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Kaiser Heinrich IV. (Salier)

Kaiser Heinrich IV. (Salier)

männlich 1050 - 1106  (55 Jahre)

Angaben zur Person    |    Medien    |    Notizen    |    Ereignis-Karte    |    Alles

  • Name Heinrich IV. (Salier) 
    Titel Kaiser 
    Geburt 11 Nov 1050  Kaiserpfalz Goslar Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Geschlecht männlich 
    Titel (genauer) Mitkönig (ab1053), Römisch-Deutscher Kaiser König (ab 1056), Römisch-Deutscher Kaiser (von 1084 bis zur Abdankung am 31. Dezember 1105) 
    Tod 7 Aug 1106  Lüttich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Beerdigung Dom von Speyer Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Personen-Kennung I4740  Reise in die Geschichte / Journey into the history / Voyage dans l'histoire | Stammler Manfred - Vorfahren, Zwyer Katharina - Vorfahren
    Zuletzt bearbeitet am 25 Apr 2018 

    Vater Kaiser Heinrich III. (Salier),   geb. 28 OKT 1017   gest. 5 OKT 1056, Bodfeld im Harz Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 38 Jahre) 
    Mutter Gräfin Agnes von Poitou,   geb. um 1025   gest. 13 DEZ 1077 (Alter 52 Jahre) 
    Eheschließung 21 Nov 1043 
    Familien-Kennung F3  Familienblatt  |  Familientafel

    Familie 1 Gräfin Berta von Savoyen (von Maurienne),   geb. 21 Sep 1051   gest. 27 DEZ 1087 (Alter 36 Jahre) 
    Eheschließung 13 Jul 1066  Würzburg und Tribur Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    • Bereits als Kinder und noch zu Lebzeiten Heinrichs III. waren Heinrich IV. und Bertha am 25. Dezember 1055 in Zürich verlobt worden.
    Kinder 
     1. König Konrad III. von Italien (Salier),   geb. 12 Feb 1074, Kloster Hersfeld Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 27 Jul 1101, Florenz Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 27 Jahre)
     2. Prinzessin Agnes von Deutschland (von Waiblingen),   geb. CIR 1073   gest. 24 Sep 1143 (Alter 70 Jahre)
     3. König Heinrich V. (Salier),   geb. 1081 oder 1086   gest. 23 MAI 1125 (Alter 39 Jahre)
    Fotos Mittelalter
    Heinrich-IV-und-Bertha-Canossa
    Heinrich-IV-und-Bertha-Canossa
    Heinrich IV und Bertha im Canossa John Foxe 1563
    -Drei Tage in klirrender Kälte warten auf Papst Gregor-
    Familien-Kennung F1146  Familienblatt  |  Familientafel
    Zuletzt bearbeitet am 26 Okt 2017 

    Familie 2 Adelheid (Jewspraksija, Praxedis) von Kiew,   geb. 1067/1070   gest. 20 Jul 1109, Kiew Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 39 Jahre) 
    Eheschließung 14 Aug 1089 
    Scheidung 1095 
    Familien-Kennung F4970  Familienblatt  |  Familientafel
    Zuletzt bearbeitet am 26 Okt 2017 

  • Ereignis-Karte
    Link zu Google MapsGeburt - 11 Nov 1050 - Kaiserpfalz Goslar Link zu Google Earth
    Link zu Google MapsEheschließung - 13 Jul 1066 - Würzburg und Tribur Link zu Google Earth
    Link zu Google MapsTod - 7 Aug 1106 - Lüttich Link zu Google Earth
    Link zu Google MapsBeerdigung - - Dom von Speyer Link zu Google Earth
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  • Fotos Mittelalter
    Heinrich-IV-und-Bertha-Canossa
    Heinrich-IV-und-Bertha-Canossa
    Heinrich IV und Bertha im Canossa John Foxe 1563
    -Drei Tage in klirrender Kälte warten auf Papst Gregor-

    Grabsteine
    Heinrich-IV-Grabkrone
    Heinrich-IV-Grabkrone

  • Notizen 
    • https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_IV._(HRR)

      Heinrich IV. (* 11. November 1050 vermutlich in Goslar; † 7. August 1106 in Lüttich) aus der Familie der Salier war der älteste Sohn des Kaisers Heinrich III. und der Kaiserin Agnes. Ab 1053 war er Mitkönig, ab 1056 römisch-deutscher König und von 1084 bis zu seiner durch seinen Sohn Heinrich V. erzwungenen Abdankung am 31. Dezember 1105 Kaiser.
      Heinrich war der letzte König des römisch-deutschen Mittelalters, der als Minderjähriger auf den Thron kam. Die Legitimation seiner Herrschaft sah er, wie sein Vater, vor allem im Gottesgnadentum begründet. Dies erschwerte die Zusammenarbeit mimit den Großen des Reichs. Bereits in den letzten Regierungsjahren Heinrichs III. hatten Konflikte um die Teilhabe der Fürsten an der Herrschaft zu einer Krise geführt. Die Zeit der Unmündigkeit Heinrichs, als seine Mutter die Regierungsgeschäfte führte, nutzten die um Macht und Einfluss rivalisierenden Fürsten, um ihre eigenen Herrschaftsbereiche auszubauen.
      Als Heinrich volljährig geworden war, versuchte er den Einfluss der Fürsten zurückzudrängen und die königlichen Herrschaftsrechte zu stärken. Er stützte sich dabei auch auf die Reichsministerialität, die sich zu einer neuen Funktionselite entwickelte. In Sachsen wollte Heinrich durch den Bau zahlreicher Burgen der königlichen Autorität wieder Geltung verschaffen und löste dadurch den Sachsenkrieg aus. Zeitlich parallel begannen die Auseinandersetzungen mit dem aufstrebenden Reformpapststtum um das Verhältnis zwischen geistlicher (sacerdotium) und weltlicher (regnum) Macht. Sie kulminierten im sogenannten Investiturstreit und führten 1076 zu Absetzung und Exkommunikation des Saliers durch Papst Gregor VII. Der Gang nach Canossa 1077, wo sich der König unterwarf und vom Bann gelöst wurde, gilt als Höhepunkt der Auseinandersetzung mit dem Papsttum. Als Reaktion auf die zunehmende Unzufriedenheit der Großen mit der Herrschaft Heinrichs wurden auf Fürstentagen die Gegenkönige Rudolf von Rheinfelden (1077–1080) und Hermann von Salm (1081–1088) gewählt.
      Die krisenhaften Wandlungsprozesse in der Zeit Heinrichs IV. schmälerten vor allem die ideellen Grundlagen der Königsherrschaft. Die Vorstellung von einem durch dynastische Kontinuität legitimierten Königtum trat zurück. Das Prinzip der fürstlicchen Teilhabe an der Herrschaft im Reich, das durch die Königswahl begründet wurde, und der Idoneitätsgedanke, die Frage nach der Eignung eines Kandidaten, gewannen an Bedeutung. Heinrichs Versuch, die salische Königsgrablege Speyer als Inbegriff des Zusammenhangs von Herrschaftsanspruch und Königsdynastie zu präsentieren, änderte daran letztlich nichts. Die Auseinandersetzung mit dem Reformpapsttum zeigte, dass der König nicht allein Gott verantwortlich war, sondern durchaus bereits auf Erden gerichtet, ja sogar abgesetzt werden konnte.
      Nur wenige Herrscher des Mittelalters wurden von den Zeitgenossen so unterschiedlich beurteilt. Den Anhängern des salischen Königtums galt Heinrich IV. als Repräsentant des allein von Gott verliehenen Herrscheramtes, seinen Gegnern dagegen als Tyrann und als Verkörperung des Bösen schlechthin. In der Forschung wurde er seit dem 19. Jahrhundert oft als Märtyrer im Kampf des Königtums um eine starke Zentralgewalt gegen die übermächtigen Kräfte der gregorianischen Papstkirche und der deutschen Fürsten dargestellt. Die jüngere Forschung urteilt differenzierter, ohne jedoch einen Konsens gefunden zu haben. Die zahlreichen negativen Urteile der Zeitgenossen über Lebens- und Amtsführung des Königs werden unterschiedlich interpretiert, gelten jedoch grundsätzlich als Indikatoren für das in seiner Zeit herrschende politische Klima, das von Auseinandersetzungen geprägt war, die auf grundsätzliche Konfliktlinien zurückgingen.

