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Herzog Karl (Charles) von Valois (von Orléans)

Herzog Karl (Charles) von Valois (von Orléans)

männlich 1394 - 1465  (70 Jahre)

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  • Name Karl (Charles) von Valois (von Orléans) 
    Titel Herzog 
    Geburt 24 Nov 1394  Paris, France Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Geschlecht männlich 
    Titel (genauer) Herzogtum Orléans Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Herzog von Orléans -Valois-Orléans- 
    • Der Titel Herzog von Orléans (französisch Duc d’Orléans) wurde von König Philipp VI. geschaffen, der ihn, mitsamt dem zum Herzogtum erhobenen umgebenden Gebiet (dem Orléanais), als Paragium seinem jüngeren Sohn Philipp verlieh. Philipp starb 1375 ohne männliche Nachkommen. 1392 verlieh König Karl VI. den freigewordenen Titel mit dem Paragium an seinen jüngeren Bruder Ludwig. Dieser vererbte beides seinem auch als Dichter bedeutenden Sohn Karl, der es seinerseits an seinen Sohn Ludwig weitergab. Als dieser 1498 als Ludwig XII. König von Frankreich wurde, fielen Titel und Herzogtum zurück an die Krone.
      Zitat aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Herzog_von_Orléans (Sep 2023)
    Titel (genauer) Graf von Valois, Blois, Dunois 
    Tod 5 Jan 1465  Amboise Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Personen-Kennung I9427  Reise in die Geschichte / Journey into the history / Voyage dans l'histoire
    Zuletzt bearbeitet am 3 Sep 2023 

    Vater Herzog Ludwig (Louis) von Valois (Kapetinger),   geb. 13 Mrz 1372   gest. 23 Nov 1407 (Alter 35 Jahre) 
    Mutter Valentina Visconti,   geb. 1371, Pavia, Italien Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 14 Dez 1408, Schloss Blois Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 37 Jahre) 
    Eheschließung 17 Aug 1389 
    Familien-Kennung F4226  Familienblatt  |  Familientafel

    Familie 1 Prinzessin Isabella von Frankreich (von Valois),   geb. 9 Nov 1389, Paris, France Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 13 Sep 1409, Blois Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 19 Jahre) 
    Eheschließung 29 Jun 1406  Compiègne, Frankreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    • Am 29. Juni 1406 wurde Karl verheiratet mit seiner Cousine Isabella von Valois (1389–1409), Tochter von König Karl VI. und Witwe von König Richard II. von England.
    Notizen 
    • Isabella und Charles zeugten eine Tochter.
      - Johanna (1409–1432), die Karl nach 1415 nicht mehr wiedersah, wurde ohne seine Zustimmung von König Karl VII verheiratet mit Herzog Johann II. von Alençon.

    Kinder 
     1. Johanna von Valois (von Orléans),   geb. 1409   gest. 1432 (Alter 23 Jahre)
    Familien-Kennung F4628  Familienblatt  |  Familientafel
    Zuletzt bearbeitet am 20 Jun 2022 

    Familie 2 Bonne (Bona) von Armagnac,   geb. 19 Feb 1399   gest. Nov 1415 (Alter 16 Jahre) 
    Eheschließung
    • Karl lies sich in zweiter Ehe mit Bona (Bonne) von Armagnac verheiraten, Tochter des Grafen Bernhard VII.
    Notizen 
    • Die Ehe blieb kinderlos.
    Familien-Kennung F4771  Familienblatt  |  Familientafel
    Zuletzt bearbeitet am 3 Sep 2023 

