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Kurfürst Karl I. Ludwig von der Pfalz

Kurfürst Karl I. Ludwig von der Pfalz

männlich 1617 - 1680  (62 Jahre)

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Generation: 1

  1. 1.  Kurfürst Karl I. Ludwig von der PfalzKurfürst Karl I. Ludwig von der Pfalz wurde geboren am 22 Dez 1617 in Heilig Geist Kirche, Heidelberg, Baden-Württemberg, DE; gestorben am 28 Aug 1680 in Edingen, Rhein-Neckar-Kreis, DE.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel (genauer): Pfalzgraf bei Rhein, also Kurfürst der Pfalz (1649 bis zu seinem Tod 1680)

    Notizen:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_I._Ludwig_(Pfalz)

    Karl I. Ludwig KG (* 22. Dezember 1617 in Heidelberg; † 28. August 1680 bei Edingen) war von 1649 bis zu seinem Tod der Pfalzgraf bei Rhein, also Kurfürst der Pfalz.

    Leben
    Karl Ludwig war der Sohn des „Winterkönigs“ Friedrichs V. und Elisabeth Stuarts. Nach dem Tod seines Vaters 1632 wurde sein Onkel Ludwig Philipp sein Vormund. Nach dem Westfälischen Frieden erhielt Karl Ludwig die Kurpfalz in verkleinerter Form einschließlich der Kurwürde zurück. Dies war durch die Schaffung einer achten Kur des Heiligen Römischen Reiches möglich geworden. Mit ihr war das Erzschatzmeisteramt verbunden, nachdem das Erztruchsessamt 1623 an Bayern übergegangen war (siehe Erzamt). Die Oberpfalz, die seit dem Hausvertrag von Pavia zur Kurpfalz gehört hatte, blieb bei Bayern. Doch wurde festgesetzt, dass diese Länder und Würden, wenn die bayerische Linie erlöschen würde, an die Pfalz zurückfallen sollten.
    In den Kriegen des Kaisers und Reichs gegen Frankreich 1673 bis 1679 wollte letzteres den Kurfürsten zwingen, sich mit ihm zu verbünden. Auf seine Weigerung hin verwüstete ein französisches Heer im Juli 1674 die Kurpfalz. Nach dem Frieden von Nimwegen zwang Frankreich dem Kurfürsten eine Kriegssteuer von 150.000 Gulden ab und zog durch die Reunionskammern beträchtliche Gebiete der Pfalz ein.

    Persönlichkeit
    Karl Ludwigs absolutistische Staatsallmacht hatte viele patriarchalische Züge. Er kannte gleichsam jeden und kümmerte sich um alles. Er bemühte sich intensiv, den Neuaufbau der Kurpfalz nach dem Dreißigjährigen Krieg rasch voranzubringen. Der Kuurfürst war ständig mit Regierungsgeschäften beschäftigt, kontrollierte, ließ sich vortragen und fuhr oft barsch dazwischen, sobald er Nachlässigkeit und Müßiggang vermutete. Kanzleibeamte, die zum Beispiel zu spät zur Audienz erschienen, tadelte er öffentlich. Dies machte ihn bei der einfachen Bevölkerung sehr beliebt.
    Das Unglück in seiner Familie belastete ihn schwer. Beim Begräbnis seiner neunjährigen Tochter Friederike schrieb er erschüttert:
    „Warum müssen denn meine liebsten, unschuldigen Kinder nicht nur so frühzeitig, sondern auch mit solchen Schmerzen sterben, nun zum zweitenmal? Bin ich denn nicht in so vielen andern Sachen genugsam gestraft, übernehme ich mich denn so sehr mimit Lust und versäume mein Amt? Wenn ich einmal zornig bin bis zur Wut, hab ich nicht meistenteils recht dazu wegen der Bösheit, Untreue, Ungehorsam und Unerkenntlichkeit der Menschen? O Gott, halte mich ab, daß ich nicht lästere und verzweifle; O Herz, halte aus, ohne zu zerbrechen, O Verstand, verlaß mich nicht, bis ich in gutem Mut und Vertrauen zum letztenmal ausatme.“[1]
    Als überzeugter Calvinist legte Karl Ludwig täglich Rechenschaft durch Gewissenserforschung vor seinem Gott ab.

