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König Richard I. von England (Plantagenêt), Löwenherz

König Richard I. von England (Plantagenêt), Löwenherz

männlich 1157 - 1199  (41 Jahre)

Angaben zur Person    |    Medien    |    Notizen    |    Ereignis-Karte    |    Alles

  • Name Richard I. von England (Plantagenêt) 
    Titel König 
    Suffix Löwenherz 
    Geburt 8 Sep 1157  Oxford Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Geschlecht männlich 
    Titel (genauer) König von England (1189 bis zu seinem Tod 1199) 
    Tod 6 Apr 1199  Châlus Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Personen-Kennung I8375  Reise in die Geschichte / Journey into the history / Voyage dans l'histoire
    Zuletzt bearbeitet am 6 Aug 2023 

    Vater König Heinrich II. (Henry II.) von England (Plantagenêt),   geb. 5 Mrz 1133, Le Mans Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 6 Jul 1189, Chinon Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 56 Jahre) 
    Mutter Königin Eleonore von Aquitanien,   geb. um 1122, Poitiers Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 1 Apr 1204, Abbaye Fontevrault Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 82 Jahre) 
    Eheschließung 8 Mai 1152 
    Familien-Kennung F3198  Familienblatt  |  Familientafel

    Familie Königin Berengaria von England (von Navarra),   geb. zw 1165 und 117i0, Königreich Navarra Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 23 Dez 1230 
    Eheschließung 1191 
    Familien-Kennung F4018  Familienblatt  |  Familientafel
    Zuletzt bearbeitet am 26 Okt 2017 

  • Ereignis-Karte
    Link zu Google MapsGeburt - 8 Sep 1157 - Oxford Link zu Google Earth
    Link zu Google MapsTod - 6 Apr 1199 - Châlus Link zu Google Earth
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    Pin-Bedeutungen  : Adresse       : Ortsteil       : Ort       : Region       : (Bundes-)Staat/-Land       : Land       : Nicht festgelegt

  • Fotos Mittelalter
    Richard-I-England-Löwenherz
    Richard-I-England-Löwenherz
    Historisierende Darstellung Richards von Merry-Joseph Blondel, 1841 für den Saal der Kreuzzüge im Schloss Versailles gemalt
    Richard-I-England-Löwenherz-Bild
    Richard-I-England-Löwenherz-Bild
    Richard I. Matthew Paris: Abbreviatio Chronicorum, entstanden 1250–1259, The British Library Board
    Richard Löwenherz und Schwester Johanna treffen auf König Philipp II. August von Frankreich.
    Richard Löwenherz und Schwester Johanna treffen auf König Philipp II. August von Frankreich.
    Miniatur aus dem 13. Jahrhundert

    Bild: Wikipedia; Autor/-in unbekannt - Histoire d'Outremer, British Library Yates Thompson MS 12, fol. 188v
    © Gemeinfrei

    Wappen & Siegel
    Normandie - Wappen (Ursprünglich das Wappen von Richard Löwenherz)
    Normandie - Wappen (Ursprünglich das Wappen von Richard Löwenherz)
    Wappen und Flagge der historischen Provinz
    Wilhelm der Eroberer soll eine Fahne von Papst Alexander II. erhalten haben. Sie findet sich auf dem Teppich von Bayeux. Es sollte ein Zeichen päpstlichen Schutzes sein und war weder an den Herzog noch an das Herzogtum geknüpft. Es wird aber vermutet, dass Wilhelm der Eroberer tatsächlich eine Fahne benutzte. Sie soll weiß und mit einem blau gerandeten Goldkreuz versehen gewesen sein.
    Ein Wappen für die Normandie wurde erst zur Zeit der Kreuzzüge und der Herrschaft der Plantagenêt eingeführt. Dieses Wappen war ursprünglich ein blauer Schild mit sechs goldenen Leoparden gewesen. Es wurde in einen roten Schild mit drei goldenen Leoparden, das Wappen von Richard Löwenherz, geändert. Nach 1204 wurden die Leoparden auf zwei reduziert und sechs Jahrhunderte blieb dies das Wappen der Normandie, bis anlässlich der bevorstehenden 1000-Jahr-Feier der Normandie sich der so genannte „Leopardenstreit“ entzündete.

    Der Leopardenstreit
    Viele lokale Dichter und einige Historiker, vor allem aber Lokalpatrioten, sahen den Schild mit drei Leoparden als das eigentliche Wappen der Normandie an. Es war das Wappen, das auch auf Guernsey und Jersey in Gebrauch ist. Dieses sollte auch an die anglo-normannischen Herzöge und Könige als Schöpfer des modernen Englands anknüpfen. Sie sahen das Wappen mit nur zwei Leoparden als eine Folge der Eroberung der Normandie durch die Zentralmacht in Paris an. Die drei Leoparden waren unbestreitbar ein Ausdruck des Stolzes und des Wunsches nach Autonomie. Gegenwärtig ist diese Version im Bereich der Halbinsel Cotentin bevorzugt. Der Streit um die Zahl der Leoparden ist im Laufe des 20. Jahrhunderts versandet.