      Herkunft und Kindheit
      Am 11. November 1050 gebar die zweite Frau Agnes von Poitou Kaiser Heinrichs III. in der Kaiserpfalz Goslar den lang ersehnten Thronfolger.[1] Die Eltern gaben ihrem Sohn zunächst den Namen des Großvaters, Konrad. Auf einen Thronfolger hatte der Kaiser lange warten müssen, aus seiner Ehe mit Agnes waren mit Adelheid (1045), Gisela (1047) und Mathilde (1048) zunächst drei Töchter hervorgegangen. Bereits am Weihnachtsfest 1050 in Pöhlde ließ Heinrich die anwesenden Großen dem noch ungetauften Sohn die Treue schwören. Am nächsten Osterfest in Köln taufte der Kölner Erzbischof Hermann das Kind auf den Namen Heinrich. Die Wahl des Abtes Hugo von Cluny als Taufpate war Ausdruck der engen Bindung des salischen Herrscherhauses an die religiösen Strömungen dieser Zeit.[2]
      Die Regierung Heinrichs III. war von zahlreichen schwerwiegenden und lang andauernden Konflikten mit den Großen des Reiches geprägt. Heinrich beharrte auf der Durchsetzung der königlichen Gewalt und Autorität, die ihn weit über die Fürsten heraushebe. Mit dieser Haltung wich er von der durch clementia, die herrscherliche Milde, geprägten Regierungsweise der Ottonen ab. Bereits unter Heinrich III. zeigten sich Vorboten einer Krise des Herrschaftsmodells. Gegen die selbstherrliche Art und den autokratischen, allein der Verantwortung gegenüber Gott verpflichteten Regierungsstil rebellierten die Großen Konrad von Bayern, Gebhard von Regensburg, Welf von Kärnten und Gottfried der Bärtige. Die zeitgenössische Sichtweise bringt Hermmann von Reichenau im Zusammenhang mit dem Aufstand Konrads im Jahr 1053 zum Ausdruck: „Zu dieser Zeit murrten sowohl die Großen des Reiches wie die Geringeren mehr und mehr gegen den Kaiser und klagten, er falle schon längst von der anfänglichehen Haltung der Gerechtigkeit, Friedensliebe, Frömmigkeit, Gottesfurcht und vielfältigen Tugenden, in der er täglich hätte Fortschritte machen sollen, allmählich mehr und mehr ab zu Gewinnsucht und einer gewissen Sorglosigkeit und werde bald vieiel schlechter sein, als er war.“[3] Eine große Verschwörung der süddeutschen Fürsten Welf III. von Kärnten und des 1053 abgesetzten Bayernherzogs Konrad im Jahre 1055 zielte darauf, Heinrich III. Amt und Leben zu rauben und Konrad als Nachfolger einzusetzen. Doch scheiterte der Aufstand, da die beiden Anführer Ende 1055 plötzlich verstarben.
      Bereits in den ersten Lebensjahren des Königssohnes wurde in Kreisen der Fürsten die Befürchtung laut, dass dieser „in Charakter und Lebensart in die Fußstapfen des Vaters treten“ werde.[4] Als der Kaiser im Jahr 1053 in der südlich von Mainz auf der rechten Rheinseite gelegenen Königspfalz Trebur seinen Sohn zum Nachfolger im Königsamt wählen ließ, brachten die Großen des Reichs einen in der Geschichte der Königswahl noch nie dagewesenen Vorbehalt zum Ausdruck. Sie wollten dem neuen König nur folgen, „wenn er ein gerechter Herrscher werde“ – si rector iustus futurus esset.[5] Am 17. Juli 1054 salbte der Kölner Erzbischof Hermann den noch nicht vierjährigen Heinrich in Aachen zum König. Auch die zukünftige Heirat leitete Heininrich III. noch in die Wege. Am Weihnachtsfest 1055 wurde der Thronfolger mit der ein Jahr jüngeren Bertha von Turin verlobt. Möglicherweise sollte damit die Familie der Braut zur Loyalität verpflichtet und ein Gegengewicht zu den Markgrafen von Tuszien geschaffen werden, da deren Erbin Beatrix mit Gottfried dem Bärtigen einen hartnäckigen Widersacher Heinrichs III. geheiratet hatte.[6]