    Der Karl-Ludwig-See
    Eingebettet im heutigen Naturschutzgebiet „Hockenheimer Rheinbogen“, südlich von Ketsch (Rhein-Neckar-Kreis), liegt eine weitläufige ehemals vermoorte Senke, deren Fläche noch heute als Karl-Ludwig-See bezeichnet wird. Kurfürst Karl I. Ludwig wawar beim Volk sehr beliebt, da er nach den Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges viel für den Wiederaufbau der Kurpfalz und für deren wirtschaftliche Förderung leistete. Um den starken Rückgang der Bevölkerung auszugleichen, schickte er Werber in die benachbarten Länder Württemberg, Bayern, Tirol sowie in die Schweiz und lockte mit Grundbesitz und Steuerfreiheit in der Kurpfalz. Diese Aktion hatte Erfolg, wie aus entsprechenden Dokumenten überliefert ist. Darüber hinaus widmete er sich intensiv der Neuorganisation der Verwaltung sowie dem Wiederaufbau des Schul- und Finanzwesens. Im Rahmen dieser Maßnahmen entstand 1649 vor der Ortschaft Ketsch eine riesige Teich- und Fischzuchtanlage. Die Gesamtfläche des Sees mit 486 Morgen (= ca. 1,74 km2) war für damalige Verhältnisse beachtlich, und die Erträge an Fischen und Krebsen (Edelkrebs Astacus astacus) florierten laut urkundlicher Einträge. Sogar Wasserschildkröten – möglicherweise die heimische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) – wurden dort gefangen und an den Kurfürstlichen Hof nach Heidelberg verbracht. Dort waren Schildkröten als Delikatesse sehr begehrt. Auch Liselotte von der Pfalz (Madame Palatine) erwähnt diese besondere Speise, die meist zu wichtigen Anlässen dem Kurfürsten und seinen Gästen gereicht wurde.
    Zahlreiche Anwohner aus den angrenzenden Ortschaften wie Alt-Losseheim (= damalige Schreibweise für Altlußheim), Schwetzingen, Ketsch, Hockenheim auf dem Sand, Oftersheim, St. Ilgen, Sandhausen und Walldorf waren damit beauftragt, die baulichen Anlagen des Karl-Ludwig-Sees (Dämme, Stauwehre, Brücken) zu pflegen, die Fischreusen zu entleeren und alle sechs Jahre die Ufer des zufließenden Kraichbachs von unnützer Vegetation zu räumen. In der Regierungszeit von Karl III. Philipp (1716–1742) begann der Niedergang des Sees. Bedingt durch mehrere Kriege und starke Rheinhochwässer setzte in der Mitte des 18. Jahrhunderts der völlige Zerfall der Anlagen ein. Die ehemalige Seefläche wurde in der Folgezeit nur noch als Grünland genutzt.

    Das Schwetzinger Schloss
    Auch wenn das Schwetzinger Schloss und insbesondere der Schlossgarten meist in einem Atemzug mit dem späteren Kurfürsten Karl Theodor (1724–1799) genannt werden, so nahmen doch Bedeutung und Aufstieg dieser Kulturstätte unter Karl I. Ludwig ihren Anfang. Die ursprünglich nur als Jagdschloss angelegte und entsprechend genutzte Örtlichkeit wurde im Dreißigjährigen Krieg stark zerstört. So war der Brückenzugang über den Leimbach gesprengt und das Wohngebäude (das heutige zentrale Mittelgebäude) bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Es war Karl I. Ludwig, der im August 1656 beschloss, das Schwetzinger Schloss wieder aufzubauen und die Anlage entsprechend zu erweitern. Während eines Besuchs vor Ort befahl er im August 1656 den Einwohnern von Schwetzingen, sämtlichen Schutt und Trümmer wegzuräumen, wobei die aufgelesenen Trümmerteile wie Steine, Hölzer und „altes Eisenwerk“ bei den Untertanen zur eigenen Verwendung verbleiben konnten. Auf diese Weise motiviert, hatten die Einwohner Schwetzingens sowie der angrenzenden Gemeinden bis zum nächsten Frühjahr die meisten Trümmer entfernt, sodass bereits 1657 mit dem Wiederaufbau des Ehrenhofs und des zentralen Mittel-/Hauptgebäudes des Schlosses begonnen werden konnte. Fehlende Mittel verzögerten zunächst das Vorhaben. Etwa um 1665 war das Schloss dann soweit fertiggestellt, dass man es wieder als Ausweich- und Sommerquartier nutzen konnte. Alte Quellen weisen darauf hin, dass Karl I. Ludwig schon damals über eine stattliche Sammlung an Zitronen- und Orangenbäumen verfügte. Dieser Pflanzenbestand wurde nach seinem Tod 1681 von der Friedrichsburg in Mannheim nach Schwetzingen transportiert, um hier adäquat in dem neugebauten Pommeranzenhaus – damals gebräuchlicher Begriff für Gewächshaus resp. Orangerie – untergebracht zu werden. 1689 standen Schloss und Garten im Pfälzisch-Orlean’schen Krieg wieder in Flammen.

    Das Mannheimer Schloss
    Nach der verheerenden Verwüstung seines Landes und der Zerstörung seines Heidelberger Schlosses durch den Dreißigjährigen Krieg suchte der Kurfürst nach einem Standort für die Errichtung einer zeitgemäßen Residenz. 1659 schickte er eine freundliche Botschaft an die Wormser und bot ihnen an, „Alles zu tun, um der Stadt aufzuhelfen und ihren Handel zu heben, ja er wollte Residenz und Universität nach dem alten Nibelungensitze verlegen und eine Citadelle am Rhein, zum Schutze der Stadt, auf eigene Kosten erbauen.“ Dies lehnten die kaisertreuen Wormser ab, sodass danach in Mannheim die zweitgrößte europäische Residenz entstand.[2]
    Im Jahr 1664 gab Karl I. Ludwig den Auftrag für das erste große Bauprojekt Mannheims nach dem Dreißigjährigen Krieg. Mit den Plänen zur Errichtung einer neuen repräsentativen Schlossanlage in Mannheim, für deren Ausarbeitung er den französischehen Architekten Jean Marot beauftragte, wuchs die Bedeutung Mannheims schlagartig. Obwohl das Bauprojekt nie ausgeführt wurde, war der Entwurf des französischen Architekten richtungsweisend für den künftigen europäischen Schlossbau des späten 17. und 18. Jahrhunderts. In Anerkennung seiner Bemühungen um die Kurpfalz und die Stadt Mannheim errichtete man im Schlosshof des Mannheimer Schlosses für Karl I. Ludwig ein Standbild. Tatsächlich wurde das Mannheimer Schloss zwischen 1720 und 1760 erbaut.

