Teilen Drucken Lesezeichen hinzufügen
Königin Elizabeth von York, die Gute

Königin Elizabeth von York, die Gute

weiblich 1466 - 1503  (37 Jahre)

Generationen:      Standard    |    Kompakt    |    Vertikal    |    Nur Text    |    Registerformat    |    Tabellen

Generation: 1

  1. 1.  Königin Elizabeth von York, die Gute Königin Elizabeth von York, die Gute wurde geboren am 11 Feb 1466 in Palace of Westminster, Westminster, England; gestorben am 11 Feb 1503 in Tower of London; wurde beigesetzt in Westminster Abbey, London, England.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel (genauer): Königin von England
    • Titel (genauer): Prinzessin aus dem Haus York

    Notizen:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Elizabeth_of_York_(Königin)

    Elizabeth of York (* 11. Februar 1466 im Westminster Palace; † 11. Februar 1503 im Tower of London) war eine englische Prinzessin aus dem Haus York und die älteste Tochter des Königs Eduard IV. und dessen Ehefrau Elizabeth Woodville. Nach dem Sturz ihres Onkels Richard III. heiratete sie den neuen König Heinrich VII. und wurde die Mutter des zukünftigen englischen Königs Heinrich VIII. sowie der zukünftigen Königin von Schottland Margaret Tudor und der zukünftigen Königin von Frankreich Mary Tudor. Sie überlebte ihre Kinder Edmund, Elizabeth und den bereits fünfzehnjährigen Thronfolger Arthur und starb 1503 an der Geburt ihrer jüngsten Tochter Katherine.
    Nicht zu verwechseln ist sie mit ihrer gleichnamigen Tante, Elizabeth of York, Duchess of Suffolk, Tochter von Richard Plantagenet, 3. Duke of York, und Schwester Eduards IV. und Richards III.

    Leben

    Kindheit
    Elizabeth war die erstgeborene Tochter des englischen Königs Eduard IV. und dessen Ehefrau Elizabeth Woodville. Getauft wurde sie in Westminster Abbey. Ihre gleichnamige Tante Elizabeth, Lady Bedford und Richard Neville, 16. Earl of Warwick waren ihre Paten.[1] Sie wuchs auf Schloss Sheen in Richmond auf. Als älteste Tochter und bis zur Geburt ihres Bruders Eduard die englische Thronfolgerin, war Elizabeth von klein auf eine gute Partie auf dem Heiratsmarkt. Schon im Alter von drei Jahren versuchte ihr Vater eine Ehe für sie zu arrangieren. Zunächst war George Neville, Herzog von Bedford, als Ehemann vorgesehen. Eduard erhoffte sich durch diese Verbindung ein Bündnis mit den Nevilles, da Richard Neville im Jahr 1469 einen bewaffneten Aufstand organisierte. Allerdings verliefen die Verhandlungen ins Leere, als Georges Vater und Richard Neville in der Schlacht von Barnet starben.[1]
    Nach Eduards Invasion in Frankreich wurde 1475 im Vertrag von Picquigny festgelegt, dass Elizabeth den französischen Thronfolger Karl heiraten sollte. Falls Elizabeth vorher sterben sollte, würde ihre jüngere Schwester Mary ihren Platz einnehmen. Als Mitgift waren die Herzogtümer Aquitanien und Guyenne vorgesehen, zusätzlich versprach Ludwig XI. von Frankreich ihr ein Witwenerbe von 60.000 Pfund. In Vorbereitung auf diese Ehe wurde Elizabeth in der französischen Sprache und in höfischer Schreibweise unterwiesen. 1480 wurde der Vertrag ratifiziert, woraufhin Elizabeth den Titel „Madame la Dauphine“ erhielt.[2] Zwei Jahre später allerdings löste Ludwig die Verlobung auf und strebte stattdessen eine Ehe seines Sohnes mit einer Fürstin aus dem Herzogtum Burgund an.

    Unter Richard III.
    Als ihr Vater 1483 starb, änderte sich Elizabeths Status schlagartig. Ihr Onkel Richard III. fing ihren Bruder Eduard ab, und ihre Mutter floh daraufhin mit ihren übrigen Kindern ins Kirchenasyl in Westminster Abbey. Richard überredete sie, ihm auch seinen zweiten Neffen auszuhändigen, und am 16. Juni übergab sie auch ihren jüngeren Sohn in seine Obhut. Sobald beide Prinzen unter seiner Kontrolle standen, sagte Richard alle Vorbereitungen für die Krönung seines Neffen ab und ließ sicich selbst zum König ausrufen. Seine Begründung dafür war, dass die Ehe seines Bruders mit Elizabeth Woodville ungültig gewesen wäre, was Elizabeth und ihre Geschwister samt und sonders zu Bastarden machte. Damit waren sie nach gültigem Recht voon jeglicher Erbfolge ausgeschlossen. Ihre Brüder Eduard und Richard verschwanden spurlos im Tower of London und wurden bekannt als die Prinzen im Tower. Laut dem blinden Hofdichter Bernard Andreas stand Elizabeth ihren Brüdern sehr nahe, denn eer sagte: „Die Liebe, die Elizabeth für ihre Brüder empfand, war einmalig und nahezu unglaublich.“[2] Elizabeth und ihre Schwestern blieben für die ersten Monate unter Richard III. im Asyl und Richard ließ sie von einem seiner engsten Vertrauten scharf bewachen.[1]
    Da der Arrest seiner Nichten und seiner Schwägerin schließlich ein peinlicher Gesichtsverlust für Richard wurde und die Rebellen sie als Galionsfiguren betrachteten, verhandelte Richard mit Elizabeth Woodville und einigte sich schließlich am 1. März 1484 mit ihr. Elizabeth und ihre Schwestern verließen ihr Asyl und wurden an den Hof gerufen. Trotz ihrer Bastardisierung waren die Schwestern nach wie vor begehrte Partien auf dem Heiratsmarkt, da nur wenige Zeitgenossen sie als illegitim betrachteten.[1] Besonders Elizabeth als älteste Schwester hatte den stärksten Anspruch auf den Thron. Heinrich Tudor, der zukünftige Heinrich VII., hatte bereits zu Weihnachten geschworen, Elizabeth zu heiraten, wenn er König von England würde. Möglicherweise steckten Elizabeth Woodville und Heinrichs Mutter Margaret Beaufort hinter diesem Eheversprechen.[1][2] Richard versuchte daher die Schwestern so zu verheiraten, dass ihre Ehe und eventuelle Nachkommen keine Bedrohung für ihn darstellten. Doch einzig Elisabeths Schwester Cecily wurde unter Richards Herrschaft verheiratet.
    Elizabeth selbst verbrachte Weihnachten 1484 bei Hofe. Dort provozierte sie laut den Croyland-Chroniken einen halben Skandal, da sie fast die gleichen Kleider trug wie Richards Ehefrau Anne Neville. Obwohl daraus oftmals Rückschlüsse gezogen wurden, dass Elizabeth als Nachfolgerin Anne Nevilles vorgesehen war und selbst Richard heiraten sollte, geht die moderne Forschung von einem harmloseren Grund aus. Ähnliche Kleider wurden oft von Verwandten oder Gleichrangigen getragen. Als Beispiel wird angeführt, dass Elizabeth später als Königin bei Staatsempfängen fast identisch mit ihrer Schwiegermutter Margaret Beaufort gekleidet war.[1] In jedem Fall gab es Elizabeths Zeitgenossen Anlass zu Spekulationen. Als Anne Neville im folgenden Frühjahr starb, wurde nach einer neuen Ehefrau für Richard gesucht, wobei auch Elizabeths Name fiel. Falls sie allerdings tatsächlich als Annes Nachfolgerin vorgesehen war, machte der Widerstand des englischen Adels diese Aussicht schnell zunichte. Richard musste öffentlich dementieren, dass er jemals mit dem Gedanken an eine solche Ehe gespielt hatte.[1]

    Königin von England
    Nachdem Heinrich am 22. August 1485 Richard in der Schlacht von Bosworth besiegt hatte, wurde Elizabeth im Haushalt seiner Mutter Margaret Beaufort untergebracht. Heinrich wurde am 30. Oktober zum neuen König von England gekrönt, und das Parlamement bestätigte ihm im November seinen legitimen Anspruch auf den Thron. Allerdings baten die Abgeordneten des House of Commons den König am 10. Dezember dringend, „die erlauchte Lady Elizabeth, Tochter des Königs Eduard IV.“ zu heiraten und sich damit „Nachwuchs von königlichem Blut“ zu sichern.[1] Diese Formulierung wird von Historikern häufig so interpretiert, dass Heinrichs Anspruch auf den Thron nur gesichert war, wenn er Elizabeth, die rechtmäßige Erbin ihres Vaters, heiratete. Der König versicherte, er wäre „gern bereit, dies zu tun.“[2]
    Am 18. Januar 1486 heirateten Heinrich und Elizabeth in Westminster Abbey. In der Zeit der Rosenkriege war Heinrich als letzter Überlebender des Hauses Lancaster dessen Oberhaupt geworden. Durch seine Ehe mit der Erbin des Hauses York erhoffte ssich England ein Ende des Bürgerkrieges zwischen den beiden Häusern und einen dauerhaften Frieden. Obwohl von vielen als die rechtmäßige Königin von England betrachtet, wurde Elizabeth erst am 25. Dezember 1487 gekrönt, als der Thronfolger Arthur bereits geboren war, und Heinrich verlieh ihr laut dem Italiener Giovanni de Gigli den Titel der Herzogin von York. Elizabeths Bruder Richard hatte zuletzt den Titel innegehabt, da er traditionell an den zweitgeborenen Sohn des Königs verlieheen wurde. Elizabeth hingegen erhielt ihn wahrscheinlich im Zuge einer Umstrukturierung ihres Witwenerbes sowie des Wittums ihrer Mutter.[1] Es ist unbekannt, ob Elizabeth Woodville mit dem Verlust dieser Ländereien in ihre Schranken gewiesen oder die Ressourcen lediglich neu verteilt werden sollten.
    Im Gegensatz zu ihrer Mutter und ihrer Schwiegermutter Margaret Beaufort zeigte Elizabeth keinerlei politische Ambitionen und ging offiziell in ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter auf. Möglicherweise lag es am Einfluss ihrer Schwiegermutter, diie sich oft bei Hofe aufhielt und auch offiziell großen Einfluss auf die Politik ihres Sohnes hatte. Viele Historiker vermuten, dass Elizabeth von ihrer dominanten Schwiegermutter überschattet und in die häusliche Sphäre verdrängt wurde. Indizien dafür sind die Berichte von Zeitgenossen. So schrieb einer der spanischen Gäste bei Hofe: „Sie wird von der Mutter des Königs in Abhängigkeit gehalten. Es wäre gut, ihr öfter zu schreiben und ihr ein wenig Liebe zu zeigen.“ John Hewyk, ein Diener der Krone, ging so weit zu sagen, dass er gern sehr viel länger mit der Königin gesprochen hätte, „wäre da nicht diese mächtige Hure, die Königsmutter.“[1] Der Historiker David Starkey selbst bezeichnet Margaret Beaufort für Elizabeth of Yorrk als „die Schwiegermutter aus der Hölle.“[3] Wie die Beziehung der beiden tatsächlich aussah, ist unbekannt. In der Öffentlichkeit ließ Margaret Beaufort ihrer Schwiegertochter stets den Vortritt und verkörperte gemeinsam mit ihr zumindest nach außen hin Einigkeit in der Familie.
    Dennoch gibt es Hinweise darauf, dass auch Elizabeth politisch aktiv war, wenngleich in der gesellschaftlich akzeptierten, diskreten Form der Beeinflussung. So wandte sich ein walisischer Pächter mit einer Beschwerde über Heinrichs Onkel Jaspeer Tudor, 1. Duke of Bedford, nicht an den König, sondern stattdessen an Elizabeth, die Jasper mit einem strengen Brief in die Schranken wies.[1] Robert Vertue, der 1502 an einem neuen Gebäude für Heinrich in Greenwich arbeitete, benutzte für den Bau einen Plan, den Elizabeth erstellt hatte. Ihre Buchhaltung verzeichnet auch Geschenke aus dem höchsten Adel, u.a. Kirschen und Kuchen, was von Historikern ebenfalls als Zeichen für ihren Einfluss und ihr Mäzenatentum gewertet wird.[1] Zudem wird davon ausgegangen, dass Elizabeth verantwortlich für die Eheschließungen ihrer Schwestern Anne und Katherine war und sich persönlich dafür einsetzte, dass die Ehefrau ihres in Ungnade gefallenen Cousins Edmund de la Pole, 3. Duke of Suffolk, bei der Witwe von John Howard, 1. Duke of Norfolk, leben durfte. Elizabeth war zusätzlich stets bestrebt, das Haus York mit den neuen Gegebenheiten zu versöhnen und für ihre Seite zu gewinnen.[1] Da insbesondere der alteingesessene Adel Europas Schwierigkeiten hatte, Heinrich als König anzuerkennen, wurde Elizabeth für sie zu einer akzeptablen Ansprechpartnerin, u. a. für Isabella von Kastilien.[4]

    Familienleben
    Elizabeth war eine sehr populäre Königin. Gemäß ihrem Lebensmotto „Demütig und ehrfürchtig“ war sie sehr wohltätig, was ihr den Beinamen „die Gute“ verlieh. Was sie beim Volk noch beliebter machte, waren ihre zahlreichen Kinder, mit denen sie didie noch junge Dynastie der Tudors sicherte. Der Thronfolger Arthur war am 20. September 1486 geboren worden. Elizabeth hatte sich anlässlich seiner Geburt extra nach Winchester zurückgezogen, nach damaligem Glauben gleichgesetzt mit König Artus’ Camelot. Es folgten Margaret, Heinrich, Elizabeth, Mary und Edmund, wenngleich nur Margaret, Heinrich und Mary ihre Kindheit überlebten. Besonders die ersten Jahre verliefen stürmisch für Elizabeths Familie, u. a. durch den Thronprätendenten PPerkin Warbeck, der sich als Elizabeths Bruder Richard ausgab. Seine Anwesenheit in Schottland sabotierte die Eheverhandlungen für Prinzessin Margaret und als 1496 in Cornwall eine Rebellion für Warbeck stattfand, musste Elizabeth mit ihrem Sohn Heinrich und möglicherweise auch mit ihren Töchtern in den Tower of London fliehen, bis der König die Rebellen kurz vor London bezwingen konnte.
    Auf der Suche nach einer Braut für den Thronfolger Arthur entschied Heinrich sich schließlich für Katharina von Aragón, die jüngste Tochter der „Katholischen Könige“ Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragón. Elizabeth nahm daraufhin Briefefkontakt zu ihrer künftigen Schwiegertochter auf und ermutigte sie, Französisch zu lernen,[5] da die meisten englischen Damen kein Latein sprachen. Am 14. November 1501 fand die Hochzeit der beiden statt, der Heinrich und Elizabeth nur von einem kleinen Nebenraum aus diskret beiwohnten, um dem jungen Paar nicht die Schau zu stehlen.[6] Für Elizabeths Tochter Margaret war der schottische König Jakob IV. vorgesehen, allerdings weigerten Elizabeth und Margaret Beaufort sich standhaft, Margaret nach Schottland zu schicken, bevor sie körperlich ausgereift war. Heinrich gestand dem spanischen Botschafter Don Pedro:
    „Die Königin und meine Mutter sind gegen die Hochzeit. Sie sagen, wenn die Ehe geschlossen würde, wären wir verpflichtet, die Prinzessin sofort nach Schottland zu senden und sie fürchten, dass in diesem Fall der König von Schottland nicht warten, sondern sie verletzen und ihre Gesundheit gefährden würde.[7]“
    Am 25. Januar 1502 wohnte Elizabeth schließlich Margarets Trauung per Stellvertreter bei. Unmittelbar nach dieser Trauung wurde Margaret als Königin von Schottland behandelt. Elizabeth selbst nahm sie nach der Trauung bei der Hand und geleitetete sie an den bislang ihr selbst vorbehaltenen Tisch der Königin, um die Gleichberechtigung ihrer Tochter zu unterstreichen. Nur wenige Monate später im April starb Arthur. Zeitgenossen berichten, dass Elizabeth versuchte, ihren vor Schmerz halb gebrochenen Ehemann zu trösten.
    „Eure Mutter hatte niemals mehr Kinder als Euch, dennoch hat Gott in Seiner Gnade Euch stets beschirmt und dahin gebracht, wo Ihr nun seid. Gott hat Euch noch einen schönen Prinzen und zwei schöne Prinzessinnen gelassen, Gott bleibt, wo Er stets war und wir beide sind noch jung.[8] Da Euer Gnadens Weisheit in der gesamten Christenheit bekannt ist, beweist sie jetzt, indem Ihr dieses Unglück ertragt.[2]“
    Heinrich dankte seiner Königin für ihre tröstenden Worte und sie kehrte in ihre Gemächer zurück. Dort ließ sie endlich ihrem eigenen Schmerz freien Lauf und war so verzweifelt, dass ihre Damen eilig den König holten, um sie zu trösten. Heinricich eilte zu seiner Frau und tröstete sie nun im Gegenzug.[9] Diese Episode scheint darauf hinzudeuten, dass sich die ursprünglich politisch motivierte Ehe in eine liebevolle Beziehung gewandelt hatte. Für den Rest des Jahres trugen Elizabeth und ihre Töchter schwarze Trauerkleidung.
    Nach dem Tod ihres Sohnes Arthur kümmerte Elizabeth sich um ihre verwitwete und kranke Schwiegertochter Katharina von Aragón und stellte sicher, dass die Prinzessin aus Wales in einer Sänfte an den englischen Hof zurückkehren konnte.[4] Auch zeigen die Ausgaben in ihrer Buchhaltung, dass sie sich aktiv um das Wohlergehen von Familienmitgliedern kümmerte, die aufgrund politischer Umstände beim König in Ungnade gefallen waren, wie ihre jüngere Schwester Katherine of York und deren Sohn Henry Courtenay.[10]

    Tod
    Im Frühjahr 1502, kurz nach Arthurs Tod, wurde Elizabeth erneut schwanger. Sie verbrachte das Jahr damit, ihre Tochter Margaret auf ihre Rolle als Königin von Schottland vorzubereiten und Schreine von Heiligen aufzusuchen. Im August suchte sie noch einmal Wales auf, um an Arthurs Gruft zu beten und zu spenden.[2] Gemeinsam mit ihren Damen nähte sie an dem Staatsbett, in das sie sich zur Geburt des Kindes zurückziehen sollte. Am 2. Februar 1503 brachte Elizabeth schließlich in den königlichen Gemächern des Towers ihr letztes Kind zur Welt. Das Mädchen wurde auf den Namen Katherine getauft. Nur wenig später erkrankte Elizabeth am Kindbettfieber und starb am 11. Februar an ihrem 37. Geburtstag. Heinrich war so erschüttert von ihrem Tod, dass er sich „heimlich an einen einsamen Ort zurückzog und nicht duldete, dass jemand sich an ihn wandte.“[1] Ihre kleine Tochter Katherine überlebte sie nur um wenige Wochen.
    Elizabeth erhielt ein würdiges Staatsbegräbnis in der Westminster Abbey in Anwesenheit ihrer Schwestern. Auf ihrem Leichenwagen prangte ihr Motto „Demütig und ehrfürchtig“ und eine hölzerne Statue, die Elizabeth nachempfunden war und die Insignien der Königin trug, schmückte den Sarg. Der Trauerzug wurde von ihrer Schwester Katherine of York angeführt. Ganz London trauerte um die beliebte Königin. So versammelten sich in Cheapside ihr zu Ehren Gruppen bestehend aus 37 Jungfrauen mit weißgrünen Kränzen im Haar und Kerzen in den Händen.[11] In allen Kirchen brannten Fackeln und Kerzen. Sir Thomas Morus schrieb zu Ehren der verstorbenen Königin eine Elegie A Ruefull Lamentation (deutsch: Eine reuige Wehklage), in der er Elizabeth die Vergänglichkeit aller irdischer Ehren beklagen und Abschied von ihrer Familie nehmen lässt.

    "Adieu mine own dear spouse, my worthy lord,
    The faithful love that did us both combine,
    In marriage and peaceable concord
    Into your handes here I clean resign,
    To be bestowed upon your children and mine.
    Erst were you father, and now must you supply
    The mother's part also, for lo now here I lie.

    Farewell my daughter, Lady Margaret,
    God wot full oft it grieved hath my mind,
    That ye should go where we should seldom meet,
    Now am I gone and have left you behind.
    O mortal folk that we be, very blind!
    That we least fear, full oft it is most nigh,
    From you depart I first, and lo now here I lie.

    Adieu Lord Henry, my loving son adieu,
    Our Lord increase your honour and estate.
    Adieu my daughter Mary, bright of hue,
    God make you virtuous, wise and fortunate.
    Adieu sweet heart, my little daughter Kate,
    Thou shalt, sweet babe, such is thy destiny,
    Thy mother never know, for lo now here I lie."[12]
    „Ade, geliebter Mann, mein edler Herr,
    Die treue Liebe, die uns stets verband
    In friedlicher Harmonie und Ehestand,
    Vertraue ich nun deinen Händen an,
    Lass sie nun unseren Kindern angedeihen.
    Einst nur der Vater, sei ihnen nun zugleich
    Auch Mutter, denn sieh, nun lieg ich hier.

    Leb wohl, meine Tochter, Lady Margaret,
    Gott weiß, wie sehr und oft es mich betrübte,
    Dass du gehen solltest, wohin ich selten kam,
    Nun ging ich selbst fort und ließ dich zurück.
    O sterbliches Volk, dass wir sind, so blind!
    Was wir kaum fürchten, ist oftmals so nahe.
    Von dir scheid ich zuerst und sieh, nun lieg ich hier.

    Ade, Lord Henry, mein liebender Sohn, ade
    Unser Herr erhöhe deine Ehre und deinen Stand
    Ade, meine Tochter Mary, so hell von Angesicht
    Gott schenke dir Tugend, Weisheit und Glück.
    Ade, mein Herz, meine kleine Tochter Kate,
    Du sollst, süßes Kind, so es dein Schicksal will,
    Deine Mutter nie kennen, denn sieh, nun lieg ich hier.“


    Literatur[
    • Rosemary Horrox: Elizabeth. In: Henry C. Matthew u.a. (Hrsg.): Oxford Dictionary of National Biography, Band 18: Ela - Fancourt. University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-861411-X, S. 82-85.
    • Marita A. Panzer: Elisabeth von York. In: Diess.: Englands Königinnen. Von den Tudors zu den Windsors. 5. Aufl. Piper Verlag, München 2009, ISBN 978-3-932313-33-2, S. 16–21.
    • Maria Perry: Sisters to the King. The tumultous lives of Henry VIII's sisters - Margaret of Scotland and Mary of France. André Deutsch, London 2002, ISBN 0-233-05090-6.
    • David Starkey: Henry. Virtuous Prince. Harper Perennial, London 2009, ISBN 0-00-724772-9.
    • David Starkey: Six wives. The Queens of Henry VIII. (Harper Perennial). Chatto & Windus, London 2003, ISBN 0-7011-7298-3.
    • Agnes Strickland: Livres of the Queens of England. Bell & Daldy, London 1867.
    Einzelnachweise
    1 Rosemary Horrox: Elizabeth. In: Oxford Dictionary of National Biography. Band 18: Ela - Fancourt, S. 82–85.
    2 England under the Tudors. Elizabeth of York. In: Agnes Strickland: Lives of the Queens of England, S. 173–181.
    3 David Starkey: Six wives. The Queens of Henry VIII, S. 260.
    4 Maria Perry: Sisters to the King. The tumultous Lives of Henry VIII's Sisters – Margaret of Scotland and Mary of France, S. 58.
    5 Maria Perry: Sisters to the King. The tumultous Lives of Henry VIII's Sisters – Margaret of Scotland and Mary of France, S. 30.
    6 Maria Perry: Sisters to the King. The tumultous Lives of Henry VIII's Sisters – Margaret of Scotland and Mary of France, S. 31.
    7 Maria Perry: Sisters to the King. The tumultous Lives of Henry VIII's Sisters – Margaret of Scotland and Mary of France, S. 28: "The Queen and my mother are very much against the marriage. They say if the marriage were concluded we should bebliged to send the princess directly to Scotland, in which case they fear the King of Scotland would not wait, but injure her and endanger her health.".
    8 Maria Perry: Sisters to the King. The tumultous Lives of Henry VIII's Sisters – Margaret of Scotland and Mary of France, S. 39: "your mother never had more children, but you only, yet God by his grace has ever preserved you and brought you whre you are now. [...] God has left you yet a fair prince, two fair princesses and God is where he was and we are both young enough".
    9 Maria Perry: Sisters to the King. The tumultous Lives of Henry VIII's Sisters – Margaret of Scotland and Mary of France, S. 40.
    10 David Starkey: Henry. Virtuous Prince, S. 108.
    11 Maria Perry: Sisters to the King. The tumultous Lives of Henry VIII's Sisters – Margaret of Scotland and Mary of France, S. 44.
    12 Thomas Mores Elegie auf Elizabeth of York auf Englisch
    13 Henry VII. auf Tudorplace.com.ar
    Weblinks
     Commons: Elizabeth of York – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    • Elizabeth Plantagenet auf thepeerage.com, abgerufen am 4. Oktober 2015 (englisch)
    • England under the Tudors - Elizabeth of York
    • Thomas Mores Elegie für die Königin auf Englisch

    Gestorben:
    Starb bei der Geburt ihres siebten Kindes.

    Begraben:
    Die von Pietro Torrigiano geschaffene Gruft, in der Elizabeth beerdigt wurde und in der später auch Heinrich beigesetzt wurde, kann noch heute in Westminster Abbey besichtigt werden.

    Elizabeth heiratete König Heinrich VII. von England (Tudor) am 18 Jan 1486 in Westminster Abbey, London, England. Heinrich (Sohn von Edmund Tudor und Margaret Beaufort) wurde geboren am 28 Jan 1457 in Pembroke Castle, Wales; gestorben am 21 Apr 1509 in Richmond Palace; wurde beigesetzt in Westminster Abteikirche. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 2. Prinz Arthur von England (Tudor)  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 20 Sep 1486 in Winchester; gestorben am 2 Apr 1502 in Ludlow Castle.
    2. 3. Königin Margaret von England (Tudor)  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 28 Nov 1489 in London, England; gestorben am 18 Okt 1541 in Perthshire; wurde beigesetzt in Perth.
    3. 4. König Heinrich VIII. von England (Tudor)  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 28 Jun 1491 in Greenwich; gestorben am 28 Jan 1547 in Whitehall-Palast, London.
    4. 5. Mary von England (Tudor)  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 18 Mrz 1496 in Richmond Palace; gestorben am 25 Jun 1533 in Westhorpe, Suffolk.


Generation: 2

  1. 2.  Prinz Arthur von England (Tudor)Prinz Arthur von England (Tudor) Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Elizabeth1) wurde geboren am 20 Sep 1486 in Winchester; gestorben am 2 Apr 1502 in Ludlow Castle.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel (genauer): Duke of Cornwall, Prince of Wales und Earl of Chester (ab 29. November 1498)

    Notizen:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_Tudor

    Arthur Tudor (* 20. September 1486 in Winchester; † 2. April 1502, auf Ludlow Castle) war der älteste Sohn von König Heinrich VII. aus dem Haus Lancaster und der Elizabeth von York aus dem Haus York. Er trug von Geburt an den Titel Duke of Cornwall und wurde am 29. November 1498 als achter Prince of Wales und Earl of Chester eingesetzt. 1501 ehelichte er Katharina von Aragón. Er war die große Hoffnung der neuen Tudordynastie, starb aber überraschend im Alter von nur 15 Jahren.
    Sein jüngerer Bruder folgte als Heinrich VIII. auf den Thron und heiratete auch Arthurs Witwe. Als diese Ehe keinen Thronfolger hervorbrachte, wurde Arthurs vorherige Ehe mit Katharina zum Aufhänger für Heinrich, die Annullierung der Ehe zu beantragen. Dies hatte weitreichende Folgen für England.

    Leben
    Geburt
    „Am Morgen vor der ersten Stunde nach Mitternacht wurde Prinz Arthur in Winchester geboren“, schrieb seine Großmutter Margaret Beaufort am 20. September 1486 in ihr Stundenbuch.[1] Seine Geburt war von großer Bedeutung und wurde mit Jubel und Freudenfeuern in den Straßen begrüßt. Arthur war die Hoffnung auf Frieden für ganz England, der Thronfolger der neuen Tudordynastie. Er vereinigte in sich das Blut der verfeindeten Adelshäuser Lancaster und York, die zuvor jahrzehntelang in den Rosenkriegen um den Thron gekämpft hatten.
    Arthurs Vater Heinrich VII. aus dem Hause Lancaster hatte erst im Jahr zuvor die Krone auf dem Schlachtfeld gewonnen und die Erbin des Hauses York, Elizabeth of York, geehelicht. Arthur war das lebendige Symbol dieser Vereinigung der beiden Häuser, deren Symbole der weißen und der roten Rose in ihm zur weiß-roten Tudorrose verschmolzen. Die neue Dynastie war nur acht Monate nach der Hochzeit mit einem Thronfolger gekrönt worden, der von den Hofpoeten enthusiastisch als zukünftiger Friedenskönig eines goldenen Zeitalters begrüßt wurde.[2]

    Geburtsort und Namenswahl
    Die Alchemisten glaubten, die Vereinigung des roten Königs und der weißen Königin, aus der Arthur entstanden war, sei von Merlin prophezeit worden. Zu seiner Zeit hielt man nicht nur die Artuslegende für wahr, sondern auch Winchester für das historische Camelot. Der kleine Prinz wurde daher sicher nicht zufällig in Winchester geboren und getauft. Seine Eltern waren absichtlich drei Wochen zuvor aus London nach Winchester gereist, um dort seine Geburt abzuwarten.
    Weil Arthur dort überraschend früh zur Welt gekommen war, musste die Taufe für ein paar Tage aufgeschoben werden, um einem seiner Taufpaten, dem Earl of Oxford, die nötige Zeit zu geben anzureisen. Sein anderer Taufpate war der Earl of Derby und seine Taufpatin seine Großmutter mütterlicherseits, Elizabeth Woodville.
    Am 24. September wurde der Prinz in einer spektakulären Zeremonie in der Kathedrale von Winchester auf den Namen Arthur getauft, nach dem mythischen König Artus. Er sollte als König Arthur II. in die Geschichte eingehen und wie sein berühmter Namensgeber ein neues goldenes Zeitalter einläuten. Um der Namenswahl Nachdruck zu verleihen und Arthur in den Kontext einer langen Linie englischer Könige zu stellen, ließ sein Vater seine Abstammung auf die Zeiten König Artus’ zurückführen und bei der Taufe wurde ein Gobelin gezeigt, der das Wappen von Arthurs Vorfahr mütterlicherseits, Belinus, zeigte.
    Sein ganzes künftiges Leben hindurch wurden von Zeitgenossen immer wieder Vergleiche zwischen Arthur und König Artus gezogen und hohe Erwartungen an ihn gestellt, in die Fußstapfen seines großen Namensgebers zu treten.

    Kindheit
    Nur vier Wochen nach seiner Geburt wurde Arthur mit seiner Amme Catherine Gibbs nach Farnham Castle gebracht, wo für ihn unter der Führung von Lady Dacre eine Kinderstube außerhalb des Hofes seiner Eltern eingerichtet wurde, wie es für königliche Prinzen üblich war. Die Königin besuchte ihren Sohn erst im Januar und März wieder. Lady Dacre war bereits für den Haushalt des letzten Kronprinzen Edward verantwortlich gewesen, und Arthurs Vater befolgte auch in sonstiger Hinsicht beinahe peinlich genau das Muster von dessen Erziehung.
    1489 wurde für den Dreijährigen ein größerer Haushalt eingerichtet, diesmal auch mit männlichen Bediensteten. Am 28. November, dem Tag, an dem seine jüngere Schwester Margaret geboren wurde, wurde er als Ritter in den Bathorden aufgenommen, und am Tag danach wurden in einer Doppelzeremonie Margaret getauft und Arthur offiziell zum Prince of Wales und Earl of Chester erhoben.
    Arthurs Ausbildung befand sich auf der Höhe der Zeit und begann, als er vier oder fünf Jahre alt war, mit den Grundlagen wie Lesen, Schreiben und Rechnen, die er sehr schnell lernte. Dann wurde ihm etwa um 1491 John Rede, Rektor des Winchester CCollege, als Tutor für seine weiterführenden Studien zur Seite gestellt, und 1496 für den dritten Teil seiner Ausbildung der blinde Poet Bernard André. Dieser nannte später eine beeindruckende Liste lateinischer Werke von 25 antiken Autoren, die der Prinz, „bevor er sein sechzehntes Jahr erreichte, entweder auswendig gelernt oder mit seinen eigenen Augen gelesen und mit seinen eigenen Fingern durchblättert hatte“, darunter Cicero, Homer, Caesar, Ovid, Tacitus und Vergil.[3] In Vorbereitung auf seine Herrschaft als König schrieb André für Arthur auch eine Reihe von Reden, in denen erfundene Botschafter aus dem antiken Athen und Sparta sich an den Prinzen wendeten.
    Nach der gängigen Vorstellung war es jedoch die beste Vorbereitung für einen Prinzen, eigene Erfahrung im Regieren zu sammeln. Arthur war als Zweijähriger zwar zum Warden general of the Marches against Scotland gemacht worden und als Sechsjähriger offizieller Regent Englands gewesen, während sein Vater in Frankreich Krieg führte, aber natürlich nur als Galionsfigur. Daher wurde Arthur 1493 nach Ludlow Castle in Wales geschickt, zusammen mit seinem Haushalt und einem Rat, um dort das Regieren als regionaler Herrscher zu lernen.

    Ehe mit Katharina von Aragón
    Als Arthur weniger als ein Jahr alt war, versuchte sein Vater bereits, eine prestigeträchtige Ehe für ihn zu arrangieren, und es wurde eine Heirat mit der jüngsten spanischen Prinzessin Katharina von Aragón, die nur neun Monate älter als Arthur war, angestrebt. Für die junge Tudordynastie im politisch eher unbedeutenden England war eine Allianz mit Spanien, der größten Macht in Europa, ein äußerst erstrebenswertes Ziel. Spanischen Botschaftern wurde der kleine Prinz 1488 erst nackt und dann schlafend präsentiert, damit sie sich von seiner Gesundheit überzeugen konnten, und schließlich vereinbarte man am 27. März 1489 vertraglich, dass die Ehe kurz nach Arthurs 14. Geburtstag stattfinden sollte. In den folgenden Jahren schrieben Arthur und Katharina sich Briefe in lateinischer Sprache, in denen sie sich als Mann und Frau anredeten und ihre gegenseitige Zuneigung beteuerten. „Ich kann kaum ausdrücken, welch ernsthaftes Verlangen ich fühle eure Hoheit zu sehen“, schrrieb Arthur einmal an seine „geliebte Gattin“ und dankte ihr für ihre „lieblichen Briefe“.[4] Zur Beteuerung der Heiratsabsicht in der sich stetig ändernden politischen Landschaft der Zeit wurde 1497 in Woodstock eine Verlobung per Stellvertreter durchgeführt, und 1499 und 1500 jeweils eine Trauung per Stellvertreter, bei der der spanische Botschafter anstelle von Katharina den Eheschwur leistete.[5][6]
    Nach mehreren Aufschüben reiste Katharina schließlich Ende 1501 nach England, wo sie sehnlich erwartet worden war. Der König und Arthur trafen sie entgegen dem Hofprotokoll noch vor ihrem Einzug nach London, um sie zu sehen, und Arthur schrieb später an seine Schwiegereltern, dass er nie so glücklich gewesen sei wie beim Anblick des 'lieblichen Antlitzes meiner Gemahlin'. Weiter schrieb er, dass keine Frau der Welt ihm angenehmer sein könnte, und versprach ihnen, ein guter Ehemann zu sein. Arthur und Katherine heirateten in einer pompösen Zeremonie, gekleidet in Weiß und Gold, im November 1501 in der St. Pauls Cathedral, auf einer extra für den Anlass gebauten erhöhten Plattform, die sich durch den ganzen Mittelgang der Kathehedrale hindurch zog und mit einem roten Teppich bedeckt war. Es herrschte solcher Andrang von Schaulustigen, dass man laut einem Augenzeugen nichts als Gesichter sehen konnte. Die frisch Vermählten wendeten sich Hand in Hand erst zur einen, dann zur anderen Seite, um sich den Zuschauern zu zeigen, und aus der Menge ertönten begeisterte Rufe 'König Heinrich' und 'Prinz Arthur'.
    Nach dem anschließenden Gelage wurde das Brautpaar am Abend von einem großen Gefolge, darunter der Earl of Oxford und Marquess of Dorset, zeremoniell zu Bett gebracht, um die Ehe zu vollziehen. „Und so beschlossen und vollzogen diese ehrenwerten Personen die Wirkung und Vervollständigung des Ehebunds.“ schrieb der offizielle Herold. Laut Zeugen, die beinahe 30 Jahre später dazu befragt wurden, befahl Arthur am nächsten Morgen seinem Diener Anthony Willoughby, ihm einen Becher Ale zu bringen, „denn ich war diese Nacht inmitten Spaniens.“ Später soll der Prinz offen gesagt haben: „Meine Herren, es ist ein guter Zeitvertreib eine Frau zu haben.“[7]
    In den nächsten Tagen folgten verschwenderische Prozessionen, Bankette, Maskenbälle, Turniere und Tanzbälle, und 67 Männer wurden zur Feier des Ereignisses zu Rittern des Bathordens gemacht, so viele wie nie zuvor auf einmal.
    Unter den Erwachsenen wurde zunächst eine Weile lang überlegt, ob man die beiden Jugendlichen tatsächlich schon als Mann und Frau zusammenleben lassen sollte. Dann zog das junge Ehepaar schließend am 21. Dezember nach Ludlow an der englisch-walisischen Grenze, wo Arthur residierte, und feierte dort zusammen das Weihnachtsfest als Ehepaar an der Spitze ihres eigenen Hofes.

    Tod
    Die Ehe dauerte nur vier weitere Monate. Am Ostertag 1502, dem 27. März, erkrankte Arthur plötzlich schwer.
    „Es war die erbärmlichste Krankheit und Leiden, die mit so schmerzhafter und großer Gewalt kämpften und in ihn fuhren..., so dass der grausame und glühende Feind der Natur, der tödliche Verfall, das reine und freundesreiche Blut vollkommen überwältigte und bezwang“
    Keine Woche später, am 2. April, „erloschen seine Lebensgeister schließlich“. Die Ursache seines Todes ist heute bei der spärlichen Quellenlage und dem unterentwickelten medizinischen Wissen der Zeit nicht mehr nachvollziehbar. Die lange gehegte Theorie, dass er an Tuberkulose starb, gilt als überholt, andere mögliche Todesursachen sind die damals gefürchtete Schweißkrankheit und die Pest, die im Frühling 1502 beide in der Umgebung von Ludlow grassierten. Laut einer Theorie des Historikers David Starkey starb Arthur dagegen an Hodenkrebs, der häufigsten Krebsart bei 15–19-jährigen Jungen.
    Sein recht plötzlicher Tod war ein großer Schock für seine Eltern, nicht nur in persönlicher Hinsicht, sondern auch in dynastischer. Elizabeth of York, in einem Versuch, ihren Ehemann zu trösten, sagte ihm, dass sie beide jung genug seien, mehr Kinder zu haben, und dass Gott ihnen doch noch einen 'feinen Prinzen gelassen hatte' - Arthurs Bruder Heinrich -, bevor sie alleine in ihrer Kammer in Tränen ausbrach.
    Arthurs Körper wurde nach gängiger Sitte ausgeweidet und konserviert und lag anschließend drei Wochen lang in seiner Kammer aufgebahrt, bevor er in einer tagelangen Prozession nach Worcester gebracht und dort standesgemäß beerdigt wurde. Sein jüngerer Bruder Heinrich erbte Arthurs Titel und bestieg später als Heinrich VIII. den englischen Thron.

    Folgen der Ehe für die Scheidung Heinrichs VIII.
    Die Frage, ob die Ehe zwischen Arthur und Katharina vollzogen wurde oder nicht, wird noch heute kontrovers diskutiert. Sie hatte immense Folgen für die Geschichte Englands, und es kann argumentiert werden, dass sie maßgeblich den Kurs der englischen Reformation beeinflusste und schlussendlich mit der Gründung der Anglikanischen Kirche zur Abtrennung der Kirche Englands von Rom führte.
    Arthurs Tod machte nicht nur Katharina mit 16 Jahren zu einer Witwe, sondern auch das Bündnis zwischen Spanien und England zunichte. Um es dennoch zu erhalten, kamen beide Seiten überein, dass Katharina Arthurs zehnjährigen Bruder Heinrich, der nun der Thronfolger war, heiraten solle. Katharina heiratete Heinrich 1509. Aus der Verbindung ging trotz vieler Schwangerschaften jedoch nicht der erhoffte Thronfolger hervor, lediglich eine Tochter, Maria, überlebte, und Heinrich begann zu glauben, dass dies eine Strafe Gottes dafür war, dass er entgegen biblischem Befehl die Witwe seines Bruders geheiratet hatte.
    „Wenn jemand seines Bruders Weib nimmt, das ist eine schändliche Tat; sie sollen ohne Kinder sein, darum daß er seines Bruders Blöße aufgedeckt hat.“
    – 3 Mos 20,21 LUT
    Dieser Hinderungsgrund war auch schon 1502 erkannt worden, und um die Ehe zwischen Katharina und Heinrich trotzdem zu ermöglichen, hatte man einen päpstlichen Dispens erwirkt. Der Satz aus der Bibel und die Notwendigkeit eines Dispenses traf aber nur zu, wenn die Ehe zwischen Arthur und Katharina eine Ehe im vollen Sinne gewesen, das heißt, vollzogen worden war.[8] Darüber, ob dies geschehen sei, herrschte schon kurz nach Arthurs Tod Uneinigkeit. Die Engländer gingen fest von einem Ehevollzug aus und hatten nach Arthurs Tod zunächst geglaubt, Katharina könnte mit einem Thronfolger schwanger sein. Dies stellte sich aber als falsch heraus, und Katharinas Gouvernante Dona Elvira schwor, die Prinzessin sei noch Jungfrau. Der päpstliche Dispens drückte sich daher absichtlich vage aus, um beide Interpretationen zuzulassen, die Ehe sei „vielleicht vollzogen worden“ hieß es darin und war genehmigt worden.[9]
    Als Heinrich 1527 Bestrebungen machte, seine Ehe mit Katharina annullieren zu lassen, bereits mit der Absicht, anschließend seine Geliebte Anne Boleyn zu heiraten, erlangte die Frage des Ehevollzugs mit Arthur neue Bedeutung. Katharina wehrte sich hartnäckig gegen eine Scheidung und sagte nun erstmals selbst, dass sie als Jungfrau in die Ehe mit Heinrich gegangen sei. Im anschließenden, beinahe sieben Jahre dauernden Gefecht zwischen Katharina und Heinrich wurden u.a. Details und Zeugegen über ihre erste Ehe zu Arthur ausgegraben. Sogar angeblich echte blutige Laken aus der Hochzeitsnacht wurden vor Gericht gezeigt. Katharina behauptete, Arthur habe nur siebenmal in einem Bett mit ihr geschlafen, jedoch ohne sexuellen Kontakt. Dagegen hielt Heinrich die Zeugenaussage von Arthurs Kammerherrn, William Thomas, der sagte, er habe Arthur „viele verschiedene Male, in sein Nachthemd gekleidet zur Bettkammer der Prinzessin begleitet“. Ebenso wurde der Bericht von Anthony WiWilloughby gehört, dem Arthur nach der Hochzeitsnacht gesagt hatte, er wäre in der Mitte Spaniens gewesen. Ob es sich dabei um gekaufte Zeugenaussagen, die Wahrheit oder nur jugendliche Angeberei seitens Arthur handelte, ist schwer zu sagen. Auch Katharina hätte guten Grund gehabt, zu lügen, um nach zwanzig Jahren Ehe ihren Status als Königin nicht zu verlieren und aus Angst, eine Scheidung könnte ihre Tochter Maria zum Bastard machen (was letztlich auch geschah).
    Keine der beiden Seiten konnte den endgültigen Beweis für oder wider erbringen, und der Papst zögerte aus politischen Gründen, eine Entscheidung zu treffen. Nach jahrelangen Aufschüben machte Heinrich den radikalen Schritt, England von der Autorität des Papstes zu trennen und die Anglikanische Kirche zu begründen, indem er sich selbst zum Oberhaupt der Kirche Englands erklären und die Ehe mit Katharina von seinem Erzbischof Thomas Cranmer für null und nichtig erklären ließ. Dadurch ging England in den folgenden Jahrhunderten und bis heute einen konfessionellen Sonderweg.

    Mythos Schwächling
    Im Laufe des vorletzten Jahrhunderts verbreitete sich die Ansicht, Arthur sei von Geburt an ein schwächliches und kränkliches Kind gewesen, klein und unterentwickelt für sein Alter. Diese Idee wurde im Laufe der Zeit derart aufgebauscht, dass einige moderne Autoren wie Antonia Fraser sogar fälschlich behaupten, Arthur sei bei seiner Hochzeit einen halben Kopf kleiner als seine Braut gewesen, die ihrerseits von geradezu winziger Statur war. Es gibt jedoch keinen Hinweis darauf, dass Arthur zu Lebzeiten als klein und kränklich betrachtet wurde. Im Gegenteil beschrieb der Mailänder Botschafter 1497 den elfjährigen Arthur als „größer als sein Alter rechtfertigen würde, von außergewöhnlicher Schönheit und Liebreiz“.
    Die erste Beschreibung von Arthur als krank und schwächlich tauchte im 19. Jahrhundert im Dictionary of National Biography auf und beruhte wohl auf der Fehlinterpretation eines Briefes, den Arthurs Vater an die Schwiegereltern seines Sohnes schrieb. Der König sagt darin, dass er entgegen den Einwänden seines Rates Arthur und Katharina als Mann und Frau zusammenleben lassen wolle, trotz des „zarten Alters unseres Sohnes“ und „selbst zu seiner Gefahr“. Da Arthur kurz darauf starb und außerdem eine Frühgeburt gewesen war, interpretierte man dies als einen generellen Kommentar über Arthurs Gesundheitszustand. Der König bezog sich allerdings auf die damals gängige Ansicht, dass frühzeitige sexuelle Kontakte für einen Jungen in Arthurs Alter gesundheitlich bedenklich seien. Die neun Monate ältere Katharina wurde mit ihren 16 Jahren dagegen als bereit für Ehe und Mutterschaft betrachtet.[10]
    Tatsächlich erfreute Arthur sich bis zu seinem plötzlichen Tod wohl einer guten Gesundheit.



    Literatur
    • Steven Gunn: Arthur Tudor, Prince of Wales, Woodbridge, 2009, ISBN 1-84383-480-4
    Weblinks
     Commons: Arthur Tudor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    • Kurzbiografie auf Tudorplace.com
    • Sarah's History: The Death of Arthur, Prince of Wales (Memento vom 7. April 2013 im Internet Archive)
    Einzelnachweise
    1 David Starkey: Henry, Virtuous Prince. Harper Perennial, London 2009, S. 42
    2 Steven Gunn: Arthur Tudor, Prince of Wales, Woodbridge, 2009, S. 1f
    3 Starkey: Virtuous Prince, S. 122–124
    4 Gunn: Arthur, S. 30
    5 James Gairdner: Arthur (1486-1502). In: Leslie Stephen (Hrsg.): Dictionary of National Biography (DNB), Band 2 (Annesley – Baird), MacMillan & Co, Smith, Elder & Co., New York City / London 1885, S. 131 (englisch)
    6 Rosemary Horrox: Arthur, prince of Wales (1486–1502). In: H. C. G. Matthew, Brian Harrison (Hrsg.): Oxford Dictionary of National Biography, from the earliest times to the year 2000 (ODNB). Band 2 (Amos–Avory). Oxford University Press, Oxfod 2004, ISBN 0-19-861352-0, S. 545, oxforddnb.com (Lizenz erforderlich), Stand: 2004 (englisch)
    7 Starkey: Six Wives, S. 62
    8 Lucy Wooding: Henry VIII, Routledge Historical Biographies, London New York 2009, S. 141
    9 David Starkey: Henry, Virtuous Prince. Harper Perennial, London 2009, S. 79–86
    10 Steven Gunn: Arthur Tudor, Prince of Wales, Woodbridge, 2009, S. 38f

    Arthur heiratete Prinzessin Katharina von Aragón (von Kastilien) (Trastámara) am 14 Nov 1501 in St Paul’s Cathedral. Katharina (Tochter von König Ferdinand II. von Aragón (von Sizilien) (von Kastilien) (Trastámara), der Katholische und Königin Isabella I. von Kastilien) wurde geboren am 15 Dez 1485 in Alcalá de Henares, Madrid, Spanien; gestorben am 7 Jan 1536 in Kimbolton Castle, Cambridgeshire, England; wurde beigesetzt in Kathedrale von Peterborough, England. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 3.  Königin Margaret von England (Tudor)Königin Margaret von England (Tudor) Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Elizabeth1) wurde geboren am 28 Nov 1489 in London, England; gestorben am 18 Okt 1541 in Perthshire; wurde beigesetzt in Perth.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Ursache: An den Folgen eines Schlaganfalls.
    • Titel (genauer): Prinzessin von England, Königin von Schottland durch Heirat

    Notizen:

    Margaret und Jakob IV. hatten sechs Kinder, vier Söhne und zwei Töchter, von denen jedoch nur das vierte Kind, Jakob V., überlebte. Ihre beiden Töchter starben bereits kurz nach der Geburt, ihre Söhne James, Arthur und Alexander wurden jeweils nur ein Jahr alt.

    Margaret und Archibald hatten eine Tochter.

    Margaret und Henry hatten eine Tochter, die schon im Säuglingsalter starb.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Margaret_Tudor

    Margaret Tudor (* 28. November 1489 in London; † 18. Oktober 1541 in Perthshire) war die älteste Tochter des englischen Königs Heinrich VII. und seiner Gemahlin Elizabeth of York und die ältere Schwester von König Heinrich VIII. von England und Königin Mary Tudor von Frankreich. Durch ihre Heirat mit Jakob IV. wurde sie Königin von Schottland und Mutter von Jakob V. Nach dem Tod ihres Gatten heiratete sie in zweiter Ehe Archibald Douglas, Earl of Angus, und gebar ihre einzige überlebende Tochter Margaret Douglas. Nach ihrer Scheidung von Angus heiratete sie ein drittes Mal, allerdings blieb ihre Ehe mit Henry Stewart Lord Methven kinderlos. Ihre Enkel Maria Stuart und Henry Stuart, Lord Darnley, leiteten aus ihrer Abstammung von Margaret Tudor ihren Anspruch auf den englischen Thron her.

    Leben
    Kindheit
    Margaret Tudor wurde als zweites Kind von Heinrich VII. von England und Elizabeth of York im Westminster-Palast geboren. Ihre Taufpatin war ihre Großmutter Margaret Beaufort, nach der sie benannt wurde und die für den Zeitpunkt ihrer Verheiratung eine wichtige Rolle spielen sollte. Anders als ihr älterer Bruder Arthur Tudor, der als Prince of Wales in seinem eigenen Haushalt lebte, verbrachte Margaret den größten Teil ihrer Kindheit zusammen mit ihren Geschwistern, dem zukünftigen König Heinrich VIII., ihrer kleinen Schwester Mary und den jung verstorbenen Geschwistern Edmund und Elizabeth Tudor.
    Ihren ersten öffentlichen Auftritt hatte die kleine „hochwohlgeborene und vortreffliche Prinzessin, Lady Margaret“[1] zur Erhebung ihres Bruders Heinrich zum Herzog von York im Jahr 1494, einen Monat vor ihrem fünften Geburtstag. Auf dem dreitägigen Turnier zu Ehren ihres Bruders verteilte sie in ihrer Eigenschaft als königliche Prinzessin die Preise an die Gewinner: einen Goldring mit Rubin für den Tjostgewinner und einen Goldring mit einem Diamanten für den Gewinner des Mann-gegen-Mann-Kampfes.[2] Zeitgenossen priesen sie als „die verehrte Dame und schöne junge Prinzessin, die älteste Tochter unseres Herrschers, des Königs“.[3] Diese Preisvergabe bedeutete für Margaret sehr viel mehr als lediglich einen Auftritt vor dem Vololk. Sie nahm damit ihren Platz als erste Dame des Hofes ein, so wie ihr Bruder Heinrich seinen Platz als erster Edelmann einnahm. Mit elf Jahren empfingen sie und ihr Bruder Heinrich den Gelehrten Erasmus von Rotterdam in ihrem Palast in Eltham. Einen weiteren denkwürdigen Auftritt in der Öffentlichkeit hatte Margaret zur Hochzeit ihres Bruders Arthur mit der spanischen Prinzessin Katharina von Aragon. Sie und Heinrich vollführten gemeinsam im Rahmen des Hofprotokolls mehrere Tänze. Heinrich allerdings brach schließlich mit dem Protokoll, während er mit seiner Schwester tanzte, indem er spontan seine Jacke abwarf und nur im Hemd weitertanzte.[4]

    Ehe mit Jakob IV.
    Seit Margarets sechstem Lebensjahr verhandelten England und Schottland über eine Eheschließung zwischen ihr und dem schottischen König Jakob IV. Allerdings wurden die Verhandlungen bedeutend erschwert, als der Thronprätendent Perkin Warbeck nach seiner missglückten Invasion 1495 nach Schottland floh und dort von Jakob in allen Ehren empfangen und mit dessen Cousine Lady Catherine Gordon verlobt wurde. Margarets Verlobung mit Jakob war von europäischer Bedeutung, da Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragón ihre jüngste Tochter Katharina von Aragon nur dann als Braut des englischen Thronfolgers nach England senden wollten, wenn die Insel befriedet war.[5] Der spanische Botschafter Pedro de Ayala wurde schließlich als Vermittler zwischen England und Schottland tätig und die Verhandlungen wurden wieder aufgenommen, insbesondere nachdem Jakob Perkin Warbeck losgeworden war.
    Als man sich schließlich einigen konnte, war Margaret allerdings erst neun Jahre alt und sowohl ihre Mutter als auch ihre Großmutter Margaret Beaufort weigerten sich entschieden, das für sein Alter kleine und zierliche Mädchen bereits zu verheiraten. Insbesondere Margaret Beaufort kannte aus eigener leidvoller Erfahrung die katastrophalen Folgen einer zu frühen Schwangerschaft. Heinrich VII. vertraute Don Pedro an:
    „Die Königin und meine Mutter sind gegen die Hochzeit. Sie sagen, wenn die Ehe geschlossen würde, wären wir verpflichtet, die Prinzessin sofort nach Schottland zu senden und sie fürchten, dass in diesem Fall der König von Schottland nicht warten, sondern sie verletzen und ihre Gesundheit gefährden würde.[6]“
    Angeblich spielte der König schon damals mit dem Gedanken, durch die Nachkommen Margarets und Jakobs England und Schottland unter einer Krone zu vereinen, doch falls er diesen Gedanken tatsächlich äußerte, maß ihm niemand große Bedeutung zu, da Margarets Brüder Arthur Tudor und Heinrich vor ihr in der Thronfolge standen.
    Als Margaret zwölf Jahre alt war, fand in Richmond schließlich eine Trauung per Stellvertreter statt (25. Januar 1503). Stellvertretend für den König schloss Patrick Hepburn, 1. Earl of Bothwell (deutsch: Graf von Bothwell), die Ehe. Da Margaret nun offiziell Königin von Schottland war, gebührte ihr bei Hofe der Vortritt vor ihrem Bruder Heinrich, der daraufhin Gerüchten zufolge angeblich vor Wut in Tränen ausbrach.[7] Im Alter von 13 Jahren wurde Margaret mit einer stattlichen Eskortte nach Schottland geschickt, um Jakob zu heiraten. In Dalkeith traf sie im August 1503 zum ersten Mal ihren Ehemann, der ihr einen kurzen Überraschungsbesuch abstattete. In der Nacht nach seinem Abschied brach ein Feuer im Stall aus und Margaret verlor ihre Lieblingspferde. Auf diese Nachricht hin eilte Jakob zurück zu ihr, um sie zu trösten.
    Es war der Beginn einer großen Zuneigung zwischen den Eheleuten, trotz Jakobs notorischer Untreue und seinem letztendlichen Krieg gegen Margarets Bruder Heinrich. Ein erster Schlag für Margaret war die Erkenntnis, dass in ihrem Schloss Stirlinng Jakobs illegitime Kinder aufgezogen wurden. Da sie zudem nicht sofort schwanger wurde, legitimisierte Jakob einen seiner Söhne, um die Nachfolge zu sichern. Das Paar hatte insgesamt sechs Kinder, von denen jedoch nur das vierte Kind, Jakob V., überlebte. Ihre beiden Töchter starben bereits kurz nach der Geburt, ihre Söhne James, Arthur und Alexander wurden jeweils nur ein Jahr alt. Nach der Geburt ihres ersten Sohnes war Margaret so schwer krank, dass Jakob eine Pilgerfahrt zum Schrein von St. Ninian unternahm, um dort für die Heilung seiner Frau zu beten. Beide nahmen ein neues Motto an: God us defend – Gott beschütze uns.
    Trotz der großen Hoffnungen auf Frieden zwischen England und Schottland durch Margarets Heirat mit Jakob empfing der schottische König nach wie vor Gesandte aus Frankreich, was in England Unruhen bezüglich der Auld Alliance zwischen Frankreich und Schottland schürte. Heinrich VII. vergrößerte die Spannungen, indem er Jakobs Vetter, den Earl of Arran, verhaften ließ, der Botschaften zwischen Schottland und Frankreich überbrachte. Margaret kam damit in die schwierige Situation, sowohl didie Interessen Englands als auch Schottlands vertreten zu müssen, nicht zum letzten Mal in ihrem Leben. Nach dem Tod ihres Vaters ging ihr Bruder Heinrich, nun König von England, unverzüglich daran, gemeinsam mit der Liga von Cambrai den Erbfeind Frankreich zu bekriegen, was in Schottland für Empörung sorgte. Margarets Verhältnis zu Heinrich verschlechterte sich zudem deutlich, als er sich weigerte, dem Letzten Willen des verstorbenen Kronprinzen Arthur und später seiner verstorbenen Großmutter Margaret Beaufort gerecht zu werden, die beide Margaret ihr persönliches Vermögen bzw. wertvolle Juwelen vermacht hatten. Angesichts der drohenden Kriegsgefahr zwischen England und Schottland erklärte Heinrich zynisch, dass Margaret ihr Erbe nur erhalten würde, wenn Jakob neutral blieb.[8]
    Sowohl ihr Gatte als auch ihr Bruder verlangten Margarets Loyalität in der Krisensituation und der Konflikt zwischen ihrer alten und ihrer neuen Heimat lastete schwer auf ihr, insbesondere da Heinrich zwar ihre Loyalität forderte, im Gegenzug aber seit Jahren lediglich leere Versprechungen machte. Schließlich brach zwischen England und Frankreich der Krieg aus und zum Entsetzen der schwangeren Königin entschied sich Jakob, erfüllt von ritterlichem Beschützerverhalten gegenüber der französischen Königin, ebenfalls Krieg gegen England zu führen, trotz Margarets verzweifelten, fast hysterischen Bitten und ihrer Alpträume von seinem Tod.[9] Da die Liga von Cambrai zudem mit dem Segen des Papstes agierte, wurde Jakob exkommuniziert. Wie Margaret befürchtet hatte, ließ ihr Mann sein Leben in der Schlacht von Flodden Field gegen die Engländer, geführt von Margarets eigener Schwägerin Katharina von Aragon.

    Die Königswitwe
    Nach dem Tod seines Vaters bestieg Margarets einjähriger Sohn als Jakob V. den Thron. Da er noch minderjährig war, hatte der verstorbene König in seinem Testament verfügt, dass Margaret die Regentschaft für ihren Sohn übernehmen sollte, allerdinings nur, solange sie unverheiratet blieb. Obwohl der Tod ihres Mannes sie schwer traf, blieb Margaret wenig Zeit zum Trauern. Durch den verlorenen Kriegszug und den Tod des Königs drohte Schottland in Gewalt und Chaos zu versinken. Daher gehörte es zu einer der ersten Maßnahmen Margarets, eine königliche Proklamation zu erlassen, die Plünderungen und Vergewaltigungen auf eine Stufe mit Verrat stellte.[10] Bei der Einberufung des schottischen Parlaments gewann die im achten Monat schwangere Königin viele Herzen unter den Adligen, obwohl einem weiblichen Regenten, obendrein von englischem Blut, nach wie vor misstraut wurde.
    Wenig später brachte Margaret Jakobs letzten Sohn zur Welt, Alexander Stewart, Duke of Ross, der allerdings ebenfalls nur wenig älter als ein Jahr werden sollte. Da Heinrich VIII. und Katharina von Aragon nach wie vor kinderlos waren, waren Margaret und ihre Kinder die nächsten Erben des englischen Thrones. Möglicherweise spielte diese Erkenntnis eine wichtige Rolle für Heinrich, der Margaret mehrere Male anbot, mit ihren Söhnen nach England zu kommen. Nach der schweren Niederlage gegegen die Engländer hatten die schottischen Lords bereits nach Frankreich gesandt, um den dort lebenden John Stewart, Duke of Albany, zurückzurufen. Da Stewart unmittelbar nach Margarets Söhnen an dritter Stelle in der Thronfolge stand, misstrauteten ihm sowohl Heinrich als auch Margaret. Heinrich hegte die Befürchtung, dass Albany als männlicher Thronerbe die beiden jungen Thronfolger beseitigen und sich selbst zum König ausrufen könnte.[11] Margaret hingegen fürchtete eher das Gegenteil - dass ihr Sohn den Thron verlieren würde, wenn er das Land verließ. Aus diesem Grund entschied sie sich dagegen, nach England zu kommen. Neben der Wahrung der Interessen ihres Sohnes arbeitete Margaret an einem dauerhafteren Frieden mit England.
    Die schottische Königswitwe aus dem Haus Tudor stellte eine gute Partie auf dem Heiratsmarkt dar. Eine Zeit lang ging in England das Gerücht um, dass Ludwig XII. von Frankreich sie heiraten wollte, der spätere Ehemann von Margarets jüngerer Schwester Mary Tudor. Lord Dacre, von Heinrich an der schottischen Grenze postiert, schrieb seinem Herren, als Margaret sich auf die Geburt Alexanders vorbereitete: „Die Königin erwartet ihre Niederkunft. Falls der französische König sie heiraten möchte, kann er sie haben.“ [12] Zu dieser Eheschließung kam es jedoch nicht. Stattdessen beging Margaret aus Verliebtheit einen fatalen Fehler, der sie die Regentschaft und die Vormundschaft für ihre Söhne kosten sollte.

    Ehe mit Archibald Douglas
    Allein und völlig auf sich gestellt, suchte Margaret nach einer Allianz mit einem der mächtigen schottischen Adelshäuser und verliebte sich in den neunzehnjährigen Archibald Douglas, Earl of Angus, den sie am 14. August 1514 ohne Zustimmung ihrer Berater heimlich heiratete und zu ihrem Mitregenten ernannte. Durch diese Eheschließung verlor sie allerdings die Regentschaft für ihren Sohn und die Adligen rebellierten gegen einen Douglas als Gemahl der Königswitwe, besonders da sich das Haaus Douglas nicht scheute, einen Abgesandten des Rates zu ohrfeigen, das Reichssiegel zu stehlen und damit das Land an den Rand eines Bürgerkrieges zu bringen.[13] Als Maßnahme gegen diese Ehe und einen eventuellen Krieg ernannte der Rat den Duke of Albany zum Regenten Schottlands, der zu diesem Zweck aus Frankreich zurückkehrte.
    Margaret hatte sich mit Angus und ihren Söhnen in Stirling Castle verbarrikadiert und reagierte empört auf die Nachricht, dass in ihrer Abwesenheit zweimal das Parlament einberufen wurde. Das Angebot, das Sorgerecht für ihre Söhne behalten zu können, wenn sie freiwillig von der Regentschaft zurücktrat, schlug sie aus. Nach wie vor berief sie sich auf ihre Königswürde, obwohl das Parlament ihr diese bereits aberkannt hatte. Wütend und hilflos zugleich schrieb sie ihrem Bruder:
    „Meine Gegner fahren fort in ihrer Bosheit und ihrem Parlament, wobei sie die Autorität des Königs usurpieren... und uns als Rebellen bezeichnen; weshalb ich dich anflehe, schnell deine Armee zu entsenden... Ich werde dieses Schloss mit meinen Kindern halten, bis ich von dir höre.“ [14]
    Heinrich waren zu diesem Zeitpunkt jedoch die Hände gebunden, da zur selben Zeit seine jüngere Schwester Mary Tudor in Frankreich in ihrem Witwengemach praktisch eingesperrt war. In Schottland einzufallen hätte den neuen König Franz I. verärgert und Mary gefährdet. Mit Albanys Ankunft wurden Angehörige des Hauses Douglas inhaftiert, was Margaret zu einem spektakulären und populären Coup veranlasste. Albanys Gesandtschaft erschien vor Edinburgh Castle, um zeremoniell die Übergabe der Vormundschaft des jungen Königs zu fordern. Margaret empfing die Gesandten am Tor mit ihrem Sohn an der Hand vor einer versammelten Menge, die dem König zujubelte. Sobald die Gesandtschaft nahe genug herangekommen war, ließ Margaret das Fallgitter herunter, so dass sie und ihr Sohn nicht mehr erreichbar waren.
    Bei der erstbesten Gelegenheit floh sie mit ihren Kindern nach Stirling Castle. Angehörige ihres Mannes begleiteten sie als Beschützer, ließen sie aber im Stich, als Albany mit einem Heer und Kanonen anrückte. Trotz allem Sträubens musste Margaret am 20. August 1515 ihre Söhne in Albanys Obhut geben und sah sich schließlich gezwungen, hochschwanger nach England zu fliehen, ohne auch nur die nötigste Habe mit sich nehmen zu können. Dass eine ehemalige Königin und gebürtige Prinzessin auf solche Weise von ihren Kindern getrennt, zur Flucht gezwungen und ihre gesamte Habe beschlagnahmt wurde, war für die europäischen Höfe ein beispielloser Skandal. [15]
    Krank und erschöpft brachte Margaret Tudor in der Nacht vom 7. auf den 8. Oktober ihre einzige Tochter Margaret Douglas in Harbottle Castle zur Welt. Später beschuldigte sie Albany in einem Brief an ihren Bruder Heinrich VIII., durch seine rüde Behandlung eine frühzeitige Geburt ausgelöst zu haben: „Hochschwanger und kurz vor der Geburt musste ich aus Angst und Sorge um mein Leben fliehen und mich in das Königreich England begeben, wo ich acht Tage später von einem Kind entbunden wurde, vierzehn Tage zu früh, mit schweren Schäden und beträchtlichen Gefahren für mich.“[16] Sie verbrachte das gesamte nächste Jahr als Gast in England am Hofe ihres Bruders Heinrich, wohin inzwischen auch ihre jüngere Schwester Mary zurückgekehrt war, die nur kurze Zeit zuvor heimlich Charles Brandon, 1. Duke of Suffolk, geheiratet hatte. Somit befanden sich mit Heinrichs Frau Katharina von Aragon drei Königinnen in England, die obendrein alle gerade Kinder geboren hatten. Katharinas einzige Tochter Maria Tudor teilte sich in dieser Zeit mit Margarets Tochter Margaret Douglas die Gemächer für die königlichen Kinder.
    Während Margaret sich ein Jahr lang im Kreise ihrer Familie von den erlittenen Mühsalen erholte und die Zerstreuungen des englischen Hofes genoss, verhandelten Heinrichs Minister Thomas Wolsey und Albany über die Bedingungen von Margarets Rückkehr nach Schottland. Albany erwies sich, entgegen Margarets wütenden Anschuldigungen, als kooperativ und kompetent. Er stimmte zu, Margaret nach Schottland zurückkehren und sie ihren einzigen überlebenden Sohn Jakob sehen zu lassen. Außerdem erklklärte er sich bereit, Angus zu begnadigen und ihm seine beschlagnahmten Ländereien zurückzugeben. Dieses Arrangement war einer der Gründe, warum Angus seine Frau und Tochter nicht nach London begleitete, sondern innerhalb der schottischen Grenze blieb. Trotzdem wussten weder Margaret noch Heinrich sein Verhalten zu schätzen und Heinrich kommentierte es mit einem verächtlichen „Done like a Scot - Gehandelt wie ein wahrer Schotte“.
    Nach ihrer Rückkehr nach Schottland zeigte sich schnell, dass Margarets Ehe mit Angus zerrüttet war. Er lebte offen mit seiner Geliebten zusammen, überhäufte sie mit Geschenken, die er von Margarets Geld bezahlte, und trennte die Königin von ihrer Tochter. 1521 musste er nach Frankreich ins Exil gehen, als Albany zurückkehrte, um Margaret beizustehen. Da die Königin sich 1524 beklagte, dass Douglas ihr seit drei Jahren nicht gestattete, ihre Tochter zu sehen, gehen einige Historiker davon aus, dass Archibald Douglas das Mädchen mit sich genommen hatte.[17] Entgegen allen freundschaftlichen Versprechungen gegenüber seiner Schwester erlaubte Heinrich VIII. Angus 1524 die Rückkehr nach Schottland. Unmittelbar nach seiner Ankunft, kurz nach Eröffnung des Parlaments, besetzte Angus mit ca. 500 Mann die Mauern von Edinburgh, um Margaret zu zwingen, ihm ihren Sohn, König Jakob V., auszuhändigen. Zum Entsetzen der englischen Gesandtschaft reagierte Margaret auf diese Provokation, indem sie die Kanone des Schlosses auf ihn abfeuerte. Danach erklärte sie ihrem Bruder resolut, keinen schottischen Untertanen zu unterstützen, solange der junge König von Schottland nicht darum bat.

    Ehe mit Henry Stewart
    Margaret Tudor strebte schließlich eine Annullierung ihrer Ehe mit Archibald Douglas an. Allerdings wäre damit ihre Tochter Margaret Douglas für illegitim erklärt worden, was nicht nur ein gesellschaftliches Stigma bedeutete, sondern sie auch reechtmäßig von jeglicher Erbfolge ausgeschlossen hätte. Ihr Bruder Heinrich war gleichfalls entsetzt von dem Gedanken einer Scheidung und beschwor seine Schwester in Briefen, das Sakrament der Ehe zu achten. Es war wohl Ironie des Schicksals, dass er später selbst versuchte, sich von seiner Frau Katharina von Aragón scheiden zu lassen, und dafür auch einen Bruch mit der katholischen Kirche in Kauf nahm. Margaret allerdings hatte sich erneut verliebt, diesmal in Henry Stewart, den späteren Lord Methven. Sie war entschlossen, nicht zu Angus zurückzukehren, und schockierte ein weiteres Mal Europa dadurch, dass sie mit Stewart zusammenlebte.
    Archibald Douglas hatte mittlerweile die Vormundschaft für Margarets Sohn Jakob V. an sich gerissen. Die vier Earls Arran, Argyll, Lennox und Angus waren abwechselnd für den König verantwortlich, und als Angus' Zeit verstrichen war, weigerte eer sich, den König aus seiner Vormundschaft zu entlassen. Um diesen Rechtsbruch zu kaschieren, ließ er am 14. Juni 1526 den König für volljährig erklären, so dass offiziell keine Vormundschaft mehr vorlag. Zornig versammelte Margaret ein Heer um sich, um ihren Sohn zu befreien, nur um festzustellen, dass Angus ihren Sohn gezwungen hatte, ihn zu begleiten, so dass sie keinen Angriff auf ihn wagte.
    Der amtierende Papst Clemens VII. erklärte schließlich am 11. März 1527[18] die Ehe zwischen Margaret und Angus für ungültig. Allerdings fügte er eine Klausel an, die die Legitimität der nun zwölfjährigen Margaret Douglas sicherte. Kinder konnteten trotz einer Annullierung legitim bleiben, wenn sie in gutem Glauben gezeugt worden waren. Clemens gewährte die Annullierung mit der Begründung, dass Archibald Douglas vor seiner Heirat mit Margaret Tudor einen Vorvertrag zur Eheschließung mit Lady Jane von Traquair geschlossen hatte. Einem solchen Vorvertrag wurde meistens der Status einer rechtlich bindenden Ehe eingeräumt. Da Margaret Tudor von diesem Vorvertrag nichts gewusst hatte, war Margaret Douglas demzufolge in gutem Glauben empfangen und geboren worden. Auf diese Weise konnte Margaret Tudor ihre Annullierung erhalten, ohne dabei den Status ihrer Tochter anzutasten, die als Schwester des schottischen Königs sowohl in England als auch von den Douglases oft 'Prinzessin von Schottland' genannt wurde. Ihr Platz in der englischen Thronfolge war somit gesichert.
    Kurz nach der Annullierung heiratete Margaret heimlich Henry Stewart, der jedoch kurz nach der Heirat von Angus inhaftiert wurde, angeblich weil Margaret ihn ohne königliche Erlaubnis geheiratet hatte.[19] Ein Jahr später gelang es Jakob endlichh, mit Hilfe seiner Mutter aus Angus' Vormundschaft zu entkommen, und wählte seine Mutter und den neuen Stiefvater als seine Berater. Archibald Douglas, der sich den unversöhnlichen Hass des Königs zugezogen hatte, musste nach England fliehen und nahm seine Tochter Margaret Douglas mit sich, die ihre Mutter nie wiedersehen sollte. Bald stellte sich jedoch heraus, dass Henry Stewart, mittlerweile Lord Methven, nicht besser war als Angus. Auch er hielt eine Geliebte und stahl Margarets Einkünfte aus ihren Ländereien. Zornig und enttäuscht versuchte sie 1538 eine weitere Scheidung zu erwirken, was ihr Sohn jedoch nicht zuließ. Letztendlich versöhnte sie sich wieder mit ihrem Ehemann.

