblick als eine Vorstufe zu den beiden Plünderungen Roms 410 und 455 verstanden wurde. Ammianus Marcellinus, die wichtigste Quelle für diese Zeit, ließ sein Geschichtswerk, die Res Gestae, mit dem Bericht über diese Schlacht enden. Der Bevölkerung, die bereits mehrheitlich zum Nicänum neigte, mag der Tod des Arianers Valens wie ein Gottesurteil vorgekommen sein.[3] So sah es jedenfalls Isaak von Dalmatien. Zum Nachfolger als Kaiser im Osten des Reiches ernannte der nunmehrige Seniorkaiser Gratian, Valentinians ältester Sohn, nach einer kurzen Zwischenzeit, in der Valens’ Ehefrau Albia Domnica als Regentin amtierte, mit Theodosius einen fähigen Mann, der nicht mit dem Kaiserhaus verwandt war. Dieser war der Sohn des gleichnamigen magister militum (Heermeisters) Valentinians und hatte sich fünf Jahre zuvor als dux Moesiae superioris (Militärbefehlshaber in Mösien an der unteren Donau) bewährt; nach der Zwischenetappe eines Heermeisters in Illyricum, dem gesamten Balkangebiet, wurde er am 19. Januar 379 zum Augustus ernannt, vielleicht, um einer Usurpation zuvorzukommen. Theodosius begründete mit der später nach ihm benannten Herrscherfamilie die letzte Dynastie im spätrömischen Reich. | (Römer), Valens (I24285)
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4586 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Valentinianus_Galates Flavius Valentinianus Galates (altgriechisch Οὐαλεντινιανός Γαλάτης; * 18. Januar 366; † 370 oder 372 in Caesarea, Kappadokien, oder Antiochia) war ein römischer Prinz. Valentinianus Galates – der Name bezieht sich vermutlich auf seinen (unbekannten) Geburtsort in Galatien – war der Sohn des Kaisers Valens und dessen Frau Albia Domnica. Er hatte zwei ältere Schwestern namens Anastasia und Carusa. Galates kam zu einem Zeitpunkt zur Welt, als sein Vater Valens sich mit dem Usurpator Procopius auseinandersetzen musste. Nachdem Valens’ Bruder Valentinian I. seinen achtjährigen Sohn Gratian 367 zum Mitkaiser ernannt hatte, stellte auch Valens die dynastischen Weichen, indem er seinen zweijährigen Sohn zum Nobilissimus (und damit implizit zum künftigen Caesar) erhob sowie zum Konsul des Jahres 369 designierte. Als Erzieher des Thronfolgers bot sich der Redner und Philosoph Themistios an. Doch kurz darauf[1] wurde Galates krank und starb. Der frühe Tod war für das Kaiserpaar ein schwerer Schlag, der von religiösen Skandalen und Gerüchten begleitet wurde. Dem Kirchenhistoriker Sokrates Scholastikos zufolge soll Domnica ihrem Mann von Visionen berichtet haben, wonach die schwere Krankheit ihres Sohnes eine Strafe Gottes für die schlechte Behandlung des Metropoliten Basilius von Caesarea gewesen sei. Als der Bischof von Valens aufgefordert wurde, für das Wohl des Kindes zu beten, soll er dessen Überleben von einer Abkehr des Kaisers vom Arianismus abhängig gemacht haben. Valens weigerte sich jedoch und ließ den sterbenskranken Galates nach arianischem Ritus taufen. Daraufhin sagte Basilius den baldigen Tod des Knaben voraus, der dann auch eintrat. | (Römer), Valentinianus Galates (I24289)
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4587 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Valentinian_I. Valentinian I. (Flavius Valentinianus; * 321 in Cibalae [wahrscheinlich Mikanovici], Pannonien; † 17. November 375 in Brigetio bei Komárom im heutigen Ungarn) war von 364 bis 375 römischer Kaiser im Westen des Imperiums. Als sein Hauptverdienst gilt die weitgehende Sicherung der Rhein- und Donaugrenze. Mindestens ebenso folgenreich war seine Entscheidung, die Herrschaft im Reich zwischen zwei Kaisern mit jeweils eigenem Hof und Verwaltungsapparat aufzuteilen, eine Maßnahme, die die so genannte Reichsteilung von 395 vorwegnahm. Aufstieg Valentinian trat früh in die römische Armee ein, wurde um 360 Tribun der scutarii und begleitete Kaiser Julian nach Antiochia in Syrien. Er behielt seinen Posten, obwohl er sich unter dem heidnischen Herrscher weiterhin offen zum Christentum bekannte.[1] Julian fiel 363 während eines Feldzugs gegen die Sassaniden, und nach dem überraschenden Tod seines Nachfolgers Jovian wurde Valentinian von den Truppen zum Kaiser ausgerufen (26. Februar 364). Er verstieß seine erste Frau Marina Severa, die Mutter seines ältesten Sohnes Gratian, und heiratete Justina, welche ihm einen zweiten Sohn schenkte, Valentinian II. Herrschaft Valentinian residierte zunächst in Mailand, dann in Paris und später vor allem in Trier. Bald nach seinem Regierungsantritt ernannte er in Naissus auf Drängen des Heeres einen Mitkaiser (Augustus), nämlich seinen Bruder Valens, dem er den Ostteil des Imperiums übergab, allerdings ohne das Illyricum und Griechenland. Das letzte Wort behielt sich Valentinian als senior Augustus ohnehin vor. Valens, der seinen Bruder danach nie wieder traf, wurde vor allem mit der Abwehr der persischen Sassaniden beauftragt, mit denen Jovian zwar 363 einen Frieden geschlossen hatte, mit denen aber vor allem in Armenien nach wie vor große Spannungen bestanden. Die Usurpation des Procopius, eines entfernten Verwandten Julians, konnte wenig später niedergeschlagen werden. Obwohl Valentinian Christ war, kehrte er nicht zur aggressiven Christianisierungspolitik zurück, die vor allem Julians Vorgänger Constantius II. betrieben hatte, sondern gestattete faktisch eine weitgehende Religionsfreiheit. Eine Ausnahme bestand insoweit, als er das Edikt gegen die Manichäer aus den Zeiten Diokletians[2] in abgeschwächter Form wieder aufleben ließ, indem er 372 dekretierte, dass die Manichäer als Unehrenhafte zu vertreiben waren. Überliefert ist das Reskript im Codex Theodosianus.[3] Kampf gegen die Germanen Die inneren Wirren und Bürgerkriege, die das Römische Reich seit etwa 350 durchlebt hatte, hatten zu einer massiven Vernachlässigung der Grenzverteidigung geführt. Dies war von plündernden Kriegergruppen ausgenutzt worden. 365 eilte Valentinian daher nach Gallien, um die dort eingedrungenen Alamannen und Burgunden zu vertreiben. Valentinians gesamte Regierungszeit sollte von Abwehrkämpfen gegen die germanischen Krieger an Rhein und Donau geprägt sein. Alamannen wurden bei Charpeigne und Châlons-sur-Marne besiegt, eroberten jedoch 367 Mogontiacum. Kurz darauf siegte Valentinian in der Schlacht bei Solicinium (möglicherweise bei Sulz am Neckar), allerdings nur unter schweren Verlusten. Auch über die Franken errang Valentinian 366 einen Sieg. Der Kaiser kombinierte eine traditionelle offensive Strategie, bei der römische Truppen aggressiv in feindliches Gebiet vordrangen und es verwüsteten, mit defensiven Maßnahmen. Er verstärkte die Grenzfestungen an Rhein und Donau (siehe Donau-Iller-Rhein-Limes) und im Balkanraum, was nachhaltige Wirkung haben sollte, wenngleich an eine wirkliche Verteidigung der langen Grenzen aus logistischen Gründen nicht zu denken war. Die Grenzverteidigungsstrategie Valentinians war ansonsten aber, wie gesagt, auf eine „Vorwärtsstrategie“ und auf Abschreckung ausgerichtet: Möglichst sollten die Feinde im eigenen Gebiet geschlagen werden, bevor sie das Imperium erreichen konnten, und die römischen Truppen sollten soviel Furcht verbreiten, dass Plünderer abgeschreckt wurden. Hinsichtlich der Zurückdrängung der alamannischen Krieger, die nur unter Aufbietung aller Kräfte möglich war, kam dem Kaiser zugute, dass diese über keine zentrale Führung verfügten und oft sogar dem Kaiser ihre Dienste als foederati anboten. Insgesamt gelang Valentinian eine Stabilisierung der Rheingrenze, die bis zum Rheinübergang von 406 anhielt, als sich die Lage im Nordwesten zu Ungunsten Roms wendete. Kämpfe in Britannien und Africa 367 ernannte der zeitweilig schwer erkrankte Valentinian seinen ältesten Sohn Gratian zum Mitkaiser im Westen. Der Kaiser stützte sich jedoch nicht nur auf Familienmitglieder wie Valens und Gratian: Valentinians bester General war ein Hispanier mit Namen Flavius Theodosius, der Vater des späteren Kaisers Theodosius I. Ihm gelang es, die Überfälle der Pikten und Skoten in Britannien zu unterbinden und wieder Ruhe auf der Insel herzustellen; zudem reorganisierte er die örtliche Zivil- und Militärverwaltung. Bald darauf ging Flavius Theodosius auch erfolgreich gegen die Alamannen vor. Von Bedeutung war daneben der germanische Heermeister Flavius Merobaudes, der später maßgeblich an der Ausrufung von Valentinians Sohn Valentinian II. zum Kaiser beteiligt war. Als schließlich 372 in Africa eine Rebellion unter Führung des Firmus ausbrach, schlug Flavius Theodosius auch diese nieder. Der Aufstand war jedoch sicherlich ein Warnsignal für Valentinian, denn auch römische Truppen hatten sich den Aufständischen angeschlossen. Die Provinz hatte seit längerer Zeit mit Überfällen von Stämmen wie den Austorianern zu kämpfen; Valentinian hatte nicht die Mittel oder die Zeit gehabt, sich vorher um diese ökonomisch sehr wichtige Provinz zu kümmern, da seine ganze Aufmerksamkeit der Rheingrenze galt. Tod und Nachfolge Valentinian besetzte Gebiete der verbündeten Quaden und Sarmaten und trieb dort den Ausbau von Militärbasen – insbesondere der Großfestung Göd-Bócsaújtelep – voran,[4] was durch die Mitschuld seines Oberbefehlshabers in der Provinz Valeria, dem Dux Marcellianus,[5] letztendlich zum Krieg von 374 führte. Ab Juni 374 griff Valentinian persönlich in die Kämpfe der über die Donau nach Pannonien vorstoßenden Quaden und Sarmaten ein. Zwar konnten die Römer einen großen Sieg erringen, doch der Limes Sarmatiae, dessen Erbauung schon die Vorgänger Valentinians vorangetrieben hatten, wurde aufgegeben. Damit kam es auch zum vorzeitigen Ende des Bauvorhabens in Göd-Bócsaújtelep.[6] Valentinian hatte sein Hauptquartier im Legionslager Brigetio (heute Komárom-Szőny) aufgeschlagen, wo er während der Friedensverhandlungen mit den Quaden starb. Todesursache war vermutlich ein Schlaganfall, der von einem heftigen Wutausbruch des Kaisers ausgelöst wurde. Man sagte, dass das unverschämte Verhalten germanischer Unterhändler den Schlaganfall ausgelöst habe; diese hätten behauptet, der Bau des kaiserlichen Außenpostens auf ihrer Uferseite sei Grund genug für sie gewesen, die Römer anzugreifen. Über diese Aussage soll der Kaiser derart in Zorn geraten sein, dass er kollabierte. Beweisbar ist diese Vermutung jedoch nicht und als Todesursache kommt auch eine Infektionskrankheit in Frage.