    Bild: Wikipedia; Sodacan, Eigenes Werk
    © CC BY-SA 3.0 - https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/
    Poitou (Poitiers) - Wappen
    Poitou (Poitiers) - Wappen
    Das Wappen der Grafschaft Poitou zeigt in Silber einen goldbewehrten und -gezungten roten Löwen. Richard Löwenherz trug es erstmals anlässlich des dritten Kreuzzuges

    Bild: Wikipedia; Ipankonin - https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Ipankonin - Modified from and Coat of arms of the Counts of Poitiers. Blazon: Argent a lion rampant gules.
    © CC BY-SA 3.0 / https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/

    Publikationen
    Ich, Eleonore - Die mächtigster Frau des Mittelalters (Historischer Monolog)
    Ich, Eleonore - Die mächtigster Frau des Mittelalters (Historischer Monolog)
    Buch von Wulf Mämpel (2022) - Druck: epubli, Berlin

    "Sind es wirklich nur die Worte und Gedanken der Eleonore welche hier zum Ausdruck kommen oder hat der Autor diese mit seiner Sicht aus heutiger Zeit verwoben?
    Wenn es ausschliesslich die Meinung der Eleonore widerspiegelt war sie in der Tat eine weise und weitsichtige Persönlichkeit die den Weg der Geschichte erahnt hat.
    ..und es bleibt die Erkenntnis, dass vieles so eingetroffen ist wie sie es vorausgesehen hat und doch auch heute noch alles genau so ist wie vor 900 Jahren." (ms)

    Orte
    Trifels - Reichsburg
    Richard-I-England-Löwenherz-Trifels
    Reichsburg Trifels; Hier wurde Richard Löwenherz gefangen gehalten.

    Grabsteine
    Richard-I-England-Löwenherz-Grab
    Richard-I-England-Löwenherz-Grab
    Grabstätte von Richard Löwenherz im Kloster Fontevrault

  • Notizen 
    • Zitat aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Löwenherz (Okt 2017)

      Richard I. (genannt Löwenherz, französisch Richard Ier Cœur de Lion, englisch Richard I the Lionheart, eigentlich Richard Plantagenêt; * 8. September 1157 in Oxford; † 6. April 1199 in Châlus) war von 1189 bis zu seinem Tod König von England.
      Von 1172 bis zum Jahr seiner Krönung war Richard Herzog von Aquitanien. Danach hielt er neben der Königswürde noch die Titel Graf von Maine, Herzog der Normandie und Graf von Anjou.
      Richard war der dritte Sohn König Heinrichs II. von England und der Eleonore von Aquitanien.

      Kindheit und Jugend
      Die erste schriftliche Erwähnung des Knaben geht auf das Jahr 1159 und eine geplante Verlobung mit einer Tochter des Grafen von Barcelona Raimund Berengar IV. zurück, die infolge des frühen Todes des Grafen nicht zustande kam. Am 6. Januar 1169 leistete Richard in Montmirail während eines Treffens seines Vaters Heinrich II. mit dem französischen König Ludwig VII. diesem einen Lehenseid für Aquitanien, das er im Falle des Todes seines Vaters aus dem Besitz seiner Mutter als Herrschaftsgebiet zugewiesen bekommen hätte.
      Er genoss am Hof seiner Mutter in Aquitanien eine standesgemäße Erziehung. Aquitanien war eine der wohlhabendsten und kultiviertesten Gegenden Frankreichs, ein lebendiges Zentrum der Musik, Dichtung und Malerei. Es ist umstritten, wie stark Richard in diesem Umfeld von den Troubadouren und ihrer Dichtung beeinflusst wurde.[1][2] Eine gewichtige Rolle in der kulturellen und politischen Prägung Richards spielten die Beziehungen des Hofes von Eleonore zu den iberischen Königreichen und ihrer Reconquista. Als wahrscheinlich gilt, dass Richard von seiner Mutter an Ostern 1170 auf einer Versammlung in Niort den Vasallen als künftiger Herzog von Aquitanien und Graf von Poitou vorgestellt wurde.

      Der Aufstand gegen den Vater
      Richard hatte vier Brüder, Wilhelm (1153–1156), Heinrich (1155–1183), Gottfried (1158–1187) und Johann (1167–1216). Wilhelm war jung verstorben. Heinrich, genannt der Jüngere, war 1160 mit Margarete von Frankreich verheiratet worden und war Herzrzog der Normandie, Graf von Anjou und Maine und als legitimer Erbe des englischen Throns bereits zu Lebzeiten seines Vaters, im Jahr 1170, vorzeitig zum König von England gekrönt worden. Gottfried war Herzog von Bretagne. Richard selbst war Graf von Maine und Herzog von Aquitanien. Der jüngste Bruder Johann, genannt Ohneland, war Graf von Mortain. Ihr Vater Heinrich II. hatte allerdings keinem seiner Söhne die effektive Herrschaft über deren nominellen Besitz übertragen.
      Im März 1173 schlossen Richard und Gottfried sich Heinrich dem Jüngeren an, der gegen seinen Vater rebellierte. Auslöser des Konfliktes war die von Heinrich II. geplante Übereignung der Burgen Chinon, Loudun und Mirebeau an seinen noch minderjährigen jüngsten Sohn, Johann, anlässlich dessen Verlobung mit Adelheid (Alys), der Tochter des Grafen Humbert III. von Savoyen. Heinrich der Jüngere, der schon länger einen Vorwand suchte, erhob sich daraufhin anlässlich einer Versammlung in Limomoges gegen seinen Vater und verlangte von diesem die Übergabe der tatsächlichen Herrschaft im Herzogtum Normandie. Unterstützt wurde er dabei von seinem Schwiegervater König Ludwig VII. von Frankreich, seiner Mutter Eleonore von Aquitanien sowie Graf Philipp I. von Flandern und König Wilhelm I. von Schottland.
      Der junge Richard und seine beiden Brüder begaben sich in die Obhut Ludwigs VII. nach Paris, während die Auseinandersetzung sich zu einem bewaffneten Konflikt zuspitzte, den Heinrich II. mit einem brabantischen Söldnerheer von 20.000 Mann niederschlug. Heinrich II. nahm seine Gemahlin gefangen, die, auch nachdem er seine Söhne infolge eines Gnadengesuches wieder in seine Gunst aufgenommen hatte, inhaftiert blieb.
      Nach dem Tod seiner beiden Brüder Heinrich und Gottfried wurde Richard der Anführer der Verschwörung. Mit Hilfe seines letzten Bruders Johann Ohneland und des französischen Königs Philipp II. August gelang es ihm schließlich im Jahr 1189, seinen Vater endgültig zu schlagen und sich von diesem in dem Abkommen von Azay-le-Rideau als alleinigen Erben anerkennen zu lassen. Der alte König starb am 6. Juli 1189 in der Burg Chinon im Alter von 56 Jahren.