    Die letzten Jahre
    Zeit ihres Lebens war Margaret stets bestrebt um ein gutes Verhältnis zwischen England und Schottland. Ihr diplomatisches Geschick wurde auf eine erste Probe gestellt, als Jakob im Sommer 1532 dahinterkam, dass Heinrich VIII. nach wie vor Archibald Douglas unterstützte und bei Hofe empfing. Zornig erklärte der junge König, dass er seinem Onkel den Krieg erklären würde, sollte er weiterhin Angus unterstützen.[20] Margaret, die ihre jahrelange Arbeit in Gefahr sah, bot sich als Vermittleerin an und erreichte es schließlich, dass am 12. Mai 1534 der Vertrag von Berwick unterzeichnet wurde, ein Friedensvertrag zwischen England und Schottland, in dem auch Heinrichs mittlerweile geschlossene Ehe mit Anne Boleyn anerkannt wurde. 153536 versuchte Margaret, ihren Sohn und ihren Bruder zu einem Treffen zu überreden, das aber unter anderem wegen der Hinrichtung Anne Boleyns nicht stattfand. In einem Gespräch mit dem englischen Lord William Howard vertraute Margaret ihm an: „Ich bin Schottland leid.“[21]
    Zu Margarets Leidwesen zerstritt sie sich mit ihrem Sohn, als er beschloss, seine Mätresse Margaret Erskine zu heiraten. Ihre Einmischung erzürnte Jakob, der nicht länger bereit war, sein Schicksal anderen zu überlassen, und der seine Mutter steets verdächtigte, für England zu spionieren. Allerdings musste er erkennen, dass auch das Parlament gegen eine Ehe mit Margaret Erskine war. Während Margaret weiterhin versuchte, ein Treffen zwischen ihm und Heinrich zu organisieren, reiste Jakob stattdessen nach Frankreich, um dort seine neue Braut Madeleine von Frankreich zu umwerben. Zusätzlich hinderte er Margaret daran, sich von Henry Stewart scheiden zu lassen und nach England zurückzukehren. Margaret fühlte sich ungerecht von ihrem Sohn behandelt, da er sie ihrer Meinung nach nicht standesgemäß leben ließ, sondern sie gezwungen war, „ihm zu folgen wie eine arme Edelfrau, statt mit Respekt und Ehre behandelt zu werden.“[22] Erst durch die Vermittlung ihrer zweiten Schwiegertochter Marie de Guise besserte sich das Verhältnis zwischen Margaret und Jakob wieder und die Königsmutter erschien öfter bei Hofe, wo sie sich unter anderem um ihre Enkel kümmerte.
    Tod[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
    Margaret Tudor starb am 18. Oktober 1541 an den Folgen eines Schlaganfalles. Auf ihrem Sterbebett bat sie ihren zweiten Ehemann Archibald Douglas um Vergebung dafür, dass sie sich von ihm hatte scheiden lassen. Sie erklärte ihn zu ihrem rechtmäßäßigen Gatten und ihre Ehe für gültig. Es steht nicht fest, ob ihre Motivation tatsächlich Reue war oder schlichtweg ein Versuch, die Legitimität ihrer Tochter Margaret Douglas zu retten, die bei ihrem Onkel Heinrich VIII. in Ungnade gefallen und für illegitim erklärt worden war, was gleichbedeutend war mit einem Ausschluss von der englischen Thronfolge.[23] Des Weiteren vermachte sie ihrer Tochter ihre Juwelen, was Jakob V. allerdings nicht berücksichtigte, da der Großteil aus dem schottischen Kronschatz stammte und somit der Krone gehörte. Sie wurde in Perth begraben. Während des Bürgerkrieges wurde ihr Grab zerstört und ihr Skelett verbrannt. Heute erinnert nur noch eine Steinplatte in Perth an Margaret Tudors Grab.

    Nachkommen

    Aus ihrer ersten Ehe mit Jakob IV.:
    • James (* 21. Februar 1507; † 27. Februar 1508)
    • Arthur (* 20. Oktober 1509; † 14. Juli 1510)
    • Jakob V. (* 10. April 1512; † 14. Dezember 1542)
    • Alexander (* 30. April 1514; † 18. Dezember 1515)
    • zwei Töchter, die kurz nach der Geburt starben

    Aus ihrer zweiten Ehe mit Archibald Douglas:
    • Margaret Douglas (1515–1578) ∞ 1543 Matthew Stewart, 4. Earl of Lennox

    Aus ihrer dritten Ehe hatte sie eine Tochter, die schon im Säuglingsalter starb.

    Wesentlich bedeutender als ihre Kinder sind Margaret Tudors Enkelkinder. Die Tochter ihres Sohnes Jakob V., Maria Stuart, sollte die große Rivalin und Gegenspielerin von Margarets Nichte Königin Elisabeth werden und aufgrund ihrer Abstammung von Margaret Tudor Ansprüche auf Elisabeths Thron erheben. Der Sohn ihrer Tochter Margaret Douglas, Henry Stewart, Lord Darnley, heiratete seine Cousine Maria Stuart, so dass die Abkömmlinge von Margaret Tudor ihren Anspruch auf den englischen Thron vereinten und damit eine gefährliche katholische Alternative zu Königin Elisabeth darstellten. Der Sohn aus dieser Verbindung, Margarets Urenkel Jakob I., erbte schließlich den Thron der kinderlosen Elisabeth, so dass durch Margarets Nachkommen letztendlich England und Schottland unter einer Krone vereint wurden.


    Margaret Tudor in Buch und Film
    In ihrem biographischen Roman The Thistle and the Rose beschreibt Jean Plaidy Margaret Tudors Leben. In geraffter Form wird sowohl auf ihr Leben als Prinzessin von England als auch ihre lange und turbulente Zeit in Schottland eingegangen. Der Haauptschwerpunkt des Romans liegt auf Margarets Beziehung zu ihren drei Ehemännern und deren Hintergründen. Jean Plaidy stützt sich größtenteils auf historische Tatsachen, lässt in Dialogen und Gedanken allerdings auch fiktive Elemente einfließen, wie zum Beispiel ein vertrauliches Gespräch zwischen Margaret und Mary Tudor, in dem Mary der nach England geflohenen älteren Schwester von ihrer Liebe zu ihrem frisch angetrauten Ehemann Charles Brandon erzählt und ihr schelmisch rät, sich nach einem anderen Ehemann als Archibald Douglas umzusehen, da dieser sie nicht nach England begleitet hat. [24]
    Margaret Tudor hat eine sehr kleine Nebenrolle in Philippa Gregorys Roman The Constant Princess (dt. Die ewige Prinzessin), der die ersten Jahre der jungen spanischen Prinzessin Katharina von Aragon am englischen Königshof fiktiv behandelt. Die dreizehnjährige Margaret wird als verwöhnte Prinzessin dargestellt, die nach ihrer Verlobung mit dem schottischen König verächtlich auf ihre zukünftige Schwägerin herabsieht und mit ihrem zukünftigen Rang als Königin von Schottland prahlt. Ebenfalls erwähnt wird sie in Diane Haegers Roman The Secret Bride: In the Court of King Henry VIII, der Mary Tudors heimliche Liebe zu Charles Brandon thematisiert. Obwohl niemals persönlich anwesend, dient die rebellische Margaret in Gesprächen häufig als Kontrast zu ihrer gesitteteren Schwester Mary, allerdings nur bis Mary sich entscheidet, wie Margaret den Mann zu heiraten, den sie wirklich liebt.
    In der ersten Staffel der Fernsehserie Die Tudors spielte Gabrielle Anwar die Rolle der Prinzessin Margaret Tudor. Allerdings handelte es sich bei diesem Charakter um eine fiktive Vermischung der Schwestern Margaret und Mary Tudor. So wird Prinzessin Margaret zwar als die ältere Schwester des jungen Königs Heinrich dargestellt, heiratet allerdings nach dem Ableben ihres ersten Ehemannes, des Königs von Portugal, ihren Liebhaber Charles Brandon, wie es historisch die jüngere Schwester Mary Tudor nach dem Tod des Königs von Frankreich tat. Auf die historische Margaret Tudor und ihren Lebenslauf wird in der Serie nicht weiter eingegangen, obwohl der schottische König Jakob V. auch hier als Heinrichs Neffe bezeichnet wird.

    Siehe auch
    • Stammtafel der Könige von Schottland
    Literatur
    • Maria Perry: Sisters to the King. The tumultuous lives of Henry VIII's sisters. Margaret of Scotland and Mary of France. André Deutsch, London 2002, ISBN 0-233-00208-1.
    Weblinks
     Commons: Margaret Tudor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    Einzelnachweise
    1 David Starkey: Henry. Virtuous prince. Harper Perennial, London u. a. 2009, ISBN 0-00-724772-9, S. 97. „... the right high and mighty princess the lady Margaret“.
    2 Maria Perry: Sisters to the King. 2002, S. 19.
    3 Maria Perry: Sisters to the King. 2002, S. 20. „... the redoubted lady, and fairest young princess, the eldest daughter to our sovereign lord the King“.
    4 David Starkey: Henry. Virtuous prince. Harper Perennial, London u. a. 2009, ISBN 0-00-724772-9, S. 146.
    5 Maria Perry: Maria Perry: Sisters to the King. 2002, S. 27
    6 Maria Perry: Maria Perry: Sisters to the King. 2002, S. 28 „… The Queen and my mother are very much against the marriage. They say if the marriage were concluded we should be obliged to send the princess directly to Scotland, in which case thy fear the King of Scotland would not wait, but injure her and endanger her health.“
    7 Maria Perry: Maria Perry: Sisters to the King. 2002, S. 36.
    8 Maria Perry: Maria Perry: Sisters to the King. 2002, S. 94.
    9 Maria Perry: Maria Perry: Sisters to the King. 2002, S. 92
    10 Maria Perry: Maria Perry: Sisters to the King. 2002, S. 105.
    11 Maria Perry: Maria Perry: Sisters to the King. 2002, S. 108
    12 Dacre to Henry VIII. Carlisle Castle, 8 April 1514., „... The Queen has taken her chamber in Stirling Castle. If the French King please to marry her he can have her.“
    13 Maria Perry: Sisters to the King. 2002, S. 115.
    14 Frank Arthur Mumby: The Youth of Henry VIII. A Narrative in Contemporary Letters. Constable, London 1913, S. 313–315, „My party-adversary continues in their malice and proceeds in their parliament, ursurping the king's authority... reputings as rebels; wherefore I beseech you that you would haste with your army... I shall keep this castle with my children till I hear from you.“
    15 Maria Perry: Sisters to the King. 2002, S. 175.
    16 Maria Perry: Sisters to the King. 2002, S. 180.
    17 Agnes Strickland: Lives of the Queens of Scotland and English Princesses connected with the Regal Succession of Great Britain. Volume 2. 3rd edition. William Blackwood & Sons, Edinburgh / London 1856, S. 251.
    18 Richard Glen Eaves: Margaret (1489–1541). In: Oxford Dictionary of National Biography. Oxford University Press 2004 Online Edition, Zugriff am 23. Oktober 2014
    19 Richard Glen Eaves: Margaret (1489–1541). In: Oxford Dictionary of National Biography. Oxford University Press 2004 Online Edition, Zugriff am 23. Oktober 2014
    20 Maria Perry: Sisters to the King. 2002, S. 277.
    21 Maria Perry: Sisters to the King. 2002, S. 291.
    22 Maria Perry: Sisters to the King. 2002, S. 294.
    23 Agnes Strickland: Lives of the Queens of Scotland and English Princesses connected with the Regal Succession of Great Britain. Volume 2. 3rd edition. William Blackwood & Sons, Edinburgh / London 1856, S. 280–281.
    24 Jean Plaidy: The Thistle and the Rose. Arrow, London 2006, ISBN 0-09-949325-X.

    Begraben:
    Während des Bürgerkrieges wurde ihr Grab zerstört und ihr Skelett verbrannt. Heute erinnert nur noch eine Steinplatte in Perth an Margaret Tudors Grab.

    Margaret heiratete König Jakob (James) IV. von Schottland in 1503. Jakob (Sohn von König Jakob III. (James) von Schottland und Margarethe von Dänemark) wurde geboren am 17 Mrz 1473 in Stirling Castle ?; gestorben am 9 Sep 1513 in bei Branxton, Northumberland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 6. König Jakob (James) V. von Schottland  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 10 Apr 1512 in Linlithgow Palace; gestorben am 14 Dez 1542 in Falkland Palace.

    Margaret heiratete Archibald Douglas am 14 Aug 1514. Archibald wurde geboren in cir 1489; gestorben in Jan 1557 in Tantallon Castle. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 7. Gräfin Margaret Douglas  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 8 Okt 1515 in Harbottle Castle; gestorben am 9 Mrz 1578 in Hackney.

    Familie/Ehepartner: Henry Stewart. [Familienblatt] [Familientafel]


  3. 4.  König Heinrich VIII. von England (Tudor)König Heinrich VIII. von England (Tudor) Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Elizabeth1) wurde geboren am 28 Jun 1491 in Greenwich; gestorben am 28 Jan 1547 in Whitehall-Palast, London.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel (genauer): König von England (1509 bis 1547), Herr von Irland (ab 1509), König von Irland (ab 1541)

    Notizen:

    Die Frauen von Heinrich VIII.

    1. Ehefrau 1509: Katharina von Aragón
    Mätresse 1517-1519: Elizabeth Blount
    Mätresse 1520-1525: Mary Boleyn
    2. Ehefrau 1533: Anne Boleyn
    3. Ehefrau 1536: Jane Seymour
    4. Ehefrau 1540: Anna von Klewe
    5. Ehefrau 1540: Catherine Howard
    6. Ehefrau 1543: Catherine Perr

    Die Kinder von Heinrich VIII.

    Legitime Kinder
    mit Katharina von Aragon
    (vom 11. Juni 1509 bis zur Annullierung der Ehe am 23. Mai 1533 verheiratet):
    • eine Tochter (*/† 31. Januar 1510)
    • Henry, Herzog von Cornwall (* 1. Januar 1511; † 22. Februar 1511)
    • ein Sohn (*/† November 1513)
    • Henry, Herzog von Cornwall (* Dezember 1514; † Dezember 1514)
    • Maria, später Maria I., Königin von England (18. Februar 1516; † 17. November 1558) ∞ Philipp II., König von Spanien
    • eine Tochter (*/† 10. November 1518)
    mit Anne Boleyn
    (vom 25. Januar 1533 bis zum 19. Mai 1536, Anne Boleyns Enthauptung, verheiratet):
    • Elisabeth, später Elisabeth I., Königin von England (* 7. September 1533; † 24. März 1603)
    • „Henry“ (*/† 1534); Historiker sind unsicher, ob dieses Kind wirklich geboren wurde. Die Geburt selbst und das Geschlecht des Kindes sind nicht sicher belegt.
    • Edward (*/† 29. Januar 1536)
    mit Jane Seymour
    (vom 20. Mai 1536 bis zum 24. Oktober 1537 verheiratet, da Jane Seymour an den Folgen der schweren Geburt verstarb):
    • Eduard, später Eduard VI., König von England (* 12. Oktober 1537; † 6. Juli 1553)

    Illegitime Kinder[
    Henry Fitzroy, Herzog von Richmond und Somerset, einziger anerkannter außerehelicher Sohn Heinrichs VIII.
    mit Elizabeth Blount:
    • Henry Fitzroy, 1. Duke of Richmond and Somerset (* 15. Juni 1519; † 18. Juni 1536), der einzige illegitime Sohn, der von Heinrich VIII. anerkannt wurde. Der König überhäufte seinen sechsjährigen Sohn 1525 mit einer Fülle von königlichen Würdn und Ämtern und erhob ihn zum ranghöchsten Adeligen des Landes. 1536 soll er sogar erwogen haben, ihn in die Thronfolge aufzunehmen, nachdem er seine Töchter Maria und Elisabeth ebenfalls für illegitim erklärt hätte. Der frühe Tod Henry Fitzroys im Alter von 17 Jahren ließ es jedoch nie dazu kommen.

    Mögliche Kinder mit Mary Boleyn:
    • Catherine Carey (* 1523/24; † 15. August 1569)
    • Henry Carey, 1. Baron Hunsdon (* 4. März 1526; † 23. Juli 1596)

    Die Vaterschaft weiterer illegitimer Kinder neben Henry Fitzroy wurde nie amtlich anerkannt oder von Heinrich bestritten. Es besteht dennoch zeitlich die Möglichkeit, dass Mary Boleyns Kinder Catherine und Henry von Heinrich gezeugt wurden; deren Affäre dauerte ca. von 1522 bis 1525.[20] Unklar ist, warum Heinrich, falls die beiden seine Kinder waren, sie nicht anerkannte; möglicherweise wollte er damit auf das Fehlen eines männlichen Thronfolgers hinweisen.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_VIII._(England)

    Heinrich VIII. Tudor (englisch Henry Tudor; * 28. Juni 1491 in Greenwich; † 28. Januar 1547 im Whitehall-Palast, London) war von 1509 bis 1547 König von England, seit 1509 Herr und ab 1541 König von Irland. Die von ihm betriebene Trennung der englischen Kirche von Rom und die Errichtung der Anglikanischen Staatskirche mit dem König selbst als Oberhaupt hatten weitreichende religiöse, soziale und politische Folgen für die weitere Geschichte Englands.
    Als jüngerer Sohn König Heinrichs VII. und der Elizabeth of York wurde Heinrich nach dem unerwarteten Tod seines älteren Bruders Arthur im Jahr 1502 Thronerbe. Mit dem Tod seines Vaters am 21. April 1509 wurde er siebzehnjährig der zweite Herrscher des Hauses Tudor auf dem englischen Thron. Seine Krönung im Juni 1509 wurde von der Bevölkerung euphorisch gefeiert und war nach den englischen Rosenkriegen die erste friedliche Thronbesteigung seit beinahe 100 Jahren.
    Heinrich VIII. war der erste englische König mit einer Renaissanceausbildung, er sprach mehrere Sprachen, verfasste Gedichte, komponierte Musik und zeigte großes Interesse an religiösen Themen. In seiner Jugend war er ein athletischer, charismatischer Mann, in späteren Jahren jedoch fettleibig und chronisch krank. In der Populärkultur ist Heinrich VIII. vor allem für seine insgesamt sechs Ehen bekannt, von denen zwei mit der Annullierung der Ehe (Katharina von Aragon, Anna von Kleve) und zwei mit der Hinrichtung der jeweiligen Ehefrau endeten (Anne Boleyn, Catherine Howard).
    Die großen sozialen und religiösen Veränderungen seiner Regierungszeit hatten für England historische Bedeutung. Da seine erste Ehe mit Katharina von Aragon keinen männlichen Thronfolger hervorbrachte, strebte Heinrich in den 1520ern eine Annullllierung seiner Ehe durch den Papst an, die dieser aber ablehnte. In der Folge führte Heinrich sein Land in die englische Reformation: Er sagte England von der römisch-katholischen Kirche los und begründete die Kirche Englands, zu deren Oberhaupt er sich selbst erhob. Schließlich enteignete er die englischen Klöster und löste sie auf. Daraufhin wurde er durch den Papst von der Römisch-katholischen Kirche exkommuniziert. Obwohl Heinrichs religiöse Überzeugungen bis zuletzt im Kern kathoolisch blieben, ebnete er mit der Ablehnung der Autorität des Papstes und dem Druck einer staatlich autorisierten englischen Bibel den Weg für die protestantische Reformation in England. In den Worten des Historikers Eric Ives hinterließ Heinrich damit „eine tiefere Spur in der englischen Geschichte als jeder andere Monarch seit der normannischen Eroberung Englands und alle, die ihm folgten“.
    Bei Heinrichs Tod fiel die Krone zunächst an seinen neunjährigen Sohn Eduard, nach dessen frühem Tod an seine älteste Tochter Maria und schließlich an seine Tochter Elisabeth, mit der das Haus Tudor 1603 endete.

    Frühe Jahre
    Geburt und frühe Kindheit
    Heinrich wurde als das dritte Kind und der zweitälteste Sohn des englischen Königs Heinrich VII. und seiner Frau Elizabeth of York geboren. Getauft wurde er von Richard Fox, Bischof von Exeter, mit dem üblichen großen Pomp für königliche Kinder mit Herolden und Trompeten. Da seine Eltern bereits einen Thronfolger, Prinz Arthur, hatten, war Heinrich zum Zeitpunkt seiner Geburt aber von keiner großen dynastischen Bedeutung. Selbst seine Großmutter Margaret Beaufort, die die Geburten seiner beiden älteren Geschwister gewissenhaft mit genauer Uhrzeit und Ort in ihrem Stundenbuch eingetragen hatte, verzeichnete Heinrich darin eher beiläufig. Heinrich war nur die Rückversicherung, falls Arthur sterben sollte.
    Heinrichs frühe Kindheit war geprägt von den Nachwehen der Rosenkriege, denn es tauchten immer wieder Thronprätendenten auf, die seinen Vater stürzen wollten. Die Herrschaft Heinrichs VII., der den Thron erst 1485 auf dem Schlachtfeld errungen hhatte, war nach den jahrzehntelang anhaltenden blutigen Kämpfen der Häuser Lancaster und York um den Thron noch keineswegs gesichert. 1494 tauchte in Europa ein junger Mann namens Perkin Warbeck auf, der sich als Richard, Herzog von York, ausgab (also als den jüngeren der beiden verschwundenen Prinzen im Tower) und erhob Anspruch auf den englischen Thron. Er gewann schnell Unterstützung sowohl in England als auch auf dem Festland, und dies wurde zum Anlass für Heinrichs ersten öffentlichen Auftritt. Als Maßnahme gegen Warbeck nahm sein Vater ihn in einer groß angelegten Zeremonie als Ritter in den Bathorden auf und erhob ihn anschließend zum Herzog von York, dem traditionellen Titel des zweitgeborenen Königssohns, den Warbeck für sich selbst beanspruchte. Der erst dreijährige Heinrich, der später ein großer, kräftiger Mann und begeisterter Reiter sein würde, ritt in Begleitung vieler Edelleute „alleine auf einem Pferd sitzend“ in London ein und wurde dabei von einem der Zuschauer wohl aufgrund seiner Größe für bereits „vier Jahre alt oder ähnlich“ gehalten.[1]
    Als zwei Jahre später (1496) zugunsten Warbecks ein Aufstand cornischer Rebellen ausbrach, die ungehindert auf London zumarschierten, musste der fünfjährige Heinrich mit seiner Mutter in den Tower fliehen. Der König konnte aber rechtzeitig mit seinen Truppen aus dem Norden zurückkehren, wo Warbeck von Schottland aus eingefallen war, und die Rebellen kurz vor London schlagen.

    Erziehung und Ausbildung
    Während Kronprinz Arthur in einem eigenen Haushalt in Ludlow in Wales lebte, wurde Heinrich zusammen mit seiner Schwester Margaret auf Eltham Palace erzogen, wo bald noch die Geschwister Elizabeth, Mary und Edmund hinzukamen. Unter Historikern ist umstritten, ob Heinrich für eine Karriere in der Kirche vorgesehen war, wie oft behauptet wird, etwa von Edward Herbert, einem Historiker des 17. Jahrhunderts, der schrieb, Heinrich sei „während der Lebenszeit seines älteren Bruders Prinz Arthur als Erzbischof von Canterbury bestimmt gewesen“. Dagegen spricht Heinrichs Erhebung zum weltlichen Titel des Herzogs von York, der mit erheblichem Landbesitz einherging, und die Tatsache, dass er eine Ausbildung erhielt, die auch Waffenübungen enthielt.[2]
    Sein erster Lehrer war ab etwa 1496 der Hofpoet John Skelton, von dem er die typische Renaissanceausbildung der Zeit erhielt, mit besonderem Augenmerk auf Latein, Geschichte und antike Autoren neben Musik und Poesie. Später setzte Heinrich seine Ausbildung mit einem anderen Lehrer, William Hone, fort, zu dem sich noch der Französischlehrer Giles Duwes und ein Musik- und Waffenlehrer gesellten.[3] Mit dieser Ausbildung wurde der junge Prinz später der erste König Englands mit einer umfassenden humanistischen Bildung, der fließend Latein und Französisch sprach, Musik komponierte und Gedichte verfasste.
    Als 1499 der berühmte Humanist Erasmus von Rotterdam in England seinen Freund Thomas Morus besuchte und dieser ihn zu einem Überraschungsbesuch nach Eltham Palace mitnahm, wo „alle königlichen Kinder erzogen werden, Arthur allein ausgenommen, deder älteste Sohn“, zeigte sich der Gelehrte beeindruckt vom Können Heinrichs. Er schrieb: „Als wir in die Halle kamen, war alles Gefolge versammelt […]. In der Mitte stand Heinrich, neun Jahre alt, bereits mit einem gewissen königlichen Auftreten ausgestattet, ich meine einer Geistesgröße, kombiniert mit erstaunlicher Höflichkeit. Zu seiner Rechten war Margaret, etwa elf Jahre alt, die später Jakob, König von Schottland, ehelichte. Zu seiner Linken spielte Mary, ein Kind von vier Jahreen. Edmund war ein Baby in den Armen seiner Amme.“ Morus präsentierte, wie es üblich war, dem Prinzen eine schriftliche Widmung, was Erasmus peinlich berührte, da er nichts mitgebracht hatte. Später beim Essen schickte Heinrich ihm auch noch eine Nachricht, „um etwas aus meiner Feder zu locken“, woraufhin der Gelehrte innerhalb von drei Tagen eine Lobschrift für ihn verfasste.[4]
    Mit Erasmus stand Heinrich noch Jahre später in regelmäßiger lateinischer Korrespondenz.

    Arthurs Tod und Heinrichs Verlobung mit Katharina von Aragon
    Der Anfang des 16. Jahrhunderts brachte eine umwälzende Veränderung in Heinrichs Leben. 1501 führte er die Braut zum Altar, als sein 15-jähriger Bruder die gleichaltrige spanische Prinzessin Katharina von Aragon heiratete, doch nur wenige Monate danach starb Arthur vollkommen überraschend. Der zehnjährige Heinrich war nun plötzlich Thronfolger. Nachdem klar war, dass Katharina von Aragon nicht mit einem möglichen Thronfolger von Arthur schwanger war, wurde Heinrich per Parlamentsakt am 15. Januar 1504 offiziell zum neunten Prince of Wales erhoben, während ihm der Titel Herzog von York aberkannt wurde.[5] Kaum ein Jahr nach Arthurs Tod starb auch Heinrichs Mutter im Kindbett. In einem Brief an Erasmus einige Jahre später bezeichnete er die Nachricht „vom Tod meiner lieben Mutter“ als „verhasste Neuigkeit“.[6]
    Fortan residierte Heinrich bei Hofe an der Seite seines Vaters, der nun begann, Vorbereitungen für dessen später zu erwartende Übernahme des Regierungsamtes zu treffen. In einem Brief des Herzogs von Estrada an Katharina von Aragons Mutter, Köninigin Isabella, bemerkt dieser 1504: „Der Prinz von Wales begleitet den König. Früher vermied der König es, den Prinzen von Wales mit sich zu nehmen, weil er dessen Studien nicht unterbrechen wollte. Es ist ganz wundervoll, wie sehr der König dedem Prinzen zugeneigt ist. Er hat auch guten Grund dazu, denn der Prinz verdient alle Liebe. Doch es ist nicht nur aus Liebe, dass der König den Prinzen mitnimmt; er will ihn unterrichten. Es kann sicher keine bessere Schule in der Welt geben als die Gesellschaft solch eines Vaters wie Heinrich VII. […] Zweifelsohne hat der Prinz einen ausgezeichneten Erzieher und Anleiter in seinem Vater.“[7]
    Um das Bündnis mit Spanien zu erhalten, beabsichtigte Heinrich VII. nun, Arthurs Witwe mit seinem zweiten Sohn zu verheiraten. Allerdings verbot das Kirchenrecht einem Mann, die Witwe seines Bruders zu heiraten, und ein päpstlicher Dispens von JJulius II. musste daher eingeholt werden, um die Ehe trotzdem zu ermöglichen. Die Heirat sollte stattfinden, sobald Heinrich das 14. Lebensjahr erreichte. Bis dahin hatte sich die politische Situation aber so geändert, dass die Ehe nicht zustande kam. Durch den Tod ihrer Mutter, die eigenständige Königin von Kastilien gewesen war, war Katharina keine so gute Partie mehr wie zuvor, und zwischen Heinrich VII. und ihrem Vater Ferdinand von Aragón brach ein Streit um die Zahlung ihrer Mitgift aus. Um sich alle Optionen offenzuhalten, ließ Heinrich VII. seinen Sohn, der mit 14 nun als rechtsmündig galt, das Eheversprechen leugnen, mit der Begründung, es sei ohne sein Einverständnis gemacht worden. Dies fand zwar im Beisein von Zeugen statt, wurde aber nicht öffentlich gemacht, so dass je nach politischer Lage die Ehe doch noch hätte arrangiert werden können oder eben nicht. Bis zum Tod Heinrichs VII. kam es zu keiner Entscheidung mehr, und Katharina lebte von 1502 bis 1509 in England zwar als Heinrichs Verlobte, aber dennoch im Ungewissen.
    Es ist zweifelhaft, ob Heinrich selbst bei all diesen Entscheidungen ein Mitspracherecht hatte. „Er befand sich in vollständiger Unterwerfung zu seinem Vater und seiner Großmutter und öffnete niemals seinen Mund in der Öffentlichkeit, außer um eine Frage von einem der beiden zu beantworten […]. Es war ihm nicht erlaubt, den Palast zu verlassen, außer für Sport, durch eine private Tür, die in den Park führte“, schrieb der spanische Botschafter Fuensilada im Frühjahr 1508.[8]
    Sport betrieb der junge Prinz allerdings mit Leidenschaft. Begeistert schrieb der spanische Botschafter De Puebla über den 16-jährigen: „Es gibt keinen ausgezeichneteren Jüngling als den Prinzen von Wales. Er ist bereits größer als sein Vater, uund seine Gliedmaßen sind von hünenhaftem Ausmaß.“[9] Heinrich, der später eine für die Zeit ungewöhnliche Größe von über 1,80 m erreichte, übte sich im Ringen, Tennisspielen und Bogenschießen, und der Earl of Kent brach sich einmal sogar den Arrm „beim Kämpfen mit dem Prinzen“.[10] Aber vor allem bewunderte Heinrich die Männer, die sich bei Turnieren im ritterlichen Lanzenstechen maßen, der Königsdisziplin der Sportarten seiner Zeit. Er besuchte mit Begeisterung Turniere und hielt sich gerne in Gesellschaft der Tjoster auf, wie es folgendes Gedicht beschreibt:[11]

    Syth our prynce moost comly of stature
    Is desyrous to the moost kyngly ure
    Of armes to whiche marcyall auenture
    Is his courage.

    And though a prynce/and kynges sone be he
    It pleaseth hym of his benygnyte
    To suffre gentylmen of lowe degre
    In his presence
    To speke of armes and of other defence
    Without doynge vnto his grace offence.
    Unser Prinz voll Kraft und Wohlgestalt,
    begehrt zu ehren die Bräuche alt,
    und königlich; zu fechten Kämpfe mannigfalt
    verlangt sein Herz.

    Und sei er auch Prinz und Königssohn,
    in seiner Güte ist es ihm Freudenlohn
    Männer zu dulden um seine Person,
    geringer denn er,
    zu sprechen von Waffen und anderer Wehr,
    ohne zu kränken sein Stand und Ehr.


    Anfang des Jahres 1508 übte er täglich mit seinen Waffengefährten, und am 15. Juni nahm er erstmals an einem Turnier teil, das „sehr starken Zulauf wegen der Exzellenz des jungen, bewaffneten Prinzen“ hatte. Im Monat darauf, bei einem weiteren TTurnier in Anwesenheit seines Vaters, kämpften „viele Männer […] mit ihm, doch er war ihnen allen überlegen“.[12] Der Historiker David Starkey vermutet, dass Heinrich nur am ungefährlichen Ringreiten statt am Tjost (Lanzenstechen) teilnahm, da es immer wieder Tote dabei gab, während die meisten anderen Historiker keine solche Beschränkung annehmen. Fest steht, dass Heinrich nach seiner Thronbesteigung ein begeisterter und brillanter Tjoster war. Tjosten und Jagen galten als Übung für den Krieg und Können darin eine höchst erwünschte Eigenschaft für einen Herrscher und Feldherrn.[13]

    Thronbesteigung
    Heinrich VII. starb am 21. April 1509, zehn Wochen vor dem achtzehnten Geburtstag seines Sohnes. Sein Tod wurde zwei Tage lang geheim gehalten, und Heinrich ließ sich noch bis zum 23. in der Öffentlichkeit als Prinz ansprechen; er wurde erst aam 24. in London als König ausgerufen. Hinter den Kulissen spielte sich ein politischer Machtkampf ab, der zum Sturz der beiden wichtigsten und unbeliebtesten Minister des alten Königs, Empson und Dudley, führte, die als die Schuldigen für dessen tyrannische Finanzpolitik inhaftiert wurden.[14] Heinrich gewährte anschließend allen Schuldnern seines Vaters eine Generalamnestie.
    Heinrichs Thronbesteigung als Heinrich VIII. war die erste seit beinahe 100 Jahren, die friedlich vonstattenging. In der englischen Bevölkerung gab es euphorische Reaktionen; viele sahen ein neues goldenes Zeitalter eingeläutet. Im Gegensatz zu seinem Vater, der sich durch seine Finanzpolitik in den letzten Jahren unbeliebt gemacht hatte, war der junge, gutaussehende Heinrich äußerst populär. Auch die Herrscherpanegyrik blühte: Thomas Morus verfasste einen Gedichtband, in dem er Heinrich als einen Messias bezeichnet, der „die Tränen aus den Augen eines jeden wegwischen und Freude anstelle unserer langen Trauer bringen wird“. Lord Mountjoy schrieb an Erasmus von Rotterdam: „Die Himmel lachen, die Erde ist erhöht, und alles ist voller Milch, voll Honig und Nektar. Habgier ist des Landes verwiesen, Freizügigkeit verteilt Reichtum mit großzügiger Hand. Unser König begehrt nicht Gold oder Juwelen oder wertvolle Metalle, sondern Tugend, Ruhm und Unsterblichkeit.“

    Herrschaft
    Drei Monate nach seiner Thronbesteigung heiratete Heinrich Katharina von Aragón, aufgrund des letzten Willens seines Vaters, wie er sagte, doch schien er sich von ihr auch angezogen zu fühlen. An seinen Schwiegervater schrieb er nach der Hochzeit: „Selbst wenn wir noch frei wären, ist es sie, die wir vor allen anderen als unsere Gemahlin wählen würden.“[15] Sowohl als Fürstin von Wales als auch als Königin zeigte sich Katharina volksnah. Ihr erstes Kind war 1510 eine Totgeburt. Prinz Heinrich wurde am Neujahrstag 1511 geboren, starb aber nach 52 Tagen. Katharina hatte dann erneut eine Totgeburt, gefolgt von einem weiteren früh verstorbenen Sohn. Im selben Jahr trat Heinrich der von Papst Julius II. ins Leben gerufenen Heiligeen Liga bei, einem Bündnis gegen die Expansionspolitik Ludwigs XII. von Frankreich und zur Befreiung Italiens. Dafür zeichnete ihn Julius II. mit Schwert und Hut aus, die der päpstliche Gesandte Leonardo Spinelli am 21. Mai 1514 am englischen Hof in London an Heinrich VIII. überreichte.[16] 1514 fiel Heinrich im Zuge der Italienischen Kriege mit seiner Armee in Frankreich ein. Der schottische König Jakob IV., der durch die Auld Alliance mit Frankreich verbündet war, erklärte England deen Krieg. Da Heinrich zur gleichen Zeit in Frankreich kämpfte, wurde Katharina zur Oberbefehlshaberin der Armee ernannt, eine Rolle, die sie mit Bravour ausfüllte und dadurch große Popularität bei den Truppen und im englischen Volk errang. Jakobs Feldzug fand kurze Zeit später seinen blutigen Höhepunkt in der Schlacht von Flodden Field. Nahe der englisch-schottischen Grenze fielen der schottische König und mit ihm viele hochrangige Adlige sowie zehntausend seiner Untertanen. Nach dem Tod Julius’ II. suchte sein Nachfolger Papst Leo X. den Frieden mit Frankreich, und die Heilige Liga wurde aufgelöst.
    Im Februar 1516 gebar Katharina im Palast von Placentia in Greenwich, London, die Tochter Mary, später Königin Maria I. von England. 1518 hatte sie eine weitere Totgeburt. Da ein männlicher Thronfolger ausblieb, fürchtete Heinrich, die Ehe sei verflucht, und eine Bestätigung dafür glaubte er im Buch Leviticus zu finden, in dem es heißt, dass ein Mann, der die Witwe seines Bruders zur Frau nimmt, kinderlos bleibt (3. Mose/Leviticus 20,21).
    Um 1517 wurde Elizabeth Blount Hofdame Katharinas und wurde schnell Heinrichs Mätresse. Am 15. Juni 1519 brachte sie einen gemeinsamen Sohn zur Welt, der Henry Fitzroy genannt wurde. Da Heinrich nicht mit Elizabeth verheiratet war, hatte dieser Sohn keinen Anspruch auf den Thron, wurde aber von Heinrich anerkannt.
    Heinrichs lange Rivalität mit König Franz I. von Frankreich wurde durch das Bündnis Frankreichs mit Schottland zu einer Bedrohung. Heinrich und Franz I. trafen sich im Juni 1520 in Balinghem bei Calais zu Verhandlungen. Der Ort, in dem zu diesem Fürstentreffen ein provisorischer Palast errichtet und ein Hügel abgetragen wurde, damit keiner der Herrscher zum anderen aufschauen musste, während sie zur Begrüßung aufeinander zuritten, wurde Field of the Cloth of Gold (Feld des Güldenen Tuches) oder Französisch Le Camp du Drap d’Or genannt und geriet zu einer Demonstration von Macht und Verschwendung. Der Frieden mit Frankreich wurde allerdings erst 1546 geschlossen.

    Scheidung von Katharina von Aragón und Ehe mit Anne Boleyn
    1520 verliebte sich der König in Mary Boleyn. Diese Liebschaft gab er aber fünf Jahre später zugunsten von deren Schwester Anne Boleyn auf. Die Beziehung mit Anne Boleyn begann vermutlich um die Karnevalszeit 1526, als Heinrich noch verheiratetet war und er in Anne nicht mehr als eine zukünftige offizielle Mätresse sah. Doch Anne kannte das Schicksal der abgelegten Königsmätressen und verweigerte sich dem König. Sie wollte nicht nur Geliebte sein, sie wollte anerkannte Königin werden. Heinrich schrieb ihr Liebesbriefe (die im späten 17. Jahrhundert in der Vatikanbibliothek auftauchten), verwöhnte sie mit Geschenken und intensivierte sein Werben so weit, dass er sie ab 1531 bei öffentlichen Auftritten die Rolle der Königin einnehmen ließ.
    Wegen des fehlenden männlichen Thronfolgers verlangte Heinrich die Scheidung von Katharina, gestützt auf Recherchen seines Geheimdiplomaten Richard Croke und ein Gutachten von Stephen Gardiner, das die Ehe mit der Witwe seines Bruders von Anfang an für nichtig erklärte. Papst Clemens VII. war Heinrich nicht abgeneigt, da dieser gegen die in England gerade aufkeimende protestantische Bewegung mit großer Härte vorgegangen war. Um auch eine formale Trennung von Katharina zu erreichen, schickte Heinrich seinen Vertrauten William Knight (Staatssekretär und Bischof von Bath und Wells) zum Papst, um eine Annullierung der Ehe zu erreichen, unter Umgehung des ranghöchsten Geistlichen, des Erzbischofs von Canterbury und Lordkanzlers TThomas Wolsey, der als zu papst- und frankreichtreu galt. Dies gelang jedoch nicht, weil Knight zunächst gar nicht vorgelassen wurde. Da der Papst sich gerade zu dieser Zeit mit dem römisch-deutschen Kaiser Karl V., dem Neffen Katharinas, heftig überworfen hatte und von diesem schwere Sanktionen gegen den Kirchenstaat und das Papsttum befürchtete, entschied Clemens VII. sich vielleicht auch wegen dieses Interessenskonflikts gegen eine päpstliche Ehenichtigkeitserklärung zugunsten Heinrichs. Clemens verwendete bei seiner Ablehnung die dadurch bekannt gewordene Formulierung Non possumus. 1531 verbot Clemens VII. unter Androhung der Exkommunikation dem Parlament und anderen staatlichen Institutionen, die Ehe Heinrichs zu scheiden.
    Trotz noch bestehender Ehe mit Katharina und ohne päpstliche Erlaubnis heiratete Heinrich Anne am 25. Januar 1533 unter Geheimhaltung. Offenbar wurde die Ehe bereits vorher vollzogen, wie man aus dem Tag der Niederkunft schließen kann. Annes Position war so stark, dass sie Ehe und Krone einfordern konnte. Eine ihrer ersten Handlungen war es, nach dem Tod des bisherigen Erzbischofs von Canterbury, William Warham, den Hauskaplan der Boleyns, Thomas Cranmer, als neuen Erzbischof von Canterbury einzusetzen. Lordkanzler Thomas Morus, der gegen die zweite Eheschließung war, hatte bereits zuvor sein Amt niedergelegt. Die Eheschließung wurde umgehend am 30. März 1533 vom neuen Erzbischof von Canterbury für gültig erklärt, was zu einer Bannandrohung des Papstes am 11. Juli 1533 führte und die Trennung von Rom manifestierte. Erst nachträglich, am 23. Mai 1533, verfügte ein Scheidungsgericht der englischen Kirche die vom Papst nicht anerkannte Annullierung der Ehe Heinrichs mit Katharina von Aragón. Am 23. Mai 1534 wurde die Gültigkeit der Ehe Heinrichs mit Katharina durch das Urteil eines kanonischen Prozesses bestätigt und daraufhin Heinrich, Anne und Thomas Cranmer exkommuniziert.

    Trennung von Rom und Gründung der anglikanischen Kirche
    Anne gebar am 7. September 1533 eine Tochter. Heinrich nannte sie nach seiner Mutter Elisabeth. Sie wurde später Königin Elisabeth I. von England. Mit dem 1. Act of Succession (erstes Thronfolgegesetz bzw. erster Sukzessionsakt) wurde im März 1534 vom englischen Parlament Maria I. zu einem illegitimen Kind erklärt, die Nachkommen von Anne und Heinrich wurden an die erste Stelle der Thronfolge gesetzt und damit ihre Ehe anerkannt. Alle Untertanen mussten diese Erklärung offiziell anerkennen, eine Weigerung wurde mit lebenslanger Inhaftierung bestraft. Ferner wurden alle Drucker und Schreiber angewiesen, dass kritische Veröffentlichungen über die Heirat des Königs mit Anne Boleyn oder die Herstellung solcher Schriften als Hochverrat angesehen und mit dem Tode bestraft werden sollten.
    Am 3. November 1534 setzte Heinrich im Parlament die Suprematsakte Act of Supremacy durch, wodurch der König als „höchstes Oberhaupt der Kirche von England auf Erden“ (supreme head in earth of the Church of England) anerkannt und England damit endgültig von der römischen Kirche losgesagt wurde. Das englische Volk musste unter Eid Heinrichs Oberhoheit sowohl über die Kirche als auch über das Thronfolgegesetz anerkennen. Dies hatte die Exkommunizierung und 1538 den Bann durch den Papst zur Folge. Zu den wenigen, die sich weigerten, den Eid zu schwören, gehörten sein Lordkanzler Thomas Morus und John Fisher, Bischof von Rochester. Sie wurden 1535 im Tower of London inhaftiert und hingerichtet.[17]
    Nach der Geburt ihrer Tochter begann Heinrichs Zuneigung zu Anne abzukühlen. In seinen Augen hatte sie versagt. Dennoch hatte er zu der gemeinsamen Tochter Elisabeth ein gutes Verhältnis. Nachdem eine zweite Schwangerschaft Annes mit einer Fehlgeburt endete, wurde sie dem König immer mehr zur Last, und seine Neigung ihr gegenüber schwächte weiter ab. Über ein Ereignis aus dem Jahr 1534 liegen drei Versionen vor: Anne Boleyn täuschte entweder eine Schwangerschaft vor, oder sie war so verzweifelt, dass sie sich eine Schwangerschaft einbildete, oder sie war tatsächlich schwanger und erlitt eine Fehl- oder Totgeburt. Welche Version zutrifft, ist nicht geklärt.
    Sicher ist, dass Anne Boleyn 1536 eine Fehlgeburt (einen Sohn) hatte. Danach fiel sie bei Heinrich endgültig in Ungnade. Mit Jane Seymour hatte er bereits die nächste Ehekandidatin ins Auge gefasst. Ironischerweise war Anne Boleyns größter Schutz, dass Katharina von Aragón noch lebte, denn Heinrich befürchtete, wenn er die Ehe mit Anne für ungültig erklären würde, wäre die Ehe mit Katharina automatisch wieder gültig. Nachdem aber Katharina von Aragón im Januar 1536 an Krebs starb, wurdde Anne Boleyn Anfang Mai unter dem Vorwand des fünffachen Ehebruchs angeklagt und zusammen mit ihren angeblichen Liebhabern – einer davon war ihr Bruder George – am 19. Mai 1536 auf dem Gelände des Tower of London hingerichtet. Somit war der Weg für eine neue Heirat Heinrichs wieder frei.

    Jane Seymour, die englische Reformation
    Die nächste Frau in Heinrichs Leben, die bereits vor dem Ende ihrer Vorgängerin an Heinrichs Seite stand, war Jane Seymour. Als im Oktober 1536 die Pilgerreise der Gnade, eine große Rebellion der Katholiken im Norden Englands, ausbrach, kündigte diese Rebellion die größte Krise während Heinrichs Regierungszeit an. Da Heinrich den Aufständischen militärisch unterlegen war, musste er verhandeln. Heinrich schickte seinen Vertrauten Thomas Howard nach Doncaster, wo die Aufständischen zwischen 30.000 und 40.000 Mann versammelt hatten. Er bot einen Generalpardon an und machte weitreichende Zugeständnisse. Unter anderem sollte Jane Seymour in York zur katholischen Königin gekrönt werden. Nachdem sich der Aufstand aufgelöst hatte, hielt Heinrich seine Versprechen jedoch nicht. Er ließ die ahnungslosen Anführer verhaften und wegen Hochverrats hinrichten.
    Die von der neu gegründeten anglikanischen Staatskirche verfassten „10 Artikel“ von 1536 erkannten die Heilige Schrift als Glaubensnorm an und beschränkten die Sakramente auf Taufe, Buße und Abendmahl. William Tyndales Bibelübersetzung (die ohne Genehmigung der katholischen Kirche entstanden war), die Veröffentlichung von Cranmers Litanei (Exhortation and Litany, 1544) und die Teilübersetzung der traditionellen Liturgie waren die bedeutendsten Änderungen. 1537 erschien die aus den Übersetzungen Tyndales und Coverdales zusammengestellte Matthew-Bibel (Matthew Bible) und 1539 mit einem Vorwort von Cranmer die Great Bible („Große Bibel“), eine gründliche Überarbeitung der Matthew-Bibel.
    Jane Seymour starb kurz nach der Geburt ihres Sohnes Eduard (* 12. Oktober 1537; † 6. Juli 1553) am 24. Oktober 1537, vermutlich am Kindbettfieber.
    Ab 1538 ließ König Heinrich die englischen Klöster auflösen und konfiszierte ihre Besitztümer. Das Parlament beschloss 1539 das „blutige Statut“ („The Six Bloody Articles“), das die Transsubstantiationslehre, die Konkomitanz („communio sub una sspecie“), das Verbot der Priesterehe, die Gültigkeit des Keuschheitsgelübdes, die Schriftgemäßheit der Privatmesse und die Ohrenbeichte unter Androhung schwerster Strafen bestätigte. Katholiken, die an der römischen Kirche festhielten, aber auch Protestanten wurden verfolgt, inhaftiert und hingerichtet.
    Zu dieser Zeit verschlechterte sich der Geisteszustand von Heinrich VIII. zusehends: Seine Zornausbrüche und willkürlichen Entscheidungen waren bei Hof berüchtigt. Durch zahlreiche Intrigen beschränkte sich sein Vertrauen nur noch auf wenige Menschen in seinem direkten Umfeld, allen voran auf Thomas Cromwell. Cromwell war als tüchtiger Verwaltungsbeamter bei Hofe aufgestiegen. Er schuf neue Regierungsabteilungen für die Verwaltung der Staatseinnahmen und etablierte die Pflicht für Priester, Geburten, Taufen, Hochzeiten und Todesfälle zu dokumentieren. Aufgrund seiner großen Loyalität Heinrich VIII. gegenüber avancierte Cromwell zu seinem engsten Vertrauten.

    Anna von Kleve
    Heinrich heiratete erst am 6. Januar 1540 widerstrebend auf Betreiben Cromwells erneut. Diese von Cromwell vermittelte vierte Frau war die Deutsche Anna von Kleve. Da politische Gründe für eine Allianz mit dem Herzogtum Jülich-Kleve-Berg spracheen, entschied sich Heinrich zur Unterzeichnung des Heiratsvertrages. Bereits bei einem ersten heimlichen Treffen war Heinrich enttäuscht. Anna war streng konservativ erzogen, konnte zwar gut nähen und sticken, beherrschte aber keine Fremdsprachen (und somit auch kein Englisch), war keine gute Unterhalterin und weit weniger hübsch als auf einem Porträt, das er vor Unterzeichnung des Heiratsvertrages von seinem Hofmaler Hans Holbein hatte malen lassen. Ein offizieller Grund für die Verweigerung einer Eheschließung ließ sich aber nicht finden. Noch während der Ehe begann Heinrich eine leidenschaftliche Affäre mit Annas Hofdame Catherine Howard. Bereits im Juli 1540 wurde die Ehe wieder annulliert. Der König adoptierte Anna von KKleve als „gute Schwester“ und gab ihr mehrere Schlösser, Güter und Grundstücke sowie eine Rente von etwa 3000 Pfund auf Lebenszeit. Sie wurde des Weiteren zur höchsten Dame des Landes erklärt, hinter der Königin und den Töchtern Heinrichs. Anna von Kleve lebte weiterhin in England und baute einen liebevollen Kontakt zu Heinrichs Kindern auf. Sie bewohnte Hever Castle, den ehemaligen Besitz der Familie Boleyn. Sie überlebte Heinrich um zehn Jahre. Thomas Cromwell jedoch wurde des Hochverrats und der Ketzerei angeklagt, zum Tode verurteilt und am 28. Juli 1540 hingerichtet.

    Catherine Howard
    Die folgende Ehe mit der jungen Catherine Howard, einer Cousine Anne Boleyns, wurde noch im Scheidungsmonat und am Tag der Hinrichtung Thomas Cromwells am 28. Juli 1540 geschlossen. Catherine Howard konnte nicht besonders gut mit Heinrich umgehen, zumal er zu dieser Zeit bereits alles andere als eine angenehme Erscheinung und der Altersunterschied groß war. Zum Verhängnis wurde ihr eine Liebschaft mit dem Kammerdiener Thomas Culpeper, ihrem Cousin 1. Grades. Sie wurde wegen Ehebruchs angeklagt und am 13. Februar 1542 enthauptet. Heinrichs Zorn richtete sich auch gegen andere Mitglieder des Hauses Howard, und so ließ er Thomas Howard und dessen Sohn, den Dichter Henry Howard, Earl of Surrey, inhaftieren.

    Catherine Parr
    Seine sechste und letzte Frau, die knapp 30-jährige Catherine Parr, die schon zweimal verwitwet war, heiratete er am 12. Juli 1543. Als Heinrich ein Jahr nach ihrer Hochzeit zusammen mit Kaiser Karl V. einen Krieg gegen Franz I. von Frankreich führte, setzte er Catherine Parr als Regentin ein und ließ sie die Staatsgeschäfte führen. Sie wurde auch zum Vormund der drei Kinder bestimmt und wachte über deren Erziehung. Während dieser Zeit begann sie, Gebete in Englisch zu verfassen und BüBücher zu veröffentlichen. Ihr Standpunkt in religiösen Fragen und ihr Widerspruchsgeist weckten das Misstrauen des Lordsiegelbewahrers Bischof Stephen Gardiner, der ein Verfahren gegen sie einleitete und Heinrich davon zu überzeugen suchte, dass ihr als Ketzerin der Prozess gemacht werden müsse. Kurz vor Heinrichs Tod gelang es ihr, den König zu beschwichtigen, der daraufhin von seinem Plan, sie zu inhaftieren, Abstand nahm.
    Catherine Parr überlebte den König allerdings nur um eineinhalb Jahre. Kurz nach Heinrichs Tod heiratete sie Thomas Seymour und starb am 5. September 1548 in Sudeley Castle (bei Cheltenham) an den Folgen der Geburt ihrer Tochter Mary.

    Tod und Nachfolge
    Die letzten Jahre Heinrichs waren geprägt von diversen, nicht genau bekannten Krankheiten. Vermutet werden Gicht, Wassersucht, Syphilis oder Diabetes. Nach einem Turnierunfall 1536, bei dem er sich durch einen Sturz vom Pferd eine Oberschenkelveverletzung zuzog, an der er bis zu seinem Tod litt, stellte er seine sportlichen Betätigungen ein und nahm daraufhin sehr stark zu. Kurz vor seinem Tod wog er über 160 kg, sein Bett musste mit Holzbalken verstärkt werden, um das Gewicht tragen zu können. Auch sein Geisteszustand verschlechterte sich in seinen letzten Jahren stark. War Heinrich in jungen Jahren als strahlender König auf der politischen Bildfläche erschienen, verschwand er von dieser als kranker, herrschsüchtiger Monarch, der England in diverse, völlig fruchtlose Kriege mit Schottland und Frankreich geführt, eine Kirchenspaltung verursacht und die gefüllte Staatskasse geleert hatte. Nach Angaben des zeitgenössischen katholischen Bischofs von Lisieux sollen allein in den letzten beiden Jahren von Heinrichs Regierung Hinrichtungen, die auf seine Erlasse zurückgehen, 72.000 Menschen den Tod gebracht haben. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass diese Zahl übertrieben ist.[18][19]
    Außer gegen seine Ehefrauen Anne Boleyn und Catherine Howard ergingen in Heinrichs Umfeld auch Todesurteile gegen seine Vertrauten Thomas Wolsey (der allerdings vor der Vollstreckung eines natürlichen Todes starb), Thomas Morus, Thomas Cromwell und Thomas Howard (der allerdings der Hinrichtung entging, weil der König vorher verstorben war).
    Heinrich starb 1547 vermutlich an einer Blutvergiftung als Folge einer Infektion seines Beines in London und wurde in der St George’s Chapel in Windsor begraben. Bei seinem Tod hinterließ er drei legitime Kinder, die, wie von ihm testamentarisch festgelegt, nacheinander auf den englischen Thron kamen: Eduard VI., Maria I. und Elisabeth I.

    Kinder

    Legitime Kinder[
    mit Katharina von Aragon
    (vom 11. Juni 1509 bis zur Annullierung der Ehe am 23. Mai 1533 verheiratet):
    • eine Tochter (*/† 31. Januar 1510)
    • Henry, Herzog von Cornwall (* 1. Januar 1511; † 22. Februar 1511)
    • ein Sohn (*/† November 1513)
    • Henry, Herzog von Cornwall (* Dezember 1514; † Dezember 1514)
    • Maria, später Maria I., Königin von England (18. Februar 1516; † 17. November 1558) ∞ Philipp II., König von Spanien
    • eine Tochter (*/† 10. November 1518)
    mit Anne Boleyn
    (vom 25. Januar 1533 bis zum 19. Mai 1536, Anne Boleyns Enthauptung, verheiratet):
    • Elisabeth, später Elisabeth I., Königin von England (* 7. September 1533; † 24. März 1603)
    • „Henry“ (*/† 1534); Historiker sind unsicher, ob dieses Kind wirklich geboren wurde. Die Geburt selbst und das Geschlecht des Kindes sind nicht sicher belegt.
    • Edward (*/† 29. Januar 1536)
    mit Jane Seymour
    (vom 20. Mai 1536 bis zum 24. Oktober 1537 verheiratet, da Jane Seymour an den Folgen der schweren Geburt verstarb):
    • Eduard, später Eduard VI., König von England (* 12. Oktober 1537; † 6. Juli 1553)

    Illegitime Kinder
    mit Elizabeth Blount:
    • Henry Fitzroy, 1. Duke of Richmond and Somerset (* 15. Juni 1519; † 18. Juni 1536), der einzige illegitime Sohn, der von Heinrich VIII. anerkannt wurde. Der König überhäufte seinen sechsjährigen Sohn 1525 mit einer Fülle von königlichen Würdn und Ämtern und erhob ihn zum ranghöchsten Adeligen des Landes. 1536 soll er sogar erwogen haben, ihn in die Thronfolge aufzunehmen, nachdem er seine Töchter Maria und Elisabeth ebenfalls für illegitim erklärt hätte. Der frühe Tod Henry Fitzroys im Alter von 17 Jahren ließ es jedoch nie dazu kommen.

    mögliche Kinder mit Mary Boleyn:
    • Catherine Carey (* 1523/24; † 15. August 1569)
    • Henry Carey, 1. Baron Hunsdon (* 4. März 1526; † 23. Juli 1596)

    Die Vaterschaft weiterer illegitimer Kinder neben Henry Fitzroy wurde nie amtlich anerkannt oder von Heinrich bestritten. Es besteht dennoch zeitlich die Möglichkeit, dass Mary Boleyns Kinder Catherine und Henry von Heinrich gezeugt wurden; deren Affäre dauerte ca. von 1522 bis 1525.[20] Unklar ist, warum Heinrich, falls die beiden seine Kinder waren, sie nicht anerkannte; möglicherweise wollte er damit auf das Fehlen eines männlichen Thronfolgers hinweisen.[21]

    Bedeutung
    Heinrich gilt als Prototyp des Renaissance-Herrschers. Er war gebildet, sprach mehrere Sprachen und korrespondierte mit Humanisten wie Erasmus von Rotterdam. Für seine Streitschrift zur Verteidigung des rechten katholischen Glaubens verlieh der Papst ihm den Titel Verteidiger des Glaubens (Fidei defensor). Er war musikalisch und komponierte. Im Tanzen, Ringen, Jagen und in diversen Waffenübungen tat er sich ebenso hervor wie in der Urform des Tennis und wohl auch des Fußballs (es existiert jedenfalls eine Rechnung für Fußballschuhe für ihn). Während seines ganzen Lebens war der König ein begeisterter Glücksspieler, der unter anderem Würfel- und Kartenspiele mochte.
    Heinrich VIII. verstärkte die englische Seemacht und gründete eine effiziente Marine. Sein Flaggschiff, die Mary Rose, sank jedoch am 19. Juli 1545 während eines Gefechts mit den Franzosen nach langer und erfolgreicher Fahrt beim Auslaufen aus dem Hafen von Portsmouth vor den Augen Heinrichs.
    Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
    Heinrichs Leben ist seit Jahrhunderten häufiger Gegenstand populärer Geschichtsdarstellung, wovon unter anderem die andauernde Bekanntheit des englischen Abzählreims zeugt, der das Schicksal der sechs aufeinanderfolgenden Ehefrauen nennt:[22]
    “Divorced, Beheaded, Died,
    Divorced, Beheaded, Survived.”
    „Geschieden, geköpft, gestorben,
    geschieden, geköpft, überlebt.“


    Literatur
    In den Jahren 1612/1613 schuf Shakespeare sein Historiendrama Heinrich VIII., ursprünglich mit dem Titel „All is True“ (Die ganze Wahrheit), das auf Ausschnitten aus dem Leben Heinrichs beruht.
    Film und Fernsehen
    Über Heinrich und seinen Hofstaat wurden viele Filme und Fernsehserien gedreht, darunter Das Privatleben Heinrichs VIII. von 1933 mit Charles Laughton, der diese Rolle noch einmal 1953 in dem Film Die Thronfolgerin spielen sollte.
    Ernst Lubitsch drehte 1920 den Stummfilm Anna Boleyn mit Emil Jannings als Heinrich VIII. in der männlichen Hauptrolle. Es wird der Zeitraum zwischen der ersten Begegnung Heinrichs mit Anna bis zu deren Hinrichtung beschrieben. Die Kostüme lehnten sich an zeitgenössische Abbildungen an.
    In dem oscarprämierten Film Ein Mann zu jeder Jahreszeit (1966) von Fred Zinnemann spielt Robert Shaw den König und Paul Scofield Thomas Morus.
    1969 verfilmte Charles Jarrott mit Königin für tausend Tage, historisch nicht ganz korrekt, die Liebesgeschichte und Ehe zwischen Heinrich VIII. (Richard Burton) und Anne Boleyn (Geneviève Bujold). Der Film wurde 1970 mit vier Golden Globes prämiert und für zehn Oscars nominiert.
    Die BBC drehte 1970 Die sechs Frauen Heinrichs VIII. mit Keith Michell. 1972 kam davon eine Kinofassung heraus.
    Ebenfalls 1970 drehte Gerald Thomas im Rahmen der Carry-on…-Filmreihe den Film Carry On Henry (deutscher Titel: Heinrichs Bettgeschichten oder Wie der Knoblauch nach England kam), in dem die Geschichte um Heinrich und seine Frauen parodiert wurde.
    2003 wurde Heinrichs Lebensgeschichte mit großem Aufwand neu verfilmt: Henry VIII. Ray Winstone spielt Heinrich. Weitere bekannte Darsteller sind Helena Bonham Carter und Sean Bean.
    In der Simpsons-Folge Geschichtsstunde mit Marge von 2004 wird das Leben Heinrichs VIII. von der Scheidung von Katharina von Aragon bis zu seinem Tod thematisiert und die Trennung von der katholischen Kirche behandelt. Wie in derartigen Folgen üblich, werden die Rollen der historischen Figuren von den normalen Simpson-Charakteren übernommen, so ist Homer Simpson Heinrich VIII. und Polizist Wiggum der Henker. Am Ende wird er von Marge mit dem Kissen ermordet.
    2008 porträtierte Eric Bana den englischen König in der Literaturverfilmung Die Schwester der Königin, Natalie Portman spielte Anne und Scarlett Johansson deren Schwester Mary Boleyn.
    Der US-Fernsehsender Showtime produzierte über mehrere Jahre erfolgreich eine weitere Fernsehserie über Heinrich VIII. mit dem Titel Die Tudors. Im Frühjahr 2010 wurde die vierte und letzte Staffel der Serie in den USA ausgestrahlt. Zwischen Juni 2008 und Dezember 2010 strahlte der Sender ProSieben zur Primetime im deutschen Fernsehen Die Tudors aus.
    Musik
    Viel zitiert wird die Behauptung, das englische Volkslied Greensleeves habe Heinrich VIII. für seine zweite Frau Anne Boleyn komponiert, es stammt aber wahrscheinlich aus elisabethanischer Zeit.[23] Dagegen stammt das Lied Pastyme with good companye aus der Feder Heinrichs.
    Die Donizetti-Oper Anna Bolena behandelt in einer romantischen, historisch nicht haltbaren Handlung das Schicksal von Heinrichs zweiter Gattin Anne Boleyn.
    1965 brachte die Beatgruppe Herman’s Hermits das Lied I’m Henry the Eighth, I Am in die Charts (#1 USA, #15 D). Der Song wurde 1910 von Fred Murray und R. P. Weston geschrieben.
    Der Yes-Keyboarder Rick Wakeman veröffentlichte 1973 unter dem Titel The Six Wives of Henry VIII ein Konzeptalbum über Heinrich und seine Ehefrauen. Wakeman widmete jeder der sechs Frauen ein Instrumentalstück und versuchte nach eigenen Angaben, die Beziehung des Königs zu seinen Gemahlinnen musikalisch umzusetzen.[24] Das Album verkaufte sich millionenfach und wird von vielen Kritikern als Wakemans bestes Soloalbum angesehen.[25]


    Quellen
    • Calendar of Close Rolls, Henry VII 1485–1509. K. H. Ledward, 1955 (offizielle Staatspapiere und Briefe aus der Regierungszeit Heinrichs VII.).
    • Letters and Papers, Foreign and Domestic, of the Reign of Henry VIII, 1509–1547. Ed. J. S. Brewer et al., London 1862–1932 (offizielle Staatspapiere und Briefe aus der Regierungszeit Heinrichs VIII.).
    • Letters and Papers, Foreign and Domestic, of Henry VIII, 21 Bde.
    Literatur
    deutschsprachige Literatur
    • Sabine Appel: Heinrich VIII. Der König und sein Gewissen. Eine Biographie. München 2012, ISBN 978-3-406-63856-5.
    • Friedrich Wilhelm Bautz: Heinrich VIII. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Bautz, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 671–673.
    • Dieter Berg: Die Tudors. England und der Kontinent im 16. Jahrhundert. Kohlhammer, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-17-025670-5, S. 41ff. [aktuelles Überblickswerk mit reichhaltigen Literaturangaben]
    • Dieter Berg: Heinrich VIII. von England. Leben – Herrschaft – Wirkung. Kohlhammer, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-17-021900-7. [maßgebliche deutschsprachige Biographie mit Überblick zur bisherigen Forschung][26]
    • Jasper Ridley: Heinrich VIII. Biographie. München 1993, ISBN 3-426-75013-9.
    englischsprachige Literatur
    • John Guy: Henry VIII. The Quest for Fame (Penguin Monarchs). Allen Lane, London 2014. [knappe, aktuelle Einführung]
    • E. W. Ives: Henry VIII (1491–1547). In: Oxford Dictionary of National Biography. Band 26, Haycock–Hichens, Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-861376-8.
    • John J. Scarisbrick: Henry VIII. Eyre Methuen, London 1968 (mehrere NDe, zuletzt: Yale University Press, New Haven 1997). [Standardwerk]
    • David Starkey: Henry: Virtuous Prince. Harper Perennial, London 2009.
    • Lucy Wooding: Henry VIII. Routledge, London u. a. 2009.
    Weblinks
     Commons: Heinrich VIII. (England) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
     Wikiquote: Heinrich VIII. von England – Zitate
    • Literatur von und über Heinrich VIII. im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
    • Werke von und über Heinrich VIII. in der Deutschen Digitalen Bibliothek
    • Der Ladykiller – Heinrich VIII. Ein Podcastbeitrag des Radiosenders Bayern 2 aus der Reihe radioWissen vom 29. Oktober 2007 auf Podcast.de
    Anmerkungen
    1 David Starkey: Henry: Virtuous Prince. Harper Perennial, London 2009, S. 87 f.
    2 David Starkey: Henry: Virtuous Prince. Harper Perennial, London 2009, S. 158
    3 David Starkey: Henry: Virtuous Prince. Harper Perennial, London 2009, S. 178 ff.
    4 David Starkey: Henry: Virtuous Prince. Harper Perennial, London 2009, S. 129 f.
    5 David Starkey: Henry: Virtuous Prince. Harper Perennial, London 2009, S. 184
    6 David Starkey: Henry: Virtuous Prince. Harper Perennial, London 2009, S. 169 f.
    7 10. August 1504: Brief des Duke De Estrada an Königin Isabella
    8 David Starkey: Henry: Virtuous Prince. Harper Perennial, London 2009, S. 240
    9 5. Oktober 1507, De Puebla an König Ferdinand: „There is no finer a youth in the world than the Prince of Wales. He is already taller than his father, and his limbs are of a gigantic size.“
    10 David Starkey: Henry: Virtuous Prince. Harper Perennial, London 2009, S. 230 f.
    11 W. C. Hazlitt: Remains of the Early Popular Poetry of England. Band 3, S. 128/129
    12 David Starkey: Henry: Virtuous Prince. Harper Perennial, London 2009, S. 228
    13 Lucy Wooding: Henry VIII. Routledge Historical Biographies, London u. a. 2009, S. 62
    14 David Starkey: Six Wives: The Queens of Henry VIII. Harper Perennial, London 2004, S. 108
    15 David Starkey: Virtuous Prince. Harper Perennial, London 2009, S. 328
    16 an Lancashire: Preface. In: Two Tudor Interludes. Manchester University Press ND, 1980, ISBN 0-7190-1523-5, S. 19–20
    17 Ein Beispiel für eine literarische Auseinandersetzung des Verhältnisses zwischen Heinrich und Thomas Morus ist Karl Zuchardt: Stirb, du Narr! Mitteldeutscher Verlag 1961.
    18 William Harrison, Georges Edelen: The Description of England: Classic Contemporary Account of Tudor Social Life. Dover Publications, 1995 (kommentierte Ausgabe der Schriften von Harrison aus den Jahren 1577 und 1587), ISBN 978-0-486-28275-, S. 193 (Auszug)
    19 Michael A. R. Graves: Henry VIII: A Study in Kingship. Pearson Education, 2003, ISBN 0-582-38110-X, S. 197 (Auszug)
    20 Sally Varlow: Knollys, Katherine, Lady Knollys (c. 1523–1569). In: Oxford Dictionary of National Biography. Oxford University Press, 2006. Online Edition: Januar 2009 (Zugriff am 11. Januar 2012)
    21 Jonathan Hughes: Stafford, Mary (c. 1499–1543). In: Oxford Dictionary of National Biography. Oxford University Press, 2004. Online Edition: Januar 2009 (Zugriff 15. Oktober 2012)
    22 Er wird als Standardbeispiel eines allseits bekannten Reims u. a. aufgeführt von: Ron Pahl: “Henry the Eighth, I Am, I Am”: An Introduction. In: The Social Studies. Bd. 101, 2010, Nr. 3, doi:10.1080/00377991003711657, S. 89–92, hier S. 89; JJennifer A. McCabe, Kelsey L. Osha, Jennifer A. Roche, Jonathan A. Susser: Psychology Students’ Knowledge and Use of Mnemonics Teaching of Psychology. In: Teaching of Psychology. Bd. 40, 2013, Nr. 3, doi:10.1177/0098628313487460, S. 183–192, hier S. 185.
    23 Leonard R. N. Ashley: Elizabethan Popular Culture. Bowling Green State University Popular Press, Bowling Green OH 1988, S. 119; Alison Weir: Henry VIII: The King and His Court. Ballantine Books, New York 2002, S. 131.
    24 Zitat Wakeman: This album is based around my interpretations of the musical characteristics of the wives of Henry VIII. Laut der Plattenhülle des Albums
    25 Rezensionen von Rick Wakeman: The Six Wives Of Henry VIII
    26 fachwissen. Besprechung

    Heinrich heiratete Prinzessin Katharina von Aragón (von Kastilien) (Trastámara) am 11 Jun 1509. Katharina (Tochter von König Ferdinand II. von Aragón (von Sizilien) (von Kastilien) (Trastámara), der Katholische und Königin Isabella I. von Kastilien) wurde geboren am 15 Dez 1485 in Alcalá de Henares, Madrid, Spanien; gestorben am 7 Jan 1536 in Kimbolton Castle, Cambridgeshire, England; wurde beigesetzt in Kathedrale von Peterborough, England. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 8. Maria I. von England (Tudor), Bloody Mary  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 18 Feb 1516 in Greenwich; gestorben am 17 Nov 1558 in St James’s Palace; wurde beigesetzt am 14 Dez 1558 in Westminster Abbey, London, England.

    Familie/Ehepartner: Elizabeth Blount. Elizabeth wurde geboren in cir 1498; gestorben in cir 1540. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 9. Henry Fitzroy  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in Jun 1519 in Blackmore, Essex; gestorben am 23 Jul 1536 in St James’s Palace in London.

    Familie/Ehepartner: Mary Boleyn. Mary (Tochter von Thomas Boleyn und Elizabeth Howard) wurde geboren in ca 1499/1500 in Blickling Hall, Norfolk; gestorben am 30 Jul 1543 in Essex. [Familienblatt] [Familientafel]

    Heinrich heiratete Königin Anne Boleyn am 25 Jan 1533. Anne (Tochter von Thomas Boleyn und Elizabeth Howard) wurde geboren am 1501 od 1507 in Blickling Hall Norfolk ?; gestorben am 19 Mai 1536 in London, England. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 10. Königin Elisabeth I. von England (Tudor)  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 7 Sep 1533 in Greenwich; gestorben am 24 Mrz 1603 in Richmond; wurde beigesetzt am 28 Apr 1603 in Westminster Abbey, London, England.

    Heinrich heiratete Jane Seymour am 30 Mai 1536 in Palace of Whitehall. Jane wurde geboren in cir 1509; gestorben am 24 Okt 1537 in Hampton Court Palace, London; wurde beigesetzt in Schloss Windsor. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 11. König Eduard VI. von England (Tudor)  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 12 Okt 1537 in Hampton Court Palace, London; gestorben am 6 Jul 1553 in Greenwich; wurde beigesetzt in Westminster Abbey, London, England.

