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Papst Urban II. Odo von Châtillon

Papst Urban II. Odo von Châtillon

männlich 1035 - 1099  (64 Jahre)

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  • Name Odo von Châtillon 
    Titel Papst Urban II. 
    Geburt CIR 1035 
    Geschlecht männlich 
    Tod 29 Jul 1099 
    Personen-Kennung I8504  Reise in die Geschichte / Journey into the history / Voyage dans l'histoire
    Zuletzt bearbeitet am 20 Sep 2023 

    Vater Milo von Châtillon 
    Familien-Kennung F4099  Familienblatt  |  Familientafel

  • Wappen & Siegel
    Châtillon - Stammwappen
    Châtillon - Stammwappen
    Das Stammwappen des Hauses Châtillon ist erstmals auf einem Siegel Walters III. von Châtillon aus dem Jahr 1206 nachzuweisen.[8] Seine Blasonierung (De gueules, à trois pals de vair, au chef d'or) wurde von allen Linien der Familie beibehalten und lediglich durch heraldische Symbole in seinem goldenen Schildhaupt individuell ergänzt. Die farbliche Gestaltung des Wappens ist vom Dedikationsbild des um 1285 von Girard d’Amiens geschriebenen Meliacin ou le Cheval de fust bekannt, auf dem unter anderem Walter V. von Châtillon abgebildet ist.
    Das Stammwappen wurde im Mittelalter von der Linie der Grafen von Blois weitergeführt.

    (Bild: Wikipedia; Jimmy44 Bild erstellt für das Wappen-Projekt der französisch-sprachigen Wikipedia, Eigenes Werk - © CC BY 3.0 / https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/ -)

    Grabsteine
    Odo-Châtillon-Papst-Urban-II
    Odo-Châtillon-Papst-Urban-II
    Denkmal für Urban II. in Clermont-Ferrand. Bildhauer: Henri Gourgouillon

  • Notizen 
    • https://de.wikipedia.org/wiki/Urban_II.

      Urban II., vormals Odo de Châtillon, Odo de Lagery oder Eudes de Châtillon, auch Eudes de Lagery, Otto von Lagery, Otto von Châtillon, Bischof Otto von Ostia (* um 1035; † 29. Juli 1099)[1] war Papst von 1088 bis 1099.
      Er rief am 27. November 1095 zum Kreuzzug auf. Durch diesen ersten Kreuzzug sollte das morgenländische Christentum (unter anderem auch Jerusalem) von der Herrschaft der Muslime befreit werden. Urban wurde am 14. Juli 1881 von Leo XIII. seliggesprochen.

      Eudes de Châtillon
      Eudes entstammte einer Adelsfamilie aus Châtillon-sur-Marne. Er besuchte die Kathedralschule in Reims, wo der Gründer des Kartäuserordens, Bruno von Köln, sein Lehrer war. Später wurde er selber Domherr und Erzdiakon der Kathedrale. Dann zog ees Eudes erstmals nach Rom, wo er Kanoniker zu St. Johannes wurde. 1070 oder 1071 ist er von Abt Hugo in die Abtei Cluny aufgenommen worden, um nach kurzer Tätigkeit als Prior wieder (diesmal für den Orden) nach Rom entsandt zu werden. Dort wurdrde er 1078 von Gregor VII. zum Kardinalbischof von Ostia und Velletri ernannt. Von 1082 bis 1085 diente er dann der Kurie als päpstlicher Legat in Deutschland und Frankreich. Er war dabei einer der engsten Vertrauten Gregors.[2] Nach Gregors Tod 1085 wurde Desiderius als Viktor III. gegen seinen Willen zum Papst gewählt, und übte dieses Amt bis zu seinem Tod 1087 aus. Nach seinem Tod wurde Eudes, der als kräftiger und kahlköpfiger Mann mit langem Bart beschrieben wird, am 12. März 1088 vom Konklave in Terracina zu Papst Urban II. gewählt.

      Papst
      Urban II. galt unter Gregor VII. als besonnener Kirchenpolitiker, der durch Konzilianz und diplomatisches Geschick einige Verstiegenheiten Gregors ausgleichen konnte. Als Nachfolger fiel ihm die Aufgabe zu, das mit Gregors Vertreibung und Tod in Bedrängnis geratene Reformpapsttum zu retten.
      Schon 1080 war Wibert von Ravenna mit kaiserlicher Unterstützung zum Gegenpapst gewählt worden und hatte 1084 als Clemens III. den Papstthron bestiegen, während Gregor für abgesetzt erklärt wurde und ein Jahr später starb. Clemens III. regierte während der gesamten Dauer von Urbans Pontifikat parallel zu diesem und hielt sich die längste Zeit in Rom auf, bis er 1096 endgültig aus der Stadt vertrieben wurde. Clemens konnte sich außerhalb Frankreichs zunächst auch weitgehend durchsetzezen; schon zu Urbans Amtsantritt hatte er in Deutschland und Oberitalien Fuß gefasst und etablierte sich zunehmend auch in England, Ungarn und Kroatien. Urban verbrachte sein Pontifikat zum größten Teil als Reisepapst, hauptsächlich in Frankreich und Italien.
      1089 arrangierte Urban die Vermählung von Mathilde von Tuszien, der wichtigsten Stütze des Reformlagers in Italien, mit Welf V., dem Sohn des abgesetzten Herzogs von Bayern Welf IV., einem traditionellen Gegner des Kaisers. Ebenso bemühte er sich, die gespannten Beziehungen zum byzantinischen Reich zu verbessern, und hob 1089 den Bann gegen den byzantinischen Kaiser Alexios I. auf. Auch Urbans Initiative für einen Kriegszug in den Orient entstand im Zusammenhang mit seinen Ausgleichsbemühungen mit Byzanz.
      Etwa ab Mitte der 1090er Jahre stabilisierte sich Urbans Position. Das überwältigende Echo auf seinen Aufruf zum Kreuzzug, der als „Kampfansage“ auch gegen seinen Rivalen Clemens III. gewertet werden kann,[3] trug zu dessen Niedergang bei. Besonders in Norditalien verlor Clemens an Unterstützung. Im Jahre 1096 vertrieben ihn die Normannen aus Rom, das von nun an in der Hand der Reformpäpste blieb.

