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Karl Friedrich Christian Ludwig Drais von Sauerbronn

Karl Friedrich Christian Ludwig Drais von Sauerbronn

männlich 1785 - 1851  (66 Jahre)

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Generation: 1

  1. 1.  Karl Friedrich Christian Ludwig Drais von SauerbronnKarl Friedrich Christian Ludwig Drais von Sauerbronn wurde geboren am 29 Apr 1785 in Karlsruhe, Baden-Württemberg, DE; gestorben am 10 Dez 1851 in Karlsruhe, Baden-Württemberg, DE.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Beruf / Beschäftigung: Deutscher Forstbeamter und bedeutender Erfinder in der Biedermeierzeit.
    • Wohnort: ab 1790, Kirchberg, Hundsrück, DE

    Notizen:

    Karl Freiherr von Drais, mit vollständigem Namen Karl Friedrich Christian Ludwig Freiherr Drais von Sauerbronn, (* 29. April 1785 in Karlsruhe; † 10. Dezember 1851 ebenda) war ein deutscher Forstbeamter und bedeutender Erfinder in der Biedermeierzeit.

    Herkunft und Ausbildung
    Sein Vater war der badische Hof- und Regierungsrat Karl Wilhelm Ludwig Friedrich von Drais von Sauerbronn, seine Mutter Margarete Ernestine von Kaltenthal. Markgraf Carl Friedrich von Baden übernahm seine Patenschaft. Im Jahr 1790 zog die Familie von Drais von Sauerbronn nach Kirchberg (Hunsrück) in das Haus der Badischen Gendarmerie, 1794 im Zuge der Französischen Revolution nach Durlach. 1799 starb seine Mutter. Er besuchte die Karlsruher Fürstenschule, Vorläuferin des heutigen Bismarck-Gymnasiums. Da die schulischen Leistungen, vor allem im Lateinischen, nicht die besten waren[Anm. 1] – entschloss sich der Vater, den Sohn an der Forstlehranstalt seines Bruders unterrichten zu lassen.[1][2][3] Von 1800 bis 1803 besuchte er die private Forstlehranstalt seines Onkels Friedrich Heinrich Georg von Drais in Pforzheim. Von 1803 bis 1805 studierte Drais Baukunst, Landwirtschaft und Physik an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Von 1805 bis 1807 wurde Drais für die praktische Ausbildung der Forstlaufbahn an das Forstamt Rastatt versetzt, danach wurde er wieder an der Forstlehranstalt seines Onkels in Schwetzingen unterrichtet und nach erfolgreichem Examen 1808 pro forma als Forstinspektor beim Oberforstamt Schuttern angestellt.[4] 1810 wurde Drais badischer Forstmeister ohne Forstamt und vom Dienst freigestellt, um seiner Tätigkeit als Erfinder nachzugehen. 1818 wurde er von Großherzog Carl zum Professor für Mechanik ernannt und erhielt als Forstmeister ohne Forstamt ein Gehalt bis zu seinem Lebensende.[5]

    Brasilien und Karlsruhe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
    Am 5. Januar 1822 nahm Drais an der Expedition von Georg Heinrich von Langsdorff nach Brasilien teil und blieb dort bis zum Juni 1827.[6] 1839 zog der „närrische Forstmeister“ auf Drängen der Obrigkeit nach Waldkatzenbach, seit 1842 wohnte er wieder in Mannheim, und 1845 zog er nach Karlsruhe. 1848/49 war Drais Mitglied der Bürgerwehr in der Badischen Revolution und verzichtete vorübergehend auf seinen Adelstitel.[7] 1850 wurde ein Entmündigungsverfahren gegen ihn in Gang gesetzt, seine Schwestern verpflichteten sich jedoch, die nötige Vorsorge zu treffen.[8]

    Erfindungen
    Zu Drais’ Erfindungen gehören unter anderem eine „Formel für die allgemeine Auflösung der numerischen Gleichungen jeden Grades“ (1810), eine „Notenschriftmaschine“ (1812) die beim Klavierspielen zugleich die Noten aufschrieb,[9][10] eine „Dyadische Charakterik“ genannte Rechenart mit den Grundzahlen 0 und 1 (1813), eine „Verbesserung der Feuerlöschanstalten“ (1813),[Anm. 2] ein „Wagen ohne Pferde“ (1813), ein „Erhöhungsperspektiv“ (1816),[11] eine „Schnellschreibmaschine“ mit (nur) vier mal vier Tasten (1825), ein „Holzsparherd“ (1833) mit Rohrleitungssystem, dessen System von Branntweinbrennereien übernommen wurde,[Anm. 3] und eine „Kochmaschine“ (1834).[Anm. 4][Anm. 5] Die Eisenbahn-Draisine wurde nicht von Drais erfunden, sie soll zuerst in Wien erschienen (1837) und dann nach Drais benannt worden sein. Drais beanspruchte jedoch die Grundidee („Wagen ohne Pferde“ von 1814).[12] Drais wurden darüber hinaus Erfindungen zugeschrieben oder von ihm nicht erklärte Erfindungen aufgeführt.