    Die Nachkommen

    Karl I. Ludwig heiratete am 22. Februar 1650 in Kassel die Prinzessin Charlotte von Hessen-Kassel (1627–1686), die Tochter des Landgrafen Wilhelm V. von Hessen-Kassel und der Amalie Elisabeth von Hanau-Münzenberg. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor:
    • Karl II., Kurfürst von der Pfalz (1651–1685) ∞ 1671 Prinzessin Wilhelmine Ernestine von Dänemark und Norwegen (1650–1706)
    • Elisabeth Charlotte, Prinzessin von der Pfalz (1652–1722) ∞ 1671 Herzog Philipp I. von Orléans (1640–1701)
    • Friedrich, Prinz von der Pfalz (1653–1654)
    Bereits 1653 war die Ehe offenbar grundlegend zerrüttet. Nach der rechtlich umstrittenen Scheidung von seiner ersten Ehefrau am 14.

    April 1657 in Heidelberg, vermählte sich Karl Ludwig am 6. Januar 1658 mit Luise von Degenfeld. Mit ihr führte er eine für die damalige Zeit übliche morganatische Ehe. Aus dieser Verbindung folgten 13 Kinder.
    Bereits im Jahr 1667 hatte Luise von Degenfeld im Namen ihrer Nachkommen auf alle Erbansprüche auf die Pfalz verzichtet und Karl Ludwig ihr und ihren Kindern den Titel von Raugrafen bzw. Raugräfinnen erteilt und sie zugleich mit den Lehen der seit Jahrhunderten erloschenen, jetzt aber erneuerten Würde der Raugrafschaft ausgestattet.
    • Karl Ludwig Raugraf zu Pfalz (1658–1688), gefallen bei Negroponte
    • Karoline Elisabeth Raugräfin zu Pfalz (1659–1696) ∞ 1683 Meinhard von Schomberg (1641–1719), 3. Herzog von Schomberg und 1. Herzog von Leinster
    • Luise Raugräfin zu Pfalz (1661–1733), Briefpartnerin ihrer Halbschwester Liselotte von der Pfalz
    • Ludwig Raugraf zu Pfalz (1662–1662)
    • Amalie Elisabeth Raugräfin zu Pfalz (1663–1709)
    • Georg Ludwig Raugraf zu Pfalz (1664–1665)
    • Frederike Raugräfin zu Pfalz (1665–1674)
    • Friedrich Wilhelm Raugraf zu Pfalz (1666–1667)
    • Karl Eduard Raugraf zu Pfalz (1668–1690)
    • Sofie Raugräfin zu Pfalz (*/† 1669)
    • Karl Moritz Raugraf zu Pfalz (1670–1702)[3]
    • Karl August Raugraf zu Pfalz (1672–1691)
    • Karl Kasimir Raugraf zu Pfalz (1675–1691), gestorben im Duell in Wolfenbüttel „an übermäßigem Trunke“

    1679 heiratete er zur linken Hand die Hofdame Elisabeth Holländer, Tochter von Tobias Holländer, mit der er einen Sohn hatte.
    • Karl Ludwig Holländer (* 17. April 1681 in Schaffhausen), späterer Schwiegervater von Heinrich-Damian Zurlauben (* 1690 in Zug;† 1734 in Reiden)

    Als sein Sohn und Nachfolger Karl II. am 16. Mai 1685 in Heidelberg ohne erblich berechtigte Nachkommen starb, erhob der französische König Ludwig XIV. für seinen Bruder, den Herzog von Orleans, der mit der Schwester des verstorbenen Kurfürsten Elisabeth Charlotte vermählt war, Erbansprüche sowohl auf das gesamte Privatvermögen Karls II. als auch auf Teile der Kurpfalz. Kaiser Leopold I. sowie der Reichstag lehnten die Forderungen des französischen Königs aber kategorisch ab. Die Folge war, dass Ludwig XIV. versuchte seine Ansprüche mit Waffengewalt im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688–1697) durchzusetzen. Im Jahr 1689 und ein zweites Mal 1693 ließ Ludwig der XIV. Heidelberg und angrenzende Gebiete der Kurpfalz durch seine Armee niederbrennen (Eroberung und Zerstörung des Heidelberger Schlosses durch den französischen General und Heeresführer Ezéchiel de Mélac).

    Auszeichnungen
    • Hosenbandorden (Ritter)



    Literatur
    • K. Frey: Der Karl-Ludwig-See. In: Badische Heimat. 59. Jg. (1979), Heft 3, S. 503–520.
    • Peter Fuchs: Karl Ludwig. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, ISBN 3-428-00192-3, S. 246–249 (Digitalisat).
    • Karl Hauck: Karl Ludwig, Kurfürst von der Pfalz (1617–1680). Breitkopf & Härtel, Leipzig 1903
    • Liselotte von der Pfalz: Die Briefe der Liselotte. München 1979
    • Karl Menzel: Karl I. Ludwig. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 15, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 326–331.
    • Wolfgang von Moers-Messmer: Heidelberg und seine Kurfürsten. Die große Zeit der Geschichte Heidelbergs als Haupt- und Residenzstadt der Kurpfalz. Verlag Regionalkultur, Weiher 2001, ISBN 3-89735-160-9
    • Volker Press; Kriege und Krisen in Deutschland 1600–1715. (= Neue deutsche Geschichte; Bd. 5). München 1991, S. 424 ff.
    • Volker Sellin: Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz: Versuch eines historischen Urteils. Gesellschaft der Freunde Mannheims und der ehemaligen Kurpfalz, Mannheim 1980
    Weblinks
     Commons: Karl I. Ludwig von der Pfalz – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
    • Literatur von und über Karl I. Ludwig im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
    • Werke von und über Karl I. Ludwig in der Deutschen Digitalen Bibliothek
    • Druckschriften von und über Karl I. Ludwig (Pfalz) im VD 17
    • Landeskunde online
    • Niedermoor Karl-Ludwig-See
    Einzelnachweise
    1 Wolfgang von Moers-Messmer: Heidelberg und seine Kurfürsten. Die große Zeit der Geschichte Heidelbergs als Haupt- und Residenzstadt der Kurpfalz. Verlag Regionalkultur, Weiher 2001, ISBN 3-89735-160-9
    2 Friedrich Peter Wundt, Daniel Ludwig Wundt: Versuch einer Geschichte des Lebens und der Regierung Karl Ludwigs Kurfürst von der Pfalz, Genf, bei H. L. Legrand, 1786, S. 143–145; Ludwig Häusser: Geschichte der Rheinischen Pfalz, 2. Band, 185, S. 644–645
    3 Annette v. Boetticher: Grabsteine, Epithaphe und Gedenktafeln der ev.-luth. Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis in Hannover, Broschüre DIN A5 (20 Seiten, teilweise mit Abbildungen), hrsg. vom Kirchenvorstand der ev.-luth. Neustädterof- und Stadtkirche St. Johannis, Hannover: 2002, S. 13