      Europäische weltliche Konflikte
      Exil und der Italienkrieg
      1090 befand sich Heinrich IV. auf einem zweiten Italienfeldzug (bis 1097), nachdem die Opposition im Reich zuvor fast vollständig zusammengebrochen war. Bis 1092 vermochte sich Heinrich zu halten, erfuhr dann aber durch die Truppen Mathildes eine empfindliche Niederlage bei Canossa, so dass Urban den Lombardischen Städtebund reaktivieren konnte: Mailand, Cremona, Lodi und Piacenza standen jetzt gegen den Kaiser und 1093 wechselte auch Heinrichs Sohn Konrad ins reformpäpstliche Lager über.
      Während Konrad in Mailand zum König von Italien gekrönt wurde, zeigten in Deutschland die Predigten der Hirsauer Reformer erste Erfolge und zogen u. a. Welf IV. auf die Reformerseite. Heinrich IV. war nun gezwungen, sich nach Venetien zurückzuziehen, und Urban konnte sich schon 1093 in Rom einrichten. 1093 exkommunizierte der Papst Heinrich IV. und 1095 auch Philipp I. von Frankreich: Der französische König war mit Urban in Konflikt geraten, nachdem er seine Frau verstoßen hatte. Der Streit ließ sich jedoch bald beilegen. Philipp I. wurde schon 1096 wieder in die Kirche aufgenommen, ein Investiturstreit blieb hier noch aus.

      England
      In England wurde aber dann Anselm von Canterbury, der sich geweigert hatte, sich durch Wilhelm II. investieren zu lassen, des Landes verwiesen. Auch hier war die Kurie erst einmal daran interessiert, den Konflikt zu begrenzen – nun aber vielleicht schon, um die Kräfte gegen Heinrich zu bündeln. 1095 wurde auf der Synode von Piacenza Clemens III. in Bestätigung eines Simonie-Urteiles noch einmal gebannt. Die Erlasse gegen Simonie und auch gegen die Ehe von Geistlichen wurden für die gesamte Kirche verbindlich.

      Kreuzzugsaufruf
      Kurz darauf erschienen Gesandte des byzantinischen Kaisers Alexios I., berichteten über die Bedrohung durch die Seldschuken und boten Unierungsverhandlungen an, um die Waffenhilfe der lateinischen Christen gegen die Muslime zu erlangen.
      In Cremona traf Urban dann auf König Konrad, den er dazu verpflichten konnte, ihm einen Sicherheitseid zu leisten und das officium stratoris abzulegen, indem er des Papstes Pferd als dessen Marschall am Zügel führte. Dafür sagte Urban ihm die Hilfe gegen seinen Vater zu und arrangierte die Vermählung mit einer Tochter Rogers von Sizilien.
      Die Bedrängnis der Byzantiner wurde in einem Brief des Alexios an Robert von Flandern bestätigt. Manche Historiker vermuten, dies habe Urban den entscheidenden Anstoß zu seinem Aufruf zum Ersten Kreuzzug gegeben, der am 27. November 1095 auf der Synode von Clermont an die französischen Ritter erging.
      Zeitzeugen berichteten, dass die versammelte Menschenmenge zu groß war, um in der Kathedrale Platz zu finden, weswegen Urban seinen leidenschaftlichen Aufruf auf freiem Feld vor den Stadttoren an die Menge richtete. Urbans stark dramatisierende Rede von den Leiden der Christenheit im Osten, der Misshandlung durch die Andersgläubigen sowie der Notwendigkeit der Befreiung der heiligen Stadt Jerusalem – davon ist aber in einer der überlieferten Fassungen des Wortlauts der Rede, die allesamt voneinander abweichen, überhaupt nichts erwähnt – wurde den Chronisten zufolge begeistert aufgenommen. Angeblich wurde hier bereits das spätere Motto der Kreuzzüge – „Gott will es!“ – geprägt. Adhemar de Monteil, Bischof von Le Puy, der später zum Führer des Zugs ernannt wurde, kniete in einem zuvor abgesprochenen Auftritt unmittelbar nach dem Ende der Rede vor Urban nieder und bat als erster um die Erlaubnis, ziehen zu dürfen, und viele andere sollen sich ihm umgehend angeschlossen haben. Danach hielt er noch in Tours und Rouen Synoden ab, die den Aufruf verbreiteten. Ein Übriges taten die über das Land gesandten Wanderprediger der Kirche.