    Heinrich heiratete Anna von Kleve am 6 Jan 1540 in Greenwich. Anna wurde geboren am 22 Sep 1515 in Düsseldorf, DE; gestorben am 16 Jul 1557 in Chelsea Manor, London; wurde beigesetzt in Westminster Abbey, London, England. [Familienblatt] [Familientafel]

    Heinrich heiratete Catherine Howard am 28 Jul 1540. Catherine wurde geboren in zw 1521 und 1525; gestorben am 13 Feb 1542 in London, England. [Familienblatt] [Familientafel]

    Familie/Ehepartner: Catherine Parr. Catherine wurde geboren in 1512 in Kendal Castle, Westmorland oder in London; gestorben am 5 Sep 1548 in Sudeley Castle bei Winchcombe. [Familienblatt] [Familientafel]


  4. 5.  Mary von England (Tudor)Mary von England (Tudor) Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Elizabeth1) wurde geboren am 18 Mrz 1496 in Richmond Palace; gestorben am 25 Jun 1533 in Westhorpe, Suffolk.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel (genauer): Königin von Frankreich für einige Monate als dritte Ehefrau Ludwigs XII.

    Notizen:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Mary_Tudor_(Frankreich)

    Mary Tudor (* 18. März 1496 im Richmond Palace; † 25. Juni 1533 in Westhorpe, Suffolk) war die jüngste überlebende Tochter von Heinrich VII. von England und seiner Gattin Elisabeth von York. Als dritte Ehefrau Ludwigs XII. war sie für einige Monate Königin von Frankreich. Nach seinem Tod heiratete sie in zweiter Ehe heimlich Charles Brandon, 1. Herzog von Suffolk, zum Ärger ihres Bruders Heinrich VIII., der ihr letztlich jedoch verzieh. Ihre Enkeltochter Jane Grey war 1553 für wenige Tage Königin von England.
    Mary Tudor ist nicht zu verwechseln mit Königin Maria I., ihrer Nichte, die nach ihr benannt wurde. Sie wird gerade in neuerer Zeit oft fälschlicherweise als „Mary Rose“ bezeichnet, in Assoziation mit dem Schiff Mary Rose, das aber auch nach Mary Tudor benannt wurde.

    Leben
    Kindheit und Jugend
    Mary wurde als fünftes Kind und dritte Tochter ihrer Eltern geboren und wuchs zusammen mit ihren älteren Geschwistern Margaret und Heinrich im Schloss Eltham Palace auf. Ihre Geburt wurde von ihrer Großmutter Lady Margaret Beaufort in ihrem Stundenbuch notiert: „Hodie nata Maria tertia filia Henricis VII., 1495“[1]. Über Marys Taufe gibt es keine Aufzeichnungen, wohl hauptsächlich, weil sich damals die allgemeine Aufmerksamkeit auf die Bedrohung durch Perkin Warbeck konzentrierte.
    An öffentlichen Auftritten mangelte es der jungen Prinzessin dennoch nicht. Mary war als Vierjährige anwesend, als Erasmus von Rotterdam Heinrich seinen Besuch in Eltham abstattete. Anders als ihre Geschwister musste sie jedoch noch keine repräsentative Rolle übernehmen und spielte während des Besuchs des Gelehrten.[2] Am 14. November 1501 nahm sie als Sechsjährige teil an den Hochzeitsfeierlichkeiten ihres ältesten Bruders Arthur Tudor und dessen Braut Katharina von Aragón, mit der Mary zeit ihres Lebens eng befreundet sein sollte. Anlässlich der Feierlichkeiten trug Mary ein neues Kleid aus scharlachrotem Samt. Nur wenig später, am 25. Januar, wohnte Mary einer weiteren Hochzeit bei, als ihre Schwester Margaret in einer feierlichen Trauung per Stellvertreter den König von Schottland, Jakob IV., heiratete.
    Als sie acht Jahre alt war, starb ihre Mutter im Kindbett. Nur wenige Wochen später verließ ihre Schwester Margaret den englischen Hof, um ihren Platz als Königin von Schottland einzunehmen. Im Dezember 1507 wurde Mary als zwölfjähriges Mädcheen mit dem vier Jahre jüngeren Karl von Kastilien, dem späteren Kaiser Karl V., verlobt. Einige Wochen nach ihrem 13. Geburtstag starb auch ihr Vater, der König, womit Marys unmittelbare Familie nur noch aus ihrer Großmutter Margaret Beaufort und ihrem um fünf Jahre älteren Bruder Heinrich bestand. Ihr Verhältnis zu dem jungen König, der nun als Heinrich VIII. den Thron bestieg, war sehr herzlich und Mary genoss in den nächsten Jahren an seinem Hof ungewöhnliche Freiheiten für ein Mädchen ihres Standes.
    Mary galt als eine der schönsten Prinzessinnen in Europa. Der venezianische Botschafter bezeichnete sie als „groß, schlank, grauäugig und im Besitz einer großen Blässe“ und der Gelehrte Erasmus sagte gar von ihr, dass „die Natur niemals etwas Schöneres geformt“ habe. Besonders interessant wurde ihre Schönheit für den Heiratsmarkt, als Heinrich schließlich nach jahrelangem Aufschub ihre Verlobung mit Karl von Kastilien löste. Nach dem Krieg mit Frankreich war Heinrich an einer dauerhafteren Allianz mit dem französischen Königshaus interessiert und überlegte zunächst, seine inzwischen verwitwete Schwester Margaret Tudor mit dem französischen König Ludwig XII. zu verheiraten. Zu seinem Ärger heiratete Margaret jedoch Archibald Douglas und Ludwig war sehr viel mehr an Mary interessiert.
    Mary allerdings war auch nicht begeistert von der Aussicht, einen kranken alten Mann zu heiraten, zumal sie wahrscheinlich bereits damals in Charles Brandon, 1. Duke of Suffolk, verliebt war. Es ist nicht bekannt, wie sie reagierte, als Heinrich ihr seine Pläne unterbreitete. Doch es steht fest, dass sie ihm schließlich das Versprechen abrang, dass sie, sollte sie ihren Mann überleben, ihren zweiten Gatten selbst wählen dürfte. In einem späteren Brief an Heinrich schreibt sie:
    „Um des Friedens willen und um deine Angelegenheiten zu fördern, brachtest du mich dazu zu heiraten. Obwohl ich wusste, dass er sehr alt und krank war, war ich zufrieden damit, mich dir unterzuordnen zum Wohle des Friedens und deiner Angelegenheiten. Nur aufgrund deines Trostes und deines Versprechens unterzog ich mich dieser Ehe, die ich andernfalls niemals eingegangen wäre, wie ich dir damals deutlich zu verstehen gab.[3]“

    Königin von Frankreich
    Im Alter von 18 heiratete Mary den 52-jährigen König Ludwig XII. von Frankreich, der aus zwei vorangegangenen Ehen keine männlichen Nachkommen hatte. Der Abschluss datierte per procura des Herzogs von Longueville auf den 19. August 1514 in Greenwich Castle sowie, rechtlich bindender, auf den 9. Oktober 1514 in Abbeville mit dem König persönlich. Ludwig bezeichnete Mary nach wenigen Wochen Ehe als „das größte Juwel, das je ein Fürst von einem anderen erhalten hatte“, dass sie sich „weisse und tugendhaft“ verhielt und dass „kein Mann jemals seiner Frau in größerem Maße sein Herz schenken könnte aufgrund ihrer liebevollen Art“.[4] Er überschüttete sie mit Geschenken und überließ ihr mehrere Ländereien und Städte in Frankreich, u. a. Chinon und Rochell.[5]
    Obwohl der König bezaubert war von seiner jungen, schönen Braut, wurde die Ehe selbst von einigen Zeitgenossen mit Widerwillen betrachtet. So hieß es im Brief Peter Martyrs vom 4. Oktober 1514:
    „König Ludwig wartet in Abbeville auf seine neue Braut, die sein Tod sein wird. Was ein alter Kranker, der an Aussatz leidet, mit einem schönen, achtzehnjährigen Mädchen anfangen will und was die Franzosen davon halten, mag der Briefpartner selbst schlussfolgern.[6]“
    Der Morgen nach der Hochzeitsnacht hielt eine unangenehme Überraschung für Mary bereit. Ludwig entließ sämtliche ihrer Diener und einen Großteil ihrer englischen Damen aus Marys Dienst, unter anderem ihre alte Gouvernante Lady Joan Guildford, von Mary „Mutter Guildford“ genannt. Ihre Entlassung war ein schmerzlicher Verlust für Mary, da Lady Guildford sie und ihre Schwester Margaret von Kindesbeinen an umsorgt hatte. Wütend und verzweifelt schrieb sie Kardinal Wolsey und ihrem Bruder:
    „Lieber würde ich alles, was ich in Frankreich bekomme, verlieren als ihren Rat in Zeiten zu verlieren, wenn ich ihn dringend brauche; ich werde ihn sehr bald benötigen, was Euch die Adligen und Edelmänner besser bestätigen können als ich, denn für mich schickt es sich nicht, mehr darüber zu schreiben.[7]“
    Der Hinweis, dass es sich für sie nicht schickte, mehr zu schreiben, legte für einige Historiker die Vermutung nahe, dass Mary auf Erlebnisse in der Hochzeitsnacht anspielte, die sie möglicherweise Lady Guildford erzählte. Ludwig weigerte sich allerdings auch auf Wolseys Fürbitten, Lady Guildford wieder einzustellen. Seine Begründung dafür war:
    „Seit sie das Land betreten hatte und auch, als er bereits verheiratet war, begann sie nicht nur die Königin zu beherrschen, sondern verfügte auch, dass die Königin nicht ohne sie zu ihm kommen sollte und dass kein Edelmann und keine Dame in ihrer Abwesenheit mit der Königin sprechen dürfte und sie verbreitete Gerüchte und schmiedete Bündnisse mit einigen Hofdamen. Er sagte auch, da er oft krank sei und nicht jederzeit mit seiner Frau die ehelichen Freuden genießen könnte, wollte er keine Fremde bei ihr haben, sondern eine Dame, die er kannte und vor der er unbefangen scherzen könnte.[8]“
    Obwohl der König Mary nach eigenen Angaben zärtlich liebte, war er nicht gewillt, ihre Gouvernante weiterhin bei ihr zu dulden, da ihre Anwesenheit ihm offenbar die Freuden des Ehebettes verdarb. Ende Oktober wurde Mary ein wenig über Lady Guildfords Verlust hinweggetröstet, als Charles Brandon ihren Mann mit einer Gesandtschaft in Frankreich besuchte. Am 5. November wurde sie schließlich in Anwesenheit der englischen Gäste offiziell zur Königin von Frankreich gekrönt. Diesen Titel sollte sie bis an ihr Lebensende behalten, auch während ihrer zweiten Ehe.
    Zu ihren Ehren ließ Ludwig ein Turnier ausrichten und bei einem großen Empfang überreichte Mary ihm symbolisch das Geschenk des Friedens zwischen England und Frankreich, der durch ihre Heirat mit dem König möglich geworden war. Die freundschaftlichen Beziehungen der beiden Länder wirkten sich direkt auf die Beziehung Englands mit Schottland aus, was die Auld Alliance empfindlich schwächte und Heinrich mehr Spielraum verschaffte. Durch Marys Einfluss und Suffolks Überredungskünste war Ludwig durchaus gewillt, Heinrich in seiner Politik gegen Schottland zu unterstützen und den neuen Regenten von Schottland, John Stewart, 2. Duke of Albany, in Frankreich zu halten, was Marys Schwester Margaret Tudor, der schottischen Königin, eine Atempause im Kampf um ihre Söhne und ihre Regentschaft verschaffte.[9]
    Die Jugend seiner Königin schien auch dem alternden König einen zweiten Frühling zu bescheren. Er nahm häufiger an den höfischen Vergnügungen teil, als er es vor der Hochzeit getan hatte, obwohl er bereits recht geschwächt und häufig krank warar. Er starb bereits drei Monate nach der Hochzeit. Boshafte Zungen behaupteten, Mary hätte ihren Mann systematisch „ins Grab getanzt“.[10] Obwohl Mary zweifellos Charles Brandon liebte, zeigte sie sich Ludwig gegenüber stets als pflichtbewusste, liebevolle Ehefrau. Während Suffolks Besuch, als der kranke König ihn im Bett empfing, saß Mary an seiner Seite und schrieb auch in ihren Briefen an Heinrich stets, dass der König von Frankreich sie liebevoll behandelte. Dennoch bewies Mary nach Ludwigs Tod sehr schnell, wem ihr Herz tatsächlich gehörte.

    Die Königswitwe
    Nach dem Tod des französischen Königs war Mary die attraktivste Partie auf dem europäischen Heiratsmarkt, was zusätzlich dadurch bestärkt wurde, dass das Gerücht umging, sie sei noch Jungfrau. Zunächst musste sie aber nach der französischen Sitte für Königinwitwen 40 Tage Trauerzeit bei verdunkelten Fenstern und Kerzenlicht im Palast Hotel de Cluny verbringen,[11] auch um zu sehen, ob sie womöglich mit dem zukünftigen Thronfolger schwanger war.
    Die Zeit im Witwengemach war alles andere als angenehm für Mary. Von der tristen, abgedunkelten Umgebung abgesehen, war ihre Zukunft ungewisser denn je. Der neue König von Frankreich, Franz I., schien selbst ein Auge auf die attraktive junge Witwe geworfen zu haben, denn Mary schrieb am 15. Februar 1515 an ihren Bruder Heinrich VIII., dass
    „in der Nacht des letzten Dienstages der französische König zu ihr kam und fragte, ob sie jemandem ein Heiratsversprechen gegeben hätte, wobei er ihr versicherte, dass, wenn sie offen mit ihm war, er die Heirat arrangieren würde, sei es innerhalb seines Königreiches oder außerhalb. Daraufhin gab sie die Gefühle zu, die sie für Suffolk hegte und bat ihn, Heinrich davon zu schreiben, was er seitdem auch getan hat.“
    Um ihren Bruder zu beschwichtigen, fügte Mary hinzu, dass sie
    „dem französischen König so geantwortet hatte, um von dem Ärgernis seines Werbens befreit zu werden, das ihrer Ehre abträglich sei und welches er nun aufgegeben hat. Heinrich möge bedenken, dass, wenn er ihren Wünschen nicht entspricht (d.h. ihr gestattet Suffolk zu heiraten), Franz seine Werbung wieder aufnehmen könnte.[12]“
    Die letzten Worte ihres Briefes zeigen, wie sehr Mary um ihre Zukunft fürchtete und wie hilflos sie in dieser Zeit war.
    Ihre stattliche Mitgift war ein Zankapfel zwischen Franz und Marys Bruder. Heinrich bestand auf einer Rückzahlung der Mitgift, Franz war der Ansicht, dass sie mit Marys Ehe in den Kronschatz Frankreichs eingegangen war. Hinzu kam, dass Franz befefürchtete, Mary könnte in zweiter Ehe mit einem Angehörigen des Hauses Habsburg verheiratet werden und damit ein antifranzösisches Bündnis begründen. Um über die Rückzahlung der Mitgift und Marys weiteres Schicksal zu verhandeln, sandte Heinrich einmal mehr Charles Brandon nach Frankreich, wobei er ihm einschärfte, die Mitgift zurückzubekommen und dann mit Mary heimzukehren.[13] Gewarnt durch den Brief seiner Schwester musste Heinrich bereits geahnt haben, dass Mary versuchen würde, so schnell wie möglich den Mann zu heiraten, den sie liebte. Aus diesem Grund warnte er Charles ausdrücklich davor, mit Mary eine Eheschließung einzugehen, während er in Frankreich war.
    Es war keine einfache Mission, zu der Suffolk aufbrach. Die Geschichte von Marys Gefühlen für ihn war ihm offensichtlich vorausgeeilt, denn am 27. Februar erhielt Kardinal Wolsey einen Bericht aus Frankreich, dass Gerüchte umgingen, Suffolk wärre nur gekommen, um die Königswitwe zu heiraten. Franz selbst, der von Marys Liebe zu Suffolk wusste, nutzte dieses Gerücht, um sich Suffolk als hilfreicher Freund zu präsentieren, der bereit war, ihn zu unterstützten, sollte er sich für eine EhEhe mit Mary entscheiden. Für den französischen König war es im Grunde die beste Lösung. Mit Marys Wiederverheiratung würde er selbst einen entscheidenden Vorteil im Kampf um ihre Mitgift erhalten, da sie in ihrer zweiten Ehe keinen Anspruch mehr darauf hatte. Gleichzeitig konnte er auf diese Weise sicherstellen, dass Mary nicht in ein feindlich gesinntes Fürstenhaus einheiratete und damit England einen Vorteil gegenüber Frankreich verschaffte. Und ganz nebenbei sicherte er sich Suffolks und Marys Dankbarkeit, was ihm auf dem diplomatischen Parkett nur von Nutzen sein konnte.

    Heimliche Heirat mit Charles Brandon
    Die Zeit des Harrens und Wartens wurde für Mary unerträglich, als zwei Mönche aus England sie in ihrem Witwengemach aufsuchten und ihr dringend davon abrieten, Suffolk zu heiraten. Einer von ihnen war Friar Langley, der bereits Erfahrung darin hatte, königliche Witwen aus dem Hause Tudor zu beraten. Nur ein Jahr früher in Schottland hatte er Marys Schwester Margaret Tudor sein Beileid über den Verlust ihres Ehemannes Jakob IV. ausgesprochen. Dieser jungen Witwe allerdings brachte er weniger Trost. Stattdessen bestärkte er sie in ihren Befürchtungen, dass Heinrich nicht gewillt war, sie nach eigenem Ermessen heiraten zu lassen. Gleichzeitig bezichtigte er Charles Brandon der Hexerei und behauptete, er hätte William Comptons Bein verhext, so dass dieser nun ein Geschwür hätte.[14]
    Mary schenkte diesen Gerüchten zwar keinen Glauben, aber für sie gab es genügend Gründe zu glauben, dass Heinrich sie lediglich nach England holen wollte, um sie für die nächste politisch motivierte Ehe vor den Altar zu führen. Es kam zu einer ttränenreichen Auseinandersetzung mit Charles Brandon, in der sie ihm erklärte, dass er sie entweder in den nächsten Tagen heiraten sollte oder sie in ein Kloster gehen würde. Angesichts dieser Entscheidung und in dem Wissen, dass der französische König ihn unterstützen würde, stimmte Suffolk zu.
    Am 13. Mai 1515 heiratete Mary, erst vier Monate Witwe, Charles Brandon in kleinstem Kreise. In einem Brief an ihren Bruder rechtfertigte sie diese Entscheidung und erinnerte ihn an das Versprechen, das er ihr gegeben hatte:
    „Ich war zufrieden damit, mich dir unterzuordnen zum Wohle des Friedens und deiner Angelegenheiten, so dass ich, sollte ich den besagten verstorbenen König überleben, mit deinem Einverständnis mich frei verheiraten dürfte, ohne dein Missfallen zu erregen. Woraufhin du, guter Bruder, so gnädig warst mir zu versprechen, wie du wohl weißt, dass in diesem Fall [...] ich nach meinem Herzen und Gewissen handeln sollte; und dass du einverstanden sein wirst mit jedem, den ich mir erwähle.[15]“
    Diese Ehe verärgerte ihren Bruder, nicht nur weil Suffolk sein Versprechen gebrochen hatte, sondern auch, weil nun jede Hoffnung auf eine Rückgabe von Marys Mitgift dahin war. Da die Eheschließung heimlich stattgefunden hatte, bestand für Heinrich allenfalls eine Hoffnung auf Annullierung der Ehe, entweder dadurch, dass es an Zeugen mangelte oder weil die Ehe nicht vollzogen worden war. Letzteres wurde jedoch dadurch zunichtegemacht, dass Suffolk in einem Brief an Wolsey zugab: „Um offen zu sein, ich habe sie freudig geheiratet und ihr beigewohnt, so dass ich glaube, sie erwartet ein Kind.“[16] Damit war Heinrich vor vollendete Tatsachen gestellt. Ließ er die Ehe annullieren, konnte er nichts gewinnen. Eine Schwester mit einem unehelichen Kind konnte nicht länger an einen standesgemäßen Ehemann verheiratet werden, um eine politische Allianz zu fördern.
    Mehrere Wochen lang schrieben Suffolk und Mary abwechselnd Briefe, in denen sie um Vergebung baten bzw. alle Schuld auf sich nahmen. Mary erklärte, dass sie ihren Mann gezwungen hätte, sein Versprechen zu brechen, und Suffolk bat um sein Leben und schwor dem verärgerten König ein ums andere Mal seine völlige Ergebenheit. Kardinal Wolsey gelang es schließlich, einen Kompromiss zu finden, indem Mary und Suffolk sich verpflichteten, die gesamte Mitgift aus eigener Tasche an Heinrich zurückzuzahlen, um seine Verzeihung zu erlangen. Als Versöhnungsgeschenk sandte Mary ihrem Bruder einen prächtigen Diamanten, den sogenannten „Spiegel von Neapel“, dessen Verlust Franz so erboste, dass er sich bei Marys Abschied aus Frankreich weigerte, ihr ein würdiges Abschiedsgeschenk zu machen.[17] Um der Ehe den Schatten der Illegalität zu nehmen, wurden Mary und Suffolk nach ihrer Ankunft in England noch einmal in Anwesenheit des Königs in Greenwich getraut.

    Herzogin von Suffolk
    Obwohl Mary Charles Brandon aus Liebe geheiratet hatte, bedeutete ihre Ehe gesellschaftlich betrachtet einen sozialen Abstieg für sie. Streng genommen erhielt eine Frau bei der Heirat den gleichen Status wie ihr Mann, was Mary theoretisch zu eininer Herzogin machte. Dennoch war sie die Schwester des Königs, eine gebürtige Prinzessin und eine ehemalige Königin. Dieser Rang brachte notwendigerweise die Verpflichtung mit sich, bei Hofe entsprechend zu repräsentieren, d. h. regelmäßig neue, prächtige Gewänder zu tragen, eine Mindestanzahl von Dienern dabei zu haben und diese auch regelmäßig in neue, prachtvolle Livreen zu kleiden. Abgesehen von den Einkünften ihres Mannes bezog Mary ein Witweneinkommen von Frankreich, welches allerdings im Kriegsfall mit England auch ausblieb. Hinzu kamen die Schulden, die Mary und Suffolk beim König hatten und die ihr Einkommen stark belasteten.
    Da ein Leben bei Hofe somit Marys bescheidene Mittel bei weitem überschritt, verbrachte sie einen Großteil des Jahres in Suffolk in Westhorpe Hall. Hier kamen ihre Kinder zur Welt und auch ihre Stieftöchter Anne und Mary Brandon, Suffolks Töchter aus seiner Ehe mit Anne Browne, wurden auf Marys Betreiben hin in den Haushalt geholt. Aus Marys Ehe mit Charles gingen vier Kinder hervor, zwei Söhne namens Henry Brandon und die Töchter Frances und Eleanor. Der ältere Henry Brandon starb bereits 1522 als Sechsjähriger, sein jüngerer Bruder Henry Brandon, 1. Earl of Lincoln, wurde ein Jahr nach dem Tod des älteren Henry geboren und starb ein Jahr nach dem Tod seiner Mutter.
    Ein weiteres Mitglied des Haushalts war ab dem Jahr 1527 die junge Katherine Willoughby, Suffolks Mündel. Zu Marys Lebzeiten war sie mit dem jüngeren Henry Brandon verlobt, wurde aber nach Marys Tod Suffolks vierte Ehefrau. Sie war ungefähr so alt wie Marys Tochter Eleanor. 1528 nahm Mary auch ihre junge Nichte Margaret Douglas, Tochter aus Margaret Tudors zweiter Ehe, unter ihre Fittiche und verschaffte ihr schließlich 1530 einen Platz im Gefolge ihrer Nichte und Patentochter, Prinzessin Maria.[18]
    Aufgrund der amourösen Vorgeschichte ihres Mannes musste Mary eine Zeit lang um die Legitimität ihrer Kinder bangen. Suffolk hatte sich zunächst mit Anne Browne verlobt, sie dann für Margaret Mortimer verlassen, nur um sich letzten Endes von dieser wieder zu trennen und zu Anne zurückzukehren. 1508 heiratete er Anne Browne erneut und sie gebar ihm 1510 eine zweite Tochter, Mary Brandon, starb aber nur wenige Wochen danach.[19] Ein Jahr nach Anne Brownes Tod verlobte sich Suffolk mit seinem neunjährigen Mündel Elizabeth Grey, so dass er in ihrem Namen den Titel Vicomte von Lisle führen konnte. Dieses Heiratsversprechen wurde später allerdings annulliert, als Suffolk Margarete von Österreich umwarb.[20]
    Durch dieses Hin und Her gab es nun Streitigkeiten, ob Suffolk überhaupt ein freier Mann gewesen war, als er Mary Tudor heiratete. Die Annullierung seiner Ehe mit Margaret Mortimer war nämlich seinerzeit nicht von Rom ratifiziert worden. Damit wären Suffolks und Marys Kinder sowie seine älteste Tochter Anne Bastarde und somit nicht erbberechtigt gewesen. Kardinal Wolsey beantragte daraufhin eine Bulle, die besagte, dass der Dispens für die Ehe mit Margaret Mortimer auf einem Fehler beruht hatte und die Ehe damit nicht gültig gewesen wäre. Das machte die verstorbene Anne Browne und Mary Tudor zu Suffolks einzigen legitimen Ehefrauen und legitimisierte sämtliche Kinder aus diesen Verbindungen, zweifellos eine große Erleichterung für Mary.[21] Die Legitimation erhöhte Frances’ und Eleanors Wert auf dem Heiratsmarkt schlagartig und machte ihren kleinen Bruder Henry zu einem potentiellen Thronerben, da Heinrich nach wie vor keinen Sohn bekommen hatte.

    Mary und Anne Boleyn
    Trotz Marys heimlicher Heirat mit Charles und der Verschuldung, die sie in Kauf nehmen musste, um ihre Mitgift abzuzahlen, war ihr Verhältnis zu ihrem Bruder Heinrich nach wie vor sehr herzlich. Ihre beiden Söhne wurden nach ihrem Onkel benannt und Heinrich bestand darauf, dass seine Schwester bei Hofe alle Ehren empfing, die einer ehemaligen Königin gebührten. Heinrich benannte seine erste Tochter Mary nach ihr, ebenso wie sein Kriegsschiff Mary Rose. Als Mary 1528 krank war und daher ihren Mann nicht an den Hof begleiten konnte, schrieb sie ihrem Bruder, dass sein Anblick für sie die beste Medizin der Welt wäre und dass sie darum betete, dass Gott ihm seinen Herzenswunsch erfüllen möge, was sich möglicherweise auf Heinrichs Wunsch nach einem männlichen Erben bezog.[22]
    Die Beziehung zwischen den Geschwistern wurde jedoch sehr belastet, als Heinrich begann, sich für die Hofdame Anne Boleyn zu interessieren. Anne war für Mary kein unbeschriebenes Blatt. Sie war eine von Marys Hofdamen gewesen, die sie nach Frankreich begleitet hatten, und somit kannte Mary sie bereits als junges Mädchen. Damals hatte Mary Anne für ihren Haushalt angefordert, so dass ihr Vater Thomas Boleyn seine Tochter extra vom Hofe Margaretes von Österreich zurückholte. Allerdings war Anne Boleyn anschließend im Haushalt der neuen Königin Claude in Frankreich geblieben, so dass der frühestmögliche Zeitpunkt eines Wiedersehens der beiden das Treffen im Camp du Drap d’Or gewesen sein kann. Zu Beginn des Jahres 1522 traten Mary Tudor und Anne Boleyn gemeinsam mit anderen Damen am englischen Hof in einer Maskerade auf, in der sie passenderweise die Tugenden „Beauty“ - Schönheit - und „Perseverance“ - Beharrlichkeit - verkörperten.
    Als 1528 der päpstliche Gesandte Kardinal Lorenzo Campeggi nach England kam, um die Ehe zwischen Heinrich und Katharina von Aragón zu überprüfen, wurde Charles Brandon zurück an den Hof beordert. Er und Mary befanden sich gerade in Gesellschaft bei einem Picknick nahe der Butley Priory nach einem Jagdausflug und als der königliche Bote erschien, beklagte Mary sich heftig, „dass jemals ein Gesandter nach England gekommen war“.[23] Mary empfand tiefe Freundschaft zu Katharina von Aragon und schlug sich schon allein deshalb auf ihre Seite. Seit Anne Boleyn dem König zum ersten Mal auffiel, war Mary eine enge Vertraute ihrer Schwägerin gewesen.
    Bereits zu den Weihnachtsfeierlichkeiten im Jahr 1530, als Anne Boleyn nach wie vor nicht gekrönt war, erwies Heinrich ihr alle Ehren, die einer Königin gebührten. Damit erhielt Anne bei Hofe den Vortritt vor Mary, für die gebürtige Prinzessin und ehemalige Königin ein Schlag ins Gesicht. Aus diesem Grund zog Mary sich häufiger auf ihren Landsitz Westhorpe in Suffolk zurück. Marys Hauptwaffe gegen Anne Boleyns unaufhaltsamen Aufstieg war sie zu meiden, so oft es möglich war. Des Weiterren machte sie schnippische Bemerkungen, die offenbar von Dienern gehört und weiter erzählt wurden. 1531 kam es, angeblich aufgrund ihrer Schmähungen, zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen Dienern ihres Mannes und Thomas Howard, Anne Boleyns Onkel, die damit endete, dass Suffolks Diener, Sir William Pennington, in Westminster Abbey vor dem Altar erstochen wurde. Offiziell hieß es, es hätte sich um eine Auseinandersetzung zwischen den Dienern gehandelt.
    In den letzten Jahren ihres Lebens ging es Mary gesundheitlich nicht gut und sie nutzte Krankheit als Entschuldigung, um dem Hof fernbleiben zu können. 1532 war es ihre Begründung, warum sie nicht an der Erhebung Anne Boleyns zur Marchioness von Pembroke teilnehmen konnte. Zudem war es ein guter Grund, Anne und Heinrich nicht nach Frankreich begleiten zu müssen, wo ein Treffen mit König Franz I. anberaumt worden war, der ihr durch seine Hilfe einst die Eheschließung mit Charles Brandodon ermöglicht hatte. Von vielen wurde es als absichtliche Brüskierung Anne Boleyns betrachtet, da sich keine einzige königliche Dame in Annes Begleitung befand. Auch zu Annes Krönung tauchte Mary nicht auf, allerdings war sie zu diesem Zeitpunkt bereits todkrank.
    Es gibt diverse Vermutungen, warum Mary Anne Boleyn so strikt ablehnte. Ihre Freundschaft zu Katharina von Aragón ist sicher ein entscheidender Grund. Einige Historiker spekulieren auch, dass in Frankreich etwas zwischen den beiden vorgefallen war, was den Grundstein für Marys Feindschaft legte. Anne Boleyn, so eine Theorie, könnte am Hofe Margaretes von Österreich Zeugin gewesen sein, als Charles Brandon, angestachelt von Heinrich VIII., zwischen 1513 und 1514 Margarete den Hof machte.[24] Die Affäre, so es denn eine war und nicht einfach nur eine Spielerei in der höfischen Liebe, verlief letztlich ins Nichts, fand aber zu einem Zeitpunkt statt, wo Mary mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits in Charles verliebt war. Vielleicht, so die Vermutung, hatte Anne, als Charles die Königswitwe heiratete, eine abfällige Bemerkung zu seinem amourösen Vorleben gemacht. Allerdings gibt es keine stichhaltigen Beweise für diese These.

    Tod
    Mary Tudor starb am 25. Juni 1533 in Westhorpe, kurz nach der Hochzeit ihrer ältesten Tochter Frances Brandon mit Henry Grey. Begleitet von ihrer jüngeren Tochter Eleanor war Mary nach Westhorpe zurückgekehrt und nahezu augenblicklich krank gewoorden. Gerüchte gingen um, dass die Krönung Anne Boleyns am 1. Juni Marys Herz gebrochen hätte.[25] Drei Wochen lang blieb der einbalsamierte Leichnam aufgebahrt und es wurde eine ständige Totenwache abgehalten. Die Beisetzung fand am 20. Juli in Bury St. Edmunds statt, wobei Suffolk traditionell fernblieb. Damals galt es für einen Ehemann als unschicklich, an der Beerdigung seiner Frau teilzunehmen. Die zeremonielle Rolle der Hauptleidtragenden wurde von Frances Brandon übernommen. Heenry Brandon war an ihrer Seite, gefolgt von Eleanor Brandon und Katherine Willoughby. Hinter ihnen gingen Marys Stieftöchter Anne und Mary Brandon. Es wurde später behauptet, die beiden hätten sich an die Spitze des Trauerzuges gedrängt, um ihre Halbgeschwister als illegitim zu brandmarken. Nur wenige Wochen nach Marys Beerdigung heiratete Charles Brandon sein vierzehnjähriges Mündel Katherine Willoughby, wahrscheinlich aus finanziellen Gründen.

    Nachleben
    Mary Tudor regte verschiedentlich zu künstlerischen Bearbeitungen an. So ist sie eine der zentralen Figuren in dem Roman Als das Rittertum in Blüte stand (When Knighthood Was in Flower, 1898) von Charles Major. In der zweiten Verfilmung dieses Buches, When Knighthood Was in Flower (1922) von Robert G. Vignola, spielte Marion Davies Mary Tudor, in der Walt-Disney-Version Eine Prinzessin verliebt sich (The Sword and the Rose, 1953) übernahm Glynis Johns diese Rolle. Weitere Filme, in denen ihrer Person eine zentrale Bedeutung zukommt, sind Marie Tudor (1917) mit Jeanne Delvair in der Titelrolle, sowie Die Perlen der Krone (Les perles de la couronne, 1937), wo sie von Yvette Pienne verkörpert wird.
    In der Fernsehserie Die Tudors wird Marys Heirat mit dem alten König und danach mit Charles Brandon fiktional behandelt. Allerdings ist Mary, gespielt von Gabrielle Anwar, hier fälschlicherweise die ältere Schwester und wird obendrein Margaret genannt, weshalb Mary Tudor gerade in neuerer Zeit häufig mit ihrer älteren Schwester Margaret Tudor verwechselt wird. Zudem ist ihr alter Ehemann hier der König von Portugal anstelle von Frankreich und wird von Prinzessin Margaret mit einem Kissen erstickt, damit sie mit Charles Brandon nach England zurückkehren kann. Die Figur wird in der Serie als egozentrisch, emotional instabil und lüstern porträtiert, die Ehe mit Charles Brandon als geprägt von Streitigkeiten und Untreue dargestellt, was historisch nicht belegt werden kann.

    Nachkommen
    • Henry Brandon (1516–1522)
    • Frances Brandon (1517–1559) ⚭ Henry Grey, 1. Herzog von Suffolk; Eltern von Mary, Catherine und Lady Jane Grey
    • Eleanor Brandon (* um 1518/21–1547), ⚭ Henry Clifford, Earl of Cumberland; Eltern von Margaret Clifford
    • Henry Brandon (1523–1534), Earl of Lincoln
    Durch ihre Abstammung von Mary Tudor erhielten ihre Kinder und deren Nachkommen automatisch einen Platz in der Thronfolge. Ihre Enkelin Jane wurde für neun Tage Königin von England, ihre Enkelinnen Catherine Grey und Margaret Clifford erhoben eine Zeitlang beide Anspruch auf den Rang des Heir Presumptive. Jane Grey wurde als Verräterin hingerichtet, Catherine, Mary und Margaret wurden allesamt unter Königin Elisabeth I. nacheinander unter Arrest gestellt.



    Literatur
    • Maria Perry: The Sisters of Henry VIII. The Tumultuous Lives of Margaret of Scotland and Mary of France. Da Capo Press Edition, Boulder CO 2000, ISBN 0-306-80989-3 (englisch).
    Weblinks[
     Commons: Mary Tudor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    • Biographie (englisch)
    • Buchband über ihr Leben auf Archive.org (englisch) (Mary Anne Everett Green: Lives of the Princesses of England, from the Norman Conquest, Band 5, London 1857)
    Einzelnachweise
    1 Maria Perry: Sisters to the King: The tumultuous lives of Henry VIII's sisters - Margaret of Scotland and Mary of France, S. 18
    2 Maria Perry: Sisters to the King: The tumultuous lives of Henry VIII's sisters - Margaret of Scotland and Mary of France, S. 25
    3 [1] "... for the good of peace and for the furtherance of your affairs you moved me to marry [...]. Though I understood that he was very aged and sickly, yet for the advancement of the said peace, and for the furtherance of your causes, I ws contented to conform myself to your said motion[...] And upon that, your good comfort and faithful promise, I assented to the said marriage, which else I would never have granted to, as at the same time I showed unto you more at large."
    4 [2] Letters and Papers, Foreign and Domestic, Henry VIII, Volume 1: 1509-1514
    5 [3] Letters and Papers, Foreign and Domestic, Henry VIII, Volume 1: 1509-1514
    6 [4] "... King Louis is at Abbeville waiting for his new bride, who will be his death. What an old valetudinarian, suffering from leprosy (elephantia gravatus), can want with a handsome girl of 18 his correspondent may infer, and what the Frenh think of it."
    7 [5] "I had as lief lose the winning I shall have in France as to lose her counsel when I shall lack it; which is not like long to be required, as I am sure the noblemen and gentlemen can show you more than becometh me to write in this matter.
    8 [6] "... for as soon as she came a lond, and also when he was married, she began to take upon her not only to rule the Queen, but also that she should not come to him, but she should be with her, nor that no lady nor lord should speak with her but she should hear it, and began to set a murmur and banding amongst ladies of the Court. [...] al[so he said] that he is a sickly body and not at all times that ... be merry with his wife, to have any strange wo[man with her] but one that he is well acquainted with[al afore whom he] durst be merry"
    9 [7]|Letters and Papers, Foreign and Domestic, Henry VIII, Volume 1: 1509-1514
    10 Dulcie M. Ashdown: Tudor Cousins: Rivals for the Throne, S. 15
    11 Maria Perry: The Sisters of Henry VIII. The Tumultuous Lives of Margaret of Scotland and Mary of France. Da Capo Press Edition, Boulder CO 2000, S. 151
    12 [8] "Last Tuesday night the French King visited her and asked if she had made any promise of marriage, assuring her that if she would be plain with him he would promote it, whether it were in his realm or out of it. She then confessed to hm the good mind she bore to Suffolk, and begged he would write to Henry in his behalf, as he has since done. Answered the French King thus in order to be relieved of the annoyance of his suit, which was not to her honor, and which he has now given up. Begs him to consider that if he do not favor her wishes Francis may renew his suit."
    13 [9] Letters and Papers, Foreign and Domestic, Henry VIII, Volume 2: 1515-1518
    14 [10] Letters and Papers, Foreign and Domestic, Henry VIII, Volume 2: 1515-1518
    15 [11] "I was contented to conform myself to your said motion, so that if I should fortune to survive the said late king I might with your good will marry myself at my liberty without your displeasure. Whereunto, good brother, you condescendd and granted, as you well know, promising unto me that in such case [...] mine own heart and mind should be best pleased ; and that wheresoever I should dispose myself, you would wholly be contented with the same."
    16 [12]"... to be plain with you, I have married her harettylle and has lyen wyet her, in soo moche [as] I fyer me lyes that sche by wyet chyld."
    17 [13] Letters and Papers, Foreign and Domestic, Henry VIII, Volume 2: 1515-1518
    18 Linda Porter: Mary Tudor. The First Queen, S. 77
    19 Maria Perry: Sisters to the king: The tumultuous lives of Henry VIII's sisters - Margaret of Scotland and Mary of France, S. 122
    20 Dulcie M. Ashdown: Tudor Cousins: Rivals for the Throne, S. 16.
    21 Maria Perry: Sisters to the king: The tumultuous lives of Henry VIII's sisters - Margaret of Scotland and Mary of France, S. 240
    22 Maria Perry: Sisters to the King: The tumultuous lives of Henry VIII's sisters - Margaret of Scotland and Mary of France, S. 245
    23 Maria Perry: Sisters to the King: The tumultuous lives of Henry VIII's sisters - Margaret of Scotland and Mary of France, S. 244, "... that a legate should ever come into England"
    24 Eric Ives: The Life and Death of Anne Boleyn. Blackwell Publishing Professional, 2005
    25 Maria Perry: Sisters to the King: The tumultuous lives of Henry VIII's sisters - Margaret of Scotland and Mary of France, S. 284

    Mary heiratete Herzog Charles Brandon am 13 Mrz 1515 in Greenwich Palace. Charles wurde geboren in cir 1484; gestorben am 22 Aug 1545 in Guildford Castle in Surrey. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 12. Frances Brandon  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 16 Jul 1517 in Bishop’s Hatfield, Hertfordshire; gestorben am 20 Nov 1559 in London, England; wurde beigesetzt in St. Edmundskapelle von Westminster Abbey.

    Mary heiratete König Ludwig XII. von Frankreich (Valois) (Kapetinger), Vater des Volkes am 13 Aug 1514. Ludwig (Sohn von Herzog Karl (Charles) von Valois (von Orléans) und Prinzessin Maria von Kleve) wurde geboren am 27 Jun 1462 in Blois; gestorben am 1 Jan 1515 in Hôtel du Roi, einem Teil des Hôtel des Tournelles in Paris; wurde beigesetzt in Kathedrale Saint-Denis, Paris. [Familienblatt] [Familientafel]



Generation: 3

  1. 6.  König Jakob (James) V. von SchottlandKönig Jakob (James) V. von Schottland Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Margaret2, 1.Elizabeth1) wurde geboren am 10 Apr 1512 in Linlithgow Palace; gestorben am 14 Dez 1542 in Falkland Palace.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel (genauer): 1513 bis 1542, Schottland; König der Schotten

    Notizen:

    Zitat aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_V. (Okt 2017)

    Jakob V. (engl. James V; * 10. April 1512 im Linlithgow Palace; † 14. Dezember 1542 im Falkland Palace) war von 1513 bis zu seinem Tod König der Schotten (engl. King of Scots). Er wurde als dritter Sohn von Jakob IV. und dessen Ehefrau Margareret Tudor geboren und war der einzige Nachkomme dieser Verbindung, der nicht schon im Kindesalter starb. Seine erste Ehefrau, Madeleine von Frankreich, starb nur wenige Monate nach der Hochzeit. Seine zweite Gemahlin Marie de Guise gebar ihm zweei Söhne, die jedoch in frühester Kindheit starben, und eine Tochter, Maria Stuart, die seinen Thron erben sollte. Sein Entschluss, Schottland in das französisch-päpstliche Lager zu bringen, führte zum Krieg gegen seinen Onkel Heinrich VIII., den König von England. Jakob V. starb kurz nach einer vernichtenden Niederlage der Schotten in der Schlacht von Solway Moss.

    Regentschaft[
    Jakob war erst 17 Monate alt, als er seinem Vater als Jakob V. auf den Thron folgte. Die Krönung fand am 21. September 1513 in Stirling Castle statt. Während seiner Kindheit wurde das Land von Regenten regiert: zunächst von seiner Mutter Margaret Tudor, der Schwester Heinrichs VIII., bis sie im folgenden Jahr Archibald Douglas heiratete, danach von John Stewart, der nach Jakob und dessen jüngerem Bruder Alexander an dritter Stelle der Thronfolge stand.
    1525 übernahm Archibald Douglas die Regentschaft und hielt seinen Stiefsohn Jakob zur Durchsetzung seiner eigenen Machtansprüche auf Edinburgh Castle praktisch wie einen Gefangenen fest. Seine Mutter, die mittlerweile von Archibald Douglas geschieden war, verhalf ihm 1528 zur Flucht und zur Übernahme der Herrschaft.

    Regierungszeit[
    Jakobs erste Maßnahme als König war die Entmachtung von Archibald Douglas, der daraufhin nach England floh. Er unterdrückte einen Aufstand von Rebellen an der Südgrenze und hatte blutige Auseinandersetzungen mit dem mächtigen Clan MacDonald, der auf den Äußeren Hebriden herrschte. Durch eine rigorose Kontrolle über die königlichen Güter erhöhte er seine Einkünfte. Er gab seinen unehelichen Söhnen lukrative Pfründen, wodurch erhebliche Geldmittel der Kirche in seine eigenen Taschen flossen. Einen großen Teil seines Vermögens verwendete er für Ausbauten an Stirling Castle, Falkland Palace, Linlithgow Palace und Holyrood Palace.
    In Jakobs V. Regierungszeit fiel die Abwendung Heinrichs VIII. von der römisch-katholischen Kirche und die Gründung der Church of England. Rom sah in Schottland einen wichtigen Verbündeten gegen die englischen Ketzer, und England suchte Schottland als Verbündeten gegen Rom. Heinrich VIII. bot deshalb dem jungen James V. seine Tochter Mary (später Maria I. „die Katholische“ oder „Bloody Mary“) zur Frau an. Jakob wies diesen und alle weiteren englischen Vorschläge zurück und entschloss sich stattdessen, die Auld Alliance zu erneuern und Schottland in das französisch-päpstliche Lager zu bringen. Neben seiner Suche nach einer reichen Mitgift war das einer der Gründe für seine Ehen mit zwei Französinnen.
    Jakob galt als rachsüchtig, habgierig und rücksichtslos. Sein erbarmungsloses Vorgehen gegen unbequeme Untergebene und sein Misstrauen teilten die Nation. Der König duldete keine Häresie und während seiner Herrschaft wurden zahlreiche prominente Befürworter der Reformation hingerichtet. Der bekannteste war Patrick Hamilton, der 1528 in St Andrews auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde.
    Am 1. Januar 1537 heiratete er in der Kathedrale Notre-Dame de Paris Madeleine von Frankreich, die Tochter des französischen Königs Franz I. Sie starb jedoch im Juli desselben Jahres kinderlos. Bald darauf nahm James in zweiter Ehe Marie de Guise zur Frau. Die Hochzeit fand am 18. Mai 1538 statt, ebenfalls in der Kathedrale Notre-Dame de Paris. Die Familie De Guise war eines der mächtigsten und einflussreichsten Fürstenhäuser Frankreichs und sogar Europas. Marie de Guise gebar zwei Söhne, die allerdings bereits früh starben.
    Geschickt spielte Jakob zunächst aber die gleiche Karte wie sein Onkel Heinrich VIII. gegen den Papst. Ein sehr umfangreiches finanzielles Paket in Form von geistlichen Steuern nahm er dankend an und nutzte es klug, indem er damit 1532 in Edinburgh das College of Justiciary ins Leben rief, statt den eigentlich versprochenen Kreuzzug zu unternehmen.
    Nach dem Tod seiner Mutter im Jahr 1541 sah Jakob keinen Grund mehr, den Frieden mit England aufrechtzuerhalten. Der Konflikt endete am 24. November 1542 mit der Schlacht von Solway Moss. Ohne französische Unterstützung und in Anbetracht der Größe der englischen Streitkräfte war es ein ganz und gar aberwitziger Feldzug, bei dem das schottische Heer vernichtend geschlagen wurde. Herzkrank, voller Gram über die Niederlage und vom Fieber geschüttelt lag Jakob wenige Tage nach dieser Schlalacht im Falkland Palace. Da erhielt er die Nachricht, dass die Königin nicht den erhofften männlichen Thronfolger, sondern ein Mädchen geboren hatte. Er war so enttäuscht darüber und erregte sich so sehr, dass er kurz darauf am 14. Dezember 1542 starb. Er wurde in der Holyrood Abbey in Edinburgh beigesetzt.
    Auf dem Sterbebett soll er gesagt haben: „Mit einer Frau sind die Stuarts aufgestiegen und mit einer Frau werden sie untergehen.“ Dies war eine Anspielung auf die Stuart-Dynastie, die von Marjorie Bruce, der Tochter von Robert I. begründet worden war. Sein einziges legitimes Kind, die gerade einmal sechs Tage alte Maria Stuart, wurde seine Nachfolgerin. Das Haus Stewart blieb dennoch bestehen, da sie später Lord Darnley, einen Cousin ersten Grades, heiratete. Vermutlich dachte Jakob, Maria werde entweder kinderlos bleiben und die Stuarts so mit ihr aussterben, oder sie würde einen ausländischen Thronfolger heiraten, der Schottland seinem Land einverleiben würde.

    Siehe auch
    • Stammtafel der Könige von Schottland
    Weblinks
     Commons: Jakob V. von Schottland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    • James V Stewart, King of Scotland auf thepeerage.com, abgerufen am 21. Juli 2015 (englisch)

    Familie/Ehepartner: Margaret Erskine. Margaret gestorben am 5 Mai 1572. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 13. 1. Earl of Moray James von Schottland  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 1531; gestorben am 23 Jan 1570 in Linlithgow Palace.

    Jakob heiratete Madeleine von Frankreich am 1 Jan 1537 in Notre Dame de Paris. Madeleine (Tochter von König Franz I. von Frankreich (von Valois) (Kapetinger), der Ritterkönig und Herzogin Claudia (Claude) von Frankreich (von Valois) (Kapetinger)) wurde geboren am 10 Aug 1520 in St-Germain-en-Laye; gestorben am 7 Jul 1537 in Edingburgh, Schottland; wurde beigesetzt in Holyrood Abbey. [Familienblatt] [Familientafel]

    Jakob heiratete Marie von Guise (von Lothringen) am 18 Mai 1538 in Kathedrale Notre-Dame de Paris. Marie (Tochter von Herzog Claude von Guise (Lothringen) und Antoinette von Bourbon) wurde geboren am 22 Nov 1515 in Bar-le-Duc, Lothringen; gestorben am 11 Jun 1560 in Edinburgh Castle. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 14. Königin Maria von Schottland (Stuart)  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 8 Dez 1542 in Linlithgow Palace; gestorben am 18 Feb 1587 in Fotheringhay Castle; wurde beigesetzt am 31 Jul 1587 in Kathedrale von Peterborough, dann Westminster Abbey.

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 7.  Gräfin Margaret DouglasGräfin Margaret Douglas Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Margaret2, 1.Elizabeth1) wurde geboren am 8 Okt 1515 in Harbottle Castle; gestorben am 9 Mrz 1578 in Hackney.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel (genauer): Gräfin von Lennox

    Notizen:

    Margaret und Matthew hatten insgesamt acht Kinder, vier Söhne und vier Töchter.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Margaret_Douglas

    Margaret Douglas (* 8. Oktober 1515 auf Harbottle Castle[1]; † 9. März 1578 in Hackney) war Countess of Lennox (dt. Gräfin von Lennox) und über ihre königliche Mutter Margaret Tudor die Nichte König Heinrichs VIII. von England. Als enge Freundin ihrer Cousine Königin Maria I. gehörte sie unter ihrer jüngeren Cousine Königin Elisabeth I. zur katholischen Opposition. Durch geschicktes Taktieren gelang es ihr, ihren Sohn Henry Stuart Lord Darnley mit ihrer Nichte Maria Stuart zu verheiraten und somit Großmutter König Jakobs I. von England zu werden.

    Leben
    Kindheit
    Margaret war das einzige Kind aus der Ehe ihrer Eltern Archibald Douglas, 6. Earl of Angus und Margaret Tudor, ältere Schwester von Heinrich VIII. Ihr Halbbruder mütterlicherseits war Jakob V., vonseiten ihres Vaters hatte sie mehrere illegitime Halbgeschwister. Ihre Geburt geschah unter Umständen, die damals ganz Europa als unerhört befand. Ihre Mutter war die Witwe Jakobs IV. und hatte von ihm sowohl die Regierung über Schottland als auch die Vormundschaft über die beiden gemeinsamen Söhne Jakob V. und Alexander Stuart übertragen bekommen. Durch ihre Wiederverheiratung mit Angus hatte sie jedoch beides verwirkt und die schottischen Adelshäuser rebellierten gegen einen Douglas als Gemahl der Königswitwe. Margaret Tudor musste ihre beiden Söhne in die Vormundschaft John Stewarts, 2. Duke of Albany geben und letztendlich im Jahr 1515 hochschwanger vor den Rebellen nach England fliehen, wo sie sich unter den Schutz ihres Bruders Heinrich stellte.
    In der Nacht vom 7. auf den 8. Oktober brachte Margaret Tudor ihre einzige Tochter zur Welt. Das Kind wurde einen Tag nach seiner Geburt auf den Namen Margaret Douglas getauft, ihr Pate wurde Kardinal Thomas Wolsey, der zur Taufzeremonie einen SStellvertreter schickte. Da Margaret Tudor bei ihrer Flucht kaum mehr bei sich hatte als die Kleider, die sie trug, erhielt sie von Heinrich VIII. und dessen Frau Katharina von Aragón Babykleidung für ihre kleine Tochter. Als sie schließlich von ihrem Bruder empfangen wurde und ihm und ihrer jüngeren Schwester Mary Tudor ihre Nichte vorstellen konnte, war es Mai 1516 und die kleine Margaret bereits sieben Monate alt. Nur einen Monat zuvor war ihre Cousine Maria geboren worden, das einzige überlebende Kind Heinrichs und Katharinas. Die beiden kleinen Cousinen teilten sich während Margaret Tudors Aufenthalts in England die Gemächer für die königlichen Kinder. Später sollten sie enge Freundinnen werden.
    Wieder in Schottland, wurde die kleine Margaret schnell ein Spielball in der bald zerrütteten Ehe ihrer Eltern. Nach geltendem Recht war ihr Vater Archibald Douglas ihr gesetzlicher Vormund und es war seine Entscheidung, wo sie aufwuchs. Trotz des erbitterten Widerstands Margaret Tudors brachte Angus seine dreijährige Tochter in seiner Festung Tantallon unter, getrennt von ihrer Mutter und in ihrem eigenen Haushalt. Schließlich gelang es ihm, die Vormundschaft über seinen Stiefsohn Jakob V. zu übernehmen. Damit legte er den Grundstein für eine tiefe Feindschaft des jungen Königs für das Haus Douglas, die das Schicksal seiner Tochter Margaret Douglas mitbestimmen sollte. Schließlich erwirkte Margaret Tudor die Annullierung ihrer Ehe mit Angus, entgegen den gültigen Regelungen wurde Margaret Douglas aber als legitim erklärt, da Papst Clemens VII. eine diesbezügliche Klausel anfügte.
    Margaret Douglas’ relativ friedliches Leben in Schottland fand ein jähes Ende, als 1528 ihrem Bruder Jakob die Flucht aus der Vormundschaft ihres Vaters gelang. Unterstützt von seiner Mutter Margaret Tudor und ihrem neuen Ehemann Henry Stewart startete er einen Feldzug gegen das Haus Douglas, was Archibald Douglas zur Flucht nach England zwang. Da er in Schottland praktisch geächtet war und um eine angeblich geplante Verlobung zwischen Margaret Douglas und dem Bruder ihres neuen Stiefvfvaters zu verhindern, brachte Archibald Douglas seine vierzehnjährige Tochter nach England, obwohl ihr Bruder Jakob aus Angst um sie jedem, der sie lebendig und unversehrt zu ihm und seiner Mutter zurückbrachte, eine hohe Belohnung versprach.[2] Margaret Douglas sah ihre Mutter und ihren Bruder nie wieder.

    Jugend
    Auf der Flucht vor seinen Feinden und dem Bürgerkrieg übergab Archibald Douglas seine Tochter dem englischen Hauptmann von Berwick, der einst zu Kardinal Thomas Wolseys Haushalt gehört hatte. Margaret war Wolseys Patenkind, doch der Kardinal hatatte bereits einen Großteil seiner Macht verloren und war zu beschäftigt mit seinem eigenen politischen Überleben, um sich um das Mädchen zu kümmern. Stattdessen nahm ihre Tante Mary Tudor sie unter ihre Fittiche, empfing sie des Öfteren als Gast in ihrem Haus und stellte sie schließlich bei Hofe ihrem Onkel Heinrich VIII. vor. Heinrich mochte seine Nichte sehr und empfing ihren Vater Archibald Douglas nach wie vor als seinen Schwager bei Hofe. Im Jahr 1530 erhielt Margaret durch Vermimittlung ihrer Tante das Amt der Ersten Ehrendame im Gefolge der Kronprinzessin Maria.[3] In dieser Zeit entstand zwischen den nahezu gleichaltrigen Cousinen eine feste Freundschaft, die ihr Leben lang Bestand haben sollte. Beide waren überzeugte Katholiken, was sich später maßgeblich auf Margarets Leben auswirken sollte.
    Als nach der Geburt Elisabeth Tudors Maria ihren Status als Kronprinzessin verlor und ihr Haushalt aufgelöst wurde, erhielt Margaret Douglas einen Platz im Gefolge der neuen Königin Anne Boleyn und passte sich den neuen Umständen recht schnell an. Sie und Anne kamen trotz Margarets Katholizismus und trotz Annes Misstrauen gegenüber Margarets Cousine und Freundin Maria gut miteinander aus.[4] Gemeinsam mit ihren Cousinen Maria Tudor und Frances Brandon nahm Margaret Douglas an der Beisesetzung der Königin Jane Seymour teil. Ein weiteres Mal nahmen sie und Frances eine offizielle Funktion ein, als sie Heinrichs neue Königin Anna von Kleve auf englischem Boden in Empfang nahmen. Margaret übte zudem das Amt der Ersten Ehrendame im Haushalt der Königinnen Anna von Kleve und Catherine Howard aus.

    In Ungnade
    Als die ehemaligen Kronprinzessinnen Maria und Elisabeth beide zu Bastarden erklärt wurden, rückte Margaret Douglas in der Thronfolge deutlich auf und wurde damit eine sehr attraktive Partie auf dem Heiratsmarkt. Wegen ihrer Liebe zu dem nicht sstandesgemäßen Thomas Howard, Halbbruder des 3. Duke of Norfolk, verlor Margaret im Jahr 1536 allerdings die Gunst ihres Onkels Heinrich VIII. Ihre Nachkommen hätten aufgrund ihres königlichen Blutes potentielle Rivalen für Heinrichs nach wie vor erhofften Sohn dargestellt. Ob die beiden tatsächlich heimlich heirateten oder eine Eheschließung nur planten, ist unter Historikern umstritten, da damals das Versprechen einer Ehe meist schon als rechtlich bindender Ehevertrag betrachtet wurde.
    Um seinen Thron zu schützen, zögerte Heinrich VIII. nicht, ein Gesetz zu verabschieden, das die Heirat bzw. Verführung von Angehörigen der königlichen Familie ohne die Erlaubnis des Monarchen zum Hochverrat machte. Damit hätte auch Margaret Dougglas zum Tode verurteilt werden müssen, sie wäre jedoch, wie der spanische Botschafter Eustace Chapuys in einem Brief an Karl V. schrieb, begnadigt worden, da ihr kein Beischlaf nachgewiesen werden konnte. Der Botschafter merkt trocken an: "… und sicherlich würde sie auch dann eine Begnadigung verdienen, wenn sie sich schlimmer benommen hätte, wenn man bedenkt, welches Beispiel ihr tagtäglich vorgelebt wurde und wird und dass sie seit acht Jahren heiratsfähig ist."[5]
    Margaret und Thomas wurden im Tower eingekerkert, wo Thomas im Jahr 1537 an einer Krankheit starb. Margaret selbst wurde aufgrund gesundheitlicher Probleme nach Sion House gebracht, wo später auch Königin Catherine Howard inhaftiert war. Durch ddie Vermittlung von Thomas Cromwell und ihrem formellen Verzicht auf ihren Verlobten wurde ihr schließlich die Rückkehr an den Hof erlaubt, allerdings erst, nachdem der lang ersehnte Thronfolger Eduard VI. geboren worden und Margarets gefährliche Nähe zum Thron neutralisiert war.
    Heinrich war nicht untätig geblieben und hatte einen Boten nach Schottland gesandt, um dort Beweise zu sammeln, dass die zweite Ehe seiner Schwester Margaret Tudor ungültig gewesen und Margaret Douglas demzufolge ein Bastard und nicht erbberechtigt war.[6] Diese Demütigung hinderte Margaret jedoch nicht an einer weiteren Liebelei, diesmal mit Charles Howard, dem Bruder von Catherine Howard. Einmal mehr wurde sie nach Sion House zurückgeschickt und erst nach einer sehr strengen Ermahnung durch ihren Onkel wieder auf freien Fuß gesetzt. Ein Grund dafür war die Inhaftierung Catherine Howards in Sion House.
    Im selben Jahr, am 24. November 1541, starb Königin Margaret Tudor in Schottland. Auf dem Sterbebett sprach sie ihr Bedauern über die Scheidung von Archibald Douglas aus und erklärte ihn, anstelle ihres gegenwärtigen Ehemannes, zu ihrem rechtmäßigen Gatten. Auf diese Weise bekräftigte Heinrichs Schwester noch einmal die Legitimität ihrer Tochter Margaret Douglas. Obwohl Margarets Reputation stark gelitten hatte, gelang es ihr im Jahr 1543, sich erneut das Amt der ersten Ehrendame zu sichern, diesmal im Gefolge der Königin Catherine Parr.[7]

    Countess of Lennox
    Wie ihre Cousine Maria wurde auch Margaret zur Schachfigur auf dem Heiratsmarkt. Ihr Bruder König Jakob V. verhandelte nach langem Krieg mit ihrem Onkel Heinrich VIII. und ihrem Vater Archibald Douglas über eine Eheschließung zwischen Margaret und seinem General, dem Earl of Huntley. Allerdings war Margaret entrüstet darüber zu hören, dass Jakob sie nicht als Mitglied der königlichen Familie akzeptierte und sie als seine „uneheliche Schwester“[8] verheiraten wollte. Aus diesem Grund leehnte sie die Ehe mit Huntley ab, spielte aber eine Zeitlang mit dem Gedanken an eine Heirat mit Patrick Hepburn, dem 3. Earl of Bothwell, dem zukünftigen Vater von James Hepburn, 4. Earl of Bothwell, der wiederum der dritte Ehemann Maria Stuarts werden sollte.
    Trotz seines Zorns über Margarets nicht standesgemäße Beziehungen in ihrer Jugend scheint Heinrich ein gewisses Verständnis für seine Nichte gehabt zu haben. Als er mit dem Gedanken an eine Ehe für sie spielte, erklärte er: „Wir versprachen unserer Nichte, sie niemals mit jemandem zu verheiraten, für den sie in ihrem Herzen keine Liebe empfinden kann… Da die beiden einander niemals begegnet sind, wissen wir nicht, ob sie sich mögen werden, wenn sie einander sehen.“[9] Er verheiratete Margaret schließlich 1544 mit Matthew Stewart, 4. Earl of Lennox (deutsch: 4. Graf von Lennox), der im Exil in England lebte und ihm als Heerführer gegen die Schotten diente.
    Lennox gehörte zum Haus Stuart und besaß damit einen Anspruch auf den schottischen Thron. Durch Margarets königliches Blut reihten ihre Kinder sich daher sowohl in die schottische als auch die englische Thronfolge ein. In den Briefen und Staatspapieren Heinrichs wird Margaret ab Juli 1544 als Lennox’ Ehefrau bezeichnet. Obwohl es sich um eine arrangierte Ehe handelte, gehen Historiker von großer Zuneigung zwischen den Eheleuten aus. In Briefen nannte Lennox seine Frau häufig „meine Meg“, „meine geliebte Madge“ und „seinen größten Trost“. Er unterzeichnete mit „dein liebevoller Ehemann Matthew“.[10] Historiker gehen davon aus, dass in der Ehe und in den dynastischen Plänen und Ambitionen Margaret Douglas die treibende Kraft war.[11]
    Der erste Sohn Henry Stuart Lord Darnley erblickte im März 1545 das Licht der Welt, starb jedoch bereits am 28. November desselben Jahres. Das Geburtsdatum des zweiten Sohnes Henry Stuart Lord Darnley hingegen ist umstritten. Traditionell wird dder 7. Dezember 1545 angegeben, was bedeuten würde, dass er nur wenige Wochen nach der Geburt seines älteren Bruders gezeugt wurde. Ein Bote von Darnleys zukünftiger Ehefrau Maria Stuart gab hingegen im März 1566 an, dass Darnley gerade neunzehn Jahre alt war. Danach wäre sein Geburtsdatum der 7. Dezember 1546.[12] Darnley und sein jüngerer Bruder Charles Stewart waren die einzigen überlebenden Kinder des Paares. Insbesondere in Darnley setzte Margaret große Hoffnungen. In seinem Testament hatte Heinrich VIII. alle Nachkommen seiner älteren Schwester Margaret Tudor von der Thronfolge ausgeschlossen und stattdessen die Nachkommen seiner jüngeren Schwester Mary Tudor begünstigt. Viele betrachteten diese Regelung jedoch als nicht bindend, da nach geltendem Recht die älteren Geschwister und deren Nachkommen an erster Stelle in der Thronfolge standen. Somit konnte Darnley mit Fug und Recht als gebürtiger Prinz mit einem ernst zu nehmenden Anspruch auf den Thron betrachtet werden und Margaret war nur allzu bereit, ihrem Sohn zu seiner Krone zu verhelfen.

    Leben unter Maria I.
    Trotz der räumlichen Distanz blieb Margaret Douglas stets eng mit ihrer Cousine Maria Tudor befreundet. Sie beide gehörten dem katholischen Glauben an und hatten ihn auch während der Regierungszeit des protestantischen Eduard VI. nicht abgelegt. Ihr Status verbesserte sich schlagartig, als Maria schließlich triumphierte und zur Königin von England gekrönt wurde. Maria erwies Margaret große Ehren, stellte ihr Gemächer in Westminster zur Verfügung, verköstigte Margarets Haushalt auf eigene Kosten und überschüttete ihre geliebte Cousine mit Gewändern und Juwelen. Außerdem sicherte sie ihr ein unabhängiges, großzügiges Einkommen, indem sie ihr Rechte am Wollhandel übertrug.
    Am deutlichsten zeigte sich Marias Wohlwollen darin, dass sie Margaret Douglas bei Hofe den Vortritt vor Prinzessin Elisabeth einräumte. Aus katholischer Sicht war Marias Halbschwester nach wie vor illegitim, während Margaret Douglas der rechtmämäßig geschlossenen Ehe einer Königin aus dem Hause Tudor entsprang. Allerdings war Elisabeth gleichzeitig durch das Testament ihres Vaters Heinrich VIII. Marias offizielle Thronfolgerin, während Margaret Douglas mit wie allen Nachkommen Margareret Tudors samt und sonders aus der Thronfolge entfernt worden war. Marias offenkundige Bevorzugung Margarets und ihr Wunsch nach einer katholischen Thronfolge ließ nun die Vermutung aufkommen, dass sie die Thronfolge zugunsten der Familie Lennox ändern wollte.[13]
    Damit wurde Margaret, ob beabsichtigt oder nicht, zu einer Rivalin Elisabeths. Ihr Sekretär Thomas Bishop verbreitete später das Gerücht, dass Margaret Douglas Elisabeth feindlich gesinnt war und sie bewusst schikaniert hätte. Nach der gescheiteerten Revolte durch Thomas Wyatt war Elisabeth nach Westminster gebracht und unter Arrest gestellt worden. Margaret Douglas bewohnte damals die Räume direkt über Elisabeth und nutzte laut Bishop angeblich die Gelegenheit, die bereits um ihr Leben fürchtende Prinzessin mit endlosem Lärm zu malträtieren. Seinen Behauptungen zufolge ließ Margaret Holzscheite, Töpfe und andere Gefäße auf den Boden werfen, um Elisabeths Migräne zu verschlimmern. Zudem, so Bishop, hätte sie versucht, Maria zu überzeugen, Elizabeth ein für alle Mal unschädlich zu machen.[14] Margaret Douglas wies diese Vorwürfe entrüstet von sich, zumal außer Bishop niemand, nicht einmal Elisabeth, diese Anschuldigungen gegen sie vorbrachte.
    Margarets Ambitionen, dass Maria sie bzw. ihren Sohn als Thronfolger benennen würden, erfüllten sich jedoch nicht. Um Margaret als Thronerbin einzusetzen, hätte Maria sich über das Testament ihres Vaters hinwegsetzen müssen, der eindeutig Elisabeth als Marias Erbin eingesetzt hatte. Genau dieses Testament aber bildete die Grundlage für Marias Anspruch auf den Thron. Ohne das Testament wäre ihr eigener Status merklich ins Wanken geraten, was möglicherweise eine Rolle in ihrer Entscheidung spielte, Elisabeth als ihre Erbin zu benennen.[15] Als Maria starb, nahm Margaret Douglas die zeremonielle Rolle der Hauptleidtragenden bei der Beisetzung ihrer Cousine ein.

    Intrigen und Ambitionen unter Elisabeth I.
    Die königliche Gunst verlor das Ehepaar nach der Thronbesteigung Elisabeths I., die beiden misstraute. Sie mussten den Westminster Palace verlassen und zogen nach Yorkshire, wo sie zentrale Figuren der katholischen Opposition wurden. Bereits 15559 entsandte Margaret Douglas ihren Sohn Henry Stuart Lord Darnley nach Frankreich, um ihre Nichte Maria Stuart zu ihrer Krönung als Königin von Frankreich zu beglückwünschen. 1561, nach dem Tod des jungen Königs von Frankreich, schickte Margareet erneut Darnley zu Maria, offiziell um ihr sein Beileid auszusprechen, wahrscheinlich aber, um Maria einen potentiellen neuen Ehemann, gleichfalls von königlichem Blut, vorzuführen. Gleichzeitig schrieb sie an die schottischen Lords, um sie für eine Heirat ihrer Königin mit Darnley zu gewinnen.[16] Als nach Marias Rückkehr nach Schottland Gerüchte über die Intrigen der Familie Lennox Elisabeth erreichten, wurde Margarets Ehemann Matthew Stewart im Tower eingekerkert und Margaret Douglas unter Hausarrest gestellt, nicht zum letzten Mal. Erneut versuchte man zu beweisen, dass Margaret Tudors zweite Ehe nicht gültig gewesen und Margaret Douglas darum illegitim und nicht erbberechtigt war. Ein wütender Ausbruch von Margaret Douglas machte Elisabeth allerdings unangenehm darauf aufmerksam, dass sie sich, wenn sie die Gültigkeit einer zweiten Ehe anzweifelte, selbst auf sehr dünnem Eis bewegte.[17] Um die Lennoxes zu neutralisieren und sowohl Maria Stuarts als auch Catherine Greys Anspruch auf den englischen Thron Paroli bieten zu können, ließ Elisabeth Margaret und ihren Ehemann mit deren Kindern an den Hof kommen und behandelte sie sehr bevorzugt.
    Ungeachtet dessen verfolgten Margaret Douglas und Lennox weiterhin ihre ehrgeizigen Pläne. Sie erwirkten Elisabeths Erlaubnis, Darnley mit seinem Vater nach Schottland zu schicken, angeblich um ihre Ländereien in Schottland zu verwalten. Tatsächhlich ging es ihnen jedoch nach wie vor darum, Darnley mit Maria Stuart zu verheiraten und schließlich wurden ihre Bemühungen von Erfolg gekrönt. Elisabeth war außer sich, als sie von der geplanten Eheschließung erfuhr und stellte Margaret erneuut unter Hausarrest, um Darnley und Lennox in Schottland unter Druck zu setzen. Der offizielle Grund für ihren Zorn war Darnleys königliche Abstammung, die ihm untersagte, ohne Elisabeths Erlaubnis zu heiraten. Der wahre Grund hingegen lag in der Gefahr für Elisabeths Thron. Darnley und Maria Stuart stammten beide von Margaret Tudor ab, womit der Anspruch ihrer Kinder auf den englischen Thron, insbesondere durch ihrer beider Bekenntnis zum Katholizismus, bedrohliche Ausmaße für die prorotestantische Königin annahm. Als Darnley dennoch Maria Stuart heiratete, ließ Elisabeth Lennox’ Ländereien konfiszieren und Margaret Douglas in den Tower werfen, wo sie nicht einmal Briefe von ihrem Mann und ihrem Sohn empfangen durfte. Dennoch gelang es Margaret, ihrem Sohn aus dem Tower Briefe zukommen zu lassen.[18]
    Als die Neuigkeit von Darnleys Ermordung England erreichte, entließ Elisabeth Margaret aus dem Tower, ließ sie von ihrem eigenen Leibarzt behandeln und erlaubte ihr endlich wieder, ihren zweiten Sohn Charles Stewart zu sehen. Margaret, außer sich vor Zorn und Trauer, beschuldigte lange Zeit Maria Stuart des Mordes an ihrem Sohn. Sie bombardierte William Cecil mit Briefen, in denen sie Rache für ihren Sohn forderte und lange Zeit wurde überlegt, ihren kleinen Enkel König Jakob nach Englland zu holen und bei ihr aufwachsen zu lassen.[19] Elisabeth bemühte sich in dieser Zeit sehr um die Lennoxes, da diese ihr als Verbündete gegen Maria Stuart nur nützlich sein konnten. Sie ernannte Matthew Stewart zum Regenten von Schottland, wo er 1571 starb, umgebracht von den schottischen Lords.