    Karl heiratete Charlotte von Hessen (Kassel) am 22 Feb 1650 in Kassel, DE, und geschieden am 14 Apr 1657 in Heilig Geist Kirche, Heidelberg, Baden-Württemberg, DE. Charlotte wurde geboren am 20 Nov 1627 in Kassel, DE; gestorben am 16 Mrz 1686 in Heilig Geist Kirche, Heidelberg, Baden-Württemberg, DE. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 2. Elisabeth Charlotte (Liselotte) von der Pfalz  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 27 Mai 1652 in Heilig Geist Kirche, Heidelberg, Baden-Württemberg, DE; gestorben am 8 Dez 1722 in Saint-Cloud bei Paris.

    Karl heiratete Marie Luise von Degenfeld am 6 Jan 1658. Marie wurde geboren am 28 Nov 1634 in Strassburg, Elsass, Frankreich; gestorben am 18 Mrz 1677 in Schloss Friedrichsburg, Mannheim. [Familienblatt] [Familientafel]

    Karl heiratete Elisabeth Holländer in 1679. [Familienblatt] [Familientafel]



Generation: 2

  1. 2.  Elisabeth Charlotte (Liselotte) von der PfalzElisabeth Charlotte (Liselotte) von der Pfalz Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Karl1) wurde geboren am 27 Mai 1652 in Heilig Geist Kirche, Heidelberg, Baden-Württemberg, DE; gestorben am 8 Dez 1722 in Saint-Cloud bei Paris.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel (genauer): Herzogin von Orléans durch Heirat

    Notizen:

    Liselotte und Philipp I. hatten drei Kinder, zwei Söhne und eine Tochter.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Liselotte_von_der_Pfalz

    Elisabeth Charlotte, Prinzessin von der Pfalz, genannt Liselotte von der Pfalz (* 27. Mai 1652 in Heidelberg; † 8. Dezember 1722 in Saint-Cloud bei Paris), war Herzogin von Orléans und Schwägerin von König Ludwig XIV. von Frankreich. Literarische und historische Bedeutung erlangte sie u. a. durch ihren Briefwechsel, der durch seine teils sehr unverblümten Schilderungen des französischen Hoflebens von besonderem kulturgeschichtlichen Wert ist.

    Leben
    Deutschland
    Elisabeth Charlotte wurde am 27. Mai 1652 in Heidelberg geboren. Sie wurde nur „Liselotte“ genannt. Ihre Eltern waren Kurfürst Karl I. Ludwig von der Pfalz (der Sohn des „Winterkönigs“) und Charlotte von Hessen-Kassel. Liselotte war bei ihrer Geburt ein schmächtiges Kind, das per Nottaufe die Namen seiner Großmutter Elisabeth Stuart und seiner Mutter Charlotte erhalten hatte. Sie wurde im protestantischen Glauben erzogen, trat später aber aus dynastischen Gründen vor der Heirat zum katholischen Glauben über. Gleichwohl blieb sie dem Protestantismus zeit ihres Lebens emotional, wenn auch kritisch, verbunden.
    1658 trennte sich Kurfürst Karl Ludwig von seiner Ehefrau Charlotte, um deren ehemalige Hofdame Freiin Marie Luise von Degenfeld zur linken Hand zu ehelichen. Luise wurde damit Liselottes Stiefmutter. Liselotte verstand sich nicht mit Luise, liebte aber ihre Halbgeschwister, 13 Raugräfinnen und Raugrafen, dafür umso mehr. Mit zweien ihrer Geschwister, den Raugräfinnen Luise (1661–1733) und Amalie Elisabeth, genannt Amelise (1663–1709), hielt sie zeitlebens regen Briefkontakt.
    Um der Mutter die Tochter zu entziehen, schickte der Kurfürst Liselotte im Alter von sieben Jahren an den Hof von Hannover, wo seine Schwester Sophie als Ehefrau des Herzogs Ernst August, des späteren ersten Kurfürsten von Hannover, lebte. Die beiden wurden für vier Jahre ihre „Pflegeeltern“. Liselotte lernte auch ihre Großmutter Elisabeth Stuart kennen, die ehemalige „Winterkönigin“ von Böhmen, die im Exil in Den Haag lebte.
    1663 gewährte der Kurfürst Liselottes Mutter Charlotte eine angemessene Entschädigung, die daraufhin die Heidelberger Residenz verließ. Gleich darauf holte der Kurfürst seine Tochter zurück nach Heidelberg an den Hof. Hier erhielt sie eine damals für Fürstenhäuser übliche höfische Mädchenerziehung.[1]