      Regentschaft der Kaisermutter Agnes
      Im Jahr 1056 starb Heinrich III. in der Königspfalz Bodfeld am Harz. Noch auf dem Totenbett sorgte der Kaiser dafür, dass durch eine erneute Wahl die Thronfolge seines Sohnes bestätigt wurde. Mit der Regelung der Nachfolge wurde Papst Viktor II. betraut, der als ehemaliger Kanzler und Bischof von Eichstätt im Reich große Autorität besaß. Der Herrscherwechsel scheint ohne erkennbaren Widerstand vollzogen worden zu sein. Noch in Bodfeld versuchte Viktor die Zustimmung bislang noch oppositioneller Personen zu erreichen. Nach der Bestattung des Kaisers reiste er nach Aachen und setzte das königliche Kind auf den Thron Karls des Großen. Anfang Dezember gelang dem Papst auf einem Hoftag die Aussöhnung mit Gottfried dem Bärtigen. WWenige Wochen später erreichte er zu Weihnachten auf einem Hoftag in Regensburg den Ausgleich mit den Aufständischen in Bayern. Stellvertretend für den minderjährigen König führte seine Mutter Agnes von Poitou die Regierungsgeschäfte. Als Viktor II. im Sommer 1057 starb, verlor die Regentin ihren wichtigsten Helfer. Zugleich riss die Verbindung zu den kirchlichen Reformkräften an der römischen Kurie ab.
      Die Sorge um das Schicksal des Reiches ließ die gegensätzlichen Interessen der Fürsten zunächst in den Hintergrund treten, die Herrschaft des minderjährigen Königs war unbestritten. Die Fürsten machten Agnes zahlreiche Zugeständnisse für die Wahahrnehmung der Regierungsgeschäfte. Die Kaiserin behielt das Herzogtum Bayern und ihr wurde ein Designationsrecht für den Fall eines vorzeitigen Todes Heinrichs IV. eingeräumt. Der Beginn der Vormundschaftsregierung verlief erfolgversprechend. Im September 1058 gelang Agnes ein Friedensschluss mit dem ungarischen König Andreas. Im Laufe der Zeit schränkten politische Zwänge und persönliche Machtinteressen den Handlungsspielraum der Kaiserin jedoch zunehmend ein.[7] 1057 entführte Rudollf von Rheinfelden die Kaisertochter Mathilde und erzwang dadurch seine Erhebung zum Herzog von Schwaben. Als Graf Berthold von Zähringen sich dagegen empörte, da der verstorbene Heinrich III. ihm dieses Herzogtum zugesagt hatte, musste ihn Agnes 1061 mit dem frei werdenden Herzogtum Kärnten entschädigen. 1061 übertrug Agnes, wohl als Folge der ungarischen Verwicklungen, das Herzogtum Bayern an den Sachsen Otto von Northeim. Der Verzicht auf die unmittelbare Verfügungsgewalt über die Herzogtümer schmälerte die materielle Basis des Königtums und gab mit den Zähringern, Northeimern und Rheinfeldenern neuen Adelsfamilien die Möglichkeit zum Ausbau der eigenen Herrschaft.
      In der Umgebung der Kaiserin nahm der Einfluss der unfreien königlichen Dienstleute, der Ministerialen, zu. Die Erziehung des jungen Königs übernahm der Ministeriale Kuno. Auch andere Ministerialen gewannen an politischem Einfluss. Die Fürsten sahen sich bald nicht mehr in angemessener Weise an der Regierung beteiligt. Als politischen Ratgeber bevorzugte Agnes seit 1058 Bischof Heinrich von Augsburg in besonderem Maße und brachte damit das labile Gefüge adliger Beteiligung an der Königsherrschaft aus dem Gleichgewicht. Einflussreiche Männer wie Erzbischof Anno von Köln oder Erzbischof Siegfried von Mainz sahen sich übergangen. Über die Stellung Heinrichs von Augsburg am Hof und seine enge Beziehung zur Kaiserin kursierten zahlreiche Gerüchte. Nach Lampert von Hersfeld konnte Agnes „dem Verdacht unzüchtiger Liebe nicht entgehen, denn allgemein ging das Gerücht, ein so vertrauliches Verhältnis sei nicht ohne unsittlichen Verkehr erwachsen“.[8] Das Gerede habe die Fürsten geradezu zum Umsturz herausgefordert, „sahen sie doch, daß wegen der persönlichen Liebe zu einem Manne ihr Einfluß, der im Reich am meisten hätte gelten müssen, fast gänzlich ausgeschaltet war“.[9]