      Krönung
      Am 3. September 1189 wurde Richard Löwenherz in Westminster als Richard I. zum König von England gekrönt und war damit durch seine französischen und englischen Besitzungen der mächtigste Herrscher Europas nach Kaiser Friedrich Barbarossa. Im Gegensatz zu der Krönung der meisten seiner Vorgänger wurde die Zeremonie mit großem Pomp in Anwesenheit zahlreicher Lehnsträger aus dem gesamten Reich veranstaltet.
      Richards Teilnahme am Dritten Kreuzzug – Der Name Löwenherz
      Richard ging jedoch zunächst nicht an die Festigung seiner Herrschaft, sondern bereitete die Erfüllung des Kreuzzugsgelübdes vor, das er als erster Adliger nördlich der Alpen im November 1187 in Tours abgelegt hatte[2]. Es war ihm bewusst, dass durch diese Entscheidung seine eigenen Zukunftsperspektiven wie auch die seiner Dynastie bedroht waren, und sein Vater war über diese Entscheidung entsetzt.[2] Kurz darauf führte er den Dritten Kreuzzug (1189 bis 1192) zur Rückeroberung Jerusasalems von den Truppen des Sultans Saladin an. Richard und Philipp brachen gemeinsam in Vézelay auf und stachen in Marseille bzw. Genua in See, die Flotten erreichten am 16. September 1190 Messina auf Sizilien. Richards Schwester Johanna wurde in der Stadt gefangengehalten, nachdem ihr Mann König Wilhelm II. am 17. November 1189 gestorben war. Natürlich forderte Richard nach seiner Ankunft, dass seine Schwester unverzüglich freizulassen sei, was er in wenigen Tagen auch erreichte. Jedoch gab es in der Folge ständig Scharmützel und Sticheleien, denn Richard trat auf wie ein Eroberer. Nachdem die Stadtbewohner einige Ausfälle aus der Stadt wagten, wurden die Kreuzfahrer schließlich auch von der Kampflust ergriffen. Richard stelllte sich nun an die Spitze seiner Truppe und erstürmte die Stadt, woraufhin stundenlang Raub, Mord und Plünderung in Messina wüteten, bis der König seinem Heer Schonung gebot. Ab diesem Zeitpunkt wagten es die Sizilianer und mit ihnen ihr König, Tankred von Sizilien, nicht mehr, dem Kreuzfahrerheer zu trotzen, und wurden umgänglicher. Der Respekt vor dem König ging sogar so weit, dass man ihm den Beinamen „der Löwe“ oder „Löwenherz“ gab.[3] Richard konnte auch der Königswitwe und Schwwester anschließend ihre Rechte sichern. Weiter auf dem Weg in das Heilige Land eroberte Richard I. noch Zypern und nahm dessen ersten und einzigen Kaiser Isaak Komnenos gefangen. Zypern verkaufte er an Guido von Lusignan, den vor Saladin auf deer Flucht befindlichen König von Jerusalem. Am 12. Mai 1191 heiratete Richard in Limassol Berengaria von Navarra. Mit dieser Verbindung sollte unter anderem der französische Reichsteil abgesichert werden, dessen Regentschaft Richard für die Daueer des Kreuzzuges seinem Schwiegervater Sancho VI. von Navarra und seiner Mutter Eleonore von Aquitanien anvertraut hatte. Bereits in Sizilien hatte sich Richard mit Berengaria verlobt. Philipp von Frankreich war über die Verbindung verärgert, da Richard dazu sein bisheriges Verlöbnis mit Philipps (Halb-)Schwester Alix aufgelöst hatte.
      Das herausragende Ereignis des Dritten Kreuzzugs war die Eroberung Akkons, bei der die Franken tief in feindlichem Territorium eine Belagerungsstellung um die Stadt halten konnten, obwohl sie ihrerseits von den Truppen Saladins eingekesselt wareren[2]. Richard kam erst gegen Ende der 22-monatigen Belagerung, aber die Verstärkung die er (und König Philipp II. August) mitführten, brachte die Entscheidung. Am 12. Juli 1191 wurde eine Vereinbarung getroffen, die die Belagerung beendete. DiDie muslimischen Bewohner wurden am Leben gelassen, allerdings wurden die Soldaten der Garnison als Geiseln genommen, um die Leistung der Entschädigungsbedingungen sicherzustellen. Diese Bedingungen waren drastisch und zeigen den großen Sieg, den Richard über Saladin errungen hatte.[2]
      Danach zog Richard entlang der Küste nach Süden, wobei er darauf achtete, dass die militärische Formation geschlossen blieb und so den wiederholten Attacken der Muslime keine Angriffsfläche geboten wurde. Am 7. September 1191 fügte er Saladin bei Arsuf eine schwere Niederlage zu.
      In der Folge schwankte Richard zwischen dem Bestreben, Askalon als Tor zur reichsten ajjubischen Provinz Ägypten, oder Jerusalem als das religiöse Ziel des Kreuzzugs zu erobern. Verstärkt wurde diese Unentschlossenheit noch von der Situation in England, das während des Kreuzzuges von seinem Bruder Johann Ohneland verwaltet wurde. Philipp II., mit dem sich Richard I. zerstritten hatte, kehrte nach der Eroberung von Akkon vorzeitig nach Frankreich zurück und schloss einen Vertrag mit Johann: Philipp erhielt einen Teil der englischen Besitzungen in Frankreich, Johann wurde im Gegenzug die Verwaltungshoheit über die restlichen Gebiete zugesichert. Begünstigt wurde dieser Pakt durch Intrigen im englischen Adel, die Richards Justiziar Wilhelm von Longchamp am effektiven Eingreifen zugunsten des Königs hinderten und ihn schließlich zur Aufgabe seines Amtes zwangen.
      Aufgrund der Nachrichten aus der Heimat schloss Richard 1192 einen Waffenstillstand mit Saladin, der den Zugang zu Jerusalem für die Christen sicherte, brach den Kreuzzug ab und machte sich im Oktober 1192 auf den Rückweg in die Heimat. Richard hatte mehrere glänzende Siege gegen Saladin errungen und die Mittelmeerküste von Akkon bis Askalon erobert.
      Die Rettung Outremers im Dritten Kreuzzug wird zu einem guten Teil als das Verdienst Richards gesehen.[2] Er zeigte während seines Kreuzzuges großes Selbstbewusstsein, Tapferkeit und Klugheit[2] aber bisweilen wenig diplomatisches Geschick. So wies er bei der Eroberung von Akkon schroff die Machtansprüche Leopolds V. von Österreich zurück (dessen Standarte wurde im Streit um die Beuteverteilung von einem seiner Knappen in den Burggraben geworfen) und ließ auch keine Gelegenheit aus, Philipp II. von Frankreich spüren zu lassen, dass er der Mächtigere sei. Der durch seine Machtdemonstrationen provozierte Unmut seiner Rivalen sollte ihn später teuer zu stehen kommen.
      Gefangenschaft