    Frankreich
    Liselotte wurde 1671 aus politischen Gründen mit dem Bruder Ludwigs XIV., Herzog Philipp I. von Orléans, verheiratet. Am französischen Hofe war sie bald nach ihrer Hochzeit recht isoliert. Grund dafür war die Homosexualität ihres Mannes[2][3], der mit ihr – wie mit seiner ersten Frau Henrietta Anne Stuart – zwar mehrere Nachkommen zeugte, ansonsten aber ein weitgehend eigenständiges, von seinen Günstlingen beeinflusstes Leben im Palais Royal führte.
    Liselotte erkannte allerdings die gesellschaftliche Stellung der Madame Maintenon, der letzten bedeutenden Mätresse und letztlich heimlichen Ehefrau Ludwig XIV., nicht an, was dazu führte, dass die Maintenon die einstmals guten Kontakte Liselottes zum König unterband.
    Als die Wittelsbacher Linie Pfalz-Simmern 1685 mit dem Tode von Liselottes Bruder, des Kurfürsten Karl von der Pfalz, erlosch, erhob Liselottes Schwager Ludwig XIV. entgegen dem Erbschaftsvertrag Anspruch auf die Kurpfalz und begann den Pfälzischen Erbfolgekrieg, bei dem u. a. zweimal das Heidelberger Schloss zerstört wurde. Liselotte litt sehr unter den Verwüstungen ihrer Heimat. Ihr Mann Philipp verteilte die auf ihn entfallene Kriegsbeute großzügig an seine Günstlinge.
    Nach dem Tod von Ludwig XIV. wurde ihr Sohn Philipp II. von Orléans – ihr Mann starb 1701 vor Ludwig – für den noch unmündigen König Ludwig XV. Regent von Frankreich. Damit war Liselotte wieder die erste Dame des Staates. Dies war sie schon einmal seit dem Tod der Maria Anna von Bayern am 20. April 1690, der Frau des Großen Dauphin Ludwig, bis zur Hochzeit des Dauphin Ludwig (Herzog von Burgund) mit Maria Adelaide von Savoyen am 7. Dezember 1697 gewesen.
    Auf die Kinder Liselottes mit Philipp geht in männlicher Linie das Haus Orléans zurück, das mit Louis Philippe, dem so genannten „Bürgerkönig“, im Jahre 1830 auf den französischen Thron kam.
    Briefe und Zitate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
    Eine besondere Bedeutung für die deutsche Literatur haben Liselottes zahlreiche Briefe. Insgesamt soll sie geschätzte 60.000 Briefe, davon 2/3 auf Deutsch und 1/3 auf Französisch, verfasst haben, von denen etwa 5000 erhalten sind [4]. Die Briefe enthalten plastische Schilderungen des Hoflebens und faszinieren durch ihre sprachliche Frische. Die meisten der erhaltenen Schreiben sind an ihre Tante Sophie von Hannover, und ihre Halbschwester, die Raugräfin Luise, gerichtet; auch Briefe an Gottfried Wilhelm Leibniz sind erhalten, und oft erwähnt sie darin ihre Erzieherin, Maria Ursula Kolb von Wartenberg.
    „… wo der teüffel nicht hinkommen kan, da schickt er ein alt weib hin.“
    – Liselotte von der Pfalz: In einem Brief vom 26. Juni 1686 an ihre Tante Sophie von Hannover über Madame de Maintenon, ein altes Sprichwort zitierend.[5]
    „… das macht mir das hertz blutten, undt man nimbt mir es noch hoch vor übel daß ich trawerig drüber bin, …“
    – Liselotte von der Pfalz: In einem Brief vom 10. November 1688 an ihre Tante Sophie von Hannover über die Zerstörung von Mannheim durch die französische Armee.[6]

    Nachkommen[
    1 Alexander Louis d'Orléans, Herzog von Valois (2. Juni 1673–16. März 1676)
    2 Philippe II. d’Orléans (1674–1723) ∞ Françoise Marie de Bourbon (1677–1749), eine legitimierte außereheliche Tochter Ludwigs XIV.
    3 Élisabeth Charlotte d’Orléans (1676–1744) ∞ Leopold von Lothringen, Schwiegervater der Maria Theresia von Österreich.