    Die letzten Jahre
    Zwischen 1572 und 1573 versöhnte sich Margaret Douglas wieder mit ihrer Nichte und Schwiegertochter Maria Stuart, die mittlerweile in England unter Arrest stand. In einem Brief Maria Stuarts im Jahr 1578 schreibt die schottische Königin über ihre Tante und Schwiegermutter:
    „... gestand sie mir in Briefen [...] dass sie mir Unrecht tat in den ungerechten Verfolgungen gegen mich, die sie in ihrem Namen geschehen ließ, aufgrund falscher Informationen, aber hauptsächlich, wie sie sagt, aufgrund von ausdrücklichen Befefehlen der Königin von England und ihrem Rat, die dafür Sorge trugen, dass sie und ich niemals ein gutes Verhältnis hätten. Doch sobald sie meine Unschuld erkannte, unterließ sie weitere Verfolgungen; ja ging sogar so weit, ihr Einverständnis für weitere Handlungen gegen mich zu verweigern.[20]“
    Die alte Dame war dennoch klug genug, Elisabeth gegenüber ihre Versöhnung mit Maria zu leugnen. Ab 1574 wuchs die Angst vor katholischen Verschwörungen in England, da Jesuiten heimlich ins Land kamen, um im Untergrund für die Wiederherstellung ddes Katholizismus zu arbeiten. Zudem ging das Gerücht von einer geplanten Invasion Philipp II. um und jeder, der mit Maria Stuart sympathisierte, stand automatisch unter Verdacht. Aus diesem Grund hütete Margaret Douglas sich tunlichst, mit Maria in Verbindung gebracht zu werden und hatte keine Skrupel, Elisabeth ins Gesicht zu lügen:
    „Ich fragte Ihre Majestät, ob sie das tatsächlich von mir dachte, denn ich wäre aus Fleisch und Blut und könnte niemals den Mord an meinem Kind vergessen; und sie sagte nein, bei ihrem Glauben, sie könnte nicht glauben, dass ich es jemals vergessen könnte, denn wenn ich das täte, wäre ich ein Teufel.[21]“
    Dennoch wurde Margaret einmal mehr unvorsichtig, als sie 1574 auch ihren zweiten Sohn, Charles Stewart ohne königliche Erlaubnis verheiratete. Die Braut Elizabeth war die Tochter von Bess of Hardwick, die lange Zeit die Wärterin Maria Stuarts gegewesen war. Dafür wurde sie von der wütenden Elisabeth einmal mehr in den Tower geworfen, während Bess of Hardwick klug genug war, auf die Aufforderung in London zu erscheinen nicht zu reagieren, bis die Wut der Königin sich wieder gelegt hatte. Kurz nach ihrer Entlassung schrieb Margaret Douglas noch einmal einen Brief an ihre Nichte und Schwiegertochter Maria Stuart, in dem sie ihre Sorge um den kleinen König in Schottland, Marias Sohn Jakob, Ausdruck verlieh. Gleichzeitig versicherte sie Maria Stuart von ihrer Treue und ihrem Glauben an Marias Unschuld:
    „Ich beschwöre euer Majestät, fürchtet Euch nicht, sondern vertraut Gott, dass sich alles zum Guten wenden wird; die Hinterlist derer, die Euch verraten haben, ist nun besser bekannt als zuvor. Ich werde stets meinen Teil zur Zufriedenheit Eureer Majestät beitragen, so es Gott gefällt, der unser beider Trost sein möge. Und nun versichere ich Eurer Majestät meines untertänigsten Dankes für Euer gutes Gedenken. Der allmächtige Gott schenke Eurer Majestät ein langes und glückliches Leben. Euer Majestäts untertänigste, liebende Mutter und Tante, M. L.[22]“
    Dieser Brief erreichte Maria Stuart allerdings nie, da er von Cecil abgefangen wurde. Margaret Douglas’ Korrespondenz mit Maria war somit bei Hofe bekannt. Zusätzlich setzte Maria zu diesem Zeitpunkt ihr Testament auf, in dem sie Margaret die völligen Rechte am Earldom of Angus übertrug, dem Erbe ihres Vaters, über das Margaret in jahrelangem Rechtsstreit mit ihrem Cousin James Douglas, 4. Earl of Morton gestanden hatte.

    Tod
    Margarets Sympathien für den Katholizismus und Maria Stuart machten sie in den Augen vieler Protestanten zu einer gefährlichen Gegnerin der Königin Elisabeth. Der Tod ihres letzten überlebenden Sohnes Charles Stewart traf sie jedoch hart. Eine Weile lang sorgte Margaret Douglas für Charles’ einzige Tochter Arbella Stuart, doch ging es mit ihrer Gesundheit rapide bergab. Bereits in den Jahren zuvor hatte sie unter Koliken gelitten[23] und als sie am 7. März 1578 Robert Dudley zu Gast bei sich hatte, wurde sie in der Nacht erneut von heftigen Schmerzen heimgesucht. Während einer kurzen Besserung rief sie ihren Haushalt zusammen und empfing die letzten Riten. Am Abend des 9. März starb sie schließlich. Nur wenig später kamen Gerüchte auf, dass der wenig beliebte Dudley Margaret Douglas aus politischen Gründen vergiftet hätte.[24] Erstmals festgehalten wurden diese Anschuldigungen in dem Buch „Leycesters commonwealth“, das einige Jahre nach Margarets Tod erschien und ziemlich offenkundig versucht, Dudley zu diffamieren.
    Obwohl Robert Dudley kein Mord nachgewiesen werden konnte, wurde es zu seinen Ungunsten ausgelegt, dass er Margarets Verwalter Thomas Fowler in seinen Dienst aufnahm, der sämtliche Papiere der Gräfin verwaltete. Margaret Douglas erhielt trotz ihrer ambivalenten Haltung zu Elisabeth ein würdiges Begräbnis in Westminster Abbey. Auf ihrer aufwändig gestalteten Gruft befindet sich nicht nur ihre bemalte Statue, sondern auch die Statuen ihrer verstorbenen Kinder, die hier symbolisch an ihrem Grab knien und ihren Tod beweinen. Unter ihnen befindet sich auch Henry Stuart Lord Darnley, der durch einen Königsmantel und eine Krone über seinem Kopf hervorgehoben wird. Ihr zweiter Sohn, Charles Stuart, wurde mit ihr beerdigt. Als ihr Enkel Jakob I. schließlich den Thron bestieg, richtete er auch seiner Mutter Maria Stuart ein würdiges Begräbnis aus und beerdigte sie neben ihrer Tante und Schwiegermutter, Margaret Douglas.

    Nachkommen
    Margaret Douglas hatte insgesamt acht Kinder mit ihrem Ehemann:
    • Henry Stuart, Lord Darnley (März 1545 – 28. November 1545)
    • Henry Stewart, Lord Darnley (wahrscheinlich 7. Dezember 1546 – 10. Februar 1567) ∞ die schottischen Königin Maria Stuart, seit 1565 Duke of Albany, Earl of Ross und Lord of Ardmanach sowie formaler König von Schottland. Vater von Jakob I.
    • Charles Stewart (1555–1576), fünfter Earl of Lennox, ∞ 1574 Elizabeth Cavendish; sein einziges Kind Arbella Stuart starb als Herzogin von Somerset 1615 im Tower of London
    • 4 Töchter und 1 weiterer Sohn
    Lediglich der zweite Sohn Henry und der dritte Sohn Charles überlebten ihre Kindheit. Über die Töchter und den letzten Sohn existieren keinerlei Aufzeichnungen, weder Geburtsdaten noch Namen. Möglicherweise wurden sie bereits tot geboren oder starben, bevor sie getauft werden konnten. Die Anzahl der Kinder sowie ihr Geschlecht sind lediglich bekannt, da sich auf Margaret Douglas’ Grabmal ihre Statuen befinden.[25]


    Literatur
    • Kim Schutte: A Biography of Margaret Douglas, Countess of Lennox,(1515–1578): Niece of Henry VIII and Mother-In-Law of Mary, Queen of Scots. Studies in British History, V. 62 (Gebundene Ausgabe), ISBN 978-0-7734-7199-3
    • Linda Porter: Mary Tudor: The First Queen. Paperback edition 2009, ISBN 978-0-7499-0982-6
    • Agnes Strickland: Lives of the Queens of Scotland and English Princesses connected with the Regal Succession of Great Britain Volume II.
    Weblinks
    • http://www.tudorplace.com.ar/Bios/MargaretDouglas.htm
    Einzelnachweise
    1 [1]'Henry VIII: October 1515, 16-31', Letters and Papers, Foreign and Domestic, Henry VIII, Volume 2: 1515-1518 (1864), S. 276–291.
    2 Agnes Strickland: Lives of the Queens of Scotland and English Princesses connected with the Regal Succession of Great Britain Volume II, S. 252
    3 Linda Porter: Mary Tudor. The First Queen S. 77.
    4 Linda Porter: Mary Tudor. The First Queen S. 95.
    5 [2]|"… copulation took not place… and certainly if she had done much worse she deserved pardon, seeing the number of domestic examples she has seen and sees daily, and that she has been for eight years of age and capacity to marry."
    6 Agnes Strickland: Lives of the Queens of Scotland and English Princesses connected with the Regal Succession of Great Britain Volume II, S. 276
    7 Linda Porter: Mary Tudor. The First Queen S. 144.
    8 Agnes Strickland: Lives of the Queens of Scotland and English Princesses connected with the Regal Succession of Great Britain Volume II, S. 281|"… she should be bestowed in marriage to his victorious general, the Earl of Huntley, but only asis 'base sister'…"
    9 Dulcie M. Ashdown: Tudor Cousins. Rivals for the Throne. 2000 Sutton Publishing, S. 54
    10 Alison Weir: Mary Queen of Scots and the Murder of Lord Darnley. 2009 Ballantine Books Trade Paperback Edition, S. 9
    11 Alison Weir: Mary Queen of Scots and the Murder of Lord Darnley. 2009 Ballantine Books Trade Paperback Edition, S. 10
    12 Alison Weir: Mary Queen of Scots and the Murder of Lord Darnley. 2009 Ballantine Books Trade Paperback Edition, S. 61
    13 Linda Porter: Mary Tudor. The First Queen S. 251–252.
    14 Dulcie M. Ashdown: Tudor Cousins. Rivals for the Throne. 2000 Sutton Publishing, S. 108
    15 Dulcie M. Ashdown: Tudor Cousins. Rivals for the Throne. 2000 Sutton Publishing, S. 109–110
    16 Alison Weir: Mary Queen of Scots and the Murder of Lord Darnley. 2009 Ballantine Books Trade Paperback Edition, S. 26
    17 Jane Dunn: Elizabeth and Mary. Cousins, Rivals, Queens. 2005 Vintage Books Edition, S. 194
    18 Alison Weir: Mary Queen of Scots and the Murder of Lord Darnley. 2009 Ballantine Books Trade Paperback Edition, S. 157
    19 Alison Weir: Mary Queen of Scots and the Murder of Lord Darnley. 2009 Ballantine Books Trade Paperback Edition, S. 428
    20 Alison Weir: Mary Queen of Scots and the Murder of Lord Darnley. 2009 Ballantine Books Trade Paperback Edition, S. 559. „... confessed to me, by sundry letters [...] the injury she did me by unjust pursuits which she allowed to go out againt me in her name, through bad information, but principally, she said, through the express orders of the queen of England and the persuasion of her council, who also took much solicitude that she and I might never come to good understanding together. But how soon she came to know of my innocence, she desisted from any further pursuit against me; nay, went so far as to refuse her consent to anything they should act against me in her name.“
    21 Alison Weir: Mary Queen of Scots and the Murder of Lord Darnley. 2009 Ballantine Books Trade Paperback Edition, S. 562–564
    22 Alison Weir: Mary Queen of Scots and the Murder of Lord Darnley. 2009 Ballantine Books Trade Paperback Edition, S. 562–564
    23 Dulcie M. Ashdown: Tudor Cousins. Rivals for the Throne. 2000 Sutton Publishing, S. 173
    24 History of Queen Elizabeth, Amy Robsart and the Earl of Leicester: being a reprint of „Leycesters commonwealth“, 1641 .. (1904) 1904, S. 44–45
    25 Alison Weir: Mary Queen of Scots and the Murder of Lord Darnley. 2009 Ballantine Books Trade Paperback Edition, S. 593

    Margaret heiratete Matthew Stewart (Stuart) in 1544. Matthew wurde geboren am 21 Sep 1516 in Dumbarton Castle; gestorben am 4 Sep 1571 in Stirling Castle. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 15. Lord Darnley Henry Stuart  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 7.12.1545/1546 in Temple Newsam House, Yorkshire; gestorben am 10 Feb 1567 in Abtei Kirk o'Field, Edinburgh.

  3. 8.  Maria I. von England (Tudor), Bloody Mary Maria I. von England (Tudor), Bloody Mary Graphische Anzeige der Nachkommen (4.Heinrich2, 1.Elizabeth1) wurde geboren am 18 Feb 1516 in Greenwich; gestorben am 17 Nov 1558 in St James’s Palace; wurde beigesetzt am 14 Dez 1558 in Westminster Abbey, London, England.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel (genauer): Königin von England und Irland (1553 bis 1558)

    Notizen:

    Die Ehe von Maria I. mit Philipp II. blieb kinderlos.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Maria_I._(England)

    Maria I. Tudor (englisch Mary Tudor), auch Maria die Katholische oder Maria die Blutige (* 18. Februar 1516 in Greenwich; † 17. November 1558 im St James’s Palace), war von 1553 bis 1558 Königin von England und Irland und der vierte Monarch des Hauses Tudor. Sie war die Tochter des Königs Heinrichs VIII. und seiner ersten Frau Katharina von Aragon. Als ihr Vater die Ehe vom englischen Klerus für nichtig erklären ließ und Anne Boleyn heiratete, wurde Maria dauerhaft von ihrer Mutter getrennt, zum königlichen Bastard erklärt und von der Thronfolge ausgeschlossen. Aufgrund ihrer Weigerung, Heinrich als Oberhaupt der Kirche von England und sich selbst als illegitime Tochter anzuerkennen, fiel Maria jahrelang in Ungnade und entging nur durch ihre letztliche Unterwerfung einer Verurteilung als Verräterin. Heinrich nahm sie 1544 wieder in die Thronfolge auf, legitimierte sie jedoch nicht.
    Nach dem frühen Tod ihres jüngeren Halbbruders König Eduard VI. setzte sich Maria gegen ihre protestantische Cousine und Rivalin Jane Grey durch und wurde zur ersten Königin Englands aus eigenem Recht gekrönt, womit erstmals in der englischen Geschichte eine Frau die uneingeschränkten Rechte eines Souveräns ausübte. Marias Herrschaft war geprägt von großen konfessionellen Spannungen, da Maria versuchte, den Katholizismus wieder als Staatsreligion zu etablieren. Unter ihrer Herrschaft wwurden fast dreihundert Protestanten hingerichtet. Die Nachwelt bezeichnete sie daher, je nach Standpunkt, mit den Beinamen „die Katholische“ oder „die Blutige“ (engl. Bloody Mary). Marias protestantische Halbschwester und Nachfolgerin Elisabeth I. machte Marias religionspolitische Maßnahmen wieder rückgängig.

    Kindheit und Jugend
    Maria Tudor wurde am 18. Februar 1516 als fünftes Kind König Heinrichs VIII. und seiner ersten Frau Katharina von Aragon im Palace of Placentia bei Greenwich geboren. Drei Tage nach ihrer Geburt wurde sie in der nahen Church of the Observant Friars getauft, gehalten wurde sie dabei von einer engen Freundin Königin Annes, Elizabeth Howard, der Ehefrau des Thomas Howard, 3. Duke of Norfolk.[1] Ihre Taufpaten wurden unter anderem der einflussreiche Kardinal Wolsey und ihre Verwandten Margaret Pole, 8. Countess of Salisbury und Katherine of York.[2] Ihre Namenspatronin war ihre Tante Mary Tudor.
    Anders als die übrigen Kinder Katharinas überstand Maria die ersten Lebensmonate. Der venezianische Botschafter Sebastian Giustiniani gratulierte dem König „zur Geburt seiner Tochter und dem Wohlbefinden ihrer heiteren Mutter, der Königin“, auch wenn es „noch erfreulicher gewesen wäre, wenn das Kind ein Sohn gewesen wäre.“[3] Heinrich ließ sich jedoch nicht entmutigen. „Wir sind beide jung; war es diesmal eine Tochter, so werden mit Gottes Gnade Söhne folgen.“[3] Der König machte keinen Hehl aus seiner Zuneigung für seine Tochter und erzählte Giustiniani stolz: „Bei Gott, dieses Kind weint niemals.“[4]
    In ihren ersten beiden Lebensjahren wurde Maria, wie es für königliche Kinder üblich war, von Gouvernanten und Ammen versorgt. Sie stand unter der Aufsicht einer früheren Hofdame der Königin, Lady Margaret Bryan, die später auch für die Erziehunng von Marias jüngeren Halbgeschwistern Elisabeth und Eduard verantwortlich war. Ab dem Jahr 1520 fiel diese Rolle Margaret Pole zu. Trotz ihres zarten Alters war Maria jedoch bereits eine wichtige Partie auf dem Heiratsmarkt. Sie war bislang die einzige Erbin, doch hoffte Heinrich weiterhin auf einen Sohn als Thronfolger. Obwohl England Frauen nicht prinzipiell von der Thronfolge ausschloss, war die Herrschaft der bislang einzigen Regentin Matilda von Unruhen und Krieg geprägt gewesen. Eine gekrönte Königin aus eigenem Recht hatte es in England bislang nicht gegeben und der Gedanke warf Fragen auf, ob der Adel sie akzeptieren würde, ob sie einen ausländischen Monarchen heiraten sollte und inwieweit eine solche Ehe England poolitisch abhängig machen würde.[5] Angesichts dieser Probleme zögerte Heinrich, Maria offiziell zur Thronfolgerin zu ernennen. Seine Tochter sollte stattdessen eine Ehe eingehen, um die politischen Bündnisse ihres Vaters zu festigen. So wurde sisie im Alter von zwei Jahren dem Dauphin Franz versprochen, dem Sohn des französischen Königs Franz I. Zu diesem Zweck fand eine Verlobung per Stellvertreter statt, in deren Verlauf die kleine Prinzessin Guillaume Bonnivet, den Stellvertreter des Dauphins, gefragt haben soll: „Seid Ihr der Dauphin? Wenn ja, möchte ich Euch küssen.“[6] Nach drei Jahren wurde die Verbindung jedoch wieder gelöst.
    Schon im Jahr 1522 schmiedete Heinrich mit dem Vertrag von Windsor ein zweites Ehebündnis. Marias neuer Ehemann in spe war ihr Cousin ersten Grades und Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Karl V. Katharina unterstützte diese Verlobung nach Kräften, indem sie im März 1522 dem spanischen Gesandten die Fähigkeiten ihrer Tochter vorführte. Dieser schrieb Karl V. voller Bewunderung, dass Maria die Eleganz, Fähigkeiten und Selbstkontrolle einer Zwanzigjährigen besitze.[7] Von diesem Zeitpunnkt an trug Maria häufig eine Brosche mit der Aufschrift The Emperour („der Kaiser“). Dennoch musste mit der Heirat bis zu Marias zwölftem Lebensjahr, dem damaligen Mindestalter für Eheschließungen, gewartet werden. Maria war erst fünf Jahre alt, Karl bereits einundzwanzig. Auch dieses Eheversprechen verlor wenige Jahre später seine Bedeutung, als Karl stattdessen die Prinzessin Isabella von Portugal heiratete.
    Als Prinzessin genoss Maria eine fundierte Ausbildung unter der Leitung ihrer Erzieherin Margaret Pole. Neben ihrer Muttersprache Englisch lernte sie Latein, Französisch und Italienisch. Außerdem wurde die junge Maria in Musik unterrichtet und durch Gelehrte wie Erasmus von Rotterdam mit den Wissenschaften vertraut gemacht. Großen Anteil an ihrer frühen Erziehung hatte ihre Mutter, die ihre Studien regelmäßig überprüfte und der es gelang, den spanischen Humanisten Juan Luis Vives an den englischen Hof zu holen. Auf Katharinas Befehl schrieb Vives die Werke De institutione feminae christianae und De ratione studii puerilis, die ersten Lehrschriften für zukünftige Königinnen. Auf seine Anregung hin las Maria die Werke von Cicero, Plutarch, Seneca und Platon sowie Erasmus’ Institutio Principis Christiani und Utopia von Thomas Morus.[8]
    Der König gewährte Maria 1525 das Privileg eines eigenen Hofstaats in Ludlow Castle in den Welsh Marches, das als Sitz des Council of Wales and Marches das Machtzentrum des Fürstentums Wales sowie oft als Sitz der Prince of Wales, der Thronfolger diente. Sie wurde damit also wie ein Thronfolger behandelt. Allerdings wurde sie nicht zur Princess of Wales ernannt, wie eigentlich üblich. Ihr Vater erhob gleichzeitig seinen Bastardsohn Henry Fitzroy zum Duke of Richmond und Somerset, überhäufte ihn mit königlichen Ämtern und schickte ihn an die nördlichen Grenzen des Reiches, wie einen Prinzen. Hoffnung auf einen legitimen männlichen Thronfolger hatte der König nicht mehr. Die Königin war äußerst verärgert über die Erhebung Fitzroys und protestierte, „kein Bastard sollte über die Tochter einer Königin erhoben werden.“[9] Stimmen wurden laut, der König erwäge vielleicht, Fitzroy statt Maria zum Thronfolger zu machen. Der König verhielt sich aber zweideutig und traf zunächst keine Entscheidung betreffs der Thronfolge.
    Im Jahr 1526 wurde auf Anregung von Kardinal Wolsey den Franzosen der Vorschlag unterbreitet, die Prinzessin nicht mit dem Dauphin zu verheiraten, sondern mit dessen Vater, dem König Franz I. von Frankreich. Eine solche Verbindung sollte in einer Allianz beider Länder münden. Da Franz bereits Söhne aus erster Ehe hatte, so der Vorschlag, würden die Thronfolgen von England und Frankreich getrennt bleiben und, falls Heinrich ohne weitere Nachkommen blieb, Marias Kinder den englischen Thron erben.[10] Ein neues Eheversprechen wurde unterzeichnet, das eine Heirat Marias mit Franz I. oder dessen zweitem Sohn Heinrich, dem Herzog von Orléans, vorsah. Zwei Wochen lang hielten sich französische Gesandte in England auf, denen die Prinzessin vorgeführt wurde und die sich von ihr beeindruckt zeigten. Allerdings gaben sie zu bedenken, dass sie „so dünn, zart und klein ist, dass es unmöglich ist, sie innerhalb der nächsten drei Jahre zu verheiraten“.[10]

    Verlust der Thronfolge
    Ab dem Jahr 1527 strebte Heinrich VIII. eine kirchliche Erklärung an, die Ehe mit Katharina für nichtig erklären zu lassen. Der König selbst behauptete, der Bischof von Orleans habe ihm die Frage gestellt, ob seine Ehe mit Katharina gültig sei, da Katharina vorher mit Heinrichs Bruder Arthur Tudor verheiratet gewesen war.[11] Im Fall der Nichtigkeit der Ehe wäre auch Maria für illegitim erklärt worden und hätte als keine angemessene Partie für einen französischen Prinzen gegolten. Heinrich hoffte, Katharinas Hofdame Anne Boleyn heiraten und mit ihr Söhne haben zu können. Katharina weigerte sich standhaft, Heinrichs Plänen zuzustimmen.
    Trotz der ehelichen Schwierigkeiten verbrachten Heinrich und Katharina noch immer gemeinsam Zeit mit ihrer Tochter, unter anderem im Sommer 1528, zu Weihnachten 1530 und im März 1531.[12] Es zeichnete sich jedoch früh ab, dass Anne Boleyn Maria misstraute. Als der König Maria im Juli 1530 besuchte, sandte Anne Boleyn Diener mit ihm, um zu erfahren, was er mit seiner Tochter besprach.[13] Der spanische Botschafter Eustace Chapuys berichtete Karl V. zudem, dass der König überlegte, Maria mit Annes Verwandten, den Howards, zu verheiraten.[14]
    Obwohl Papst Clemens VII. die Nichtigkeitserklärung der Ehe strikt ablehnte, trennte sich Heinrich VIII. im Juli 1531 von Katharina. Er erkannte in der Folge den Primat des Papstes nicht mehr an und erklärte sich mit Zustimmung des Parlaments mittels der Suprematsakte selbst zum Oberhaupt der katholischen Kirche in England.
    Im Januar 1533 heiratete der König seine mittlerweile schwangere Geliebte Anne Boleyn. Da ihr Kind nicht illegitim zur Welt kommen sollte, benötigte Heinrich ein kirchliches Dekret über die Nichtigkeit seiner ersten Ehe. Der Erzbischof von Canterbury, Thomas Cranmer, stellte nach einer Anhörung am 23. Mai die Ungültigkeit der Ehe zwischen Heinrich VIII. und Katharina von Aragon fest.[15] Diese Erklärung sollte Maria zur unversöhnlichen Feindin Cranmers werden lassen.
    Nachdem seine erste Ehe für nichtig erklärt worden war, verbot Heinrich Maria und Katharina jeglichen Kontakt zueinander. Dennoch schrieben sich die beiden weiterhin heimlich Briefe, die von treuen Dienstboten oder Chapuys befördert wurden. In diesen Briefen beschwor Katharina ihre Tochter, dem König in allem gehorsam zu sein, solange sie sich dabei nicht an Gott und ihrem eigenen Gewissen versündigte. Ende April erfuhr Maria erstmals von Heinrichs zweiter Heirat.[15] Nachdem Anne Boleyn im Mai zur neuen Königin von England gekrönt worden war, erkannte Heinrich VIII. Katharina nicht mehr als Königin an und befahl Maria, ihre Juwelen abzugeben. Chapuys hörte zudem, wie Anne Boleyn öffentlich prahlte, sie würde Maria zu ihrer Dienerin machen.[16]
    Als im September Anne Boleyn statt des erwarteten Jungen ein Mädchen, Elisabeth, zur Welt brachte, erkannte Heinrich Maria nicht mehr als legitime Tochter an. Sie verlor folglich ihren Status als Thronfolgerin und trug als illegitime Tochter dedes Königs nur noch den Titel einer Lady. Maria weigerte sich jedoch, ihrer Halbschwester den Titel zuzugestehen, der rechtmäßig ihr selbst zustand. Wie ihre Mutter und die römisch-katholische Kirche betrachtete sie die Ehe zwischen Katharina und Heinrich als gültig geschlossen und sich selbst daher als legitime Tochter Heinrichs. „Wenn ich dem Gegenteil zustimmte, beleidigte ich Gott“, erklärte sie und nannte sich „in allen anderen Dingen Eure gehorsame Tochter.“[17]
    Solange sich Katharina und Maria ihm widersetzten, sah Heinrich keine Möglichkeit, den konservativen Adel und die Königshäuser Europas von der Rechtmäßigkeit seiner Ehe mit Anne Boleyn zu überzeugen. Aus diesem Grund ging er nun härter gegen seiine Tochter vor. Er löste ihren Haushalt auf und sandte sie nach Hatfield in den Haushalt ihrer neugeborenen Halbschwester, der sie als Hofdame dienen sollte. Maria unterstand nun direkt Lady Shelton, einer Tante Anne Boleyns, und wurde von ihreren alten Freunden getrennt. Heinrich befürchtete möglicherweise, dass ihre Freunde Maria bestärken würden, und unternahm alles, um seine Tochter zu isolieren. Maria und auch die Bevölkerung schrieben diese Behandlung dem Einfluss der unpopuläreren Königin Anne zu. Anne Boleyn gab Lady Shelton nachgewiesenermaßen den Auftrag, Maria streng zu behandeln und sie zu ohrfeigen, sollte sie es wagen, sich als Prinzessin zu bezeichnen.[18] Auch bewohnte Maria laut Chapuys den schlechtesten Raum im ganzen Haus.
    Die schlechte Behandlung der früheren Prinzessin durch König und Königin brachte Maria Sympathien unter den einfachen Menschen, die in ihr weiterhin die legitime Thronerbin sahen. So jubelten sie Maria zu, wann immer sie sie sahen, und in Yorkshire gab sich ein junges Mädchen namens Mary für die Prinzessin aus mit der Behauptung, es sei ihr von ihrer Tante Mary Tudor vorhergesagt worden, dass sie zu einem Zeitpunkt ihres Lebens betteln gehen müsste.[19] Auch Mitglieder des konservativeven Adels waren Maria nach wie vor freundlich gesinnt, wie Nicholas Carew, Sir Francis Bryan und der Cousin des Königs Henry Courtenay, 1. Marquess of Exeter. Dennoch konnten auch sie nicht verhindern, dass Heinrich das Parlament am 23. März 1534 den First Act of Succession verabschieden ließ, der einzig Anne Boleyns Nachkommen als rechtmäßige Thronfolger anerkannte und alle Versuche, Maria wieder in die Thronfolge einzugliedern, bei Todesstrafe untersagte. Wer sich weigerte, den Eid auf diesen Akt zu leisten, wurde als Verräter hingerichtet, wie der Bischof John Fisher und der ehemalige Lordkanzler Thomas Morus.
    Maria weigerte sich standhaft, den Eid auf den Akt zu leisten, und zeigte sich widerspenstig, wann immer man sie aufforderte, ihrer Halbschwester den Vortritt zu lassen. Infolgedessen wuchs ihre Angst vor einem Anschlag auf ihr Leben durch Gift.[20] In dieser Zeit wurde Chapuys ihr engster Freund und Vertrauter, und sie bat ihn mehrmals, Karl V. zu überzeugen, ihr zu Hilfe zu kommen. 1535 gab es daher mehrere Pläne, sie aus England zu schmuggeln, die aber im Sande verliefen.
    Obwohl Heinrich entschlossen war, den Trotz seiner Tochter zu brechen, zeigte sich hin und wieder, dass er nach wie vor Zuneigung für Maria empfand. Als der französische Botschafter ihre Fertigkeiten pries, traten dem König Tränen in die Augen.[[21] Er sandte ihr seinen persönlichen Leibarzt William Butts, als sie krank wurde, und gestattete auch Katharinas Arzt und Apotheker, seine Tochter zu untersuchen. Im Januar 1536 starb Katharina schließlich, ohne ihre Tochter noch einmal gesehen zu haben. Da bei ihrer Obduktion eine schwarze Verfärbung ihres Herzens festgestellt wurde, glaubten viele, darunter auch Maria, dass Katharina vergiftet worden war.
    Anne Boleyn, der es bislang nicht gelungen war, ihren Status durch die Geburt eines männlichen Thronfolgers zu sichern, betrachtete Maria als echte Bedrohung. Zunehmend verzweifelt, sagte sie über Maria: „Sie ist mein Tod und ich bin ihrer.“[22] Nach Katharinas Tod fühlte sie sich unsicherer als je zuvor, da nach damaligem Recht Heinrich im Falle der Ungültigkeit einer Ehe mit Anne unter Umständen das eheliche Leben mit Katharine hätte wieder aufnehmen müssen.[23] Mehrmals bot Anne MaMaria an, zwischen ihr und ihrem Vater zu vermitteln, wenn Maria sie nur als Königin anerkennen würde. Maria weigerte sich jedoch, jemand anderen als ihre Mutter als Königin zu akzeptieren. Als Anne erkannte, dass sie wieder schwanger war, fühlte sie sich wieder sicher. Sobald ihr Sohn geboren war, so die Königin, wüsste sie, was mit Maria geschehen würde.[24] Sie erlitt jedoch am selben Tag, als Katharina beerdigt wurde, eine Fehlgeburt.
    Als 1536 auch Anne Boleyn die Gunst des Königs verlor und wegen angeblichen Ehebruchs hingerichtet wurde, hoffte Maria auf eine Verbesserung ihrer Lage. Jane Seymour, die neue Frau in Heinrichs Leben, hatte ihr schon zuvor versichert, dass sie ihr nach Kräften beistehen würde. Davon ermutigt schrieb Maria an den König und gratulierte ihm zu seiner neuen Heirat; Heinrich antwortete jedoch nicht. Solange Maria ihn nicht als Oberhaupt der Kirche von England und sich selbst als illegitim aanerkannte, weigerte er sich, sie als seine Tochter zu behandeln. Marias Halbschwester Elisabeth ging es nun ähnlich wie ihr wenige Jahre zuvor: Sie verlor ihren Platz in der Thronfolge und wurde zur Lady herabgestuft. Dies machte deutlich, dass Marias schwierige Lage vor allem von ihrem Vater und nicht allein von Königin Anne herbeigeführt worden war.

    Versöhnung mit Heinrich VIII.
    Um die Gunst Heinrichs VIII. wieder zu erlangen, war Maria zu Zugeständnissen bereit. Sie schwor, dem König treu zu dienen, „direkt nach Gott“[25], weigerte sich aber, den Eid auf ihn als Oberhaupt der Kirche von England zu leisten. Den protestantischen Glauben sah sie als Bildersturm an und als Enteignung der Kirche, deren Besitztümer in die Taschen des opportunistischen Adels wanderten. Zwischen ihr und dem Minister Thomas Cromwell entspann sich ein Briefwechsel, in dem Maria ihn einerseits um Vermittlung im Konflikt mit ihrem Vater bat, andererseits darauf bestand, dass sie keine weiteren Zugeständnisse machen konnte. Heimliche Briefe ihrer Mutter bestärkten sie darin, Entscheidungen nicht aufgrund von politischen Notwendidigkeiten zu fällen, sondern Gott und ihr Gewissen als die höchste Instanz zu betrachten. Im Konflikt mit ihrem Vater führte sie daher immer wieder an, dass „mein Gewissen mir nicht erlaubt zuzustimmen“.[26] Heinrich jedoch war nicht bereit, einine bedingte Kapitulation anzunehmen, und erhöhte den Druck auf Marias Freunde bei Hofe. So wurde u.a. Francis Bryan verhört, ob er geplant habe, Maria wieder in die Thronfolge einzugliedern, und Henry Courtenay verlor seinen Posten als Gentleman der Privy Chamber. Auch wurde Maria zugetragen, dass sie, sollte sie sich weiterhin widersetzen, als Verräterin verhaftet und verurteilt werden würde.[25]
    Cromwell, verärgert über Maria und unter Druck Heinrichs, erklärte Maria, dass sie, sollte sie nicht nachgeben, auf immer seine Unterstützung verlieren würde. Er nannte sie ärgerlich „die dickköpfigste, halsstarrigste Frau, die es je gegeben hat“.[27] Chapuys und Marias Freunde beschworen sie, sich dem König zu unterwerfen. Schließlich gab Maria nach. Am 22. Juni 1536 unterzeichnete sie ein von Cromwell aufgesetztes Schriftstück Lady Mary’s Submission („Lady Marias Unterwerfung“), in ddem sie eine Ungültigkeit der Ehe ihrer Eltern und den illegitimen Status als illegitime Tochter akzeptierte und den König als Oberhaupt der Kirche anerkannte. Damit hatte sie ihr Leben und das ihrer Freunde gerettet, doch gleichzeitig war alleses, wofür sie und ihre Mutter gekämpft hatten, zunichte. Heimlich beauftragte sie Chapuys, ihr eine päpstliche Absolution zu besorgen. Chapuys schrieb besorgt an Karl V.: „Diese Angelegenheit der Prinzessin hat ihr größere Qualen bereitet als Ihr glaubt.“[28] Historiker gehen davon aus, dass diese Krise Maria dazu brachte, in späteren Jahren ihr Gewissen und ihren Glauben kompromisslos zu verteidigen.[29]
    Drei Wochen später sah Maria ihren Vater zum ersten Mal nach fünf Jahren wieder und traf bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal ihre neue Stiefmutter, Jane Seymour. Jane hatte sich beim König mehrere Male für Maria eingesetzt und zwischen den beiden entstand ein freundschaftliches Verhältnis. Nun, da Maria nachgegeben hatte, hieß Heinrich sie wieder am Hof willkommen, er gab ihr erneut einen eigenen Haushalt, und es wurde sogar über eine neue Verlobung für sie gesprochen.[25] Doch obwohl Maria wieder als Tochter des Königs behandelt wurde, behielt sie den illegitimen Status, der sie nach damaligem Recht von jeglicher Erbfolge ausschloss. Im Herbst 1537 wurde schließlich der langersehnte Thronfolger Eduard geboren und Maria wurde seine Taufpatin.[25] Nur wenig später starb seine Mutter Jane Seymour. Maria wurde die Ehre zuteil, auf einem schwarzen Pferd dem Trauerzug voranzureiten. In den folgenden Monaten kümmerte sie sich um den kleinen Eduard, der ihr laut einem Bericht der Hofdame Jane Dormer „viele Fragen stellte, ihr Geheimhaltung versprach und ihr solchen Respekt und solche Verehrung entgegenbrachte, als wäre sie seine Mutter.“[30]
    Jane Seymours Tod blieb nicht der einzige Verlust Marias. 1538 geriet die Familie Pole unter Verdacht, in der sogenannten Exeter-Verschwörung gegen Heinrich zu konspirieren, darunter auch Margaret Pole, Marias einstige Gouvernante. Marias alte Freunde Henry Courtenay, Henry Pole und Nicholas Carew wurden als Verräter hingerichtet, Margaret Pole im Tower of London inhaftiert und im Jahr 1541 ebenfalls enthauptet. Cromwell warnte Maria in dieser Zeit davor, Fremde in ihren Haushalt aufzunehmen[25], da sie nach wie vor ein Fokus für Widerstand gegen die Religionspolitik des Königs war.
    Auch erlebte sie in diesen Jahren weitere Eheschließungen ihres Vaters. Von seiner vierten Ehefrau, Anna von Kleve, ließ sich Heinrich im Jahr 1540 schon nach kurzer Zeit wieder scheiden. Die fünfte, Catherine Howard, eine Cousine Anne Boleyns, war einige Jahre jünger als Maria. Zunächst gab es Spannungen zwischen den beiden wegen angeblicher Respektlosigkeit Marias gegenüber der neuen Königin, die darin gipfelten, dass Catherine beinahe zwei Hofdamen Marias entließ. Dennoch gelang es Maria, Catherine zu versöhnen. Sie erhielt die Erlaubnis des Königs, sich dauerhaft bei Hofe aufzuhalten. 1541 begleitete sie Heinrich und Catherine auf deren Reise in den Norden. Catherine endete 1542 wie zuvor Anne Boleyn auf dem Schafott.
    Catherine Parr, die sechste und letzte Frau Heinrichs, verbesserte Marias Lage am Hof weiter und führte Vater und Tochter enger zusammen. Maria scheint den Rest von Heinrichs Regierungszeit in Gesellschaft Catherine Parrs bei Hofe verbracht zu haben.[25] Sie und Catherine Parr hatten viele gemeinsame Interessen. Gemeinsam mit ihrer Stiefmutter übersetzte sie Erasmus von Rotterdam und las mit ihr humanistische Bücher.[25] Außerdem war sie eine begnadete Reiterin und ging gerne auf die Jagd. Bekannt war sie für ihre Vorliebe für Mode, Juwelen und Kartenspiele, bei denen sie mitunter größere Summen wettete. Ihre Leidenschaft für Tanz sorgte für einen Tadel ihres jüngeren Bruders Eduard, der Catherine Parr schrieb, Maria sollte nicht mehr an fremdländischen Tänzen und allgemeinen Belustigungen teilnehmen, da es sich für eine christliche Prinzessin nicht schicke.[25] Auch musizierte sie leidenschaftlich gern.
    Im Jahr 1544 legte Heinrich im dritten Act of Succession die Thronfolge endgültig fest und ließ ihn vom Parlament ratifizieren. Sowohl Maria als auch Elisabeth wurden wieder in die Thronfolge aufgenommen, Maria an zweiter, Elisabeth an dritter Stelle nach Eduard. Doch obwohl die beiden damit wieder ihren Platz in der Erbfolge hatten, legitimierte Heinrich seine Töchter nach wie vor nicht, in der damaligen Zeit ein eklatanter Widerspruch. Laut damaligem Gesetz war es Bastarden nicht erlaubt, den Thron zu erben, was zu diversen Versuchen führen sollte, sowohl Maria als auch Elisabeth vollständig von der Thronfolge auszuschließen.

    Mehr unter oben stehendem Link der Wikipedia..

    Thronbesteigung
    Angesichts der ständigen Konflikte über den Glauben mit Maria befürchtete Eduard zu Recht, dass seine Schwester nach seinem Tod alle Reformen wieder rückgängig machen und England wieder unter die Herrschaft des Papstes bringen wollte. Aus diesem Grund brach Eduard mit der Thronfolgeregelung seines Vaters Heinrich, um Maria von der Thronfolge auszuschließen. Seine Begründung dafür war, sie sei nie wieder als legitime Tochter Heinrichs anerkannt worden. Zudem bestehe die Möglichkeit, dass sie einen Ausländer heiraten könne, der anschließend in England die Macht ergreifen würde.[25] Da dies auch auf seine Schwester Elisabeth zutraf, wurde auch sie von der Thronfolge ausgeschlossen.[40] Stattdessen vermachte Eduard die Krone Lady Jane Grey, einer protestantischen Enkelin seiner verstorbenen Tante Mary Tudor, die kurz zuvor John Dudleys Sohn Guildford geheiratet hatte. Inwieweit John Dudley für die Änderung der Thronfolge verantwortlich ist, ist in der Forschung umstritten. Während traditionell angenommen wird, Dudley habe Eduard aus Ehrgeiz überredet, das Testament zugunsten Jane Greys zu ändern, ist Eric Ives der Ansicht, Dudley habe Eduard lediglich auf Schwächen in seinem Thronfolgeplan hingewiesen und Eduard sich eigenständig für Jane als Erbin entschieden.[41]

    Die Herrscher
    des Hauses Tudor 1485–1603
    1485–1509 Heinrich VII.
    1509–1547 Heinrich VIII.
    1547–1553 Eduard VI.
    1553–1553 Lady Jane Grey
    1553–1558 Maria I.
    1558–1603 Elisabeth I.

    Am 2. Juli wurden Maria und Elisabeth bei einem Gottesdienst erstmals aus den Gebeten für die königliche Familie ausgeschlossen.[42] Einen Tag später erhielt Maria, die sich auf dem Weg nach London befand, eine Warnung, Eduards Tod stehe unmittelbar bevor und es gebe Pläne, sie gefangen zu setzen. In der Nacht des 4. Juli ritt Maria daraufhin eilig nach Kenninghall in Norfolk, wo sie Anhänger um sich scharen und im Zweifelsfall nach Flandern fliehen konnte.[42] John Dudley, der ihre Beereitschaft, um den Thron zu kämpfen, unterschätzte, entsandte seinen Sohn Robert Dudley, um Maria gefangen zu nehmen. Historiker vermuten, dass Dudley entweder nicht viel auf die Pläne einer Frau gab oder hoffte, dass Maria mit Hilfe von Karl V. außer Landes fliehen und damit ihren Thron aufgeben würde.[43] Robert Dudley gelang es jedoch nicht, Maria einzuholen, und er musste sich damit begnügen, ihre Anhänger daran zu hindern, zu ihr nach Kenninghall zu gelangen.[44] Selbst der spanische Botschafter hielt es für unwahrscheinlich, dass Maria ihren Anspruch würde durchsetzen können.[45]
    Am 9. Juli schrieb Maria an Janes Kronrat und proklamierte sich selbst zur Königin von England. Für den Kronrat stellte der Brief eine Kriegserklärung dar. Daher wurde eine Armee aufgestellt, die unter der Führung John Dudleys nach Ostanglia ziehen und Maria als Rebellin gegen die Krone gefangen nehmen sollte. Auch wurden in London Pamphlete gedruckt, die Maria als Bastard deklarierten und davor warnten, dass sie im Falle ihrer Machtergreifung „Papisten und Spanier“[46] in das Land bringen würde. Doch für die Mehrheit der Bevölkerung war Maria ungeachtet der religiösen Bedenken die rechtmäßige Thronerbin. Unterstützt von ihren Freunden und Bediensteten mobilisierte Maria den Landadel, der ihr seine bewaffneten Leibtruppen, sogenannte retainer, zur Verfügung stellte. Zu ihren höchstrangigen Verbündeten gehörten Henry Radclyffe, 4. Earl of Sussex, und John Bourchier, 2. Earl of Bath. Am 12. Juli zog sie mit ihrer wachsenden Anhängerschar nach Framlingham Castle in Suffolk, eine Festung, die sich im Zweifelsfall gut verteidigen ließ. Ihre Anhänger proklamierten sie in diversen englischen Städten zur Königin. Die begeisterte Zustimmung der Bevölkerung ließ Maria auch Städte gewinnen, die sich vorher für Jane erklärt hatten.[47] Allmählich wendete sich das Blatt zu Marias Gunsten. Schiffsbesatzungen meuterten gegen ihre Vorgesetzten und liefen zu Maria über.[47]
    Am 15. Juli näherte sich Dudleys Armee Framlingham. Marias Befehlshaber bereiteten ihre Truppen vor, und die Prinzessin selbst mobilisierte ihre Anhänger mit einer flammenden Rede, laut der John Dudley „auf verräterische Weise, durch lang anhaltltenden Verrat die Vernichtung ihrer königlichen Person, des Adels und das Allgemeinwohl dieses Königreiches plante und immer noch plant“.[48] Das Regime brach am 18. Juli zusammen. Der Staatsrat in London stürzte Dudley in seiner Abwesenheit unund setzte hohe Belohnungen auf seine Gefangennahme aus.[49] Die Ratsmitglieder wollten sich rechtzeitig auf die Seite von Maria schlagen, deren Zuspruch in der Bevölkerung stetig anstieg. Am 19. Juli schwand der Zuspruch für Dudley gänzlich, als diverse Adlige den Tower und damit Jane Grey verließen und sich in Baynard’s Castle trafen, um Marias Nachfolge vorzubereiten. Unter ihnen befanden sich George Talbot, 6. Earl of Shrewsbury, John Russell, 1. Earl of Bedford, William Herbert, 1. Earl of Pembroke und Henry FitzAlan, 19. Earl of Arundel.[25] Am Abend des 20. Juli schließlich riefen ihre Herolde in London Maria zur Königin von England und Irland aus. John Dudley in Cambridge resignierte daraufhin und proklamierte gleichfalls Maria zur Königin. Wenig später wurde er von Arundel verhaftet. Am 25. Juli wurde er mit seinen Söhnen Ambrose und Henry nach London gebracht und im Tower inhaftiert.
    Am 3. August zog Maria zusammen mit ihrer Schwester Elisabeth, die ihren Thronanspruch unterstützt hatte, triumphierend in London ein und nahm zeremoniell den Tower in Besitz. Wie es zum Amtsantritt eines neuen Monarchen üblich war, begnadigte sie zahlreiche im Tower inhaftierte Gefangene, unter anderem die hochrangigen Katholiken Thomas Howard, 3. Duke of Norfolk, Edward Courtenay, 1. Earl of Devon und Stephan Gardiner. Letzteren ernannte sie zu ihrem Lordkanzler. Jane Grey und ihr Ehhemann Guildford Dudley hingegen, die sich seit Janes Proklamation im Tower aufgehalten hatten, wurden unter Arrest gestellt. Zunächst war auch Janes Vater Henry Grey, 1. Duke of Suffolk Gefangener der Krone, er wurde jedoch freigelassen, nachdedem Janes Mutter Frances Brandon, Marias Cousine, bei der Königin für ihre Familie gebeten hatte.[50] Da Maria sich von Frances und später Jane überzeugen ließ, dass Jane die Krone nur auf Druck Dudleys angenommen hatte, begnadigte sie ihre junge Verwandte und deren Vater zunächst. Anders als Henry Grey blieben Jane und Guildford dennoch unter Arrest. John Dudley dagegen wurde des Hochverrats angeklagt und am 22. August hingerichtet.
    Maria regierte aufgrund der Thronfolgeregelung von 1544 de jure vom 6. Juli an, de facto aber erst seit dem 19. Juli. Am 27. September zogen sie und Elisabeth in den Tower ein, wie es kurz vor der Krönung eines neuen Monarchen Sitte war. Am 30. September zogen sie in einer großen Prozession, an der auch ihre Stiefmutter Anna von Kleve teilnahm, in den Palace of Westminster. Augenzeugen zufolge war Marias Krone sehr schwer, weshalb sie ihren Kopf mit den Händen abstützen musste.[51] Auch wirkte sie deutlich steif und zurückhaltend, während ihre Schwester Elisabeth das Bad in der Menge genoss.[52] Am 1. Oktober 1553 wurde Maria in Westminster Abbey zur Königin gekrönt. Da es in England die erste Krönung einer Königin aus eigenem Recht war, unterschied sich die Zeremonie von der Krönung einer Königsgemahlin. So erhielt sie, wie es bei der Krönung männlicher Monarchen üblich war, zeremoniell Schwert und Sporen überreicht, sowie die Zepter sowohl des Königs als auch der Königin.[53]

    Mehr unter oben stehendem Link der Wikipedia..

    Tod und Nachfolge
    In ihren letzten Jahren ging es der Königin körperlich und seelisch schlecht. War sie in ihrer Jugend noch eine anerkannte Schönheit gewesen, wurde sie in ihren letzten Jahren oft als älter aussehend als sie war beschrieben, Zeitgenossen zufolge aufgrund von Sorgen.[104] Sie litt oft an depressiven Verstimmungen, und ihre Unbeliebtheit machte ihr zu schaffen. Der venezianische Botschafter Giovanni Michieli berichtete, wie groß der Unterschied zum Beginn ihrer Herrschaft war, als sie beim Volk solche Beliebtheit genoss, „wie sie noch keinem Herrscher dieses Königreiches gezeigt wurde.“[105] Hinzu kamen gesundheitliche Probleme, die Maria seit ihrer Jugend quälten, unter anderem starke Menstruationsbeschwerden. In ihren späteren Jahren wurde sie gegen diese Beschwerden oft zur Ader gelassen, wodurch sie oft bleich und ausgemergelt wirkte.[104]
    Trotz ihrer angeschlagenen Gesundheit hoffte Maria weiterhin, ein Kind zur Welt zu bringen. Nach Philipps Besuch in England erlebte Maria eine zweite Scheinschwangerschaft. Diesmal teilte sie ihm ihren Zustand erst mit, als sie sich laut ihren Berechnungen im 6. Monat befand. Philipp, der sich nach wie vor auf dem Kontinent befand, drückte in einem Brief zwar seine Freude aus, verhielt sich aber abwartend, da in England viele Menschen Zweifel an der Schwangerschaft hegten.[106] Als sich der 9. Monat näherte, verfasste Maria am 30. Mai 1558 für den Fall ihres Todes während der Geburt ihr Testament. Darin bestimmte sie ihr Baby als ihren Nachfolger und ernannte Philipp bis zur Volljährigkeit des Thronfolgers zum Regenten. Da diesmal von Anfang an Zweifel an einer Schwangerschaft bestanden, wurden keine Geburtsräume vorbereitet.
    Marias Gesundheitszustand verschlechterte sich zusehends. Sie litt an Fieberanfällen, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen und Sehschwierigkeiten.[107] Im August erkrankte sie an Influenza und wurde in den St James’s Palace gebracht. Dort verfasste sie einen Zusatz für ihr Testament, in dem sie zugab, dass sie nicht schwanger war und die Krone an denjenigen fallen sollte, der laut den Gesetzen des Landes dazu berechtigt war. Noch immer zögerte sie, Elisabeth als ihre Erbin zu benennen, obwohl sie von den Spaniern und ihrem Parlament dazu gedrängt wurde, die vermeiden wollten, dass Maria Stuart den Thron erbte. Am 6. November gab Maria schließlich nach und benannte Elisabeth offiziell als ihre Erbin und Thronfolgerin. Kurz vor Mitteternacht am 16. November erhielt sie die letzten Riten. Sie starb am 17. November 1558 mit zweiundvierzig Jahren zwischen fünf und sechs Uhr morgens.[108] Sechs Stunden nach ihrem Tod wurde Elisabeth zur Königin proklamiert, weitere sechs Stunden später starb auch Marias alter Freund Reginald Pole.
    Marias Leichnam wurde, wie damals üblich, einbalsamiert und drei Wochen lang aufgebahrt. Am 13. Dezember wurde sie in einer großen Prozession und mit allen Ehren, die einer Königin gebührten, nach Westminster Abbey überführt, wo am nächsten Tag die eigentliche Beisetzung stattfand. Angeführt wurde der Trauerzug von ihrer geliebten Cousine Margaret Douglas.[109] Der Bischof von Winchester, der sie und Philipp getraut hatte, hielt einen warmherzigen Nachruf über ihre Stärken und Verdienste, ihre Tapferkeit in kritischen Situationen und ihr soziales Gewissen den Benachteiligten gegenüber. Allerdings übte er in dieser Rede auch subtile Kritik an Elisabeth, weshalb sie ihn am nächsten Tag unter Hausarrest stellen ließ.[110]
    Elisabeth selbst wurde im Jahr 1603 ebenfalls in Westminster Abbey begraben. Drei Jahre später ordnete ihr Nachfolger Jakob I. eine Überführung ihres Leichnams an, da er ihre Grabstätte neben Heinrich VII. und Elizabeth of York für sich selbst beanspruchte. Stattdessen wurde Elisabeth in Marias Grab beigesetzt, über dem Sarg ihrer Schwester. Jakob stiftete Elisabeth ein großes Monument, auf dem Maria nur am Rande erwähnt wird. Die Übersetzung der lateinischen Inschrift auf ihren Grabsteinen lautet:
    „Partner beide in Thron und Grab,
    hier ruhen wir, die beiden Schwestern,
    Elisabeth und Maria,
    in der Hoffnung auf eine Auferstehung.“
    Das Original lautet:
    „Regno consortes et urna, hic obdormimus Elizabetha et Maria sorores, in spe resurrectionis.“

    Titel
    Mit der Thronbesteigung wurde Maria mit demselben Titel zur Königin proklamiert wie ihre direkten Vorgänger Heinrich VIII. und Eduard VI:
    Maria, durch Gottes Gnaden, Königin von England, Frankreich und Irland, Bewahrer des Glaubens und Oberhaupt der Kirche von England und Irland. Den Titel des Königs von Frankreich beanspruchten die Könige von England traditionell in Anlehnung an die englischen Territorien auf französischem Gebiet, die sie vor dem Hundertjährigen Krieg innegehabt hatten. Obwohl der Titel bis zum Jahr 1802 beibehalten wurde, übte der englische Monarch keinerlei Macht in Frankreich aus.
    Nach der Heirat mit Philipp von Spanien wurde das Ehepaar mit König und Königin betitelt. Der offizielle Name lautete:
    Maria und Philipp, durch Gottes Gnaden, König und Königin von England, Frankreich, Neapel, Jerusalem und Irland, Bewahrer des Glaubens, Prinzen von Spanien und Sizilien, Erzherzöge von Österreich, Herzöge von Mailand und Brabant, Grafen von Habsburg, Flandern und Tirol.
    Mit der Thronbesteigung Philipps änderte sich der Titel erneut:
    Maria und Philipp, durch Gottes Gnaden, König und Königin von England, Spanien, Frankreich, Beider Sizilien, Jerusalem und Irland, Bewahrer des Glaubens, Erzherzöge von Österreich, Herzöge von Mailand und Brabant, Grafen von Habsburg, Flandern und Tirol.

    Mehr unter oben stehendem Link der Wikipedia..

    Maria heiratete König Philipp II. von Spanien (von Habsburg) am 25 Jul 1554 in Kathedrale von Winchester. Philipp (Sohn von Kaiser Karl V. von Spanien (von Habsburg) und Isabella (Elisabeth) von Portugal (Avis)) wurde geboren am 21 Mai 1527 in Valladolid, Spanien; gestorben am 13 Sep 1598 in Escorial-Palast bei Madrid. [Familienblatt] [Familientafel]


  4. 9.  Henry FitzroyHenry Fitzroy Graphische Anzeige der Nachkommen (4.Heinrich2, 1.Elizabeth1) wurde geboren in Jun 1519 in Blackmore, Essex; gestorben am 23 Jul 1536 in St James’s Palace in London.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel (genauer): 1. Duke of Richmond and Somerset

    Notizen:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Henry_Fitzroy,_1._Duke_of_Richmond_and_Somerset

    Henry Fitzroy, 1. Duke of Richmond and Somerset (* um Juni 1519 in Blackmore, Essex; † 23. Juli 1536 im St James’s Palace in London), war der illegitime Sohn von Heinrich VIII. mit seiner Geliebten Elizabeth Blount. Es war der einzige außereheliche Nachwuchs, den Heinrich VIII. offiziell anerkannte. Von seinem Vater vielgeliebt und mit königlichen Würden überhäuft, gab es während seiner Lebenszeit den Gedanken, er könnte eines Tages der nächste König von England werden, bevor ihn ein früher Tod im Alter von nur 17 Jahren ereilte.

    Leben
    Bedeutung seiner Geburt
    Als Henry Fitzroy geboren wurde, war sein Vater, König Heinrich VIII., seit zehn Jahren mit seiner Königin Katharina von Aragon verheiratet. Trotz mindestens sechs Schwangerschaften der Königin hatte aber nur ein einziges Kind, Prinzessin Maria, die ersten Wochen des Lebens überstanden und der König wartete sehnsüchtig darauf, dass doch noch ein männlicher Thronerbe geboren werden würde. Henry Fitzroys Geburt bestätigte ihm, dass er zumindest fähig war, gesunde Söhne zu zeugen. Hocherfreut soll er angeblich ein rauschendes Fest anlässlich der Geburt seines Sohnes gefeiert haben und gab ihm den Nachnamen Fitzroy - Sohn des Königs.
    Henry Fitzroys Taufpate war der Kardinal Thomas Wolsey, Vertrauter und gleichzeitig wichtigster Minister des englischen Königs.[1] In seinem Haushalt wuchs der Junge zunächst auch auf. Die Affäre zwischen seiner Mutter und dem englischen König sscheint nicht lange über die Geburt von Henry Fitzroy hinaus bestanden zu haben. Sie wurde 1522 mit Wolseys Hilfe mit Gilbert Tailboys verheiratet, der eine Reihe von Auszeichnungen durch den englischen König erhielt und später zum Baron erhoben wurde.[1] Der König hatte zu diesem Zeitpunkt bereits eine neue Mätresse, Mary Boleyn.

    Erhebung zum Duke und Thronfolgefrage
    Nachdem sein Vater ihn im April bereits als Ritter in den Hosenbandorden aufgenommen hatte, wurde Fitzroy kurz nach seinem sechsten Geburtstag, am 18. Juni 1525, in einer feierlichen Zeremonie zum Earl of Nottingham und anschließend zum Duke oof Richmond und Somerset erhoben.[2] Diese Titel waren allesamt mit der königlichen Familie verknüpft (Richmond war der Titel, den Heinrich VII. - Fitzroys Großvater - vor seiner Krönung trug) und er erhielt Vorrang vor allen anderen Untertanen, außer einem legitim geborenen Sohn.
    Außerdem wurden dem Jungen u. a. die Ämter des Lord Admiral von England, des Lieutenant-General north of the Trent und des Warden-General of the Marches against Scotland gegeben. Eine solche Ansammlung an Titeln und Ämtern war nie zuvor einem englischen Untertanen gegeben worden, schon gar nicht einem Kind. Zudem wurde für Fitzroy ein eigener Haushalt mit einem Rat und allen wichtigen Haushaltsoffizieren in Sherrif Hutton Castle in Yorkshire eingerichtet, wo er nomineller Kopf einer Regionalregierung für den Norden sein sollte.[3] Dies gab Fitzroy dieselbe symbolische Bedeutung wie einem legitimen Prinzen, denn königliche Kinder wurden oft als nominelle Regionalherrscher an die Grenzen des Reiches geschickt.[4]
    Die Implikation dieser bemerkenswerten Erhebung seines Sohnes war deutlich. Der König hatte auch nach 16 Jahren Ehe keinen legitimen Sohn und dies würde so bleiben, denn die mittlerweile 40-jährige Königin war nicht mehr im gebärfähigen Alter. Die Königin, deren Mutter selbst legitime Herrscherin Kastiliens gewesen war, sah kein Problem in einer weiblichen Thronfolge und bereitete ihre Tochter Maria als Thronfolgerin vor. Doch England hatte nie zuvor eine Königin gehabt und der König befürchtete, wie viele seiner Untertanen, dass eine Königin Maria England zwangsläufig zu einem Vasallenstaat ihres Mannes machen würde, sobald sie heiratete.
    Mit Fitzroys Erhebung schien es also, als würde der König seinen Bastardsohn als zukünftigen König vorbereiten und die Königin machte ihr Missfallen deutlich. Im Monat darauf wurde Prinzessin Maria ebenfalls mit einem eigenen großen Haushalt ausgestattet und als nominelle Regentin nach Ludlow Castle in Wales geschickt, wie es traditionell Sitte für den Thronfolger war.
    Der König konnte sich offenbar nicht zwischen seinem illegitimen Sohn und seiner legitimen Tochter entscheiden.

    Ehe
    Bereits in seiner Kindheit waren immer wieder mögliche Ehen für Henry Fitzroy in Betracht gezogen worden, u. a. mit einer spanischen Prinzessin. Wenn auch illegitim, stellte er als Sohn des Königs von England und möglicher Thronfolger eine wertvolle Figur auf dem Feld der Ehepolitik Europas dar, was auch ausländische Beobachter erkannten. Schließlich war er "bereits so ausgestattet, Staat zu halten wie ein großer Fürst und könnte leicht durch den König zu noch höheren Dingen erhoben werden".[5] Kurzfristig schlug der päpstliche Gesandte Campeggio sogar vor, einen Dispens auszustellen, der es erlaubte ihn mit seiner Schwester Maria zu verheiraten, um das englische Thronfolgeproblem zu lösen und den König von seinen Scheidungsabsichten abzulenken.
    Die Ehe, die der 15-jährige Fitzroy schließlich einging, war daher überraschend, denn seine Braut war keine ausländische Prinzessin, sondern Lady Mary Howard, die älteste Tochter von Thomas Howard, 3. Duke of Norfolk. Die Ehe zählte zu einem deer ambitionierten Heiratsprojekte, mit denen der Duke of Norfolk den Einfluss der Howards stärken wollte und war von Königin Anne Boleyn, Norfolks Nichte und Marys Cousine, so erfolgreich beim König beworben worden, dass dieser erstaunlicherweise nicht einmal eine Mitgift der Braut verlangte.
    Anscheinend wurde die Ehe allerdings nicht vollzogen, denn nach Fitzroys Tod, zwei Jahre später, hatte Mary große Probleme, den Anspruch auf ihre Witwenrente geltend zu machen.

    Tod
    Die erfolgversprechende Karriere von Henry Fitzroy nahm ein Ende, als er am 23. Juli 1536, nur wenige Wochen nach seinem 17. Geburtstag, starb. Schon seit einiger Zeit war bekannt gewesen, dass er krank war, und die Ärzte hatten ihn als "schwindsüchtig und unheilbar" diagnostiziert.[6] Es kann sich aber auch um eine andere ernsthafte Lungenerkrankung gehandelt haben.
    Moderne Biografen, wie etwa die Catherine-Howard-Biografin Joanna Denny, halten auch einen Giftanschlag auf den Königssohn für nicht ausgeschlossen.[7] Als Grund nimmt Joanna Denny an, dass Henry Fitzroy einen militärischen Aufstand gegen seinen Vater plante.



    Fiktionale Darstellung
    Die kanadische Fantasy-Autorin Tanya Huff baute Henry Fitzroy in ihre „Blood...“-Bücherreihe ein: Henry Fitzroy ließ sich darin aus freiem Willen von seiner Geliebten, einer Vampirin, verwandeln. Die Handlung der Buchserie ist die Gegenwart, Bezüge zu den historischen Ereignissen oder Personen werden jedoch gelegentlich gegeben. Aufbauend auf dieser Buchreihe, kommt Henry Fitzroy auch als Charakter in der kanadischen Serie Blood Ties vor. In der Fernsehserie Die Tudors taucht Henry Fitzroy ebenfalls auf, stirbt dort aber bereits als Dreijähriger an der Schweißkrankheit.
    Literatur
    • Beverly A. Murphy: Bastard Prince, Henry VIII's Lost Son. Neuauflage. The History Press, Stroud 2004, ISBN 0-7509-3709-2
    • Joanna Denny: Katherine Howard. A Tudor Conspiracy. Porträt, London 2005, ISBN 0-7499-5120-6
    Weblinks
     Commons: Henry Fitzroy, 1. Duke of Richmond and Somerset – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    • Webpage über Henry Fitzroy
    • Artikel in The Guardian über Untersuchungen an Fitzroys Gruft 2011


  5. 10.  Königin Elisabeth I. von England (Tudor)Königin Elisabeth I. von England (Tudor) Graphische Anzeige der Nachkommen (4.Heinrich2, 1.Elizabeth1) wurde geboren am 7 Sep 1533 in Greenwich; gestorben am 24 Mrz 1603 in Richmond; wurde beigesetzt am 28 Apr 1603 in Westminster Abbey, London, England.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Ursache: Die Königin wurde im Februar schwer krank. Sie litt an Schwäche und Schlaflosigkeit und starb.
    • Titel (genauer): Königin von England (1558 bis an ihr Lebensende 1603)

    Notizen:

    Elisabeths Nachfolger wurde König Jakob VI. von Schottland, der Sohn Maria Stuarts und Urenkel der Schwester Heinrichs VIII., Margaret Tudor. Er wurde nur wenige Stunden nach Elisabeths Tod zum König von England ausgerufen, nachdem die Frage der Thronfolge zuvor umstritten gewesen war. Er nannte sich fortan Jakob I. von England und Schottland und vereinigte damit als erster englischer König die beiden Königreiche England und Schottland.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_I.

    Elisabeth I., englisch Elizabeth I., eigentlich Elizabeth Tudor, auch bekannt unter den Namen The Virgin Queen, The Maiden Queen („Die jungfräuliche Königin“), Gloriana oder Good Queen Bess (* 7. September 1533 in Greenwich; † 24. März 1603 in Richmond), war von 1558 bis an ihr Lebensende Königin von England.
    Elisabeth war die Tochter von Heinrich VIII. und das fünfte und letzte Mitglied der Tudor-Dynastie auf dem englischen Thron. Ihre Mutter war Anne Boleyn.[1] Ihre Regierungszeit als Königin von England und Irland von 1558 bis 1603 wird als Elisabethanisches Zeitalter bekannt. In jener Zeit erhielt die Anglikanische Kirche ihre endgültige Ausprägung, es entstanden zahlreiche künstlerische Werke von Dramatikern wie William Shakespeare, Christopher Marlowe oder Ben Jonson, Lyrik mit Sonetten und Liedgedichten,[2] es wurden die modernen Wissenschaften mit Francis Bacon begründet und die Welt von Francis Drake umsegelt. Die erste englische Kolonie in Amerika wurde in dieser Zeit gegründet und zu ihren Ehren Virginia benannt.

    Biografie
    Jugend und Thronfolgefrage[
    Elisabeth Tudor wurde im Greenwich Palace an der Themse in der „Chamber of Virgins“ am 7. September 1533 zwischen drei und vier Uhr nachmittags geboren und nach ihren Großmüttern väterlicher- und mütterlicherseits, Elizabeth of York und Elizabeth Howard, benannt. Sie war die Tochter von Heinrich VIII. und Anne Boleyn. Elisabeth wurde allerdings nach der Hinrichtung ihrer Mutter für illegitim erklärt und zusammen mit ihrer älteren Halbschwester Maria von der Thronfolge ausgeschlossen, da Heinrich einen Sohn als Nachfolger wollte. Erst unter dem Einfluss von Heinrichs sechster und letzter Frau Catherine Parr reihte man sie, durch einen Parlamentsbeschluss, 1544 wieder in die Thronfolge ein.
    Elisabeth war bei der Hinrichtung ihrer Mutter noch keine drei Jahre alt und lebte in eigener Hofhaltung. Die Gouvernante ihrer Kindheit war Katherine Champernowne. Zeitlebens sah Elisabeth in Kat ihre Ersatzmutter und enge Freundin. Ihr Tod 1565 traf Elisabeth, in ihrer letzten Stiefmutter Catherine Parr fand Elisabeth eine Ersatzmutter.
    In der Öffentlichkeit identifizierte sich Königin Elisabeth stets mit ihrem Vater Heinrich, doch spricht vieles dafür, dass sie privat auch das Andenken an ihre Mutter pflegte. So übernahm sie beispielsweise das Wappen ihrer Mutter als ihr eigennes und machte Anne Boleyns Kaplan Matthew Parker zum Erzbischof von Canterbury. Sie protegierte ihre Verwandten mütterlicherseits – eine ihrer engsten Freundinnen war ihre Cousine Catherine Carey, die Tochter von Anne Boleyns Schwester Mary, die als Zehnjährige Augenzeugin von Anne Boleyns Hinrichtung gewesen war – und trug einen Ring mit einer Kapsel, in der sich ein Doppelporträt von ihr und ihrer Mutter befand.[3]
    Nach Heinrichs Tod 1547 lebte sie am Hof von Catherine Parr. Als diese ihren Mann Thomas Seymour, der Elisabeth nachstellte, in einer eindeutigen Situation mit dieser ertappte, sah sie sich veranlasst, Elisabeth fortzuschicken. Nach dem Tod Catherines im September 1548 warb der ehrgeizige Thomas Seymour offiziell um die Hand der Prinzessin, der Staatsrat verbot jedoch eine Heirat. Es ist anzunehmen, dass Seymour beabsichtigte, seine Position durch die Hochzeit mit der Zweiten in der Thronfolge zu verbessern. Wegen seiner verschwörerischen Machenschaften gegen seinen Bruder Lordprotektor Edward Seymour, den Vormund des jungen Eduard VI. (1537–1553), wurde Thomas Seymour im Januar 1549 verhaftet und im Tower of London eingekerkert. Er wurde des Verrats für schuldig befunden und am 20. März 1549 hingerichtet.[4]
    Nach dem frühen Tod von Heinrichs Sohn und Thronfolger Eduard VI. im Alter von 15 Jahren folgte Jane Grey ihm auf den Thron. Auf dem Sterbebett hatte Eduard sie zur Nachfolgerin bestimmt und seine katholische Halbschwester Maria sowie Elisabeth selbst testamentarisch von der Thronfolge ausgeschlossen. Er wollte die protestantische Thronfolge sichern. Innerhalb von neun Tagen konnte Maria ihren rechtmäßigen Anspruch auf den englischen Thron durchsetzen. Am 3. August 1553 zog sie zusammen mit Elisabeth triumphierend in London ein. Schon bald kam es zum Zerwürfnis zwischen den Schwestern. Maria war eine überzeugte Katholikin und wollte die protestantische Elisabeth zu ihrem Glauben bekehren. Obwohl sich Elisabeth danach als Katholikin ausgab, signalisierte sie gegenüber den Protestanten, dass sie weiterhin heimlich Protestantin sei.
    Als kurze Zeit später die Pläne der Königin zur Heirat mit dem spanischen Thronfolger Philipp II. von Spanien bekannt wurden, kam es zur Wyatt-Verschwörung. Philipp stieß bei den Engländern, die einen zu starken spanischen Einfluss fürchteten, auf große Ablehnung. Thomas Wyatt wollte Elisabeth mit ihrem Vetter Edward Courtenay, 1. Earl of Devon, verheiraten, um diesen an Stelle Marias auf den Thron zu erheben. Mit Hilfe von Folter brachte man Thomas Wyatt dazu, gegen sie auszusagen. Ellisabeth wurde verdächtigt, zu den Verrätern Kontakt gehabt zu haben, und die Königin entschied auf Drängen des Abgesandten Kaiser Karls V., Simón Renard, und des Lordkanzlers Stephen Gardiner, Elisabeth in den Tower zu sperren. Dort wurde sie im Bell Tower untergebracht. Der Gang von dort zum Beauchamp Tower, in dem sie spazieren gehen durfte, wird noch Elizabeth’s Walk genannt. Die Legende will, dass sie sich dort mit dem im Beauchamp Tower eingesperrten Robert Dudley, Sohn des hingerichteten Herzogs von Northumberland, traf, den sie seit Kindertagen kannte.[5]
    Angesichts des Todesurteils gegen ihn widerrief Thomas Wyatt auf dem Schafott jede Beteiligung Elisabeths am Komplott. Dennoch blieb sie noch in Haft. Die weiteren Untersuchungen brachten keine Ergebnisse. Sie wurde aus dem Tower entlassen, nach Woodstock in Oxfordshire gebracht und dort unter Hausarrest gestellt.
    Wenig später heiratete Maria den spanischen Kronprinzen Philipp. Ein Kind der beiden hätte die katholische Thronfolge in England gesichert. Maria hatte einige Scheinschwangerschaften, die ihre Gesundheit schwächten. 1558 starb sie kinderlos, vermutlich an Unterleibskrebs.
    Am 17. November 1558 wurde Elisabeth die Nachricht vom Tode ihrer Halbschwester überbracht. An diesem Tag war es sommerlich warm, was als gutes Zeichen für ihre kommende Regentschaft galt. Philipp, nach der Abdankung seines Vaters Karls V. inzwischen König von Spanien, machte Elisabeth mehrere Heiratsanträge, welche sie jedoch als „unschicklich“ ausschlug. Am 15. Januar 1559 wurde sie im Alter von fünfundzwanzig Jahren in der Westminster Abbey zur Königin von England und Irland gekrönt.