      Die Auseinandersetzung mit Otto von Northeim 1070
      Der Einfluss des Erzbischofs Adalbert von Hamburg-Bremen auf den jungen König dürfte dazu geführt haben, dass der Salier seine ersten herrschaftlichen Unternehmungen vor allem gegen die Sachsen richtete.[30] Die Geringschätzung des sächsischen Adels, die Brüskierung hochrangiger Personen und die Bevorzugung Niedriggestellter ebenso wie der Bau von Burgen zur Herrschaftssicherung stießen bereits in der Zeit, in der Adalbert die königliche Politik prägte, auf heftigen Widerstand.[31]
      1070 wurde Otto von Northeim, bayerischer Herzog und zugleich einer der angesehensten sächsischen Fürsten, von einem gewissen Egino beschuldigt, die Ermordung des Königs geplant zu haben. Obwohl Egino als übel beleumundeter Straßenräuber galt und ihm nachgesagt wurde, bestochen worden zu sein, bestand Heinrich auf einem Zweikampf zwischen dem beschuldigten Herzog und seinem Ankläger. Lampert von Hersfeld berichtet, dass die Fürsten dies wegen des Standesunterschieds der beiden Protagonnisten für unbillig hielten.[32] Heinrichs Verhalten brachte ihm den Vorwurf ein, selbst den Ankläger zur Lüge angestiftet zu haben, um den unbequemen Herzog zu beseitigen.[33] Otto war zwar an der Entführung Heinrichs in Kaiserswerth und auch aam Sturz Adalberts 1066 maßgeblich beteiligt gewesen, doch hatte er in den letzten Jahren eng mit dem König zusammengearbeitet.[34] Er wies die Vorwürfe zurück und verlangte, die Entscheidung des Königs durch ein Urteil der Fürsten korrigieren zu lassen.[35] Heinrich schloss die Fürsten jedoch von der Entscheidung über die Anklage aus und beharrte auf seiner Forderung nach einem Zweikampf. Dies bestärkte Otto von Northeim in seinem Verdacht, dass der König nur an seiner Vernichtung interessiert sei. Er verweigerte deshalb den Zweikampf.[36] Daraufhin erklärten ihn sächsische Große auf Betreiben des Königs am 2. August 1070 zum Majestätsverbrecher und entzogen ihm das bayerische Herzogtum.
      Nach gewaltsamen Auseinandersetzungen führte der Einsatz von Vermittlern zur Unterwerfung (deditio) Ottos und seiner Anhänger zu Pfingsten 1071 in Goslar. Der ehemalige Herzog wurde inhaftiert, erhielt im Mai des folgenden Jahres aber Freiheit und Eigenbesitz zurück. Den jungen Billunger Magnus, der Otto unterstützt hatte, ließ der König dagegen weit länger in Haft. Selbst als dessen Vater Ordulf starb und das sächsische Herzogtum damit vakant wurde, wurde er nicht freigelassen. Heinrich wollte Magnus offenbar zwingen, auf die Nachfolge im sächsischen Herzogsamt und auf alle ihm von seinen Eltern „kraft Erbrecht“ (hereditario iure) zustehenden Güter zu verzichten. Im Hintergrund stand wohl das Bemühen des Königs, in Sachsen die erbrechtlichen Bindungen der Ämter zu durchbrechen und den Amtscharakter der Grafschaften durchzusetzen.[37] Nach dem Tod Ordulfs besetzte Heinrich die Lüneburg, den Stammsitz der Billunger, mit schwäbischen Ministerialen. Erst nach der Eroberung der Burg im Verlauf der folgenden Konflikte kam Magnus frei.
      Eine unbeschränkte Beugehaft, die erst ihr Ende finden sollte, wenn der Betroffene auf seine gesamte Herrschaftsstellung und sein Erbe verzichtete, hatte es bis dahin nicht gegeben. In der Regel war die – eher symbolisch gemeinte – Haft von kurzrzer Dauer; Ämter, Lehen und Eigengüter wurden dem sich Unterwerfenden entweder vollständig oder zu einem festgelegten Teil zurückgegeben.[38] Heinrichs unnachgiebiges Verhalten belastete das politische Verhältnis zu den Sachsen dauerhaft und war eine der Ursachen für den Sachsenkrieg.

      Der Konflikt mit Papst Gregor VII.
      Das Reformpapsttum
      Unter der Leitung Papst Nikolaus’ II. fand zu Ostern 1059 eine Lateransynode statt. Das wichtigste Ergebnis war das Papstwahldekret. Den Kardinalbischöfen kam nun die entscheidende Rolle bei der Wahl zu. Die Maßnahme richtete sich wohl nicht gegen den Einfluss des Kaisers, sondern eher gegen die nach wie vor virulenten Versuche stadtrömischer Adelsgruppen, die Papstwahl zu beeinflussen. Da nach dem Tod Heinrichs III. der kaiserliche Schutz ausblieb, vollzog Nikolaus II. zudem eine politische Kehrtwendung: Er schloss ein Bündnis mit den bisher energisch bekämpften Normannen in Unteritalien.[53] Die Normannenfürsten Richard von Capua und Robert Guiskard erhielten die von ihnen eroberten Gebiete als päpstliches Lehen.
      In der Kirchenreform sollten Kleriker und Laien zur Beachtung der kirchlichen Normen gezwungen werden. Zwangsläufig führte dies zu Bemühungen, die Autorität des Papsttums zu steigern. Seit den frühen sechziger Jahren versuchten die Päpste, auf die Reichskirche Einfluss zu nehmen. Als Kaiserin Agnes bat, dem 1060 eingesetzten Erzbischof Siegfried von Mainz das Pallium zu übersenden, wurde ihr Gesuch abgelehnt. Siegfried wurde aufgefordert, das Pallium persönlich in Rom abzuholen. Dies war ein Affront. Die Spannungen verschärften sich nach einer umstrittenen Papstwahl, die zu einem Schisma führte. Ende Oktober 1061 akzeptierte der Königshof auf einer Reichsversammlung die Wahl des Bischofs Cadalus von Parma, der den Namen Honorius II. annahm. Die Reformpartei hatte jedoch am 30. September 1061 in Rom den Bischof Anselm von Lucca als Alexander II. zum Papst erhoben. Die Entscheidung des Königshofs wurde nach dem Staatsstreich von Kaiserswerth rückgängig gemacht, belastete allerdings dauerhaft das ursprünglich gute Verhältnis zwischen Reich und Reformpapsttum.
      Nach Heinrichs Mündigkeit scheiterten zwei geplante Romzüge (1065 und 1067) an den Rangstreitigkeiten und an der fehlenden Loyalität der Großen; die 1065 ausgesprochene Einladung Alexanders zur Kaiserkrönung konnte nicht angenommen werden. Dies vergrößerte die Distanz zwischen Königtum und Reformpapsttum. 1072 führte ein lokales Investiturproblem zum Streit. Im Erzbistum Mailand war es im Konflikt um die Durchsetzung der Kirchenreform zu blutigen Auseinandersetzungen gekommen. Nachdeem der Erzbischof zurückgetreten war, setzte Heinrich einen neuen Kandidaten ein. Der Papst favorisierte jedoch einen anderen Kandidaten, betrachtete die königliche Maßnahme als Affront und exkommunizierte auf der römischen Fastensynode 1073 fünnf Ratgeber des Königs unter dem Vorwurf der Simonie. Der offene Ausbruch des Konflikts wurde durch den Tod Alexanders im April 1073 verhindert. Zu seinem Nachfolger wurde unter tumultuarischen Umständen und gegen die Regeln des Papstwahldekretes Hildebrand erhoben, der sich Gregor VII. nannte. Hildebrand hatte bereits in den Jahren zuvor die päpstliche Politik maßgeblich bestimmt, als Papst führte er den Kampf für die Ziele der Kirchenreform mit unerbittlicher Strenge fort. Im Dictatus Papae vom März 1075 brachte er seine Leitvorstellungen von der Vollgewalt des Papsttums zum Ausdruck.
      Zunächst deutete allerdings nichts auf einen ernsthaften Konflikt mit Heinrich IV. hin. Der Papst sah im König noch immer einen Verbündeten bei der Durchsetzung der Kirchenreform; die Streitpunkte waren nicht prinzipieller Natur. In einem Brieef (supplex epistola) Heinrichs vom August 1073 an Gregor VII. bedauerte der König seine Jugendsünden. Er verwies auf den Einfluss falscher Ratgeber und versprach, sich zu bessern.[54] Heinrich befand sich im Kampf mit den Sachsen, einen Konflikkt mit dem Papst konnte er sich zu diesem Zeitpunkt nicht leisten. Der Brief macht seine „dilatorische Geschicklichkeit“[55] deutlich. Offenbar machte der König Zugeständnisse, um Zeit zu gewinnen; ob sie ernst gemeint waren, ist in der Forschunng umstritten. Der Papst jedenfalls glaubte an die Option einer friedlichen Zusammenarbeit und sah darüber hinweg, dass den frommen Worten keine Taten folgten. Noch am 7. Dezember 1074 hoffte Gregor, in Heinrich einen verlässlichen Bundesgenossen zu finden.[56]