[7] Valentinian starb am 17. November 375 nach mehrstündigem Todeskampf. Sein Leichnam wurde nach Konstantinopel gebracht und dort beigesetzt.[8] Die von Valentinian begründete Dynastie sollte im Westen bis zum Tod seines Sohnes Valentinian II. im Jahre 392, im Osten bis zum Tode seines Bruders Valens in der Schlacht von Adrianopel 378 andauern. Im weiteren Sinne bestand die Herrschaft seiner Nachkommen sogar bis 455 fort: Kaiser Theodosius I., der Sohn des Flavius Theodosius, heiratete in zweiter Ehe Valentinians Tochter Galla und begründete damit die letzte Dynastie im Westen des Imperiums, die mitunter auch als valentinianisch-theodosianische Dynastie bezeichnet wird. Denn aus der Ehe zwischen Theodosius und Galla ging die Tochter Galla Placidia hervor, welche die Halbschwester der Kaiser Arcadius und Honorius (395 bis 423), Gattin des Kaisers Constantius III. und Mutter des Kaisers Valentinian III. (425 bis 455), eines Urenkels Valentinians I., war. Der kurzzeitige Kaiser Olybrius (472) war mit einer Tochter Valentinians III. verheiratet, und der Vandalenkönig Hilderich (523 bis 530) war ein Ur-Ur-Urenkel Valentinians I. Bewertung In den Quellen (vor allem Ammianus Marcellinus und Zosimos) wurde Valentinians Kompetenz als hoch eingeschätzt; dem folgt die moderne Forschung in weiten Teilen. Besonders im militärischen Bereich erreichte Valentinian Beachtliches, vor allem angesichts der Lage des Imperiums nach der Regierungszeit Julians und Jovians, die von der Katastrophe des gescheiterten Perserkriegs überschattet gewesen war. Valentinian stabilisierte die Rheingrenze und errang mehrere Siege über die Germanen. Valentinians Charakter soll oft harte Züge offenbart haben, zumal er eine eher geringe Bildung genossen hatte; dennoch soll er sich durchaus für Kultur interessiert haben (siehe auch Ausonius). Innenpolitisch hatte er zum Senat von Rom, der dem Kaiser seine Abwesenheit verübelte, ein eher schlechtes Verhältnis, mischte sich aber auch nicht in religiöse Fragen ein und scheint, wie erwähnt, tolerant gegenüber dem Heidentum gewesen zu sein. | (Römer), Kaiser Valentinian I. (I24271)
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4588 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Valentinian_II. Valentinian II. (* Herbst 371 wohl in Augusta Treverorum, heute Trier; † 15. Mai 392 in Vienne), eigentlich Flavius Valentinianus, war von 375 bis zu seinem Tod römischer Kaiser im Westen, bis zu dessen Tod als Mitkaiser seines Halbbruders Gratian. Seine Regierungszeit stellt eine Besonderheit dar, denn Valentinian II. kam bereits in sehr jungem Alter auf den Kaiserthron. Dadurch hebt er sich von den meisten Kaisern ab, welche seit der so genannten Reichskrise des 3. Jahrhunderts regiert hatten, die zumeist erfahrene Generäle waren: Zwar war es bereits seit längerem üblich geworden, leibliche Söhne von Augusti bereits im Kindesalter mit kaiserlichen Würden auszustatten, um die Nachfolge zu regeln; so war etwa Commodus im Alter von fünf Jahren zum Caesar erhoben worden. Doch Valentinian II. war der erste dieser Kinderkaiser, der nominell tatsächlich einem eigenen Hof vorstand und einen eigenen Reichsteil regieren sollte. Möglich wurde dies angesichts der gewachsenen Bedeutung des dynastischen Denkens für die Nachfolge im römischen Kaisertum. Man kann die Kaisererhebung Valentinians als Vorspiel auf das 5. Jahrhundert verstehen, in welchem Kaisersöhne wie Honorius, Theodosius II. und Valentinian III. ebenfalls sehr jung auf den Thron gelangten und daher von ihren Verwandten, Beratern und Generälen kontrolliert wurden. Leben Augustus des Westens Valentinian II. wurde im Alter von vier Jahren 375 nach dem plötzlichen Tod seines Vaters Valentinian I. von den Truppen in Aquincum zum Augustus (Kaiser) im Westen des Imperium Romanum ausgerufen. Seine Kaisererhebung wurde offenbar maßgeblich vom germanischen Heermeister (magister militum) Merobaudes betrieben.[1] Valentinians 17-jähriger Halbbruder Gratian, der schon acht Jahre zuvor von seinem Vater zum Augustus erhoben worden war, stimmte ihr ebenso wie sein Onkel, der nun dienstälteste Kaiser (senior Augustus) Valens, der im Osten des Reiches residierte, schließlich zu. Das Reich wurde nominell zwischen den drei Augusti geteilt (blieb aber staatsrechtlich eine Einheit). Gratian bekam die transalpinen Provinzen, während Valentinian Italien, Teile von Illyrien und Africa zugesprochen wurden und Valens für den Osten zuständig blieb. Freilich konnte Valentinian, der in Mailand residierte, aufgrund seines Alters nicht eigenständig regieren, so dass Gratian de facto weiterhin den ganzen Westteil des Reiches beherrschte. Nach dem gewaltsamen Tod des Valens in der Schlacht von Adrianopel im Juli 378 wurde das Kaiserkollegium Anfang 379 um Theodosius I. erweitert, den Gratian als Nachfolger seines Onkels Valens zum Kaiser im Osten ernannte, um einer Usurpation zuvorzukommen. Justina und Ambrosius Valentinian, wenngleich als römischer Kaiser grundsätzlich juristisch mündig, stand lange faktisch unter der Vormundschaft seines Halbbruders Gratian, vor allem aber unter dem Einfluss seiner Mutter Justina, die ihn bis zu ihrem Tod um 388 dominierte. Justina war Arianerin (Homöerin) und stand damit im Gegensatz zu dem in Mailand äußerst mächtigen und populären katholischen Bischof Ambrosius, einem weiteren wichtigen Ratgeber des Kaisers (siehe auch Streit um den Victoriaaltar im Jahr 384).[2] Ein dritter wesentlicher Berater des Kaisers war neben Justina der fränkische Heermeister Bauto († um 385). Ambrosius widersetzte sich immer häufiger den Anordnungen Valentinians, vor allem in Bezug auf dessen Toleranzedikt zugunsten der Arianer, was schließlich in dem erstmals geäußerten Anspruch der Kirche gipfelte, auch über Kaiser richten zu dürfen: 385/386 kam es erneut zum Konflikt mit Ambrosius. Auf Wunsch Justinas sollte die vor den Toren Mailands gelegene Basilica Portiana zu einer Kirche für die Arianer gemacht werden; dies wäre formal im Einklang mit den Gesetzen gewesen, die arianische Kirchen lediglich innerhalb der Städte verboten. Ambrosius aber verweigerte dies und ließ sowohl die Basilica Portiana als auch die große Basilica nova intramurana im Stadtzentrum von einer gewaltbereiten Menge besetzen, die sich den kaiserlichen Beauftragten entgegenstellten. Ambrosius schrieb dem Kaiser einen Brief, in dem er formulierte, die letzte Entscheidung liege grundsätzlich beim Bischof. Im letzten Moment rief der Kaiser seine Soldaten zurück und verließ Mailand in Richtung Aquileia. Im Juni 386 behauptete Ambrosius überdies, die Gebeine der Märtyrer Gervasius und Protasius entdeckt zu haben. Durch dieses angebliche Wunder wurde der Bischof endgültig unangreifbar; Valentinian II. und Justina mussten klein beigeben. Angesichts dieser offensichtlichen Schwäche griff wenig später Magnus Maximus (siehe unten) offen in die Kirchenpolitik im Reichsteil des Valentinian ein. Magnus Maximus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] Im Jahr 383 brach bei den römischen Truppen in Britannien ein Aufstand aus. Ihr Kommandeur Magnus Maximus wurde schließlich von der Armee in Britannien, Belgien, Germania prima und Germania secunda zum Augustus ausgerufen. Gratian zog dem Usurpator entgegen, doch ließen ihn seine Truppen im Stich und liefen zu Magnus Maximus über. Gratian wurde kurz darauf in Lyon ermordet. Maximus wählte als Residenz Trier und wurde vorläufig von Theodosius I., dem Kaiser im Osten und Ehemann von Valentinians Schwester Galla, anerkannt. Zunächst beschränkte er sich auf den einstigen Reichsteil Gratians, doch im Jahr 387 überschritt Magnus Maximus doch die Alpen und marschierte auf Mailand zu. Valentinian und seine Mutter flohen nach Thessalonike zu Theodosius I. Dieser setzte Valentinian wieder ein, nachdem er Maximus in zwei Schlachten geschlagen und kurz darauf hingerichtet hatte. Tod und Nachfolge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] Valentinian selbst residierte seit 389 in Trier und Vienne, doch gelang es ihm auch jetzt nicht, eine selbstständige Regierungstätigkeit auszuüben, obwohl er nun formal der senior Augustus, der dienstälteste Kaiser, war. Das war vor allem der mächtigen Stellung des fränkischen Heermeisters Arbogast geschuldet, der faktisch den Westen regierte, wohl gedeckt von Theodosius. Der hatte ein Interesse daran, den jüngeren, ihm formal aber übergeordneten Valentinian unter Kontrolle zu halten. Arbogast soll schließlich sogar einen Freund Valentinians, der ihm öffentlich widersprochen hatte, vor den Augen des Kaisers ermordet haben. Als Valentinian Arbogast ein Entlassungsschreiben übergab, zerriss Arbogast es, denn da nicht er, sondern Theodosius ihn eingesetzt habe, könne ihn auch nur der entlassen: „Weder hast du mir die Macht gegeben, noch kannst du sie mir nehmen.“[3] Arbogast gelang allerdings die Sicherung der römischen Grenze gegen die Franken, die schon 388 plündernd in Gallien eingefallen waren und eine römische Strafexpedition vernichtet hatten; das geht aus dem Bericht des Sulpicius Alexander hervor, der im Geschichtswerk des Gregor von Tours erhalten ist (siehe auch Marcomer).[4] Valentinian, dessen Charakter in den Quellen gelobt wird, der aber schwer unter der Bevormundung Arbogasts gelitten haben muss, wurde am 15. Mai 392 erhängt in seinem Palast in Vienne aufgefunden.[5] Die Umstände seines Todes sind nicht vollkommen klar: Nach Aussage mehrerer Quellen wurde er auf Veranlassung Arbogasts heimlich ermordet; es hieß, er sei beim Baden erdrosselt worden. Da es diesen Autoren aber vielfach darum ging, Theodosius I. positiv und als Rächer Valentinians darzustellen, ist große Vorsicht geboten: Wahrscheinlich beging der junge Kaiser aufgrund seiner Machtlosigkeit Selbstmord. Auch in diesem Fall wäre Arbogast natürlich eine indirekte Schuld kaum abzusprechen. Da nicht erkennbar ist, welchen Vorteil sich der Heermeister vom Tod Valentinians hätte versprechen können, ist diese Lesart nach Ansicht der meisten Althistoriker deutlich plausibler.