    Die frühen Regierungsjahre
    Zur Zeit von Elisabeths Thronbesteigung war die Lage in England sehr angespannt. Die Wirtschaft lag am Boden, das Land befand sich im Krieg mit Frankreich und wurde außerdem von Glaubensfragen zerrissen. Elisabeth machte sich zuerst daran, den von ihrer Schwester wieder eingeführten Katholizismus zurückzudrängen. 1559 führte sie mittels der Uniformitätsakte den verpflichtenden Gebrauch des Book of Common Prayer in den Gottesdiensten ein. Im selben Jahr erneuerte die Königin die Suprematsakte Heinrichs VIII. und unterstellte so abermals die Kirche Englands der Krone; fortan war das englische Staatsoberhaupt „Oberster Gouverneur der Kirche von England“ (Supreme Governor of the Church of England). 1563 wurden die 39 Anglikanischen Artikel verabschiedet, die gemäßigt reformatorisch formuliert waren. Damit trennte sich Elisabeth endgültig von der katholischen Kirche. Es ist jedoch festzuhalten, dass sie nicht in den im Zeitalter der Glaubenskriege oft praktizierten religiösen Fanatismus verfiel.
    Der Krieg mit Frankreich wurde am 3. April 1559 im Frieden von Cateau-Cambrésis beigelegt. Noch in der Regierungszeit Marias war im Januar 1558 Calais, Englands letzte Bastion auf dem Festland, an Frankreich gefallen. Nach dem Misslingen der militärischen Bestrebungen entschied Elisabeth, keine teuren Kriege mehr zu unterstützen, und gab 1564 die englischen Ansprüche auf Calais gegen eine finanzielle Entschädigung auf. Damit hatte England endgültig die letzten Stellungen auf dem Festland aufgegeben. Der Friedensvertrag mit Frankreich erlaubte dem englischen Staat endlich, seine Schulden zu bezahlen. Nun war die Voraussetzung für eine Genesung der angeschlagenen englischen Wirtschaft geschaffen.
    Elisabeths Großvater Heinrich VII. (regierend 1485–1509) hatte die englische Handelsmarine gegründet, ihr Vater Heinrich VIII. die englische Kriegsmarine, indem er die englischen Schiffe mit weitreichenden Kanonen ausrüsten ließ. Elisabeths Marineschatzmeister Sir John Hawkins (1532–1595) konnte die Marine noch weiter verstärken. Das Land entwickelte sich zusehends zur Seemacht. 1566 wurde in London die erste Börse eröffnet, und es wurden diverse Wirtschaftsgesetze verabschiedet, woraufhin sich die Preise stabilisierten. Um den Handel anzutreiben, wurden neue Gesetze erlassen. So durften Engländer nur englische Filzhüte tragen, um die französische Konkurrenz auszuschalten.
    Ihr Jugendfreund Robert Dudley spielte eine große Rolle in Bezug auf die Frage einer Ehe. Zwar ist heute nicht mehr zu klären, ob – wie die Zeitgenossen vermuteten – Robert Dudley tatsächlich der Liebhaber der „jungfräulichen Königin“ war. Sicher ist jedoch, dass Elisabeth in ihn verliebt war und die beiden den Eindruck eines Liebespaares machten. Da Dudleys Ehefrau Amy Robsart offenbar krank war, wurde bald über eine mögliche Heirat Elisabeths mit Lord Robert spekuliert.[6] Die Berateter der Königin wie William Cecil sowie einige Vertreter des Hochadels waren jedoch entschieden gegen eine solche Verbindung, da sie fürchteten, Dudleys großer Einfluss könne weiter steigen. Auch wurde er als Hindernis für eine Ehe Elisabeths mit einem ausländischen Prinzen (wie Erzherzog Karl) wahrgenommen.
    Im September 1560 wurde Dudleys Frau tot am Fuße einer Treppe in ihrem Haus aufgefunden. Obwohl die gerichtliche Untersuchung einen Unfall festgestellt hatte,[7] kursierten überall Gerüchte, Dudley habe seine Frau ermorden lassen, um die Königin heiraten zu können. Dieser Skandal machte Heiratspläne zunächst unmöglich. Tatsächlich wurde auch die Möglichkeit eines Selbstmordes nicht ausgeschlossen, wusste Amy Robsart doch von der Untreue ihres Mannes. Außerdem litt sie möglicherweise an Brustkrebs.
    Im Oktober 1562 erkrankte Elisabeth schwer an Pocken. Man fürchtete um ihr Leben, und es brach eine lebhafte Diskussion um mögliche Nachfolgekandidaten unter den Politikern aus. Hierbei offenbarte sich eine gefährliche Situation: Elisabeth war die letzte noch lebende Tudor und immer noch unverheiratet und kinderlos, so dass die Nachfolgefrage völlig offen war. Als sie kurz aus dem Koma erwachte, ernannte sie Robert Dudley zu ihrem Nachfolger. Er sollte als Lordprotektor England regieren.[8] Zur allgemeinen Erleichterung erholte sich Elisabeth wieder von der Krankheit. Das Ober- und Unterhaus legten ihr eine Petition vor, die ihr antrug, endlich zu heiraten. Elisabeth antwortete stets ausweichend.
    Die Freundschaft zwischen Dudley und Elisabeth dauerte bis zu seinem Tode im September 1588 an und konnte auch durch ihren Zorn über seine Heirat mit ihrer Cousine zweiten Grades Lettice Knollys 1579 nur vorübergehend getrübt werden. Lettice wurde von Elisabeth allerdings mit lebenslangem Hass verfolgt.[9]
    Im Frühjahr 1563 schlug Elisabeth Robert Dudley als Gemahl für Maria Stuart vor, um einen für England günstigen Kandidaten auf den schottischen Thron zu bringen. Dudley wurde deshalb 1564 zum Earl of Leicester erhoben. Maria Stuart zeigte zunächchst wenig Interesse, nachdem Elisabeth ihr jedoch die öffentliche Zusicherung der englischen Thronfolge versprach, für den Fall und nur für den Fall, dass sie Robert Dudley heiratete, stimmte sie schließlich Anfang 1565 dem Angebot zu. Lediglich Elisabeth selbst hatte wieder Bedenken, sich in der Thronfolge festzulegen. Als die Heirat Marias mit Henry Stuart, Lord Darnley, drohte, erneuerte Elisabeth ihr Angebot zu denselben Bedingungen. Robert Dudley selbst lehnte allerdings von vornherein und durchgängig eine Verbindung mit Maria Stuart ab, so dass das Projekt daran scheiterte.[10]

    Der Konflikt mit Maria Stuart
    Infolge eines Aufstands eines Großteils der schottischen Lords war die schottische Königin Maria Stuart im Sommer 1567 auf Loch Leven Castle gefangengesetzt und zur Abdankung gezwungen worden. Am 2. Mai 1568 gelang ihr der Ausbruch, doch nachdem die Armee ihrer noch getreuen Lehnsmänner am 13. Mai vernichtend geschlagen worden war, flüchtete sie über die Grenze nach England und ersuchte dort Elisabeth um Unterstützung gegen die rebellierenden schottischen Adligen. Das brachte Elisabeth in äußerste politische Bedrängnis. Da die Ehe ihres Vaters mit Anne Boleyn nie vom Papst legitimiert worden war, sah sich die katholische Maria Stuart als rechtmäßige Königin von England. Sie war die Urenkelin Heinrichs VII. und hatte ihren Anspruch auf den englischen Thron noch nicht aufgegeben. Elisabeth ließ die ehemalige schottische Königin am 19. Mai 1568 verhaften. Die ehrenvolle Gefangenschaft rechtfertigte sie mit dem schweren Verdacht der Mittäterschaft Marias am Mord an deren Gatten Lord Henry Darnley. Trotz der Haft wurde ihr der Luxus eines Hoflebens mit Gefolge gestattet.
    Elisabeth ordnete eine Untersuchung an, die zwischen Oktober 1568 und Januar 1569 in York vorgenommen wurde. Die schottischen Lords, die als Ankläger auftraten, brachten als Beweismittel die Kassettenbriefe mit, die Maria angeblich vor Lord Darnleys Tod geschrieben hatte und die ihre Schuld beweisen sollten. Maria erklärte die Briefe für Fälschungen. Die Untersuchung erkannte die Briefe zwar für echt, jedoch wünschte Elisabeth weder eine Verurteilung noch einen Freispruch Marias, da sie das zu eindeutigen politischen Entscheidungen gezwungen hätte. So entstand offiziell kein Ergebnis, und Elisabeth behielt Maria weiter in Haft.
    Am 25. Februar 1570 wurde Elisabeth von Papst Pius V. (1566–1572) mit der päpstlichen Bulle Regnans in Excelsis exkommuniziert. In dieser Bulle wurde Elisabeth das Recht auf den englischen Thron abgesprochen und englischen Katholiken mit der Exkommunikation gedroht, falls sie Elisabeth weiterhin die Untertanentreue hielten. Daraufhin kam es zur Ridolfi-Verschwörung: Elisabeth sollte ermordet und durch Maria Stuart ersetzt werden, dies alles mit Unterstützung spanischer und französischeer Truppen. Verwickelt in die Verschwörung war neben Maria Stuart Thomas Howard, 4. Duke of Norfolk, der Maria heiraten wollte. Am 7. September 1571 wurde der Herzog von Norfolk, der einzige Herzog von England, festgenommen und nach langem Zögern Elisabeths im Juni 1572 hingerichtet. Das englische Parlament verlangte die Hinrichtung Marias, diese wurde im Oktober 1586 der Beteiligung an der Verschwörung angeklagt und am 25. Oktober zum Tode verurteilt. Elisabeth unterzeichnete den Hinrichtungsbefehl am 1. Februar 1587. Am 8. Februar wurde Maria hingerichtet. Hinter der Aufklärung der Verschwörung stand der englische Geheimdienstler Francis Walsingham, der damit seine spätere Position begründete.

    Aufstieg zur Seemacht
    In allen wichtigen Fragen besprach sich Elisabeth mit William Cecil. Er war ihr Berater von ihrer frühen Jugend an bis zu seinem Tod im Jahr 1598. Im Jahr 1571 erhielt er von Elisabeth den Titel Marquess of Exeter. 1572 wurde er zum Lord High Treasurer befördert; seinen alten Posten als Chefsekretär erhielt Francis Walsingham. Walsingham nutzte seine neue Stellung, um den Geheimdienst Englands weiter auszubauen. Er gilt als der Erfinder der modernen Spionage.
    Im selben Jahr versuchte Elisabeth England durch eine Allianz mit Frankreich gegen einen Angriff Spaniens abzusichern. Das Bündnis kam zwar zustande, wurde jedoch durch die Ereignisse in der Bartholomäusnacht von 1572 schwer belastet. In dieseer Nacht wurden zwischen 3000 und 10.000 Protestanten in Paris ermordet. Um das Verhältnis mit Frankreich wieder zu verbessern, begann Elisabeth 1581 Heiratsverhandlungen mit François Hercule de Valois, Herzog von Alençon, dem jüngeren Bruder des Königs von Frankreich, Heinrich III. Beide unterhielten eine enge Beziehung, in der Elisabeth ihm den Spitznamen „mein Frosch“ gab. Bei den Engländern stieß François jedoch auf große Ablehnung. Der Herzog starb 1584 – noch bevor eine Heirat stattfinden konnte. Dabei bleibt zweifelhaft, ob eine solche Verbindung jemals stattgefunden hätte, da dies für Elisabeth bedeutet hätte, nicht nur ihre eigene, sondern auch Englands Unabhängigkeit aufzugeben. Zeit ihres Lebens stand ihr das Beispiel ihrer Schwester vor Augen, deren Ansehen in England durch die Verbindung mit Spanien stark beschädigt worden war.
    In diesen Jahren wuchs der Reichtum des Landes neben Handel nicht zuletzt auch durch Schmuggel und Raubzüge wie die des englischen Kapitäns Francis Drake. Drake wurde zum Volkshelden, als es ihm von 1577 bis 1580 als zweitem nach Magellan gelangng, die Welt zu umsegeln. Drake war einer der Hauptakteure im von Elisabeth unterstützten Seekrieg gegen Spanien – der jedoch nie offiziell erklärt wurde. Es gelang ihm mehrfach, eine immense Menge des spanischen Kolonialreichtums nach England zu schaffen. Ein großer Teil der Beute ging an das englische Königshaus und einige Adlige, die sich als Kreditgeber an den Unternehmungen beteiligten.
    1580 kam Walter Raleigh als Experte für irische Fragen an den englischen Hof und erwarb sich die Gunst der Königin. 1585 organisierte Raleigh eine Expedition nach Amerika. In deren Zuge wurde auf Roanoke Island die erste englische Kolonie in Amemerika gegründet. Das Land nannte Raleigh zu Ehren der Königin Virginia. Wegen des drohenden Krieges gegen Spanien musste die Kolonie aufgegeben werden. Raleigh wurde zum Ritter geschlagen und damit zu einer der einflussreichsten Persönlichkeiten Englands. Eine dauerhaft besiedelte Kolonie zu etablieren, gelang in der Regierungszeit Elisabeths nicht mehr. Die Engländer mussten bis zur Herrschaft von Jakob I. (1566–1625) warten, um den Krieg gegen Spanien 1604 durch den Vertrag von London beenden und ihre erste Kolonie 1607 bei Jamestown gründen zu können. Eine Anekdote über Raleigh besagt, er sei der Königin so ergeben gewesen, dass er seinen Mantel über eine Pfütze legte, damit sie darüber schreiten konnte.[11] Ob dies auf Wahrheit beruht, ist umstritten.[12]

    Das Ende Maria Stuarts und der Krieg gegen die spanische Armada
    1586 wurde Maria Stuart wegen der „Babington-Verschwörung“ angeklagt. Auch diese hatte wie die Ridolfi-Verschwörung 1570 das Ziel, Elisabeth zu ermorden und Maria Stuart auf den englischen Thron zu bringen. Marias Beteiligung konnte schlüssig dudurch von ihr verfasste Briefe nachgewiesen werden. Im Oktober beschlossen Ober- und Unterhaus gemeinsam Marias Todesurteil. Elisabeth ließ im Parlament nachfragen, ob es keine andere Möglichkeit gebe, als Maria zu töten. Ihr Unbehagen vor diesem letzten Schritt und ihr jahrelanges Zögern erklären sich durch ihren tiefen Glauben an das göttliche Recht eines Monarchen und dementsprechend durch die Auffassung des Königsmords als Verstoß gegen die göttliche Ordnung. Das Parlament überzeugte sie jedoch davon, dass die ständige Bedrohung, die Maria Stuart als Galionsfigur der katholischen Opposition darstellte, nur mit ihrem Tode zu beenden war, und das Todesurteil wurde offiziell in London verkündet. Am 8. Februar 1587 wurde Maria auf Fotheringhay Castle enthauptet.
    Die Raubzüge der englischen Freibeuter und die Hinrichtung Maria Stuarts gaben dem spanischen König Philipp II. den Anlass, den Krieg gegen England weiter zu verstärken und eine Invasion Englands zu planen. Doch während Philipp eine große Seestrreitmacht ausrüstete, schlug Francis Drake Elisabeth ein Unternehmen vor, das auch als das Ansengen des Bartes des Königs von Spanien (singeing of the King of Spain’s beard) bekannt wurde.[13] Es bestand darin, dass Drake mit seiner Flotte in den Heimathafen der spanischen Schiffe einlief, um diese dort zu zerstören. Am 2. April 1587 stach er in See. Das Unternehmen war ein voller Erfolg, 20 bis 30 Schiffe wurden versenkt oder als Prise genommen.[13] Die Kriegspläne Spaniens mussten verschoben werden, um die beschädigte Flotte wiederaufzurüsten. Dies verschaffte England Zeit, die eigene Marine auszubauen.
    Anfang April 1588 sandte Philipp II. die Spanische Armada (insgesamt 130 Schiffe) zur Invasion Englands aus. Die Armada sollte in den Niederlanden eine spanische Invasionsarmee unter Alessandro Farnese, Herzog von Parma und einer von Philipps bebesten Generälen, an Bord nehmen und nach England übersetzen. Der Plan war es, zuerst auf der Isle of Wight einen Stützpunkt zu errichten. Doch am 19. Juli sichteten englische Späher die Armada vor der Küste von Plymouth, und die englische Flotte unter Francis Drake und Sir Charles Howard, dem Earl of Nottingham, konnte die Spanier im Ärmelkanal abfangen. Da der Plan, einen vorgeschobenen Truppenstützpunkt zu etablieren, misslungen war, machten die Spanier ihre Flotte nahe der französischen Stadt Calais fest. Der Oberbefehlshaber, der Herzog von Medina Sidonia, sollte hier die Armee des Herzogs von Parma an Bord nehmen. In England wurde Robert Dudley, 1. Earl of Leicester, zum Oberkommandierenden der Landtruppen ernannt. Er oorganisierte eine Landstreitmacht entlang der Themsemündung, um dort der Invasion Widerstand zu leisten. Auf seinen Vorschlag hin traf Elisabeth am 8. August bei ihren Truppen ein und hielt ihre berühmte Tilbury-Rede, die einen stürmischen Jubel der Soldaten auslöste.[14]

    Ich weiß, dass ich zwar den Leib eines schwachen kraftlosen Weibes,
    dafür aber Herz und Mark eines Königs,
    noch dazu eines Königs von England habe.

    Obwohl man stündlich die Truppen der Spanier erwartete, blieb Elisabeth im Lager der Truppen. In Calais ließ Drake eine Gruppe von Brandern in die Richtung der Spanier segeln. Die Spanier mussten ihre Anker lichten, um den brennenden Schiffen zzu entgehen, deshalb konnten die englischen Verteidiger gegen die Spanier kämpfen. Weil die Engländer leichtere und schnellere Schiffe hatten, war es ihnen möglich, den spanischen Schiffen mehr Schaden zuzufügen als umgekehrt. Die Seeschlacht von Gravelines ging so im Großen und Ganzen unentschieden aus. Da die Spanier ihre Anker gelichtet hatten und deshalb die Truppen des Herzogs von Parma nicht transportieren konnten, entschied der Herzog von Medina Sidonia, um die Küsten von Schottland und Irland herum zu segeln, um auf diesem Weg wieder nach Spanien und Portugal zu kommen.
    Auf dem Weg dorthin gerieten die Spanier allerdings in einen schweren Sturm, durch den fast 60 der 130 spanischen Schiffe an der Küste Irlands strandeten und sanken. Kaum die Hälfte der spanischen Schiffe und nur ein Drittel der Mannschaft erreichte die Heimat. Währenddessen starben unter den Engländern viele Soldaten hauptsächlich durch Krankheiten wie Dysenterie und Flecktyphus. Als Elisabeth das Lager in Tilbury verließ, war die Armada geschlagen und die Gefahr einer Invasion gebannt. In einem Triumphzug kehrte sie nach London zurück. Ihr alter Freund Robert Dudley starb jedoch kurz nach den Ereignissen in Tilbury, was ein schwerer Schlag für sie war.

    Die späten Regierungsjahre
    Obwohl die Spanier mit ihrer Armada einen schweren Verlust erlitten hatten, war diese Schlacht noch nicht entscheidend, weil die Spanier ihre wichtigsten atlantischen Schiffe, die die Grundlage des spanischen Amerikareichs bildeten, gerettet hattten. Eine große englische Invasionsflotte segelte deshalb 1589 nach Spanien und Portugal, um die übrigen spanischen Marineschiffe zu versenken, Philipp aus Portugal zu vertreiben und die spanische Silberflotte abzufangen. Diese englische Flottete, die von Francis Drake und Sir John Norris geführt wurde, war erfolglos, tausende Soldaten starben dabei an schweren Krankheiten. Deshalb fiel der englische Invasionsversuch aus und Philipp baute die spanische Marine wieder auf. Danach war die spanische Marine viel stärker, als sie es während der 1580er Jahre gewesen war. Die Spanier transportierten dreimal mehr Silber und besiegten die Engländer bei einigen Gelegenheiten. So schlug 1595 ein neuer Raubzug in der Karibik fehl, auf dem Drake und Hawkins starben. Im selben Jahr landeten spanische Truppen unter Don Carlos de Amésquita erfolgreich bei Penzance in Südwestengland, eroberten einige Städte, setzten sie in Brand und zogen sich wieder aufs Meer zurück. Dies bewies, dass die Spanier den Kampf gegen England noch nicht aufgegeben hatten.
    1593 begann Hugh O’Neill in Irland einen blutigen Kampf gegen die englischen Besatzer. Der Krieg, der daraufhin losbrach, war extrem brutal, teuer und für die Engländer äußerst verlustreich, wodurch Elisabeths Ansehen unter der Bevölkerung litt. Er war zudem die Ursache dafür, dass sich der englische Staat wieder verschuldete, weshalb Elisabeth eine Menge Kronbesitz und viele Regierungsstellen verkaufen musste. Aus demselben Grund war es notwendig, das englische Parlament öfter zusammmenzurufen. Diese Änderungen stärkten die Volksvertretung und sorgten dafür, dass diese Institution die englischen Könige im 17. Jahrhundert besser herausfordern konnte. So kam es Mitte des 17. Jahrhunderts schließlich zur Enthauptung von Charles I. und einer 17-jährigen Herrschaft des Parlaments unter Oliver Cromwell.

    Die Essex-Verschwörung
    Robert Devereux, 2. Earl of Essex, war der Sohn von Lettice Knollys, der späteren Ehefrau Robert Dudleys. Ab 1588 bekleidete er das Amt des Oberstallmeisters, im folgenden Jahr wurde er zum Ritter des Hosenbandordens geschlagen. Obwohl er als Liebhaber der Königin galt,[15] heiratete er Anfang 1590 Frances Walsingham, die Tochter Sir Francis Walsinghams, ohne die Königin um Erlaubnis zu fragen. Nach mehreren verlustreichen Schlachten in Irland und einem für England nachteiligen Waffensnstillstand wurde er zurückgerufen. Bei der Königin fiel er in Ungnade und wurde unter Hausarrest gestellt. Dort bereitete der bei der Bevölkerung populäre Devereux seinen Staatsstreich vor. Am 7. Februar 1601 wurde ihm mitgeteilt, dass er am HoHof dem Privy Council vorsprechen müsse. Devereux weigerte sich und gab das Signal zum Aufstand. Am Vormittag des 8. Februar 1601 hatten sich mehrere hundert seiner Anhänger versammelt. Sein Versuch, mit einem Staatsstreich die Kontrolle über diie Stadt London zu bekommen, schlug fehl und seine Gefolgsleute flohen in ihre Häuser, als sich die königlichen Truppen näherten. Robert Devereux wurde verhaftet, wegen Verrats zum Tode verurteilt und am 25. Februar 1601 im Alter von 35 Jahren im Tower hingerichtet.

    Tod, Begräbnis und Nachfolge
    Die Auseinandersetzungen in Irland konnten 1603 beendet werden. Die Königin wurde im Februar schwer krank. Sie litt an Schwäche und Schlaflosigkeit und starb am 24. März 1603 im Alter von 69 Jahren in Richmond.
    Noch am selben Tag wurde ihr Leichnam in den Palace of Whitehall überführt und dort aufgebahrt. Ihr Begräbnis fand am 28. April 1603 statt. Ein Trauerzug begleitete den Sarg der Königin zur Westminster Abbey, wo sie im Grabmal ihres Großvaters Heinrich VII. unter dem Altar beigesetzt wurde.[16]
    Elisabeths Nachfolger wurde König Jakob VI. von Schottland, der Sohn Maria Stuarts und Urenkel der Schwester Heinrichs VIII., Margaret Tudor. Er wurde nur wenige Stunden nach Elisabeths Tod zum König von England ausgerufen, nachdem die Frage der Thronfolge zuvor umstritten gewesen war. Er nannte sich fortan Jakob I. von England und Schottland und vereinigte damit als erster englischer König die beiden Königreiche England und Schottland. Seinen Anspruch auf den englischen Thron versuchte er durch die Betonung seiner direkten Abstammung von Heinrich VII. zu legitimieren und inszenierte Elisabeth als Letzte eines ausgestorbenen Geschlechts. Den Sarg seiner Mutter Maria Stuart ließ er von der Kathedrale von Peterborough nach Westminster Abbey überführen, wo sie in einem prächtigen Grabmal im rechten Seitenschiff begraben wurde.
    Im Zuge dessen ließ er ein Grabmal für Elisabeth im linken Seitenschiff von Westminster Abbey an der Stelle des bisher nicht markierten Grabs ihrer Halbschwester Maria errichten, wo Elisabeth nach der Fertigstellung des Grabdenkmals im Jahr 1606 ein zweites Mal beigesetzt wurde. Auf dem Grabdenkmal selbst findet sich allerdings nur eine Darstellung von Elisabeth, Maria wird lediglich in der Grabinschrift genannt.
    Die lateinische Inschrift auf ihrem Grabdenkmal lautet[17]:

    „REGNO CONSORTES & VRNA HIC OBDOR MIMVS ELISABETHA ET MARIA SORORES IN SPE RESVRRECTIONIS“
    „Partner beide in Thron und Grab, hier ruhen wir Schwestern, Elisabeth und Maria, in der Hoffnung auf Auferstehung.“

    Inschrift auf der Kopfseite:
    “An Eternal Memorial Unto Elizabeth Queen of England, France, and Ireland, Daughter of Henry the eighth, Grandchild to Henry the seventh, great Grandchild to Edward the fourth, the Mother of this her country, the Nurse of Religion and Learning; For a perfect skill in very many Languages, for glorious Endowments, as well of minde [sic!] as body, and for Regal Virtues beyond her Sex. A Prince incomparable, James, King of Great Britain, France and Ireland, heir of the virtues and the reign, piously erects this good monument.”
    „Ein Ewiges Denkmal für Elisabeth, Königin von England, Frankreich und Irland. Tochter von Heinrich VIII., Enkelin von Heinrich VII., Urenkelin von Edmund Tudor, Landesmutter, Pflegerin der Religion und des Lernens; für das perfekte Beherrschen zahlreicher Sprachen, für großartige Veranlagungen, sowohl des Körpers als auch des Geistes und für Königliche Tugenden, die über die ihres Geschlechts hinausgehen. Ein unvergleichlicher Prinz, Jakob, König von Großbritannien, Frankreich und Irland, Erbe der Tugenden und des Thrones errichtet aus Frömmigkeit dieses gute Denkmal.“[18]

    Inschrift auf der Fußseite:
    “Sacred unto Memory:Relgion to its primitive sincerity restored, Peace thoroughly settled, Coine to the true value refined, Rebellion at home extinguished, France neare ruin by intestine mischiefes relieved, Netherland supported, Spain's Armadda vanquished, Ireland with Spaniards expulsion, and Traitor's correction quieted, both Universities' Revenues, by a Law of Provision, exceedingly augmented. Finally, all England enriched, and 45 years most prudently governed, Elizabeth, a Queen, a Conqueress, Triumpher, the most devoted to Piety, the most happy, after 70. years of her life, quietly by death departed.”[19]

    Nachwirkung
    Trotz der verlustreichen Kriege gegen Spanien und Irland sowie Englands Wirtschaftsproblemen in den letzten, schwierigen Jahren ihrer Herrschaft blühte England in ihrer 44-jährigen Regentschaft auf. Die spanische Marine blieb bis 1650 die stärkste Seestreitkraft, doch die englische Marine holte mit der Weltumsegelung des Francis Drake und der gewonnenen Schlacht gegen die spanische Armada auf.
    Das aufsteigende englische Bürgertum machte seine Ansprüche in Politik und Kultur geltend. Elisabeth schaffte es, die eigene Kirche vom Einfluss Roms gelöst zu halten und somit die religiösen Wirren im Land zu beenden. Die Widersprüche innerhalb der protestantischen Kirche verschärfte sie allerdings, da sie mit äußerster Härte gegen puritanische Bestrebungen vorging und somit die Puritaner zunehmend in den Untergrund drängte.
    Elisabeth förderte Musik, bildende Kunst und Literatur. Sie sprach sechs Sprachen fließend, musizierte und übersetzte antike Philosophen. Es war die Zeit von William Shakespeare und Christopher Marlowe, des elisabethanischen Theaters und des Francis Bacon. Das verarmte und religiös zersplitterte Land wurde selbstbewusst und erstarkte wirtschaftlich, so wird die Epoche „Elisabethanisches Zeitalter“ genannt.
    Als politische Berater ragten vor allem William Cecil, 1. Baron Burghley, und Robert Dudley, 1. Earl of Leicester, in späteren Jahren zusammen mit Francis Walsingham heraus; im letzten Jahrzehnt Elisabeths rivalisierten Robert Devereux, 2. Earl of Essex, und Robert Cecil, der Sohn William Cecils, um die Macht. In ihren letzten Jahren führte der jüngere Cecil die Staatsgeschäfte.
    Elisabeth soll von ausgeprägter Koketterie und Eitelkeit gewesen sein, berüchtigt dafür, ihre Laune in Sekunden zu ändern und heftig zu fluchen. Sie verglich sich oft mit ihrem Vater Heinrich; über ihre verstoßene Mutter Anne Boleyn sprach sie zeitlebens nie.
    Heimliche Eheschließungen an ihrem Hof ahndete sie meist mit Härte. Von ihren Hoffräulein verlangte sie, „so jungfräulich wie möglich zu bleiben“.[20] Der unverheiratet gebliebenen Königin wurden außer Leicester eine Reihe weiterer Liebhaber nachgesagt: François Hercule de Valois, mit dem sie um 1579 Heiratsverhandlungen führte; Robert Devereux; Christopher Hatton; Thomas Heneage; Edward de Vere, 17. Earl of Oxford; Walter Raleigh. Am Anfang ihrer Herrschaft äußerte sie, dass sie zufriieden sein werde, als Jungfrau gelebt zu haben und begraben zu werden. Zur Legende Elisabeths trug ihre letzte Ansprache, die Goldene Rede, bei. Seit etwa 1578 wurde sie aus politischen Erwägungen zur „Virgin Queen“ stilisiert, zur jungfräulichen Königin. Es entstand im Rahmen einer protestantischen Weltpolitik ein regelrechter Kult um ihre Gestalt, mit Turnieren, Dichtungen, symbolhaltigen Porträts. Auch weitere Beinamen kamen auf: Gloriana, Astraea, Cynthia, Belphoebe.

    Andererseits wiederum vergab Elisabeth gern Spitznamen. Ihren langjährigen Freund Robert Dudley nannte sie „ihre Augen“. Ihr Berater William Cecil, 1. Baron Burghley, hingegen war „ihr Geist“. Williams Sohn und Nachfolger, Robert Cecil, wurde zuum wenig schmeichelhaften „Pygmäen“. Sir Christopher Hatton wurde von ihr „Hammel“ genannt. Der Leiter des Geheimdienstes Francis Walsingham war „ihr Anker und ihr Mohr“. Der Seefahrer Sir Walter Raleigh wurde „ihr Wasser“ (water) und „ihr Mops“. Der französische Heiratskandidat François Hercule de Valois wurde „Frosch“ genannt, sein Begleiter Jean de Simier war „der Affe“ (simian ‚affenartig‘).

    Elisabeth als Motiv in Literatur, bildender Kunst, Oper und Film
    Literatur
    Elisabeth wurde vor allem als Gegenspielerin Maria Stuarts in der Literatur verewigt. Bekanntestes Beispiel ist Friedrich Schillers Schauspiel Maria Stuart. Elisabeth ist auch die Heldin mehrerer historischer Romane, unter anderem von Susan Kay (Legacy, deutscher Titel Die Königin, 1985), Rosalind Miles (Königin von England, 1998), Cornelia Wusowski (Elisabeth I. Der Roman ihres Lebens, 2004) und Philippa Gregory (The Queen’s Fool, 2004, und The Virgin’s Lover, 2005). In Virginia Woolfs Roman Orlando beauftragt Elisabeth den jungen Adligen Orlando, niemals alt zu werden. In der Verfilmung von 1992 spielt Quentin Crisp die Rolle der Königin. Tanja Kinkel verwendete die historische Personenkonstellation um Elisabeth, ihre Schwester Maria, den Vater Heinrich und das Motiv des Gattenmordes sowie Philipp von Spanien und Robert Dudley für eine sehr ähnlich angelegte Konstellation in ihrem historischen Roman Im Schatten der Königin (2010).
    Bildende Kunst
    Die bildende Kunst des 20. Jahrhunderts fand Elisabeth Eingang. Ihre Rolle in der Geschichte der Frauen machte die feministische Künstlerin Judy Chicago deutlich: In ihrer Arbeit The Dinner Party widmete sie ihr eines der 39 Gedecke am Tisch.[21]
    Oper
    Auf der Opernbühne tritt Elisabeth unter anderem in Rossinis Elisabetta regina d’Inghilterra und Donizettis Maria Stuarda, Elisabetta al Castello di Kenilworth und Roberto Devereux in Erscheinung. Benjamin Brittens Oper Gloriana hat die Essex-Verschwörung zum Thema und wurde 1953 aus Anlass der Krönung von Elisabeth II. uraufgeführt, die – ohnehin als keine große Opernfreundin bekannt – dem Vernehmen nach von der Oper enttäuscht war. Auch das Publikum konnte sich nicht für die als „national opera“ konzipierte, aber wenig staatstragende Oper begeistern, so dass Gloriana zu einem der wenigen Misserfolge in Brittens Opernkarriere wurde. Erst ab den 1990er Jahren wurde die Oper von Theatern und Publikum wiederentdeckt. Den Konflikt zwischen Elisabeth und Maria Stuart nahm Wolfgang Fortner als Vorlage für seine 1972 in Berlin uraufgeführte Oper Elisabeth Tudor (Libretto: Matthias Braun und der Komponist).
    Film
    Sarah Bernhardt spielte 1913 im Film Königin Elisabeth von England die Elisabeth. In zwei Filmen spielte Flora Robson die Königin: in Feuer über England (Fire over England) von 1937 und in Der Herr der sieben Meere (The Sea Hawk) von 1940. Ebenfalls in zwei Filmen spielte Bette Davis die Königin: Günstling einer Königin (The Private Lives of Elizabeth and Essex) von 1939 und Die jungfräuliche Königin (The Virgin Queen) von 1955. Jean Simmons ist die Hauptdarstellerin in Die Thronfolgerin, einem historischen Spielfilm über die Jugend der Königin Elisabeth I. von England aus dem Jahr 1953. Als literarische Vorlage diente der Roman Die junge Bess (Originaltitel: Young Bess) von Margaret Irwin.
    Glenda Jackson spielte in Elizabeth R, einer sechsteiligen BBC-Serie. 1971 wurde die Serie mit fünf Emmys ausgezeichnet, darunter zwei für Jackson selbst. In den zahlreichen Filmen über das Leben der schottischen Königin Maria Stuart verkörpert Elisabeth stets ihre Gegenspielerin. Darunter in Das Herz der Königin mit Zarah Leander, Maria von Schottland mit Katharine Hepburn und Maria Stuart, Königin von Schottland mit Vanessa Redgrave. In diesem Film spielte Glenda Jackson zum zweiten Mal die Königin. Häufig fällt Maria hier die Rolle der Märtyrerin zu, während Elisabeth als Antagonistin eher negativ dargestellt wird.
    In der satirischen BBC-Fernsehserie Blackadder mit Rowan Atkinson in der Hauptrolle spielt Miranda Richardson die Rolle einer überkandidelten Elisabeth, die jedoch manchen Charakterzug des Originals treffend darstellt. In dieser Version fällt sie einem Giftanschlag zum Opfer.
    Die neuesten Verfilmungen sind die vierstündige Serie Elizabeth I – The Virgin Queen von 2005 mit Anne-Marie Duff, die die komplette Regierungszeit umfasst, und die zweiteilige Verfilmung Elizabeth I von 2006 mit Helen Mirren in der Hauptrolle. Der erste Teil handelt von den Heiratsverhandlungen mit dem Herzog von Alençon, und dem Konflikt mit Maria Stuart. Der zweite Teil hat die Essex-Verschwörung zum Thema. Der Film gewann neun Emmys, unter anderem für Helen Mirren und Jeremy Irons als Leicester.
    Die bekannteste Verfilmung von Elisabeths Lebensgeschichte ist Elizabeth von 1998, in dem ihre späte Jugend unter ihrer Halbschwester Maria und die ersten fünf Regierungsjahre beschrieben werden. Auch die Liebesbeziehung zu Robert Dudley spielt hier eine größere Rolle. Der Film endet mit der Zerschlagung der Ridolfi-Verschwörung, ist dabei aber historisch eher ungenau, indem Figuren wie Maria von Guise (alias Fanny Ardant), die Mutter Maria Stuarts, tragende Rollen erhalten, die histstorisch schlicht unkorrekt sind. Cate Blanchett erhielt für ihre Darstellung der Titelfigur einen Golden Globe und ihre erste Oscar-Nominierung. Insgesamt wurde der Film in sieben Sparten vorgeschlagen, gewann jedoch nur in der Kategorie Makeup. Im gleichen Jahr erhielt Shakespeare in Love weitere sieben Oscars, unter anderem auch für Judi Denchs acht Minuten langen Auftritt als gealterte Elizabeth.
    2007 kam mit Elizabeth – Das goldene Königreich eine Fortsetzung der Verfilmung von 1998 in die Kinos. Hier wird Elisabeths Beziehung zu Sir Walter Raleigh und der Krieg gegen Spanien beschrieben. Die Rolle der Königin wurde wieder von Cate Blanchett übernommen. Cate Blanchett erhielt für ihre Darstellung eine Golden Globe- und eine Oscar-Nominierung.
    Im Film Anonymus von Roland Emmerich aus dem Jahr 2011 wird Elisabeth ein Verhältnis mit Edward de Vere unterstellt, der sich als ihr unehelicher Sohn erweist. Aus dem Verhältnis geht ein weiterer unehelicher Sohn hervor.



    Quellen
    • Frederick Chamberlin (Hrsg.): The sayings of Queen Elizabeth. Dodd & Mead, New York 1923.
    • George B. Harrison (Hrsg.): Die Briefe der Königin Elisabeth I. von England („The letters of Queen Elizabeth“). Beermann-Fischer, Wien 1938.
    Literatur
    • Sabine Appel: Elisabeth I. von England. Bechtle, Esslingen 2003, ISBN 3-7628-0528-8.
    • Dieter Berg: Die Tudors. England und der Kontinent im 16. Jahrhundert. Kohlhammer, Stuttgart 2016, ISBN 978-3170256705, S. 107ff.
    • John B. Black: The Reign of Elizabeth. OUP, Oxford 1994, ISBN 0-19-285293-0 (Nachdr. d. Ausg. Oxford 1959).
    • Patrick Collinson: The Elizabethan Puritan Movement. Clarendon, London 2000, ISBN 0-19-822298-X (Nachdr. d. Ausg. London 1967).
    • Jürgen Klein: Elisabeth I. und ihre Zeit. C.H. Beck, München 2. ergänzte Auflage 2010, ISBN 3-406-50841-3.
    • Günther Lottes: Elisabeth I. Eine politische Biographie. Muster-Schmidt, Göttingen 1981, ISBN 3-7881-0111-3.
    • Natalie Mears: Queenship and Political Discourse in the Elizabethan Realms. Cambridge University Press, Cambridge 2005, ISBN 0-521-81922-9.
    • John E. Neale: Elisabeth I. Königin von England („Queen Elizabeth I.“). Hugendubel, München 1994, ISBN 3-424-01226-2.
    • Herbert Nette: Elisabeth I. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek 2003, ISBN 3-499-50311-5.
    • Robert Valerius: Weibliche Herrschaft im 16. Jahrhundert. Die Regentschaft Elisabeths I. zwischen Realpolitik, Querelle des femmes und Kult der Virgin Queen. Centaurus, Herbolzheim 2002, ISBN 3-8255-0362-3.
    • Neville Williams: Elisabeth I. von England. Beherrscherin eines Weltreichs („Elizabeth, queen of England“). Heyne, München 1994, ISBN 3-453-07907-8 (Nachdr. d. Ausg. Stuttgart 1969).
    Weblinks
     Commons: Elisabeth I. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
     Wikiquote: Elisabeth I. von England – Zitate
    • Literatur von und über Elisabeth I. im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
    • Werke von und über Elisabeth I. in der Deutschen Digitalen Bibliothek
    • Druckschriften von und über Elisabeth I. im VD 17
    • Elisabeth I.. In: FemBio. Frauen-Biographieforschung (mit Literaturangaben und Zitaten).
    • Politik Elisabeths (englisch)
    • ausführliche Informationen über Elisabeth I. (englisch)
    • Urkunde Elisabeths I. für William Cooke und Tom Farmor, 26. Juni 1595. Datenbank LBA online → Gastzugang → Suche nach Zugangsnummer 13108
    Einzelnachweise
    1 http://www.britannica.com/biography/Elizabeth-I
    2 Ulrich Suerbaum, Das elisabethanische Zeitalter, Reclam, Ditzingen: 1989, S. 12.
    3 Dieser Ring ist auf Tudorhistory.org zu sehen.
    4 David Starkey: Elizabeth. Apprenticeship Vintage 2001 S. 66–72
    5 Susan Doran: The Courtships of Elizabeth I. London 1996, S. 40
    6 Calendar of…State Papers Relating to English Affairs…in…Simancas 1558–1603. Ed. H.M.S.Hume, London 1892–1899, Bd. I, S. 57–58
    7 George Adlard: Amy Robsart and the Earl of Leycester. John Russell Smith 1870, S. 35, 41
    8 Calendar of…State Papers Relating to English Affairs…in…Simancas 1558–1603. Ed. H.M.S.Hume, London 1892–1899, Bd. I, S. 263
    9 Calendar of…State Papers Relating to English Affairs…in…Simancas 1558–1603. Ed. H.M.S.Hume, London 1892–1899, Bd. III S. 477; Sylvia Freedman: Poor Penelope: Lady Penelope Rich. An Elizabethan Woman. London 1983, S. 121–122
    10 Frederick Chamberlin: Elizabeth and Leycester. New York 1939, S. 136–164, 445–447; Alison Plowden: Marriage with my Kingdom. The Courtships of Queen Elizabeth I. BCA 1977, S. 137
    11 Harold H. Scudder: A Queen at Chesse. In: Modern Language Notes Vol. 42, No. 3 (März 1927), S. 141–145, doi:10.2307/2914185 (englisch)
    12 Sir Walter Raleigh Never Laid His Cloak Before Queen Elizabeth, www.trivia-library.com (englisch)
    13 Sir Francis Drake (1542–96). In: Explorers & leaders. National Maritime Museum (englisch)
    14 The Public Speaking of Queen Elizabeth. To the Troops at Tilbury 1588, S. 96f
    15 Robert Devereux, 19th (2nd Devereux) Earl of Essex, (1566–1601). In: Historic Figures, BBC (englisch)
    16 Julia M. Walker: Reading the Tombs of Elizabeth I. In: English Literary Renaissance. Band 26, Nr. 3, 1. September 1996, ISSN 1475-6757, S. 518–22, doi:10.1111/j.1475-6757.1996.tb01509.x (wiley.com [abgerufen am 10. Dezember 2016]).
    17 westminster-abbey.org; Abbildung, tudorhistory.org
    18 Julia M. Walker: Reading the Tombs of Elizabeth I. In: English Literary Renaissance. Band 26, Nr. 3, 1. September 1996, ISSN 1475-6757, S. 529, doi:10.1111/j.1475-6757.1996.tb01509.x (wiley.com [abgerufen am 10. Dezember 2016]).
    19 Julia M. Walker: Reading the Tombs of Elizabeth I. In: English Literary Renaissance. Band 26, Nr. 3, 1. September 1996, ISSN 1475-6757, S. 529, doi:10.1111/j.1475-6757.1996.tb01509.x (wiley.com [abgerufen am 10. Dezember 2016]).
    20 “to remain in virgin state as much as may be.” Sylvia Freedman: Poor Penelope: Lady Penelope Rich. An Elizabethan Woman. London 1983, S. 41.
    21 Seite des Brooklyn Museums zum Kunstwerk, abgerufen am 15. April 2014.

    Begraben:
    Unter dem Grabmahl ihres Grossvaters, dann 1606 eigenes Grabmahl im linken Seitenschiff von Westminster Abbey


  6. 11.  König Eduard VI. von England (Tudor)König Eduard VI. von England (Tudor) Graphische Anzeige der Nachkommen (4.Heinrich2, 1.Elizabeth1) wurde geboren am 12 Okt 1537 in Hampton Court Palace, London; gestorben am 6 Jul 1553 in Greenwich; wurde beigesetzt in Westminster Abbey, London, England.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Ursache: vermutlich an Tuberkulose
    • Titel (genauer): König von England und Irland (1547 bis 1553)

    Notizen:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_VI.

    Eduard VI. (englisch Edward Tudor; * 12. Oktober 1537 im Hampton Court Palace; † 6. Juli 1553 in Greenwich) war als dritter Monarch der Tudordynastie von 1547 bis 1553 König von England und Irland. Er war der einzige legitime Sohn Heinrichs VIII. (mit seiner dritten Frau Jane Seymour) und bestieg nach dessen Tod als Neunjähriger den englischen Thron. Da er bereits im Alter von 15 Jahren verstarb, bestand während seiner gesamten Regierungszeit ein Regentschaftsrat, der zunächst von seinem Onkel Edward Seymour, Herzog von Somerset (1547–1549), und nach dessen Hinrichtung von John Dudley, Herzog von Northumberland (1550–1553), bestimmt wurde.
    Eduard war der erste englische König, der eine protestantische Erziehung erhielt. Seine Regierungszeit war von religiösen Reformen geprägt, die die anglikanische Kirche erstmals auf einen Kurs brachten, der inhaltlich dem protestantischen Bekennntnis nahestand. Sein Vater, Heinrich VIII., hatte zwar die englische Kirche von Rom gelöst, jedoch die katholische Kirchendoktrin größtenteils aufrechterhalten. Unter Eduard wurden nun Gottesdienste in englischer Sprache verbindlich, die Heilige Messe wurde verboten, der Zölibat für Priester abgeschafft und das Book of Common Prayer (dt. Allgemeines Gebetbuch) eingeführt, das in veränderter Form noch heute verwendet wird. Maßgeblicher Architekt der Reformen war Thomas Cranmer, Erzbischof von Canterbury. Eduards Regierungszeit war dennoch von wirtschaftlichen Problemen und Aufständen (1549) geplagt; ein teurer Krieg mit Schottland endete zudem in einem militärischen Rückzug.
    Nachdem Eduard im Februar 1553 todkrank geworden war, versuchten er und sein Rat durch eine Änderung der Thronfolge die Rückkehr Englands zum Katholizismus zu verhindern. Seine Halbschwestern Maria und Elisabeth wurden aus der Thronfolge ausgeschlossen und stattdessen seine Cousine Jane Grey als Erbin benannt. Jane wurde jedoch bereits nach 9 Tagen wieder abgesetzt und den Thron bestieg Maria, die Eduards protestantische Reformen rückgängig machte. Erst unter Elisabeth wurden diese Reformen wieder zur Grundlage für die Religionsregelung.

    Frühe Jahre
    Geburt
    „Hier ist nicht weniger Frohlocken ob der Geburt unseres Prinzen, nach dem wir so lange gehungert haben, als bei der Geburt Johannes des Täufers“[1]
    Prinz Eduard als Kleinkind, die rechte Hand zum Segensgruß erhoben, in der linken eine goldene Rassel, die einem Zepter gleicht, Hans Holbein, um 1538
    Eduards Geburt am 12. Oktober 1537 im Hampton Court Palace war ein großes Ereignis, denn dem König war mit ihm nach fast dreißig Jahren Regierungszeit und drei Ehefrauen endlich der lang ersehnte männliche Erbe geboren worden. Er weinte vor Freude, als er ihn zum ersten Mal in den Armen hielt.[2] Eduard war das dritte Kind Heinrichs sowie sein einziges Kind mit seiner dritten Gemahlin Jane Seymour – seine beiden vorangegangenen Ehen mit Katharina von Aragon und Anne Boleyn waren für rechtsungültig und die zwei Töchter dieser Ehen für unehelich erklärt worden. Das offizielle Schreiben, welches Eduards Geburt verkündete (formuliert, als sei es von der Königin selbst verfasst worden), beschrieb die Geburt eines „Prinzen, empfangen in rechtmäßger Ehe zwischen … seiner Majestät dem König und Uns“ und betonte damit sorgfältig den legitimen Charakter dieser neuen Ehe des Königs – und damit also Eduards rechtsgültige Zeugung und seinen Thronanspruch.[2]
    Der begeisterte Ruf „Wir haben einen Prinzen!“ war bald auch überall in den Straßen zu hören, spontane Feiern begannen und zum Dank des freudigen Ereignisses wurde wie üblich bei der Geburt eines Erben in allen Pfarrkirchen Englands das Te Deum gesungen, Wein und Bier kostenlos an die Bevölkerung ausgeteilt und Freudenfeuer entfacht. Die Begeisterung war so groß, dass die Wachen im Tower 2000 Kanonenkugeln abfeuerten, um die Kirchenglocken zu übertönen, die bis zehn Uhr abends überalall läuteten. Drei Tage nach seiner Geburt wurde der Prinz in der Chapel Royal in Hampton Court in einer prächtigen Zeremonie auf den Namen Eduard getauft, da er am Vorabend des Festtages des heiligen Eduard geboren worden war. Der Garter King of Arms verkündete Eduards Titel Duke of Cornwall und Earl of Chester, die ihm durch Geburt zustanden.[3] Seine 21 Jahre ältere Halbschwester Maria war seine Taufpatin, und seine vierjährige Halbschwester Elisabeth trug das Chrisam in der Prozession. Sein Onkel Edward Seymour, der in seiner Regierungszeit später eine bedeutende Rolle spielte, wurde anlässlich des Ereignisses zum Earl of Hertford erhoben.[4]
    Jane Seymour erholte sich nach der schwierigen, fast dreitägigen Geburt zunächst scheinbar gut und konnte ihren Sohn nach der Taufe sitzend in Empfang nehmen. Kurz darauf erkrankte sie jedoch schwer, entweder am Kindbettfieber oder aufgrund einer im Körper teilweise verbliebenen Plazenta, und verstarb wenige Tage später, am 24. Oktober.[5] Der König schrieb an Franz I.: „Göttliche Fügung hat meine Freude mit der Bitterkeit des Todes derer, die mir dieses Glück brachte, vermischt.“[6]

    Erziehung und Ausbildung
    Eduard wurde wie damals üblich einer Amme übergeben und nach dem Tod seiner Mutter berichtete man hastig, dass er gesund sei und gut trank.[7] Bis zu seinem sechsten Lebensjahr wurde er, wie er später in seiner Chronik schrieb „unter Frauen erzogen“. Zu seinem Haushalt, dem Lady Margaret Bryan vorstand, gehörten neben seiner Amme u.a. ein Kindermädchen, mehrere Wiegenschauklerinnen, ein Arzt, Kaplan und Schatzmeister und eine eigene Truppe Spielleute. Der König gab peinlich genaue Inststruktionen, seine Umgebung sauber zu halten, um sein „kostbarstes Juwel“ vor Krankheiten zu schützen; als Eduard im Oktober 1541 als Vierjähriger lebensbedrohlich an einem Fieber (vermutlich Malaria), erkrankte, ließ er hastig alle Ärzte im Land herbeirufen. Entgegen der lange verbreiteten Idee von Eduard als immer kränklichem Kind, erfreute er sich jedoch generell einer guten Gesundheit.[2] Besucher beschrieben ihn als ein hübsches, fröhliches Kind, von freundlichem Gemüt und groß füür sein Alter.[8] Der Haushalt des Prinzen reiste, wie damals üblich, beständig von Residenz zu Residenz und folgte manchmal dem königlichen Hof – im Frühling 1538 etwa zum königlichen Jagdschloss nahe Royston, wo die Dorfbewohner den König dabei beobachteten wie er an einem Fenster stehend „mit viel Heiterkeit und Freude, lange mit dem Prinzen in den Armen spielte, zur Freude und zum Trost aller“.[2] Besuche vom Vater waren jedoch selten.
    Erst die Ehe seines Vaters im Juli 1543 mit Catherine Parr, die auf Eduard entscheidenden emotionalen und erzieherischen Einfluss hatte, änderte dies. Die Königin brachte den Prinzen und seine Schwestern, die zuvor beide vom König für illegitim erklärt und enterbt worden waren, als Familie im königlichen Hof zusammen; Eduard nannte sie „meine liebste Mutter“ und sie zeigte großes Interesse an seiner Ausbildung.[2] Im Juli 1544, als der Prinz sechs Jahre alt war, wurde ein größerer Haushalt in Hampton Court für ihn eingerichtet und er begann seine formelle Ausbildung. Rechnen und lesen und schreiben auf Englisch, hatte er bereits von Richard Cox gelernt, nun übernahm John Cheke seine weitere Ausbildung, ein in Cambridge stududierter Humanist und begeisterter evangelischer Reformer, ebenso wie Roger Ascham und Anthony Cooke, die noch dazustießen. Unter ihrem Einfluss wurde Eduard als Protestant erzogen. Der Prinz erhielt eine Gruppe adeliger Knaben als Lernkameradenn, u. a. seine Cousins Edward und Henry Seymour, sowie Henry und Charles Brandon, die Söhne des Herzogs von Suffolk, und Barnaby Fitzpatrick, Sohn des Barons von Upper Ossory, der sein bester Freund wurde.[2] Auch seine Schwester Elisabeth teilte einige seiner Unterrichtsstunden. Sein Vater ließ für ihn im neugebauten Nonsuch Palace Wandbilder mit historischen und mythischen Figuren als Lehrbuch fertigen.
    Bevor Heinrich VIII. ihn zum Prince of Wales, dem traditionellen Titel des englischen Thronfolgers, ernennen konnte, verstarb der König und Eduard folgte ihm auf den Thron nach.

    Thronbesteigung
    Nach dem Tod von Heinrich VIII. am 28. Januar 1547 wurde Eduard als Eduard VI. König von England und Irland. Die Thronbesteigung verlief unproblematisch, da Heinrich ihn in seinem letzten Testament vom 30. Dezember 1546 ausdrücklich zum Nachfolger bestimmte. Zusätzlich ernannte er einen zehnköpfigen Thronrat, der während Eduards Minderjährigkeit die Regierungsgeschäfte wahrnehmen sollte, und stellte eine Liste mit weiteren zwölf bedeutenden Persönlichkeiten auf, die den Staatsrat während Krisenzeiten unterstützen sollten.
    Der Rat bestand überwiegend aus Personen, die bereits unter dem alten König an Einfluss gewonnen hatten. Die wichtigsten Mitglieder des Rates waren Eduard Seymour, Earl of Hertford, ein Bruder der verstorbenen Jane Seymour und Onkel Eduards, sowie John Dudley, Viscount Lisle und Sir William Paget.

    Herrschaft
    Die Mitglieder des Rates waren zum größten Teil Reformer im Sinne einer unabhängigen englischen Staatskirche. Ihre ärgsten Kontrahenten – Stephen Gardiner, Bischof von Winchester, Thomas Howard, 3. Duke of Norfolk, und Thomas Thirlby – allesamt strenggläubige Katholiken – wurden vom Rat ausgeschlossen. Der verstorbene König hatte Eduard Seymour in seinem Testament als Eduards Vormund bestimmt. Die Mitglieder des Rates ersuchten den neuen König Eduard VI. nun um eine Bestätigung der Ernennung, um damit den Zweiflern an der Rechtmäßigkeit des letzten Willens König Heinrichs den Wind aus den Segeln zu nehmen.
    Am 13. März 1547 bestätigte Eduard VI. die Mitglieder des Rates (außer dem Lordkanzler Thomas Wriothesley, 1. Earl of Southampton). König Eduard ernannte seinen Onkel Eduard Seymour zum Duke of Somerset und gab ihm das Amt des Lordprotektors. Seymour wurde das Recht zuerkannt, den Rat nach eigenem Ermessen zu verändern.

    Somersets Regentschaft
    Der Duke of Somerset wurde dadurch zum eigentlichen Machthaber von England und die Rolle von König Eduard VI. beschränkte sich auf rein repräsentative Aufgaben. Somerset beeinflusste seinen Neffen, den König, in dessen Entscheidungen maßgeblichch. Der junge König stand ebenfalls stark unter dem Einfluss des Erzbischofs von Canterbury, Thomas Cranmer. Zusammen mit Somerset begann der Erzbischof, das Protestantentum in England zu verbreiten. Per königlichem Erlass ersetzte Thomas Cranmer verschiedene katholische Riten durch protestantische. Eine Verfolgung der Gegner dieser Religionspolitik verweigerte Somerset dem Erzbischof jedoch, denn er fürchtete die mächtigen katholischen Monarchen des europäischen Festlandes, speziell dden Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Karl V., und wollte diese nicht durch Ketzerverfolgungen verärgern. Hinter diesem Verbot der Verfolgung stand die Überlegung, Englands Stellung in der Weltpolitik nicht weiter zu schwächen, war diese doch schon wegen der Auld Alliance zwischen Schottland und Frankreich, zwei katholischen Ländern, gefährdet.
    Somerset hing der Idee an, England und Schottland zu vereinen. Er beeinflusste König Eduard, diesem Ziel nachzugehen. Noch zu Lebzeiten Heinrichs hatte man vergeblich versucht, die schottische Königin Maria Stuart mit dem englischen Thronfolger Eduard zu verheiraten, sie heiratete jedoch schließlich den französischen Thronfolger Dauphin Franz. Eine militärisch erzwungene Vereinigung mit Schottland kam durch dessen Bündnis mit Frankreich ebenfalls nicht in Frage.
    Die Unterstützung für Eduard Seymour schwand auch zunehmend im eigenen Land. Sein eigener Bruder, Thomas Seymour, versuchte, Somerset als Vormund des Königs zu stürzen. Das Komplott wurde 1549 aufgedeckt und Thomas Seymour des Hochverrats an der Krone angeklagt. Er wurde am 20. März des Jahres hingerichtet. Die Autorität des Vormunds sank jedoch dennoch in den folgenden Monaten weiter und die auftretenden Probleme ließen ihn auch in der Gunst des Königs sinken. Schließlich begannen diie einfachen Bauern, sich zu erheben, und erschütterten das Land mit Unruhen. Die zunehmenden innerpolitischen Probleme Englands nutzte Frankreich aus, um dem geschwächten England den Krieg zu erklären. Unter dem Lordprotektorat Seymours entstand auch jenes Statut betreffend die „Vagabunden“ („vagrants“), welches blutige Verfolgungsmaßnahmen wie Brandmarkungen und Versklavung vorsah. Der Erlass wird im ersten Band des Werks „Das Kapital“ von Karl Marx (S. 763) auszugsweise wie folgt zitiert: „Alle Personen haben das Recht, den Vagabunden ihre Kinder wegzunehmen und als Lehrlinge, Jungen bis zum 24. Jahr, Mädchen bis zum 20. Jahr, zu halten. Laufen sie weg, so sollen sie bis zu diesem Alter die Sklaven der Lehrmeister sein, die sie in Ketten legen, geißeln etc. können, wie sie wollen. Jeder Meister darf einen eisernen Ring um Hals, Arme oder Beine seines Sklaven legen, damit er ihn besser kennt und seiner sicherer ist.“

    Unter Northumberland
    Der Duke of Somerset war für König Eduard VI. untragbar geworden und wurde durch John Dudley, 1. Earl of Warwick, ersetzt. Dieser hatte zu dem jungen König ein enges Verhältnis aufgebaut, und beeinflusste ihn stark. Geschickt köderte John Dudley den minderjährigen König mit der Versprechung, ihn bereits mit sechzehn Jahren für volljährig zu erklären. John Dudley wurde Lord President of the Council und 1551 zum Duke of Northumberland ernannt. Er führte seit 1549 fast unumschränkt die Regierungsgeschäfte.

    Tod und Nachfolge
    König Eduard starb am 6. Juli 1553 in Greenwich, vermutlich an Tuberkulose. Da er und vor allem seine Berater verhindern wollten, dass der englische Thron im Falle seines vorzeitigen Todes an seine katholische Halbschwester Maria fiele, bestimmte er an ihrer Stelle seine Nichte 2. Grades Jane Grey, eine Urenkelin König Heinrichs VII., zur Thronerbin. Hinter diesem Plan stand wohl auch Lord Warwick, dessen Schwiegertochter Jane Grey war. Einer Legende nach soll John Dudley dem im Sterben liegenden Monarchen die Krone gestohlen haben, um sie seiner Schwiegertochter Lady Jane zu geben.
    Der Tod des Königs wurde für einige Tage geheim gehalten, damit für die Vorbereitungen der Thronfolge Lady Janes genügend Zeit verblieb. Hohe Beamte der Regierung und der Behörden schworen der neuen Königin privat ihre Ergebenheit und Treue. AAm 10. Juli 1553 wurde Jane offiziell zur Königin proklamiert und übernahm damit tatsächlich für neun Tage die Herrschaft über England. Bereits am 19. Juli wurde sie von Marias Anhängern gestürzt und Maria zur Königin ernannt. Die Thronfolge Lady Janes wurde als eine unter Zwang herbeigeführte Tat widerrufen und ihre Erbfolge für ungesetzlich erklärt. Jane musste die Krone an Maria abtreten. Demzufolge war Maria I. Königin von England die De-jure-Nachfolgerin von Eduard VI., aber de facto folgte ihm Lady Jane Grey nach.
    Nach dem Tod des erst fünfzehn Jahre alten Eduard kursierten Gerüchte, der König habe überlebt. Die Hoffnungen des Volkes nutzten einige Betrüger, um sich als König Eduard auszugeben und ihren rechtmäßigen Anspruch auf den Thron einzufordern. Bis in die Herrschaft Elisabeths hinein tauchten immer wieder solche Prätendenten auf. Die Geschichte um die falschen Eduards inspirierte einige Autoren zu Romanen, darunter Mark Twain (The Prince and the Pauper – deutsch Der Prinz und der Bettelknabe).
    Edward VI. wurde in der Westminster Abbey vor einem Altar begraben. Lediglich eine kleine Grabplatte mit seinem Namen ziert die Ruhestätte des Königs.

    Nachwirkungen
    Unter Eduard wurde die anglikanische Kirche erstmals auf einen inhaltlich dem protestantischen Bekenntnis nahestehenden Kurs gebracht. Seine Nachfolgerin Maria I. Königin von England machte allerdings im Zuge der Rekatholisierung Englands viele Reformen rückgängig.

    Titel
    Seit Geburt trug Eduard den Titel des Duke of Cornwall, mit der Thronbesteigung änderte sich sein Titel und er wurde mit demselben Titel zum König proklamiert wie sein Vater Heinrich VIII. vor ihm:
    Eduard der sechste, von Gottes Gnaden, König von England, Frankreich und Irland, Verteidiger des Glaubens und Oberhaupt der Kirche von England und Irland.



    Literatur
    Überblickswerke
    • Dieter Berg: Die Tudors. England und der Kontinent im 16. Jahrhundert. Kohlhammer, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-17-025670-5, S. 69ff.
    Biografien
    • Chris Skidmore: Edward VI: The Lost King of England. Weidenfeld & Nicolson, London 2007, ISBN 978-0-297-84649-9
    • Jennifer Loach et al.: Edward VI. Yale University Press, New Haven 1999, ISBN 0-300-07992-3
    • Peter Wende (Hrsg.): Englische Könige und Königinnen. Von Heinrich VII. bis Elisabeth II. C.H. Beck, München 1998, ISBN 3-406-43391-X
    Lexikonartikel
    • Dale Hoak: Edward VI (1537–1553). In: H. C. G. Matthew, Brian Harrison (Hrsg.): Oxford Dictionary of National Biography, from the earliest times to the year 2000 (ODNB). Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-861411-X, oxforddnb.comLizenz erforderlich), Stand: Januar 2008 (englisch, (nicht eingesehen) )
    • Sidney Lee: Edward VI. In: Leslie Stephen (Hrsg.): Dictionary of National Biography (DNB), Band 17 (Edward – Erskine), MacMillan & Co, Smith, Elder & Co., New York City / London 1889, S. 84–90 (englisch)
    • Edward VI. In: Encyclopædia Britannica. 11. Auflage. London 1910–1911, Band 8, S. 997.
    Weblinks
     Commons: Eduard VI. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    • Materialsammlung (Memento vom 29. September 2007 im Internet Archive) zu Eduard VI. bei mittelalter-genealogie.de, Stand: 29. September 2007, im Internet Archive auf archive.org, gesehen 30. Juli 2011
    • Edward VI Tudor, King of England auf thepeerage.com, abgerufen am 4. Oktober 2015 (englisch)
    • Eintrag bei getty.edu (englisch)
    Einzelnachweise
    1 Brief Hugh Latimers an Thomas Cromwell vom 19. Oktober 1537 „Here is no less rejoicing at the birth of our prince, whom we hungered for so long, than there was at the birth of John the Baptist“
    2 Dale Hoak: Edward VI (1537–1553). In: H. C. G. Matthew, Brian Harrison (Hrsg.): Oxford Dictionary of National Biography (ODNB), Oxford University Press, Oxford 2004
    3 David Starkey: Six Wives, HarperCollins 2003, S. 607f
    4 Chris Skidmore: Edward VI 2007, S. 18
    5 Chris Skidmore: Edward VI 2007, S. 19
    6 Chris Skidmore: Edward VI 2007, S. 20 „Divine Providence... hath mingled my joy with the bitterness of the death of her who brought me this happiness.“
    7 Lucy Wooding: Henry VIII, Routledge Historical Biographies, London New York 2009, S. 215
    8 Chris Skidmore: Edward VI 2007, S. 27


  7. 12.  Frances BrandonFrances Brandon Graphische Anzeige der Nachkommen (5.Mary2, 1.Elizabeth1) wurde geboren am 16 Jul 1517 in Bishop’s Hatfield, Hertfordshire; gestorben am 20 Nov 1559 in London, England; wurde beigesetzt in St. Edmundskapelle von Westminster Abbey.

    Notizen:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Frances_Brandon

    Lady Frances Brandon (* 16. Juli 1517 in Bishop’s Hatfield, Hertfordshire; † 20. November 1559 London) war eine englische Adlige und die älteste Tochter der englischen Prinzessin Mary Tudor, Schwester Heinrichs VIII., aus ihrer Ehe mit Charles Brandon, 1. Duke of Suffolk. Durch ihre königliche Abstammung besaß Frances einen Anspruch auf den englischen Thron. Ihre älteste Tochter Jane Grey war für neun Tage Königin von England, wurde allerdings von Maria I. entmachtet. Trotz der Hinrichchtung ihrer Tochter und ihres Ehemanns Henry Grey gelang es Frances, das Erbe ihrer jüngeren Töchter Catherine Grey und Mary Grey zu sichern und sich wieder bei Hofe zu etablieren. Aufgrund einer Hetzkampagne im Zuge der Verklärung ihrer Tochter Jane Grey wird sie seit dem 18. Jahrhundert oft fälschlich als brutal und grobschlächtig dargestellt.

    Kindheit
    Frances wurde am 16. Juli 1517 in Hatfield geboren, welches seinerzeit dem Bischof von Ely gehörte. Ihre Mutter Mary Tudor befand sich gerade auf einer Reise zum Schrein in Walsingham in Norfolk, als unerwartet ihre Wehen einsetzten. Der ehemaligen Königin blieb keine andere Wahl, als die Gastfreundschaft des Bischofs zu beanspruchen und sie brachte zwischen zwei und drei Uhr morgens ihre Tochter zur Welt.[1] Zwei Tage später wurde das Mädchen in der Kirche von Hatfield auf den Namen FFrances getauft. Da der Name damals recht ungewöhnlich in England war, gibt es die Theorie, dass die stolzen Eltern sie nach dem französischen König Franz I. benannten, der ihnen durch seine Unterstützung erst die Eheschließung ermöglicht hatte. Eine andere Theorie besagt, dass das Kind den Namen Frances erhielt, weil ihr Geburtstag der Tag der Heiligsprechung des Franz von Assisi war.
    Frances’ Patentanten waren Königin Katharina von Aragon und deren Tochter, die einjährige Prinzessin Maria. Da die beiden nicht persönlich zur Taufe anwesend sein konnten, wurden sie von zwei Hofdamen vertreten, Lady Anne Boleyn, einer Verwandten der späteren Königin Anne Boleyn und Lady Elizabeth Grey[2]. Die Kirche war anlässlich des freudigen Ereignisses mit reich verziertem Goldbrokat, Tudorrosen und französischen Lilien geschmückt, was Frances’ königliche Abstammung widerspiegelte.[3] Obwohl sie strenggenommen lediglich die Tochter eines Herzogs war, trug Frances das königliche Blut ihrer Mutter in sich. Als Enkelin Heinrichs VII. und Nichte Heinrichs VIII. besaß sie somit einen Anspruch auf den englischen Thron.
    Zusammen mit ihrem älteren Bruder Henry und den älteren Halbschwestern Anne und Mary Brandon wuchs Frances unter der Aufsicht ihrer Amme Anne Kynge in Westhorpe in Suffolk auf.[2] Zwischen 1518 und 1521 wurde ihre jüngere Schwester Eleanor gebororen. Ihr Bruder Henry starb bereits als Kleinkind, doch im Jahr 1523 bekam Frances in Henry Brandon, 1. Earl of Lincoln einen weiteren Bruder. Hinzu kamen Charles Brandons minderjährige Mündel Magdalen Rochester und Katherine Willoughby, so dasass sich in Westhorpe Kinder allen Alters befanden. 1525 wurde Frances’ jüngerer Bruder zum Earl of Lincoln erhoben, was Gerüchte auslöste, dass der König, der noch keinen legitimen Sohn und Thronfolger hatte, seinen Neffen zu seinem Erben machen wollte.[4] In diesem Fall wäre Frances Brandon die Schwester des neuen Königs geworden, zweifellos eine verlockende Vorstellung.
    Allerdings musste Charles Brandon nur drei Jahre später die Legitimität seiner Kinder mit Mary Tudor sichern, da es aufgrund seiner ehelichen Vorgeschichte Unstimmigkeiten gab, ob er zum Zeitpunkt seiner Hochzeit mit der Schwester des Königs übeerhaupt ein unverheirateter Mann gewesen war. Wären nun seine Kinder zu Bastarden erklärt worden, hätten sie keinerlei Erbberechtigung gehabt. Ein päpstliches Dokument vom 12. Mai 1528 bekräftigte schließlich die Legitimität von Frances und ihren Geschwistern und sicherte ihnen einen Platz in der Thronfolge.

    Ehe mit Henry Grey
    Verlobung und erste Ehejahre
    1530 versuchte Frances’ Vater für sie eine prestigeträchtige Ehe mit Henry Howard, Earl of Surrey, dem Erben des Herzogs von Norfolk, Thomas Howard, zu arrangieren. Dieser lehnte den Vorschlag jedoch erniedrigenderweise ab, weil er Frances’ Mitgift nicht groß genug fand.[5] Im Alter von zwölf Jahren wurde Frances dann mit Henry Grey, 3. Marquess of Dorset verlobt. Ursprünglich war der junge Mann mit Lady Katherine FitzAlan verlobt gewesen, Frances war als Nichte des Königs aber eine deutlich bessere Partie. Allerdings sollte dieses vorherige Verlöbnis Jahre später einige Rechtsstreitigkeiten hervorrufen.
    Nur ein Jahr nach der Verlobung, im Jahr 1530, starb Henry Greys Vater und Charles Brandon sicherte sich die Vormundschaft seines zukünftigen Schwiegersohnes. Eine Vormundschaft im damaligen England bedeutete eine sichere Einnahmequelle, da der Vormund die Ländereien und Gelder des Mündels verwaltete. Als Gegenleistung wuchs das Mündel im Haushalt des Vormunds auf und wurde von ihm unterhalten. Im März 1533 heirateten Frances und Henry in Charles Brandons Haus Suffolk Place in Southwark. Ungefähr in dieser Zeit wurde ihre jüngere Schwester Eleanor mit Henry Clifford verlobt.
    Frances’ Hochzeit war der letzte öffentliche Auftritt ihrer Mutter Mary Tudor. Unmittelbar danach zog sich die bereits schwer erkrankte Mary nach Westhorpe zurück. Die fünfzehnjährige Frances und ihr Ehemann hingegen zogen nach Bradgate in Leiceestershire, einem Sitz der Greys. Am 28. Mai wohnte Henry Grey der Krönung Anne Boleyns bei. Nur einen Monat später starb Frances’ Mutter in Westhorpe. Ihre Beisetzung fand am 21. Juli statt und Frances führte den Trauerzug an. Drei Monate später erhielt Frances eine Stiefmutter, die ungefähr zwei Jahre jünger war als sie, als der verwitwete Charles Brandon sein minderjähriges Mündel Katherine Willoughby heiratete. Frances’ jüngerer Bruder Henry starb ein Jahr nach seiner Mutter.
    Frances und Henry Grey verbrachten ihre Zeit teils bei Hofe, teils auf dem Lande. Das Leben am Hof war jedoch eine kostspielige Angelegenheit und das junge Paar liebte Geselligkeit, Feste und Ausflüge. Inwieweit Frances diesbezüglich Einfluss auf ihren Mann ausübte, ist nicht bekannt. Ein Zeitgenosse beschrieb sie 1538 als „von höherer Geburt“ als ihr Mann und daher auch „von größerem Temperament, doch konnte sie es dem Willen ihres Mannes unterordnen“.[6] Obwohl ständig verschuldet, waren die Greys aufgrund ihrer Großzügigkeit und ihrer Gastfreundschaft recht beliebt.[6]
    Die ersten beiden Kinder des Paares, ein Sohn und eine Tochter, starben bereits als Babys. Das erste überlebende Kind erblickte 1537 das Licht der Welt und wurde nach der derzeitigen Königin Jane Seymour auf den Namen Jane getauft. 1540 wurde die zweite Tochter Catherine geboren, 1545 die letzte Tochter Mary. Im selben Jahr starb Frances’ Vater Charles Brandon und seine Titel und Besitztümer gingen auf den ältesten Sohn seiner Frau Katherine Willoughby über. Frances war bei ihrem Vater, als er starb und er verfügte, dass sie Geschirr im Wert von 200 Pfund erben sollte. Sollte sie ihre Halbbrüder überleben, sollte sie obendrein diverse Haushaltsgegenstände, Vieh und Juwelen erhalten.[2]
    Wie Frances’ Verhältnis zu ihrem Mann in den letzten Ehejahren war, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Obwohl sie Henry Greys protestantische Ansichten teilte, war Frances nach wie vor mit ihrer katholischen Cousine Maria befreundet und besuchte sie regelmäßig mit ihrer Familie. Die Tatsache, dass Frances nach der Geburt ihrer Tochter Mary im Jahr 1545 nicht wieder schwanger wurde, wird von einigen Historikern als Zeichen der Entfremdung unter den Eheleuten gedeutet.[7] Andererseits eilte Henry Grey 1552 zu seiner Frau, als sie schwer krank wurde und in Lebensgefahr schwebte.