    Ausgaben
    • Annedore Haberl (Hrsg.): Liselotte von der Pfalz. Briefe. Hanser, München 1996, ISBN 3-446-18794-4.
    • Hannelore Helfer (Hrsg.): Liselotte von der Pfalz in ihren Harling-Briefen. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2007, ISBN 978-3-7752-6126-5.
    • Heinz Herz (Hrsg.): Briefe der Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans an ihre Geschwister. Leipzig 1972.
    • Helmuth Kiesel (Hrsg.): Briefe der Liselotte von der Pfalz. Insel, Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-458-32128-4.
    • Carl Künzel (Hrsg.): Die Briefe der Liselotte von der Pfalz, Herzogin von Orleans. Langewiesche-Brandt, Ebenhausen bei München 1912.
    • Hans Pleschinski (Hrsg.): Liselotte von der Pfalz. Ihre Briefe. Gelesen von Christa Berndt. Kunstmann, München 2004, ISBN 3-88897-371-6.
    Literatur
    • Dirk Van der Cruysse: Madame sein ist ein ellendes Handwerck. Liselotte von der Pfalz. Eine deutsche Prinzessin am Hof des Sonnenkönigs. Aus dem Französischen von Inge Leipold. 7. Auflage, Piper, München 2001, ISBN 3-492-22141-6.
    • Peter Fuchs: Elisabeth Charlotte. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 448–451 (Digitalisat).
    • Arlette Lebigre: Liselotte von der Pfalz. Eine Wittelsbacherin am Hofe Ludwigs XIV. Claassen, Düsseldorf 1988, ISBN 3-453-04623-4 (Nachdruck Heyne, München 1991).
    • Sigrun Paas (Hrsg.): Liselotte von der Pfalz. Madame am Hofe des Sonnenkönigs. HVA, Heidelberg 1996, ISBN 3-8253-7100-X (Katalog zur Ausstellung im Heidelberger Schloss).
    • Marita A. Panzer: Wittelsbacherinnen. Fürstentöchter einer europäischen Dynastie. Pustet, Regensburg 2012, ISBN 978-3-7917-2419-5, S. 108–121.
    • Ilona Christa Scheidle: Schreiben ist meine größte Occupation. Elisabeth Charlotte von der Pfalz, Herzogin von Orléans (1652–1722). In: Dies.: Heidelbergerinnen, die Geschichte schrieben. München 2006, ISBN 978-3-7205-2850-4, S. 27–39.
    • Mareike Böth: Erzählweisen des Selbst. Körper-Praktiken in den Briefen Liselottes von der Pfalz (1652–1722) (= Selbstzeugnisse der Neuzeit. Band 24). Böhlau, Köln/Wien/Weimar 2015, ISBN 978-3-412-22459-2.
    Schauspiel und Film
    • 1932: Liselott’ von der Pfalz – Singspiel von Richard Keßler, Musik von Eduard Künneke, aufgeführt 2004/2005 in Heidelberg
    • 1935: Liselotte von der Pfalz – UFA-Film, Regie und Drehbuch: Carl Froelich, literarische Vorlage: Rudolf Presber (1869–1935)
    • Darsteller waren Dorothea Wieck (Mme. de Maintenon), Hans Stüwe (Herzog von Orléans), Renate Müller (Liselotte von der Pfalz), Maria Meissner (Marquise de la Vallière), Maria Krahn (Kurfürst Karl Ludwigs Frau), Eugen Klöpfer (Kurfürst Karl Luwig von der Pfalz), Hilde Hildebrand (Fürstin de Montespan), Michael Bohnen (König Ludwig XIV.), Else Ehser (Maria Theresia)
    • 1966: Liselotte von der Pfalz – Regie: Kurt Hoffmann
    • Darsteller waren Heidelinde Weis (Liselotte von der Pfalz), Harald Leipnitz (Herzog von Orléans), Karin Hübner (Prinzessin Palatine), Hans Caninenberg (König Ludwig XIV.), Erwin Linder (Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz), Gunnar Möller (Herzg von Kurland), Robert Dietl (Lorraine), Joachim Teege (Abbé), Else Quecke (Frau von Bienenfeld), Karla Chadimová (Paulette).
    Weblinks
     Commons: Elisabeth Charlotte of the Palatinate – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
     Wikiquote: Liselotte von der Pfalz – Zitate
    • Literatur von und über Liselotte von der Pfalz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
    • Werke von und über Liselotte von der Pfalz in der Deutschen Digitalen Bibliothek
    • Liselotte von der Pfalz. In: FemBio. Frauen-Biographieforschung (mit Literaturangaben und Zitaten).
    • Leben und Werk von Liselotte von der Pfalz. In: Projekt Gutenberg-DE.
    • Liselotte von der Pfalz, Virtual Library – Geschichte der Kurpfalz, Institut für Fränkisch-Pfälzische Geschichte und Landeskunde der Universität Heidelberg
    • Briefe der Liselotte von der Pfalz – digital, Universitätsbibliothek Heidelberg
    Einzelnachweise
    1 Van der Cruysse: Madame sein ist ein ellendes Handwerck.
    2 Van der Cruysse: Madame sein ist ein ellendes Handwerck. S. 153 ff.
    3 Die Memoiren des Herzogs von Saint-Simon. Ullstein, Frankfurt-M. 1977, ISBN 3-550-07360-7, Bd. 1, S. 285
    4 Helmuth Kiesel (Hrsg.): Briefe der Liselotte von der Pfalz, S. 10
    5 Eduard Bodemann (Hrsg.): Aus den Briefen der Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans an die Kurfürstin Sophie von Hannover. Hannover 1891. Band I, Seite 70
    6 Eduard Bodemann (Hrsg.): Aus den Briefen der Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans an die Kurfürstin Sophie von Hannover. Hannover 1891. Band I, Seite 101

    Elisabeth heiratete Prinz Philipp I. von Frankreich (von Orléans) (von Bourbon) in 1671. Philipp (Sohn von König Ludwig XIII. (Louis) von Frankreich (von Navarra) (von Bourbon), der Gerechte und Anna Maria von Österreich (von Spanien) (von Habsburg)) wurde geboren am 21 Sep 1640 in Saint-Germain-en-Lay; gestorben am 9 Jun 1701 in Saint-Cloud; wurde beigesetzt in Kathedrale Saint-Denis, Paris. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 3. Herzog Philippe II. von Bourbon (von Orléans)  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 2 Aug 1674 in Saint-Cloud bei Paris; gestorben am 2 Dez 1723 in Versailles.