[6] Dafür, dass der Kaiser nicht ermordet wurde, spricht überdies die anschließende monatelange Thronvakanz: Hätte man Valentinian getötet, so hätte man wohl bereits einen unmittelbaren Nachfolger zur Hand gehabt.[7] Arbogast bat Theodosius jedenfalls um die Erhebung oder Entsendung eines neuen Augustus für den Westen. Doch Theodosius, der vielleicht keinen seiner beiden jungen Söhne in die Hände des Heermeisters fallen lassen wollte, blieb drei Monate tatenlos. Im August ließ Arbogast daher den Rhetor Eugenius von den Truppen zum Kaiser ausrufen. Der war ein eher toleranter Christ und verständigte sich, nachdem Annäherungsversuche an Ambrosius von Mailand gescheitert waren, bald mit den heidnisch-senatorischen Kreisen um Virius Nicomachus Flavianus, einen prononcierten Heiden, wenngleich auffällt, dass sich mehrere prominente Heiden, darunter Quintus Aurelius Symmachus, sehr zurückhaltend verhielten. Es kam zu einem letzten Aufbäumen des Heidentums im Westen, das in Rom im folgenden Jahr dazu führte, dass die Tempel wieder geöffnet wurden. Die moderne Forschung misst dem religiösen Aspekt der Auseinandersetzung allerdings zumeist keine große Bedeutung mehr bei, da auf beiden Seiten Christen und Heiden standen. Die militärische Reaktion des Theodosius erstickte die vorsichtige heidnische Restauration aber bald: Theodosius erließ Gesetze, die das Heidentum endgültig reichsweit verbieten sollten. 394 besiegte er Eugenius in der Schlacht am Frigidus; sowohl Eugenius als auch Arbogast verloren in diesem Zusammenhang ihr Leben, das Imperium war daraufhin zum letzten Mal (und nur kurzzeitig) wieder unter der Herrschaft eines einzigen Kaisers vereint (auch wenn es formal drei Augusti gab, nämlich neben Theodosius auch seine beiden Söhne).[8] | (Römer), Kaiser Valentinian II. (I24273)
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4589 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Valentinian_III. Valentinian III. (* 2. Juli 419 in Ravenna; † 16. März 455 in Rom), mit vollständigem Namen Flavius Placid(i)us Valentinianus, war von 425 bis 455 Kaiser des Weströmischen Reiches. Er stand während seiner Regierungszeit lange unter dem Einfluss seiner Mutter Galla Placidia und des mächtigen Heermeisters Flavius Aëtius. Kindheit und Jugend Valentinian war der einzige Sohn des Heermeisters und kurzzeitigen Kaisers Constantius III. und der Galla Placidia, der Tochter von Theodosius I. und Enkelin Kaiser Valentinians I. Noch zu Lebzeiten seines Onkels Honorius wurde er bald nach der Geburt von diesem zum nobilissimus ernannt. Als Constantius 421 starb, kam es zum Konflikt zwischen Honorius und Galla Placidia, die schließlich mit ihren beiden Kindern an den oströmischen Hof floh. Valentinian verlor dort zunächst den Titel nobilissimus, wurde dann aber am 23. Oktober 424 in Thessaloniki im Namen seines Vetters Theodosius II., des Kaisers des Ostens, zum Caesar erhoben. Theodosius stattete ihn mit Truppen aus und schickte ihn nach Italien, wo er nach einem kurzen Krieg gegen den Usurpator Johannes, der nach Honorius’ Tod den Thron bestiegen hatte, am 23. Oktober 425 in Rom zum Augustus des Westens ausgerufen wurde. Theodosius II. sandte eigens seinen magister officiorum Helio nach Italien, um die Kaiserkrönung vorzunehmen. Valentinian nannte sich fortan Imperator Caesar Flavius Valentinianus Augustus. Da er erst sechs Jahre alt war, als er Kaiser wurde, stand er während der Zeit seiner faktischen Unmündigkeit (rechtlich war ein römischer Kaiser auch als Minderjähriger rechtsfähig) unter der Vormundschaft seiner Mutter, die zunächst vom Heermeister Felix und dem comes Africae Bonifatius unterstützt wurde, dann ab 433 endgültig unter dem Einfluss des ehrgeizigen Heermeisters Aëtius, der seine Konkurrenten Felix und Bonifatius hatte ausschalten können. 437 heiratete Valentinian Licinia Eudoxia (* 422; † 493), die Tochter seines Vetters Theodosius II. und der Aelia Eudocia. Seit 440 residierte er als erster Kaiser seit Maxentius wieder häufiger in Rom statt in Ravenna. Politik Bereits seit dem ausgehenden 4. Jahrhundert war Westrom zunehmend von Militärs wie Stilicho und Flavius Constantius kontrolliert worden; dies wurde durch den Umstand erleichtert, dass die Kaiser Valentinian II., Honorius und eben Valentinian III. jeweils noch Kinder waren, als sie den Thron bestiegen. Die Position des starken Mannes hinter dem Thron war begehrt und umkämpft; in diesem Wettstreit setzten sich zunehmend Generäle gegenüber Angehörigen der zivilen Administration durch. Sie bestimmten die weströmische Politik. Valentinians Regierungszeit war dabei gekennzeichnet durch eine weitere Erosion der kaiserlichen Autorität und, damit zusammenhängend, den Zerfall des Weströmischen Reichs im Zuge der so genannten Völkerwanderung. Innere Machtkämpfe schwächten das Reich, und barbarische Kriegerverbände nutzten dies aus. Bonifatius soll im Zuge der Rivalität mit Aëtius 429 die Vandalen unter Geiserich zur Hilfe gerufen haben. Diese Behauptung der Quellen wird in der modernen Forschung jedoch meist sehr skeptisch betrachtet, da diese Nachricht nur auf Prokopios von Caesarea und Jordanes zurückgeht, aber nicht in zeitgenössischen Quellen erwähnt wird. Denkbar ist aber, dass Bonifatius die Vandalen ursprünglich als foederati ins Land gerufen hatte, wo diese aber anschließend rebellierten. Die jedenfalls darauffolgende Reichsbildung der Vandalen, begünstigt durch die geringe römische Truppenstärke, umfasste bald die ganze Provinz Africa. Der oströmische General Aspar konnte ihrer Expansion zwar um 434 noch einmal Einhalt gebieten, und 435 schlossen sie (erneut?) ein foedus mit Valentinian III., doch 439 gelang ihnen die Einnahme Karthagos, was für Westrom eine Katastrophe bedeutete: Sizilien wurde verwüstet und Städte an der Westküste des Mittelmeeres von der vandalischen Flotte angegriffen. 441 scheiterte ein (ost-)römischer Gegenangriff, und 442 erhielt Geiserich die Provinz Africa, die nur formal Teil des Römischen Reiches blieb, in einem neuen foedus auch offiziell zugesprochen. Fortan kontrollierten die Vandalen die Getreideversorgung Italiens, das fast ganz von afrikanischem Korn abhing. Hinzu kam, dass dem Reich immer mehr die Kontrolle über große Teile Hispaniens an die Sueben (und später die Westgoten) entglitt. Einzig in Gallien konnte das Reich durchaus noch aktiv werden. Aëtius sorgte dafür, dass dieser Reichsteil wenigstens zu seinen Lebzeiten nicht verloren ging. De facto beherrschten die Römer in Nordgallien jedoch nur die größeren Städte. Unterdessen plünderten die Franken Trier, Reims und Bonn, und föderierte Angelsachsen begannen um 440, Britannien unter ihre Kontrolle zu bringen. Aëtius konnte vor allem aufgrund seiner lange Zeit guten Beziehungen zu den Hunnen und durch das geschickte Ausspielen germanischer Gruppen gegeneinander über mehrere Jahre einen militärischen Zusammenbruch Westroms verhindern und sicherte so zugleich seine eigene dominante Stellung am Kaiserhof. Er, nicht Valentinian, lenkte die Geschicke des Reiches. 450 allerdings kam es zum Konflikt mit den Hunnen unter Attila, der angeblich von einer Hofpartei um Honoria, der Schwester Valentinians III., gegen Aëtius zu Hilfe gerufen worden war. Zwar errang Aëtius 451 in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern einen taktischen Sieg über Attila und seine Verbündeten, doch wurde dieser mit enormen Verlusten unter den ravennatischen Truppen erkauft und hielt Attila zudem nicht von einer Invasion Norditaliens im folgenden Jahr ab. Erst mit dem Tod Attilas 453 brach der militärische Druck durch die Hunnen zusammen. Weitere Feldzüge hatte Aëtius bereits vor 450 gegen die Westgoten in Südgallien, mit denen um 440 ein Friedensabkommen geschlossen wurde, und gegen die Burgunden am Rhein geführt, die weite Teile der Provinz Gallia Belgica erobert hatten. Dieser Kriegerverband wurde 436 mit Hilfe hunnischer Söldner vernichtend geschlagen und 443 im späteren Savoyen angesiedelt. Das Verhältnis zur östlichen Reichshälfte war zunächst gut, da Valentinians Kaisertum seinem Vetter Theodosius II. zu verdanken war. 437 besuchte der Westkaiser Konstantinopel, um der Schwiegersohn seines Cousins zu werden. Das seit vier Jahrzehnten zwischen den beiden Kaiserhöfen umstrittene Illyricum trat er bei dieser Gelegenheit an den Osten ab. Gemeinsam gaben beide Augusti eine Gesetzessammlung in Auftrag, den Codex Theodosianus, der für das Gesamtreich Geltung haben sollte und 438 in Kraft gesetzt wurde. Als Theodosius II. aber 450 ohne leiblichen Erben starb und man in Konstantinopel eigenständig den nicht mit dem Kaiserhaus verwandten Militär Markian zum neuen Augustus erhob, ohne Valentinian zu konsultieren, reagierte dieser mit Empörung und weigerte sich zwei Jahre lang, den neuen Ostkaiser anzuerkennen. Wohl erst im Zusammenhang mit dem hunnischen Angriff auf Italien 452 akzeptierte Valentinian Markian offiziell als seinen Herrscherkollegen; doch laut dem zeitgenössischen Geschichtsschreiber Priskos (Fragment 30) warf er noch 454 Aëtius vor, dieser habe ihn gegen seinen Willen genötigt, den Usurpator im Osten nicht zu bekriegen. Der Mord an Aëtius und Valentinians Ende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] Mit dem Schrumpfen der weströmischen Macht wurde die Abgabenlast mehr und mehr untragbar und die Loyalität der verbliebenen Provinzen stark geschwächt: dem Westreich gingen die Mittel aus, um die notwendigen Truppen zu finanzieren. Dies führte zum Verlust weiterer Gebiete und damit wiederum zu weiter schrumpfenden Einnahmen. Ravenna war auch nach 440 Valentinians Hauptresidenz, aber über ein Viertel seiner langen Regierungszeit verbrachte er in Rom. Unterdessen hatte sich Westrom zusehends in ein vom Militär beherrschtes Staatswesen