      Gefangennahme in Österreich
      Am 30. Oktober 1192 brach Richard Löwenherz vom Heiligen Land auf. Für die Fahrt über das Mittelmeer galt dies angesichts zu erwartender Winterstürme als extrem spät. Auf der Fahrt südlich von Sizilien erfuhr er, dass Philipp II. die französischen Häfen hatte sperren lassen, und so fuhr Richard Löwenherz durch die Adria in Richtung Norden. Der Legende nach griffen Piraten das Schiff an; der Schiffskoch und der Piratenkapitän kannten sich jedoch, wodurch der Angriff zu einer Verbrüderung geworden sei. Richard stieg auf das Piratenschiff um und nahm angeblich nur einen Vertrauten mit. Das Piratenschiff setzte die beiden Reisenden als Kaufleute verkleidet auf der Halbinsel Istrien bei Aquileia am 15. November 1192 an Land ab.
      Später tauchte Richard Löwenherz in Kärnten auf. In Friesach erkannte man ihn zum ersten Mal, aber er konnte entkommen. Leopold V. befahl, den König gefangenzusetzen. Am 6. Dezember 1192 war Richard in Bruck an der Mur; dort fiel er bereits durch sein höfisches Gehabe auf, das für Pilger, für die er sich samt Gefolge ausgegeben hatte, doch eher ungewöhnlich war. Mit seinen Begleitern wollte er zu seinem welfischen Schwager Heinrich dem Löwen nach Bayern gelangen. Die Entscheidung, entwweder über die verschneiten Alpenpässe oder über den Semmering nach Wien und von dort nach Bayern zu gehen, fällte er zugunsten Wiens. Am 21. Dezember 1192 traf er in Erdberg, einem Vorort von Wien, ein. Er schickte einen Vertrauten in die Stadt, um Lebensmittel einzukaufen. Es fiel auf, dass ein einfacher Mann mit größeren Mengen morgenländischen Geldes zahlte. Man folgte ihm nach Erdberg in ein kleines Gasthaus (Eckhaus Erdbergstraße 41/Schwalbengasse 17). Dort fasste man Richard Löwenherz.
      Richard Löwenherz wurde Leopold vorgeführt und zu Hadmar von Kuenring nach Dürnstein gebracht.[4] Es steht heute nicht mehr fest, ob Richard Löwenherz oben auf der Burg in der heutigen Ruine Dürnstein, im Tal oder auf einer Nebenburg, die heutte nicht mehr existiert, gefangengehalten wurde. Für die nächsten Monate hielt Leopold ihn in diesem Gebiet fest und informierte noch am 27. Dezember 1192 Kaiser Heinrich VI. von der Gefangennahme. Dieser wollte das politische Kapital nutzen, das sich aus dem Besitz der Person Richards ergab, aber auch das Lösegeld an sich bringen. Leopold dagegen hätte aus der Gefangennahme nur geringen Nutzen ziehen können, weil ihm Richard Löwenherz einerseits schon aus standesrechtlichen Gründen nicht hätte lehnspflichtig werden können. Andererseits wäre Leopold aber auch dem politischen Widerstand nicht gewachsen gewesen.

