Notizen |
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Uitikon
Polit. Gem. ZH, Bez. Dietikon, und bis 1798 Gerichtsherrschaft. Haufendorf auf dem nördl. Ausläufer der Albiskette auf 550 m. U., das auch Ringlikon umfasst, bildete bis 1917 eine Zivilgemeinde. Vor 1227 Uetinchon in einem Rodel des Kammeramts der Propstei Grossmünster in Zürich, 1259 Utinchon. 1437 7 Haushaltungen; 1634 140 Einw.; 1836 339; 1850 310; 1900 332; 1950 1'012; 2000 3'480. An einer seit 1856 bekannten Fundstelle im Ortskern wurden 2003 das Herrenhaus und das Bad eines röm. Gutshofs freigelegt.
Hochgerichtlich gehörte U. zur Grafschaft Baden. Die niederen Gerichte über U. und Ringlikon erscheinen erstmals 1323 bzw. 1361 als ein habsburg. Lehen in Händen der Zürcher Ratsfamilie Schönenwerd. 1363 und 1365 gelangten Ringlikon bzw. U. an den Zürcher Gerberzunftmeister Jakob Glenter den Älteren. Als Gerichtsherrschaft blieb U. im Eigentum versch. Zürcher Familien. 1613 erwarb sie der kath. Zuger Jakob Zurlauben. Auf Verlangen des Zürcher Rats musste er sie schon 1614 an den Zürcher Hans Peter Steiner weiterverkaufen, der ihr 1620 Niederurdorf anfügte. Die Fam. Steiner behielt die Herrschaft bis 1798. Südwestlich des Dorfkerns begann Hans Jakob Steiner 1623 mit dem Bau eines repräsentativen Gerichtsherrensitzes (Schloss U.). Der Untervogt von U. war gleichzeitig Repräsentant der Gem. und gerichtsherrschaftl. Beamter. 1435 erhielt U. eine Offnung, 1675 stellte der Gerichtsherr der Gem. einen Einzugsbrief aus.
U. gehörte vor der Reformation zur Zürcher Pfarrei St. Peter, danach zur ref. Kirchgemeinde Altstetten. 1623 stiftete Gerichtsherr Hans Peter Steiner ein Kirchengut. Der Kirchenbau wurde 1626 vollendet. Gleichzeitig bewilligte der Zürcher Rat U. eine Pfarrstelle mit gerichtsherrl. Kollatur. Die ref. Kirchgemeinde U. wurde erst 1873 von Altstetten getrennt. 1956 erfolgte die Gründung des kath. Pfarrvikariats Birmensdorf-U.-Aesch, das seit 1964 eine kath. Kirchgemeinde bildet. 1970 wurde die kath. Kirche St. Michael auf der Waldegg geweiht.
Die textile Heimindustrie war weitverbreitet, 1780 beschäftigte sie acht Baumwollweber und 40 Baumwollspinner und -spinnerinnen, 1836 28 Seidenwinderinnen. Die Erschliessung des Gemeindegebiets erfolgte 1809 über den Albisriedersteig sowie ab 1847 über die neue Kunststrasse Zürich-Waldegg-Birmensdorf. 1875 wurde die Üetlibergbahn mit Haltestellen in U.-Waldegg und Ringlikon eröffnet. Die gemeinnützig und politisch tätige Mittwochsgesellschaft entstand 1874 im Umfeld des späteren Regierungsrats Jakob Lutz. Im selben Jahr gründeten die Stadt Zürich und 13 weitere Gem. im Schloss U. eine Korrektionsanstalt (ab 1926 kant. Arbeitserziehungsanstalt U., seit 1998 Massnahmezentrum U. für straffällige männl. Jugendliche), deren Gebäude 1882 vom Kt. Zürich übernommen wurden. 1935 erliess die Gem. die erste Bauordnung. Begehrtes Baugebiet für finanzkräftige Zuzüger waren die besonnten Hanglagen. U. zählt seit den 1970er Jahren zu den finanzstärksten, steuergünstigsten Gem. des Kantons. 2000 betrug die Wegpendlerquote 77%. Die Gem. wies 2008 170 Arbeitsstätten mit 768 Beschäftigten auf, davon 90% im 3. Sektor.
Literatur
– L. Kägi, U., 1975
– Mittwochsgesellschaft U.: Jahrh. 1-, 1993-
Autorin/Autor: Martin Illi
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Wiedikon
Ehem. polit. Gem. ZH, 1893 in die Stadt Zürich eingemeindet, seitdem städt. Quartier. Grosses
Gemeindegebiet von der Sihl bis zum Kamm des Uetlibergs, das sich morphologisch in drei Zonen gliedert,
nämlich die Schwemmebene des Sihlfelds, der Moränenzug Rebhügel sowie die Schuttfächer des Uetlibergs
und die bewaldeten Steilhänge. 1787 Trennung der Gem. Aussersihl von W. 889 Wiedinchova. 1467 23
Haushalte; 1637 435; 1799 559; 1850 1'409 Einw.; 1880 3'886; 1888 4'681; 1900 18'355; 1920 31'040; 1950
54'357; 1990 45'391; 2010 46'699.