verwandelt, in dem die zivile Verwaltung, und mit ihr der Kaiser, zunehmend machtlos war. Aëtius herrschte faktisch als Militärdiktator, und nach Attilas Tod schien es niemanden mehr zu geben, der ihm noch gefährlich werden konnte. Valentinian III. scheint sich mit diesem Zustand nicht abgefunden zu haben. Nachdem Attila 453 gestorben war, schien dem Kaiser offenbar der Moment gekommen, sich seines übermächtigen Heermeisters zu entledigen. Im September 454 wurde Aëtius, dessen Sohn nun Valentinians Tochter Eudocia heiraten und somit familiär mit dem Kaiserhaus verbunden werden sollte, während einer Audienz von Valentinian auf dem Palatin in Rom ermordet – laut den Zeitgenossen Hydatius von Aquae Flaviae und Priskos eigenhändig: Als Aëtius gerade die Finanzlage erläuterte und die Steuereinnahmen vorrechnete, sprang Valentinian mit einem Schrei auf einmal von seinem Thron auf und brüllte, er werde es nicht länger ertragen, durch derlei Betrügereien beleidigt zu werden. Er behauptete, Aëtius wolle ihn, indem er ihm die Schuld an den Problemen zuschob, nun auch um die Herrschaft im Westen bringen, wie er es bereits mit dem Osten getan habe; denn nur wegen Aëtius habe er damals darauf verzichtet, dort Markian vom Thron zu entfernen. Während Aëtius angesichts dieses Ausbruchs noch wie gelähmt dastand und nur versuchte, diesen unvernünftigen Anfall zu dämpfen, zog Valentinian bereits sein Schwert aus der Scheide und stürzte sich gemeinsam mit Heraclius, der eine Axt unter seinem Umhang verborgen hatte (denn er war der oberste Eunuch), auf ihn (…). Nachdem er Aëtius erschlagen hatte, tötete Valentinian auch den Präfekten Boethius, der hoch in Aëtius’ Gunst gestanden hatte. Er ließ ihre Leichen unbestattet auf dem Forum präsentieren und berief unverzüglich den Senat ein, wo er gegen beide Männer schwere Vorwürfe erhob, da er fürchtete, es könne wegen Aëtius zu einer Revolte kommen (Priskos, Fragment 30,1 in der Edition von Roger C. Blockley). Der Kaiser sah offenbar keinen anderen Ausweg: Seine Mittel genügten nicht mehr, um den übermächtigen Heermeister auf legalem Weg aus dem Verkehr zu ziehen. Anschließend übernahm er selbst den Oberbefehl über die Truppen und versuchte, das Ansehen des Kaisertums wiederherzustellen. Doch konnte Valentinian aus der Ermordung des magister militum, mit dem gemeinsam der praefectus praetorio Boethius (der Großvater des gleichnamigen Philosophen) den Tod fand, langfristig keinen Gewinn ziehen, im Gegenteil: Am 16. März des folgenden Jahres wurde der Kaiser zusammen mit Heraclius durch zwei ehemalige Gefolgsleute des Aëtius erschlagen, als er in Rom einer Truppenübung beiwohnen wollte. Niemand aus seiner Garde schritt ein, um ihn zu verteidigen. Nach dem Tod Valentinians wurde seine Gemahlin Licinia Eudoxia zur Ehe mit dem Senator und Usurpator Petronius Maximus in Rom gezwungen. Angeblich sollen daraufhin die Vandalen unter Geiserich von der Witwe Valentinians herbeigerufen worden sein; ob dies zutrifft, ist aber umstritten. Politisch gab es genügend andere Gründe für ein Eingreifen des Vandalenkönigs Geiserich, da sich nach dem Tod Valentinians die zuvor guten Beziehungen zwischen Westrom und Karthago erheblich verschlechtert hatten und Italien zudem von Truppen weitgehend entblößt und daher schutzlos war. Die Vandalen überfielen noch 455 die Stadt Rom, wobei Petronius Maximus den Tod fand, und brachten Licinia Eudoxia und ihre beiden Töchter, Eudocia und Placidia, nach Africa. Eudocia (* 439; † 471/72) war seit 442 mit Geiserichs Sohn Hunerich (* 430/440?; † 484) verlobt, den sie 455 oder 456 heiratete. Placidia heiratete spätestens 454 den Senator Olybrius, der 472 kurzzeitig selbst weströmischer Kaiser war. Moderne Bewertung Valentinian fehlte zwar, wie sich 454 zeigte, nicht grundsätzlich die Kraft, das Reich in dieser Krisenzeit zu regieren, aber es gelang ihm nie wirklich, sich von seiner Umgebung zu emanzipieren, wobei seine Person als typisch für die zumeist schwachen spätantiken Kaiser des Westens seit Honorius gelten muss: Wie stark er selbst handelnd in die Regierungsgeschäfte eingriff, ist völlig unklar. Als er sich schließlich 454 durch den Mord an Aëtius zu emanzipieren versuchte, resultierte dies in seinem eigenen Tod, einer weiteren Schwächung des Kaisertums und einem weiteren Bürgerkrieg. Andererseits war seine formal 30-jährige Regierungszeit eine der längsten im römischen Kaiserreich, ebenso wie die seiner Dynastie, die auf Valentinian I. (364 bis 375) zurückging. Mit dem Ende dieser Dynastie verlor der weströmische Reichsteil rasant an Stabilität. Dass es Valentinian III. nicht gelang, die Autorität und Handlungsfähigkeit des westlichen Augustus gegenüber dem Militär wiederherzustellen, hatte weitreichende Konsequenzen: Den folgenden Kaisern, unter denen einige durchaus tatkräftige Gestalten wie Majorian und Anthemius waren, gelang es nicht mehr, sich dauerhaft auf dem Thron zu etablieren. Das Erbe des Aëtius als patricius und Reichsfeldherr trat 456 Ricimer an, der bis zu seinem Tod 472 der starke Mann im zerfallenden Westreich bleiben sollte, der den Kaisern seinen Willen aufzwang und sie mitunter sogar töten ließ. | (Römer), Kaiser Valentinian III. (I24198)
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4590 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Verina Aelia Verina (* 432; † 484) war die Ehefrau des byzantinischen Kaisers Leo I. Durch ihre Tochter Ariadne war Verina die Schwiegermutter des Kaisers Zenon. Über ihre Herkunft ist nichts bekannt. Sie unterstützte schon ihren Schwiegersohn, als der junge Kaiser Leo II., dessen Sohn und ihr Enkel, noch lebte, wandte sich aber nach dessen Tod 474 gegen ihn. Gemeinsam mit ihrem Liebhaber Patricius, ihrem Bruder Basiliskos, dem Isauriergeneral Illus und dem General Theoderich Strabo verschwor sie sich gegen Zenon und zwang ihn 475 zur Flucht aus Konstantinopel. Basiliskos wurde kurze Zeit Kaiser, bis Verina 476 mit Zenon wieder Frieden schloss. Nun wandte sich Verina gegen Illus, der die Verschwörung entdeckte und sie mit Zenons Zustimmung ins Gefängnis warf. Dies wiederum führte zu einem Aufstand ihres Schwiegersohnes Markian, eines Enkels des gleichnamigen Kaisers, in dem dieser aber unterlag. Der jüngere Markian ging danach ins Exil. 483 forderte Zenon Illus auf, Verina freizulassen, woraufhin Illus sich mit Verina verbündete (wohl aufgrund der Sympathien des Kaisers für die Monophysiten) und einen General Leontius zum Kaiser erhob, den Zenon aber ebenfalls schlug. Illus und Verina flohen nach Isaurien, wo sie 484 starb. | (Römerin), Aelia Verina (I24231)
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4591 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Wisigarde Aus dem Leben Wisigardes sind nur wenige Daten von Gregor von Tours überliefert.[1] Sie wurde als Tochter von König Wacho am Langobardenhof an der mittleren Donau geboren. Als erwachsene Frau ehelichte sie nach einer ungewöhnlich langen Verlobungszeit von sieben Jahren den austrischen König Theudebert I. und kam an den merowingischen Königshof nach Köln. Die Verlobung war aus politischen Gründen von Theuderich I. um 531 arrangiert worden, kam aber aufgrund einer Liaison zwischen Theudebert und einer Romanin namens Deoteria erst 537/538 zustande. Nur kurze Zeit nach der Hochzeit verstarb Wisigarde. | (Lethinger), Königin Wisigarde (I24045)
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4592 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Witichis Witichis, der nicht aus dem Königshaus der Amaler stammte, aber über militärische Erfahrung verfügte, führte die Ostgoten im Verteidigungskrieg gegen die oströmischen Truppen Kaiser Justinians an. Witichis war nach dem Sturz des Theodahad zum König ausgerufen worden, obwohl er nicht dem Königshaus der Amaler angehörte; allerdings heiratete er daraufhin Matasuentha aus dem Haus der Amaler. Ursprünglich königlicher Leibwächter, war er seit 530 als erfolgreicher Heerführer hervorgetreten. Seine Abwehrmaßnahmen gegen die kaiserlichen Truppen unter Belisar waren zunächst erfolgreich, allerdings scheiterte er blutig bei dem Versuch, das von oströmischen Truppen besetzte Rom einzunehmen. Als die Lage für die Goten immer aussichtsloser wurde, soll Witichis Prokopios von Caesarea zufolge eine Geheimgesandtschaft nach Persien geschickt haben, um die Sassaniden zum Angriff auf die römischen Ostprovinzen zu überreden. Der Großkönig Chosrau I. griff dann 540 auch tatsächlich Ostrom an, doch kam diese Entlastung für Witichis zu spät. Nachdem er sich in Ravenna verschanzt hatte, konnte der kaiserliche Heermeister Belisar im Frühjahr 540 kampflos in die Stadt einrücken. Der König fiel in die Hände der Byzantiner. Laut dem Zeitzeugen Prokopios hatte er zuvor dem Ansinnen gotischer Adliger zugestimmt, Belisar die Kaiserwürde des Westens anzutragen. Witichis wurde nach Konstantinopel gebracht und dort sehr ehrenvoll behandelt. Justinian I. ernannte ihn zum patricius und stattete ihn mit einer großzügigen Pension aus. Damit endete die erste Phase des Gotenkriegs. Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] Witichis ist eine Hauptperson von Felix Dahns Roman Ein Kampf um Rom.[1] In dem Historienfilm Kampf um Rom wird Witichis von Florin Piersic dargestellt. Bisweilen wird spekulativ Witichis als Vorbild des Wittich in der Sage von Dietrich von Bern erwogen. | (Ostgoten), Witichis (I24174)