      Hintergründe für die Festsetzung
      Die Gefangennahme war zwischen Kaiser Heinrich VI. und König Philipp II. August von Frankreich abgesprochen worden. Die Gründe ihrer Intrige waren verschiedene Konflikte mit Richard, darunter vor allem:
      • der Streit Richards mit Philipp August wegen der Auflösung seines Verlöbnisses mit dessen Schwester Alix;
      • die beharrliche Unbotmäßigkeit Richards, der mehrere französische Herzogtümer – das sogenannte Angevinische Reich – besaß, in seiner Eigenschaft als Lehnsmann des französischen Königs;
      • die massive Unterstützung des englischen Königs für seinen Schwager Heinrich den Löwen im Zusammenhang mit der welfischen Fürstenverschwörung gegen Heinrich VI.;
      • das Bündnis Richards mit Tankred von Lecce und seine Unterstützung für die normannische Verschwörung gegen Heinrichs VI. Königtum in Sizilien;
      • die Brüskierung Leopolds von Österreich bei der Eroberung von Akkon 1191, als er dessen Standarte in den Burggraben werfen ließ und damit dessen Beuteanspruch zunichtemachte;[5]
      • die Affäre um die Ermordung des Königs von Jerusalem;
      • die Gefangennahme des Herrschers von Zypern Isaak Komnenos und die Usurpation des zyprischen Thrones.

      Lösegeldforderung
      Leopold V. verhandelte in den nächsten Monaten mit Heinrich VI. über die Lösegeldforderungen für Richard Löwenherz. Es kam schließlich ein Vertrag zustande, in dem sich Heinrich VI. verpflichtete, Richard Löwenherz erst wieder freizulassen, wenn dieser folgende Bedingungen erfüllte:
      1 Zahlung von 100.000 Mark Silber. Die Mark war eine Gewichtseinheit, und das Lösegeld wurde nach der Kölner Mark berechnet, die etwa 234 Gramm wog. 100.000 Mark zu je 234 g ergaben also etwa 23 Tonnen Silber. Diese Menge Silber entsprach ungefhr den doppelten Jahreseinkünften der englischen Krone. Davon erhielt Leopold die Hälfte.
      2 Waffenhilfe für Heinrich VI. bei einem Feldzug nach Sizilien.
      3 Freilassung von Isaak Komnenos und seiner Tochter auf Zypern.
      4 Heirat von Richards Nichte Eleonore von der Bretagne mit Friedrich I., dem Sohn Leopolds V.
      5 Richard Löwenherz setzt sich beim Papst dafür ein, dass Leopold nicht exkommuniziert und wieder in die Kirche aufgenommen wird (die Gefangennahme eines Mannes, der das Kreuz genommen hatte, damit quasi sakrosankt und in den Kämpfen im Heilign Land der Held des Kreuzzugs gewesen war, stellte einen ungeheuren Verstoß gegen den Kreuzzugsgedanken dar).
      Nach Vertragsunterzeichnung durch Heinrich lieferte Leopold Richard Löwenherz am 28. März 1193 in Speyer an den Kaiser aus, und dieser überstellte ihn auf die Burg Trifels.