Generation: 3

  1. 3.  Herzog Philippe II. von Bourbon (von Orléans)Herzog Philippe II. von Bourbon (von Orléans) Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Elisabeth2, 1.Karl1) wurde geboren am 2 Aug 1674 in Saint-Cloud bei Paris; gestorben am 2 Dez 1723 in Versailles.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel (genauer): Titularherzog von Chartres (1674–1701), Herzog von Orléans, Chartres, Valois, Nemours und Montpensier, Fürst von Joinville, Graf von Beaujolais

    Notizen:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Philippe_II._de_Bourbon,_duc_d’Orléans

    Philippe II. de Bourbon, duc d’Orléans (* 2. August 1674 in Saint-Cloud; † 2. Dezember 1723 in Versailles), oft kurz auch nur Philippe II. d’Orléans genannt, war Titularherzog von Chartres (1674–1701), Herzog von Orléans, Chartres, Valois, Nemours und Montpensier, Fürst von Joinville, Graf von Beaujolais und mehrfacher Pair von Frankreich. Von 1715 bis 1723 übte er in Frankreich im Namen des noch unmündigen Ludwig XV. die Regentschaft aus. Die Zeit seiner Herrschaft wird daher in der französischen Geschichtsschreibung auch als Régence bezeichnet, Philippe selbst als le Régent.

    Leben
    Er wurde als Sohn des Herzogs Philippe I. de Bourbon, des Bruders König Ludwigs XIV., und der Liselotte von der Pfalz geboren. Er war somit ein Enkel von König Ludwig XIII. Ludwig XIV. sorgte nach einigen Misserfolgen für eine gute Erziehung durch einen hervorragenden Pädagogen, der aus Philippe einen Musterschüler voller Lerneifer und Ehrgeiz machte.
    Der junge Prinz kämpfte 1691 mit Auszeichnung bei der Belagerung von Mons und in der Schlacht bei Steenkerke, der Schlacht bei Neerwinden und der Schlacht bei Namur (1692–1695). Danach widmete er sich naturwissenschaftlichen Studien. Später wurden ihm noch militärische Kommandos in Italien (1706) und während des Spanischen Erbfolgekriegs (1707–1708) übertragen. Er zog sich jedoch den Groll des Königs zu, als Gerüchte auftraten, er hätte Ambitionen, an Stelle Philipps von Anjou in den Besitz der spanischen Krone zu gelangen.
    Trotzdem hielt Ludwig XIV. an ihm fest und bestimmte ihn für die Zeit der Minderjährigkeit seines fünf Jahre alten Urenkels Ludwig XV. testamentarisch zum Präsidenten des Regentschaftsrates.
    Philippe war erklärter Atheist, der während der Messe die in die Buchdeckel einer Bibel gebundenen satirischen Werke von François Rabelais las, und ein Mann, der gerne an religiösen Festtagen Orgien abhielt. Die Jesuiten wurden unter seiner Regentschaft zunehmend entmachtet.
    Als liberaler und einfallsreicher Mann war er allerdings oft schwach, unbeständig und wankelmütig und änderte als Regent die Herrschaftsausübung vom autoritären Regieren Ludwigs XIV. hin zu völliger Offenheit. Er förderte die Parlements, war gegen Zensur und ordnete die Neuauflage von Büchern an, die unter der Herrschaft seines Onkels verboten worden waren. Philippe II. gründete die Universitäten von Dijon und Pau, und aus seiner Bibliothek ging die Französische Nationalbibliothek hervor – er hatte sie, was eine absolute Neuheit war, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Er folgte dem politischen Umdenken seines Onkels, indem er eine Allianz mit Großbritannien, Österreich und den Niederlanden einging, führte aber einen erfolgreichen Krieg gegen das bourbonische Spanien, der die Bedingungen für einen europäischen Frieden herstellte.
    Philippe spielte in Stücken von Molière und Racine, komponierte Musik und war ein begabter Maler und Graveur. Zudem förderte er Bildung und Kunst, schaffte das Schulgeld für die Sorbonne ab, öffnete die Hofbibliothek für die Öffentlichkeit und verlieh zum ersten und einzigen Mal den Titel „Tischler der Herzöge von Orléans“ an den Tischlermeister Thomas Hache aus Grenoble. Er war sehr am wissenschaftlichen Fortschritt interessiert und diskutierte mit den hervorragendsten Gelehrten seiner Zeit. Drei seiner von ihm komponierten Opern wurden noch lange nach seinem Tode weiter aufgeführt. Außerdem besaß er einen ausgeprägten Kunstverstand, und seine Gemäldesammlung war legendär.
    Bekannt ist er vor allem für seine Ausschweifungen, denen er in Versailles und an seinem Hof am Palais Royal in Paris nachging, sowie für den Bankskandal unter John Law.
    Trotz der im Vergleich zu seinem Onkel liberaleren Regierungsart, die auch das Erstarken des adelig-großbürgerlichen Salon-Lebens begünstigte, ließ er den berühmten Aufklärer Voltaire in die Bastille werfen, als dieser ihm ein inzestuöses Verhältnis mit seiner Tochter Marie Louise Élisabeth vorwarf.
    Unter Philippes Regentschaft kam es in kultureller Hinsicht zu einer Blüte des Früh-Rokoko, in der besonders Maler wie Antoine Watteau aufgehen konnten.
    Nach der Regentschaft wurde Philippe zum Premierminister ernannt, nachdem im August 1723 der bisherige Premierminister Kardinal Dubois verstorben war. (Dubois war früher Philippes Erzieher und als langjähriger Außenminister ein sehr einflussreicher Berater des bisherigen Regenten gewesen.)
    Philippe starb am 2. Dezember 1723 im Alter von 49 Jahren an einem wiederholten Schlaganfall. Keine Stunde nach seinem Ableben wurde bereits der Herzog von Bourbon zum neuen Premierminister berufen. Der Körper des Herzogs von Orléans wurde in der Basilika Saint-Denis, sein Herz in der Kirche Val-de-Grâce und seine Eingeweide in der Kirche seiner Geburtsstadt Saint-Cloud beigesetzt.