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4593 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Zenon_(Kaiser) Zenon, griechisch Ζήνων, lateinisch Flavius Zeno, († 9. April 491), war vom 29. Januar 474 bis zu seinem Tod (ost-)römischer Kaiser. Als Alleinherrscher regierte er ab (17.?) November 474, unterbrochen von einem 20-monatigen Exil Januar 475 bis August 476. Volksaufstände und religiöse Flügelkämpfe prägten seine Regierungszeit, doch unter großen Schwierigkeiten gelang ihm eine Stabilisierung des römischen Ostens. Außenpolitisch war er recht erfolgreich und konnte Frieden mit den Sassaniden halten. In seine Regierungszeit fiel die Abschaffung des weströmischen Kaisertums (476 bzw. 480), womit Zenon de iure zum alleinigen Kaiser im Imperium Romanum wurde. Die frühen Jahre bis zur Thronbesteigung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] Tarasicodissa (oder Trascalissaeus), wie er vor seiner Regierung genannt wurde, war ein Mitglied des Stammes der Isaurier, der in Isaurien im südwestanatolischen Bergland lebte. Die Römer betrachteten dieses „wilde Bergvolk“ als Barbaren, obwohl sie seit über zwei Jahrhunderten bereits das römische Bürgerrecht besaßen und Reichsangehörige des Imperium Romanum waren. Die häufig zu findende Behauptung, Tarasicodissa sei ein isaurischer „Häuptling“ gewesen, ist eine Annahme der modernen Forschung, die keinerlei Rückhalt in den Quellen hat (Croke 2005). Vielmehr dürfte er einer von vielen römischen Soldaten isaurischer Herkunft gewesen sein, die damals den oströmischen Kaisern dienten. Bereits sein Vater Flavius Zeno war hoch aufgestiegen und hatte 448 sogar das Consulat bekleidet. Dem oströmischen Kaiser Leo I. fiel Tarasicodissa auf, als er 466 Papiere vorlegte, die Ardaburius, den Sohn des mächtigen Heermeisters Aspar des Hochverrats verdächtig machten. Um sich unabhängiger von Aspar zu machen, setzte der Kaiser nun auf Tarasicodissa als Gegengewicht und leitete langsam die Entmachtung des magister militum ein, dem er ursprünglich seinen Thron verdankte. Zwei Jahre später galt Tarasicodissa, der sich nun Zenon nannte (nach seinem Vater oder einem anderen Isaurier, der um 440 hohe Ämter bekleidet hatte), bereits als der fähigste General Leos. Während er einen erfolgreichen Feldzug in Thrakien geführt haben soll (bei dem er knapp einem Mordanschlag entging), versenkten seine innenpolitischen Widersacher 468 beinahe die gesamte Flotte des Reiches im Kampf mit den Vandalen, als West- und Ostrom gemeinsam vergeblich versuchten, die afrikanischen Provinzen zurückzuerobern. Leo ließ 471 Aspar beseitigen, und als Tarasicodissa in die Hauptstadt zurückkehrte, wurde er zum magister militum ernannt. Zusätzlich durfte er Leos Tochter Ariadne heiraten. Auch wenn Leo dies alles wohl nur zur Absicherung der Beziehungen zum neuen starken Mann geplant hatte, entsprang dieser Verbindung ein Sohn, der als Leo II. seinem Großvater 474 nachfolgte. Eine Kaisererhebung Zenons scheint Leo I. auf Druck der Bevölkerung, die Zenons Rechtgläubigkeit bezweifelte, verweigert zu haben. Um größere Akzeptanz bei den römischen Eliten und mehr Rückhalt in der größtenteils griechischen Bevölkerung des östlichen Reiches zu erhalten, nahm Tarasicodissa nun auch offiziell den griechischen Namen Zenon (lateinisch Zeno) an. Ob er tatsächlich, wie die ältere Forschung annahm, Anführer einer „isaurischen Partei“ in Konstantinopel war, wird inzwischen bezweifelt. Zenon führte die oströmischen Armeen als General angeblich von Erfolg zu Erfolg: Er vertrieb die Vandalen unter König Geiserich aus Epirus und verjagte die Hunnen und Gepiden aus den Gebieten südlich der Donau – wobei unklar ist, wie stark diese Erfolge von der kaiserlichen Propaganda übertrieben wurden. Elf Tage nach dem Tod Leos I. wurde Zenon von seiner Frau Ariadne und der Kaiserwitwe Verina als Augustus zum Mitregenten gekrönt, da der kleine Sohn noch zu jung war. Als Leo II. bereits im November 474 starb, übernahm sein Vater die Alleinherrschaft. Zenon als Kaiser Zenon wurde vom Volk und den Eliten allerdings wegen der fragwürdigen Legitimität seiner Herrschaft nicht akzeptiert; es kam zu Revolten. Seine Schwiegermutter Verina schmiedete angeblich ein Komplott, um ihren Bruder Basiliskos, der 468 der verantwortliche Admiral der gescheiterten Afrikaexpedition gewesen war, auf den Thron zu bringen, was im Januar 475 auch gelang. Basiliskos war der Exponent der traditionellen Aristokratie, die Zenon nie als würdigen Kaiser betrachtet hatte. Zenon und seine ebenfalls unpopulären isaurischen Soldaten mussten Konstantinopel zunächst verlassen und flüchteten nach Antiochia am Orontes in Syrien. Er war gezwungen, die nächsten 20 Monate im Exil auszuharren, und nutzte diese Zeit, um eine Armee aufzubauen. Die Misswirtschaft und die wachsende Unpopularität des Basiliskos bei der Armee ermöglichten es Zenon, im August 476 Konstantinopel ohne Gegenwehr wieder einzunehmen, nachdem im Vorfeld eine weitere Armee unter General Illus zu ihm übergelaufen war und auch Armatus, der Neffe des Basiliskos, die Seiten gewechselt hatte. Basiliskos wurde nach Phrygien oder Kappadokien verbannt, wo er kurz danach umkam. Den Sohn des Armatus, Basiliskos den Jüngeren, erhob Zenon im Herbst 476 unter dem Namen Leo zum Caesar, setzte ihn aber schon im folgenden Jahr wieder ab und steckte ihn ins Priestergewand; Armatus ließ er umbringen. Unmittelbar nach der Restauration seiner Herrschaft war Zenon gezwungen, eine folgenschwere Entscheidung zu treffen: Odoaker, der Befehlshaber der föderierten Truppen Italiens, hatte Romulus Augustulus, den machtlosen letzten Kaiser Westroms (den Basiliskos anerkannt hatte), Anfang September 476 abgesetzt, und bat um Anerkennung als offizieller Vertreter des Kaisers, um fortan als rex Italiae die foederati zu kommandieren und zugleich im Namen Zenons Italien zu regieren. Zenon verwies darauf, dass es noch einen legitimen Westkaiser gebe, nämlich den bereits 475 aus Italien vertriebenen Julius Nepos, an den sich Odoaker wenden solle. Doch zugleich redete er diesen in seiner Antwort als patricius an; dieser Titel hatte sich im Westen in den Jahrzehnten zuvor als Kennzeichen des faktischen Regierungschefs etabliert, wobei umstritten ist, ob Zenon dies bewusst war. 480 starb Julius Nepos in Dalmatien, und Zenon war fortan gesamtrömischer Kaiser. Jedoch schrieb er angesichts der Schwäche seiner eigenen Stellung im Unterschied zu Leo I. die meisten Westgebiete zunächst faktisch ab, als sich Odoaker nach einigen Jahren nicht mehr an die Vereinbarungen hielt: Zenon dürfte wohl der oströmische Kaiser mit dem geringsten Interesse am Westen gewesen sein. Dies entsprach allerdings vor allem einer realistischen Einschätzung der Lage: Der gescheiterte Krieg gegen die Vandalen 468 hatte die oströmische Staatskasse geleert, und angesichts der Bedrohung an mehreren Fronten und durch Rebellionen im Inneren verfügte Zenon schlicht nicht über die notwendigen Ressourcen, um im Westen aktiv zu werden. Ironischerweise führte gerade diese Konzentration auf Ostrom dazu, dass das Reich langfristig die innere Stärke gewann, um später unter Justinian eine (teilweise erfolgreiche) Rückgewinnung der verlorenen Gebiete versuchen zu können. Seit 472 wuchsen die Ostgoten auf dem Balkan zu einer immer stärkeren Bedrohung heran. Ihre rivalisierenden Anführer Theoderich der Große und Theoderich Strabo zwangen Zenon, ihnen hohe Würden zu verleihen, um sie davon abzuhalten, Konstantinopel anzugreifen oder ihren Nutzen aus den dynastischen Wirrnissen um Zenon zu ziehen. Dennoch war Theoderich Strabo an einer weiteren Verschwörung um Verina beteiligt, die, angeführt von seinem Schwager Marcianus, den Tod des Generals Illus zum Ziel hatte. Im Jahre 479 schlug der loyale Illus diese Revolte nieder. Infolge einer Auseinandersetzung um Zenons jüngeren Bruder Flavius Longinus wurde Illus aber 483 zum Staatsfeind erklärt, was dieser mit offener Rebellion und der Ausrufung des Leontius zum Gegenkaiser (484) in Kilikien beantwortete. Der Aufstand wurde erst 488 nach vierjährigem Bürgerkrieg niedergeschlagen, wobei Illus den Tod fand. Seit dem Tod des Theoderich Strabo 481 war Theoderich, der Sohn Thiudimirs, alleiniger Kriegsherr und rex der föderierten Goten und wurde zu einer zunehmenden Bedrohung auf dem Balkan. Zenon entledigte sich dieses Problems, indem er ihn 488 zum patricius ernannte und mit seinen Kriegern zur „Befreiung“ Italiens von der Herrschaft Odoakers ausschickte. Theoderich siegte nach vierjährigem Kampf und baute dort das Ostgotenreich auf, das formal Ostrom unterstellt war (den Sieg über Odoaker hat Zenon nicht mehr erlebt). Denn bei aller Konzentration auf den Osten hielt auch Zenon an der Idee eines geeinten Imperium Romanum fest – auch wenn ein nicht unerheblicher Teil dieses Reiches sich größtenteils unter der „Verwaltung“ romano-barbarischer Kriegsherren (warlords) befand. Eventuell unterhielt Zenon auch intensivere Kontakte in den Westen. Zahlreiche Goldmünzen, die in der Regierungszeit Zenons geprägt wurden, wurden 1653 im Grab des fränkischen rex Childerich I. gefunden, der in den 460er und 470er Jahren in Nordgallien agierte. Es ist möglich, wenngleich letztendlich nicht beweisbar, dass es sich hierbei um oströmische Hilfszahlungen an den Frankenkönig gehandelt hat. Forscher wie Patrick J. Geary nehmen an, dass Zenon mit Childerich durch ein foedus verbunden war. Von ihrem Reich in Nordafrika aus machten die Vandalen noch immer das Mittelmeer unsicher, indem sie Städte plünderten und Piraterie betrieben. Zenon schickte daher schon 474 eine Delegation nach Karthago, um Geiserich durch ein foedus als faktisch (!) unabhängigen Herrscher anzuerkennen und ihm die Rechtmäßigkeit seiner Eroberungen zu garantieren. Der greise Geiserich nahm an, und dieser Friede hielt über ein halbes Jahrhundert – er war allerdings nach oströmischer Lesart ausschließlich an Geiserich und seine rechtmäßigen Nachfolger gebunden. In Zenons Todesjahr 491 griffen die Vandalen überdies militärisch in Italien ein. Mit dem persischen Sassanidenreich, dem großen Rivalen im Osten, konnte Zenon wie sein Vorgänger Frieden halten, wobei sich die Beziehungen allerdings sehr verschlechtert zu haben scheinen, als der Kaiser den Schlachtentod des Großkönigs Peroz I., der 484 gegen die hunnischen Hephthaliten gekämpft und verloren hatte, auszunutzen versuchte, um die Perser zur Übergabe der wichtigen Stadt Nisibis zu zwingen. Trotz ihrer zeitweiligen Schwäche verweigerten die Perser dies, und ihr König Kavadh I. forderte im Gegenzug Tribute von den Römern – schließlich führte diese Entwicklung unter Zenons Nachfolger Anastasius (s. u.) zum Krieg. Religionspolitisch