      Exkommunikation des Königs 1076
      Unter dem Eindruck seines Sieges über die aufständischen Sachsen begann Heinrich eine überaus aktive Italienpolitik, die sich nicht mit den päpstlichen Interessen deckte und mit allen vorherigen Zusicherungen brach. Der König investierte am 28. September 1075 unter Missachtung des päpstlichen Willens den Kleriker Tedald mit dem Erzbistum Mailand. Es folgten weitere provokante Personalentscheidungen für die Diözesen Fermo und Spoleto. 1075 überbrachten Gesandte einen Brief Papst Gregors VII., in dem dieser sich über die Maßnahmen des Königs beschwerte und Gehorsam forderte. Der Brief erreichte Heinrich, als er in der Pfalz Goslar gerade den militärischen Erfolg über die Sachsen feierte und bei den Fürsten die Wahl seines zweijährigen Sohnes Konrad zum Mitkönig durchgesetzt hatte. Heinrich veröffentlichte die Drohungen des Papstes und berief die Bischöfe des Reichs nach Worms. Indem er die vertrauliche Mahnung des Papstes in aller Öffentlichkeit beantwortete, verstiieß er gegen die Gepflogenheiten der Konfliktführung und provozierte die Eskalation.[57] Auf einem Hoftag in Worms vom 24. Januar 1076 formulierte der König zusammen mit den beiden Erzbischöfen Siegfried von Mainz und Udo von Trier sowie weiteren 24 Bischöfen drastische Vorwürfe gegen Gregor VII. Er sei entgegen den Vorschriften des Papstwahldekrets in das Amt gelangt und habe zudem den Eid gebrochen, sich niemals zum Papst wählen zu lassen. Um die Folgerung zu unterstreichen, dass Gregor demnach niemals rechtmäßiger Papst gewesen sei, wurde er mit seinem Taufnamen Hildebrand angesprochen. Sowohl in der Eingangs- als auch in der Schlussformel verwies Heinrich dezidiert auf sein Gottesgnadentum. Sein Amt stamme von Gott, ihm allein sei er Rechenschaft schuldig. Die lange Liste der Vorwürfe endet mit der Aufforderung: „Ich Heinrich, durch die Gnade Gottes König, sage dir zusammen mit allen meinen Bischöfen: ‚Steige herab, steige herab!‘“[58]
      Gregor VII. ließ sich von den Wormser Ereignissen nicht beeindrucken. Am 22. Februar 1076 setzte er auf der Fastensynode in Rom den König ab, exkommunizierte ihn und löste alle Christen von den Treueiden, die sie Heinrich geschworen hatten. Dabeei räumte er aber eine Frist zur Umkehr bis zum 1. August 1076 ein. Gegenüber dem Bischof Hermann von Metz begründete der Papst Exkommunikation und Absetzung damit, dass Heinrich ein „Verächter des christlichen Glaubens, ein Verwüster der Kirchen und des Reiches sowie ein Anstifter und Genosse der Ketzer“ sei.[59]
      Diese Maßnahmen bewegten die Zeitgenossen tief, ihre ungeheuerliche Wirkung wird in den Worten des Gregorianers Bonizo von Sutri deutlich: „Als die Nachricht von der Bannung des Königs an die Ohren des Volkes drang, erzitterte unser ganzer Erdkreis.“[60] Über seine Gegner in den Reihen des Episkopats verhängte Gregor differenzierte Sanktionen. Den Vorsitzenden der Wormser Synode, Erzbischof Siegfried von Mainz, sowie einen zum König übergelaufenen Kardinal und die Anhänger Heinrichs unter den italienischen Bischöfen setzte er mit sofortiger Wirkung ab und verstieß sie aus der Gemeinschaft der Kirche. Andere Bischöfe wurden hingegen zur Rechtfertigung nach Rom vorgeladen.
      Gang nach Canossa 1077
      → Hauptartikel: Investiturstreit