    Laufmaschine
    Drais’ bedeutendste Erfindung ist aber das Ur-Fahrrad, die Laufmaschine oder Draisine (1817). Mit ihr wurde zum ersten Mal ein gelenktes Zweirad verwirklicht. 1813 entwickelte Drais einen Wagen mit vier Rädern, die über eine Kurbel bewegt wurden, den er „Wagen ohne Pferde“ nannte.[Anm. 7] [Anm. 8] Die Erfindung des Zweiradprinzips von Drais gilt als „Genieblitz“, dessen Herleitung von vierrädrigen Wagen nicht erklärt werden kann.[13][14] Drais sagte, dass er die Idee vom Schlittschuhfahren genommen habe. Die dieser Idee entsprungene „Laufmaschine“[15] verfügte über einen Holzrahmen, zwei gleich große hölzerne Räder, von denen das vordere mit einem Deichsellenker gesteuert werden konnte.[16] Angetrieben wurde sie durch abwechselndes Abstoßen mit den Beinen, während der Fahrer auf einem Sitz zwischen den beiden Rädern saß.[17] Die Fahrtrichtung wurde sowohl durch den Deichsellenker als auch durch das Ausbalancieren des Gefährts, das heißt, ohne dass die Füße den Boden berührten, beeinflusst, Geschwindigkeiten von mehr als 15 km/h waren damit möglich.[17]

    Die erste Probefahrt mit seiner Laufmaschine – später von Zeitungen als „Draisine“ bezeichnet – von seinem Wohnhaus in den Mannheimer Quadraten (M 1,8) zum etwa 7 km entfernten Schwetzinger Relaishaus im heutigen Mannheimer Stadtteil Rheinau unternahm er am 12. Juni 1817. Drais benötigte für den Hin- und Rückweg nur eine knappe Stunde und erreichte damit auf seiner 50 Pfund schweren Laufmaschine eine Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 15 km/h. Seine zweite größere Ausfahrt unternahm er von Gernsbach über den Berg nach Baden-Baden.

    „Der Freyherr Karl von Drais, welcher nach glaubwürdigen Zeugnissen, Donnerstag den 12ten Juny d. J. mit der neuesten Gattung der von ihm erfundenen Fahrmaschinen ohne Pferd von Mannheim bis an das Schwetzinger Rebenhaus und wieder zurück, also 4 Poststunden Wegs in einer Stunde Zeit gefahren ist, hat mit der nemlichen Maschine den steilen, zwey Stunden betragenden Gebirgsweg von Gernsbach hieher in ungefähr einer Stunde zurückgelegt, und auch hier mehrere Kunstliebhaber von der großen Schnelligkeit dieser sehr interessanten Fahrmaschine überzeugt.“

    – Badwochenblatt vom 29. Juli 1817.[18]
    Um seine Erfindung bekannt zu machen, veranstaltete Drais öffentliche Fahrten. Gekrönt wurden diese Veranstaltungen durch eine Fernfahrt von Karlsruhe nach Kehl in der letzten Augustwoche. Zudem veröffentlichte er Artikel in Zeitschriften. Er erhielt am 12. Januar 1818 für seine Erfindung ein Großherzogliches Privileg, das mit einem heutigen Patent vergleichbar ist. Von da an musste in Baden jede Draisine eine Drais-Lizenzmarke auf der Lenkstange haben. Drais erhielt noch ein Brevet in Frankreich.

    „Der Freiherr von Drais
    Erfinder der Schnelllaufmaschine
    Bekannter Schnell- und Scharfdenker.“

    – (Kolorierte Lithographie der 1830er Jahre)
    Drais’ Abstieg


    Kopien der Laufmaschine erschienen in ganz Europa, so dass Drais schon Anfang der 1820er Jahre keine Exemplare mehr verkaufen konnte. Nach seiner Rückkehr aus Brasilien (1827) und dem Tod des Vaters (1830) versuchte er, durch neue Erfindungen zu wirtschaftlichem Erfolg zu gelangen (u. a. Ofen und Pfeifenrohr). 1834 versuchte er wieder in den offiziellen Staatsdienst zu gelangen, das Forstamt Mosbach lehnte jedoch ab. Am 16. November 1835 musste Drais wegen einer Wirtshausschlägerei in Mannheim mit dem englischen Kunstreiter Belling seinen Kammerherrenschlüssel zurückgegeben. Das bedeutete für Drais den „gesellschaftlichen Tod“.[19] Die Jugend stempelte Drais zum Narren und rief:[20]

    „Freiherr von Rutsch
    zum Fahre kei Kutsch
    zum Reite kein Gaul
    zum Laufe zu faul.“