leitete Zenon in den 80er Jahren des 5. Jahrhunderts eine Verfolgung von Heiden in Alexandria ein, die vor allem auf die heidnischen Philosophielehrer abzielte. Der bekannte pagane Philosoph Horapollon wurde gefoltert und trat später, allerdings angeblich auf eigenen Entschluss, zum Christentum über. Ein Aufstand der Samaritaner unter Justasas in Palästina wurde 484 niedergeschlagen. Mit den Monophysiten versuchte Zenon zu einem Ausgleich zu gelangen: Die umstrittenen Beschlüsse des Konzils von Chalkedon (451), die seit Jahren für erbitterten Streit sorgten, sollten einfach totgeschwiegen werden. Dieser Kompromiss, der im Henotikon formuliert wurde, führte allerdings zum Bruch mit Rom und zum sogenannten akakianischen Schisma (484 bis 519), ohne eine Einigung mit den Monophysiten zu bewirken. Der Kaiser hatte es keiner Seite recht machen können und den Streit nur noch verschlimmert. Am 9. April 491 starb Zenon, und da er sein einziges Kind bereits lange überlebt hatte, nahm sich seine Frau Ariadne ein führendes Mitglied des Hofes, Flavius Anastasius, zum Mann und Nachfolger in kaiserlichen Würden. Zenons Bruder Flavius Longinus, der ebenfalls Ambitionen gehegt hatte, hatte das Nachsehen und wurde übergangen (das Kaisertum war auch in der Spätantike formal nicht erblich). Zenon, unter dem das oströmische Kaisertum aufgrund der fragwürdigen Legitimität seiner Herrschaft eine Krisenphase durchlebte, wird in den Quellen zwar oft als eher schwacher und nachlässiger Herrscher beschrieben, doch stabilisierte er das Reich und die kaiserliche Position letzten Endes nachhaltig, und bei seinem Tod war es wohl bei weitem schlagkräftiger als zuvor – allerdings sollte es Anastasius überlassen bleiben, den Einfluss der Isaurier und der Militärs gewaltsam zu brechen und den Kaiser wieder zum wahrhaft souveränen Herrscher über das Reich zu machen. | (Isaurier) (Römer), Kaiser Zenon (Tarasicodissa) (I24232)
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4594 | Auszug aus: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/021516/2010-02-11/ Erstmals erw. 1256 Zürich, 19.6.1297 Zürich, von Zürich. Sohn des Rüdiger II. (->). 1272 Exspektant am Grossmünster zusammen mit seinen Brüdern Rüdiger III. und Manesso, 1281-94 Chorherr am Grossmünster, 1296-97 Kustos oder Thesaurar; kraft dieses nach dem Propst wichtigsten Amtes des Stifts wird M. häufig als Zeuge zu Rechtsgeschäften des Grossmünsters sowie anderer Zürcher Stifte und Klöster beigezogen. Nach dem Zeugnis des zeitgenöss. Minnesängers Johannes Hadlaub machte er sich zusammen mit seinem Vater auch um die Erhaltung höf. Liedkunst verdient. | Manesse, Johannes (I24110)
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4595 | Auszug aus: https://www.zora.uzh.ch/id/eprint/83873/1/Schiendorfer_Zuerich.pdf Zürich 1. Umbruch und Aufbruch im 13. Jahrhundert Das 13. Jahrhundert bedeutete für Zürich eine Wegstrecke des Umbruchs, in deren Verlauf die politische Hierarchie ebenso umstrukturiert wurde wie jene der geistlichen Zentren; das Rechts- oder das Bildungswesen wären weitere zu nennende Bereiche und natürlich auch jener, den man im engeren Sinne als Kulturschaffen zu bezeichnen pflegt. Bei allem Umbruch und Aufschwung ist aber nicht zu vergessen, dass auch das Turegum des 13. Jahrhunderts noch allemal ein überschaubares Gebilde von kaum 5000 Einwohnern darstellt. Und unter diesen sind es nur wenige hundert, die als städtische Elite den Ton diktieren, und zwar in allen genannten Lebensbereichen. Eindrücklich zeigt sich das gerade am Beispiel der Familie Manesse, der man in den Quellen auf Schritt und Tritt begegnet, sei’s an den Schalthebeln politischer Macht, sei’s als Chorherren, Schulmeister, Schatzmeister oder Pröpste des Großmünsters, sei’s als Handelnde, Zeugen, Bürgen und Kreditgeber in Rechts- und Finanzaktionen, sei’s schließlich auch als Kunstfreunde und Mäzene. Kommen wir zunächst zur Machtverschiebung auf lokalpolitischer Ebene. Stichdatum ist diesbezüglich das Jahr 1218, als die Herzöge von Zähringen in der Manneslinie ausstarben. Bis dahin hatte Zürich unter ihrer Reichsvogtei gestanden, die eine nennens- werte Mitsprache seitens der Bürgerschaft oder des lokalen Klerus nicht vorsah. Nun jedoch wollte es die großpolitische Lage, dass der jugendliche Friedrich II. noch immer um die definitive Etablierung seiner Herrschaft kämpfte und dabei auch auf die Unterstützung der wirtschaftlich aufstrebenden Städte setzte. So traf sich denn seine Interessenlage glücklich mit derjenigen Zürichs. Friedrich übertrug die verwaiste Reichsvogtei keinem anderen Fürstenge- schlecht – besonders die Grafen von Kyburg hatten sich darauf se- riöse Hoffnungen gemacht, sondern unterstellte die Stadt unmittelbar der Krone. Zwar gab es auch weiterhin nominelle Vögte, doch wurden diese nun aus der Zürcher Stadtritterschaft gewählt. Zudem bekam die Reichsstadt das Privileg, eine Anzahl von Abgeordneten zu delegieren, die fortan die Interessen der lokalen Bürgerschaft vertreten sollten. „Schon 1220 tritt erstmals ein Rat der Zürcher Bürgerschaft als politisch eigenständige Kraft auf den Plan, und 1225 wird die Reichsvogtei über Zürich an den Zürcher Bürger und Ritter Hugo Brun verliehen.“ Als einer von dessen frühen Nachfolgern ist 1240 Ritter Rüdiger I. Manesse, der Vater des Liedersammlers, bezeugt. Zu dieser Zeit hatten die Zürcher die Pfalz auf dem Lindenhof längst dem Erdboden gleichgemacht, um jede Erinnerung an diese Symbolstätte der Fremdherrschaft zu tilgen. Stattdessen stellte man den jetzt noch dominanteren geistlichen Zentren mit dem neuen Rathaus ein Wahrzeichen der erstarkenden Bürgerschaft zur Seite. Hier erledigte der Rat – dessen Mitglieder sich selbstbewusst den her-Titel zulegten und das Deutsche zur maßgeblichen Urkundensprache erhoben – seine Geschäfte, und hier war er nicht zuletzt bemüht, seine Kompetenzen kontinuierlich auszuweiten, indem er etwa beharrlich die Privilegien der Fürstin von Zürich, der Fraumünsteräbtissin, nach und nach an sich zog. Die Äbtissin stand aber noch anderweitig unter Druck, denn auch die geistliche Vorherrschaft war zwischen den beiden Stiften umstritten. Und auch hier sollte sich weisen, dass die rivalisierende Großmünsterpropstei über die gewiefteren Strategen verfügte. Hinzu kam neu die Konkurrenz der Bettelorden: 1230 ließ sich in Zürich, unter Führung des Abtes Hugo Ripelin von Straßburg, eine Gruppe von Predigermönchen nieder, deren geistlicher Obhut sich bald darauf die in den frühen Dreißigerjahren gegründeten Dominikanerinnenkonvente zu Oetenbach bei Zürich (ab 1280/85 dann intra muros domiziliert) sowie zu Töß nahe Winterthur unterstellten. Noch vor 1240 gründeten die Franziskaner eine Zürcher Niederlassung, und 1265/70 folgten ihrem Vorbild die Augustiner-Eremiten. Durch die 1230 mitten in ihrer Pfarrei angesiedelten Prediger herausgefordert, setzte die Propstei auf die Karte ihres vornehmen Herkommens. Auf Grundlage eines (nach heutigem Wissensstand etwas obskuren) Dokuments gelang ihr der Nachweis, dass das Großmünster von Karl dem Großen persönlich gegründet worden sei. Damit war zugleich auch das Fraumünster, Gründung Ludwigs des Deutschen, übertrumpft, dessen ungleich berühmterer Vorgänger Karl überdies 1165 auf Betreiben Friedrich Barbarossas heiliggesprochen worden war. 1215 doppelte dessen Enkel Friedrich II. nach, indem er in der Begräbniskirche zu Aachen die kaiserlichen Reliquien in einen neu erstellten Altar überführen und einen Feiertag der translatio Karls ausrufen ließ. Die beispiellose Aura des großen und heiligen Vorgängers sollte auch die Kaiserwürde der Staufer umso glanzvoller erstrahlen lassen. Am Großmünster war man gelehrig. Man erbat sich Teile der Aachener Reliquien, die bereits 1233 tatsächlich gewährt wurden; die Pröpste Otto und Heinrich Manesse ließen einen Karlsaltar errichten, der 1259 eingesegnet wurde. Zugleich führte Heinrich Manesse ein für die Pröpste fortan maßgebliches Siegelbild mit dem kaiserlichen Stifter ein. 1259 war zudem das Jahr, in welchem der universalgelehrte Chorherr und Magister Konrad von Mure (ca. 1210–1281) das neu geschaffene Kantoramt antrat und die Großmünsterliturgie neu zu gestalten begann. Und es überrascht wenig, dass der daraus erwachsene liber ordinarius von 1260/61 ein prunkvolles summum festum zu Ehren Kaiser Karls vorsieht. Einen zweiten Trumpf der Propstei bildete die Stiftsschule, die seit der Jahrhundertmitte ebenfalls eine kräftige Förderung erfuhr, erneut unter Federführung der Herren Manesse und des seit 1244 als Schulleiter amtierenden Konrad von Mure.16 Auf ihre Initiative wurde z. B. das 1260 erstmals belegte Amt eines besonderen Stiftsbibliothekars eingeführt.17 Zu diesem Zeitpunkt dürfte Rüdiger II. Manesse, der 1252 jedenfalls volljährig war, etwa 25 bis 30 Jahre gezählt haben. Könnte er zuvor, als Schützling seiner einflussreichen „Oheime“, die Lateinschule des Großmünsters durchlaufen haben? | Manesse, Heinrich (I24168)
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4596 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Baderich_(Altthüringer) Baderich oder Balderich („der Kühnreiche“, * zwischen 480 und 490; † um 530) war ein Sohn des Thüringer Königs Bisinus. Seine beiden Brüder hießen Herminafried und Berthachar, seine Schwester Raicunda[1] war mit dem langobardischen König Wacho verheiratet. Nach dem Tod seines Vaters (†500-510) teilten sich die drei Brüder das Reich auf. Offenbar nahm Herminafried eine Vorrangstellung ein, dies lässt sich aus den nachfolgenden Ereignissen erschließen. Gregor von Tours schreibt, dass Herminafried, nachdem dieser Berthachar umgebracht hatte, durch Aufhetzung seiner Gemahlin Amalaberga den Frankenkönig Theuderich beauftragt hat, Baderich zu ermorden. Als Lohn für diese Tat sollte das Gebiet Baderichs unter Herminafried und Theuderich aufgeteilt werden. Theuderich besiegte Baderich in einer Schlacht, in welcher der Thüringerkönig fiel. Herminafried dachte aber nicht mehr daran, das Reich zu teilen. So entstand eine Feindschaft zwischen den beiden Königen, die dann zur Schlacht an der Unstrut 531 geführt haben soll. Doch da Gregor ein Franke war und diese den Thüringern feindlich gegenüberstanden, ist nicht bekannt, inwiefern diese Geschichte der Wahrheit entspricht. In der neueren Forschung wird angenommen, dass Baderich, noch vor den fränkischen Invasionen in das Thüringerreich (erste Angriffe erfolgten 529, 531/34 wurde das Reich erobert) verstarb. Er starb anscheinend vor seinem Bruder Herminafried (keine zuverlässigen Details in den Quellen). Baderich hinterließ keine Nachkommen und blieb offenbar unverheiratet. | (Thüringer), König Baderich (I24084)