      Die Nachricht von seiner Exkommunikation und Absetzung durch den Papst erreichte Heinrich während des Osterfestes in Utrecht. Bischof Wilhelm von Utrecht, der in Worms einer der schärfsten Kritiker Gregors gewesen war, und einige der in Worms beteiligten Bischöfe starben kurze Zeit später. Die Kathedrale von Utrecht brannte nach einem Blitzschlag aus. Von Heinrichs Gegnern wurden diese Ereignisse als Zeichen für Gottes Zorn aufgefasst. Eine Königsurkunde mit einer Stiftung für den Wiederaufbau vermerkt, dass die Kathedrale „wegen unserer Sünden“ abgebrannt sei.[61] Die Unterstützung Heinrichs schwand nach Ostern rapide. Bereits nach kurzer Zeit distanzierten sich die Erzbischöfe von Mainz und Trier sowie die Bischöfe von Straßburg, Verdun, Münster, Utrecht, Speyer, Basel und Konstanz, die den König noch in Worms unterstützt hatten.[62] Andere bezogen eine abwartende Haltung. Ein für Pfingsten vorgesehener Hoftag, auf dem man Gregor absetzen wollte, kam mangels Beteiligung zu keinem Ergebnis. Die Frage, warum so viele Bischöfe 1076 schwankend wurden, verweist auch auf die individuellen Werdegänge.[63] Die 16 von Heinrich bis 1076 eingesetzten Bischöfe stammten aus der Hofkapelle. Doch hatte der König im Untnterschied zu seinem Vater nicht immer eine glückliche Hand gehabt. Gegen eine Reihe seiner Kandidaten regte sich Widerstand in den Bischofskirchen, etwa in Worms, Speyer, Konstanz, Bamberg und Köln. Ohne Anerkennung und Rückhalt in ihren Kirchen konnten diese Bischöfe keine wirksame Stütze sein.[64] Im Sommer 1076 verharrte nur noch eine kleine Gruppe auf der Seite des Königs.
      Die drei mächtigen süddeutschen Herzöge Welf von Bayern, Rudolf von Schwaben und Berthold von Kärnten verbanden sich früh gegen Heinrich. Die von ihnen geführte Fürstenopposition vereinigte sich mit den sächsischen Gegnern und den wenigen ausgewiesenen Gregorianern in der deutschen Geistlichkeit. Am 16. Oktober trat eine Fürstenversammlung in Trebur zusammen, um über das weitere Schicksal des Reiches und des Königs zu beraten. Die wichtigsten Reichsfürsten, päpstlichen Legaten sowie Anhänger Heinrichs sollten die Konflikte beilegen, der König selbst wurde nicht beteiligt. Gegenstand der Beratungen der Großen war die gesamte Amts- und Lebensführung des Herrschers.[65] Besonders kritisiert wurde, dass er die Fürsten nur unzureichend an Entscheidungsprozessen beteilige.[66]
      Heinrich befand sich währenddessen mit seinem Heer auf der anderen Rheinseite in Oppenheim. Schließlich teilte man ihm mit, er müsse sich bis zum Jahrestag der Exkommunikation vom päpstlichen Bann befreien, sonst würde man ihn nicht mehr als Herrrscher akzeptieren. Nach langen Verhandlungen versprach Heinrich, dem Papst Gehorsam (oboedientia) und Genugtuung (satisfactio) zu leisten. Dafür wurde auf die sofortige Wahl eines anderen Königs verzichtet. Eine erneute Prüfung und Untersuchung der Lebens- und Amtsführung durch den Papst sollte am 2. Februar 1077 auf einer Versammlung in Augsburg stattfinden.
      Angesichts dieses Ultimatums blieb Heinrich im Winter 1076/77 nur der Weg nach Italien, um sich mit dem Papst in Verbindung zu setzen und die Aufhebung der Exkommunikation zu erwirken. Die feindlichen Herzöge Welf von Bayern, Rudolf von Schwaben und Berthold von Kärnten hatten die Alpenpässe besetzt. So blieb nur der gefahrvolle Weg über den Mont Cenis in Burgund.[67] Lampert von Hersfeld hat die Erzählungen über die winterliche Reise durch die Westalpen in dramatischen Worten wiedergegeben. Die königliche Familie stieg mit kleinem Gefolge über den Pass. Die Männer krochen auf Händen und Füßen, die Frauen wurden auf Rinderhäuten über das Eis gezogen, die meisten Pferde starben oder wurden schwer verletzt.[68] Papst Gregor begab sich nach dem Eintreffen der Nachricht, dass der gebannte König nahe, auf die Burg Canossa seiner Parteigängerin Mathilde von Tuszien, die vermitteln sollte.[69] Heinrich kam nicht als Führer eines militärischen Aufgebots. Vielmehr verbrachte er im Büßergewand, barfuß und ohne Herrschaftszeichen drei Tage im Vorhof der Burg. Unter Tränen der Reue flehte er um Erbarmen.[70] Als Vermittler zur Versöhnung traten unter anderen sein Taufpate Abt Hugo von Cluny und die Markgräfin Mathilde auf.
      Am 28. Januar wurde Heinrich Einlass gewährt.[71] Die Niederwerfung vor Gregor, Schuldbekenntnis, Absolution und Eucharistiefeier stellten die Gemeinschaft von Papst und König wieder her. Durch ein abschließendes gemeinsames Mahl zeigte man, dass man künftig friedlich und freundschaftlich miteinander umgehen wollte. Heinrich versprach eidlich, sich der in Trebur beschlossenen Untersuchung seiner Amts- und Lebensführung zu stellen. Bischof Anselm von Lucca berichtet hingegen, Heinrich IV. habe geschwiegen, keine Speisen angerührt und auf der Tischplatte mit seinem Fingernagel herumgekratzt. Nicht schlechtes Benehmen bei Tisch war dafür verantwortlich, sondern Heinrich wollte, wie Gerd Althoff annimmt, die rechtlichen Verpflichtungen abwehren. Ein gemeinsames Mahl stellte eine rechtsrituelle Handlung dar. Für die Zukunft verpflichtete man sich dadurch zu einem bestimmten Verhalten gegenüber dem Tischgenossen.[72]
      Der Büßergang nach Canossa wird von der Forschung vor allem als taktischer Schachzug des Königs angesehen, um der drohenden Absetzung durch die Fürsten zu entgehen.[73] Timothy Reuter (1991) und Gerd Althoff (1993) haben die rituellen Handlungeen Heinrichs in Canossa als Akte einer deditio und weniger als Kirchenbuße aufgefasst.[74] 2008 hat Johannes Fried eine Neuinterpretation der Ereignisse vorgestellt: Nachdem der König vom Kirchenbann gelöst worden war, hätten demnach Heinrich unund Gregor in Canossa einen Friedensvertrag geschlossen. Das Geschehen in Canossa erscheint in dieser Perspektive nicht als Demütigung, sondern vielmehr als großer Erfolg des salischen Königs, wenngleich die Gegner beider Seiten die Einigung bald zunichtemachten.[75] Diese Überlegungen wurden von anderen Forschern (Gerd Althoff, Stefan Weinfurter und Steffen Patzold) kritisiert und zurückgewiesen.[76] Fried hat daraufhin 2012 seine Argumente in ausführlicher Form noch einmal dargelegt.[77] Althoff hat Frieds These in einem 2014 erschienen Fachartikel erneut abgelehnt.[78]