    Familie 3 Prinzessin Maria von Kleve,   geb. 19 Sep 1426   gest. 23 Aug 1486, Picardie Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 59 Jahre) 
    Eheschließung 1440 
    • In dritter Ehe heiratete Karl Maria von Kleve, Tochter des Herzogs Adolf I.
    Notizen 
    • Nach 16 Jahren Kinderlosigkeit wurde Marie schließlich noch Mutter von:
      • Marie (1457–1493) ∞ Johann von Foix, Graf von Étampes
      • Ludwig XII. (1462–1515) ∞ 1) 1476–1498 Johanna von Frankreich, ∞ 2) 1499–1514 Anna von Bretagne, ∞ 3) 1514–1515 Mary Tudor
      • Anna (1464–1491), Äbtissin von Fontevrault (ab 1477)
    Kinder 
     1. Marie von Valois (von Orléans),   geb. 1457   gest. 1493 (Alter 36 Jahre)
    +2. König Ludwig XII. von Frankreich (Valois) (Kapetinger), Vater des Volkes ,   geb. 27 Jun 1462, Blois Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 1 Jan 1515, Hôtel du Roi, einem Teil des Hôtel des Tournelles in Paris Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 52 Jahre)
    Familien-Kennung F4622  Familienblatt  |  Familientafel
    Zuletzt bearbeitet am 3 Sep 2023 

  • Ereignis-Karte
    Link zu Google MapsGeburt - 24 Nov 1394 - Paris, France Link zu Google Earth
    Link zu Google MapsEheschließung - 29 Jun 1406 - Compiègne, Frankreich Link zu Google Earth
    Link zu Google MapsTod - 5 Jan 1465 - Amboise Link zu Google Earth
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    Pin-Bedeutungen  : Adresse       : Ortsteil       : Ort       : Region       : (Bundes-)Staat/-Land       : Land       : Nicht festgelegt

  • Fotos Mittelalter
    Charles-Valois-Orléans
    Charles-Valois-Orléans
    Charles de Orléans im Wappen- und Statutenbuch des Ordens vom Goldenen Vlies (Den Haag, KB, 76 E 10, fol. 57r)
    Charles-Valois-Orléans-Gefangenschaft
    Charles-Valois-Orléans-Gefangenschaft
    Charles, gefangen im Tower of London. Eine Buchmalerei des späten 15. Jahrhunderts, Darstellung im Manuskript Royal 16 F. ii.

    Wappen, Siegel, Münzen
    Valois - Stammwappen
    Valois - Stammwappen
    Blason dit "de France Ancienne" : d'azur semé de fleurs de lys d'or

    Bild: Wikipedia
    © Gemeinfrei

  • Notizen 
    • Zitat aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Charles_de_Valois,_duc_d’Orléans (Okt 2017)

      Karl, Herzog von Orléans (* 24. November 1394 in Paris; † 5. Januar 1465 in Amboise) war Herzog von Orléans, Graf von Valois, Blois, Dunois und Vater des späteren Königs Ludwig XII. Heute ist er in Frankreich vor allem als bedeutendster Lyriker der Zeit um 1430 bekannt.

      Jugend
      Karl war Enkel des Königs Karl V. und ältester der drei ehelichen Söhne von Herzog Ludwig von Orléans, des ehrgeizigen jüngeren Bruders von König Karl VI. Seine Mutter war Valentina Visconti, Tochter von Herzog Gian Galeazzo Visconti von Mailand.

      Sein Vater Ludwig gefiel sich in der Rolle des Mäzens und so kam Karl früh mit Kunst und Literatur in Berührung. Ebenso früh allerdings wurde sein Leben, meist schmerzhaft, von der Politik bestimmt.

      So wurde er am 4. Juni 1404, knapp 10-jährig, im Sinne dynastischer Interessen mit seiner fünf Jahre älteren Cousine Isabella verlobt, die ihrerseits schon Witwe des abgesetzten und 1400 ermordeten Königs Richard II. von England war. Sie brachte die erhebliche Mitgift von 500.000 Francs in die am 29. Juni 1406 geschlossene Ehe ein, starb aber schon am 13. September 1409, drei Jahre nach der Hochzeit, bei der Geburt einer Tochter.