      Gefangen auf Burg Trifels
      Dort angekommen, legte Heinrich VI. Richard Löwenherz den Vertrag vor. Richard lehnte alle Punkte sofort ab. Er spielte möglicherweise auf Zeit, da der Papst ihn unterstützte. Papst Coelestin III. drohte den Beteiligten mit der Exkommunikation, weil sie einen unter besonderem kirchlichen Schutz stehenden Kreuzfahrer gefangenhielten. Leopold von Österreich wurde später exkommuniziert. Der Kaiser konnte diese Sanktion für sich nur mit Mühe vermeiden, stand aber unter starkem sowohl zeitlichem als auch politischem Druck.
      Um sich gegen die drohende Exkommunizierung zur Wehr zu setzen, versuchte Heinrich VI., die Festnahme durch einen „Prozess“ zu legalisieren: Er fasste alle tatsächlichen oder vermeintlichen Fehler, Vergehen, Sünden und Anschuldigungen zusammen. Man warf Richard unter anderem vor, mit Saladin kollaboriert und den Auftrag zur Ermordung des Königs von Jerusalem, Konrad von Montferrat, durch die Assassinen gegeben zu haben sowie den Herrscher Zyperns, Isaak Komnenos, und dessen Tochter widerrechtlich gefangenzuhalten. Den Schauprozess nutzte Richard allerdings, um sich rhetorisch geschickt zu rechtfertigen.
      Philipp II. von Frankreich mischte sich in die Lösegeldverhandlungen ein und versprach, nach der Auslieferung von Richard Löwenherz alle Punkte der Forderung einzulösen. Mit diesen neuen Fakten konfrontierte Heinrich VI. Richard Löwenherz. Die AAuslieferung an Philipp hätte bedeutet, dass Richard in die Hand des französischen Königs geraten wäre, der ihn wegen der Auseinandersetzungen um die Festlandteile des Angevinischen Reiches als unbotmäßigen Vasallen betrachtete. Richard willigte deshalb in alle Punkte ein, außer in die Waffenhilfe auf Sizilien. Für diesen Punkt arbeitete Heinrich einen Ersatzpunkt aus, in dem sich Richard verpflichtete, ein nicht näher definiertes Versprechen mit den Welfen einzulösen. Sollte dieses nnicht einlösbar sein, so verpflichtete sich Richard Löwenherz zur Zahlung von weiteren 12 Tonnen (50.000 Mark) Silber an Kaiser Heinrich. Für die Zeit, während das Geld aufgetrieben wurde, stellte England 200 Adelige als Geiseln zu Verfügung, die erst freigelassen wurden, als die gesamte Summe gezahlt war. Zur Einlösung des Versprechens an die Welfen kam es nicht, und somit wurde die zusätzliche Zahlung von 50.000 Mark Silber fällig. Welchen Anteil Leopold V. von dieser Summe bekam, ist nicht bekannt, aber es gibt kein Schriftstück über eine Beschwerde, dass er zu wenig bekommen hätte.

      Zahlung und Verwendung des Lösegeldes
      Während Johann Ohneland die Bezahlung des Lösegeldes verweigerte, ja sogar dagegen intrigierte, um selbst länger an der Macht bleiben zu können, bemühte sich Richards Mutter Eleonore von Aquitanien, das Lösegeld für ihren Sohn aufzubringen. Diejejenigen Güter, die Richard nicht für seinen Kreuzzug verkauft hatte, verkaufte jetzt seine Mutter für das Lösegeld. Es sind bis zum heutigen Tage keine wertvollen Gegenstände (Lüster, silbernes Besteck etc.) aus dieser Zeit in England vorhandenen. Wirtschaftlich waren diese Kapitalabflüsse für England verheerend und zogen Unruhen nach sich, die später den Robin-Hood-Mythos hervorbrachten. Wie viel diese Menge Silber damals wert war, lässt sich schwer mit heutigen Maßstäben vergleichen. Zu dieser Zeit entsprach die Summe aber etwa einem doppelten Jahreseinkommen der englischen Krone. Heinrich VI. rüstete sich mit dem Lösegeld für den Kampf um Sizilien und kehrte nach der Eroberung mit einem Vielfachen an Geld zurück, das er für den Aufbau und die Verstärkung der Städte Worms und Speyer verwendete.
      Leopold finanzierte in Wien die neuen Stadtmauern, die in diesen Dimensionen noch bis ins 19. Jahrhundert bestehen sollten, und bezahlte das Zuschütten des alten Grabens vom Stephansdom bis zur Freyung. Er ließ die Stadt Wiener Neustadt gründenen, die Stadt Friedberg (Steiermark) befestigen und verstärkte die Stadtmauern von Hainburg. Die häufig mit dem Lösegeld in Verbindung gebrachte Gründung der Münzstätte Wien, aus der später das Wiener Hauptmünzamt und 1989 die Münze Österreich AG hervorgingen, ist eine schöne Gründungslegende für ein Traditionsunternehmen, aber quellenmäßig nicht belegbar. Die Theorie taucht irgendwann im 19. Jahrhundert auf und fügte sich schön in das romantisch verklärte Geschichtsbild dieser Zeit. Als Gründungsjahre wurden aber auch schon 1166[6] und 1180[7] genannt, am wahrscheinlichsten ist allerdings ein Prägebeginn zwischen 1189 und 1194.[8] Die erste schriftliche Erwähnung von Wiener Pfennigen findet sich allerdings erst 1203 in den RReiserechnungen des Passauer Bischofs Wolfger von Erla.[9] Wolfgang Hahn hat für die 11 Monate zwischen dem Eintreffen der ersten englischen Lösegeldzahlungen 1193 und dem Tod Leopolds V. 1194 für alle babenbergischen Münzstätten (Krems, Fischau, Enns und evtl. Wien) zusammen einen Prägeausstoß von 4000 Münzen täglich errechnet – sicher wurde aber auch einiges in Barren gegossen. Obwohl durch das Lösegeld eine große Menge Silber nach Österreich gelangte, reichte dieser Vorrat nicht unbegrenzt. Ein Konsortium von 48 reichen Wiener Bürgern – die sogenannten Wiener Hausgenossen – sollte bis zu seiner Auflösung 1522 die weitere Silberversorgung der Münzstätte sichern. Ursprünglich waren die Hausgenossen zur jährlichen Bereitstellung von rund 5,7 Tonnen Silber verpflichtet, im Lauf des 15. Jahrhunderts sank diese Menge auf ca. 2,4 Tonnen und weniger, wofür sie umgekehrt das Silbermonopol in Österreich unter der Enns besaßen (Geldwechselgeschäfte, Silberimporte, Handel mit Bruchsilber...).[10] Durch jährliche Münzverrufungen und der damit einhergehenden Verschlechterung des Feingehalts verlor der Wiener Pfennig stetig an Wert, den endgültigen Tiefpunkt bildete allerdings erst die Schilderlingszeit im 15. Jahrhundert, als die Münzen praktisch nur noch aus Kupfer bestanden.
      Auf Drängen des Papstes Coelestin III. sollte das Silber rückerstattet werden. Doch Heinrich VI. hatte bereits alles für seinen Sizilienfeldzug ausgegeben, und Leopold V. hatte nur noch einen Bruchteil (rund 4000 Mark) davon übrig. Auf seinem Sterbebett schworen er und sein Sohn Friedrich I., dafür zu sorgen, dass das Silber wieder zurückgegeben werde. Die Exkommunikation wurde daraufhin zurückgenommen. Friedrich I. wollte es den englischen Adeligen mitgeben, die als Geiseln für ausstetehende Beträge nach Wien entsandt worden waren, aber diese weigerten sich, das Geld mitzunehmen, weil sie fürchteten, das Ziel sämtlicher Diebe und Räuber auf ihrem Weg zu werden. So kehrten sie ohne das restliche Silber nach England zurück. Ein weiterer Versuch, das Silber rückzuerstatten, ist nicht bekannt.