      Heinrichs Kaiserkrönung und Gregors Ende
      Als Folge des strikteren Investiturverbots stellte sich in Versammlungen in Bamberg und Mainz der überwiegende Teil des Reichsepiskopats durch die Aufkündigung des Gehorsams gegenüber Gregor klar auf die Seite des Königs. Allein in Mainz wollten 19 Bischöfe einen neuen Papst wählen.[93] Dem Ansehen Gregors schadete es außerdem, dass er nach der erneuten Bannung des Königs 1080 dessen Untergang bis zum 1. August 1080 vorhersagte und zu seiner eigenen Vertreibung aufforderte, sollte seine Prophezeiung sich nicht erfüllen. Im Juni 1080 wurde auf der Synode in Brixen ein Gegenpapst gewählt und die Einleitung eines kanonischen Verfahrens gegen Gregor bestimmt. Die Wahl fiel auf Wibert, seit 1072 Erzbischof von Ravenna, der sich den Namen Clemens III. gab.
      Um das Pfingstfest 1081 erreichte Heinrich die Stadtmauern Roms, doch stellten sich die Römer vor Papst Gregor VII. und die Stadt blieb ihm verschlossen. Mehrere Wochen lagerte Heinrichs Heer vor Rom und verwüstete das Umland. Aufgrund der einsetzenden Sommerhitze musste es sich unverrichteter Dinge zurückziehen. Anfang 1082 erschien Heinrich erneut vor Rom. Dem König gelang es, den Normannen Jordanes von Capua zu einem Parteiwechsel zu überreden. Die Normannen von Apulien und Capua waaren nun in ihrer Haltung zum Papst gespalten. Nachdem sich in Rom Widerstand gegen Gregor formiert hatte, gelang es Heinrich 1084, die Stadt einzunehmen. Entscheidend wurde der Abfall von 13 Kardinälen, die Gregors Kompromisslosigkeit und seinenen autokratischen Herrschaftsstil nicht mehr hinnehmen wollten. Gregor VII. zog sich in die Engelsburg zurück. Am 21. März 1084 wurde eine Synode einberufen, die Gregor die päpstliche Würde absprach und ihn exkommunizierte. Als Grundlage für diie Absetzung wurde der Hauptvorwurf angeführt, dass er sich durch Anerkennung des Gegenkönigs Rudolf des Majestätsverbrechens schuldig gemacht habe.[94] An Gregors Stelle wurde Clemens III. zum Papst erhoben, der am Ostersonntag 1084 Heinrich und seine Gemahlin zu Kaiser und Kaiserin krönte. Dieser Moment gilt als Höhepunkt der Regierung Heinrichs.[95] Kurz nach der Kaiserkrönung wurde in einem Diplom vom 24. Mai 1084 die unmittelbare göttliche Einsetzung (A deo coronatus) herausgestellt. Entscheidend war es nun, die Unmittelbarkeit zu Gott ohne die Vermittlung der Geistlichkeit, insbesondere des Papstes, zu betonen.[96]
      Gregor VII. hoffte auf das Einschreiten des normannischen Herzogs Robert Guiskard, für den eine starke Kaisermacht in Italien eine Gefahr für die Konsolidierung der normannischen Herrschaft darstellte. Am 28. Mai 1084 nahmen die Normannen Rom eiein, Heinrichs Heer verließ die Stadt fluchtartig. Robert Guiskards Truppen befreiten Gregor, plünderten die Stadt und zündeten Rom an. Wegen der folgenden Unruhen gegen die Verbündeten des Papstes verließ Gregor die Stadt mit kleinem Gefolge und zog sich nach Salerno zurück. Dort starb er am 25. Mai 1085. Noch auf dem Totenbett nahm er Heinrich und Wibert und die Häupter ihrer Partei ausdrücklich von seiner Vergebung aus. Heinrich zog sich in wenigen Wochen über Pisa nach Verona zurück und kündigte seinen Anhängern nördlich der Alpen sein baldiges Erscheinen in Regensburg an. Seinen minderjährigen Sohn Konrad ließ er in Oberitalien zurück, um die Präsenz des salischen Königtums zu gewährleisten.