      Erfolg und Auswirkungen
      Der Aufruf zum Kreuzzug war in weiten Teilen Europas sehr erfolgreich und erhielt große Resonanz. Urbans Projekt einte erstmals die seit langem in Streitereien untereinander verstrickten französischen Adeligen und gab ihnen mit dem Ziel eines „ggerechten“ Kampfes im Dienste der christlichen Sache eine ideelle Grundlage, die zugleich den Suprematieanspruch seines Amtes stärkte: Der vor dem Aufruf geforderte Gottesfrieden, der die Begrenzung der noch ausstehenden Fehden brachte, bestärktkte gleichzeitig die Autorität der hier eingreifenden Kirche und stellte ein wesentliches Ereignis der machtpolitischen Rolle der Kirche und des Papsttums in der mittelalterlichen Geschichte Europas dar. Die den Teilnehmern vom Papst versprochenene Sündenvergebung wirkte als äußerst attraktiver Anreiz für eine Teilnahme. Die vom Papst möglicherweise angestrebte Versöhnung mit der Ostkirche blieb dagegen wegen anhaltender machtpolitischer Differenzen und Interessengegensätze aus, ganz im Gegenteil führten die Kreuzzüge letztlich zur völligen Entfremdung der Kirchen. Auch schon kurzfristig verschärfte das Kreuzzugsunternehmen den lateinisch-griechischen Gegensatz, da auch die mit dem Papsttum seit Jahrzehnten verbündeten normannische Ritter, die ausgewiesene Feinde des byzantinischen Reiches waren und den Kreuzzug für ihren Kampf gegen Byzanz nutzten, darin eine maßgebliche Rolle spielten.
      Urban II. selbst erlebte den Erfolg des 1096 aufgebrochenen Ritterheeres selbst nur noch zum Teil mit. Von der Einnahme Antiochias 1098 und auch vom Beginn der Belagerung Jerusalems hat er wohl erfahren, die Meldung von der Einnahme der Stadt erreichte ihn aber nicht mehr, da er am 29. Juli 1099 starb.


      Literatur
      • Alfons Becker: Papst Urban II. (= Schriften der Monumenta Germaniae Historica. 19). 3 Teile. Hiersemann, Stuttgart 1964, 1988, 2012.
      • Heinrich Hagenmayer: Epistulae Et Chartae – Ad Historiam Primi Belli Sacri Spectantes – Quae supersunt aevo aequales ac genuinae – Die Kreuzzugsbriefe aus den Jahren 1088–1100. Eine Quellensammlung zur Geschichte des ersten Kreuzzuges mit Erluterungen. Innsbruck 1901.
      • Walther Holtzmann: Die Unionsverhandlungen zwischen Kaiser Alexios I. und Papst Urban im Jahr 1089. In: Byzantinische Zeitschrift. 28, 1928, S. 105–157.
      • Georg Gresser: Die Synoden und Konzilien in der Zeit des Reformpapsttums in Deutschland und Italien von Leo IX. bis Calixt II. 1049–1123. Paderborn 2006.
      • Georg Gresser: Die Kreuzzugsidee Papst Urbans II. im Spiegel der Synoden von Piacenza und Clermont. In: Peter Bruns, Georg Gresser (Hrsg.): Vom Schisma zu den Kreuzzügen 1054–1204. Paderborn 2005, S. 133–154.
      • Georg Kreuzer: Urban II (Memento vom 13. Juni 2007 im Internet Archive). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. (BBKL). Band 15, Bautz, Herzberg 1999, ISBN 3-88309-077-8, Sp. 1391–1394.
      Weblinks
       Commons: Urbanus II – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
      • Urbans Aufruf zum Kreuzzug 1095
      • Urban II. im Repertorium „Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters“
      • Literatur von und über Urban II. im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
      • Werke von und über Urban II. in der Deutschen Digitalen Bibliothek
      • Der tatsächliche Bestand der DNB
      • Veröffentlichungen über Urban II. im Opac der Regesta Imperii
      Anmerkungen
      1 Georg Kreuzer: Urban II (Memento vom 13. Juni 2007 im Internet Archive). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. (BBKL). Band 15, Bautz, Herzberg 1999, ISBN 3-88309-077-8, Sp. 1391–1394.
      2 Rudolf Pörtner: Operation Heiliges Grab – Legende und Wirklichkeit der Kreuzzüge (1095–1187). 1. Auflage. Econ Verlag, Düsseldorf/ Wien 1977, S. 14, 15.
      3 Christiane Laudage: Das Geschäft mit der Sünde. Ablass und Ablasswesen im Mittelalter. Herder, Freiburg im Breisgau 2012, ISBN 978-3-451-31598-5, S. 148 f.