      1407 verlor Karl seinen Vater, der auf offener Straße erstochen wurde von Auftragsmördern des Herzogs Johann Ohnefurcht von Burgund, der mit ihm um die Regentschaft für den geistesgestörten Karl VI. stritt. 1408 verlor er durch Krankheit auch seine Mutter, die vergeblich die Bestrafung der Mörder und ihres Anstifters gefordert hatte. Somit war er mit knapp 15 schon Vollwaise, Vater einer Tochter, Witwer und darüber hinaus Familienchef für seine jüngeren Brüder und einen außerehelich von seinem Vater gezeugten Halbbruder (den späteren Heerführer Dunois).
      Zwar bewies er erstmals sein literarisches Talent, als er in einem Rundbrief an die Städte Frankreichs Sühne forderte, doch war er zu jung und von seinem Naturell her ungeeignet die Rolle eines Rächers zu übernehmen. Dies tat der energische Graaf Bernard von Armagnac, der eine Partei für ihn organisierte, wobei er ihn zugleich mit seiner elfjährigen Tochter Bonne verheiratete (1410). Über mehrere Jahre zogen sich Verhandlungen und bürgerkriegsartige Kämpfe hin, bis die „Armagnacs“ 1413 vorläufig siegten und in Paris einzogen (siehe auch:

      Bürgerkrieg der Armagnacs und Bourguignons).
      Nachdem Karl den ihm rangmäßig zustehenden hohen Platz am Pariser Hof eingenommen und seine junge Frau Bonne dorthin geholt hatte, begann er um 1414 zu dichten, und zwar Balladen an sie, in die er sich (nach Vollzug der Ehe?) ganz offenbar verliebt hatte. Es sind Gedichte, die die Konventionen der höfischen Lyrik kunstvoll befolgen und dennoch sehr persönlich wirken. Ebenfalls seine Verliebtheit spiegelt die gereimte Traumerzählung La Retenue d'Amours (= Die Aufnahme [in den Lehensdienst] Amors).

      Gefangenschaft in England
      1415 landete ein englisches Heer in Frankreich zu einem der Beutezüge, aus denen der Hundertjährige Krieg weitgehend bestand. Auf dem herbstlichen Rückzug Richtung Boulogne und England wurde es bei Azincourt von einem überlegenen französischen RRitterheer gestellt, besiegte dieses aber dank seiner Bogenschützen. Karl, der einer der französischen Anführer war, wurde gefangen genommen und nach England gebracht, wo er 25 Jahre lang als Geisel der englischen Könige Heinrich V. bzw. Heinrich VI. festgehalten wurde. Eine wichtige Rolle spielte hierbei, dass er in der Liste der französischen Thronanwärter weit oben stand und man ihn als Faustpfand einzusetzen gedachte in Verhandlungen mit seinem Cousin, dem Dauphin und dann (ab 1422) König Karl VII. Dieser zeigte jedoch keinerlei Interesse daran, etwas für Karl zu tun, und schon gar nicht, nachdem sich das Kriegsglück dank Jeanne d’Arc zu seinen Gunsten gewendet hatte.

      Während dieser Zeit, die Karl auf verschiedenen Burgen bei häufig wechselnden Gastgebern-Bewachern in nur lockerem Briefkontakt mit der Heimat verlebte, dichtete er zunächst weiter Balladen, die in sehr authentischer Weise überwiegend um die Themen Liebe, Trennung, Sehnsucht und Heimweh kreisen. Später, nachdem sich seine Hoffnungen auf einen möglichen Besuch seiner Gattin Bonne in England zerschlagen hatten und er (1432?) erneut Witwer geworden war, verfasste er auch Chansons (zum Teil in englischer Sprache) an eine englische Dame, in die er sich verliebt hatte.

      Nachdem diese aus seiner Umgebung entfernt worden war und 1437 auch ein Eheprojekt mit der verwitweten Margarete von Savoyen gescheitert war, schrieb Karl frustriert die Traumerzählung Songe en complainte (=Traumerzählung in Form einer Klage), die eine Art Gegenstück zur Retenue von einst darstellt und worin er, Amor um Entlassung bittend, Verzicht gelobt auf „alles, was mit Liebe zu tun hat“.