    Gesellschaftlicher Aufstieg der Greys
    Obwohl Frances im Laufe der Jahrhunderte im Zuge der Verklärung ihrer ältesten Tochter Jane oftmals als grausam und herrschsüchtig verteufelt wurde, genoss sie zu Lebzeiten Achtung und Respekt. Der Legende von ihrer dominanten, hartherzigen Perssönlichkeit zum Trotz war Frances bekannt für Großzügigkeit und Gastfreundschaft. So nahm sie beispielsweise die drei verwaisten Kinder ihres Schwagers – Thomas, Margaret und Francis Willoughby – unter ihre Fittiche, entfernte Verwandte Katherine Willoughbys. Margaret Willoughby sollte später die beste Freundin von Frances’ jüngster Tochter Mary werden, während Thomas Willoughby gemeinsam mit Frances’ Halbbrüdern Henry und Charles Brandon das College besuchte. Margaret und Francis wurden schließlich von ihrem Onkel George Medley aufgenommen, sollten aber in den kommenden Jahren weiterhin von Frances unterstützt werden.
    Als Nichte des Königs gehörte Frances zudem zu den ranghöchsten Damen bei Hofe und übernahm oft zeremonielle Aufgaben. Gemeinsam mit ihren nahezu gleichaltrigen Cousinen Prinzessin Maria und Lady Margaret Douglas führte sie im Jahr 1537 den Trauerzug für die verstorbene Königin Jane Seymour an und war später auch unter den Damen, die die neue Königin Anna von Kleve in England willkommen hießen. Gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Eleanor, ihrer Stiefmutter Katherine Willoughby und Margaret Douglas gehörte Frances zu den sogenannten Ehrendamen der Königin Catherine Parr [8], was eine hohe Auszeichnung war und ihr gleichzeitig die Möglichkeit gab, ihre Tochter Jane in die höheren Kreise bei Hofe einzuführen. In dieser Zeit erhielt sie von ihrem Onkel diverse Besitztümer zugesprochen, unter anderem das College of Astley und Warwickshire.[2]
    Nach dem Tod von Frances’ Halbbrüdern Henry und Charles fiel der Titel des Duke of Suffolk zurück an die Krone. Da Frances nun die rechtmäßige Erbin ihres Vaters war, wurde Henry Grey 1551 mittels des Iure uxoris zum neuen Herzog von Suffolk erhhoben, was für die Familie nicht nur einen gesellschaftlichen Aufstieg, sondern auch vergrößerte Besitztümer bedeutete. Nur wenig später erhob Frances’ enterbte ältere Halbschwester Anne Brandon, Baroness Grey of Powys Anspruch auf das väterliche Erbe und provozierte durch die Behauptung, dass Frances und ihre Schwester Eleanor illegitim wären[9], einen Rechtsstreit, der Jahre andauern sollte. Zusätzlich erschlich sich Anne Brandon mit gefälschten Papieren einige Ländereien, die Frances gehörten und verkaufte sie widerrechtlich weiter.[9] Dennoch sollte es Anne nicht gelingen, den Titel ihres Vaters für ihren zweiten Ehemann zu erringen. Sowohl Frances als auch ihre Schwester Eleanor wurden vom Gericht als legitime Erben ihres Vaters bestätigt.

    Erziehung ihrer Töchter
    Frances war sich der Rolle, die ihre Töchter in England spielen konnten, durchaus bewusst. Ihr königliches Blut und ihre protestantische Erziehung machte ihre älteste Tochter Jane zu einer würdigen Braut für den gleichaltrigen Kronprinzen Eduardrd. Sie und Henry Grey legten daher großen Wert auf die Bildung ihrer drei Töchter. Als nach dem Tod Heinrich VIII. Eduard unter die Vormundschaft seines Onkels Edward Seymour gestellt wurde, bot Seymours jüngerer Bruder Thomas den Greys an, Jane in seinem Haushalt zu erziehen und sie mit seinem Neffen, dem jungen König, zu verheiraten.[10] Die Greys willigten ein, zumal Thomas Seymour vor kurzem die Königswitwe Catherine Parr geheiratet hatte und gaben Jane in seine Obhut.
    Obwohl Frances Seymour in ihren Briefen als ihren „lieben Bruder“ ansprach, mussten sie und ihr Ehemann schnell erkennen, dass Seymours Einfluss auf die Eheschließung des Königs weitaus geringer war als er behauptet hatte. Hinzu kam sein skandalöses Flirten mit Frances’ junger Cousine Elisabeth, die ebenfalls unter seinem Dach lebte. Als Catherine Parr im Kindbett starb, bestand Frances daher darauf, ihre Tochter umgehend nach Hause zu holen[11], was ihr allerdings erst endgültig gelang, als Seymour aufgrund seiner Intrigen in Ungnade fiel und wegen Hochverrats angeklagt wurde.
    Wie ihr Ehemann gehörte auch Frances zum protestantischen Lager und war laut ihren Zeitgenossen sehr gläubig. Nach seinem berühmten Besuch in Bradgate war der Gelehrte Roger Ascham voll des Lobes über die Greys und pries Janes Tugenden genauso wie die ihrer Eltern.[12] James Haddon, der Kaplan der Greys, erzählte seinem Bekannten Michelangelo Florio zudem, dass Jane ihre Frömmigkeit von ihren Eltern geerbt hatte und ihrer Mutter sehr nahestand.[13] Erst in den folgenden Jahrhunderten sollte sich der Mythos von der machtgierigen, dominanten Schreckensgestalt herausbilden, die ihre Tochter mit Gewalt in eine ungewollte Ehe zwang und auf den Thron stieß. Ein Grund dafür sind Janes Worte, die Ascham Jahre später niederschrieb:
    „In der Gegenwart meines Vaters oder meiner Mutter, ob ich nun spreche oder schweige, sitze, stehe oder gehe, esse, trinke, traurig oder fröhlich bin, nähe, spiele, tanze oder irgendetwas anderes tue, muss ich es stets so angemessen und vollkommen tun wie Gott die Welt erschuf, denn andernfalls werde ich so scharf gescholten, so grausam bedroht, manchmal auch gekniffen, gestoßen oder geknufft, dass ich glaube, mich in der Hölle zu befinden.[14]“
    Nach der vergleichsweise großen Freiheit unter ihrem Vormund Thomas Seymour begehrte Jane gegen die Restriktionen im elterlichen Haushalt auf.[15] Frances hingegen sah sich verpflichtet, ihre Tochter auf die Rolle als gehorsame Ehefrau und Mutter vorzubereiten. In dieser konfliktgeladenen Situation waren es die Freunde ihres Mannes, Protestanten auf dem europäischen Kontinent, die Frances’ Tochter zu unterweisen begannen. Insbesondere Heinrich Bullingers Briefe beeinflussten Janes Denken und Verhalten so sehr, dass ihre Eltern ihm erleichterte Dankesbriefe schrieben.[16]

    Mutter der Neuntagekönigin
    Nachdem Verhandlungen über eine Eheschließung zwischen Frances’ Tochter Jane mit dem jungen Edward Seymour gescheitert waren, erhielten die Greys stattdessen ein Angebot von John Dudley, 1. Duke of Northumberland. Er schlug vor, Jane mit seineem vierten Sohn Guildford Dudley zu verheiraten. Gleichzeitig sollte Frances’ zweite Tochter Catherine Henry Herbert heiraten, den Sohn des William Herbert, 1. Earl of Pembroke. Ziel dieser Eheschließungen war ein politisches Bündnis zwischen den führenden protestantischen Adligen, möglicherweise bereits gegen die drohende Gefahr einer katholischen Thronfolge durch Prinzessin Maria. Obwohl Frances selbst bis an ihr Lebensende sagte, sie hätte die Janes Ehe mit Guildford nicht unterstützt, beugten sie und Henry Grey sich schließlich dem Druck von außen und wiesen Jane an, der Heirat zuzustimmen. Robert Wingfield von Brantham, ein Zeitgenosse der Greys und Freund Roger Aschams, sagte aus, Frances hätte sich vehement der Eheschließung widersetzt, „doch ihre weiblichen Zweifel waren vergeblich.“[17]
    Die populäre Behauptung, Frances hätte ihre Tochter misshandelt, um sie vor den Altar zu zerren, entstammt einer verstümmelten und willkürlich veränderten Schwarzkopie des Werkes Historia delle cose occorse nel regno d’Inghilterra von Raviglio Rosso.[18][19], in der aber interessanterweise Henry Grey und nicht Frances Jane schlägt. Hier heißt es, Jane hätte sich den Flüchen ihrer Mutter und den Schlägen ihres Vaters unterworfen. In seinem Original gab Rosso lediglich an: „Obwohl sie sich der Ehe eine Zeit lang widersetzte, fügte sie sich schließlich den Ermahnungen ihrer Mutter und den Drohungen ihres Vaters.“[20] In der Tudorzeit war es üblich, dass die Eltern die Ehe ihrer Töchter arrangierten und Töchter, die sich dem Willen ihrer Eltern widersetzten, wurden als ungehorsam und sogar „unnatürlich“ bezeichnet. Es war die gängige Ansicht, dass Kinder ihren Eltern zu bedingungslosem Gehorsam verpflichtet waren und daher war die Ausübung elterlicher Autorität gesellschaftlich akzeptiert. Da die Geschichten von Frances’ Brutalität gegenüber ihrer Tochter erst Jahrhunderte später und in keiner zeitgenössischen Quelle auftauchen, sind sie mit Vorsicht zu behandeln.
    Am 21. Mai 1553 fand in Durham House eine Doppelhochzeit statt. Jane und Guildford, Catherine und Henry Herbert wurden verheiratet und Frances’ jüngste Tochter Mary verlobt. Nur eine Woche später allerdings widersetzte Jane sich bereits ihrer neuen Schwiegermutter, der Herzogin von Northumberland und verließ ohne Erlaubnis deren Haus, um ihre Mutter zu sehen. Grund für ihre Aufregung war vermutlich die Neuigkeit, dass der dahinsiechende junge König Eduard sie zu seiner Erbin ernannt hatte. Hier zeigten sich bereits erste Spannungen zwischen Frances und Lady Dudley, denn als Frances ihre Tochter bei sich behalten wollte, erklärte Lady Dudley wutentbrannt, dass sie dann auch Guildford bei sich behalten würde. Da dies zu einem Skandal geführt hätte, wurden die beiden jungen Eheleute schließlich in Chelsea untergebracht.[21]
    Schließlich wurde Frances am 8. Juli zu ihrer Tochter gerufen. Bereits zuvor hatte sie in einer Audienz mit ihrem Cousin Eduard auf ihren eigenen Anspruch auf den Thron verzichten müssen und nun riefen die Adligen des Reiches sie, um ihre widerstrebende Tochter zu überzeugen, dass sie die rechtmäßige Königin war.[22] Anschließend begleitete Frances Jane auf ihrer Prozession in den Tower of London, wobei sie die Schleppe der jungen Königin trug, für ihre Zeitgenossen eine eklatante Umkehrung der Ordnung. Während der Tage im Tower blieb Frances bei ihrer Tochter und ergriff Partei für sie, als es zum Streit zwischen ihr, Guildford und dessen Mutter kam. Angesichts der großen Unterstützung, die Prinzessin Maria in der Bevölkerung erfuhr, war Frances so angespannt, dass sie in Tränen ausbrach, als Maria sich in einem Brief zur Königin proklamierte.[23]

    Leben nach dem Putsch
    Rehabilitierung bei Hofe
    Janes Herrschaft endete nach neun Tagen und nur die Freundschaft Frances’ mit der neuen Königin Maria I. rettete die Familie zunächst. Jane und Guildford waren im Tower festgesetzt worden, am 28. Juli wurde auch Henry Grey verhaftet. In einem verzweifelten Nachtritt suchte Frances ihre Cousine auf und bat um Gnade für ihre Familie. Dabei schreckte sie nicht davor zurück, Northumberland der Vergiftung anzuklagen. Henry Grey war einige Tage zuvor krank geworden und Frances behauptete, Northumberland hätte ihn aus dem Weg räumen wollen, um Jane ihren wichtigsten Beschützer zu nehmen.[24] Ihre Anschuldigungen passten zu Janes Verdächtigungen, dass Lady Dudley versucht hatte sie zu vergiften, als sie in ihrem Haushalt lebte.[21] Maria ließ sich überzeugen und begnadigte den verhafteten Henry Grey, der am 31. Juli wieder auf freien Fuß gesetzt wurde. Allerdings blieb Jane weiterhin in Haft, wenngleich Maria vorhatte sie zu begnadigen.
    Henry Greys erneute Teilnahme an einem Aufstand gegen Maria besiegelte sowohl sein Schicksal als auch das seiner ältesten Tochter. Nach dem gescheiterten Wyatt-Aufstand wurden beide wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. Das einzige, was Frances tun konnte, war Maria zu überzeugen, Henry trotz der Hinrichtung zumindest zu verzeihen. Dieser symbolische Akt war nötig, um sich selbst und ihre überlebenden Töchter eines Tages rehabilitieren zu können.[25] Da die Besitztümer ihres Mannes nnach seiner Verurteilung an die Krone fielen, standen Frances und ihre jüngeren Töchter mit seinem Tod vor dem Nichts. Catherine Greys Ehe mit Henry Herbert war kurz vor Janes Sturz von ihrem Schwiegervater annulliert worden, so dass Frances nun die Verantwortung für zwei minderjährige Töchter trug. Durch die Verzeihung der Königin war es ihr nun zumindest theoretisch möglich, eventuell später die ehemaligen Besitztümer Henry Greys zurückzuerhalten.
    Unter Marias katholischer Herrschaft verbarg Frances ihre protestantischen Sympathien und verhielt sich konform. Trotzdem gibt es Hinweise darauf, dass sie insgeheim weiterhin für die protestantische Sache eintrat. John Day, ein protestantischer Drucker, hatte die Originalbriefe ihrer Tochter Jane erhalten und druckte sie in einem Versteck auf dem Gut William Cecils, der sowohl mit Frances als auch ihrer Stiefmutter Katherine Willoughby befreundet war. Als Pamphlet wurden Janes Schrifften als stärkster literarischer Angriff gegen Marias Regierung betrachtet. Da unklar ist, wie Day in den Besitz dieser privaten Briefe kam, gibt es die Theorie, dass er sie von Frances erhielt.[13] Falls sie tatsächlich dafür verantwortlich war, fand Maria es nie heraus, denn sie gab ihrer Cousine bereits im April mehrere Besitztümer zurück. Im Juli wurde Frances eine Dame der Privy Chamber und gehörte somit wieder zu dem exklusiven Kreis von Höflingen, die jederzeit Zugang zur Königin hatten. Ihre Töchter Catherine und Mary wurden ebenfalls Hofdamen.

    Zweite Ehe mit Adrian Stokes
    In Frances’ Privatleben gab es noch weitere einschneidende Veränderungen. An dem missglücken Wyatt-Aufstand hatte auch George Medley teilgenommen, Onkel der Grey-Schützlinge Margaret und Francis Willoughby. Im Gegensatz zu Henry Grey war er miit einer Gefängnisstrafe davongekommen, doch der Aufenthalt im Tower ruinierte seine Gesundheit. Da er nicht länger in der Lage war, für die Kinder zu sorgen, nahm Frances sie bei sich auf.[26] Sie organisierte eine Schule für Francis und brachte Margaret mit an den Hof, zur Freude ihrer Tochter Mary, Margarets enger Freundin. Im Jahr 1555 verließ zudem Frances’ Freundin und Stiefmutter Katherine Willoughby England, da sie aufgrund ihrer offen protestantischen Haltung ins Fadenkreuz Sttephan Gardiners gerückt war. Außerdem versuchte nach wie vor ihre Halbschwester Anne Brandon das Erbe ihres Vaters zu beanspruchen. Die Situation hatte sich stark verkompliziert, da nun auch die Ländereien, die Katherine Willoughby geerbt hatte, zur Debatte standen - Ländereien, die die Krone mittlerweile beschlagnahmt hatte.
    Um all dem noch die Krone aufzusetzen, mehrten sich die Gerüchte, dass es Pläne gab, Frances mit Edward Courtenay, 1. Earl of Devon zu verheiraten. Wie Frances hatte auch er königliche Wurzeln und stammte von Katherine of York ab, der jüngeren Schwester von Frances’ Großmutter Elizabeth of York. Allerdings galt er als geistig instabil und Frances schuf kurzerhand Tatsachen. Im Mai 1555, als Courtenay schließlich England verließ, hatte sie Adrian Stokes geheiratet, ihren Rittmeister.[27] Aufgrund eines falsch identifizierten Porträts war seit dem 18. Jahrhundert geglaubt worden, dass Stokes 15 Jahre jünger war als Frances. Ein zeitgenössisches Horoskop belegt sein Geburtsdatum aber als den 4. März 1519, so dass er lediglich knnapp zwei Jahre jünger war als seine Frau.[28] Auch das Datum der Eheschließung wurde seit dem 18. Jahrhundert mit lediglich drei Wochen nach Henry Greys Hinrichtung angegeben, höchstwahrscheinlich im Rahmen der Hetzkampagne gegen Frances. Da deer spanische Botschafter allerdings erst 1555 in einem Brief über eine mögliche Ehe zwischen Frances und Courtenay spekulierte, ist es höchst unwahrscheinlich, dass sie zu diesem Zeitpunkt bereits mit Stokes verheiratet war. Laut Historikern kann die falsche Datierung auch am Julianischen Kalender liegen, wo das neue Jahr am 25. März begann.[29]
    Die Eheschließung mit Stokes wurde unterschiedlich bewertet. Historiker stimmen heute größtenteils überein, dass Frances mit der Heirat eines Mannes aus einfachen Verhältnissen auf Nummer sicher gehen wollte.[27][30] Jede prestigeträchtigere Ehhe hätte die Kinder dieser Verbindung erneut in gefährliche Nähe des Thrones gebracht und Frances hatte am eigenen Leibe die Konsequenzen dieser Nähe erfahren. Die Kinder eines einfachen Gentleman hingegen würden als Kandidaten für die Thronfolge gar nicht erst in Betracht gezogen werden. Trotzdem betrachteten ihre Zeitgenossen diese Eheschließung als Erniedrigung von Frances’ königlicher Abstammung und verweigerten ihr den Höflichkeitstitel der Herzogin von Suffolk.[7] Der Legende zufufolge fragte Prinzessin Elisabeth entgeistert: „Was? Hat diese Frau ihren Pferdeknecht geheiratet?“[27] Historisch belegt ist allerdings nur eine Äußerung Elisabeths zur Ehe ihrer Cousine (und zur zweiten Ehe Katherine Willoughbys), gerichtet an den spanischen Botschafter im Frühling 1561: „Soll ich es halten wie die Damen Suffolk, die ihre Diener geheiratet haben?“[31] Dennoch scheint auch Zuneigung eine Rolle in der Heirat gespielt zu haben, denn Frances ernannte ihren zweiten Ehemann später zu ihrem Testamentsvollstrecker und Stokes sollte sich Jahre später verantwortungsvoll um seine in Ungnade gefallene Stieftochter Mary kümmern.

    Die letzten Jahre
    Nach ihrer Hochzeit mit Adrian Stokes verbrachte Frances den Rest ihres Lebens zurückgezogen vom Hof. Während ihre Tochter Catherine weiterhin als Hofdame der Königin diente, blieb die zehnjährige Mary in der Obhut ihrer Mutter. Obwohl sie mehrmals von Stokes schwanger wurde, überlebte keines der Kinder ins Erwachsenenalter. Zusätzlich ging es mit Frances’ Gesundheit bergab. Als Königin Elisabeth 1558 den Thron bestieg, wurde Frances’ nun älteste Tochter Catherine von vielen als potentielle Thronfolgerin betrachtet. Elisabeth allerdings misstraute Catherine und reduzierte ihren Status bei Hofe. Während der jährlichen Reise des Hofes durch das Königreich im Sommer 1559 verliebte sich Catherine in Edward Seymour, 1. Earl of Hertford, den einstigen Heiratskandidaten ihrer Schwester Jane. Im Oktober bat Hertford nun Frances um „ihr Wohlwollen, damit er Lady Catherine, ihre Tochter, heiraten könnte.“[32]
    Frances war sich allerdings bewusst, dass Catherine als Mitglied der königlichen Familie auch die Zustimmung der Königin benötigte, um zu heiraten. Sie beriet sich mit Adrian Stokes, dem sie sagte, dass Hertford „ein sehr geeigneter Ehemann für sie wäre, wenn die Hochzeit der Königin Elisabeth und ihren ehrenwerten Beratern gefällt.“[33] Das Ehepaar einigte sich darauf, dass Stokes mit Hertford sprechen und einen ersten Entwurf für einen Brief an die Königin entwerfen würde. In dem Entwurf schrieb Stokes:
    „Ein Edelmann wäre ihrer Tochter, der Lady Catherine, wohlgesinnt. Sie [Frances] bitte Ihre königliche Hoheit untertänigst eine gute und gnädige Herrin zu sein und dass es ihr gefallen möge, der Ehe mit dem besagten Earl zuzustimmen. Es wäre das einzige, was sie [Frances] vor ihrem Tod begehrte und würde sie ruhiger sterben lassen.[34]“
    Frances selbst war zu diesem Zeitpunkt schwer krank und es zeichnete sich bereits ab, dass sie sich nicht erholen würde. Sie rief daher Catherine vom Hof zurück nach Hause, um ihr mitzuteilen: „Ich habe nun einen Ehemann für dich gefunden, wenn es dir gefällt, ihm dein Herz und dein Wohlwollen zu schenken.“[35] Catherine erwiderte freudig, dass sie mehr als bereit war, Hertford zu lieben. Erleichtert über die hervorragenden Aussichten ihrer Tochter ging Frances daran, ihre letzten Angelegenheiten zu regeln. Am 9. November machte sie ihr Testament, worin sie ihr Witwenerbe zwischen ihren Töchtern aufteilte. Alles, was nicht an ihre Töchter ging, vermachte sie ihrem Ehemann Adrian Stokes.

    Tod
    Frances Brandon starb am 20. November 1559 in Anwesenheit ihrer Töchter und einiger Freunde in ihrer Residenz Charterhouse in London. Die Kosten für das Begräbnis der „geliebten Cousine“ wurden von Königin Elisabeth übernommen, die Frances einne würdige Beisetzung als Mitglied der königlichen Familie ausrichtete. Der Trauerzug, angeführt von Catherine Grey, zog am 5. Dezember von Richmond Palace zur Westminster Abbey, wo Frances ihre letzte Ruhestätte finden sollte. Die Grabrede wurde von John Jewel gehalten, dem amtierenden Bischof von Salisbury. Der Herold verkündete:
    „Lob und Preis sei dem allmächtigen Gott, dass es ihm gefiel, die edle, durchlauchte Fürstin Lady Frances, die kürzlich verstorbene Herzogin von Suffolk, aus diesem vergänglichen Leben in seine ewige Herrlichkeit zu holen.[36]“
    Der Gottesdienst fand entsprechend Elisabeths Gebetbuch statt und Frances wurde in der St.Edmundskapelle in Westminster Abbey begraben. Vier Jahre später errichtete Adrian Stokes ihr ein Denkmal auf ihrem Grab, das bis heute erhalten ist. Es zeigt Frances’ Statue im Hermelinmantel einer Herzogin, einer Krone auf dem Kopf und einem Gebetbuch unter den gefalteten Händen. Die lateinische Inschrift auf ihrem Grab lautet übersetzt:
    Weder Anmut, noch Pracht, noch ein königlicher Name
    Noch weit verbreiteter Ruhm kann irgendetwas nutzen;
    Alle, alle sind hier vergangen. Nur wahrer Wert allein
    Überlebt die Einäscherung und die stille Gruft.[36]


    Der Mythos von der Rabenmutter
    Frances Brandon gehört zu den am meisten verleumdeten Frauen der Tudorzeit. Während ihre Tochter Jane Grey im Laufe der Jahrhunderte zu einem Symbol der Unschuld und Reinheit wurde, durchlebte Frances eine negative Wandlung. Sie wurde als lüsterne, grobschlächtige Frau dargestellt, die ihre Tochter regelmäßig misshandelte und mit roher Gewalt in die Ehe zwang. Grund für diese falsche Darstellung ist zum einen die immer wieder zitierte Behauptung aus der willkürlich veränderten Schwarzkopie, dass Jane von ihren Eltern in die Ehe geprügelt wurde. Auch moderne Autoren zitieren diesen Mythos sowohl in Romanen als auch in Sachbüchern. So beschreibt Alison Weir in ihrem Roman Innocent Traitor - Lady Jane Grey eine grausame, lüsternne Frances, die alle ihre Töchter misshandelt. Sylvia Jurewitz-Freischmidt baut in ihrem Sachbuch Kampf der Königinnen den Mythos mit der erzwungenen Ehe aus mit der Behauptung, dass beide Eltern gleichzeitig ihre Tochter brutalst verprügeln, bis sie von der schockierten Gouvernante weggezogen werden.[37]
    Der einzige Hinweis über Janes angebliche Misshandlung durch ihre Eltern ist der Bericht Aschams, der zwanzig Jahre nach dem Treffen entstand.[38] Inzwischen sind sich Historiker allerdings einig, dass Jane nicht anders behandelt wurde als anderere adlige Kinder der Tudorzeit. So argumentiert Susan Higginbotham, dass Ascham in seinen Briefen unmittelbar nach dem Besuch nur lobend über Janes Eltern spricht, was nicht der Fall wäre, wenn er von einer skandalösen Misshandlung gehört hätte. Auch hätte sich Jane, wäre sie von ihren Eltern misshandelt und unterdrückt worden, wohl kaum so offen über sie beschwert.[38] Zudem gibt es historische Beweise, unter anderem Janes eigenen Brief an Königin Maria, dass Jane kein gestörtes Verhältnis zu ihrer Mutter hatte. Stattdessen floh sie nach ihrer Heirat zu Frances, als sie sich von ihrer Schwiegermutter unterdrückt fühlte.[38]
    Frances wurde im Laufe der Zeit zudem vorgeworfen, dass sie nicht einmal versucht hätte, ihre Tochter zu retten, während sie um Gnade für ihren Mann bat. Als Beweis wird angeführt, dass Henry Grey begnadigt wurde und Jane im Tower blieb. Allerdings hatte Henry Grey im Gegensatz zu Jane keine Aufrufe gegen Maria unterzeichnet und war obendrein so schwer krank, dass man um sein Leben fürchtete.[39] Obwohl kein Brief Janes an Frances überlebt hat, berichtet Michelangelo Florio, dass die junge Frau aus dem Tower an ihre Mutter schrieb.[38] Nachdem sie und Henry Grey hingerichtet wurden, heiratete Frances in zweiter Ehe Adrian Stokes. Der Mythos behauptet, sie hätte ihn drei Wochen nach dem Tod ihres Ehemanns geheiratet, was als weiteres Indiz für ihre Lüsternheit und Herzlosigkeit gewertet wurde. Tatsächlich fand die Eheschließung ein Jahr später statt.[29][38][27] Auch war Stokes keinesfalls 15 Jahre jünger als Frances.
    Selbst die Tatsache, dass die Namen ihrer Töchter Jane, Catherine und Mary nicht auf der Tafel von Frances’ Monument erwähnt werden, wurde lange Zeit als Zeichen für ihr schlechtes Verhältnis zu ihrer Mutter ausgelegt. Tatsächlich aber errichtette ihr Witwer Adrian Stokes das Monument erst im Jahr 1563. Zu diesem Zeitpunkt war Catherine Grey bereits für ihre heimliche Hochzeit im Tower inhaftiert und Elisabeth weigerte sich, ihr zu verzeihen und sie als Thronfolgerin anzuerkennen. Daher ist es ebenso gut möglich, dass Stokes sie lediglich nicht erwähnte, um Elisabeth nicht noch mehr zu provozieren.[17]

    Porträts
    Obwohl die Porträtmalerei in der Renaissance eine Blütezeit erlebte und man sicher davon ausgehen kann, dass auch Frances Brandon, wie alle ihre hochrangigen Zeitgenossen, Porträts von sich selbst anfertigen ließ, sind uns heute keine Porträts von ihr erhalten, die eindeutig als sie identifiziert werden können.

    Falschidentifikationen
    Ein beinahe drei Jahrhunderte lang für Frances gehaltenes Porträt vom Maler Hans Eworth stellte sich in neuerer Zeit als falsch identifiziert heraus. Dieses Porträt, das eigentlich Mary Neville, Lady Dacre und ihren Sohn Gregory Fiennes darstellt, wurde 1727 aus der Sammlung eines Mr. Collevous versteigert. Auf der Rückseite klebte ein Zettel die Herzogin von Suffolk und fortan ging man davon aus, es müsse sich um Frances Brandon und ihren zweiten Ehemann Adrian Stokes handeln.[40]
    Das Porträt wurde erst 1986 von der Kunsthistorikerin Susan Foister anhand eines weiteren erhaltenen Gemäldes von Lady Dacre korrekt identifiziert. Darauf ist Lady Dacre schreibend dargestellt und im Hintergrund ist ein Bildnis ihres verstorbeneen Mannes, Lord Dacre, zu sehen. Susan Foister konnte schlüssig nachweisen, dass es sich bei beiden Bildern offensichtlich um dieselbe Person handelt - Lady Dacre trägt u.a. in beiden Bildern denselben Ring am vierten Finger ihrer linken Hand. In Fachkreisen ist es daher zweifellos anerkannt, dass es sich nicht um eine Darstellung von Frances Brandon handelt.[40]
    Die fälschliche Identifikation des Porträts trug allerdings lange Zeit zu der Vorstellung von Frances als einer brutalen und lüsternen weiblichen Version ihres berüchtigten Onkels Heinrich VIII. bei. Noch im 19. Jahrhundert wurde das Porträt alls Vorlage für ein Wandbild von Frances Brandon in Westminster Hall verwendet und es wurden Fehlschlüsse über Frances Brandon und Adrian Stokes daraus gezogen. Da auf dem Porträt das Alter der Dargestellten auf einer Inschrift mit 36 und 21 Jahre angegeben ist - die jung verheiratete Lady Dacre hatte ihren Sohn im Alter von nur 15 Jahren zur Welt gebracht - schlussfolgerte man, dass Adrian Stokes 15 Jahre jünger als Frances gewesen sei. Frances erschien als eine ältere Frau, die aus Fleischeslust einen viel jüngeren Mann unter ihrem Stand geheiratet hatte und dazu passte auch die fälschliche, heute widerlegte Ansicht, die Ehe wäre nur drei Wochen nach der Hinrichtung ihres ersten Mannes geschlossen worden. In Wahrheit war Adrian Stokes nur knapp zwei Jahre jünger als Frances und sie heirateten erst im Jahr nach Henry Greys Hinrichtung.

    Kontroverse Porträts
    Bei einigen anderen Porträts und Skizzen herrscht in Fachkreisen Uneinigkeit über die Identität der Dargestellten, bzw. es mangelt an Hinweisen für eine schlüssige Identifikation. Aus der Werksammlung von Hans Holbein dem Jüngeren sind etwa zweei Vorskizzen für Porträts erhalten, die möglicherweise Frances Brandon darstellen könnten. Beide wurden nachträglich mit einer identifizierenden Inschrift versehen, von denen einige Quellen behaupten, sie seien von John Cheke, einem Zeitgenossen Frances Brandons und Lehrer Eduard VI., gemacht worden. Andere Quellen gehen davon aus, dass die Inschriften erst im 18. Jahrhundert gemacht wurden.
    Falls die Inschriften korrekt sind, könnte es sich bei der Skizze The Marchioness of Dorset entweder um Frances Brandon handeln oder um ihre Schwiegermutter Margaret Wotton, der Mutter ihres ersten Mannes. Da das Entstehungsdatum der Skizze nicht bekannt ist und beide Frauen nacheinander den Titel Marchioness of Dorset trugen, ist unklar, welche von ihnen dargestellt ist.
    Dasselbe Problem ergibt sich bei der Skizze The Dutscheß of Suffolk. Diese wird in aller Regel für eine Darstellung von Katherine Willoughby gehalten, der letzten Ehefrau von Frances’ Vater, Charles Brandon, Herzog von Suffolk, die auch nach deem Tod ihres Mannes stets unter dem Titel Herzogin von Suffolk bekannt war. Doch auch Frances trug den Titel der Herzogin von Suffolk offiziell ab 1551 und es könnte sich genauso gut um eine Darstellung von ihr handeln. Hier besteht nicht nur das Problem, dass das Entstehungsjahr der Skizze nicht bekannt ist, sondern auch, dass beide Frauen von ihren Zeitgenossen gleichzeitig mit demselben Titel bezeichnet wurden.

    Nachkommen
    Mit Henry Grey:
    • Henry, Lord Harington, starb als Kleinkind
    • Tochter, starb als Kleinkind
    • Lady Jane Grey (1537–1554); ∞ 1553 Guildford Dudley, starb kinderlos
    • Lady Catherine Grey (1540–1568); ∞ 1553–1554 Henry Herbert, 2. Earl of Pembroke; ∞ 1560 verheiratet mit Edward Seymour, 1. Earl of Hertford, Söhne Edward und Thomas
    • Lady Mary Grey (1545–1578); ∞ 1565 Thomas Keyes
    Mit Adrian Stokes:
    • Elizabeth Stokes (* 16. Juli 1555; † 7. Februar 1556)

    Siehe auch: Brandon (Adelsgeschlecht)



    Weblinks
     Commons: Frances Brandon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    • The Death and Burial of Frances, Duchess of Suffolk
    • Lady Jane Grey, the Abused Child?
    • Tudorhistory.org: Karen Hearn: Dynasties: Painting in Tudor and Jacobean England 1530-1630 (PDF; 793 kB)
    Einzelnachweise
    1 Dulcie M. Ashdown: Tudor Cousins. Rivals for the Throne.; 2000: Sutton Publishing, S. 17
    2 Retha M. Warnicke: Grey, Frances, duchess of Suffolk (1517–1559). In: Oxford Dictionary of National Biography. Oxford University Press 2004, Online Edition Januar 2008, Zugriff am 21. Oktober 2014
    3 Dulcie M. Ashdown: Tudor Cousins. Rivals for the Throne.; 2000: Sutton Publishing, S. 18
    4 Dulcie M. Ashdown: Tudor Cousins. Rivals for the Throne.; 2000: Sutton Publishing, S. 20
    5 Steven J. Gunn: Charles Brandon, Duke of Suffolk, C. 1484-1545 Blackwell Publishing, Williston 1988, S. 131
    6 Dulcie M. Ashdown: Tudor Cousins. Rivals for the Throne.; 2000: Sutton Publishing; S. 30
    7 Eric Ives: Lady Jane Grey: A Tudor Mystery. Malden MA; Oxford UK: Wiley-Blackwell, 2009 ISBN 978-1-4051-9413-6, S. 39
    8 Barbara J. Harris: English Aristocratic Women 1450-1550. Marriage and Family, Property and Careers. 2002 Oxford University Press, S. 218
    9 George Lillie Craik: The Romance of the Peerage Or Curiosities of Family History: The Kindred of Queen Anne Boleyn. 1866 Chapman and Hall, S. 256 - 257
    10 Dulcie M. Ashdown: Tudor Cousins. Rivals for the Throne. 2000 Sutton Publishing, S. 65
    11 Dulcie M. Ashdown: Tudor Cousins. Rivals for the Throne. 2000 Sutton Publishing, S. 66
    12 Leanda de Lisle: The Sisters who would be Queen: Mary, Katherine, and Lady Jane Grey. A Tudor Tragedy. Ballantine Books 2009, S. 17
    13 Leanda de Lisle: The Sisters who would be Queen: Mary, Katherine, and Lady Jane Grey. A Tudor Tragedy. Ballantine Books 2009, S. 159
    14 Leanda de Lisle: The Sisters who would be Queen: Mary, Katherine, and Lady Jane Grey. A Tudor Tragedy. Ballantine Books 2009, S. 68
    15 Leanda de Lisle: The Sisters who would be Queen: Mary, Katherine, and Lady Jane Grey. A Tudor Tragedy. Ballantine Books 2009, S. 46
    16 Dulcie M. Ashdown: Tudor Cousins. Rivals for the Throne. 2000 Sutton Publishing, S. 73
    17 The Death and Burial of Frances, Duchess of Suffolk
    18 Leanda de Lisle: The Sisters who would be Queen: Mary, Katherine, and Lady Jane Grey. A Tudor Tragedy. Ballantine Books 2009, S. 330
    19 Eric Ives: Lady Jane Grey: A Tudor Mystery. Malden MA; Oxford UK: Wiley-Blackwell, 2009 ISBN 978-1-4051-9413-6, S. 183
    20 Eric Ives: Lady Jane Grey: A Tudor Mystery. Malden MA; Oxford UK: Wiley-Blackwell, 2009 ISBN 978-1-4051-9413-6, S. 183: "Although she resisted the marriage for some time [...] she was obliged to consent, urged by her mother and threatenedy her father."
    21 Leanda de Lisle: The Sisters who would be Queen: Mary, Katherine, and Lady Jane Grey. A Tudor Tragedy. Ballantine Books 2009, S. 105
    22 Leanda de Lisle: The Sisters who would be Queen: Mary, Katherine, and Lady Jane Grey. A Tudor Tragedy. Ballantine Books 2009, S. 110
    23 Leanda de Lisle: The Sisters who would be Queen: Mary, Katherine, and Lady Jane Grey. A Tudor Tragedy. Ballantine Books 2009, S. 112
    24 Leanda de Lisle: The Sisters who would be Queen: Mary, Katherine, and Lady Jane Grey. A Tudor Tragedy. Ballantine Books 2009, S. 126
    25 Leanda de Lisle: The Sisters who would be Queen: Mary, Katherine, and Lady Jane Grey : A Tudor Tragedy. Ballantine Books 2009, S. 157
    26 Leanda de Lisle: The Sisters who would be Queen: Mary, Katherine, and Lady Jane Grey. A Tudor Tragedy. Ballantine Books 2009, S. 162
    27 Eric Ives: Lady Jane Grey: A Tudor Mystery. Malden MA; Oxford UK: Wiley-Blackwell, 2009 ISBN 978-1-4051-9413-6, S. 38
    28 Carl T. Berkhout: Adrian Stokes (1519-1585). In: Notes and Queries Volume 47 Issue 1. Oxford Journals März 2000, S. 28
    29 Leanda de Lisle: The Sisters who would be Queen: Mary, Katherine, and Lady Jane Grey. A Tudor Tragedy. Ballantine Books 2009, S. 168
    30 Leanda de Lisle: The Sisters who would be Queen: Mary, Katherine, and Lady Jane Grey. A Tudor Tragedy. Ballantine Books 2009, S. 167
    31 Leanda de Lisle: The Sisters who would be Queen: Mary, Katherine, and Lady Jane Grey. A Tudor Tragedy. Ballantine Books 2009, S. 337: "What [...] think if she married one of her servitors as the Duchesses of Suffolk [...] have done?"
    32 Agnes Strickland: Lives of the Tudor princesses including Lady Jane Gray and her sisters. 1868: Longmans, Green and Co., S. 193: "to grant her good-will, that he might marry the Lady Katharine, her daughter"
    33 Agnes Strickland: Lives of the Tudor princesses including Lady Jane Gray and her sisters. 1868: Longmans, Green and Co., S. 194: "he was a very fit husband for her, if the marriage should please the Queen Elizabeth and her honourable council
    34 Agnes Strickland: Lives of the Tudor princesses including Lady Jane Gray and her sisters. 1868: Longmans, Green and Co., S. 195 - 196: "That such a nobleman did bear good-will to her daughter, the lady Katharine, and she did humbly require te queen's highness to be good and gracious lady unto her, and that it would please your majesty to assent to the marriage of her to the said earl, which was the only thing she desired before her death, and should be the occasion to her to die the more quietly."
    35 Agnes Strickland: Lives of the Tudor princesses including Lady Jane Gray and her sisters. 1868: Longmans, Green and Co., S. 195: "Now I have provided a husband for you; if you can like well to frame your fancy and good-will that way."
    36 Leanda de Lisle: The Sisters who would be Queen: Mary, Katherine, and Lady Jane Grey. A Tudor Tragedy. Ballantine Books 2009, S. 197
    37 Sylvia Jurewitz-Freischmidt:Kampf der Königinnen: Maria Stuart und Elisabeth von England. Piper Taschenbuch 2011, S. 139
    38 Lady Jane Grey, the Abused Child?
    39 Leanda de Lisle: The Sisters who would be Queen: Mary, Katherine, and Lady Jane Grey. A Tudor Tragedy. Ballantine Books 2009, S. 127
    40 Tudorhistory.org: Karen Hearn: Dynasties: Painting in Tudor and Jacobean England 1530-1630, S. 68-69 (PDF; 793 kB)

    Frances heiratete Henry Grey in Mrz 1533 in Charles Brandons Haus Suffolk Place in Southwark. Henry wurde geboren am 17 Jan 1517; gestorben am 23 Feb 1554 in London, England. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 16. Prinzessin Jane Grey, Neuntagekönigin  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in cir 1538 in Bradgate in Leicestershire; gestorben am 12 Feb 1554 in Tower of London.


Generation: 4

  1. 13.  1. Earl of Moray James von Schottland1. Earl of Moray James von Schottland Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Jakob3, 3.Margaret2, 1.Elizabeth1) wurde geboren in 1531; gestorben am 23 Jan 1570 in Linlithgow Palace.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel (genauer): 30 Jan 1562; Earl of Moray (6. Verleihung)

    Notizen:

    Zitat aus: https://de.wikipedia.org/wiki/James_Stewart,_1._Earl_of_Moray
    (Jan 2024)

    James Stewart, 1. Earl of Moray (* 1531; † 23. Januar 1570 in Linlithgow) war ein schottischer Peer. Er war der zweitälteste der zahlreichen illegitimen Söhne Jakobs V. König von Schottland; seine Mutter war Margaret Erskine. Von 1557 bis zu seiner Ermordung war der frühere Berater der Königin Maria Stuart Regent von Schottland für seinen Neffen Jakob VI.

    James Stewart entwickelte sich zu einem der Häupter der Protestanten, deren Revolte 1560 zur schottischen Reformation führte. Nachdem er seine Halbschwester Königin Maria von Schottland 1561 aus Frankreich nach Schottland zurückgebracht hatte, begann er tatkräftig deren Recht an der Teilnahme der Messe in ihrer Privatkapelle zu verteidigen, was zu Missstimmungen mit John Knox, dem Anführer der reformatorischen Bewegung, führte.

    1562 schlug er die Revolte von George Gordon, Earl of Huntly, dem bedeutendsten katholischen Magnaten Schottlands, nieder. Dieser fiel in der Schlacht, und infolge seines loyalen Verhaltens wurde Stewart mit den Titeln Earl of Mar und Earl of Moray belehnt. Bis zu Marias Hochzeit 1565 mit Henry Lord Darnley blieb er der Hauptberater der Königin. Die Hochzeit, von ihm und der Familie Hamilton ausgeklügelt, entwickelte sich zum politischen Fehlschlag und Moray floh nach England.

    Am Tag der Ermordung von Königin Marias italienischem Sekretär David Rizzio kehrte er nach Edinburgh zurück und wurde rehabilitiert. Wegen seiner Kenntnisse um die Verschwörung zur Ermordung Darnleys blieb er aber wieder von politischen Aktivitäten fern. Als Maria im Loch Leven Castle gefangengesetzt wurde, hielt er sich in Frankreich auf.

    Im August 1567 kehrte er zurück und übernahm nach der Abdankung Marias die Regentschaft für ihren minderjährigen Sohn Jakob VI., die sich, durch den anhaltenden Bürgerkrieg im Land, als äußerst schwierig erwies. Trotz der ersten protestantischen Regierung in Schottland erhielt die reformierte Kirche kaum Unterstützung.

    Am 23. Januar 1570 wurde Moray in Linlithgow von James Hamilton of Bothwellhaugh, Unterstützer der vorigen Königin Maria, im Vorbeireiten aus dem Hinterhalt mit einer Arkebuse beschossen. Dabei wurde er so schwer verletzt, dass er starb. James Stewart ist das erste dokumentierte Attentatsopfer der Welt, das mittels einer Feuerwaffe zu Tode kam.

    Name:
    James Stewart ist das erste dokumentierte Attentatsopfer der Welt, das mittels einer Feuerwaffe zu Tode kam.

    Titel (genauer):
    Am 30. Januar 1562 wurde der Titel in sechster Verleihung James Stewart verliehen, dem unehelichen Sohn von König Jakob V. Zusammen mit der Earlswürde wurde ihm der nachgeordnete Titel Lord Abernethy and Strathearn verliehen.

    Earl of Moray (ausgesprochen „Murry“) ist ein erblicher britischer Adelstitel, der sechsmal in der Peerage of Scotland verliehen wurde.
    Erstmals wurde der Titel 1314 Thomas Randolph verliehen. Seine letzte Nachfahrin war Elizabeth Stewart, 7. Countess of Moray, deren Ehemann ebenfalls als Earl anerkannt wurde.
    Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Earl_of_Moray (Jan 2024)

    James heiratete Lady Agnes Keith in 1562. Agnes gestorben in 1588. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 17. 2. Countess of Moray Elizabeth Stewart  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in 1591.

  2. 14.  Königin Maria von Schottland (Stuart)Königin Maria von Schottland (Stuart) Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Jakob3, 3.Margaret2, 1.Elizabeth1) wurde geboren am 8 Dez 1542 in Linlithgow Palace; gestorben am 18 Feb 1587 in Fotheringhay Castle; wurde beigesetzt am 31 Jul 1587 in Kathedrale von Peterborough, dann Westminster Abbey.

    Notizen:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Stuart

    Maria Stuart (* 8. Dezember 1542 in Linlithgow Palace; † 8. Februarjul./ 18. Februar 1587greg. in Fotheringhay Castle), geboren als Mary Stewart, war vom 14. Dezember 1542 bis zum 24. Juli 1567 als Maria I. Königin von Schottland sowie durch ihre Ehe mit Franz II. von 1559 bis 1560 auch Königin von Frankreich; sie entstammte dem Haus Stuart.
    Da Schottland zur Zeit ihrer Geburt von politischen und religiösen Unruhen erschüttert war, wurde Maria Stuart im Kindesalter nach Frankreich gebracht und an der Seite ihres künftigen Ehemanns Franz II. erzogen. Durch dessen frühen Tod wurde sie bereits im Alter von 17 Jahren zur Witwe und kehrte 1561 nach Schottland zurück. Dort gelang es ihr nicht, die zahlreichen Spannungen unter den konkurrierenden Adelsfamilien zu befrieden. Nach der Ermordung ihres zweiten Gemahls Lord Darnley im Februar 1567, an der ihr eine Mittäterschaft angelastet wurde, geriet sie innenpolitisch verstärkt unter Druck, infolgedessen sie im Juni 1567 im Loch Leven Castle gefangengesetzt wurde und zugunsten ihres Sohnes Jakob abdanken musste. Nach ihrer Flucht und einer verlorenen Schlacht am 13. Mai 1568 bei Langside ging sie ins Exil nach England. Ihre zweite Lebenshälfte war geprägt von einem fortwährenden Konflikt mit Königin Elisabeth I., der unter anderem auf einem Anspruch auf den englischen Königsthron basierte. Nachdem Maria Stuart verdächtigt worden war, an einem geplanten Attentat auf die englische Königin beteiligt gewesen zu sein, wurde sie wegen Hochverrats 1587 hingerichtet.
    Aufgrund der zahlreichen künstlerischen Bearbeitungen ihrer Lebensgeschichte gilt sie als eine der bekanntesten schottischen Monarchengestalten.

    Leben

    Frühe Kindheit
    Maria war die Tochter König Jakobs V. von Schottland und seiner zweiten Ehefrau Marie de Guise. Ihre Großmutter väterlicherseits war die englische Prinzessin Margaret Tudor, ältere Schwester von Heinrich VIII., weshalb Maria Stuart einen Ansprucch auf den englischen Thron hatte. Diese Tatsache und besonders ihr Selbstverständnis als Erbin der englischen Krone sollte sie zur gefährlichsten Gegenspielerin von Königin Elisabeth machen, die als Cousine ihres Vaters ihre Tante zweiten Grades war.
    König Jakob V. starb im Alter von 30 Jahren im Falkland Palace. Schottland war gerade in der Schlacht von Solway Moss von den Engländern vernichtend geschlagen worden, und Marias Vater betrauerte auf dem Sterbebett noch seine beiden im Jahr zuvor verstorbenen Söhne, als ihn die Nachricht von der Geburt einer Tochter erreichte. Er soll das Ereignis mit den Worten kommentiert haben: „Mit einem Mädchen hat es begonnen, mit einem Mädchen wird es enden! (It began with a lass, and it will end with a lass!)“. Dies war eine Anspielung auf die Stewart-Dynastie, die durch eine Heirat mit Marjorie Bruce, der Tochter von Robert I., den Thron bestiegen hatte, und nun mit einer neugeborenen Königin unterzugehen drohte.
    Die erst sechs Tage alte Maria war nun Königin von Schottland. James Hamilton, 2. Earl of Arran, der Nächste in der Thronfolge, war bis 1554 Regent und wurde dann durch die Königinmutter abgelöst, die bis zu ihrem eigenen Tod im Jahr 1560 herrscschte. Im Juli 1543, sechs Monate nach Marias Geburt, wurde vertraglich vereinbart, dass sie neun Jahre später mit dem zukünftigen englischen König Eduard VI. vermählt werden sollte und dass ihre Erben in Personalunion über England und Schottland herrschen sollten. Am 9. September 1543 wurde Maria Stuart formell im Stirling Castle gekrönt, wobei sie königliche Roben trug, die speziell auf ihre Körpergröße abgestimmt worden waren, sonst aber weitgehend dem Original entsprachen.
    Der Vertrag mit England wurde Ende 1543, wenige Wochen nach der Krönung, durch das schottische Parlament aufgelöst. Heinrich VIII. hatte verlangt, dass Schottland seine traditionelle Auld Alliance mit Frankreich (Defensivbündnis der beiden Länder gegen England) auflösen sollte, was abgelehnt wurde. Daraufhin befahl Heinrich, Schottland anzugreifen. Dieser Krieg zwischen Schottland und England wurde später als „Rough Wooing“ (dt.: Rüde Werbung) bezeichnet. Im Mai 1544 erreichte Edward Seymour, 1. Duke of Somerset, mit seiner Flotte den Hafen von Leith. Seine Aufgabe war es, Edinburgh einzunehmen und die junge Königin zu entführen. Doch Marie de Guise versteckte ihre Tochter in den geheimen Räumen von Stirling Castle.
    Am 10. September 1547 erlitten die Schotten in der Schlacht bei Pinkie Cleugh eine verheerende Niederlage. Marie de Guise brachte ihre Tochter zunächst in der Priorei von Inchmahome in Sicherheit und wandte sich dann an den französischen Botschafter. Der neue französische König Heinrich II. schlug die Vereinigung Schottlands mit Frankreich vor, indem Maria seinen erstgeborenen Sohn Franz heiraten sollte.
    Im Februar 1548 schickte Marie de Guise ihre Tochter nach Dumbarton Castle. Mittlerweile hatten die Engländer mehrfach schottisches Gebiet überfallen. Sie eroberten die strategisch wichtige Stadt Haddington, wurden dort aber im Juni von der französischen Armee vertrieben. Am 7. Juli wurde in einem Nonnenkloster bei Haddington die Heiratsvereinbarung zwischen Maria und Franz II. unterzeichnet. Am 7. August 1548 legte die französische Flotte in Dumbarton ab und brachte die fünfjährige Königin nach Frankreich. Die Überfälle der Engländer dauerten bis Juni 1551 an und schwächten das Land empfindlich.

    Heirat in Frankreich
    Zeitgenössischen Berichten zufolge war Maria während ihrer Kindheit lebhaft, hübsch und intelligent. In ihr Exil nach Frankreich wurde sie von ihrem eigenen kleinen Hofstaat begleitet, bestehend aus zwei Lords, zwei Halbbrüdern und den „vier Marrys“, vier Mädchen gleichen Alters, die alle den Namen Mary trugen und Töchter der angesehensten adligen Familien Schottlands waren: Beaton, Seton, Fleming und Livingston. Am französischen Hof erhielt sie die bestmögliche Erziehung und Unterricht in ihrem heimischen Scots, Latein, Spanisch, Italienisch und möglicherweise Griechisch.[1] Die französische Sprache war zeitlebens ihre Muttersprache. Sie erlernte auch zwei Musikinstrumente sowie Reiten, die Falknerei und Nadelarbeiten. Während dieser Zeit nahm sie den Nachnamen Stuart an, die französische Schreibweise von Stewart.
    Am 24. April 1558 heiratete sie vertragsgemäß den ein Jahr jüngeren Dauphin, den französischen Thronfolger. Die prachtvolle Hochzeitszeremonie fand in der Kathedrale Notre-Dame de Paris statt.
    1559 starb ihr Schwiegervater Heinrich II. und Marias Ehemann wurde als Franz II. inthronisiert. Damit wurde sie auch Königin von Frankreich. Der fünfzehnjährige König war schwach, und die Regierungsgeschäfte in Frankreich gingen effektiv über Maria in die Hände ihrer Verwandten über, der schon vorher sehr mächtigen Familie der Guisen. Doch dieses Arrangement war nur von kurzer Dauer; der junge König erkrankte und starb wenig später am 5. Dezember 1560.
    Marias Schwiegermutter Katharina von Medici übernahm die Regentschaft für ihren dritten Sohn Karl IX., einen Bruder Franz’ II. Schon damit war das Ende von Marias Zeit in Frankreich absehbar, da sich die Regentin und ihre Schwiegertochter nicht gut verstanden. Maria bezeichnete Katharina verächtlich als „Krämerstochter aus Florenz“, eine Anspielung auf deren italienische Wurzeln. Nach den Klauseln des Vertrages von Edinburgh, der im Juni 1560 nach dem Tod von Marie de Guise geschlossen wurde, zog Frankreich seine Truppen aus Schottland ab und erkannte die Herrschaft Elisabeths über England an. Die achtzehnjährige Maria Stuart, die in Frankreich verblieben war, weigerte sich, den Vertrag zu unterzeichnen.

    Rückkehr nach Schottland
    Die junge Witwe kehrte bald darauf über Calais nach Schottland zurück und betrat am 19. August 1561 in Leith schottischen Boden. Sie beabsichtigte, alles so zu belassen, wie sie es vorgefunden hatte. Gleichzeitig nahm sie aber für sich die Freiheit in Anspruch, ihren katholischen Glauben zu praktizieren. Trotz ihrer Talente war sie nicht auf die gefährliche und komplexe politische Situation vorbereitet, die in Schottland herrschte. Die Reformation spaltete das Volk. Ihr illegitimer Halbbruder James Stewart, 1. Earl of Moray, war Anführer der Protestanten. Viele ihrer Untertanen wie auch Elisabeth I., die Monarchin des protestantischen Nachbarlandes England, begegneten der strenggläubigen Katholikin Maria mit Misstrauen. Der Reformator John Knox wetterte öffentlich gegen sie und ihren Lebenswandel. Sie hatte einige stürmische persönliche Begegnungen mit ihm.
    Zur Enttäuschung der Katholiken setzte sich Maria Stuart aber nicht aktiv für deren Anliegen ein. Sie tolerierte die neue protestantische Mehrheit und machte ihren protestantischen Halbbruder James Stewart zu ihrem wichtigsten Berater. Unter seiner Führung bereiste sie auch den Norden ihres Reiches und unterwarf dort ihren Cousin George Gordon, 4. Earl of Huntly, den Anführer der katholischen Opposition.

    Gespannte Beziehungen mit England
    Elisabeth Tudor war 1558 nach dem Tod ihres jüngeren Halbbruders Eduard VI. und ihrer älteren Halbschwester Maria I. („Bloody Mary“) Königin von England geworden. Ihr Vater Heinrich VIII. hatte ihre Mutter Anne Boleyn noch zu Lebzeiten seiner ersten Frau Katharina von Aragon geheiratet. Die katholische Kirche erkannte Heinrichs Scheidung von Katharina nicht an, betrachtete die Ehe mit Anne Boleyn als ungültig und Elisabeth somit als uneheliches Kind. Uneheliche Kinder waren jedoch nichht erbberechtigt, weshalb aus katholischer Sicht die Krone nach dem Aussterben von Heinrichs legitimen Nachkommen auf die Nachkommen seiner Schwester Margaret Tudor übergehen sollte. Entsprechend hatte Heinrich II. von Frankreich nach dem Tod voon Maria I. von England 1558 seine Schwiegertochter Maria Stuart zur Königin von England proklamieren lassen. Maria führte von nun an das königliche Wappen Englands neben dem schottischen und französischen.[2] Sie weigerte sich auch später stets, ihren Anspruch auf den englischen Thron aufzugeben, was auch durch ihr Festhalten an der Ablehnung des Vertrags von Edinburgh zum Ausdruck kam. Viele Katholiken in England betrachteten Elisabeth als unrechtmäßige Thronfolgerin. Sie glaubten, ddass Maria als legitime Urenkelin Heinrichs VII. rechtmäßig auf den englischen Thron gehöre. Da sie obendrein von Heinrichs älterer Schwester abstammte, stand sie dem Thron näher als die Nachkommen von Heinrichs jüngerer Schwester Mary Tudor, wie zum Beispiel die protestantischen Schwestern Mary und Catherine Grey. Aus diesen Gründen war die katholische Maria für Elisabeth und ihren protestantischen Hof eine ständige Bedrohung. Dies vor allem, nachdem Papst Pius V. Elisabeth I. 1570 exkommuniziert hatte und die katholische Minderheit in England aufforderte, sich der „Ketzerin“ auf dem Thron zu entledigen, um mit Hilfe Maria Stuarts die alte katholische Kirche wieder einzusetzen (Bulle Regnans in Excelsis).
    Maria Stuart versuchte, die Spannungen zwischen sich und Elisabeth mit einer Einladung nach Edinburgh auszuräumen. Elisabeth weigerte sich jedoch die Einladung anzunehmen, und die Spannungen blieben. Sir William Maitland (Maitland of Lethington) wurde mit dem Hintergedanken als Botschafter an den englischen Hof gesandt, ihr Vorteile auf den englischen Thron zu sichern. Elisabeths Antwort wird wie folgt überliefert: „Bei der Würde der Krone glaube ich, dass sie sie in meiner Zeit niemals erlangen wird.“ In einem Brief an ihren Onkel mütterlicherseits, François de Lorraine, schreibt Maria Stuart jedoch, Maitland habe ihr berichtet, dass Elisabeths wörtliche Ansicht war, dass „ich meiner Überzeugung nach niemanden besseres kenne, noch würde ich ihr jemanden vorziehen.“
    Im Dezember 1561 wurde ein Treffen beider in England vorbereitet, doch Elisabeth änderte kurzfristig ihre Meinung. Das Treffen hätte in York „oder einer anderen Stadt“ im August oder September 1562 stattfinden sollen. Im Juli 1562 jedoch schicktte Elisabeth Sir Henry Sidney nach Edinburgh, um das Treffen wegen des französischen Bürgerkriegs abzusagen. 1563 versuchte Elisabeth erneut, Maria Stuart zu neutralisieren, indem sie eine Heirat mit Robert Dudley, 1. Earl of Leicester vorschlug, ihrem eigenen Favoriten und Vertrauten. Dudley war Engländer und Protestant und hätte so beide Probleme gelöst. Elisabeth schickte einen weiteren Botschafter zu Maria Stuart mit der Nachricht, dass, wenn sie jemanden nach der Wahl Elisabeths ((gemeint war Lord Robert Dudley) heiraten würde, sie selbst – Elisabeth – „dafür sorgen würde, dass sie [Maria Stuart] die verbriefte Bestätigung als nächste Cousine und Erbin des Thrones bekäme“. Dieser Vorschlag verlief im Sande, nicht zuletzt, weil Robert Dudley selbst alles tat, um das Heiratsprojekt zu verhindern.[3]

    Ehe mit Lord Darnley
    Der verwitweten Maria Stuart wurden die Könige von Schweden, Dänemark und Frankreich, Erzherzog Karl von Österreich, Don Carlos von Spanien, die Herzöge von Ferrara, Namur und Anjou, der Earl of Arran und der Earl of Leicester als potentielle Ehemänner angetragen. An Don Carlos, dem spanischen Thronfolger, zeigte sie ernsthaftes Interesse, doch entschied Philipp II. schließlich gegen eine solche Verbindung, die ihn zu sehr in Gegensatz zu England gebracht hätte.
    1565 verliebte sie sich Hals über Kopf in ihren neunzehnjährigen Cousin Henry Stuart, Lord Darnley, den Sohn des Earl of Lennox. Dieser hätte durch diese Ehe seinen Sohn in die unmittelbare Nähe des englischen Throns gebracht. Darnleys Mutter war Margaret Douglas, Marias Tante und über ihre Mutter Margaret Tudor Nichte Heinrichs VIII. Doch außer diesem Thronanspruch und seinem guten Aussehen gab es nichts, was für Darnley sprach. Er war von wankelmütigem Charakter und neigte zu jugendlichen Eskapaden. Zudem war er drei Jahre jünger als Maria. Die Hochzeit wurde jedoch eilig für den 29. Juli 1565 anberaumt (im Holyrood Palace).
    Diese Eheschließung mit einem Katholiken führte dazu, dass sich Marias Halbbruder James Stewart, 1. Earl of Moray mit anderen protestantischen Adligen zusammentat und offen rebellierte. Maria begab sich am 26. August 1565 nach Stirling, um den Rebellen entgegenzutreten, und kehrte im darauf folgenden Monat nach Edinburgh zurück, um weitere Truppen zu organisieren. Die Rebellion wurde rasch niedergeschlagen, und Moray floh mit seinen Anhängern ins Exil.
    Die Ehe verärgerte auch Elisabeth. Sie war der Ansicht, dass die Heirat nur mit ihrer Erlaubnis hätte stattfinden dürfen, weil Darnley ein englischer Untertan war. Die Ehe stellte aufgrund des königlichen Blutes von Darnley eine Bedrohung für Elisabeth dar. Ein Kind aus dieser Ehe hätte einen gerechtfertigten Anspruch sowohl auf den schottischen als auch auf den englischen Thron gehabt.
    Schon wenige Monate nach der Hochzeit berichtet der englische Botschafter von zunehmenden Spannungen zwischen dem jungvermählten Herrscherpaar. Lord Darnleys Lebenswandel sorgte in Edinburgh für Skandale, und Marias Desinteresse war unübersehbar. Darnley forderte immer deutlicher die Gewährung der tatsächlichen Rechte eines Königs seitens des Parlaments. Maria gewährte ihm zwar den königlichen Titel (crown matrimonial), wollte ihm aber keine Machtbefugnisse einräumen.
    Die enge Freundschaft und Vertrautheit zwischen Maria und ihrem Privatsekretär David Rizzio schürte Darnleys Eifersucht. Er schien Gerüchten Gehör zu schenken, dass Rizzio Marias Liebhaber sei. So ging er einen Pakt mit führenden protestantischen Adligen ein. Es war vermutlich Darnleys Ziel, Titel und Position eines Königs von Schottland zu ergreifen. Die Ziele der Mitverschwörer blieben undeutlich. Gewalttaten vonseiten schottischer Lords waren nicht ungewöhnlich, politische Seitenwechsel an der Tagesordnung.
    Am Abend des 9. März 1566 drangen sie unter Führung Darnleys gemeinsam in das kleine Esszimmer der Königin in Holyrood Palace ein. Darnley hielt die schwangere Königin fest, während die anderen Rizzio im Vorzimmer erstachen. Als einer der Verschwörer sich gegen die Königin wenden wollte, stellte sich Darnley schützend vor sie. Die Verschwörer stellten die Königin unter Hausarrest, doch sie entkam mit der Hilfe ihres Mannes, dem sie eingeredet hatte, sie würde seinen Forderungen nachkommen. In Sicherheit gelangt, distanzierte sich Maria jedoch von ihrem Mann. Er hatte sich durch sein Vorgehen von der Königin entfremdet und war aus Sicht der adligen Mitverschwörer kompromittiert.
    Am 19. Juni 1566 wurde ihr Sohn, der zukünftige König Jakob VI. im Edinburgh Castle geboren. Darnley zog zunehmend den Hass der schottischen Lords auf sich und floh nach Glasgow zu seinem Vater, wo er schwer erkrankte (vermutlich an Syphilis oder den Pocken). Auf Marias Wunsch hin kehrte er aus Glasgow zurück nach Edinburgh und erholte sich im Haus Kirk o’Field, wo Maria ihn häufig besuchte. So entstand der Eindruck, die Versöhnung zwischen den Eheleuten stehe bevor.
    Am 10. Februar 1567 ereignete sich im Haus eine gewaltige Explosion und Darnley wurde tot im Garten gefunden. Da er unbekleidet war und keine Verletzungen aufwies, nimmt man an, dass er auf der Flucht erdrosselt wurde. Es war klar, dass er im Raahmen eines Komplotts ermordet worden war: Bereits im November 1566 hatten wichtige Adlige in Anwesenheit Marias auf Schloss Craigmillar einen Schwur geleistet (bond of manrent), dass sie Darnley zum Wohle des Staates beseitigen würden.[4] Marias Mitwisserschaft an dem Plan wird oft bestritten, ist jedoch kaum ernsthaft zu bezweifeln.
    Darnleys Ermordung beschädigte ihr Ansehen enorm. Hauptdrahtzieher war sehr wahrscheinlich James Hepburn, 4. Earl of Bothwell, den sie bereits im Oktober zuvor auf seiner Burg Hermitage Castle spontan besucht hatte, als sie von seiner Erkrankung erfuhr. Es fand ein Scheinprozess gegen Bothwell statt, in dem er am 12. April 1567 freigesprochen wurde. Die Bevölkerung Edinburghs war dadurch aber nicht zufriedenzustellen.

    Heirat mit Lord Bothwell
    Am 24. April 1567 besuchte Maria zum letzten Mal ihren Sohn auf Stirling Castle. Auf dem Weg zurück nach Edinburgh ließ sie sich offenbar ohne Widerstand von Hepburn und seinen Männern entführen und verbrachte einige Tage im Schloss von Dunbarr. Nun überschlugen sich die Ereignisse: Am 3. Mai 1567 ließ sich Bothwell von seiner Frau scheiden und kehrte drei Tage später mit Maria nach Edinburgh zurück. Am 12. Mai 1567 vergab Maria ihrem Entführer öffentlich, indem sie ihn zum Herzog voon Orkney erhob. Am 15. Mai 1567, nur drei Monate nach der Ermordung Darnleys, heiratete sie im Holyrood Palace denjenigen Mann, den viele für den Mörder hielten. Diese Heirat erwies sich sehr bald als großer Fehler; denn es kam zu einem Aufstand der ihr zuvor treu ergebenen Adligen, die ihre Abdankung forderten.
    Am 15. Juni 1567 versuchte Maria zwar nochmals bei Carberry, in der Nähe von Edinburgh, das Ruder zu ihren Gunsten herumzureißen. Doch selbst das Heer, das sie mit Bothwell um sich geschart hatte, weigerte sich, für sie zu kämpfen. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich den Fürsten ihres Landes zu ergeben. Sie wurde im Loch Leven Castle gefangen gesetzt, auf einer Insel im Loch Leven, unter der Herrschaft von William Douglas, 6. Earl of Morton und der Aufsicht seiner Mutter Margaret Erskine, die zugleich die Mutter von Marias Halbbruder James Stewart war. Dieser übernahm nach seiner Rückkehr aus Frankreich im August die Regentschaft, nachdem Maria am 24. Juli 1567 ihre Abdankung zugunsten ihres Sohnes unterzeichnet hatte. Der gut einjährige Junge wurde fünf Tage später in der Holy Rude Church in Stirling als König Jakob VI. gekrönt.

    Flucht nach England
    Im Loch Leven Castle erlitt Maria nach eigenen Angaben[5] auch eine Fehlgeburt von Zwillingen. Mit der Hilfe ihres jungen Gefängniswärters Willie Douglas, nicht zu verwechseln mit dem Burgherrn William Douglas, gelang ihr am 2. Mai 1568, knapp ein Jahr nach ihrer Gefangennahme, die Flucht. Wenige Tage danach führte Maria eine Armee von etwa 6000 Getreuen an. Diese wurde jedoch am 13. Mai bei Langside (heute ein Stadtteil von Glasgow) vernichtend geschlagen. Maria floh und erreichte sechs Tage später Carlisle. Dort ersuchte sie ihre Tante zweiten Grades, Königin Elisabeth I. von England, um Unterstützung gegen die rebellierenden schottischen Adligen.
    Elisabeth war im Prinzip nicht abgeneigt, Maria wieder auf ihren schottischen Thron zu helfen, jedoch war Maria immer noch nicht bereit, den Vertrag von Edinburgh zu akzeptieren und auf ihren englischen Thronanspruch formell zu verzichten. Elisasabeth schwankte also weiter zwischen der Anerkennung des Regimes der antimarianischen Lords in Schottland und ihrer eventuellen Hilfe für Maria. Zunächst wollte sie pro forma klären lassen, ob Maria für den Mord an Lord Darnley verurteilt werden sollte. Elisabeth ordnete eine Untersuchung an, die zwischen Oktober 1568 und Januar 1569 in York vorgenommen wurde. Die Untersuchung war politisch beeinflusst: Elisabeth wünschte weder eine Verurteilung wegen Mordes noch einen Freispruch.
    Maria berief sich darauf, dass sie eine rechtmäßige Königin sei und daher von keinem Gericht verurteilt werden könne. Ihr Halbbruder, der Earl of Moray, hatte inzwischen die Regierungsgeschäfte übernommen und war bestrebt, Maria aus Schottland herauszuhalten und ihre Anhänger zu kontrollieren.
    Um sie zu belasten, präsentierten Marias schottische Gegner der Kommission die sogenannten Kassettenbriefe (Casket Letters), acht Briefe, die Maria angeblich an den Earl of Bothwell geschrieben haben sollte. James Douglas, 4. Earl of Morton, behauptete, sie seien in Edinburgh in einer silbernen Schatulle mit einem eingravierten F (angeblich für Franz II.) gefunden worden, zusammen mit anderen Dokumenten (darunter die Heiratsurkunde von Maria und Hepburn). Maria weigerte sich, vor Gericcht zu erscheinen. Sie wollte erst dann eine schriftliche Verteidigung abgeben, wenn Elisabeth ihr den Freispruch garantierte; dieser Vorschlag wurde abgelehnt. Obwohl die Casket Letters nach einer Untersuchung der Handschrift und des Inhalts als echt befunden wurden, kam die Kommission zu dem Schluss, dass damit der Mord an Lord Darnley nicht bewiesen werden konnte. Dieses Ergebnis entsprach genau den Wünschen Elisabeths.
    Die Authentizität der Casket Letters ist bis heute unter Historikern umstritten, da die Originale 1584 vernichtet wurden und keine der vorhandenen Kopien einen kompletten Satz bildet. Auch handelt es sich bei den Kopien bis auf einen Fall um Übersetzungen aus dem französischen Original. Maria argumentierte, es sei nicht schwierig, ihre Handschrift zu imitieren. In späteren Jahrhunderten wurde vermutet, dass die Briefe komplette Fälschungen seien, dass verdächtige Passagen vor der Konferenz von York eingefügt worden sind oder dass die Briefe an Bothwell von einer anderen Person geschrieben worden sind. Es ist heute unmöglich, die Echtheit oder Fälschung der Briefe eindeutig festzustellen. Auch ist die Bedeutung dieser Briefe für die Frage nach Marias Mitschuld an der Ermordung ihres Gemahls Lord Darnley maßlos überschätzt worden.