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4597 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Bisinus Bisinus (gelegentlich auch Basinus, Besinus oder Bisin) ist der Name von zwei verschiedenen Herrschern der Thüringer, die im späten 5. Jahrhundert zur Zeit der Völkerwanderung lebten. Beide werden von Gregor von Tours in dessen Historien erwähnt (Gregor, Historien 2,12 und 3,4). Der bei Gregor Bysinus genannte erste Herrscher soll ein Herrscher der Thüringer um 460 gewesen sein. Er soll den von den fränkischen Großen vertriebenen König Childerich I. bei sich aufgenommen haben, der ihm angeblich seine Gemahlin Basena entführte und mit ihr Chlodwig I., den Stifter des Frankenreichs, zeugte. Diese Darstellung ist historisch allerdings unglaubwürdig,[1] wenngleich Chlodwigs Mutter tatsächlich Basena hieß. Möglicherweise ist dieser Bysinus nicht historisch, sondern erst die zweite Person (siehe unten). Gregor schrieb diesen Teil der Historien um 575 nieder und benutzte dazu oft nur mündliche Überlieferungen, die nicht besonders zuverlässig waren. Der Name Basena taucht häufig im thüringischen Adel auf, das belegen Grabungsfunde. Vielleicht, so die Theorie, hat Gregor Basena mit einer anderen Person aus der Verwandtschaft des Bysinus verwechselt. Der zweite Bisinus herrschte um 500 über die Thüringer und ist historisch besser belegt, er gilt als erster gesicherter Thüringerkönig. Gregor von Tours nennt nicht seinen Namen, doch den von zweien seiner Söhne, die bei Venantius Fortunatus (um 600) als Söhne eines Bisinus (Bessinus) erwähnt werden. Dieser zweite Bisinus war mit einer Langobardin namens Menia verheiratet. Er hatte drei Söhne: Herminafried, Baderich, und Berthachar, die seine Nachfolge in unterschiedlichen Teilen des Reiches antraten, das wenig später von den Franken erobert wurde (531/34). Er hatte außerdem eine Tochter Raicunda,[2] die mit dem Langobardenkönig Wacho verheiratet war.[3] | (Thüringer), König Bisinus (I24081)
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4598 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Brodulf Brodulf, auch Brunulf, (* um 596; † 630) war ein fränkischer Adliger unter der Herrschaft der Merowinger. Die Herkunft Brodulfs gab seit dem Hochmittelalter Anlass für Spekulationen – so gingen Gelehrte wie Jacques de Guyse anhand der familiär auffälligen Häufung des Leitnamens Brunulf davon aus, dass Brodulf dem Geschlecht der salfränkischen Ardennengrafen mit Chlodio als Stammvater entstammte; diese Annahme ist jedoch durch die moderne Quellenforschung widerlegt und wird daher nicht weiterverfolgt. Historisch gesichert ist dagegen die enge verwandtschaftliche Bindung Brodulfs an das merowingische Herrscherhaus – sowohl seine Schwester Sichildis (von Chlothar II.) als auch seine Schwester Gomatrud (von Dagobert I.) waren die Ehefrauen fränkischer Könige und er mithin ihr Schwager. Die erstmalige Erwähnung Brodulfs findet sich in der Chronik des Fredegar für das Jahr 629; weiterhin erwähnt ihn innerhalb des Liber Historiae Francorum die Gesta Dagoberti I., die Lebensgeschichte Dagoberts I., welche um 835 in der Abtei von Saint-Denis vermutlich von Abt Hilduin und Hinkmar von Reims verfasst wurde. Dagobert I. hatte nach dem Tod seines Vaters Chlothar die Herrschaft im Frankenreich übernommen und seinen Halbbruder Charibert II., der als einfältig (simplex) beschrieben wurde, 629 bei der nach fränkischem Erbrecht üblichen Erbteilung übergangen. Wie Fredegar berichtet, war der König auf Druck einer Minderheit neustrischer Adliger um Brodulf, der die Thronansprüche seines Neffen Charibert offen unterstützte, gezwungen, diesem das Unterkönigreich in Aquitanien abzutreten. Er scheint dann in Aquitanien die Funktion eines Hausmeiers innegehabt zu haben. Um die Durchsetzung neustrischer Partikularinteressen gegenüber der Reichseinheit im Frankenreich für die Zukunft zu verhindern, beschloss Dagobert schließlich, seinen einflussreichen Schwager beseitigen zu lassen. 630 wurde Brodulf, der sich im Gefolge Dagoberts während dessen Reichsumfahrt unterwegs nach Aquitanien befand, auf Betreiben des Frankenkönigs während eines Aufenthaltes im burgundischen Saint-Jean-de-Losne gemeinschaftlich von den Vertrauten des Königs, den Duces Amalgar und Arnebert sowie dem Patricius Willibad, ermordet. Brodulf hinterließ eine Tochter, Theodetrudis oder Theodila, die 629 anlässlich einer Besitzteilung im Limousin urkundliche Erwähnung findet. | Brodulf (I24002)
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4599 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Chilperich_I. Chilperich I. (* um 535; † zwischen 27. September und 9. Oktober 584 in Chelles ermordet) war ein fränkischer König aus dem Geschlecht der Merowinger. Er regierte im Teilreich Neustrien (Soissons) von 561 bis zu seinem Tod. Er war ein Sohn des Königs Chlothar I. aus dessen Ehe mit Arnegunde. Leben Chilperichs Vater Chlothar I. hatte in der letzten Phase seiner Regierungszeit das gesamte Frankenreich, das 511 aufgeteilt worden war, wieder unter seiner Herrschaft vereinigt. Als Chlothar 561 starb, waren von seinen Söhnen neben dem nicht als Königssohn anerkannten Gundowald noch vier am Leben, nämlich Charibert I., Guntram I. (Guntchramn), Sigibert I. und Chilperich I. Die drei erstgenannten stammten aus Chlothars Ehe mit Königin Ingund(e), während Chilperich der einzige Sohn von Ingunds Schwester, Königin Arnegunde, war. Früher wurde Chilperich allgemein als der jüngste Sohn angesehen; nach dem aktuellen Forschungsstand war er jedoch der zweitjüngste, Sigibert der jüngste. Chlothar hatte nach seiner Heirat mit Arnegunde (um 533/534) seine Verbindung mit deren Schwester Ingund nicht aufgegeben.[1] Nach dem Tod Chlothars I. brachten die vier Söhne den Leichnam gemeinsam zur Bestattung nach Soissons. Unmittelbar danach bemächtigte sich Chilperich des Thronschatzes und der Stadt Paris. Er bewog mächtige Vornehme durch Geschenke, sich ihm zu unterwerfen. Seine drei Halbbrüder verbündeten sich jedoch gegen ihn und vertrieben ihn aus Paris. Danach führten sie zu viert eine – wie der Geschichtsschreiber Gregor von Tours berichtet – „legitime“, also merowingischem Brauch entsprechende Reichsteilung durch. Chilperich erhielt dabei das Teilreich von Soissons. Er war jedoch mit seinem Erbanteil nicht zufrieden. Als Sigibert, der das östliche Reich Austrasien (Austrien) mit der Hauptstadt Reims erhalten hatte, durch Kämpfe gegen die Awaren gebunden war, nutzte Chilperich diese Gelegenheit zu einem Einfall ins Ostreich und eroberte Reims. Chilperichs Unzufriedenheit und Aggressivität hing wohl damit zusammen, dass er von Chlothar I. als Lieblingssohn bevorzugt worden war und daraus einen Anspruch auf eine Vorrangstellung bei der Nachfolgeregelung ableitete.[2] Sigibert unternahm bald einen Gegenangriff; er eroberte Soissons und nahm Chilperichs Sohn Theudebert gefangen (562). 563 ließ Sigibert Theudebert frei, doch er behielt Soissons dauerhaft.[3] Im Jahr 567 starb Charibert I., der den Reichsteil erhalten hatte, dessen Hauptstadt Paris war. Da er keine Söhne hatte, wurde sein Gebiet aufgeteilt. Dabei erhielt Chilperich die Küstengebiete zwischen Somme und Loire. Zu seinem Anteil gehörten im Norden (Francia) Amiens und Beauvais sowie im Süden Bordeaux, Limoges und Cahors. Der größte Teil der Provinzen Rouen und Tours kam in seinen Besitz, nicht aber die Stadt Tours, die ebenso wie Poitiers an Sigibert fiel. Die Königsstadt Paris, über welche die Brüder sich nicht einigen konnten, wurde neutralisiert. Die Feindschaft zwischen Chilperich und Sigibert verschärfte sich durch die Heiratspolitik. Sigibert heiratete 566 Brunichild, eine Tochter des Westgotenkönigs Athanagild. Diese Heirat veranlasste Chilperich, Athanagild um die Hand von Brunichilds älterer Schwester Gailswintha zu bitten. Die Ehe wurde geschlossen, doch schon um 570 ließ Chilperich Gailswintha ermorden und heiratete seine Konkubine Fredegunde, die von sehr niedriger Herkunft war (sie stammte aus dem Gesinde). Dies führte zu einer dauerhaften Feindschaft zwischen Chilperich und Brunichild. Chilperich eröffnete den Krieg gegen Sigibert, indem er Tours und Poitiers von einem Heer unter seinem Sohn Chlodwig besetzen ließ, um eine Verbindung zwischen seinen nördlichen Kerngebieten und seinem Besitz im Süden zu schaffen. Dieser Erfolg war nur vorübergehend, denn Chlodwigs Streitmacht wurde von Truppen Guntrams I. unter der Führung des Feldherrn Mummolus, der mit Sigibert verbündet war, vertrieben. 573 kam es jedoch zum Bruch zwischen Sigibert und Guntram. Chilperich nutzte diese Gelegenheit zu neuen Angriffen auf Sigiberts Gebiet, die er von seinem Sohn Theudebert ausführen ließ. Nach wechselhaften Kämpfen unternahm Sigibert 575 eine sehr erfolgreiche Offensive; er besetzte Paris und große Teile von Chilperichs Reich. Theudebert fiel im Kampf gegen Sigiberts Truppen, Chilperich verschanzte sich in Tournai im äußersten Norden seines Reichs. Viele bisherige Getreue Chilperichs liefen zum Sieger über, so dass Chilperich in eine aussichtslose Lage geriet.[4] Als jedoch 575 Sigibert ermordet wurde – die beiden Mörder handelten im Auftrag Fredegundes –, trat die große Wende ein. Chilperich konnte den ganzen Teil des ehemaligen Reichs Chariberts, der 567 Sigibert zugefallen war, erobern. Brunichild wurde gefangen genommen, konnte jedoch 577 fliehen. In Austrasien trat Childebert II., der unmündige Sohn Sigiberts und Brunichilds, die Nachfolge seines Vaters an. Die dortigen Großen verbündeten sich mit Guntram I. gegen Chilperich. 