Latènezeitl. Gräberfunde, frühma. Gräberfeld am Rebhügel, Burg Friesenberg auf einem Geländesporn am
Uetliberghang. Das Haufendorf W., das um 1930 abgetragen wurde, erstreckte sich über das heutige
Strassendreieck Zweierstrasse, Schlossgasse und Birmensdorferstrasse. Weiter umfasste W. den Weiler Wyl
sowie Einzelhöfe mit z.T. eigenen Zelgensystemen, u.a. Friesenberg mit Bausubstanz aus dem 14. und 15. Jh.
sowie den Kolben- (1424 erw.) und den Döltschihof. Die Gerichtsbarkeit über W. war ein Reichslehen, das sich
1259 in den Händen der Herren von Eschenbach-Schnabelburg befand und von diesen weiter an die Zürcher
Ritterfamilie Mülner verliehen wurde. 1362 belehnte Ks. Karl IV. Ritter Götz Mülner unmittelbar mit dem
Meieramt W. Die Stadt Zürich eignete sich die hohe Gerichtsbarkeit über W. wahrscheinlich 1389 an und teilte
sie 1415 der Reichsvogtei Zürich zu, welche sie bereits 1400 erworben hatte. Die niederen Gerichte, im 15. Jh.
in den Händen der einflussreichen Zürcher Fam. Glenter und Schwend, erwarb die Stadt Zürich 1491. Sie
trennte 1496 die Blutgerichtsbarkeit von der Reichsvogtei Zürich ab und vereinigte alle niederen und hohen
Gerichte in der Obervogtei W., zu der 1526 auch Albisrieden kam. Die Offnung datiert vom Anfang des 15. Jh.,
eine Erneuerung der Einzugsbriefe erfolgte 1517. Ein Gemeinde- und Gesellenhaus ist 1598 bezeugt.
1798-1803 zählte W. zum Distrikt Zürich, 1803-31 zum Bez. bzw. Oberamt Horgen und ab 1831 zum Bez.
Zürich.
Kirchlich gehörte W. zur Pfarrei bzw. Kirchgemeinde St. Peter. 1791 erhielt die Gem. ein neues Bethaus, einen
Friedhof und ein neues Schulhaus. Die ref. Kirchgemeinde wurde 1883 gegründet, die ref. Kirche auf dem
Bühl 1896 erstellt. Die Errichtung der kath. Herz-Jesu-Pfarrei und der Bau der Pfarrkirche erfolgten 1921,
diejenige der Tochterpfarrei auf dem Friesenberg mit der St.-Theresia-Kirche 1933.
Vom SpätMA an sind in W. neben der Landwirtschaft auch Gewerbe wie Ziegelhütten und Seidenweberei
nachgewiesen. Ab dem ausgehenden 18. Jh. wuchs die Fabrikarbeiterschaft stetig an. 1836 siedelte sich die
Papierfabrik an der Sihl an. In der 2. Hälfte des 19. Jh. wurde die Ziegel- und Tonwarenproduktion
mechanisiert, um 1900 nützten sechs Fabriken die Lehmvorkommen. W. zählte zwar zu den ärmeren
Aussengemeinden von Zürich, verfügte aber 1885 immerhin über einen doppelt so hohen Steuerertrag pro
Kopf wie Aussersihl. 1848 wurde die Birmensdorferstrasse ausgebaut. 1875 nahmen die linksufrige Seebahn
(Bahnstation W. seit 1891) sowie die Uetlibergbahn, 1891 die Sihltalbahn und 1898 die städt. Strassenbahn
Hauptbahnhof-Heuried den Betrieb auf. Die flachen, tieferen Lagen von W. wurden in der ersten Zürcher
Bauperiode nach der Eingemeindung mit Mietskasernen überbaut. Am Rebhügel entstand ein kleines
Villenviertel. Nach dem Paradigmawechsel in den 1920er Jahren, der sich v.a. in der Diskreditierung der
Blockrandbauweise äusserte, folgten in den Hanglagen Reihenhäuser mit Grünflächen und Pflanzgärten
zwischen den Zeilen. Der kommunale und der subventionierte genossenschaftl. Wohnungsbau waren mit
insgesamt 55 Siedlungen 1918-94 vorherrschend. Zu Beginn des 21. Jh. war W. ein Wohn- und
Arbeitsquartier, in dem sich Weg- und Zupendler in etwa die Waage hielten.
Literatur
– P. Etter, Gesch. von Alt-W. von den Anfängen bis zum Umsturz 1798, 1987
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