    Gefangenschaft und Hinrichtung
    Es folgten 18 Jahre Haft, zum Teil unter angenehmen Bedingungen, in den verschiedenen englischen Burgen und Schlössern (z. B. Bolton Castle, Chatsworth House, Sheffield, Buxton, Tutbury, Chartley und schließlich Fotheringhay). Diese Anlagen wurden deshalb gewählt, weil sie sowohl von Schottland als auch von London weit genug entfernt waren. Die meiste Zeit befand sich Maria unter der Obhut von George Talbot, 6. Earl of Shrewsbury und seiner Ehefrau Bess of Hardwick. Marias dritter Ehemann, der Earl of Bothwell, war in Norwegen verhaftet und nach Dänemark gebracht worden, wo er eingekerkert wurde und dem Wahnsinn anheimfiel. Er starb 1578.
    1570 wurde Elisabeth durch die Repräsentanten Karls IX. von Frankreich erneut überzeugt, Maria wieder auf den schottischen Thron zu bringen. Ihre Vorbedingung war jedoch die Ratifikation des Vertrages von Edinburgh, dessen Unterzeichnung Maria jedoch weiterhin ablehnte. Dennoch verhandelte William Cecil auf Weisung Elisabeths hin weiter mit Maria. Elisabeth wich einer persönlichen Begegnung mit Maria, die letztere stets herbeisehnte, immer aus. Die Ridolfi-Verschwörung (ein Plan zur Ermordung Elisabeths und zur Einsetzung Maria Stuarts als englische Königin durch spanische Truppen, in den Maria eindeutig verwickelt war) ließ Elisabeth erneut ihr Vorgehen überdenken. 1572 verabschiedete das Parlament auf Veranlassung der Königin ein Gesetz, das Maria von der englischen Thronfolge ausschloss. Unerwartet verweigerte Elisabeth jedoch die Zustimmung zu dem Gesetz, da sie erneut ihre Meinung geändert hatte.
    Maria wurde für Elisabeth zu einer untolerierbaren Last, da sich Maria in immer mehr Komplotte verwickeln ließ, was ihre abgefangenen Briefe bewiesen. Nach der Hinrichtung der Babington-Verschwörer (20.–21. September 1586) wurde Maria Stuart Endde September 1586 nach Fotheringhay verbracht. Eine vom 15. bis 16. Oktober 1586 tagende Kommission aus 40 (teils katholischen) Adeligen befand über Marias Schuld. Am 25. Oktober 1586 wurde Maria Stuart wegen Hochverrats für schuldig befunden, da sie an der Babington-Verschwörung – einem geplanten Anschlag auf Elisabeths Leben – beteiligt war. Auf der Parlamentsversammlung vom 29. Oktober 1586 forderten Ober- und Unterhaus per Petition einstimmig die sofortige Hinrichtung. Diese Petition wurde Elisabeth I. am 12. November 1586 in Richmond überreicht. Maria Stuart erfuhr am 16. November 1586 von der Entscheidung des Parlaments und der drohenden Hinrichtung.
    Doch erst am 1. Februar 1587 unterzeichnete Elisabeth die Hinrichtungsurkunde; sie hatte vorher noch versucht, den Gefängniswärter Sir Amyas Paulet dazu zu bringen, Maria zu ermorden (für die herrschende Klasse war der Gedanke unerträglich, eine gesalbte Königin vor Gericht abzuurteilen und hinzurichten – man bevorzugte Mord), um die Hinrichtung zu umgehen. Am 7. Februar 1587 wurde Maria Stuart über das Todesurteil und den Hinrichtungstermin unterrichtet. Einen Tag später (fast auf den Tag 20 Jahre nach der Ermordung ihres zweiten Ehemannes Lord Darnley), am Mittwoch, dem 8. Februar 1587 (laut heutigem Gregorianischen Kalender 18. Februar) wurde Maria Stuart um 10 Uhr in der Großen Halle von Schloss Fotheringhay hingerichtet.
    Der Ablauf der Hinrichtung ist überliefert. Sie erschien wie eine Nonne an der Hinrichtungsstätte in einem schwarzen Satinkleid, das mit schwarzem Samt gesäumt war. Am Gürtel trug sie zwei Rosenkränze. Ein weißer Schleier bedeckte ihr Haar. Als sie am Schafott den Schleier und die dunkle Überbekleidung ablegte, sah man, dass sie darunter einen dunkelroten Samtunterrock und ein dunkelrotes Satinmieder trug. Die rote Farbe ihrer Unterkleidung war vermutlich bewusst gewählt. Im europäischen Kulturkreis symbolisierte Rot Märtyrertum, Mut und königliches Blut.[6]
    Der Scharfrichter war unerfahren und nervös; er benötigte drei Schläge mit der Axt, um Marias Kopf vom Körper zu trennen. Der erste Schlag traf den Hinterkopf. Da Maria keine Reaktion zeigte, führte der erste Schlag vermutlich schon zu Bewusstlolosigkeit oder Tod. Der zweite Schlag traf zwar den Hals, durchtrennte aber nicht alle Muskelstränge. Erst der dritte Schlag trennte den Kopf vom Rumpf. Legenden berichten, dass nach der Hinrichtung der Henker mit den Worten „Es lebe die Königin“ den Kopf von Maria Stuart an den Haaren emporhob, um ihn der Menge zu präsentieren. Er ergriff dabei aber eine Perücke und ihr Kopf, mit kurzgeschorenem grauem Haar, fiel herunter und rollte auf das Schafott. Viel zitiert ist auch, dass der Schoßhund der Königin sich in ihren Gewändern versteckt hatte und nach der Hinrichtung blutüberströmt von der Leiche entfernt wurde.
    Maria Stuart wurde am 31. Juli 1587 zuerst in der Kathedrale von Peterborough beigesetzt. Doch die Leiche wurde im September 1612 exhumiert, als ihr Sohn, der als Jakob I. in Personalunion auch über England herrschte, die Beisetzung in der Westminster Abbey anordnete. Dort ruht sie neun Meter vom Grab ihrer Tante zweiten Grades, Elisabeth I., entfernt.


    Maria Stuart in Literatur, Musik und Film
    Maria Stuarts Leben und insbesondere ihr Konflikt mit Königin Elisabeth I. von England ist bereits seit ihrem Tod ein beliebter Stoff der künstlerischen Rezeption. Frühe Werke über sie entstanden bereits in den ersten Jahren nach der Hinrichtung, vor allem motiviert durch katholische Autoren, die sie als Märtyrerin glorifizierten.
    Maria Stuart in Literatur und Theater
    Bereits 1587 erschien von einem Jesuiten ein Gedicht zu Ehren Maria Stuarts. Weitere Gedichte und Geschichten folgten im ausgehenden 16. und im 17. Jahrhundert. Eines der wichtigsten Werke über Maria Stuarts Leben ist Friedrich Schillers Tragödie Maria Stuart (1800). Die bekannteste Biographie Maria Stuarts im deutschsprachigen Raum schrieb Stefan Zweig 1935. Eine weitere, neuere Biographie gibt es vom Autor Michel Duchein (2003). Anka Muhlstein und Sylvia Jurewitz-Freischmidt veröffentlichten jeweils Doppelbiographien der Rivalinnen Maria Stuart und Elisabeth I. Ein historischer Roman von Margaret George basiert ebenfalls auf Maria Stuarts Leben.
    Über Maria Stuart gibt es weiterhin ein Theaterstück von Elfriede Jelinek namens Ulrike Maria Stuart (2006) und ein Broadway-Stück von Maxwell Anderson. Robert Bolt schrieb 1971 ein Theaterstück, bei dessen Uraufführung seine Ehefrau Sarah Miles Maria Stuart darstellte.
    Maria Stuart in der Musik
    Sehr frei nach Friedrich Schillers Tragödie entstand Gaetano Donizettis Oper Maria Stuarda (1835). Auf der Opernbühne erscheint Maria Stuart außerdem in Maria Stuarda, regina di Scozia von Pietro Casella (1811), der gleichnamigen Oper von Carlo Coccia (1827) und in Mary Queen of Scots von Thea Musgrave (1977).
    Am 26. März 1840 komponierte Richard Wagner (1813–1883) in Paris das Lied Adieux de Marie Stuart auf einen Text von Pierre Jean de Béranger (1780−1857).[7]
    1852 komponierte Robert Schumann (1810−1856) fünf Lieder auf Gedichte von Maria Stuart, op. 135 und schenkte sie im selben Jahr seiner Frau Clara zum Weihnachtsfest. Die Lieder auf Übersetzungen von Gisbert Freiherr Vincke tragen die Titel: Abschied von Frankreich, Nach der Geburt ihres Sohnes, An die Königin Elisabeth, Abschied von der Welt und Gebet,[8] wobei nur das dritte und vierte als authentisch gelten.[9]
    1899 wurde in der von Max Runze besorgten Gesamtausgabe sämtlicher Lieder und Balladen von Carl Loewe (1796–1869) zum ersten Mal ein Lied mit dem Titel Gesang der Königin Maria Stuart auf den Tod Franz II. (nach Art der altfranzösischen Volkslieieder) veröffentlicht. Im Vorwort zum zweiten Band der Gesamtausgabe, in dem sich das Lied befindet, heißt es: „Den Text des 1560 gedichteten Liedes hat der französische Historiker Pierre de Brantôme (1540−1614) in seinen Dames illustres (Oeuvres 5,88) überliefert; danach Le Roux de Lincy, Recueil de chants historiques francais 2, 225 (1842).“ Gewidmet hat Loewe das Lied seiner Tochter Julie von Bothwell. Der Herausgeber bemerkt außerdem: „Offenbar stützt sich Loewe in diesem Gesang auf altfranzösische Melodien und Rhythmen. Komponiert vermutlich in späterer Zeit.“ Die Ausgabe des Liedes bei Breitkopf & Härtel in Leipzig ist zweisprachig – ein deutscher Text stammt aus der Feder von A. R.
    Maggie Reilly sang das Lied To France auf Mike Oldfields Album Discovery aus der Sicht von Maria. Weitere Rezeptionen in der modernen Rock- und Pop-Musik stammen von Lou Reed (Sad Song 1973 mit Maria Stuart gewidmeten Versen), Fairport Convention (Fotheringay 1969 über Maria Stuarts Haft) und Grave Digger (zwei Songs über die Zeit im Gefängnis und die letzten Tage vor der Hinrichtung).
    Am 4. April 2008 fand im Waldau-Theater in Bremen die Uraufführung des Musicals Maria Stuart, Königin der Schotten als Inszenierung der Bremer Musical Company statt. Die Musik stammt von Thomas Blaeschke, das Libretto von Kerstin Tölle.
    Maria Stuart im Film
    Zu den Verfilmungen ihres Lebens gehören The Execution of Mary Stuart von Thomas Alva Edison aus dem Jahre 1895, Maria Stuart mit Fritz Kortner, Maria Stuart (1927) von Friedrich Fehér mit Magda Sonja, Maria Stuart (1936) mit Katharine Hepburn uund Fredric March, Das Herz der Königin mit Zarah Leander und Willy Birgel, Maria Stuart, Königin von Schottland (1971) mit Vanessa Redgrave und Glenda Jackson, Maria Stuart – Blut, Terror und Verrat (2004) mit Clémence Poésy sowie Mary Queen of Scots (2013) von Thomas Imbach. Seit Oktober 2013 läuft auf The CW die US-amerikanische Serie Reign, mit Adelaide Kane in der Hauptrolle.



    Siehe auch
    • Stammtafel der Könige von Schottland
    Ausstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
    • 2013: Mary, Queen of Scots, National Museums of Scotland, Edinburgh.
    Literatur
    • George Ballard: Memoirs of several ladies of Great Britain, who have been celebrated for their writings, or skill in the learned languages, arts and sciences. Oxford 1752.
    • Antonia Fraser: Maria Stuart: Königin der Schotten. Pawlak, Hersching 1969, ISBN 3-88199-636-2.
    • Friedrich Schiller: Maria Stuart. Reclam, ISBN 3-15-000064-5 (und viele andere Ausgaben).
    • Stefan Zweig: Maria Stuart. S. Fischer, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-596-21714-8.
    • Michel Duchein: Maria Stuart – eine Biographie. Albatros, Düsseldorf 2003, ISBN 3-491-96097-5 (Originaltitel: Marie Stuart. La femme et le mythe. Benziger Verlag 1992).
    • Martin Schneider: Maria Stuart. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 32, Bautz, Nordhausen 2011, ISBN 978-3-88309-615-5, Sp. 932–942.
    • Bjørnstjerne Bjørnson: Maria Stuart in Schottland. 1864.
    • Walter Heichen: Maria Stuart. Deutsche Buchvertriebs- und Verlags-Gesellschaft, Berlin-Düsseldorf 1951 (Roman).
    • Jenny Wormald: Maria Stuart. Ploetz, Freiburg und Würzburg, 1992, ISBN 3-87640-500-9.
    • John E. Neale (Jonathan Cape Ltd./London): Elisabeth I. Hugendubel, Kreuzlingen/München 2004, ISBN 3-424-01226-2.
    Weblinks
     Commons: Maria Stuart – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
     Wikisource: Maria Stuart (1542–1587) – Quellen und Volltexte
    • Literatur von und über Maria Stuart im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
    • Werke von und über Maria Stuart in der Deutschen Digitalen Bibliothek
    • Maria Stuart. In: FemBio. Frauen-Biographieforschung (mit Literaturangaben und Zitaten).
    • Offizielle Biographie (englisch)
    • Eintrag in der Classic Encyclopedia (Memento vom 23. Januar 2013 im Internet Archive) (englisch)
    • Digitalisierte Flugschrift zum Tode Maria Stuarts, Erfurt 1587
    • Das Schauspiel Maria Stuart von Friedrich Schiller
    • Last letter of Mary, Queen of Scots, National Library of Scotland bei Flickr
    Einzelnachweise
    1 Antonia Fraser: Mary Queen of Scots Panther Books, London 1970, S. 75.
    2 Antonia Fraser: Mary Queen of Scots. Panther Books, London 1970, S. 113–115
    3 Frederick Chamberlin: Elizabeth and Leycester Dodd, Mead & Co., New York 1939, S. 136–164, 445–447
    4 „It was thought expedient and most profitable for the common wealth … that such a young fool and proud tyrant should not reign or bear rule over them; … that he should be put off by one way or another; and whosoever should take the deed in had or do it, they should defend“ (Book of Articles): Antonia Fraser: Mary Queen of Scots. Panther Books, London 1970, S. 335f.
    5 Claude Nau: History of Mary Stuart from the murder of Rizzio to her flight into England, herausgegeben von J. Stevenson 1883, S. 264
    6 Amy Butler Greenfield: A Perfect Red – Empire, Espionage and the Qest for the Color of Desire. HarperCollins Publisher, New York 2004, ISBN 0-06-052275-5, S. 18–19
    7 Wagner-Chronik. Daten zu Leben und Werk zusammengestellt von Martin Gregor-Dellin, dtv-Bärenreiter 1983; Richard Wagner: Sämtliche Lieder mit Klavierbegleitung, Schott Mainz
    8 Robert Schumann: Lieder für Singstimme und Klavier, Band III, herausgegeben von Alfred Dörffel. Edition Peters, Leipzig
    9 Hans-Joachim Zimmermann: Die Gedichte der Königin Maria Stuart. Gisbert Vincke, Robert Schumann und eine sentimentale Tradition. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen, herausgegeben von Sühnel et al., Westermann-Verlg, 1977, S. 308–319

    Begraben:
    Die Leiche wurde im September 1612 exhumiert, als ihr Sohn, der als Jakob I. in Personalunion auch über England herrschte, die Beisetzung in der Westminster Abbey anordnete. Dort ruht sie neun Meter vom Grab ihrer Tante zweiten Grades, Elisabeth I., entfernt.

    Gestorben:
    Hingerichtet

    Maria heiratete König Franz II. von Frankreich (von Valois) (Kapetinger) am 24 Apr 1558 in Notre-Dame de Paris. Franz (Sohn von Heinrich II. (Henri) von Frankreich (von Valois) (Kapetinger) und Prinzessin Katharina (Caterina Maria Romula) von Medici) wurde geboren am 19 Jan 1544 in Fontainebleau, Frankreich; gestorben am 5 Dez 1560 in Orléans; wurde beigesetzt in Kathedrale Saint-Denis, Paris. [Familienblatt] [Familientafel]

    Maria heiratete Lord Darnley Henry Stuart am 29 Jul 1565 in Holyrood Palace. Henry (Sohn von Matthew Stewart (Stuart) und Gräfin Margaret Douglas) wurde geboren in 7.12.1545/1546 in Temple Newsam House, Yorkshire; gestorben am 10 Feb 1567 in Abtei Kirk o'Field, Edinburgh. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 18. König Jakob (James) VI. (I.) von England, von Schottland, von Irland (Stuart)  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 19 Jun 1566 in Edinburgh, Schottland; gestorben am 27 Mrz 1625 in Theobalds Park, Grafschaft Hertfordshire, England.

    Maria heiratete Lord Bothwell James Hepburn am 15 Mai 1567 in Holyrood Palace. James wurde geboren in cir 1534; gestorben am 14 Apr 1578 in Schloss Dragsholm, Seeland, Dänemark. [Familienblatt] [Familientafel]


  3. 15.  Lord Darnley Henry StuartLord Darnley Henry Stuart Graphische Anzeige der Nachkommen (7.Margaret3, 3.Margaret2, 1.Elizabeth1) wurde geboren in 7.12.1545/1546 in Temple Newsam House, Yorkshire; gestorben am 10 Feb 1567 in Abtei Kirk o'Field, Edinburgh.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel (genauer): Duke of Albany, Earl of Ross und Lord of Ardmanach (ab 1565), König von Schottland (nur formal)

    Notizen:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Henry_Stuart,_Lord_Darnley

    Henry Stuart, Lord Darnley (* 7. Dezember 1545 bzw. 1546 in Temple Newsam House, Yorkshire; † 10. Februar 1567 in der Abtei Kirk o'Field, Edinburgh) war der zweite Ehemann der schottischen Königin Maria Stuart (seiner Cousine) und somit seit 1565 Duke of Albany, Earl of Ross und Lord of Ardmanach sowie formal König von Schottland, auch wenn er an der Regierung nicht beteiligt war.

    Leben
    Henry Stuart wurde als ältester Sohn des Matthew Stewart, 4. Earl of Lennox und der Margaret Douglas, Tochter des Archibald Douglas, 6. Earl of Angus, in Temple Newsam House in Yorkshire, dem „Hampton Court des Nordens“, geboren. Sein Geburtsdatum wird traditionell als 7. Dezember 1545 angegeben. Allerdings würde das heißen, dass seine Zeugung nur wenige Wochen nach der Geburt seines älteren Bruders, ebenfalls Henry Stuart genannt, stattgefunden hätte, was von einigen Historikern bezweifelt wird. Hinzu kommt, dass ein Bote von Maria Stuart, Darnleys Ehefrau, im März 1566 angab, dass der Gemahl der Königin gerade 19 Jahre alt war. Demzufolge wäre Darnley am 7. Dezember 1546 geboren worden.[1] Als Erbe des Earls of Lennox führte er den Höflichkeitstitel eines Lord Darnley – ein Nebentitel seines Vaters. Durch seine Mutter war er ein Urenkel König Heinrichs VII. von England. Henry, der gleichzeitig auch vom schottischen Königshaus abstammte, war – nach Maria Stuart selbst – der nächste Anwärter auf den schottischen Thron, und auch auf die englische Thronfolge hatte er gute Ansprüche.
    Lord Darnley wuchs in England auf. Er erhielt den üblichen vom Humanismus der Renaissance geprägten Unterricht seiner Kreise, hatte eine schöne Handschrift und zeichnete sich durch Geschicklichkeit in militärischen Übungen aus. Seine ehrgeizige Mutter sandte ihn zum ersten Mal 1559 nach Frankreich, um Franz II. und seiner Gemahlin Maria Stuart zur Thronbesteigung zu gratulieren.[2] Nach dem Tode Franz' II. im Dezember 1560 sandte ihn seine Mutter erneut nach Frankreich, wo er offiziell um Marias Hand anhielt.[3] Lady Lennox hätte ihren Sohn gerne als Elisabeths Nachfolger auf dem englischen Königsthron gesehen, und eine Heirat mit seiner Cousine Maria Stuart schien ihr das richtige Mittel zum Zweck zu sein. In der Folge wurden Mutter und Sohn, die beide englische Untertanen waren, 1561 von Elisabeth inhaftiert, nach kurzer Zeit aber wieder freigelassen.

    Heirat mit Maria Stuart
    Darnley verbrachte einige Zeit am englischen Hof, bevor er sich 1565 nach Schottland aufmachte. Die Heirat mit Maria Stuart war eine Liebesheirat, gleichzeitig aber auch politisches Kalkül. Bereits 1564 war er von Maria in die engere Auswahl einbezogen worden, allerdings nur als zweite Wahl,[4] da Maria noch Interesse an Elisabeths Vorschlag zeigte, Robert Dudley, den Earl of Leicester zu ehelichen - wofür Elisabeth ihr in diesem Falle die englische Thronfolge zusichern wollte.[5] Da es die englische Seite, von der Unwilligkeit des Bräutigams [6] abgesehen aber zeitweilig an Interesse fehlen ließ[7], entschloss sich Maria, Darnley zu heiraten, nachdem sie ihren neuen Verehrer während einer Masernerkrankung gepflegt hatte.
    In der schottischen Politik hatte die Rückkehr Darnleys Unruhe und Befürchtungen ausgelöst, da seine Eltern dort großen territorialen Einfluss hatten und „mehr gefürchtet als geliebt“ wurden.[8] Darnley war außerdem Katholik und man befürchtete eine Wende in der protestantischen Ausrichtung Schottlands, da Maria Schottland Philipp II. anempfohlen hatte und versprach, dass Schottland nach ihrer Heirat mit Darnley „so sehr unter seiner Kontrolle sein werde wie irgendein Teil seines Reiches“.[9] Zahlreiche Adlige Schottlands waren entsetzt über die bevorstehende Heirat,[10] und Marias Halbbruder James Stewart, 1. Earl of Moray ging mit einigen protestantischen Adligen nach England, andere wurden von Maria verbannt.
    Die Haltung Elisabeths I. zu dieser Heirat ist nicht eindeutig und nur schwer zu verstehen. Einerseits hatte sie Darnley Maria als Ehemann „zweiter Wahl“ angeboten und ihm die Reise nach Schottland erlaubt und sie wusste auch, dass Maria an einer Heirat mit Darnley interessiert war.[11] Andererseits haben sie und der Kronrat ihr unmissverständliches Missfallen erklärt, und das Angebot an Maria, doch noch Robert Dudley, Earl of Leicester („oder einen anderen englischen Adligen“ als Darnley) zu heiraten, wurde schnellstens erneuert.[12] Es war jedoch zu spät: Die Hochzeit von Darnley und Königin Maria fand am 29. Juli 1565 in der Kapelle des Holyrood Palace in Edinburgh statt.

    Ermordung Rizzios
    Maria, die binnen kurzem schwanger wurde, war anfangs in ihren gutaussehenden Bräutigam sehr verliebt, aber diese Begeisterung kühlte schnell ab, und die Eheleute entfremdeten sich rasch. Lord Darnley war hochmütig, mit einem Hang zur Gewalttätigkeit.[13] Er erregte in Edinburgh Aufsehen durch seine Eskapaden in Wirtshäusern und Bordellen. Sein Königstitel wurde nach seiner Meinung nicht genügend gewürdigt, da Maria ihm keinen politischen Einfluss gewährte. Er fühlte sich in seinem Stotolz verletzt, als das Parlament sich weigerte, ihn zum König eigenen Rechts zu machen. Er beteiligte sich an einer Verschwörung schottischer Lords, die sich gegen den Privatsekretär und Vertrauten der Königin, David Rizzio, wandte. Nach Darnleys Meinung war Rizzio auch Marias Liebhaber. Eifersüchtig ermordete er mit seinen Komplizen den Italiener am 9. März 1566 vor den Augen seiner schwangeren Frau. Maria wurde unter Hausarrest gestellt, konnte aber mit Hilfe ihres wankelmütigen Gemahls, der die Fronten gewechselt und sich wieder auf ihre Seite gestellt hatte, nach Dunbar entkommen.
    Nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes James am 19. Juni 1566 war die Erbfolge gesichert und Maria wandte ihre Gunst ihrem zukünftigen dritten Ehemann James Hepburn, 4. Earl of Bothwell zu. Darnley, dessen Mitverschwörer sich wegen seines Seitenenwechsels von ihm abgewandt hatten, war jetzt isoliert. Als Mordgerüchte aufkamen, fürchtete er um sein Leben und machte sich auf, Schottland zu verlassen, wurde aber durch verschiedene Umstände an seinem Plan gehindert. Er floh nach Glasgow, wo ihn eine Krankheit (möglicherweise Syphilis, aber wahrscheinlich die Pocken) niederwarf. Maria überredete Darnley, wieder nach Edinburgh zurückzukehren.

    Darnleys Tod
    Mit Rücksicht auf seinen Gesundheitszustand reiste er in kurzen Etappen und machte in Kirk o'Field, innerhalb der Stadtmauern Edinburghs, Station. Er hütete noch das Bett, und seine Gattin pflegte ihn demonstrativ und versprach ihm die baldige Wiederaufnahme der ehelichen Beziehungen. Am Abend des 9. Februar 1567 verabschiedete sich Maria von ihm und ging zur Hochzeit ihrer Zofe im Holyrood Palace ganz in der Nähe. Kurz darauf gab es in seiner Unterkunft eine gewaltige Explosion, die das Haus völlig zerstörte. Darnley selbst und sein Diener wurden tot in der Nähe des Hauses in einem Obstgarten außerhalb der Stadtmauern gefunden. Da er unbekleidet war und keine Verletzungen aufwies, nimmt man an, dass er auf der Flucht erdrosselt wurde. Die Täter wurden zunächst aus offensichtlich politischen Gründen nicht ermittelt. Der Earl of Bothwell war für alle der offenkundige Auftraggeber, als herauskam, dass er das verwendete Schießpulver in Darnleys Keller hatte unterbringen lassen. Außerdem hatten mehrere schottische Lords (darunter Bothwell) bereits im November 1566 in Anwesenheit Marias in Craigmillar einen Eid (bond) geschworen, Darnley zum Wohle des Staates zu beseitigen.[14] Eine Mitwisserschaft Maria Stuarts wurde oft geleugnet, ist aber kaum zu bezweifeln. Darnleys sterbliche Überreste wurden in der Kapelle des Holyrood-Palastes beigesetzt. Maria heiratete nur wenige Wochen nach Darnleys Tod den Earl of Bothwell. Die Ehe mit dem mutmaßlichen Mörder Darnleys löste einen großen Skandal aus, der in der weiteren Folge zum Aufstand gegen die Königin, ihrer Absetzung und ihrer Flucht nach England führte.

    Nachkommen
    Aus der Ehe mit Maria Stuart ging ein Kind hervor:
    • James Stuart (1566–1625) ∞ Anna von Dänemark, ab 1567 als James VI. König von Schottland, ab 1603 als James I. auch König von England



    Siehe auch
    • Stammtafel der Könige von Schottland
    Weblinks
     Commons: Henry Stuart, Lord Darnley – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    Anmerkungen und Nachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
    1 Alison Weir: Mary Queen of Scots and the Murder of Lord Darnley.2009 Ballantine Books Trade Paperback Edition, S. 61
    2 Caroline Bingham: Darnley: A life of Henry Stuart, Lord Darnley, consort of Mary Queen of Scots. Constable, London 1995, S. 67–68
    3 Caroline Bingham: Darnley: A life of Henry Stuart, Lord Darnley, consort of Mary Queen of Scots. Constable, London 1995, S. 72
    4 Frederick Chamberlin: Elizabeth and Leycester Dodd, Mead & Co. (New York) 1939: S. 146, 147
    5 Frederick Chamberlin: Elizabeth and Leycester Dodd, Mead & Co. (New York) 1939: S. 145
    6 Frederick Chamberlin: Elizabeth and Leycester Dodd, Mead & Co. (New York) 1939: S. 143–144, 158
    7 Frederick Chamberlin: Elizabeth and Leycester Dodd, Mead & Co. (New York) 1939: S. 154–157
    8 Frederick Chamberlin: Elizabeth and Leycester Dodd, Mead & Co. (New York) 1939: S. 147
    9 Frederick Chamberlin: Elizabeth and Leycester Dodd, Mead & Co. (New York) 1939: S. 160
    10 Frederick Chamberlin: Elizabeth and Leycester Dodd, Mead & Co. (New York) 1939: S. 446
    11 Frederick Chamberlin: Elizabeth and Leycester Dodd, Mead & Co. (New York) 1939: S. 153
    12 Frederick Chamberlin: Elizabeth and Leycester Dodd, Mead & Co. (New York) 1939: S. 159–161
    13 Frederick Chamberlin: Elizabeth and Leycester Dodd, Mead & Co. (New York) 1939: S. 445, 446
    14 „It was thought expedient and most profitable for the common wealth,..., that such a young fool and proud tyrant should not reign or bear rule over them;...that he should be put off by one way or another; and whosoever should take the deedn hand or do it, they should defend“ (Book of Articles): Antonia Fraser: Mary Queen of Scots Panther Books, London, 1970, S. 335–336
    Literatur
    • Caroline Bingham: Darnley: A life of Henry Stuart, Lord Darnley, consort of Mary Queen of Scots. Constable, London 1995, ISBN 0-09-472530-6.
    • Alison Weir: Mary, Queen of Scots and the Murder of Lord Darnley. Random House, New York 2003, ISBN 0-641-64510-4.

    Henry heiratete Königin Maria von Schottland (Stuart) am 29 Jul 1565 in Holyrood Palace. Maria (Tochter von König Jakob (James) V. von Schottland und Marie von Guise (von Lothringen)) wurde geboren am 8 Dez 1542 in Linlithgow Palace; gestorben am 18 Feb 1587 in Fotheringhay Castle; wurde beigesetzt am 31 Jul 1587 in Kathedrale von Peterborough, dann Westminster Abbey. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 18. König Jakob (James) VI. (I.) von England, von Schottland, von Irland (Stuart)  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 19 Jun 1566 in Edinburgh, Schottland; gestorben am 27 Mrz 1625 in Theobalds Park, Grafschaft Hertfordshire, England.

  4. 16.  Prinzessin Jane Grey, Neuntagekönigin Prinzessin Jane Grey, Neuntagekönigin Graphische Anzeige der Nachkommen (12.Frances3, 5.Mary2, 1.Elizabeth1) wurde geboren in cir 1538 in Bradgate in Leicestershire; gestorben am 12 Feb 1554 in Tower of London.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel (genauer): Prinzessin von England
    • Ereignis: 9 Jul 1553; 9 Tage lang Königin Am 9. Juli 1553 wurde Lady Jane Grey als Königin proklamiert. Am 18. Juli 1553 wurde Dudley in Cambridge verhaftet; kurz zuvor hatte er selbst dort bereits Königin Maria proklamiert. Somit war die "Regierungszeit" bereits wieder zu Ende.

    Notizen:

    Als königliche Prinzessin erhielt sie im Gegensatz zu ihrem Mann eine private Hinrichtung innerhalb der Gefängnismauern, auf der Grünfläche Tower Green. Augenzeugen zufolge ging Jane sehr gefasst zum Schafott, obwohl ihr vorher noch der Karren mit der Leiche ihres Mannes Guildford begegnete.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Jane_Grey

    Lady Jane Grey (* 1536/1537[1][2] in Bradgate in Leicestershire (Mittelengland); † 12. Februar 1554 im Tower in London) beanspruchte als offizielle Erbin von König Eduard VI. vom 10. bis zum 19. Juli 1553 [3] den Titel einer Königin von England. Seither hat sie den Beinamen Neuntagekönigin oder Dreizehntagekönigin (je nach Thronfolgedatum; engl. The Nine Days’ Queen bzw. The Thirteen Days’ Queen). Sie unterlag jedoch gegen Maria I. Tudor - die von deren Vater König Heinrich VIII. testamentarisch als Erbin nach Eduard VI. vorgesehen war - und wurde enthauptet. Ihre Eltern waren Henry Grey, 1. Duke of Suffolk, und dessen Ehefrau Frances Brandon, Tochter von Mary Tudor und Nichte von König Heinrich VIII.

    Kindheit
    Jane wurde auf dem Gebiet des heutigen Bradgate Park nahe Newtown Linford geboren. Ihr genaues Geburtsdatum ist unbekannt, nur das Jahr ist überliefert. Neuere Forschungen grenzen den Zeitraum ihrer Geburt auf die zweite Hälfte 1536 bis Juli 1537 ein.[1][2] Sie war die älteste überlebende Tochter von Henry Grey, Marquess of Dorset und seiner Frau Frances Brandon und hatte zwei jüngere Schwestern, Catherine und Mary. Ihre Großmutter mütterlicherseits war Mary Tudor, die jüngere Schwester von Heinrich VIII., deren Nachkommen in der Thronfolge direkt hinter den legitimen Kindern des Königs standen.
    Mit zehn Jahren wurde Jane in den Haushalt der ehemaligen Königin Catherine Parr aufgenommen. Ein wesentlicher Grund dafür war das Versprechen von Catherine Parrs neuem Ehemann Thomas Seymour, dem Lord High Admiral, Jane mit seinem Neffen, dem jjungen König Eduard VI., zu verheiraten. Ihr Vater Henry Grey sagte später aus, dass Thomas Seymour ihm einen Boten gesandt hätte, der ihm ausrichtete, „wenn ich zustimmen würde, will er mir zusichern, dass der Admiral Möglichkeiten finden würde, für sie eine Ehe zu schließen, die mir wohl gefallen würde.“ Auf Greys Frage, mit welchem Kandidaten Seymour Jane verheiraten wollte, antwortete der Bote: „Mit dem König.“[4] Damals war es nicht unüblich, Kinder von edler Abkunft in adligen Haushalten erziehen zu lassen und ein solches Heiratsversprechen mit Aussicht auf die Krone überzeugte schließlich auch Frances Brandon und Henry Grey.
    Jane lebte nun gemeinsam mit ihrer Cousine Elisabeth Tudor in Catherine Parrs Haushalt und erhielt dort für eine Frau ihrer Zeit eine ausgezeichnete Erziehung, die später bei ihren Eltern fortgesetzt wurde. Das Heim der ehemaligen Königin war eiein Treffpunkt für den protestantischen Adel und sie selbst war eng befreundet mit Katherine Willoughby, der verwitweten letzten Ehefrau von Janes Großvater Charles Brandon und Patronin der Reformation. Über Janes Beziehung zu ihrer um drei Jahre älteren Cousine Elizabeth ist nicht viel überliefert, allerdings wurde Jane sowohl von John Foxe als auch von Roger Ascham für die intelligentere der beiden gehalten.[5]
    Als Catherine Parr nur ein Jahr später an Kindbettfieber starb, endete Janes Zeit in ihrem Haushalt. Sie nahm bei dem Begräbniszeremoniell die Hauptrolle ein, die des chief mourners. Es war das erste königliche Begräbnis nach protestantischem Ritus. Thomas Seymour, dessen Stern bereits im Sinken begriffen war, versuchte Frances Brandon und Henry Grey zu überzeugen, ihm weiterhin ihre Tochter zur Erziehung zu überlassen. Die beiden weigerten sich mit der Begründung, dass ein junges Mädchen auf keinen Fall in einem Haushalt bleiben könnte, dem keine Frau vorstand.[6] Möglicherweise spielte auch Thomas Seymours schlechter Ruf eine Rolle. Nur wenige Monate zuvor hatte er Janes Cousine Elisabeth so offensichtlich nachgestellt, dass Catherine Parr gezwungen gewesen war, das junge Mädchen aus ihrem Haushalt zu entfernen. Frances Brandon und Henry Grey hatten daher, von allen politischen Unwägbarkeiten abgesehen, allen Grund, ihre Tochter zurück nach Hause zu holen, statt sie der Obhut eines solchen skandalbehafteten Mannes zu überlassen. Für eine kurze Weile setzte Seymour seinen Willen durch und sicherte sich erneut Janes Vormundschaft, allerdings wurde er wenig später wegen Verrats hingerichtet. Jane kehrte zurück ins Haus ihrer Eltern.

    Verhältnis zu ihren Eltern
    Die Romantisierung Janes im viktorianischen Zeitalter als unschuldige Kindsbraut und Königin wider Willen brachte als Nebeneffekt die Dämonisierung ihrer Eltern mit sich. Gerade Frances wurde als grausame Rabenmutter dargestellt, die Jane misshandelte und sie in eine verhasste Ehe zwang, um sie auf den Thron zu hieven. Als Beweis für die Schlechtigkeit von Janes Eltern wird meistens das Gespräch zwischen dem Humanisten Roger Ascham und Jane Grey herangezogen, in dem Jane ihm erzählt:
    „In der Gegenwart meines Vaters oder meiner Mutter […] ob ich nun spreche oder schweige, sitze, stehe oder gehe, esse, trinke, traurig oder fröhlich bin, nähe, spiele, tanze oder irgendetwas anderes tue, muss ich es stets so angemessen und vollkommen tun wie Gott die Welt erschuf, denn andernfalls werde ich so scharf gescholten, so grausam bedroht, manchmal auch gekniffen, gestoßen oder geknufft […] dass ich glaube, mich in der Hölle zu befinden.“[7]
    Allerdings verlief in der damaligen Zeit Kindererziehung wesentlich anders als heutzutage. Schläge waren ein gesellschaftlich völlig akzeptiertes Mittel der Züchtigung, solange es ein gewisses Maß nicht überschritt. In dieser Hinsicht hielten sich die Eltern der Tudorzeit an das Bibelzitat: „Wer mit der Rute spart, verdirbt sein Kind.“ Jane wurde nicht anders erzogen oder gezüchtigt als andere Kinder ihrer Generation. Selbst der von ihr für seine Freundlichkeit in den höchsten Tönen gelobte Tutor John Aylmer stimmte mit ihren Eltern überein, dass Jane Disziplin erlernen musste, um ihr Temperament zu zügeln.[8]
    Jane mochte es ablehnen, in der Öffentlichkeit perfekte Manieren zeigen zu müssen, doch ihre Eltern hatten bereits erkannt, dass Jane zur Elite der neuen gebildeten, protestantischen Generation gehören würde, und taten ihr Möglichstes, ihre Tochhter auf diese Rolle vorzubereiten. Die Aufzeichnung dieses Gesprächs fand zudem Jahre später statt, als es Ascham in erster Linie darum ging zu erklären, dass Freundlichkeit des Lehrers entscheidend war für die Leistungen des Schülers. Ein Brief Aschams kurz nach dem Besuch bei Jane Grey ist voll des Lobes für sie und für ihre Eltern.[8]
    Hinzu kam, dass Jane alles andere als ein fügsames Kind war. Im Haus Catherine Parrs hatte sie mehr Freiheiten genossen als im Haushalt ihrer Eltern und war für ihre Gelehrigkeit und ihre Auffassungsgabe bewundert worden. Es hatte ihr ein neues Selbstwertgefühl gegeben und damit fiel es ihr schwer, sich wieder in die Rolle der gehorsamen Tochter zu finden.[9] Gehorsam und Disziplin waren allerdings Tugenden, die in der Tudorzeit für ein junges Mädchen als unbedingt nötig erachtet wurden, insbesondere für eine Angehörige der königlichen Familie. Somit waren Kämpfe zwischen Eltern und Tochter vorhersehbar, insbesondere da Jane sich ihrem rebellischen Alter näherte.
    Beide Eltern waren begeistert von den Fortschritten, die ihre Tochter machte und die bereits die Aufmerksamkeit ausländischer Gelehrter auf sich gelenkt hatten. Der Kaplan der Familie, James Haddon, erzählte dem Italiener Michelangelo Florio, dass Jane ihre Gläubigkeit von ihren Eltern geerbt hatte und ihrer Mutter sehr nahestand.[10] Auch später, als Jane bereits bei den Eltern ihres Mannes Guildford Dudley lebte, stahl sie sich trotz des Verbots ihrer dominanten Schwiegermutter aus dem Haus, um Trost bei ihrer Mutter zu suchen.

    Mehr unter oben stehendem Link der Wikipedia..

    Heirat mit Guildford Dudley
    Ein fragwürdiges Angebot
    Eine Zeit lang überlegten Frances Brandon und Henry Grey, ihre Tochter mit dem Sohn Edward Seymours zu verheiraten. Thomas Seymours älterer Bruder war Lordprotektor des jungen Königs Eduard VI. und eine Verbindung der beiden Familien wäre durchaus von Vorteil gewesen. Allerdings kam die Ehe zwischen Jane Grey und dem jungen Edward nicht zustande. Stattdessen sollte später Janes jüngere Schwester Catherine Grey ihn heimlich heiraten. Eine neue Partie für Jane tauchte auf, als John Dudley, 1. Duke of Northumberland Edward Seymour stürzte und die Regentschaft für den König übernahm.
    Laut William Cecil stammte die Idee einer Ehe zwischen Jane Grey und John Dudleys Sohn Guildford von Elizabeth Brooke, der zweiten Ehefrau von William Parr, die laut des katholischen Gesetzes in Bigamie mit ihrem Ehemann lebte, da seine erste Ehefrau noch am Leben war.[20] Auch die erste Ehe von Catherine Grey, Janes jüngerer Schwester, mit Henry Pembroke entsprang angeblich aus diesen Überlegungen. Mit der passenden Verheiratung der königlichen Greyschwestern konnte der protestantische Adel ein Bündnis gegen Maria schmieden.
    Obwohl Northumberland einer der mächtigsten Männer Englands war, wurde sein Angebot von vielen mit Skepsis betrachtet. Frances hatte kein Interesse daran, ihre Tochter zu jung zu verheiraten und sie würde bis an ihr Lebensende erklären, dass sie sich gegen die Verbindung ihrer Tochter mit Guildford gewehrt hatte. Auch Henry Grey gefiel der Gedanke nicht, über seine Tochter den Dudleys die Krone zuzuspielen, erst recht nicht, als sich herausstellte, dass Frances von der Thronfolge ausgeschlossen sein würde.[21] Hinzu kam auch ein starkes Standesbewusstsein. Jane war die älteste Tochter und somit als Haupterbin ihrer Eltern von königlichem Blut eine gute Partie auf dem Heiratsmarkt. Guildford hingegen war der vierte Sohn, im Grunde ein Niemand, insbesondere da Jane lange Zeit als potentielle Ehefrau für den König gehandelt worden war.
    Was Northumberlands Angebot obendrein verdächtig machte, war die Tatsache, dass er im Jahr zuvor bereits versucht hatte, Guildford mit Janes Cousine Margaret Clifford zu verheiraten, der einzigen Tochter und Erbin von Frances' Schwester Eleanoor Brandon.[22] Auch hier hatte Northumberland seine Beziehung zum König ausgespielt, um Margaret Cliffords widerwilligen Vater zu überreden. Diese königliche Braut war der Ehe mit Guildford jedoch entronnen. Stattdessen setzte Northumberland nun alles daran, sie mit seinem Bruder zu verheiraten. Sein erneuter Versuch, sich über Guildford mit der königlichen Familie zu verschwägern, sorgte insbesondere bei der Bevölkerung für Misstrauen, das später in offenen Hass umschlug.

    Lady Jane Dudley
    Wie zuvor Margaret Cliffords Vater wurden nun Frances und Henry Grey über einen längeren Zeitraum hinweg von Northumberland überredet und bedroht, der Ehe zuzustimmen. Immerhin war er nach wie vor Lordprotektor und hatte, wie er behauptete, den König auf seiner Seite. Nachdem er lange genug Druck auf die Greys ausgeübt hatte, gaben sie schließlich nach. Jane war vermutlich nicht sonderlich glücklich über diese Entwicklung. Commendone schreibt: „Die erstgeborene Tochter des Herzogs von Suffolk, Jane genannt, der die Ehe sehr missfiel, unterwarf sich schließlich aufgrund der Beharrlichkeit ihrer Mutter und der Drohungen ihres Vaters.“[23]
    Allerdings gibt es keine historischen Beweise für die Behauptung, Jane wäre von ihren Eltern misshandelt worden, um sie in die Ehe zu zwingen. Sie stammt angeblich aus einem Traktat des Venezianers Badoaro, das von Janes viktorianischer Biographphin Agnes Strickland zitiert wurde. Hier unterwarf Jane sich nicht „der Beharrlichkeit ihrer Mutter und der Drohungen ihres Vaters“, sondern den „Flüchen ihrer Mutter und den Schlägen ihres Vaters“. Die moderne Forschung gibt allerdings an, dass Stricklands Zitat nicht aus Badoaros Werk stammt, sondern aus einer anonymen, verstümmelten Schwarzkopie des Werkes Historia delle cose occorse nel regno d'Inghilterra von Raviglio Rosso.[24][25] Janes angebliche Misshandlung, um sie in eine uungewollte Ehe zu pressen, kann daher nicht als historisch belegter Fakt behandelt werden. Aus den historisch überlieferten Quellen kann lediglich geschlossen werden, dass ihre Eltern den Druck, den Northumberland auf sie ausübte, an ihre Tochter weitergaben. Am 21. Mai 1553 fand in Durham House die Hochzeit der beiden statt.[13]
    Von Anfang an bestanden Spannungen zwischen Jane und ihrer neuen Schwiegermutter, der Herzogin von Northumberland. Um den 28. Mai herum erfuhr Jane laut des päpstlichen Gesandten Giovanni Francesco Commendone von Northumberland selbst, dass ihre Mutter aus der Erbfolge ausgeschlossen und sie selbst, Jane, nun Eduards Erbin war.[21] Erschrocken von dieser Änderung der Thronfolge bat Jane um Erlaubnis, ihre Mutter zu sehen. Als die Herzogin es ihr untersagte, schlich sich Jane kurzerhand aus dem Haus und besuchte ihre Eltern. Eine wütende Nachricht der Herzogin machte den Greys allerdings klar, dass Jane nicht bei ihnen bleiben konnte, ohne einen Skandal hervorzurufen. Von ihrem Ehemann offiziell getrennt zu leben hätte nach den strengen Moralvorstellungen der damaligen Zeit eine Schande für beide Familien bedeutet.
    Schließlich wurden Jane und Guildford nach Chelsea gebracht, in das frühere Haus Catherine Parrs.[26] Nur kurze Zeit später erlitten Jane und ihr junger Ehemann eine heftige Lebensmittelvergiftung. Obwohl offiziell der Koch einen Fehler gemachcht hatte, verdächtigte Jane bis an ihr Lebensende ihre Schwiegermutter, der in dieser Zeit sehr daran gelegen war, ihre temperamentvolle Schwiegertochter im Haus zu behalten. Nur so war gewährleistet, dass sie an Ort und Stelle war, wenn sie als Eduards Erbin zur Königin proklamiert wurde. Ob die Herzogin sie tatsächlich vergiftete, kann nicht eindeutig nachgewiesen werden.

    Königin Jane I.
    Die geänderte Thronfolge
    Die Herrscher
    des Hauses Tudor 1485–1603
    1485–1509 Heinrich VII.
    1509–1547 Heinrich VIII.
    1547–1553 Eduard VI.
    1553–1553 Lady Jane Grey
    1553–1558 Maria I.
    1558–1603 Elisabeth I.

    Unter dem Einfluss seiner Ratgeber versuchte Eduard VI., seine älteste Schwester Maria von der Thronfolge auszuschließen, obwohl Heinrich VIII. sie testamentarisch dazu bestimmt hatte. Er berief sich einerseits darauf, dass sein Vater die Ehe mit Marias Mutter Katharina von Aragón für ungültig erklärt hatte, weshalb Maria in England lange Zeit als unehelich und daher nicht erbberechtigt galt. Zum anderen gehörte Maria wie ihre Mutter der katholischen Kirche an – Eduard VI. und seine Ratgeber dagegen wollten die Reformation in England erhalten und bevorzugten daher eine protestantische Thronfolge. Auf dem Sterbelager bestimmte er daher seine 16-jährige Cousine Jane Grey zu seiner Erbin. Dies stand im klaren Widerspruch zum Sukkzessionsakt von 1543, in dem sein Vater die Thronerbfolge festgelegt hatte. Eduards letzter Wille wurde allerdings dadurch anfechtbar, dass er zu dieser Zeit noch minderjährig war und streng genommen keine Änderung der Thronfolge hätte vornehmen dürfen.
    Als Eduard VI. am 6. Juli 1553 starb, übernahm Dudley als Lordprotektor die Regierungsgeschäfte und hielt zunächst den Tod des Königs geheim. Bereits einen Tag zuvor hatte er versucht, Maria Tudor zu verhaften. Diese wurde von Henry FitzAlan, dem Earl of Arundel, gewarnt und konnte deswegen rechtzeitig nach Norfolk zu den katholischen Howards flüchten. Ihre Schwester Elisabeth hingegen behauptete krank zu sein und blieb London fern. Am 8. Juli wurde Jane von den Adligen des Reiches bessucht, um ihr den Treueschwur als Königin zu leisten. Jane, fassungslos, dass sie Eduards Erbin war, wurde von ihrer Mutter versichert, dass das Testament des Königs sie als rechtmäßige Erbin bestimmte.[27] Sie hatte nun etwas Zeit, sich auf ihrre offizielle Proklamation zur Königin vorzubereiten. Am 9. Juli verkündete Northumberland Jane offiziell den Tod des Königs und verlas Eduards letzten Willen, der Jane zur rechtmäßigen Nachfolgerin machte. Als die Adligen vor ihr knieten und ihr die Treue schworen, sank Jane zu Boden und brach in Tränen aus.
    In der romantischen Überlieferung wird diese Szene stets dahingehend interpretiert, dass Jane in ihrer Unschuld die Krone schluchzend von sich wies. Dagegen spricht, dass Jane schon seit einigen Tagen von der geänderten Thronfolge wusste. Eduardrds eigener Tutor nannte sie die intelligentere der beiden Jugendlichen. Einige Historiker gehen daher davon aus, dass es sich keinesfalls um einen spontanen Akt, sondern eine offizielle Demonstration handelte. Jane hatte die Krone nicht gesucht, sie war ihr angetragen worden. Diesen Punkt hatte sie nun eindeutig klargemacht.[27] Agnes Strickland sah in Janes Zusammenbrechen eine Nachwirkung ihrer Lebensmittelvergiftung.[28] Janes eigene Worte bewiesen, dass sie durchaus bereit war, die Bürde zu übernehmen, solange ihr Anspruch auf den Thron tatsächlich gerechtfertigt war:
    „Ich war betäubt von diesen Worten, und wie die anwesenden Herren bezeugen können, fiel ich zu Boden, den Tod des edlen Prinzen beweinend, und beteuerte meine Unfähigkeit und meine Betroffenheit, wobei ich Gott bat, so es denn tatsächlich rechtens war, dass Er mir Gnade und Kraft geben möge, dass ich zu Seinem Ruhm regieren und dem Königreich dienen möge.“[29]
    Nach dem anschließenden Bankett wurde die Proklamation verlesen, die Jane zur Königin erklärte. Wiederum wurde die Illegitimität Marias und Elisabeths hervorgehoben, sowie die Gefahr, dass sie England zurück unter römische Herrschaft bringen oder Ausländer heiraten würden. Auch in der Kirche von Paul’s Cross waren Maria und Elisabeth im morgendlichen Gottesdienst zum ersten Mal offiziell als Bastarde und Jane als rechtmäßige Thronfolgerin erklärt worden. Doch hier zeichnete sich bereits der Unwillen der Bevölkerung ab, deren Reaktion als „zutiefst verärgert“ bezeichnet wurde. Am 10. Juli 1553 zog Jane Grey in den Tower of London ein, wie es sich für den englischen Monarchen gehörte.
    Häufig wird in diesem Zusammenhang der „Augenzeugenbericht“ von Baptista Spinola zitiert, der allerdings laut der Autorin Leanda de Lisle pikanterweise erst 1909 auftauchte. Alle Autoren, die sich darauf berufen, zitieren nur Richard Davey, deder selbst keine Quelle für diese Informationen angibt. Daher sind seine Beschreibungen de Lisles Meinung nach mit Vorsicht zu behandeln.[30] Auch Janes viktorianische Biografin Agnes Strickland erwähnt in ihrem Buch Lives of the Tudor princesses including Lady Jane Gray and her sisters (erschienen 1868) weder Spinolas Namen noch seinen Bericht, sondern berichtet lediglich, dass Guildford Dudley neben seiner königlichen Gattin ging, den Hut in seiner Hand, wie es dem Protokoll entspracch und dass er sich „bis zum Boden verneigte, wann immer sie sprach“.[31] Frances Brandon trug die Schleppe ihrer Tochter. Eine Krönung fand nicht statt, zum einen, da es einiger Vorbereitung bedurfte und zum anderen, weil Maria sich gleichzeitig zur Königin proklamierte. Innerhalb weniger Stunden nach ihrer Ernennung zur Königin sah sich Jane Grey einer Gegenkönigin gegenüber.

    Kampf um den Thron
    Marias Situation war, wie selbst der ihr wohlgesinnte spanische Botschafter befand, geradezu aussichtslos. Alle Trümpfe schienen sich in Janes Hand zu befinden. Sie hatte den Tower von London unter ihrer Kontrolle, das Parlament war auf ihrer Seite und sie hatte eine Armee unter sich. Doch im Gegensatz zu Jane war Maria beim Volk beliebt und bekannt. Als die Proklamation verlesen wurde, rief ein sechzehnjähriger Junge, Gilbert Potter, dass Maria die rechtmäßige Königin war. Janes Anhännger griffen sofort hart durch, ließen ihn verhaften und in Cheapside an den Ohren an den Pranger nageln, bevor sie sie ihm abschnitten.[32] Es war kein guter Beginn für Janes Herrschaft. Ein großer Nachteil für Jane war auch der allgemeine Hassss, der Northumberland entgegenschlug. Maria sammelte ihre Anhängerschaft und wurde am 10. Juli 1553 in Norfolk zur Königin ausgerufen. Ein Brief von ihr, der sie zur Königin proklamierte, sorgte für derartige Bestürzung im Tower, dass die Mütter des jungen Paares in Tränen ausbrachen.[33]
    Angesichts der Proklamation Marias stellte Jane eine Armee auf, entschlossen der Gefahr des Katholizismus, den Maria für sie darstellte, die Stirn zu bieten. Die Briefe, die Northumberland für sie verfasste, befahlen den Streitkräften, „nicht nuur unseren rechtmäßigen Titel zu verteidigen, sondern uns auch unterstützen in der Störung, dem Zurückschlagen und dem Widerstehen des geheuchelten und unrechtmäßigen Anspruchs der Lady Maria, Bastardtochter unseres Großonkels Heinrich VIII.“[34] Dass Jane die Dokumente mit „Jane the Quene“ (dt. Jane die Königin) unterzeichnete, stempelte sie in den Augen von Marias Anhängern zur Usurpatorin und Hochverräterin.
    Zu dem offenen Unmut des Volkes und der Unterstützung, die Maria erfuhr, gesellten sich nun auch Streitigkeiten zwischen den Dudleys und den Greys. Der Marquess von Winchester, der sich später als treuer Anhänger Marias herausstellte, forcierte die Streitigkeiten, indem er Jane eine Auswahl der Kronjuwelen vorlegte und ihr erklärte, sie sollte die Krone für ihre Krönung in zwei Wochen anprobieren. Auch würde eine Krone für ihren Ehemann gefertigt, damit er zusammen mit ihr gekrönt weerden konnte.[27] Jane jedoch weigerte sich, ihrem Ehemann den Rang des Königs zu verleihen, was für einen heftigen Streit zwischen ihr, ihrem Ehemann und ihrer Schwiegermutter sorgte.[35] Allerdings bot sie ihm den Titel eines Herzogs an.[36] In dieser Zeit machten ihr zudem gesundheitliche Beschwerden zu schaffen, die sie erneut auf eine Vergiftung durch die Dudleys zurückführte. „Zweimal wurde ich vergiftet“, schrieb sie später an Königin Maria, „einmal im Hause meiner Schwiegermutter und hinterher im Tower. So stark war das Gift, dass sich die ganze Haut von meinem Rücken ablöste.“[37]
    Zusätzlich schürte der spanische Botschafter Renard das Misstrauen gegen Northumberland, indem er zwei von Janes Anhängern, Lord Cobham und Sir John Mason, hinter vorgehaltener Hand erzählte, dass Marias Vetter, Kaiser Karl V., pikante Informationen erhalten hätte. Angeblich hätte Northumberland sich heimlich mit dem französischen König Heinrich II. verbündet, um dessen Schwiegertochter Maria Stuart auf den englischen Thron zu setzen.[36] Das Intrigenspiel, zusammen mit Marias stetig wachsender Anhängerschar, teilte Janes Anhänger, von denen mehrere bald Versuche unternahmen, zu Maria überzulaufen.
    Janes Armee war inzwischen bereit, gegen Maria ins Feld zu ziehen. Ursprünglich hätte Henry Grey als Vater der Königin das Heer führen sollen, doch da er mittlerweile krank geworden war, entsandte der Rat stattdessen Northumberland, der sich nicicht zu Unrecht fragte, ob seine Abwesenheit seinen Sturz nach sich ziehen würde. Auch Guildfords Brüder schlossen sich der Armee an, unter ihnen Königin Elisabeths späterer Favorit, Robert Dudley. Northumberland zog mit seinem Heer nach Norfolk. Aber das Heer löste sich auf. Viele Soldaten desertierten und liefen zu Maria über. Das Volk war nicht bereit, die Legitimität Marias anzuzweifeln. An den Küsten kam es zu Meutereien, als die Schiffsbesatzungen ihre Offiziere zwangen, sich Maria anzuschließen.
    Jane versuchte nach wie vor mit Briefen, ihre Untertanen unter ihrem Banner zu halten. „Bleibt standhaft in eurem Gehorsam und eurer Pflicht gegenüber der kaiserlichen Krone dieses Reiches, die Wir rechtmäßig besitzen“,[38] schrieb sie und fügte hinzu, dass jeder einzelne seine Loyalität ihr schuldete, „eurer höchsten Dame, die entschlossen ist, diese Krone von England vor Fremden und Papisten zu schützen“.[38] Als auch Buckinghamshire zu den Rebellen überlief, erklärte Jane wütend, dass die Rebellen entweder bald an ihren „bösartigen Machenschaften“ scheitern würden oder „solche Strafe und Hinrichtung“ erhalten würden, wie es Verrätern zustand.[39]
    Dennoch zeichnete sich schnell ab, dass der Kampf mit Maria verloren war. Der Regentschaftsrat nutzte die Abwesenheit Dudleys zu dessen Sturz. Am 18. Juli 1553 wurde Dudley in Cambridge verhaftet. Am Morgen des 19. Juli erlebte Jane noch einen kurzen Moment der Normalität, als sie Taufpatin für den Sohn eines radikalen Protestanten namens Edward Underhill wurde. Als Patin hatte sie das Recht, den Namen des Kindes zu wählen und sie benannte es nach ihrem Ehemann Guildford.[39] Der Regentschaftsrat begann inzwischen, mit Maria die Machtübergabe zu verhandeln und der Earl von Pembroke, Schwiegervater von Janes jüngerer Schwester Catherine, proklamierte Maria in Cheapside zur Königin.
    Nur wenig später tauchten berittene Truppen am Tower auf, die Henry Grey zwangen, Marias Proklamation zur Königin auf dem Tower Hill vorzutragen. Wenig später erklärte er seiner Tochter, dass ihre Regierungszeit vorüber war. Janes Antwort war ruhig und gefasst. „Viele Menschen würden als weise betrachtet werden, könnte man ihre Schläue nicht anhand des Ergebnisses messen.“[40]

    Sturz und Hinrichtung
    Gefangene im Tower[
    Jane und ihr Mann wurden umgehend im Tower of London festgesetzt. Am 28. Juli wurde auch Henry Grey verhaftet. Frances Brandon, in dem verzweifelten Versuch, ihrer Familie zu helfen, ritt die Nacht hindurch nach Beaulieu, um dort Maria um Gnade zu bitten. Sie erzählte ihrer Cousine, dass Northumberland ihren Mann, der zurzeit schwer krank war, vergiftet hatte, um somit die Familie unter Druck zu setzen.[41] Janes Lebensmittelvergiftung und ihre Verdächtigung der Dudleys unterstrich ddiese Geschichte. Maria verzieh Janes Vater und setzte ihn bereits am 31. Juli auf freien Fuß. Jane allerdings blieb im Tower. Anders als ihr Vater hatte sie den Titel des Monarchen angenommen und während ihrer kurzen Herrschaft Briefe, die Maria als Bastard deklarierten und zum Widerstand gegen sie aufriefen, mit „Jane the Quene“ unterzeichnet. Damit hatte sie schwarz auf weiß Hochverrat begangen. Dennoch wollte Maria sie nach ihrem Verfahren begnadigen.
    Kurz nach ihrer Inhaftierung hatte Jane ihr einen Brief geschrieben, in dem sie erwähnte, dass sie die Krone widerwillig und in bestem Glauben angenommen hatte. Jane hoffte auf eine Begnadigung, die Maria durchaus bereit war zu gewähren. „Mein Gewissen erlaubt es mir nicht, sie zum Tode zu verurteilen“,[42] erklärte sie den spanischen Botschaftern Renard und Scheyfve, die ihr dringend nahelegten, Jane als Hochverräterin hinrichten zu lassen. Maria gab sich redliche Mühe, sie zu beschwichtigen. So erzählte sie ihnen beispielsweise, dass Jane keine Gefahr für sie darstelle. Ihre Ehe mit Guildford Dudley sei nicht gültig, weil sie vorher bereits mit einem rangniedrigen Mitglied von Bischof Gardiners Haushalt verlobt gewesen sei.[43] Die Botschafter waren jedoch nach wie vor nicht überzeugt. Am 21. August wurde Northumberland als Verräter hingerichtet. Vor seinem Tod trat er zum katholischen Glauben über, was Jane zunächst kaum glauben konnte.
    Bei einem gemeinsamen Abendessen mit Mr. Partridge und Mr. Rowland Lee im Tower stellte Jane Fragen, was in der Außenwelt geschah. Besonders wichtig war ihr die Frage nach der aktuellen Religion. „Lesen sie jetzt die Messe in London?“ fragte sie, was Lee bejahte. Jane war fassungslos, als sie von der Konversion ihres Schwiegervaters hörte. Ihre Gastgeber entgegneten, dass er möglicherweise auf eine Begnadigung gehofft hatte, was einen Sturm der Entrüstung bei Jane auslöste.
    „Begnadigung? Wehe ihm! Er hat mich und meine Familie in größte Schwierigkeiten und ins Unglück gestürzt durch seinen maßlosen Ehrgeiz! Aber was erwartet ihr? Wie sein Leben schlecht und voller Heuchelei war, so war es auch sein Ende. Ich bete zu Gott, dass weder ich noch einer meiner Freunde so sterben. Sollte ich, die ich jung bin, meinem Glauben abschwören aus Liebe zum Leben? Niemals, Gott bewahre! Umso weniger sollte er es tun. Doch das Leben war süß; ihr mögt sagen, er hätte leben können, aber ihm war egal, wie.“[44]
    Am 14. November 1553 wurden Thomas Cranmer, Jane und Guildford nach Guildhall gebracht, wo ihnen der Prozess gemacht wurde. Jane war ganz in schwarz gekleidet, ein Zeichen der Buße. Pikanterweise trug sie aber zwei englische Gebetbücher bei sich, eins in den Händen, eins an ihrem Kleid. Sie ging reumütig zu ihrer Verhandlung, aber als bekennende Protestantin. Sowohl sie als auch ihr Mann wurden wegen Hochverrats verurteilt. Der höchste Richter der Jury war Sir Richard Morgan, der als bekennender Katholik unter Eduard im Gefängnis gesessen hatte. Es gibt keine erhaltenen Dokumente, die den Prozess beschreiben, lediglich Michelangelo Florio berichtete später, dass Jane das Urteil, als Verräterin verbrannt oder geköpft zu werden, gefasst aufnahm. Ihr Todesurteil wurde jedoch nicht vollzogen, da Maria ihre junge Verwandte nach wie vor begnadigen wollte.

    Die letzten Tage
    Die protestantische Rebellion von Sir Thomas Wyatt im Januar 1554 besiegelte Janes Schicksal, obwohl sie keinen Anteil daran hatte. Wyatts Rebellion begann als Aufstand gegen die Heirat von Maria mit dem katholischen Prinzen von Spanien Philipp. Der Plan war, Maria zu stürzen, Elisabeth auf den Thron zu setzen und Jane zu befreien. Janes Vater schloss sich der Rebellion an. Obwohl ihm diese Handlung oft als hartherzig und gleichgültig gegenüber seiner Tochter ausgelegt wurde, ist es sehr wahrscheinlich, dass er religiös motiviert war. Wenige Wochen zuvor hatte er versucht, die Wiedereinführung der Messe zu verhindern.[45] Der Aufstand allerdings scheiterte, und erneut wurde Henry Grey verhaftet. Nun vereinten Bischof Gardiner und die spanischen Botschafter ihre Bemühungen, Maria von der Gefahr, die Jane für sie darstellte, zu überzeugen.
    Jane war für Maria nun in der Tat zu einem machtpolitischen Risiko geworden. Trotz aller Fragwürdigkeiten bezüglich ihres Thronanspruches war sie immerhin eine protestantische Fürstin von königlicher Abstammung und durch den früh verstorbenen König Eduard VI. und dessen Parlament legitimiert. Wie Marias Halbschwester Elisabeth war sie zu einer Galionsfigur der protestantischen Widerstandsbewegung geworden. Schweren Herzens unterzeichnete die Königin das Todesurteil, das am 9. Februar vollstreckt werden sollte. Um ihre junge Verwandte zumindest vor ihrem Tod noch von ihrem „ketzerischen“ Glauben zu heilen, schickte Maria ihren Kaplan John Feckenham zu Jane in den Tower.
    Die junge Frau zeigte allerdings wenig Interesse, zum Katholizismus zu konvertieren, wie es ihr Schwiegervater getan hatte. Dennoch bat Feckenham Maria um Aufschub des Todesurteils in der Hoffnung, noch etwas bewirken zu können. Daraufhin wurdrde die Hinrichtung auf den 12. Februar verschoben, und Feckenham besuchte Jane erneut. Obwohl sie und Feckenham mehrere Stunden philosophierten und begannen, sich gegenseitig zu respektieren, konnten sie in religiösen Fragen nicht übereinkommen. Janes Abschiedsworte an ihn waren: „Ich bete, dass Gott in Seiner Gnade Euch Seinen Heiligen Geist schickt, denn Er gab Euch Sein großes Geschenk der Redegewandtheit, möge Er auch Eurem Herzen die Augen öffnen.“[46]
    In der Nacht vor ihrem Tod schrieb Jane ihre letzten Briefe an ihre Familie. Bereits nach der Verhaftung ihres Vaters hatten sie und Guildford ihm in einem Gebetbuch Abschiedsbotschaften zukommen lassen. Guildford hatte ihn in liebevollen Worten, in denen er sich als Greys Sohn bezeichnete, seiner ständigen Zuneigung versichert, und Jane hatte geschrieben:
    „Möge Gott Euer Gnaden trösten in seinem eigenen Wort, in dem alle Kreaturen Trost finden. Und obwohl es Gott gefiel, Euch zwei eurer Kinder zu nehmen, bitte ich Euer Gnaden untertänigst, nicht zu glauben, dass Ihr sie verloren habt, sondern dass wir, indem wir unser sterbliches Leben verlieren, ein unsterbliches gewonnen haben.“[47]
    Ihrer Schwester Catherine Grey schickte Jane ebenfalls eine Nachricht in einer griechischen Version des Neuen Testamentes:

    „Ich habe dir, gute Schwester Catherine, ein Buch geschickt, das zwar äußerlich nicht mit Gold geschmückt ist, doch in seinem Inneren kostbarer ist als Edelsteine. Es wird dich lehren zu leben, es wird dich lehren zu sterben. Vertraue nicht darauf, dass dein zartes Alter dein Leben verlängern wird, denn sobald es Gott gefällt, gehen die Jungen wie die Alten. Bemühe dich stets und lerne zu sterben. Entsage der Welt, trotze dem Teufel und verachte das Fleisch. Was meinen Tod betrifft, frreue dich wie ich es tue, denn ich bin überzeugt, dass ich für den Verlust eines sterblichen Lebens unsterbliche Glückseligkeit erlangen werde. Lebe wohl, liebe Schwester, vertraue einzig Gott, der allein dich aufrecht halten muss. Deine liebende Schwester Jane Dudley.“[48]

    Laut dem päpstlichen Gesandten Commendone bat Guildford Jane um ein letztes Treffen, um sie „noch einmal umarmen und küssen zu dürfen“. Janes Antwort war freundlich, aber abschlägig. Sie ließ ihn wissen, dass sie ihn gern sehen würde, wenn es ihnen beiden ein Trost wäre. Da dieses Treffen allerdings sie beide lediglich unglücklich machen würde, wollte sie lieber warten, bis sie sich im Himmel wiedersahen, wo sie „verbunden durch untrennbare Bande leben“ würden.[48]

    Tod
    Am 12. Februar 1554 wurde Jane im Tower enthauptet. Als königliche Prinzessin erhielt sie im Gegensatz zu ihrem Mann eine private Hinrichtung innerhalb der Gefängnismauern, auf der Grünfläche Tower Green. Augenzeugen zufolge ging Jane sehr gefasasst zum Schafott, obwohl ihr vorher noch der Karren mit der Leiche ihres Mannes Guildford begegnete. John de Feckenham, der Jane nicht dazu bewegen konnte, zum katholischen Glauben überzutreten, soll sie zu ihrer Hinrichtung begleitet haben. Auuf dem Gerüst des Schafotts hielt Jane eine letzte Rede. Damals war es üblich, als Verurteilte die eigene Schuld einzugestehen, dem Gesetz zu gehorchen und das eigene Schicksal als mahnendes Beispiel darzustellen. Völlig unmöglich war es, auf dem Schafott die eigene Unschuld zu beteuern und zu erklären, man wäre zu Unrecht verurteilt worden. Jane Grey allerdings fügte ihrer Rede einige Sätze hinzu, die deutlich von der normalen Abschiedsrede abwichen:
    „Ihr guten Christenmenschen, ich bin hierher gekommen, um zu sterben, und nach dem Gesetz bin ich auch dazu verurteilt. Mein Handeln gegen ihre Hoheit die Königin war unrecht, auch dass ich ihm zustimmte. Doch was die Erlangung und das Begehreren ihrer Macht betrifft, so wasche ich meine Hände in Unschuld vor Gott und auch vor euch guten Christenmenschen. Ich bitte euch alle, gute Christenmenschen, meine Zeugen zu sein, dass ich als treue christliche Frau sterbe und dass ich auf keine andere Erlösung hoffe als durch die Gnade Gottes in den Verdiensten seines einzigen Sohnes Jesus Christus. Und ich gestehe, obwohl ich das Wort Gottes kannte, vernachlässigte ich es, liebte stattdessen mich und die Welt, weshalb diese Heimsuchung und Strafe meiner Sünde recht geschieht. Dennoch danke ich Gott für die Güte, dass er mir auf diese Weise die Zeit und die Möglichkeit gegeben hat zu bereuen. Solange ich am Leben bin, bitte ich euch, mich mit euren Gebeten zu unterstützen.“[49]
    Anschließend kniete Jane nieder und betete den Psalm Miserere mei Deus. Danach gab sie ihre Handschuhe und ihr Tuch ihrer Zofe und ihr Gebetbuch Thomas Bridges, dem Bruder des Gefängniswärters. Ihre Zofen halfen ihr dabei, ihr Kleid und ihre Haube abzulegen. Wie es üblich war, kniete der Scharfrichter vor ihr nieder und bat sie um Vergebung, die sie ihm „sehr gern“ gewährte. Im Gegenzug bat sie ihn: „Bereitet mir ein schnelles Ende.“[50] Während sie niederkniete, fragte sie ihn ängstlich, ob er ihr den Kopf abschlagen würde, bevor sie ihn auf den Block legte, was er verneinte. Jane verband sich die Augen mit ihrem Taschentuch, fand anschließend jedoch den Block nicht mehr. „Was soll ich tun? Wo ist er?“ fragte sie verstört, bis ein Zuschauer ihre Hand nahm und sie zum Block führte. Als sie ihren Kopf niederlegte, sprach sie ihre letzten Worte. „Herr, in deine Hände lege ich meinen Geist.“[50] Ihr Kopf wurde mit einem einzigen Hieb vom Körper getrennt.

    Mehr unter oben stehendem Link der Wikipedia..

    Gestorben:
    Durch Enthauptung hingerichtet.

    Jane heiratete Guildford Dudley am 21 Mai 1553 in Durham House. Guildford (Sohn von Herzog John Dudley und Jane Guildford) wurde geboren in cir 1537; gestorben am 12 Feb 1554 in London, England. [Familienblatt] [Familientafel]



Generation: 5

  1. 17.  2. Countess of Moray Elizabeth Stewart2. Countess of Moray Elizabeth Stewart Graphische Anzeige der Nachkommen (13.James4, 6.Jakob3, 3.Margaret2, 1.Elizabeth1) gestorben in 1591.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel (genauer): 30 Jan 1562; 2. Countess of Moray (6. Verleihung)

    Notizen:

    Titel (genauer):
    Earl of Moray (ausgesprochen „Murry“) ist ein erblicher britischer Adelstitel, der sechsmal in der Peerage of Scotland verliehen wurde.
    Erstmals wurde der Titel 1314 Thomas Randolph verliehen. Seine letzte Nachfahrin war Elizabeth Stewart, 7. Countess of Moray, deren Ehemann ebenfalls als Earl anerkannt wurde.
    Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Earl_of_Moray (Jan 2024)

    Elizabeth heiratete 2. Lord Doune James Stewart in Datum unbekannt. James (Sohn von 1. Lord Doune James Stewart und Lady Margareth Campbell) gestorben in 1592. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 19. 3. Earl of Moray James Stewart  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in 1638.

  2. 18.  König Jakob (James) VI. (I.) von England, von Schottland, von Irland (Stuart)König Jakob (James) VI. (I.) von England, von Schottland, von Irland (Stuart) Graphische Anzeige der Nachkommen (14.Maria4, 6.Jakob3, 3.Margaret2, 1.Elizabeth1) wurde geboren am 19 Jun 1566 in Edinburgh, Schottland; gestorben am 27 Mrz 1625 in Theobalds Park, Grafschaft Hertfordshire, England.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel (genauer): König von Schottland als Jakob VI. (ab 1567), König von England und König von Irland als Jakob I. (ab 1603 bis zu seinem Tod 1625)

    Notizen:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_I._(England)

    Jakob (* 19. Juni 1566 in Edinburgh, Schottland; † 27. März 1625 in Theobalds Park, Grafschaft Hertfordshire, England), englisch James, war ab 1567 als Jakob VI. König von Schottland und ab 1603 bis zu seinem Tod zusätzlich als Jakob I. König von England und König von Irland.