577 adoptierte Guntram, der keinen Erben hatte, Childebert II. und setzte ihn zu seinem Erben ein. Die austrasische Politik wurde von Chilperichs Feindin Brunichild gesteuert. 581 kam es jedoch in Austrasien zu einem Umschwung; Brunichild wurde gestürzt, und es kam eine Partei an die Macht, die sich mit Chilperich gegen Guntram verständigte. Chilperich hatte damals nach dem Tod seiner Söhne keinen männlichen Nachkommen mehr; daher setzte er im Rahmen dieses neuen Bündnisses seinen Neffen Childebert II. als Erben ein. Unter diesen Umständen gelang es Chilperich, auch noch Guntrams Anteil am ehemaligen Reich Chariberts in seinen Besitz zu bringen. Er plante 583 einen Großangriff auf Guntram, der gemeinsam mit den Austrasiern durchgeführt werden sollte. In Austrasien trat aber ein erneuter Umschwung zugunsten der Anhänger Brunichilds ein. Darauf bereitete sich Chilperich auf einen Krieg gegen seine austrasischen Gegner und gegen Guntram vor. Er verbündete sich mit dem Westgotenkönig Leovigild und verlobte seine Tochter Rigunth mit dessen Sohn Rekkared. Der Krieg brach aber nicht aus, denn im Herbst 584 wurde Chilperich bei der Rückkehr von der Jagd ermordet. Der Urheber des Anschlags ist unbekannt; es soll sich um eine Verschwörung unzufriedener Höflinge im Einvernehmen mit austrasischen Großen gehandelt haben.[5] Chilperichs Sohn Chlothar II. war damals erst wenige Monate alt. Daher musste die Witwe Fredegunde sich unter den Schutz Guntrams stellen, der nun in Paris einzog. Chilperich wurde in der Kirche St. Vincent in Paris beerdigt, ebenso wie 13 Jahre später Fredegunde. Familie Chilperich heiratete dreimal. Die erste Ehe schloss er um 549/550 mit Audovera, die damals etwa fünfzehn Jahre alt war. Mit ihr hatte er die drei Söhne Theudebert (* um 548/551), Merowech (* um 551/552) und Chlodwig (Chlodowech, * um 553) sowie zwei Töchter, Basina (* um 555–565) und Childesinth (* um 565). Basina trat 580/581 in das Kloster Sainte-Croix zu Poitiers ein. Chilperich trennte sich von Audovera und heiratete um 567 in zweiter Ehe Gailswintha, eine Tochter des Westgotenkönigs Athanagild, die er um 570 ermorden ließ. Diese Ehe blieb kinderlos. Darauf verband er sich in dritter Ehe mit der Magd Fredegunde, die schon seit etwa 565 seine Konkubine gewesen war. Von ihr hatte er fünf Söhne, von denen vier früh starben: Chlodobert (* 565; † 580); Samson (* 575; † 577); Dagobert († 580) und Theuderich (* 582; † 584). Nur der jüngste Sohn aus dieser Ehe, Chlothar II. (* 584), überlebte und konnte die Nachfolge Chilperichs antreten. Die einzige Tochter aus Chilperichs dritter Ehe war Rigunth, deren Verheiratung mit dem Sohn des Westgotenkönigs nicht zustande kam. Nach dem Tod Chilperichs kam es 589 zu schweren, auch handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen Fredegunde und Rigunth. Von den drei Söhnen aus Chilperichs erster Ehe überlebte keiner den Vater. Theudebert fiel 575 im Kampf gegen Heerführer König Sigiberts. Merowech heiratete die nach Sigiberts Tod verwitwete Brunichild; er rebellierte 576 gegen seinen Vater und wurde im folgenden Jahr getötet.[6] Chlodwig, der als Heerführer für Chilperich tätig gewesen war, geriet nach dem Tod seiner Brüder in Konflikt mit seiner Stiefmutter Fredegunde; er wurde 580 auf Befehl Chilperichs verhaftet und Fredegunde übergeben, die ihn in Noisy-le-Grand gefangenhalten und noch im selben Jahr ermorden ließ.[7] Kulturelle Aktivität Chilperich war für einen Merowinger relativ gebildet und zeigte ein für damalige Herrscher ungewöhnlich starkes Interesse an kulturellen Belangen. Er diskutierte über die Trinität und verfasste eine Schrift darüber, worin er die Unterscheidung von Personen in der Dreifaltigkeit ablehnte und die Einheit Gottes betonte. Diese Auffassung (Sabellianismus) war schon in der Antike von der Kirche verworfen worden und war nach katholischer Auffassung eine Häresie.[8] Er schrieb sogar lateinische Gedichte, die nicht mehr nach antiker Metrik auf der geregelten Abfolge kurzer und langer Silben beruhten, sondern – wie später im Mittelalter üblich – auf dem Rhythmus, der sich an der natürlichen Betonung orientiert. Eines dieser Gedichte, ein Hymnus auf den heiligen Medardus, ist erhalten.[9] Außerdem fügte Chilperich dem lateinischen Alphabet vier neue Buchstaben hinzu, um es den Erfordernissen des fränkischen Lautsystems anzupassen.[10] Er befahl, die neuen Schriftzeichen überall im Schulunterricht zu verwenden. Zeitweilig lebte an Chilperichs Hof der Dichter Venantius Fortunatus, der als Hofdichter den Herrscher rühmte. Chilperich war sehr bemüht, römische imperiale Herrlichkeit für die Merowinger wieder in Szene zu setzen. So baute er in Soissons einen Circus und ein Amphitheater, welche aber aufgrund der fehlenden Nachhaltigkeit in der Kultur der Merowinger nicht überdauerten. Auch beauftragte er im Sinne der römischen Kaiser, Getreide einzukaufen und im Land zu verteilen. So übernahm er kaiserlich-römische Traditionen, ohne diese jedoch substantiell wieder beleben zu können. Zeitgenössische Beurteilung Der Bischof und Geschichtsschreiber Gregor von Tours, der Chilperich gut kannte, beurteilte ihn äußerst negativ. Er bezeichnete ihn als Nero und Herodes unserer Zeit. Insbesondere schrieb er, der König habe Personen zu Unrecht verurteilt, um ihr Vermögen zu konfiszieren, und habe Testamente, die zugunsten der Kirchen abgefasst waren, nicht respektiert. Chilperich habe die Kirchen gehasst und die Bischöfe verspottet und oft gesagt: Siehe, unser Schatz ist arm, und unser Reichtum ist an die Kirchen gefallen; keiner herrscht jetzt überhaupt als allein die Bischöfe; unsere Macht ist dahin und an die Bischöfe der Städte gekommen. Nach Gregors Angaben war Chilperich in seinem Reich sehr unbeliebt.[11] Anmerkungen 1 Ewig (1991) S. 55f. 2 Brigitte Kasten: Königssöhne und Königsherrschaft, Hannover 1997, S. 15–17. Siehe auch Schneider S. 88–92 und Grahn-Hoek S. 189–191. 3 Vgl. Matthias Springer: Sigibert I.. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 28, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-018207-6, S. 387.; Kasten S. 44f. 4 Einzelheiten bei Grahn-Hoek S. 195–198; vgl. Konrad Bund: Thronsturz und Herrscherabsetzung im Frühmittelalter, Bonn 1979, S. 261–264. 5 Bund S. 270, Ewig (2001) S. 47. 6 Zum Hintergrund siehe Schneider S. 96f., Grahn-Hoek S. 203–211, Kasten S. 45–49. 7 Bund S. 269f. 8 Gregor von Tours, Historiae 5.44. 9 Ymnus in solemnitate sancti Medardi episcopi, kritisch herausgegeben und ins Deutsche übersetzt von Udo Kindermann: König Chilperich als lateinischer Dichter. In: Sacris erudiri, Bd. 41, 2002, S. 247–272. Siehe dazu Franz Brunhölzl: Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters, Bd. 1, München 1975, S. 117f. 10 Zu diesen Bestrebungen Chilperichs siehe Reinhard Wenskus: Chilperich I.. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 4, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1981, ISBN 3-11-006513-4, S. 461 f. 11 Gregor von Tours, Historiae 6.46. Zur mangelnden Loyalität von Chilperichs Untertanen siehe Grahn-Hoek S. 221–223. | (Merowinger), König Chilperich I. (I24003)
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4600 | Auszug aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Chlothar_II. Chlothar II. (* 584; † zwischen 18. Oktober 629 und 8. April 630), genannt der Junge, aus dem Geschlecht der Merowinger war König der Franken von 584 bis 629. Leben Chlothar war wenige Monate alt, als sein Vater Chilperich I. 584 ermordet wurde. Seine Mutter, Königin Fredegunde, verwaltete das Königreich bis zu ihrem Tod im Jahr 597. Sein Onkel Guntram I., König des burgundischen Teilreichs, stellte Fredegunde und Chlothar bis zu seinem Tod 592 unter seinen Schutz. Im Alter von 13 Jahren bestieg er den Thron. Chlothar siegte 613 über Brunichild (Brunhilde), die Regentin von Burgund, und ließ sie hinrichten. Damit war Chlothar II. seit dem Tod seines Großvaters der erste König über das gesamte Frankenreich. Allerdings musste er im Jahre 614 dem fränkischen Adel, der entscheidend zu seinem Sieg über Brunhilde beigetragen hatte, im Edictum Chlotharii wichtige Zugeständnisse machen. Damit legte er den Grundstein für den späteren Aufstieg der Hausmeier, insbesondere der Karolinger. In Burgund blieb die Lage nach dem Tod der Brunichild angespannt, die Burgunder versuchten, wieder ein eigenständiges Teilkönigreich zu erschaffen. Godinus, der Sohn des burgundischen Hausmeiers Warnachar, heiratete 626 dessen Witwe und trat dessen Nachfolge an, allerdings ohne Zustimmung Chlothars. Chlothar lockte daraufhin Godinus nach Neustrien und ließ ihn umbringen. Das Amt des burgundischen Hausmeiers blieb bis 642 unbesetzt. Insgesamt war Chlothars Regierungszeit eine Friedenszeit für das Frankenreich, so berichtet es zumindest die Fredegarchronik. Er verlegte seine Residenz von Rouen nach Paris und stellte die alten Grenzen der Teilkönigreiche wieder her. Zusammen mit der Herrschaft seines Sohnes gilt diese Zeit als letzter Höhepunkt des merowingischen Königtums. 623 übergab Chlothar das Königreich Austrasien, als Unterkönigreich auf Forderung des austrasischen Adels, seinem Sohn Dagobert I. Chlothar starb im Winterhalbjahr 629/630 und wurde in Paris in der Kirche St. Vincent beerdigt. Ehen und Nachkommen Chlothar heiratete dreimal: um 599 Heldetrud (Haldetrud), † vor 613, begraben St. Ouen in Rouen Bertetrud, † 618, begraben in St. Vincent in Paris Sigihild, 625/626 bezeugt, † 28. September 629, begraben in St. Vincent in Paris Aus seiner ersten Ehe hatte er drei Kinder: Merowech, 604 bezeugt Sohn, † nach 613 Dagobert I. (* 603; † 639) Aus seiner zweiten Ehe hatte er einen weiteren Sohn, Charibert II. Darüber hinaus wird vermutet, dass Aemma, die Ehefrau des Königs Eadbald von Kent, eine Tochter von ihm war. | (Merowinger), König Chlothar II. (I23992)
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