    Im Asyl in Waldkatzenbach (ab 1839) war der Forstmeister mit dem „großen Durst“ wohlgelitten und arbeitete beim Dorfschmied. 1845 wieder in Karlsruhe war Drais bereits ein von Alkohol gezeichneter kranker Mann und eine komische Figur, die Opfer alberner Streiche wurde. In den Jahren 1848 und 1849 wurde er öfter, wenn er am Rathaus in Karlsruhe vorbeifuhr, von der Wache zu einem Schoppen eingeladen. Als Gegenleistung musste er auf seinem Fahrzeug die Treppe vom Portal hinunterfahren, wobei es regelmäßig zum sprichwörtlich geworden „Salto portale“ kam.[21][Anm. 9] Ein im April 1850 eingeleitetes Entmündigungsverfahren wurde durch seine Angehörigen abgewendet.[22] Am 10. Dezember 1851 um 17 Uhr starb Drais in Karlsruhe, Zähringerstraße 43.[23] Sein Nachlass wurde auf 30 Gulden und 34 Kreuzer beziffert. Darunter waren eine Kochmaschine, ein Ofenmodell, eine Schnellschreibmaschine und eine Laufmaschine.[24]

    Politisches Engagement
    Drais war mit den politischen Zuständen in Baden unzufrieden. Als am 11. Mai 1849 die Soldaten in den Garnisonsstädten meuterten und der Großherzog vor seinen unzufriedenen Untertanen floh, zeigte Drais, der wieder in Karlsruhe lebte, öffentlich Flagge. In der „Karlsruher Zeitung“ veröffentlichte er am 12. Mai 1849 die Niederlegung seines Adelstitels: „Ich (…) erkläre hiermit feierlichst und angesichts der deutschen souveränen Nation, dass ich auf dem Altar des Vaterlandes, der Freiheit, Gleichheit und Volkssouveränität alle und jede aus dem Feudalrechte, dessen tausendjähriger Druck Deutschlands Freiheit in Fesseln schlug, entspringende Vorrechte für mich und meine ehelichen und außerehelichen Nachkommen verzichte.“ Unterschrieben war das Bekenntnis als „Drais, Professor, Bürger und Mitglied des souveränen deutschen Volkes.“ Als die Revolution gescheitert war, rächte sich das Regime an Drais'. Zur Begleichung der Revolutionskosten strichen die Behörden Drais‘ erst die Pension, danach erklärte ihn ein politisch motiviertes medizinisches Gutachten wegen „Geistesschwäche und partieller Verbohrtheit“ für nicht mehr zurechnungsfähig.[25]

    Nachruf und Ehrungen
    Heinrich Meidinger verfasste anlässlich einer Jubiläumsfeier zu Ehren von Drais in Karlsruhe im Jahr 1891 einen Nachruf („Vom Erfinden“ 1892). Darin sprach Meidinger in polemischer Weise Drais ab, ein Erfinder zu sein. Moritz Cantor schrieb in einer Kurzbiographie in der Allgemeinen Deutsche Biographie Drais eine Methode zu, „die gekrümmte Wurfbahn eines Geschosses dadurch zum Schießen um die Ecke zu benutzen, daß man die Kanone auf die Seite lege“ (Um-die-Ecke-Schießen). Das damalige Bild von Drais war negativ geprägt.[26][27]

    Drais wurde als Erfinder des Laufrads in Deutschland erst spät durch einige Straßenbenennungen gewürdigt, so etwa in Ansbach, Bruchsal, Freiburg, Ingolstadt, Karlsruhe, Mannheim, Rastatt und Speyer. In Österreich gibt es nur in Graz – in der Nähe der ehemaligen Fahrradfabrik Cless & Plessing – und Feldkirchen bei Graz jeweils eine Draisgasse. Verschiedene Schulen haben Karl von Drais als Namensgeber, so in Mannheim, Gernsbach und Heddesheim.

    1985, zum 200. Geburtstag von Drais, gab es eine Sonderbriefmarke der Deutschen Bundespost.[28]

    2017, im Jubiläumsjahr der Draisine, fanden in Baden-Württemberg Veranstaltungen und Ausstellungen zum Thema 200 Jahre Fahrrad statt.[29] Die Söhne Mannheims haben einen Song („Willst du mich begleiten?“) zum Jubiläum geschrieben.[30] Eine 20-Euro-Gedenkmünze ist vom Bundesfinanzministerium herausgegeben worden; erschienen 13. Juli 2017.[31] Jost Pietsch spricht in diesem Zusammenhang von einer „staatlichen Falschmünze“, da der Name des Erfinders mit „Karl Drais“ falsch angegeben (richtig: „von Drais“) und die „Tambora-These“ sowie das „Pferdesterben“ nicht bewiesen sei.[32]

    Mit dem Motto 200 Jahre Fahrrad gab die Deutsche Post AG am 13. Juli 2017 ein Postwertzeichen im Nennwert von 70 Eurocent heraus. Der Entwurf stammt von Rudolf Grüttner und Sabine Matthes aus Oranienburg.

    Zitat aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_von_Drais


    Wohnort:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Kirchberg_(Hunsrück)