    König von Schottland
    Er wurde am 19. Juni 1566 als Sohn der Maria Stuart, Königin von Schottland, und ihres zweiten Mannes Henry Stewart, Duke of Albany, besser bekannt als Lord Darnley, in Edinburgh geboren. Er wurde in Stirling Castle katholisch getauft und erhielt den Namen Charles James. Anlässlich seiner Taufe fand das erste schriftlich festgehaltene Feuerwerk in Schottland statt.[1] Als Maria Stuart ein Jahr später im Loch Leven Castle gefangengesetzt wurde und abdanken musste, wurde James als Säugling unter dem Namen Jakob VI. zum schottischen König ernannt. Er verbrachte seine Kindheit im protestantischen Haushalt des Earl of Mar, wo der Puritaner George Buchanan sein Hauslehrer wurde. Prügelstrafen standen dabei auf der Tagesordnung, womit er Jakob den religiösen Puritanismus gründlich verleidete.
    Während seiner Minderjährigkeit übten mehrere aufeinanderfolgende Regenten (James Stewart, 1. Earl of Moray, Matthew Stewart und John Erskine, 18. Earl of Mar) die Macht aus. Erst nach 1572 kam es zu einer Phase von Stabilität unter James Douglas, 4. Earl of Morton. 1582 verschwor sich eine Gruppe von Adligen, die eine eventuelle Rückkehr von Maria Stuart nach Schottland verhindern wollten. Ihre Verschwörung mündete in den Ruthven Raid, einen – letztlich gescheiterten – Staatsstreich uunter Führung von William Ruthven, 1st Earl of Gowrie, am 22. August 1582, bei dem der König während einer Jagd in Angus, unweit von Ruthven Castle, entführt und fast ein Jahr lang dort und auf anderen Burgen der Aufständischen gefangen gehalten wurde.[2] 1584 bestätigte das Parlament die Vorherrschaft der Krone über die Kirche, was radikale Minister und die Ruthven-Lords ins englische Exil zwang. Unter dem Kanzler John Maitland of Thirlestane wurde die königliche Macht weiter konsolidiert.
    1586 schloss er im Vertrag von Berwick mit England ein Bündnis gegen Spanien, an dem er auch festhielt, nachdem seine Mutter 1587 im Auftrag der englischen Königin Elisabeth I. hingerichtet worden war, auch wenn Jakob formell gegen die Exekution protestierte. Am 20. August 1589 wurde seine Ehe mit Anna von Dänemark, Tochter des Königs Friedrich II. von Dänemark, geschlossen. Die persönliche Trauung wurde am 23. November 1589 im damals dänischen Oslo nachgeholt. 1590 wurde sie zur Königin gekrönt. Die 1590er Jahre waren in Schottland von Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten geprägt.

    König von England, Irland und Schottland
    Als Elisabeth 1603 kinderlos starb, wurde Jakob als Ururenkel des englischen Königs Heinrich VII. (aus der Linie über dessen älteste Tochter Margaret) auch zum König von England und von Irland gekrönt. Damit begann die Herrschaft der Stuarts auch in diesen Ländern. Schottland sah James erst 1617 wieder. Nach seiner Aussage regierte er sein Heimatland „mit seiner Feder“. Von Anfang an versuchte Jakob, die fragile Personalunion zu festigen. Er proklamierte den bis dahin vorwiegend geographisch verwendeten Begriff Großbritannien als politischen Begriff für seine Königreiche England und Schottland. Er führte den Union Jack, die Überlagerung von englischem Georgskreuz und schottischem Andreaskreuz, als Flagge ein und begann von Süd- und Nordbritannien anstatt von England und Schottland zu sprechen. Sein Ziel einer baldigen Verschmelzung der beiden Staaten zu einem konnte er aber nicht erreichen – weder im englischen noch im schottischen Parlament fand sich dafür eine Mehrheit.[3]
    Während seiner Herrschaft über England stand er meist im Gegensatz zum Parlament, eine Eskalation des Konflikts konnte er aber vermeiden. 1605 wurde die Schießpulververschwörung („Gunpowder Plot“) in letzter Minute aufgedeckt, mit der englische Katholiken einen Anschlag auf König und Parlament verüben wollten. 1606 teilte Jakob Nordamerika in zwei Hälften: Vom 34. Grad nördlicher Breite bis zum 41. Grad sollte das Gebiet der London Company reichen, vom 41. Grad bis zum 45. Grad das GGebiet der Plymouth Company. 1607 gründete die London Company (auch Virginia Company of London genannt) Jamestown, die erste dauerhafte englische Siedlung in Nordamerika. Im Auftrag Jakobs wurde eine Übersetzung der Bibel in die englische Sprache angefertigt, die 1611 erstmals erschien und tiefgreifenden Einfluss auf die englische Literatur hatte. Als King-James-Bibel ist sie bis heute unter englischsprachigen Christen in Gebrauch.
    König Jakob hatte enorme Probleme mit der Mitbestimmung und Kritik des Parlamentes. Das damalige Regierungssystem machte es ihm unmöglich, ohne Zustimmung des Parlamentes ausreichende Einnahmen zu erzielen. Das stand ganz im Gegensatz zu seineen Vorstellungen eines gottgegebenen Königtums, der Hauptgrund, warum er auf Kritik seitens des Parlamentes nicht reagieren wollte und gegenüber den Volksvertretern eher undiplomatisch reagierte. 1622 eskalierten die Differenzen und am 8. Februar löste er das englische Parlament ganz auf, nachdem seine Pläne einer Heirat zwischen seinem Sohn Charles und der katholischen Prinzessin Maria Anna von Spanien nicht gebilligt worden waren.[4]
    Es wird spekuliert, dass Jakob homosexuelle Neigungen hatte; zumindest hatte er enge freundschaftliche Beziehungen zu verschiedenen Höflingen. Der einflussreichste von diesen war zweifelsohne George Villiers, 1. Duke of Buckingham, der seine Stellung auch noch unter Karl I. behaupten konnte. Jakob schrieb ein Buch über Dichtkunst und versammelte an seinem Hof einen Dichterkreis (Castalian Band, unter anderem Alexander Montgomerie). Jakob starb am 27. März 1625. Sein ältester Sohn Heinrich, Prince of Wales, war schon 1612 gestorben, weshalb sein Nachfolger in allen drei Ländern sein jüngerer Sohn Karl I. (engl. Charles) wurde.
    Während seine Leistungen als König von England widersprüchlich beurteilt werden, gilt er als außerordentlich erfolgreicher schottischer König, der Staat und Gesellschaft entscheidend umgestaltete. Der talentierte, berechnende und geistvolle Jakob wurde auch als „weisester Narr der Christenheit“ bezeichnet.

    Ehe und Nachkommen
    Jakob I. heiratete am 20. August 1589 die Prinzessin Anna von Dänemark. Mit ihr hatte er die Kinder
    • Henry Frederick (1594–1612)
    • Kind, totgeboren 1595
    • Elizabeth (1596–1662), Gemahlin des Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, des „Winterkönigs“
    • Margaret (* 29. Dezember 1598), starb einjährig 1600
    • Charles (1600–1649), deutsch Karl I., war König von England von 1625 bis 1649
    • Robert Bruce (* 18. Februar 1601), Duke of Kintyre, starb 1602
    • Sohn, starb 1603 kurz nach der Geburt
    • Mary (* 18. April 1605), starb als Zweijährige
    • Sophie (* 22. Juni 1606), starb am nächsten Tag



    Siehe auch
    • Stammtafel der Könige von Schottland
    Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
    • Ronald G. Asch: Jakob I. (1566–1625). König von England und Schottland; Herrscher des Friedens im Zeitalter der Religionskriege. Kohlhammer, Stuttgart 2005, ISBN 3-17-018680-9.
    Weblinks
     Commons: Jakob I. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    • Druckschriften von und über Jakob I. (England) im VD 17
    • Literatur von und über Jakob I. im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
    • Werke von und über Jakob I. in der Deutschen Digitalen Bibliothek
    • Historical Collections of Private Passages of State: Volume 1 - 1618-29, British History Online
    Einzelnachweise
    1 Redecoratin the Royal Birthing Room. James VI's birthplace at Edinburgh Castle to get makeover. In: Historic Scotland. The Magazine for Historic Scotland Members. Herbst 2013, S. 5..
    2 Thomas Christopher Smout: A history of the Scottish people, 1560–1830. Collins/Fontana, London 3. Aufl. 1975, S. 95.
    3 Helmut Weber: Unterdrückte Nation oder Profiteur der Union? Schottlands Rolle im Vereinigten Königreich (PDF; 136 kB), dort S. 2–5
    4 Illustration von 1627: Abilltung wie königliche Maistät in Engelandt Die Artickel Dess Spanischen Heyraths Iur. Bekrefftiget Anno 1623 (Digitalisat)

    Jakob heiratete Anna von Dänemark am 20 Aug 1589. Anna (Tochter von König Friedrich II. (Frederik) von Dänemark (von Norwegen) und Sophie von Mecklenburg) wurde geboren am 12 Dez 1574 in Skanderbor; gestorben am 2 Mrz 1619 in Hampton Court Palace, London. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 20. Karl I. (Charles) von England, von Schottland, von Irland (Stuart)  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 19 Nov 1600 in Dunfermline; gestorben am 30 Jan 1649 in London, England; wurde beigesetzt am 7 Feb 1649 in St.-Georgs-Kapelle von Schloss Windsor in Berkshire.
    2. 21. Prinzessin Elisabeth Stuart  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 19 Aug 1596 in Falkland Palace, Fife, Schottland; gestorben am 13 Feb 1662 in Westminster, London; wurde beigesetzt am 17 Feb 1662 in Westminster Abbey, London, England.


Generation: 6

  1. 19.  3. Earl of Moray James Stewart3. Earl of Moray James Stewart Graphische Anzeige der Nachkommen (17.Elizabeth5, 13.James4, 6.Jakob3, 3.Margaret2, 1.Elizabeth1) gestorben in 1638.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel (genauer): 3. Earl of Moray (6. Verleihung)
    • Titel (genauer): Doune Castle; 3. Lord Doune

    Notizen:

    Titel (genauer):
    Earl of Moray (ausgesprochen „Murry“) ist ein erblicher britischer Adelstitel, der sechsmal in der Peerage of Scotland verliehen wurde.
    Erstmals wurde der Titel 1314 Thomas Randolph verliehen. Seine letzte Nachfahrin war Elizabeth Stewart, 7. Countess of Moray, deren Ehemann ebenfalls als Earl anerkannt wurde.
    Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Earl_of_Moray (Jan 2024)

    Titel (genauer):
    Lord Doune ist ein erblicher britischer Adelstitel in der Peerage of Scotland.
    Der Titel ist nach dem historischen Sitz der Lords, Doune Castle in Doune, Stirling, benannt.
    Der Titel wurde am 24. November 1581 durch König Jakob VI. für Sir James Stewart geschaffen. Er war ein Enkel des Andrew Stewart, 1. Lord Avondale. Der Titel war ursprünglich an seine legitimen männlichen Nachkommen vererbbar, am 6. Januar 1588 (bestätigt durch Act of Parliament vom 5. Juni 1592) verlieh ihm Jakob VI. den Titel erneut, mit dem besonderen Zusatz, dass der Titel an jedweden männlichen Erben (heirs male whatsoever) vererbbar sei, der Namen und Wappen der Familie Stewart führe.
    Sein Sohn, der spätere 2. Lord, heiratete 1581 Elizabeth Stewart, 2. Countess of Moray, aus deren Recht er den Titel Earl of Moray führte. Dessen Sohn folgte 1591 als 3. Earl of Moray und 1592 als 3. Lord Doune und erhielt 1620 mit königlicher Bestätigung den Titel Lord St. Colme von seinem Cousin James Stewart, 2. Lord Saint Colme. Beide Lordtitel sind seither nachgeordnete Titel des Earl of Moray. Der älteste Sohn des jeweiligen Earls führt seither als Titelerbe (Heir Apparent) den Höflichkeitstitel Lord Doune.
    Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Lord_Doune (Jan 2024)

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 22. 4. Earl of Moray James Stewart  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in 1653.

  2. 20.  Karl I. (Charles) von England, von Schottland, von Irland (Stuart)Karl I. (Charles) von England, von Schottland, von Irland (Stuart) Graphische Anzeige der Nachkommen (18.Jakob5, 14.Maria4, 6.Jakob3, 3.Margaret2, 1.Elizabeth1) wurde geboren am 19 Nov 1600 in Dunfermline; gestorben am 30 Jan 1649 in London, England; wurde beigesetzt am 7 Feb 1649 in St.-Georgs-Kapelle von Schloss Windsor in Berkshire.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Ursache: Durch Enthauptung hingerichtet.
    • Titel (genauer): König von England, Schottland und Irland (1625 bis 1649)

    Notizen:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_I._(England)

    Karl I. (englisch Charles I; * 19. November 1600 in Dunfermline; † 30. Januar 1649 in London) aus dem Haus Stuart war von 1625 bis 1649 König von England, Schottland und Irland. Seine Versuche, in England und Schottland eine gleichförmige Kirchenverfassung einzuführen und im Sinne des Absolutismus ohne Parlament zu regieren, lösten den englischen Bürgerkrieg aus, der mit Karls Hinrichtung und der zeitweiligen Abschaffung der Monarchie endete.

    Leben
    Herkunft und frühe Zeit
    Karl war der zweite Sohn von König Jakob VI. (engl: James I.) von Schottland und dessen Ehefrau Anna von Dänemark. Jakob übersiedelte 1603 infolge seiner Inthronisierung als Jakob I., König von England und König von Irland, aus Edinburgh nach London, so dass Karl im Alter von drei Jahren nach England kam. Am 6. November 1612 verstarb überraschend sein älterer Bruder Henry Frederick, und am 4. November 1616 wurde Karl als elfter Prince of Wales zum neuen Thronfolger ernannt.
    Jakob schloss im März 1612 ein Bündnis mit der deutschen Protestantischen Union. Daraufhin wurde im Mai 1612 ein Ehekontrakt zwischen seiner Tochter Elisabeth und dem Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz unterzeichnet. Im November 1619 wurde Friedrich als König von Böhmen eingesetzt, aber nach nicht einmal einjähriger Regentschaft von kaiserlichen Truppen ins Exil vertrieben. Um die Eskalation des in Böhmen ausgebrochenen Glaubenskrieges zu verhindern und sich selbst in eine Schiedsririchterposition zu bringen, versuchte Jakob zwischen den religiösen Parteien zu vermitteln. Er suchte die Annäherung zum katholischen Spanien: Geplant war die Ehe des Thronerben Karl mit Maria Anna von Spanien, der Schwester des spanischen Königs Philipp IV. Eine solche Verbindung hätte nebenbei eine für England nachteilige französisch-spanische Annäherung konterkariert, das Haus Stuart aufgewertet und durch eine hohe Mitgift die Staatsfinanzen Englands saniert.
    Wohl in der Absicht, die hinhaltende Position der Spanier zu durchbrechen und endlich Ergebnisse vorweisen zu können, reisten Prinz Karl und der engste Berater des Königs Lord Buckingham, im Februar 1623 nach Madrid. Dort forderten sie den umgehenden Abschluss eines Ehevertrages und die Räumung der pfälzischen Gebiete. Die spanische Regierung verlangte ihrerseits die Konversion des Prinzen zum Katholizismus. Dies war für England in jeder Hinsicht inakzeptabel und kam einer Zurückweisunng gleich. Nach ihrer Rückkehr im Oktober 1623 läuteten Karl und Buckingham die von den Zeitgenossen so bezeichnete „Blessed Revolution“ ein – einen fundamentalen Umschwung in der bisher spanienfreundlichen Politik Englands seit 1604. Als Philipp IV. im Januar 1624 die Herausgabe der von spanischen Truppen besetzten Pfalz anbot, falls die Heirat doch noch realisiert würde, weigerte sich Prinz Karl, dem nachzukommen. König Jakob versuchte jetzt ein anti-habsburgisches Bündnis mit Frankrreich zu initiieren, deren Kernpunkt die Heirat seines Sohnes mit einer französischen Prinzessin sein sollte. Das vom Parlament bereits bewilligte Geld verwendete er dazu, ein Söldnerheer unter dem Grafen von Mansfeld auszurüsten, dessen Ziel die Rückeroberung der Pfalz sein sollte. Die neue Politik war jedoch teuer und beim Volk unpopulär und führte zudem zu keinerlei Vorteilen für England.

    Thronübernahme
    Karl folgte seinem Vater am 27. März 1625 als Karl I., König von England, Schottland, Frankreich und Irland auf den Thron. Bereits am 9. April 1625 berief er eine Kommission unter dem Herzog von Buckingham ein, welche über die Außenpolitik des Landes beraten sollte. Kernpunkte waren das Verhältnis zu Spanien, ein Bündnis mit Frankreich und Wege zur Wiederherstellung der Pfalz, eventuell mit niederländischer Hilfe. Zumindest der Allianz mit Frankreich kam man ab Mai 1625 einen großen Scchritt näher. Karl heiratete er am 13. Juni 1625 Henriette Marie de Bourbon, die katholische Tochter des französischen Königs Heinrich IV. und der Maria de’ Medici, die Krönung Karls I. fand schließlich am 2. Februar 1626 in der Westminster Abbey statt.
    Die Außenpolitik Englands wurde jetzt wesentlich aggressiver, der Krieg mit Spanien brach aus. Karl unterstützte die Protestantische Union unter Christian IV. von Dänemark gegen den Kaiser mit £ 30.000 und unterstellte die Mansfelder Truppen den Vereinigten Provinzen, damit sie im Krieg gegen Spanien die Kurpfalz befreien sollten. Ende April 1625 wies Karl die Admiralität an, Kaperbriefe auszustellen, die es erlaubten, Schiffe der Spanier zu überfallen. Am 18. September 1625 konnte der Vertrag von Southampton mit den Vereinigten Provinzen abgeschlossen werden. In ihm verpflichteten sich beide Seiten zu einer gemeinsamen Expedition gegen Spanien. Schließlich schickte England im Oktober 1625 eine Expeditionsflotte unter Sir Edward Cecil nach Spanien ab. Die Engländer überfielen die Hafenstadt Cadiz, traten aber nach Ankunft spanischer Entsatzkräfte am 14. November den Rückzug an, der zu schweren Verlusten führte. 1627 folgte der Herzog von Buckingham einem Hilferuf der Hugenotten vor La Rochelle und verwickelte englische Streitkräfte in einen Krieg gegen die französische Krone.

    Beginn des Konflikts mit dem Parlament
    Bereits bei Karls Regierungsantritt traten die Konflikte zwischen König und Parlament zutage, die sich schon unter seinem Vater Jakob I. angebahnt hatten. Man vermutet, dass Karl wie dieser ein Verfechter der Theorie des divine right of kings waar, nach dem das Herrschaftsrecht der Könige sich allein vom Gottesgnadentum herleitete. Im Mitwirkungsanspruch des Parlaments sah er infolgedessen eine Verletzung dieses Rechts. Daher glaubte er immer wieder, sich über das Parlament hinwegsetzen zu dürfen. Ob Karl wirklich ein absolutistisches Regime anstrebte, ist jedoch fraglich.
    In England missbrauchte Karl den Habeas Corpus, ein starkes juristisches Instrument, um Haftbefehle auszustellen, indem er von wohlhabenden Bürgern Zahlungen erpresste mit der Androhung, sie bei Verweigerung der Zahlungen einsperren zu lassen. Trotz der 1628 durch das Parlament gegen diese Praxis erlassenen Petition of Right verfiel der König bald wieder darauf. 1641 musste Karl, der wegen eines Aufstands von Schotten und Iren in Geldnot war, einem neuerlichen Erlass des Parlaments zustimmen, der Verhaftungen nur noch mit angemessener Begründung zuließ.
    Seine Politik hatte zum Krieg mit Spanien geführt, sodass er neue Finanzmittel benötigte, die ihm nur das Parlament bewilligen konnte. Den Parlamentsmitgliedern, unter ihnen viele Puritaner, die bereits die Ehe des Königs mit einer Katholikin missbilligt hatten, war diese Haltung nicht verborgen geblieben. Anders als bis dahin nach einer Thronbesteigung üblich, bewilligten sie dem König daher 1625 die Einziehung der Hafenzölle (tonnage and poundage), eine der wichtigsten Einnahmequellen des Königtums, nur für ein Jahr anstatt für die ganze Regierungszeit des Königs. Karl löste das Parlament daraufhin auf.
    Karl ließ das Unterhaus 1628 wieder zusammentreten, weil er neue Finanzmittel benötigte. Dessen Mitglieder verabschiedeten nun, um sich gegen königliche Willkürakte künftig abzusichern, die Petition of Right mit vier Forderungen, die der König vvor der Bewilligung neuer Steuern anerkennen sollte. Der König unterschrieb die Petition, um die benötigten Gelder zu bekommen, hielt sich allerdings nicht an die Forderungen. Er regierte im gleichen Stil weiter wie zuvor und berief 11 Jahre das Parlament nicht mehr ein. Aus den militärischen Auseinandersetzungen in Europa zog er sich aber nach der Ermordung des Herzogs von Buckingham zurück und schloss 1630 Frieden mit Spanien.

    Regierung ohne Parlament
    Ab 1629 regierte Karl I. ohne Parlament, gestützt auf seine Vertrauten Thomas Wentworth, 1. Earl of Strafford, und William Laud, Erzbischof von Canterbury. Die Star Chamber war für weltliche Angelegenheiten zuständig, die Hohe Kommission für die kirchlichen Belange. Der Bischof von London wollte die presbyterianische Kirchenverfassung in Schottland abschaffen und die anglikanische Kirche dort einsetzen. Die Schotten protestierten und erhoben sich. Schottische Truppen marschierten in England ein. Am 13. April 1640 trat das Parlament zusammen, weil Karl die Mittel für die Bekämpfung der Schotten benötigte. Ein paar Tage später, am 5. Mai 1640, löste er das Parlament wieder auf. Diese Tagungsperiode wurde als Kurzes Parlament bekannt.
    Am 3. November 1640 trat das Parlament erneut zusammen. Da es bis 1660 tagte, wird es als Langes Parlament bezeichnet. Unter der Führung von John Pym kam es zu einem Amtsenthebungsverfahren (Impeachment) vor dem House of Lords gegen den Earl oof Strafford wegen Hochverrats. Die Lords sprachen Strafford frei, worauf das Unterhaus ihn mittels einer Bill of attainder ohne weiteren Prozess zum Tod verurteilte. Karl, der seine Herrschaft bedroht sah, gab nach und bestätigte das Todesurteil gegen Strafford. Am 12. Mai 1641 wurde der wichtigste Berater Karls hingerichtet. Der König erfüllte weitere Forderungen des Parlaments. Er versprach, es alle drei Jahre einzuberufen und es nicht ohne seine Zustimmung aufzulösen. Die Star Chamber und die Hohe Kommission wurden aufgelöst.

    Auslösung des Bürgerkriegs
    Auslöser des Bürgerkriegs war ein weiterer Aufstand, der diesmal in Irland ausbrach. Die katholische Bevölkerungsmehrheit erhob sich gegen die protestantischen, zumeist englischen Ansiedler. Sofort war das Parlament bereit, Gelder für eine Armee zu bewilligen, die den Aufstand niederschlagen sollte. Da die Armee jedoch unter Befehl des Königs stand, hatte man Angst, dass dieser sie gegen das Abgeordnetenhaus wenden könnte.
    Deshalb kam es im November 1641 zum Versuch, dem König den Oberbefehl zu entreißen und in die Hände von Vertrauten des Parlaments zu legen. Dazu veröffentlichte man eine Protestnote, die Große Remonstranz. Diese umfassende Liste von Vorhaltungen gegen die Politik des Königs war von Pym eingebracht worden und erhob erstmals die Forderung nach einer parlamentarischen Kontrolle der Regierung. Bei der Abstimmung über die Remonstranz zeigte sich jedoch, dass Karl noch immer zahlreiche Anhänger im Unterhaus hatte. Ein Großteil der konservativen Mitglieder, die im Königtum ein von Gott geheiligtes Amt sahen, war nicht bereit, dieser Forderung zuzustimmen. Die Remonstranz wurde daher nur mit knapper Mehrheit angenommen.
    Karl überschätzte daraufhin die Stärke seiner Position, als er am 4. Januar 1642 in bewaffneter Begleitung ins Unterhaus vordrang, um Pym zu verhaften, was aber kläglich fehlschlug und zudem die Bevölkerung Londons gegen den König aufbrachte. Er floh aus London und sammelte in Oxford seine Anhänger um sich. Wenige Wochen später brach der Englische Bürgerkrieg aus.

    Erster Bürgerkrieg
    Die königlichen Truppen, die „Cavaliers“, errangen zunächst militärische Erfolge über das Parlamentsheer, die „Roundheads“, etwa in der Schlacht bei Edgehill. Doch in den Schlachten von Marston Moor 1644 und Naseby 1645 erlitten Karls Truppen entscheidende Niederlagen. In beiden Schlachten trug die aus Puritanern bestehende Kavallerietruppe der „Ironsides“ unter Oliver Cromwell entscheidend zum Sieg der New Model Army des Parlaments bei. Cromwell wurde dadurch zur Schlüsselfigur für den Bürgerkrieg und das weitere Schicksal Karls.
    Karl suchte nach dem Scheitern aller militärischen Optionen zunächst bei der schottischen Armee Zuflucht. Er verhandelte insgeheim mit den Schotten und dem englischen Parlament und versuchte, beide Seiten gegeneinander auszuspielen. Sein Vorteil war, dass ohne seine Zustimmung keine verfassungsgemäße Änderung der Regierungsform in England möglich war.

    Zweiter Bürgerkrieg und Hinrichtung
    Das Lavieren des Königs führte 1648 zu einem zweiten Bürgerkrieg, in dem die schottische Armee auf seiner Seite stand. Cromwell ging gegen deren Angriff auf Nordengland vor und besiegte die ehemaligen Verbündeten. Karl versuchte nun, sich mit der Parlamentsmehrheit zu einigen, und schloss den Vertrag von Newport, der ein Gesetz gegen Häresie vorsah, in dem die Puritaner einen Angriff auf ihre Glaubensfreiheit sehen mussten. Cromwell und die mehrheitlich puritanischen Offiziere der Armee hatten bis dahin geglaubt, mit dem König noch zu einer Einigung kommen zu können, und hatten selbst mit ihm verhandelt.
    Nach Newport erkannten sie, dass Karl nicht bereit war, sich in eine neue Verfassungsordnung in ihrem Sinne einbinden zu lassen. Solange der König lebte, war er für sie eine ständige Bedrohung und konnte jederzeit neue Bürgerkriege heraufbeschwören. Sie nahmen Karl daher gefangen und zwangen das Parlament, ihn des Hochverrats anzuklagen. Eigens für diesen Zweck wurde ein High Court of Justice eingerichtet. Von den 135 Mitgliedern dieses Tribunals lehnten viele ihre Aufgabe ab oder erschienen nicht zu den Verhandlungen. Nur 68 Mitglieder nahmen an dem Prozess teil, der am 20. Januar 1649 in Westminster Hall begann. Am 26. Januar wurde Karl zum Tode verurteilt, 59 Mitglieder des High Court unterzeichneten das Urteil.
    Karl wurde am 30. Januar 1649 vor dem Banqueting House in London enthauptet. Am 7. Februar 1649 wurde er in der St.-Georgs-Kapelle von Schloss Windsor in Berkshire beerdigt. Hier ruht er neben Heinrich VIII. Wenige Wochen später erklärte das Unterhaus England zur Republik. Sie wurde von Oliver Cromwell unter dem Titel eines Lordprotektors bis zu dessen Tod 1658 regiert. Zwei Jahre später kam es unter Karls I. Sohn Karl II. zur Restauration des Stuart-Königtums.

    Nachkommen
    Aus der Ehe mit Prinzessin Henrietta Maria von Frankreich gingen neun Kinder hervor, von denen zwei am Tag ihrer Geburt starben.
    • Karl Jakob (* † 13. Mai 1629)
    • Karl II. (1630–1685)
    • Maria (1631–1660) ∞ Wilhelm II., Prinz von Oranien
    • Jakob II. (1633–1701)
    • Elisabeth (29. Dezember 1635 – 13. September 1650)
    • Anne (17. März 1637 – 15. November 1640)
    • Katharina (* † 29. Juni 1639)
    • Heinrich, Herzog von Gloucester (8. Juli 1640 – 8. September 1660)
    • Henriette Anne (1644–1670) ∞ Philipp I., Herzog von Orléans

    Karl I. und das Schachspiel
    Das Schachspiel war bevorzugter Zeitvertreib von Karl I. Am 8. Oktober 1640 schrieb ein Höfling in einem Brief: „the King when he is neither in the field (where he is constantly every fair day), nor at the Council, passes most of his time at chess with the Marquis of Winchester“. Auch bei der Bestellung zum Gentleman of the Bedchamber achtete Karl I. darauf, dass es sich dabei um geübte Schachspieler handelte. Einem von ihnen, Montagu Bertie, 2. Earl of Lindsey, ist das 1656 veröffentlichte Buch The Royall Game of Chesse-Play gewidmet, in dem ausdrücklich auf die Schachleidenschaft des Königs und seines Hofstaates Bezug genommen wird. Auch Thomas Herbert gehörte zu seinen Spielpartnern. Nach dem Tode Karls I. kursierte die Anekdote, dass während einer Schachpartie der Kopf des weißen Königs abgefallen sei, was als Omen für seine spätere Hinrichtung gedeutet wurde. Gelegentlich wurde auch behauptet, der König habe neben der Bibel auch ein Schachbrett zum Schafott mitgebracht, was aber wahrscheinlich nicht zutrifft. Ein von Karl I. genutztes Schachbrett aus Silber und Bernstein, das in den Besitz von William Juxon kam, wurde 2012 bei Sotheby’s für 601.250 englische Pfund verkauft. [1]

    Rezeption
    Die Hinrichtung Karls I. sorgte in Europa als Angriff auf eine göttlich verbürgte Ordnung für Aufsehen. Andreas Gryphius thematisierte den Vorfall in seinem Trauerspiel Ermordete Majestät oder Carolus Stuardus König von Gross Brittannien (Erstdrdruck 1657, überarbeitet 1663) und stellte ihn aus der Perspektive des Gottesgnadentums dar: In dem Stück erscheint Karl als Postfiguration Christi, da er, wie betont wird, unschuldig hingerichtet wird und noch auf dem Blutgerüst seinen Anklägerrn vergibt. Das Stück verliert erst dann seinen tendenziösen Charakter, wenn man das dargestellte Geschehen nicht allein auf die zeitgenössische Politik, sondern auch auf die für das barocke Trauerspiel fundamentale Frage nach der Möglichkeit von Erlösung bezieht.
    Im Anglo-Katholizismus wird Karl I. als Märtyrer und Heiliger verehrt. St.-Charles-Kirchen aus der Zeit des Britischen Weltreichs haben ihn als Patron. Sein Gedenktag im anglikanischen Kalender ist der 30. Januar.[2]
    Marieluise Fleißer schrieb zwischen 1940 und 1945 ein Drama Karl Stuart, das 2009 erstmals aufgeführt wurde.[3]
    Sein Sohn Karl II. benannte die Provinz Carolina ihm zu Ehren.



    Siehe auch
    • Stammtafel der Könige von Schottland
    Literatur
    • Ronald G. Asch: Der Hof Karls I. von England. Politik, Provinz und Patronage. 1625–1640 (= Norm und Struktur. Bd. 3). Böhlau, Köln u. a. 1993, ISBN 3-412-09393-9 (Zugleich: Münster, Universität, Habilitations-Schrift, 1991).
    • Richard Cust: Charles I. A Political Life. Longman, Harlow 2005. [Standardwerk]
    • Pauline Gregg: King Charles I. University of California Press, Berkeley CA 1984, ISBN 0-520-05146-7.
    • Heiner Haan, Gottfried Niedhart: Geschichte Englands vom 16. bis zum 18. Jahrhundert (= Geschichte Englands. Bd. 2). Beck, München 1993, ISBN 3-406-33005-3.
    • Mark Kishlansky: Charles I (Penguin Monarchs). Allen Lane, London 2014. [aktuelle Einführung]
    • Peter Wende: Karl I. In: Peter Wende (Hrsg.): Englische Könige und Königinnen der Neuzeit. Von Heinrich VII. bis Elisabeth II. 1. aktualisierte Auflage. Beck, München 2008 (zuerst 1998), ISBN 978-3-406-57375-0, S. 111–127 (Vorschau bei Googe Bücher).
    Weblinks
     Commons: Karl I. (England) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
     Wikiquote: Karl I. von England – Zitate
    • Literatur von und über Karl I. im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
    • Werke von und über Karl I. in der Deutschen Digitalen Bibliothek
    • Druckschriften von und über Karl I. (England) im VD 17
    • Historical Collections of Private Passages of State: Volume 1 – 1618–29 British History Online
    Anmerkungen
    1 Jeremy Goldsmith: Charles I and chess. In: Notes and Queries 61.2014,3, S. 358–362
    2 The Calendar
    3 http://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&task=view&id=2770

    Karl heiratete Henrietta Maria von Frankreich am 13 Jun 1625 in Kirche St. Augustine in Canterbury. Henrietta (Tochter von König Heinrich IV. von Frankreich (von Navarra) (von Bourbon) und Maria von Medici) wurde geboren am 15 Nov 1609 in Paris, France; gestorben am 10 Sep 1669 in Schloss Colombes; wurde beigesetzt in Kathedrale Saint-Denis, Paris. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 23. König Karl II. von England, von Schottland, von Irland (Stuart)  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 29 Mai 1630 in London, England; gestorben am 6 Feb 1685 in London, England.
    2. 24. Prinzessin Henrietta Anne von England (Stuart)  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 16 Jun 1644 in Exeter; gestorben am 30 Jun 1670 in Saint-Cloud.

  3. 21.  Prinzessin Elisabeth StuartPrinzessin Elisabeth Stuart Graphische Anzeige der Nachkommen (18.Jakob5, 14.Maria4, 6.Jakob3, 3.Margaret2, 1.Elizabeth1) wurde geboren am 19 Aug 1596 in Falkland Palace, Fife, Schottland; gestorben am 13 Feb 1662 in Westminster, London; wurde beigesetzt am 17 Feb 1662 in Westminster Abbey, London, England.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Ursache: Starb wohl an Bronchitis.
    • Titel (genauer): Prinzessin von England und Schottland, Kurfürstin von der Pfalz durch Heirat (1613 bis 1623), Königin von Böhmen durch Heirat (1619 bis 1620)

    Notizen:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_Stuart

    Elisabeth Stuart (englisch Elizabeth Stuart; * 19. August 1596[1] im Falkland Palace, Fife, Schottland; † 13. Februar 1662 in Westminster, London) war Prinzessin von England und Schottland und durch ihre Heirat mit Friedrich V. von der Pfalz, deem Winterkönig, von 1613 bis 1623 Kurfürstin von der Pfalz sowie von 1619 bis 1620 Königin von Böhmen. Weil sich Friedrich V. als böhmischer König nur ein Jahr lang zu behaupten vermochte, musste Elisabeth mit ihm 1621 ins Exil in die Niederlandnde gehen, wo sie 40 Jahre lebte. 1632 Witwe geworden, bemühte sie sich um die Rückgabe der Kurpfalz an ihren ältesten überlebenden Sohn Karl Ludwig; erst 1648 erhielt er sie in verkleinertem Umfang zurück. Nach der Restauration des Hauses Stuart konnte Elisabeth 1661 in ihre Heimat zurückkehren, wo sie im folgenden Jahr starb.

    Abstammung und Jugend
    Die im August 1596 geborene und am 28. November 1596 getaufte Elisabeth war die älteste Tochter König Jakobs VI. von Schottland und seiner Gattin Anna von Dänemark (1574–1619), einer Tochter König Friedrichs II. von Dänemark und Norwegen. Väterlicherseits war Elisabeth eine Enkelin der schottischen Königin Maria Stuart, die 1587 hingerichtet worden war. Neben mehreren als Kleinkinder verstorbenen Geschwistern hatte Elisabeth zwei das Kinderstadium überlebende Brüder, von denen Henry Frederick älter, Karl (der spätere Karl I. von England) jünger als sie war. Ihren Namen erhielt sie nach Königin Elisabeth I.
    Wie es damals für Königstöchter üblich war, wurde Elisabeth nicht von ihren Eltern, sondern von verschiedenen loyal zum Königshaus stehenden Adligen erzogen. Ihre frühe Kindheit verbrachte sie mit ihrer jüngeren, bereits einjährig verstorbenen Schwester Margaret im schottischen Linlithgow Palace bei Alexander Livingstone, dem 7. Lord Livingstone und seit 1600 1. Earl of Linlithgow, und dessen katholischer Gattin Helen Hay. Im März 1603 folgte ihr Vater Jakob VI. von Schottland als Jakob I. der verstorbenen Königin Elisabeth I. als König von England und Irland nach. Die sechsjährige Elisabeth kam mit ihrer Mutter im Juni 1603 nach England und erhielt zunächst die in zweiter Ehe mit Henry Brooke, 11. Baron Cobham verheiratete Lady Frances Howard zur Gouvernante. Nach der Entdeckung von Cobhams Verwicklung in den vermeintlich gegen die Regierung König Jakobs I. von England gerichteten Main Plot wurde Elisabeth im Oktober 1603 in die Obhut des streng protestantisch gesisinnten Lord John Harington und dessen Gattin Anne gegeben und wohnte vorwiegend auf deren Gut Combe Abbey in Warwickshire. Das Ehepaar kümmerte sich eifrig um seinen neuen Schützling, und Elisabeth verlebte im Kreis ihrer Gespielinnen glückliche Jugendjahre. Sie erlernte u. a. Schreiben, Reiten sowie die von ihr gut beherrschten Fremdsprachen Französisch und Italienisch. Einige an ihren Vater und älteren Bruder gerichtete Notizen von der Hand der jungen Prinzessin blieben erhalten.
    Im November 1605 versuchten britische Katholiken, Elisabeths protestantischen Vater und die englischen Regierungsmitglieder durch den sog. Gunpowder Plot zu ermorden. Die Verschwörer planten, sich Elisabeths zu bemächtigen und im Fall des Gelingens des Attentats entweder sie oder ihren jüngeren Bruder Karl als Monarchen auf Englands Thron zu setzen, der dann im katholischen Sinn hätte regieren müssen. Rechtzeitig gewarnt begab sich Lord Harington aber mit Elisabeth nach Coventry, dessen Einwohner sie zu verteidigen versprachen. Der Anschlag von Guy Fawkes und seinen Komplizen scheiterte auch insgesamt.
    Ende 1608 zog Elisabeth an den von ihr bisher nur sporadisch besuchten Königshof, wo sie u. a. im Hampton Court Palace und Whitehall-Palast lebte. Sie freundete sich nun sehr eng mit ihrem Bruder Henry Frederick an und teilte dessen strenge protestantische Auffassung, die ihr von den Haringtons anerzogen worden war. Sie behielt ihre religiöse Überzeugung auch nach Henrys frühem Tod lebenslang bei, während ihr jüngerer Bruder Karl in dieser Hinsicht weniger strikt war.[2]
    Heirat mit Friedrich V. von der Pfalz
    Bald kam es zu Plänen für eine angemessene Verheiratung Elisabeths. Die junge Prinzessin wurde von Besuchern des englischen Hofs als blondhaarige Schönheit beschrieben, die bereits zahlreiche Dichter inspirierte. Als Johan Skytte als Leiter einer schwedischen Delegation 1610 nach London kam, glaubte der englische Hof, König Karl IX. wolle für seinen Sohn Gustav Adolf um die Hand Elisabeths werben lassen. Der Gesandtschaft ging es aber weniger um die Anbahnung einer solchen Ehe als um die Auslotung, wie viel Hilfe Schweden von Seiten Englands und den Niederlanden für einen Krieg gegen Russland, Polen und Dänemark erwarten konnte, dem sich das nordische Land gegenübersah.[3]
    Zu den Heiratskandidaten von Elisabeth gehörte u. a. Friedrich Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel, Otto von Hessen-Kassel und ein Sohn des Herzogs von Savoyen. Die englische Königin Anna zeigte sich zur Entrüstung des Prince of Wales Henry Frederick einer Ende 1611 angedachten katholischen Heirat ihrer Tochter mit Philipp III. von Spanien sehr geneigt. König Jakob I. schloss aber im März 1612 ein Bündnis mit der deutschen Protestantischen Union und entschied sich, Elisabeth einem fühhrenden Vertreter der Union, dem calvinistischen Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, zur Gemahlin zu geben, obwohl Elisabeths Mutter gegen diese Ehe war. Gleichzeitig suchte der englische Monarch aber auch gute Kontakte zu katholischen Mächten und stellte daher Überlegungen über eine mögliche Verheiratung seiner Söhne mit französischen oder spanischen Prinzessinnen an.
    Kurfürst Friedrich V. war nahezu gleichaltrig mit seiner auserwählten Braut, mit der er seit März 1612 in Korrespondenz stand. Er entsandte als seine Bevollmächtigten zur Führung der Heiratsverhandlungen zunächst den Grafen Johann Albrecht von SSolms und danach seinen Hofmeister Hans Meinhard von Schönberg nach London. Der Ehevertrag wurde am 16. Mai 1612 unterschrieben. Am folgenden 16. Oktober landete Friedrich V. selbst in England und konnte sich eines freundlichen Empfangs erfreuen. Elisabeth war ihrem Bräutigam sehr zugetan, musste aber damals den plötzlichen Tod ihres Lieblingsbruders Henry Frederick († 6. November 1612) erleben, den sie in den letzten Tagen seines Lebens nicht mehr hatte besuchen dürfen. Die Hochzeit von Friedrich V. und Elisabeth fand dann am 14. Februar 1613 in der königlichen Kapelle des Whitehall-Palasts zu London mit viel Pomp statt. Die anschließenden Feierlichkeiten, zu denen auch Maskenspiele und Turniere gehörten, waren außerordentlich umfangreich.[4][5]
    Die im Ehevertrag vorgesehene Mitgift Elisabeths in der Höhe von 40.000 Pfund zahlte ihr Vater Jakob I. im Verlauf der Jahre 1615–1618 an Friedrich V. Dieser wiederum übergab Elisabeth als Wittum u. a. Neustadt an der Weinstraße. Falls sie Witwe würde, sollte sie in Frankenthal und Friedelsheim residieren. Darüber hinaus sagte der Kurfürst seiner Gemahlin ein jährliches Einkommen von 1500 Pfund sowie ein Wittum von 10.000 Pfund zu.
    Am 26. April 1613 verließ Friedrich V. mit seiner frischangetrauten Gattin England per Schiff und wurde auf seiner Heimreise zunächst in den Niederlanden festlich empfangen. Er traf u. a. in Den Haag seinen Onkel Moritz von Oranien, reiste dann mit Elisabeth nach Deutschland und wurde mit ihr gemeinsam bei der Ankunft in Heidelberg (17. Juni 1613) von der Bevölkerung jubelnd begrüßt.[6]

    Nachkommen
    Elisabeth und Friedrich V. bekamen insgesamt 13 Kinder:
    1 Heinrich Friedrich (* 11. Januar 1614 in Heidelberg; † 17. Januar 1629 in der Nähe von Haarlem ertrunken, Grabstätte im St. Vinzent-Kloster oder in der Prinzenkirche in ’s-Gravenhage, Niederlande), Kurprinz von der Pfalz
    2 Karl Ludwig (* 22. Dezember 1617 in Heidelberg; † 28. August 1680 bei Edingen), Kurprinz und nachmaliger Kurfürst von der Pfalz
    3 Elisabeth (* 26. Dezember 1618 in Heidelberg; † 8. Februar 1680 im Stift Herford, Grabstätte im Herforder Münster, seit dem 30. April 1667 Äbtissin zu Herford (Westfalen))
    4 Ruprecht (* 17. Dezember 1619 in Prag; † 29. November 1682 in London, Grabstätte in der Westminster-Abtei, London), seit 1643 Duke of Cumberland, britischer Admiral, Gouverneur von Windsor ∞ morganatisch mit Lady Bellamont und später mit Margrete Hewes
    5 Moritz (* 6. Januar 1621 in Küstrin; † September 1652, verschollen, wahrscheinlich bei einem Schiffbruch auf hoher See oder als Gefangener in Algier gestorben)
    6 Louise Maria "Luise-Hollandine" (* 18. April 1622 in Den Haag; † 11. Februar 1709 im Kloster Maubuisson, Grabstätte im Zisterzienserinnenkloster Maubuisson in Saint-Ouen-l’Aumône, Département Val-d’Oise, Frankreich), seit 1664 Äbtissin zu Mauuisson
    7 Ludwig (* 31. August 1623 in Den Haag; † 24. Dezember 1623 ebd., Grabstätte im St. Vinzent-Kloster oder in der Prinzenkirche in ’s-Gravenhage, Niederlande)
    8 Eduard (* 5. Oktober 1625 in Den Haag; † 13. März 1663 in Paris, Grabstätte in der Klosterkirche Val de Grace, Paris) ∞ seit 1645 mit Anna Gonzaga (* 1616; † 6. Juli 1684), Prinzessin von Nevers, Mantua und Monferrat
    9 Henriette Marie (* 17. Juli 1626 in Den Haag; † 18. September 1651 in Sárospatak, Grabstätte in der St. Michaels-Kirche, Karlsburg, heute Alba Julia, Rumänien) ∞ seit dem 16. Mai 1651 in Patak mit Sigismund Rákoczy (* 14. Juli 1622; † 4. Febrar 1652 in Fogarasch, Grabstätte in der St. Michaels-Kirche, Karlsburg, heute Alba Julia, Rumänien), Graf von Mongatsch
    10 Philipp (* 6. Oktober 1627 in Den Haag; 16. Dezember 1650 in der Schlacht bei Rethel gefallen, Grabstätte in der Pfarrkirche Saint Charles, Sedan), lothringischer Reiteroberst
    11 Charlotte (* 19. Dezember 1628 in Den Haag; † 24. Januar 1631 in Den Haag, Grabstätte in der Hof- und Kollegiatskapelle, später französische Klosterkirche, Den Haag, Niederlande)
    12 Sophie (* 14. Oktober 1630 in Den Haag; † 8. Juni 1714 in Herrenhausen, Grabstätte im Welfenmausoleum im Berggarten Herrenhausen in Hannover); ∞ seit dem 17. Oktober 1658 in Heidelberg mit Ernst August, Kurfürst von Hannover
    13 Gustav Adolf (* 14. Januar 1632 in Den Haag; † 9. Januar 1641, Grabstätte in der Hof- und Kollegiatskapelle, später französische Klosterkirche, Den Haag, Niederlande)

    Kurfürstin von der Pfalz
    Durch die Eheverbindung mit dem Haus Stuart hielt ein verfeinertes kulturelles Leben am Hof Friedrichs V. Einzug, der aufgrund des englischen Einflusses auch in vermehrtem Maß streng protestantischen und ritterlich-humanistischen Idealen verpflichtet war. Elisabeth brachte einen Hang zu Prunk- und Verschwendungssucht mit, den ihr Gemahl teilte. Das Kurfürstenpaar führte trotz ihrer aus rein politischen Gründen angebahnten Heirat lebenslang eine glückliche Ehe. Friedrich V. ließ für seieine Gattin im Heidelberger Schloss einen eigenen „englischen Bau“ und eine Menagerie errichten sowie die Erbauung eines dem damaligen englischen Geschmack entsprechenden neuen Schlossgartens, des Hortus Palatinus, beginnen, mit dessen Anlage der mit Elisabeth in die Kurpfalz gereiste berühmte Gartenarchitekt Salomon de Caus betraut wurde.
    Elisabeth bekam in ihren ersten fünf Ehejahren ihre ersten drei Kinder, frönte in dieser Zeit aber im Übrigen ihren luxuriösen, unbeschwerten Aktivitäten, die sie u. a. mit ihrer englischen Rente finanzieren konnte. So beteiligte sie sich etwa aan zahlreichen Festen, Banketten und Jagden. Ein derartiger Lebensstil war bisher am kurfürstlichen Hof unbekannt und fand bei ihren neuen Untertanen ebenso wenig Anklang wie ihre geringen Anstrengungen, gut Deutsch zu lernen. Dennoch wirkte sie durch ihren Charme und ihre Attraktivität äußerst gewinnend. Sie hatte ein großes Gefolge von fast 400 Personen mitgebracht und Hans Meinhard von Schönberg musste häufig dafür Sorge tragen, dass es zwischen ihren englischen Dienern und dem Hofpersonal Friedrichs V. nicht allzu große Spannungen gab.
    Die politische Stellung Friedrichs V., der sich als Führer der protestantischen Kräfte im Reich gegen den katholischen Habsburger-Kaiser sah, war durch seine Heirat mit einer Prinzessin königlichen Geblüts noch erhöht worden. Damit steigerten sich auch die ehrgeizigen Pläne seiner Berater, von denen insbesondere Christian I. von Anhalt-Bernburg häufig die Regierung für den bisweilen depressiven, zudem politisch unerfahrenen Kurfürsten führte.[7]

    Königin von Böhmen
    Nach dem zweiten Prager Fenstersturz (23. Mai 1618), der den Beginn des Dreißigjährigen Krieges einleitete, unterstützte Friedrich V. zunächst nur versteckt die aufständischen böhmischen Protestanten gegen die Habsburger. Eine Heidelberger Kriegspartei, der Christian von Anhalt angehörte, wirkte aber bald dafür, dass ihr Kurfürst anstelle des Erzherzogs Ferdinand von Innerösterreich (des späteren Kaisers Ferdinand II.) zum böhmischen König gemacht würde. Nach dem Tod Kaiser Matthias’ (20. März 1619) beschlossen die böhmischen Landstände denn auch, Ferdinand abzusetzen (17. August) und den pfälzischen Kurfürsten zu ihrem neuen König zu wählen (26. August 1619). Nur zwei Tage danach wurde indessen Ferdinand seinerseits zum römisch-deutschen Kaiser gewählt.
    Friedrich V. erbat sich Bedenkzeit, ob er die ihm angebotene Krone annehmen sollte. Mehrere protestantische Verbündete und auch Jakob I. von England rieten ihm strikt von diesem abenteuerlichen Plan ab. Elisabeth hingegen soll laut häufigen späteren Behauptungen ihren Gatten maßgeblich dazu ermuntert haben, seine Wahl zu akzeptieren, damit sie künftig eine ihrer königlichen Abstammung würdige Position einnehmen könne. Lässt sich diese Mutmaßung auch nicht belegen, so steht doch fest, dass sie ihn zumindest nicht davon abhielt und ihm schrieb, seiner Entscheidung bereitwillig zu folgen und notfalls ihre Diamanten und sonstigen Schätze zur Finanzierung dieses Unternehmens zu verpfänden. Der Kurfürst selbst gab an, für seinen letztlich gefassten weitreichenden Beschluss, seine Königswahl doch anzunehmen, seien religiöse Gründe ausschlagend gewesen; er sei einem von ihm vermeintlich gehörten Ruf Gottes gefolgt.
    Im Oktober 1619 reisten Friedrich V., seine Gattin und zahlreiches Gefolge nach Prag, wo sie am 31. Oktober ankamen. Im dortigen Veitsdom wurde die mit ihrem vierten Kind, Ruprecht, hochschwangere Elisabeth drei Tage nach ihrem Mann am 7. Novembmber 1619 zur Königin von Böhmen gekrönt. Bald kam es aber zwischen der einheimischen Bevölkerung einerseits und dem neuen Königspaar sowie dessen Hofstaat andererseits auch zu Spannungen. So betätigte sich der eifernde calvinistische Hofprediger Friedrichs V., Abraham Scultetus, zur Empörung der Böhmen zu Weihnachten 1619 in Prager Kirchen als Bilderstürmer. Viele Böhmen fanden es auch nicht passend, dass ihr „Winterkönig“ vor seiner Gemahlin und deren Hofdamen nackt in der Moldau badete oder dass Elisabeth äußerst gewagte Kleider trug und Hunde und Affen in ihrer Umgebung hielt.
    Inzwischen schloss Ferdinand II. im Oktober 1619 mit dem bayrischen Herzog Maximilian I. als Haupt der Katholischen Liga ein Bündnis und versprach diesem für militärische Unterstützung die Länder und Kurfürstenwürde Friedrichs V. Ferner verbündete sich der Kaiser mit dem lutherischen Kurfürsten Johann Georg von Sachsen, der als Belohnung die Lausitz erhalten sollte. Auch Spanien trat der Allianz unter der Bedingung bei, dass es die Unterpfalz angreifen durfte. Hingegen erhielt Friedrich V. von befreundeten protestantischen Ländern praktisch keine Unterstützung. Während der spanische Feldherr Spinola im August 1620 die fast ungeschützte Kurpfalz angriff, fielen die von Tilly angeführten Truppen Maximilians und jene Johann Georgs bald darauf in Böhmen ein. Im September bat Elisabeth ihren Bruder Karl brieflich dringend, dass er sich bei ihrem Vater Jakob I. für die Unterstützung Friedrichs V. einsetze.
    Nach der verheerenden Niederlage in der am 8. November 1620 nahe Prag ausgetragenen Schlacht am Weißen Berg gegen die Truppen der katholischen Fürsten unter Tilly floh die erneut hochschwangere Elisabeth mit ihrem Gatten zunächst nach Breslau, von wo aus sie ihrem Vater schrieb, er solle Mitleid mit ihr haben, sie werde aber jedenfalls ihren Gatten nicht verlassen. In dieser schwierigen Situation zeigte sie große Selbstdisziplin und Mut. In der Weihnachtszeit 1620 fand sie in Küstrin Schutz, wo sie ihren Sohn Moritz gebar, aber mit ihrem Gefolge nur unzureichend mit Essen versorgt wurde. Nach der Ankunft ihres Gatten in Küstrin musste das geflohene Ehepaar weiter nach Berlin ziehen. Dort war es nicht sehr willkommen, doch wururde seinen Kindern am Hof des Kurfürsten Georg Wilhelm ein sicherer Zufluchtsort gewährt. So wohnte Elisabeths älteste Tochter, die gleich wie ihre Mutter hieß, in ihren ersten Lebensjahren in Berlin, wohin sie von ihrer Großmutter Luise Juliana gebracht worden war. Friedrich V., über den Kaiser Ferdinand II. am 29. Januar 1621 u. a. wegen Landfriedensbruch die Reichsacht verhängte, und seine Gattin Elisabeth verließen hingegen bald Berlin und reisten über Wolfenbüttel in die Niederlande. Hier wurden sie vom Statthalter Moritz von Oranien am 14. April 1621 in Den Haag ehrenvoll empfangen.[8]
    Langes Exil in den Niederlanden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Leben bis zum Tod Friedrichs V.
    In den Niederlanden residierten Elisabeth und Friedrich V. nun in Den Haag, bekamen weitere acht Kinder und richteten bald eine Exilregierung ein. Wenigstens anfangs wurden sie von den Generalstaaten finanziell großzügig unterstützt. Aufgrund der ihnen überwiesenen niederländischen und englischen Unterstützungsgelder konnte sich das Fürstenpaar in den 1620er Jahren erlauben, weiterhin ein äußerst aufwendiges Leben zu führen. Elisabeth, die nun eine politisch wesentlich gewichtigere Rolle als zuvor spielte, ließ sich und ihre Familie von renommierten holländischen Malern wie Gerrit van Honthorst und Michiel Jansz van Mierevelt porträtieren und sandte einige dieser Gemälde an verschiedene ihrer Unterstützer.
    Auf politischem Gebiet mussten Elisabeth und ihr Gemahl aber weitere große Rückschläge hinnehmen. Böhmen wurde katholisch, im April 1621 löste sich die Protestantische Union selbst auf, 1622–1623 verlor Friedrich V. seine pfälzischen Erblande vollständig an die Kaiserlichen, Spanier und Bayern, und am 23. Februar 1623 wurde seine Kurwürde durch Ferdinand II. auf Maximilian I. von Bayern übertragen. Die Hoffnungen des im Exil lebenden Paars ruhten maßgeblich auch auf englischer Hilfe. Elisabeth fand aber bei ihrem Vater nur wirkungslose diplomatische, jedoch praktisch keine militärische Unterstützung; vielmehr suchte Jakob I. intensiv einen Ausgleich mit Spanien. Dennoch kämpfte Elisabeth nach wie vor energisch für die pfälzische Sache.
    Elisabeths Hof in Den Haag entwickelte sich zu einem geistigen Mittelpunkt der protestantischen Gesellschaft. Sie entsprach dem Schönheitsideal der damaligen Zeit. So wurde sie anerkennend Pearl of Britain (deutsch: Perle Britanniens), Englandds Rose und nicht zuletzt aufgrund ihres Charmes Queen of Hearts (deutsch: Königin der Herzen) genannt. Sie erhielt fast kultische Verehrung durch viele Bewunderer, etwa dem englischen Diplomaten Sir Thomas Roe oder Feldherren, die für ihre Sache in Deutschland zu streiten bereit waren. So wurde sie in ritterlichem Sinn von ihrem Cousin angehimmelt, dem militärisch verwegenen, dabei aber auch zu Gewalttätigkeit neigenden jungen Herzog Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel. Er soll einen Handschuh Elisabeths an seinem Helm befestigt und geschworen haben, diesen Handschuh erst dann wieder abzunehmen, wenn es ihm gelungen sei, den Gemahl seiner verehrten Dame wieder in dessen Reich einzusetzen. Außerdem habe er seine Truppen mit Feldzeichen ausgestattet, auf denen als Hinweis auf Elisabeth in französischer Sprache „Pour dieu et pour elle“ (d. h. „Für Gott und für sie“) eingestickt gewesen sei. Militärisch aber gelang es auch ihm nicht, mit seiner Söldnerarmee die Kurpfalz für Friedrich V. wiederzugewinnen. 1626 starb er im Alter von nur 26 Jahren an hohem Fieber.
    Nachdem Elisabeths Bruder Karl und der Herzog von Buckingham von ihrer 1623 unternommenen Brautreise nach Madrid, wo der englische Thronfolger um die Hand einer spanischen Prinzessin werben wollte, enttäuscht zurückgekehrt waren, drängten sie KöKönig Jakob I. zu einer antispanischen Kriegspolitik. Dies schien die Aussichten Friedrichs V. in seiner pfälzischen Sache zu verbessern. Elisabeth setzte nun Erwartungen auf die Hilfe Karls. Doch nach dem Tod ihres Vaters (27. März 1625) und der Thronbesteigung ihres Bruders als Karl I. sah sie die Kriegsstrategie bald gescheitert. Ihr Berater und Bevollmächtigter in London, Johann Joachim von Rusdorf, machte dafür den Herzog von Buckingham verantwortlich, der wiederum in Elisabeths nniederländischem Hof einen Gegner seiner Politik sah. Friedrich V. und seine Gemahlin wehrten sodann den Vorschlag des im November 1625 nach Den Haag gereisten Herzogs ab, seine Tochter zur Gemahlin von einem Sohn Elisabeths zu machen. Die am 23. August 1628 erfolgte Ermordung Buckinghams bedauerte Elisabeth nicht.
    Auch der militärische Einfall des dänischen Königs Christian IV. ins Reich zugunsten der deutschen Protestanten half den Rückkehrplänen Friedrichs V. nicht. In der Schlacht bei Lutter wurde der Dänenkönig 1626 von Tilly völlig geschlagen und schloss schließlich 1629 den Lübecker Frieden. Elisabeth war verärgert, dass ihr Bruder Karl 1630 den Krieg gegen Spanien beendete, ohne dabei die Ansprüche Friedrichs V. zu berücksichtigen. Sie genoss aber in England weiterhin große Sympathien, insbesondere bei strengen Protestanten. Das Ertrinken ihres ältesten Sohnes Heinrich Friedrich (1629) und der frühe Tod ihres erst zweijährigen Töchterchens Charlotte (1631) bereiteten ihr weiteren Kummer. Ab 1629 ließ sie sich mit ihrem Gatten eine neue Unterkunft in Rhenen erbauen, wo sie dann meist residierte und viele englische Besucher empfing.
    Die Siege des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf 1631 weckten in Friedrich V. neue Hoffnungen. Briefliche Bitten Elisabeths an ihren Bruder, sich mit Schweden zu verbünden und für die Interessen der pfälzischen Dynastie militärisch in Deutschland eeinzugreifen, blieben letztlich erfolglos. Friedrich V. schloss sich dem schwedischen Eroberer an, in dessen Plänen aber seine Wiedereinsetzung in der Pfalz nur eine zweitrangige Rolle spielte. Kurz nachdem Gustav Adolf in der Schlacht bei Lützen (16. November 1632) gefallen war, verstarb der darüber maßlos enttäuschte Friedrich V. am 29. November 1632 in Mainz aufgrund eines pestilenten Fiebers, wahrscheinlich der Pest. Seine Gattin Elisabeth war über seinen Tod erschüttert und schrieb ihrem königlichen Bruder, dass sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben gefürchtet habe und drei Tage nicht habe essen und schlafen können. Sie lehnte aber ein Rückkehrangebot Karls nach England ab, da dies einer Aufgabe ihrer Ansprüche und jener ihrer Kinder auf die Rückerstattung der Kurpfalz bedeutet hätte.[9][10]

    Witwenzeit
    Elisabeth erhielt nun die bisher ihrem Gatten zugestandenen Zahlungen von Seiten der Generalstaaten und frönte weiterhin bisweilen der Jagd und dem Reiten. Vor allem aber setzte sie sich in den nächsten Jahren für das Los ihrer Kinder ein. So sammelte sie mit Wilhelm von Hessen im Juli 1633 ein kleines Heer, um die Pfalz zu besetzen, und sie bemühte sich auf ihren Bruder Karl I. einzuwirken, dass er seinen Einfluss zugunsten ihres ältesten lebenden Sohnes und Erben der Pfalz, Karl Ludwig, geltend machte. Der König unternahm aber keine entscheidenden Schritte im Sinne ihres Anliegens; ihre Beziehungen zum englischen Hof waren in den 1630er Jahren vielmehr recht gespannt. Nachdem Dudley Carleton, 1. Viscount Dorchester, ein guter, einflussreicher Freund Elisabeths und seit Ende 1628 Secretary of State, am 15. Februar 1632 verstorben war, fungierte Sir Thomas Roe als Elisabeths engster bedeutender Vertrauter in England, wenn er auch kein Hofamt bekleidete. Sie unterhielt zwar auch zu manchen anderen wichtigen Politikern ihres Heimatlandes freundschaftliche Beziehungen, doch hatte sie nur sehr vereinzelt wirklich glühende Anhänger am englischen Hof wie Georg Rodolf Weckherlin. Der offizielle Vertreter Elisabeteths in ihrem Heimatland, Sir Francis Nethersole, verhielt sich nicht sehr diplomatisch und schadete mit diesem Benehmen ihren pfälzischen Interessen. Als er Ende 1633 Karl I. brieflich beschuldigte, dass diesem die politischen Wünsche Elisabeths gleichgültig seien, ließ der verstimmte König Nethersole gefangen setzen und Elisabeth musste nun ihren Vertrauten entlassen.
    Die Wiedereroberung der Pfalz durch die Kaiserlichen und der Prager Frieden (30. Mai 1635) machten die Hoffnungen Karl Ludwigs zunichte, der auf Rat seiner Mutter Elisabeth und bald gefolgt von seinem jüngeren Bruder Ruprecht nach London reistee, um die Hilfe Karls I. zu erbitten. Dieser wollte seine Neffen aber nicht militärisch, sondern nur auf dem Weg über Verhandlungen unterstützen. Als sich die Brüder später entschlossen, dennoch mit Waffengewalt die Wiedereroberung ihres Erbes zzu versuchen, wurden sie nach einer vergeblichen Belagerung von Lemgo im Oktober 1638 bei Gohfeld geschlagen, wonach Karl Ludwig entkommen konnte, während Ruprecht in Gefangenschaft Kaiser Ferdinands III. geriet und erst 1641 freikam. Karl Ludwig wurde wiederum bei einer Reise durch Frankreich im Oktober 1639 auf Befehl Richelieus verhaftet und bis August 1640 interniert. Dies bestärkte Elisabeth in ihrer Ablehnung einer ihr früher von ihrem Berater Rusdorf empfohlenen engeren Zusammenarbeit mit Frankreich.
    Nach dem Ausbruch des englischen Bürgerkriegs zwischen Anhängern Karls I. und jenen des Parlaments (1642) wurde die jährliche englische Rente für Elisabeth in der Höhe von 12.000 Pfund eingestellt. Ihre finanzielle Lage wurde mit der Zeit immer kritischer und sie hing zunehmend vom guten Willen holländischer Darlehensgeber, meist Kaufherren, ab. Ihr enger dauerhafter Freund Lord William Craven, der erstmals 1632 nach Den Haag gekommen war, unterstützte sie oft in ihrer Not. Dass er ihr Geliebter oder heimlicher Ehemann gewesen sei, scheint nicht auf Wahrheit zu beruhen; er dürfte sie vielmehr nur stets aufrichtig und teilnahmsvoll verehrt haben. Nach dem Ende des Bürgerkriegs wurde sein Besitz wegen seiner Unterstützung Karls I. konfisziert. Von Elisabeths Söhnen kämpften Ruprecht und Moritz im Bürgerkrieg für ihren Oheim König Karl I., während Karl Ludwig eher zur Partei des Parlaments hinneigte. Elisabeth selbst scheint dabei eher die Ansicht Ruprechts und Moritz’ geteilt zu haben, wandte sich aber dennoch mehrmals mit Bitten um weitere Geldüberweisungen an das englische Parlament. Nach der Hinrichtung Karls I. (30. Januar 1649) betrauerte Elisabeth diesen sehr, brach alle Kontakte mit dessen Gegnern ab und hasste nun den später zum Lordprotektor ernannten Oliver Cromwell.
    In ihren letzten 15 Lebensjahren verschlechterte sich Elisabeths Verhältnis zu den meisten ihrer Kinder. Ihre jüngste Tochter Sophie behauptete später, dass Elisabeth keine kleinen Kinder gemocht und diesen die Gesellschaft ihrer Hunde und Affeen vorgezogen habe; daher habe sie ihre Töchter in Leiden erziehen lassen, bis sie erwachsen waren. Karl Ludwig erhielt nach dem Westfälischen Frieden (1648), der den Dreißigjährigen Krieg beendete, einen Teil seiner pfälzischen Erblande, nämlicich die rheinische Pfalz zurück, wo er nun residierte; außerdem wurde für ihn eine achte Kur geschaffen. Elisabeth wurde vom Kaiser ein Wittum von 20.000 Talern versprochen. Doch Streitigkeiten zwischen Karl Ludwig und seiner Mutter führten dazuu, dass diese nicht wie beabsichtigt in die Pfalz kam, sondern weiterhin in den Niederlanden wohnte. Elisabeth erhielt von Karl Ludwig nur eine jährliche finanzielle Unterstützung von 6000 Talern und nach dem Niedergang des Hauses Oranien blieben seit 1650 auch die bisherigen Geldleistungen der holländischen Generalstaaten aus. Sie musste daher mit der ihr noch verbliebenen Familie in relativer Armut leben und konnte sich ihrer Gläubiger nur schwer erwehren.
    Als lebenslang strenggläubige Protestantin schmerzte es Elisabeth sehr, dass ihr Sohn Eduard 1645 zum Katholizismus übertrat. 1646 ermordete ihr Sohn Philipp in Den Haag den französischen Edelmann Jacques d’Espinay, der angeblich Elisabeths Geliebter gewesen war. Diese Tat zog Philipp den tiefen Groll seiner Mutter zu, und er floh aus den Generalstaaten. Der Mord führte aber auch dazu, dass sich Elisabeths gleichnamige älteste Tochter, die später Äbtissin von Herford wurde, mit ihrer Mutter überwarf. Sophie wiederum rang, nachdem ihre geplante Verheiratung mit dem späteren englischen König Karl II. nicht zustande gekommen war, ihrer widerstrebenden Mutter Elisabeth 1650 die Erlaubnis ab, deren Haushalt verlassen und an den Hof ihres Bruders Karl Ludwig ziehen zu dürfen. Elisabeths Sohn Moritz, der in seiner letzten Lebenszeit Piraterie trieb, blieb 1652 nach einem Schiffsbruch verschollen. Luise Hollandine, die als letztes ihrer Geschwister noch bei ihrer Mutter gelebt hatte, verließ diese Ende 1657 heimlich und fluchtartig, begab sich nach Frankreich und wurde wie ihr Bruder Eduard Katholikin. Die davon schmerzlich bewegte Elisabeth verzieh ihrer Tochter dieses Verhalten nie. Ruprecht war in Elisabeths späteren Lebensjahren ihr Lieblingssohn.[11]
    Rückkehr nach England und Tod[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
    Nachdem das Haus der Stuarts mit der Thronbesteigung von Elisabeths Neffen Karl II. (Mai 1660) wieder in England an die Macht gekommen war, plante Elisabeth ihre Rückkehr in ihr Heimatland. Diese verzögerte sich aber aufgrund ihrer Schulden, und sie wartete auch vergeblich auf eine Einladung Karls II. Das englische Parlament bewilligte ihr in der zweiten Hälfte des Jahres 1660 insgesamt 20.000 Pfund zur Bezahlung ihrer Schulden, doch erhielt sie dieses Geld nicht überwiesen. Schließlich stimmten ihre holländischen Gläubiger ihrer Abreise doch zu, weil sie wahrscheinlich glaubten, dass Elisabeth so die ihr zugestandenen 20.000 Pfund schneller ausgezahlt bekommen und sie damit ihre Schulden begleichen würde. Trotz Versuchen Karls II., sie an der Rückkehr zu hindern, verließ sie ihr Gastgeberland, die Niederlande, nach 40-jährigem Aufenthalt und betrat nach einer Schiffsreise Ende Mai 1661 wieder englischen Boden. Dort wurde sie nicht offiziell empfangen.
    Elisabeth erfreute sich indessen wieder der Freundschaft Lord Cravens, der ihr sein Haus mit schönen Gärten in Drury Lane in London als Wohnsitz zur Verfügung stellte. Karl II. gewährte ihr eine Rente und versprach, dass das Parlament möglichshst ihre Gläubiger befriedigen würde. Ihr Sohn Ruprecht behandelte sie sehr liebevoll. Sie zog am 8. Februar 1662 in ein eigenes Domizil um, Leicester House in Leicester Fields, starb dort aber bereits fünf Tage später am 13. Februar im Alter von 65 Jahren in Gegenwart Ruprechts wohl an Bronchitis. Ihr Tod blieb nahezu unbeachtet, nur ihr Begräbnis am 17. Februar 1662 in der Westminster Abbey wurde pompös gestaltet. In ihrem Testament ernannte sie ihren ältesten lebenden Sohn zum Erben, vermachte aber den ihr verbliebenen Schmuck ihrem Lieblingssohn Ruprecht und ihre Papiere und Familienporträts Lord Craven, der diese in der von ihm erworbenen Combe Abbey aufbewahrte.[12]
    Stammmutter der späteren britischen Könige[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
    Aufgrund des 1701 vom englischen Parlament erlassenen Act of Settlement wurde Elisabeths jüngste Tochter Sophie, als einzige zu diesem Zeitpunkt protestantische Nachfahrin der Könige von England und Schottland nach der Thronfolgerin Anne Stuart, zur Thronerbin dieser Länder bestimmt. Sophias Sohn Kurfürst Georg I. von Hannover bestieg daraufhin im Jahr 1714 den britischen Thron. Elisabeth Stuart wurde dadurch zur Stammmutter sämtlicher Monarchen Großbritanniens.



    Literatur
    • Ronald G. Asch: Elizabeth, Princess (Elisabeth Stuart), in: Oxford Dictionary of National Biography (ODNB), Bd. 18 (2004), S. 85–92.
    • Miß Benger: Memoirs of Elizabeth Stuart, queen of Bohemia. London, 1825
    • Arthur Kleinschmidt: Elisabeth Stuart. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 6, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 19–22.
    • Margret Lemberg (Hrsg.): Eine Königin ohne Reich. Das Leben der Winterkönigin Elisabeth Stuart und ihre Briefe nach Hessen. Marburg (Lahn), 1996
    • Friedrich Hermann Schubert: Elisabeth, Kurfürstin von der Pfalz. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 447 (Digitalisat).
    • Adolphus William Ward: Elizabeth (1596–1662), in: Dictionary of National Biography (DNB), Bd. 17 (1889), S. 233–240 (online) (gemeinfreier Text)
    Weblinks
     Commons: Elisabeth Stuart, Königin von Böhmen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    • Literatur von und über Elisabeth Stuart im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
    Einzelnachweise
    1 In manchen Quellen wird der 16. August 1596 als Geburtsdatum angegeben (Ronald G. Asch, in: ODNB, Bd. 18, S. 86).
    2 Ronald G. Asch, ODNB, Bd. 18, S. 85f.; Adolphus William Ward, DNB, Bd. 17, S. 233f.
    3 Günter Barudio: Gustav Adolf der Große, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-596-14197-4, S. 150f.
    4 Ronald G. Asch: Elizabeth, Princess (Elisabeth Stuart), in: Oxford Dictionary of National Biography (ODNB), Bd. 18 (2004), S. 86f.
    5 Adolphus William Ward: Elizabeth (1596–1662), in: Dictionary of National Biography (DNB), Bd. 17 (1889), S. 234f. (online)
    6 Hans Rall und Marga Rall: Die Wittelsbacher in Lebensbildern, aktualisierte Taschenbuchausgabe München 2005, ISBN 3-492-24597-8, S. 265.
    7 Ronald G. Asch, ODNB, Bd. 18, S. 87; Adolphus William Ward, DNB, Bd. 17, S. 235.
    8 Ronald G. Asch, ODNB, Bd. 18, S. 87f.; Adolphus William Ward, DNB, Bd. 17, S. 235f.
    9 Ronald G. Asch: Elizabeth, Princess (Elisabeth Stuart), in: Oxford Dictionary of National Biography (ODNB), Bd. 18 (2004), S. 88f.
    10 Adolphus William Ward: Elizabeth (1596–1662), in: Dictionary of National Biography (DNB), Bd. 17 (1889), S. 236f. (online)
    11 Ronald G. Asch, ODNB, Bd. 18, S. 89ff.; Adolphus William Ward, DNB, Bd. 17, S. 237f.
    12 Ronald G. Asch, ODNB, Bd. 18, S. 91; Adolphus William Ward, DNB, Bd. 17, S. 238f.

    Elisabeth heiratete König Friedrich V. von der Pfalz, Winterkönig am 24 Feb 1613 in Königliche Kapelle, Whitehall-Palast. Friedrich wurde geboren am 26 Aug 1596 in Jagdschloss Deinschwang; gestorben am 29 Nov 1632 in Mainz - Worms; wurde beigesetzt in Sedan, wo genau ist unbekannt.. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 25. Kurfürst Karl I. Ludwig von der Pfalz  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 22 Dez 1617 in Heilig Geist Kirche, Heidelberg, Baden-Württemberg, DE; gestorben am 28 Aug 1680 in Edingen, Rhein-Neckar-Kreis, DE.