      Einlösung der Bedingungen und Ende der Gefangenschaft
      • Zur Heirat zwischen dem Sohn Leopolds V., Friedrich I., und der Cousine von Richard Löwenherz kam es nicht. Das Hochzeitsgefolge erfuhr in Passau vom Tod Leopolds V. und kehrte wieder um.
      • Die Exkommunikation Leopolds V. wurde an seinem Sterbebett aufgehoben.
      • Isaak Komnenos starb in Gefangenschaft. Über das Schicksal seiner Tochter ist nichts bekannt.
      Die Gefangenschaft von Richard Löwenherz endete am Reichstag in Mainz am 2.–4. Februar 1194 unmittelbar nach Ableistung des Lehnseids vor dem Kaiser. Die damit verbundenen lehnsrechtlichen Fragen (etwa, ob es sich nur um eine personenbezogene Vasallität gehandelt hat) müssen offenbleiben.[11]
      Richard bereiste nach seiner Freilassung noch einige Städte in Deutschland und nutzte die Zeit, um Kontakt mit mehreren deutschen Fürsten aufzunehmen. Er kehrte erst Wochen später nach England zurück.[12]

      Die Rückeroberung
      Nach der Rückkehr in sein Reich versöhnte sich Richard wieder mit seinem Bruder Johann und ging dann gegen den einstigen Verbündeten Philipp II. August vor. Nach den Siegen Richards bei Fréteval 1194 und Issoudun 1195 sowie der Einnahme von Angoulême durch Sancho VI. musste Philipp II. 1196 dem Vertrag von Louviers zustimmen, der Richard den größten Teil der annektierten Gebiete zurückgab, aber eben nur einen Teil. Spätestens mit diesem Vertrag begann der unaufhaltsame Schrumpfungsprozess des Angevinischen Reiches. Gleichzeitig gelangen Richard I. diplomatische Erfolge. So näherte er sich durch eine geschickte Heiratspolitik an den mächtigen Grafen Balduin IX. von Flandern an, konnte seine Schwester Johanna mit Raimond VI., ddem Grafen von Toulouse, verheiraten und schließlich seinem Neffen Otto IV. von Braunschweig den Weg zur Kaiserkrönung ebnen. In den folgenden Jahren konzentrierte sich Richard auf die Auseinandersetzung mit dem aufständischen Adel in Aquitanien unter der Führung von Adémar V. von Limoges. Bei der Belagerung der Burg Châlus wurde er am frühen Abend des 25. März von einem Armbrustbolzen oder Pfeil getroffen. Am 6. April 1199 starb Richard Löwenherz in den Armen seiner Mutter im Alter vvon 41 Jahren in Châlus, sein Leichnam wurde in der Abtei Fontevrault beigesetzt, sein Herz in der Kathedrale von Rouen. Nachfolger wurde sein Bruder Johann, unter dem sich die Auflösung des Angevinischen Reiches beschleunigte (siehe auch Château Gaillard).
      Das späte 12. Jahrhundert gilt als eine Hoch-Zeit der englischen Geschichtsschreibung. Aus den Händen klösterlicher Chronisten liegen so viele Schriften vor wie über keine vorherige Epoche der englischen Geschichte. Richard erscheint meist als Idealfigur des zugleich ritterlichen, weisen sowie gutmütigen Königs. In der älteren französischen Geschichtsschreibung wird Richard vor allem deshalb kritisiert, weil er durch seine Ansprüche auf die Normandie der Staatskonsolidierung unter Philipp II. entgegenstand.