    Familie
    Philippe heiratete 1692 Françoise Marie de Bourbon, eine legitimierte Tochter seines Onkels Ludwig XIV. mit Madame de Montespan und damit seine Cousine ersten Grades. Dies geschah gegen den Willen seiner Mutter, die das große, plumpe Mädchen, diiesen „Bastard aus doppeltem Ehebruch“, so ihre Worte, als Schwiegertochter ablehnte. Ihre Mitgift belief sich auf zwei Millionen Livres in bar, 150.000 Livres Jahresapanage für Françoise Marie, 200.000 für Ehemann Philippe sowie eine große Menge edlen Schmucks und Juwelen.[1]
    Aus der Ehe mit Françoise Marie entstammten ein Sohn und sieben Töchter:
    • Demoiselle de Valois (* 17. Dezember 1693; † 17. Oktober 1694)
    • Marie Louise Élisabeth (* 20. August 1695; † 21. Juli 1719)
    ∞ 1. 1710 Herzog Charles de Bourbon
    ∞ 2. 1716 Armand von Aydic, Graf von Rion (* 1692; † 1741)
    • Louise Adélaïde (* 13. August 1698; † 19. Februar 1743), Äbtissin von Chelles
    • Charlotte Aglaé (* 22. Oktober 1700; † 19. Januar 1761)
    ∞ 1720 Francesco III. d’Este, Herzog von Modena
    • Louis I. (* 4. August 1703; † 4. Februar 1752)
    ∞ 1724 Auguste Marie Johanna von Baden-Baden
    • Louise Élisabeth (* 11. Dezember 1709; † 16. Juni 1742)
    ∞ 1722 König Ludwig I. von Spanien
    • Philippine Élisabeth (* 18. Dezember 1714; † 21. Mai 1734)
    • Louise Diane (* 27. Juni 1716; † 26. September 1736)
    ∞ 1732 Louis-François de Bourbon, Fürst von Conti
    Des Weiteren hatte der Herzog noch anerkannte außereheliche Kinder.
    Mit der Operntänzerin Florence Pellegrin (* 1660; † 1716):
    • Louis Charles de Saint-Albin (* 5. April 1698; † 9. April 1764), Bischof von Laon und Erzbischof von Cambrai
    Mit Christine Charlotte Desmares (* 1682; † 1753):
    • Philippe Angélique de Froissy (* 1702; † 15. Oktober 1786) ∞ 1718 Henri François de Ségur
    Mit Marie Louise Madeleine Victoire Le Bel de La Boissière, dite comtesse d’Argenton (* um 1684; † 1748):
    • Jean Philippe François d’Orléans (* 28. August 1702; † 16. Juni 1748), Laienabt von Hautvillers


    Filme
    • Wenn das Fest beginnt (französisch: Que la fête commence) von 1975. Verfilmung des Lebens am Hofe des Regenten Philippe d’Orléans vor dem Hintergrund der Revolte des bretonischen Marquis de Pontcallec, von Bertrand Tavernier mit ´Philippe Noiet als Hauptdarsteller.
    Literatur
    • Andrew McNaughton: The Book of Kings. A Royal Genealogy. Band 1. London 1973, S. 421 (Genealogie).
    • Alexandre Dupilet, La Régence absolue: Philippe d’Orléans et la Polysynodie, Seyssel: Champ Vallon, 2011
    • Arnaud de Maurepas, Antoine Boulant, Les Ministres et les ministères du siècle des Lumières (1715–1789). Étude et dictionnaire, Paris, Christian-JAS, 1996, 452 p.
    • Jean-Christian Petitfils, Le Régent, Paris, Fayard, 1996 ISBN 2-213-01738-7
    • Michel Antoine, Louis XV, Hachette, (coll. «««««««« Pluriel »»»»»»»»), 1997 ISBN 2-01-278860-2
    • Philippe Erlanger, Le Régent, Librairie académique Perrin, 1974
    • Jules Michelet, Histoire de France, vol.XV, La Régence, Équateurs, 2008
    • Daniel Reynaud et Chantal Thomas [dir.], Le Régent entre fable et histoire, Paris: éditions du CNRS, 2003
    • Jean-Paul Montagnier, Un Mécène musicien. Philippe d’Orléans, Régent (1674–1723). Paris: Éditions Auguste Zurfluh, 1996. Collection «««««««« Le Temps musical »»»»»»»» dirigée par Marcelle Benoit.ISBN 2-87750-076-4.
    Weblinks
     Commons: Philippe II. de Bourbon, duc d’Orléans – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    Einzelnachweise
    1 Thea Leitner: Skandal bei Hof. Ueberreuter, Wien 1993, ISBN 3-8000-3492-1, S. 104.

    Philippe heiratete Françoise Marie von Bourbon in 1692. Françoise (Tochter von König Ludwig XIV. von Frankreich (von Navarra) (von Bourbon), der Sonnenkönig und Françoise de Rochechouart de Mortemart, 'Madame de Montespan' ) wurde geboren am 4 Mai 1677 in Schloss Maintenon; gestorben am 1 Feb 1749 in Paris, France. [Familienblatt] [Familientafel]