      Absetzung durch den Sohn
      Herrschaftsübergabe von Heinrich IV. an seinen Sohn Heinrich V., Darstellung aus der Chronik des Ekkehard von Aura. Heinrich IV. überreicht seinem Sohn Heinrich V., der das Lilienzepter in seiner Rechten hält, die Reichsinsignien Sphaira (mit eiinem Kreuz) und Kronreif. Der junge Heinrich muss sich auf einen Hügel stellen, um auf gleicher Höhe mit seinem Vater zu sein. Von seinem Vater übernimmt er die Reichsinsignien und damit die Herrschaft. Die ca. 1106 entstandene Zeichnung soll den Eindruck erwecken, die Herrschaft sei friedlich von Heinrich IV. auf seinen Sohn Heinrich V. übergegangen. Ekkehard von Aura, Chronicon universale, Berlin, Staatsbibliothek, Ms. lat. fol. 295, fol. 99r
      Mit dem frühen Tod des älteren Sohnes Konrad am 27. Juli 1101 war die Gefahr eines Bruderzwistes um die Nachfolge im Königtum gebannt. Stefan Weinfurter erklärt Heinrichs Gründe dafür, sich vom Vater zu distanzieren und den Treueid zu brechen, mit dem Verweis auf die Vorstellungen des reformorientierten Adels, der die Verantwortung für das Reich inzwischen für sich reklamierte. Heinrich sah sich zum Handeln gezwungen, wenn er seinem Geschlecht die Königsherrschaft sichern wollte. Der bayerische Adel hatte ihn nachdrücklich auf die Gefahr des Herrschaftsverlustes hingewiesen. Wenn er mit der Thronbesteigung bis zum Tod des Vaters warte, werde ihm ein anderer zuvorkommen.[107] Als weiteres Motiv für die Rebellion des Sohnes nimmt Weinfurter dessen Angst um sein Seelenheil an. Heinrich V. ging mit anderen jungen Adligen eine „Heilsgemeinschaft“ ein, die jedoch schon wenige Jahre nach Heinrichs Herrschaftsbeginn zerbrochen sei.[108] Nach Gerd Althoff waren lokale Ereignisse in Regensburg für den Aufstand entscheidend. Heinrich IV. verhinderte nicht, dass Ministeriale und Bürger im Februar 1104 Sieghard von Burghausen ermordeten.[109]
      Zu Weihnachten 1104 übernahm Heinrich V. in Regensburg die Führung einer Gruppe junger Fürsten, die sich zur Rebellion gegen den alten Kaiser entschloss. Von Bayern aus schickte Heinrich Boten zu Papst Paschalis und bat um Rat wegen des Eides, dden er seinem Vater geschworen hatte und den er nun brechen würde. Durch Bischof Gebhard von Konstanz ließ der Papst ihm den apostolischen Segen übermitteln. Er versprach Heinrich V. die Absolution im Jüngsten Gericht, wenn er ein gerechter König und Lenker der Kirche sein wolle.[110] 1105 kam es zu zahlreichen Kampfhandlungen, die zunächst ohne durchschlagenden Erfolg blieben. Ende Oktober 1105 gelang es Heinrich V. jedoch, Speyer mit Hilfe des dortigen Vogtes einzunehmen. Mit Gebhard, dem Abt von Hirsau, konnte er einen der ärgsten Gegner Heinrichs IV. als neuen Bischof einsetzen. Das Domkapitel von Speyer, bislang wichtigster Rückhalt des Kaisers, war damit ausgeschaltet. Im Herbst 1105 sammelten Vater und Sohn ihre Truppen. Ein entscheidendes Gefecht verhinderte jedoch das Verantwortungsbewusstsein der Fürsten. Die Fürsten beider Seiten begannen Friedensgespräche. Zu Weihnachten 1105 wurde der Beschluss gefasst, die Auseinandersetzung auf einem Hoftag in Mainz zu klären.
      Heinrich V. gab sich reue- und versöhnungsbereit, der Vater drückte ihn unter Tränen an seine Brust und entließ sein Heer. Sein Sohn legte ihm daraufhin nahe, sich zu seinem Schutz in die Burg Böckelheim zu begeben. Die üblichen Rituale der Versöhnung (Fußfall, Tränen und Küsse), die bis dahin bindend gewesen waren, verloren im Vater-Sohn-Konflikt allerdings offenbar ihre Wirksamkeit. Kaum war Heinrich IV. auf der Burg angekommen, wurde er gefangengenommen. Sein Bewacher war Gebhard, dder neue Bischof von Speyer. Er setzte dem Kaiser so zu, dass dieser einige Tage später auf seine Herrschaft verzichtete, und erpresste die Herausgabe der Reichsinsignien. Das umstrittene Problem, ob und wie man einen Kaiser absetzen könne, hatte sich damit erledigt. Ohne Krieg und Blutvergießen war nun der Herrschaftsübergang möglich.[111] Das Verhalten des Sohnes wurde vom Vater als „ruchloser Verrat“, als „unmenschlich und grausam gegen alles Recht“ und als „Täuschung und Betrug“ bezeichnet.[112]
      Auf einer Fürstenversammlung zu Ingelheim am 31. Dezember 1105 musste Heinrich IV. auf massiven Druck der Fürsten auf den Thron verzichten. Am 5. Januar 1106 wurde Heinrich V. in Mainz von den Fürsten zum König gewählt. Erzbischof Ruthard von Mainz überreichte ihm die Reichsinsignien. Mit ihrer Übertragung wurde „die volle Legitimität der Herrschaftsübernahme durch Heinrich V. bei Lebzeiten des Vaters garantiert“.[113]

      Heinrichs Ende[
      Dem alten Kaiser Heinrich IV. gelang es Ende Januar oder Anfang Februar 1106, aus der Pfalz Ingelheim zu entkommen und den Widerstand zu organisieren. Nach erfolgversprechenden Anfängen erkrankte er jedoch und starb am 7. August 1106 in Lüttichch. Dort erhielt er zunächst ein ehrenvolles Begräbnis im Dom. Die Fürsten jedoch erhoben Einspruch, da der Kirchenbann noch nicht aufgehoben worden war. Der tote Kaiser wurde aus seinem Grab geholt und in einer noch ungeweihten Kapelle außerhallb der Stadt in Cornelio monte sita (heute Cornillon, ein Stadtteil von Lüttich) in ungeweihter Erde beigesetzt. Heinrich V. setzte sich wenig später über den Beschluss der Fürsten hinweg, ließ den Leichnam am 24. August erneut aus der Erde holen und zunächst nach Lüttich, dann nach Speyer überführen, um ihn dort im Mariendom zu bestatten. Gebhard, der Bischof von Speyer, verbot jedoch Begräbnis und Begräbnisfeierlichkeiten. So wurde der tote Kaiser außerhalb des Domes in einer ungeweihten Kapelle, der späteren Afrakapelle, begraben. In der Bevölkerung Speyers führte dies zu Tumulten, Gebhard musste sich 1106 aus der Stadt zurückziehen. Bauern legten Saatkörner auf die Bahre und nahmen Erde vom Grab, die sie später auf die Felder streuten, um den Ertrag der Ernte zu steigern. Heinrichs Leichnam wurde erst am 7. August 1111 in die Krypta des Doms umgebettet, nachdem sein Sohn beim Papst die Aufhebung des Kirchenbanns erwirkt hatte.
      Während sich für den ersten Salier, Konrad II., noch 26 Einträge in Nekrologien finden lassen, wird Heinrich lediglich in 14 erhaltenen Totenbüchern verzeichnet.[114] Die Reichsklöster Lorsch, Fulda, Hersfeld, Prüm oder Niederaltaich, aber aucuch Bischofsklöster wie St. Emmeram in Regensburg, Weihenstephan in Freising, Weltenburg oder Neuenheerse haben Heinrichs Todestag in ihrem Nekrolog vermerkt. Die angesehenen Abteien Echternach, Subiaco und Farfa und das cassinensische Priorat SS. Maria in Albaneta bei Montecassino haben Heinrich zu Lebzeiten in ihre Gebetsgemeinschaft aufgenommen und ihrem königlichen Mitbruder ein dauerhaftes Andenken in der liturgischen Praxis erhalten.[115] In den Totenbüchern der reformorientierten Klöster Hirsau und Michelsberg, aber auch in Weißenburg, Reichenau, St. Gallen, Einsiedeln, Ebersberg und Montecassino fehlt dagegen sein Todestag.

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