      Rückkehr nach Frankreich
      1440 endlich wurde Karl, der seine Nutzlosigkeit als Faustpfand erwiesen hatte, gegen ein enormes Lösegeld freigelassen. Er bekam es von seinem Cousin zweiten Grades und Sohn des 1419 selbst ermordeten Mörders seines Vaters, Herzog Philipp dem Guten von Burgund, vorgestreckt. Dieser verheiratete ihn zugleich, um ihn noch enger an sich zu binden, mit einer Nichte, der 14-jährigen Maria von Kleve, und nahm ihn in den Orden vom Goldenen Vlies auf.
      Karl hatte bei seiner Heimkehr gehofft, er könne als Friedensstifter zwischen den Kronen Englands und Frankreichs tätig werden, darüber hinaus das mit England verbündete, praktisch souverän gewordene Herzogtum Burgund wieder an Frankreich heranführen und insgesamt eine seinem hohen Status gemäße Position neben seinem Cousin Karl VII. einnehmen. Doch scheiterte er an dem Misstrauen, das dieser ihm als vermeintlichem Sympathisanten Burgunds entgegenbrachte. Auch die Versuche, die Karl 1447/48 unternahm, seine von der Mutter geerbten Ansprüche auf das Herzogtum Mailand durchzusetzen, blieben mangels militärischer und diplomatischer Unterstützung durch Karl VII. erfolglos. Er zog sich deshalb enttäuscht fast völlig auf sein Schloss in Blois zurück.
      Hier verarbeitete er seine wechselnden, oft depressiven Stimmungen und Gedanken in zahlreichen Balladen und, mehr und mehr, in Rondeaus, die wie Blätter eines poetischen Tagebuchs wirken, dabei aber virtuos alle Möglichkeiten der Gattung ausschöpfen. Zugleich versuchte er nicht ohne Erfolg, seinen Hof zu einem literarischen Zentrum zu machen, indem er Höflinge und Freunde sowie seine Frau zum Versemachen anhielt und Dichter aus ganz Frankreich zu kürzeren und längeren Besuchen beherbergte, darunter Olivier de la Marche, George Chastelain, Jean Meschinot und, Ende 1457, auch François Villon, von dem er sich allerdings rasch im Unfrieden getrennt zu haben scheint.
      1457, 1459 und 1462 wurde Karl noch Vater zweier Töchter und eines Sohnes, nachdem er sein Verzichtgelöbnis, das er 16 Jahre lang offensichtlich eingehalten hatte, endlich doch gebrochen und die Ehe mit seiner Frau Maria vollzogen hatte.
      Er erkrankte und starb Anfang 1465 in Amboise auf der winterlichen Heimreise von einem Fürstentreffen in Tours, wo er vom neuen König Ludwig XI. öffentlich gedemütigt worden war. Schon einige Jahre zuvor hatte er (anscheinend bald nach dem Zerwürfnis mit Villon) der Dichtkunst den Abschied erklärt.
      Sein Sohn übernahm 1498 als Ludwig XII. die Königskrone von seinem ohne männlichen Erben verstorbenen Neffen zweiten Grades Karl VIII.

      Literarisches Schaffen
      Gegen 1445, d. h. wenige Jahre nach seiner Heimkehr, hatte Karl seine ab 1414 in den verschiedensten Lebenslagen in Paris, England und Blois verfassten Gedichte und Dichtungen von einem Kalligraphen in ein Sammelmanuskript kopieren lassen. In dieses ließ er anschließend von seinen Sekretären auch seine jeweils neuen Balladen und Rondeaus sowie die Gedichte von Höflingen und Gästen eintragen, was er gelegentlich auch selber tat oder die betreffenden Autoren tun ließ. Viele dieser jüngeren Texte sind Repliken auf den oder die jeweils vorangehenden, stehen also zu zweit oder mehreren in einem thematischen und oft auch konkreten situativen Zusammenhang. Bekannt ist vor allem der Block von elf Balladen zum Thema „Durst an der Quelle“, der offenbar Ende 1457 aus einem höfischen Wettdichten hervorging. Das Manuskript ist erhalten (und überliefert aller Wahrscheinlichkeit nach die einzigen Villon zuschreibbaren Autographen).
      Zwar trifft sein heutiges Image als des ersten französischen Dichters von Naturlyrik nur sehr teilweise zu, doch ist Charles d’Orléans (wie er in der Literaturgeschichte heißt), einer der authentischsten und formvollendetsten sowie darüber hinaus auch produktivsten französischen Lyriker des ausgehenden Mittelalters. Er kann als Vollender der mittelalterlichen Kunstform der höfischen Lyrik in Frankreich gelten. Im deutschsprachigen Raum ist er praktisch unbekannt.