      Königsmythos
      Um Richard Löwenherz, der in Literatur und Sagen als der Inbegriff des weisen, guten Königs größter Ritterlichkeit gehandelt wird, ranken sich trotz seiner nur kurzen Herrschafts- und Lebenszeit zahlreiche Legenden.
      Ein Teil dieser Idealisierung beruht auf gezielter Propaganda schon zu Lebzeiten. So inszenierten sich König und Hof als ritterliche Idealbilder. Die Artus-Sage spielte dabei eine große Rolle. Richard besaß unter anderem ein Schwert, das man als Excalibur, die mythische Klinge Artus', ansah. Richards unbestreitbare militärische Fähigkeiten wurden maßlos übertrieben. Beispielsweise wurde behauptet, er habe 1192 in der Schlacht von Jaffa gemeinsam mit nur sechs Rittern (und deren Gefolgschaft) dreitausend Sarazenen in die Flucht geschlagen.
      Sicherlich ist Richard I. Plantagenêt eine der schillerndsten Personen des Hochmittelalters. Richard hatte ebenso wie seine Eltern ein ungeheures Charisma und war in jeder Hinsicht ein entschlossener Entscheider. Meist handelte er sofort und konnsequent. Obgleich selbst Normanne, erkannte Richard dennoch, wie wichtig es war, den Konflikt zwischen den einstigen Eroberern aus der Normandie und den alteingesessenen Angelsachsen beizulegen. Wollte er die Angelsachsen für seine militärischeen Pläne zuverlässig nutzen können, so musste er nicht nur deren Treue, sondern auch deren Akzeptanz bei den Normannen gewinnen. Gegen die Widerstände des normannischen Adels erließ Richard das Edikt, dass es fortan keine Unterscheidung mehr nach Normannen und Angelsachsen gebe, sondern nur noch ein Volk: das der Engländer. Da es den widerständlerischen normannischen Adligen an einer einigenden Gegenfigur fehlte, die ein Richard ebenbürtiges Format gehabt hätte, setzte Richard dieses Vorhaben durch und tat damit den ersten Schritt zu seiner Legendenbildung.
      Richard war für seine Zeit sehr groß (1,86 m), ihm fehlte es tatsächlich in Gefechten nicht an Mut, und es ist bekannt, dass er auch für Gegner zeitweilig große Achtung und Bewunderung empfand. Erfunden ist jedoch, dass er sich persönlich jemals mit Saladin, dem Sultan von Ägypten und islamischen Führer im Kampf gegen die christlichen Kreuzritter, getroffen habe oder gar mit ihm befreundet gewesen sei. Belegt ist hingegen, dass sie jeweils große Achtung voreinander empfanden. Doch Ricchard I. Plantagenet war nicht nur der strahlende, charismatische König, sondern er konnte für heutiges Empfinden mitunter auch impulsiv und grausam sein. So ließ er nach der Eroberung von Akkon in einem nahe gelegenen Tal im August 1191 ca. 270700 muslimische Gefangene töten, die zur Sicherstellung der Entschädigungsbedingungen (u.a. Zahlung von 200.000 Golddinaren, Rückgabe der Reliquie des "Wahren Kreuzes", Freilassung fränkischer Gefangener) als Geiseln genommen worden waren[2], als Saladin die versprochene Umsetzung der Bedingungen verzögerte.[13] Den Quellen nach zu urteilen war Richard  – wie die übrigen frühen normannischen Könige  – sehr belesen und unter anderem des Lateinischen mächtig.
      Ebenfalls ins Reich der Legenden gehört Richards angebliche Liebe zu England. Es ist unter Historikern umstritten, ob er überhaupt Englisch sprach. Jedenfalls bevorzugte er Französisch und fühlte sich vermutlich vor allem als Aquitanier und alals Herrscher eines vom Königreich Frankreich unabhängigen Angevinischen Reichs. Er soll das kalte regnerische England gehasst und jeden Vorwand genutzt haben, nicht dort sein zu müssen. So kam es, dass er sich während seiner Gesamtregierungszeit von zehn Jahren insgesamt nicht länger als zehn Monate tatsächlich in England aufhielt. Zeitgenossen berichten:
      „Zur Finanzierung des Kreuzzuges hätte er sogar London verkauft, wenn er einen Käufer dafür gefunden hätte.“
      Die Legende seiner Ritterlichkeit begründet sich nicht zuletzt in der ebenfalls teilweise erfundenen Geschichte um seinen Tod. Wahr ist, dass Richard während eines Gefechtes in Frankreich, Châlus, Haute-Vienne, von einem Armbrustbolzen getroffen wurde und nach einigen Tagen an den Folgen des Wundbrands starb. Der Legende nach ließ er Pierre Basile, den feindlichen Schützen des tödlichen Bolzens, nach der gewonnenen Schlacht suchen und zu sich bringen und schlug diesen mit den Worten zum Ritter:
      „Wer fähig ist, mich, den König, zu töten, der ist es wert, ein Ritter zu sein.“
      Inwieweit dies der Wahrheit entspricht, ist nicht mehr zu klären. Die Tatsachen sprechen dagegen, denn der Schütze wurde nach dem Tod Richards von dessen Angehörigen gehäutet und zu Tode gefoltert. Richards Tod wurde von dem anglo-normannischen Chronisten Roger von Hoveden wie folgt kommentiert:
      „In seinem Tod vernichtete die Ameise den Löwen. O Schmerz, in einem solchen Untergang geht die Welt zugrunde![14]“
      Das Herz von Richard Löwenherz ist in einem Grabmal in der Kathedrale von Rouen, in der Normandie, zu finden. Der Leichnam selbst ist im Kloster Fontevrault, zusammen mit den Gräbern seiner Eltern Heinrich II. und Eleonore von Aquitanien, beigesetzt.